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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961104011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896110401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896110401
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- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Bindung fehlerhaft: Seiten in falscher Reihenfolge
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-11
- Tag1896-11-04
- Monat1896-11
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8. Berlin, 8. November. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Ztg." berichtet: Die Fünfercommission der ConfeettonS- arbeiter und Arbeiterinnen batte gestern Abend fünf öffent- liche Versammlungen einberufen, zwei wurden in Berlin und je eine in Rixdorf, Weißens« und Schöneberg abgebalten. Auf der Tagesordnung stand da« Thema: „Die Eröffnung de« Reichstage« und die Forderungen der Schneider und Näherinnen an die Gesetzgebung". Zu gleicher Zeit be faßten sich circa 35 Versammlungen an 27 Industrie orten Deutschlands mit demselben Thema. Die kiesigen Redner und Rednerinnen geißelten in erster Linie da« Vorgeh:» der Berliner Herren-Confectionaire und ver wiesen zugleich auf die Unbeständigkeit der Arbeiterschaft in der Organisationsfrage, welche einen ständigen Erfolg durch eigenes Vorgehen in Frage stelle, ferner verbreiteten sie sich über die Forderung, betreffend die Unterstellung der Heimarbeiter unter die Arbeiterschutzbestimmungen. In der DiScussion wurde fast allgemein betont, daß die vergangene Lohnbewegung einen Erfolg nicht zu verzeichnen gehabt habe, ja daß sogar vielfach jetzt niedrigere Löbne gezahlt würden, als vor dem Streil. Theilweise machte man diesen Miß erfolg der Fünfercommission zum Vorwurf, meinend, daß diese nicht energisch genug verfahren sei. Schließlich gelangte folgende Resolution zur Annahme: „Die Versammlungen erwarten, daß der Reichstag sich mit den Forderungen der EonfectionSarbeiter befassen und entsprechende Schutz bestimmungen erlassen werde; dies umsomebr, als sonst die Confectionaire die gegebenen Versprechen nicht halten" 8. Berlin, 3. November. (Privattelegramm.) Der soeialwiffenschastliche Ttndentenverein feierte gestern sein Stiftungsfest. Die Festrede batte Pfarrer Naumann übernommen, der die socialen Aufgaben der gebildeten Jugend erörterte. Seiner Ansicht nach bat sich die akademische Jugend an sich noch nicht mit der Tagespolitik zu beschäftigen, jedenfalls steht sie noch nickt in dieser Tages politik. Naumann wollte im Allgemeinen den Grundsatz anerkannt wissen, daß, je weniger bock für eine gewisse Bevölkerungsschicht das Quantum deö Wissens sei, desto eber (?) der Einzelne reif(?) werde und in den Vordergrund politischer Thätigkeit treten könne. Während so der Arbeiter mit 30 Jahren auf dem Höbepunct (?) angelangt sei, fange bei den Gelehrten in diesem Alter erst die Zeit an, wo er einen weiteren Einfluß gewinne, und erst nut 50 Jabren pflege er öffentlich eine Epoche zu bestimmen. Die socialen Aufgaben -er heutigen gebildeten Jugend bestünden daher im Wesent lichen darin, daß sie sich vorbereite auf jene etwas entfernt liegende Zeit, wo ihre Generation den Geist des Volkes eine Zeit lang zu bestimmen haben werde, das sei für die heutige Jugend etwa die Zeit von 1920—1930. — Die vorläufige Tagesordnung für den konser vativen Deleqirtentag lautet: 1) Gesammtpolitik. Stellung zu den Parteien. 2) Socialreform. 3) Schutz der nationalen Protuctivgewerbe. 4) Organisation. Ohne Legitimation hat Niemand Zutritt. — Betreffs der auch von unS erwähnten angeblichen Aeußernngen des Lic. Weber in M.-Glavbach über die Stellung der Conservativen zum Antrag Kauitz: „die konservative Partei benutze denselben lediglich als Agitationsmittel zur Aufhetzung der Massen gegen die Ne gierung und verspreche sich einen Erfolg von der Durch führung des Antrags nicht", erklärt Lic. Weber jetzt in der „Deutschen Tageszeitung": „Ich habe weder von der „konservativen Partei" als solcher, noch von „Aufhetzung der Massen", noch von „nicht Erfolg ver sprechen" geredet, überhaupt kein eigenes Urtheil gefällt, sondern nur eine mir von einem Freunde mitgetheilte Aeußerung citirt, die ich ohne Namennennung und in der Voraussetzung, unter Ver trauensmännern der christlich-socialen Partei, also in vertraulichem Kreise zu jein, wiedergab, welche Zweifel an der Durchführbarkeit und inneren Berechtigung des Antrages Kanitz ausdrückte." Diese Berichtigung gleicht einer Bestätigung. — Der Ausschuß für Wohlfahrtspflege auf dem Lande erläßt einen Aufruf zur Gründung einer Central stelle, über deren Aufgaben und Bedeutung eine Denkschrift von Heinrich Sohnrey „Die Bedeutung der Landbevölkerung im Staate" näheren Aufschluß giebt. Wie der Aufruf besagt, beabsichtigt der Ausschuß, nicht nur die Lebenshaltung, Woh nungen u. a. m. freundlicher zu gestalten, sondern auch daS Geistes- und GemüthSleben der ländlichen Bevölkerung, ihre Sonn- und Festtage, ihre Winterabende in volkstbümlicher Weise zu beleben, für eine gute Lectüre, edle Erbolungen, Förderung der Jugendvereme, des Bolksgesanges, Einführung von UnterhaltungSabenden, Pflege nationaler Sitten und Gebräuche Sorge zu tragen, um dadurch den HeimathSsinn der Landbewohner zu wecken und zu kräftigen. Der Ausschuß hat sich der Centralstelle für Arbeiter-WohlsahrtSeinrichtungen im Ministerium für Handel und Gewerbe angescklofsen und erbittet Beitrittserklärungen an das Bureau, Vs. Schill- straße 16, während Geldbeiträge an die Preußische Central- Boden-Credit-Actiengesellschaft, Unter den Linden 34, zu senden sind. * Lübeck, 2. November. Der „Hamb. Corr." schreibt: „Die ausständigen Arbeiter der Firma Carl Thiel und Löbne hatten bekanntlich beim hiesigen Gewerbegericht die Einsetzung eines Einigungsamtes beantragt. Wie der Vorsitzende des Gewerbegerichts, Herr Senator vr. Sckön, jetzt den Antragstellern mittheilt, hat die Firma die Ein setzung deS EinigungSamteS abgelehnt, da sie zunächst das Ergebaiß der Verhandlungen der von ihr gegen verschiedene an der AuSstandSbewegung betbeiligte Personen gestellten Strafanträge abwarten will. Bei Thiel und Söbne arbeiten zur Zeit bereits wieder über 200 Personen. Auf die Forderung der Streikenden, die jetzt beschäftigten Personen bei einer eventuellen Beendigung de« Streike« zu entlassen, wird die Firma sich nicht eiulaffen. Nach Beendigung des Streike« wird die Firma von den Streikenden nur so viele einstellen, wie st« zur Completirung der Arbeiterzahl benötbigt. Die einzelnen Gewerke erörtern jetzt eifrig in Versammlungen den Generalstreik, und man spricht davon, daß er am nächsten Dienstag ausbrechen soll. Bei der Uneinigkeit aber, die im eigenen Lager herrscht, glaubt hier Niemand an eine solche Thorheit." * Hamburg, S. November. (Telegramm.) Bon den 600 Motorführera der Straßenbahn sind etwa 500 in ven Ausstand eingetreten. Der Betrieb wird durch Hilfs kräfte zum größten Theile aufrecht erhalten. Heute Mittag fand eine Versammlung der Streikenden statt, die rubig ver lief. Gegen die Androhung der Polizei, den Ausständigen wegen Vertragsbrüche« den Fahrschein zu entziehen, haben die Ausständigen durch einen Rechtsanwalt Beschwerde ein gelegt. * Kriebrich«ruh, 2. November. In letzter Zeit tauchten, namentlich auswärts, wiederholt die ungünstigsten Gerüchte über daS Befinden de« Fürsten Bismarck auf. Der „Hambg. Corr." ist in der Lage, diese Gerückte als voll kommen erfunden zu bezeichnen. Der Fürst verbrachte den heutige» Tag i» gewohnter Weise und befindet sich ganz wohl. Gestern unternahm Kürst Bismarck vom Hinteren Parkthor au« eine längere Spazierfahrt und kehrte erst zurück, al« die Dunkel heit schon angebrochen war. Im Schlosse weilte heute außer der Gräfin Rantzau nur Graf Wilhelm bei dem Fürsten. Auch dieser gedenkt, wie verlautet, schon morgen wieder abzureisen. — Wenn anläßlich der Auseinandersetzungen zwischen den „Ham burger Nachr." und dem „ReichSanzeiger" von verschiedenen Blättern darauf hingewiesen wurde, gerade Fürst BiSmarc bade die Benutzung der Archive »ar mit sehr großen Einschränkungen gestattet» so wäre dem gegenüber nicht nur auf seine Liberalität H. v. Sybel gegenüber zu ver weisen. Im Nachstehenden geben die „M. NN." einen bisher nicht veröffe»llichte» Brief BiSmarck'S an Heinrich ». »reitschke wieder. Der Brief, vom 15. December 1885 datirt, ist die Antwort auf ein Schreiben, in welchem Treitschke um die Erlaubniß zur Benutzung der Acten des Auswärtigen ImtS nachgesuckt batte. Der Brief, der einer in Kürze er- cheinenden Biographie der Jugendjahre Treitschke'S*) ent nommen ist, lautet wörtlich: Ew. Hochwohlgeboren gefälliges Schreiben vom 10. v. habe ich zu erhalten die Ehre ge habt, und erwidere ergebenst, daß ich kein Bedenken trage, die Be nutzung der Acten deS diesseitigen Ministeriums in dem von Ihnen gewünschte» Umfange zu gestatten. Die einzige Beschränkung, die ch nach den mich selbst bindenden Vorschriften daran knüpfen muß, besteht in dem Verlangen der Einsicht der von Ihne» zu machenden Excerpte. Ew. Hochwohlgeboren wollen aus demselben aber nicht die Besorgniß entnehmen, daß Ihnen die Frucht Ihrer Arbeiten aus diesem Wege nachträglich ver- lümmert werden würde. Tenn, wenn Sie auch die Wüsche unserer damaligen Politik nicht so rein finden werden, wie ich wünschen möchte, so glaube ich doch auch nicht, daß Sie den Ausspruch, „Preußen habe am wenigsten Ursache, die Vergangenheit seiner Bundespolitik in Dunkel zu hüllen", zurückzunehmeii Sich werden gedrungen fühlen. Jedenfalls habe ich keinen Glauben an die Bedeu tung von Drpeschengeheimnissen, welche älter sind, alS die Betheiligung der gegenwärtig diePolitsk leitenden Personen au den Staatsgeschäften, und bin überzeugt, daß auch die schwachen Seiten unserer Vergangen heit unter Ihrer parteilosen Feder nicht schwächer erscheinen werden, als der mittlere Durchschnitt deutscher uud amtlicher Menschlichkeit. Sehr wahr ist Ihre Andeutung, daß erst der ge naue Einblick in die Geschäfte das Maß dcr Friction erkennen läßt, welches bei uns überwunden werden will, bevor ein Ueberschuß der Kraft frei wird und zu praktischer Verwerthung gelangt. In der Hoffnung, daß ich im März die Ehre haben werde, hier Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, bin ich mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster v. Bismarck. * Posen, 2. November. Die „Gazeta OlsziynSka" weist darauf hin, daß der Cardinal Fürstbischof Kopp auf seinen Visitationsreisen in Oberschlesien von der dortigen katbolischeu Bevölkerung bäusig polnisch begrüßt werde, obgleich er gar nicht polnisch verstehe, und fordert die pol- niichen Katholiken ErmlandS auf, dies Beispiel dem dortigen Bischof gegenüber nachzuabmen. Eine solche Begrüßungs- reoe sei ja ihrem Wesen nach mehr darauf berechne«, auf die anwesende Volksmenge zu wirken, als auf den Erzhirlen selbst, und eS verschlage daher nichts, wenn Letzterer auch nichts von der betreffenden Rede verstehe. * Cassel, 2. November. Die kürzlich hier abgebaltene Generalversammlung des hiesigen nationalliberalen Wahlvereins beschloß u. A., künftig DiScussionS- abende zur Besprechung socialer Fragen zu veranstalten. rv. Apolda, 2. November. Wie telegraphisch gemeldet, sind die Socialdemokraten bei den heutigen Ergänzungs wahlen zum Gemeinveratb vollständig unterlegen. Unter den am 1. Januar ausscheidenden 9 Mitgliedern des Gemeinderalhs befanden sich drei Socialdemokraten. Sie glaubten, in größerer Zahl in den Gemeinderath einznzieken und halten neun „Genossen" aufgestellt. Unter den 24 Mit gliedern de« Gemeinderalhs werden vom 1. Januar ab nur 4 Socialdemokraten sein. * Breslau, 3. November. (Telegramm.) Heute trat hier die VIII. allgemeine deutsche SittlichkeitS- Conferenz zusammen, an der Vertreter aus allen Theilen Norddeutschlands tbeilnahmen. ES wurde über die Aus breitung der Bewegung, über geeignete Flugschriften und über die Wohnungsfrage, ferner über die einschlägige Gesetzgebung, die Thäligkett der Synoden, da« Verhäitniß zur britisch- continentalen Förderation und über Rettungsversuche an einzelnen Frauen und Mädchen, endlich über unsittliche Annoncen in der Presse und über die Sittlickkeit in der Armee berathen. Am Abend findet ein Gottesdienst statt, ferner sind zwei öffentliche Versammlungen anberaumt. * Rathenow, 2. November. Die Stichwahl zum Reichstage in Brandenburg-Westhavelland zwischen dem Conservativen von Loebell und dem Socialvemokraten Peus findet am 7. November statt. * HcrSfcld, 2. November. Für die am 13. d. M. in HerSfeld-Rotenburg erfolgende Ersatzwahl zum Abgeordneten hause an Stelle de« conservativen Abgeordneten Seyfarth ist der Gutsbesitzer Isenburg zu Ronshausen aufgestellt. Ein Tbeil der Wahlmänner soll für den antisemitischen Reichstagsabgeordneten Werner stimmr» wollen. * Wiesbaden» 2. November. Die hiesige freisinnige Partei will an Stelle des Landtagsabgeordneten Äenossenschaftsanwalts Schenk, der sein Mandat niedergelegt hat, nicht dessen Nachfolger vr. Crüger, sondern den hiesigen Stadtrath Weil alS Landtags- candidaten aufslellen. 8 Straßburg t. E., 3. November. Die Kaiser- Wilhelms-Universität in Straßburg begeht am 1. Mai 1897 ihr 25jähriges Stiftungsfest. Der Lehr körper der Universität, sowie die Studentenschaft haben be schlossen, diesen Tag festlich zu begeben durch Festact in der Universität, Fackelzug, CommerS, Ausflug in die Vogesen u. A. mehr. Um den ehemaligen Studirenden die Tbeilnahme an diesen Festen zu erleichtern, haben letzthin in Straßburg Versammlungen der ehemaligen Studirenden der Universität stattgefunden, worin ein Ausschuß A. H. A. H. gewählt wurde, welcher zusammen mit dem Jubelfestausschuß der Universität daS Fest vorbereiten soll. Dieser Festausschuß der ehemaligen Studirenden der V/Melma ^rgeminenAs besteht auS folgenden Herren: Prof. vr. Bünger, Vorsitzender; Chefredakteur H. Dedelley, Schriftführer; Oberlehrer Or. H. EhriSmann, Schatzmeister; Pfarrer I-ie. Grünberg; Beigeordneter Re- gierungS-Affeisor Hockapfel, Rechtsanwalt Or.Jaegle, Can- tonalarzt Richard Metzenthin, Professor vr. Weigand. In zwei Versammlungen der ehemaligen Studirenden der Straßburger Universität wurde fernerhin beschlossen, der ViMelwu zu diesem Jubeltage eine Ehrengabe zur künst lerischen Ausschmückung de« Allgemeinen Collegiengebäude« zu stiften. Beiträge zur Schaffung dieser Ehrengabe nimmt der Schatzmeister deS Ausschusses vr. H. Ebrismann, Oh- macktstraße 3, Straßburg i. E., entgegen. Die Anregung zu einer Ehrengabe hat in den Kreisen ehemaliger Studirender der Straßburger Hochschule, welche gern der älma muter ein Zeichen der Dankbarkeit und treuen Gedenken« widmen möchten, großen Anklang gefunden und wir hoffen, daß auch in unserer Gegend die ehemaligen Studirenden der Kaiser- WilhelmS-Universität ihr Scherflein zur Jubelgabe speuden werden. Oesterreich -Ungarrr. * Wien, S. November. (Telegramm.) Herzog Eugen Philipp von Orleans traf beute Mittag hier eia und wurde auf dem Babnbofe vom Kaiser Franz Josef empfangen. Nack einer herzlichen Begrüßung fuhren beide nach dem Schlosse Schönbrunn. — Der „Wiener Zeitung zufolge verlieb Kaiser Franz Josef dem Finanzminister vr. v. BiliaSki und dem Justizminister vr. Grafen GleiSpach den Orden der Eisernen Krone 1. Claffe. Da« „Fremden blatt- sagt, die Auszeichnung gelte den Verdiensten, welche sich die beiden Minister um da-Zustandekommen der Steuer reform resp. der Justizreform erwarben. *) Heinrich v. Treitschke'S.Lehr- und Wanderjahr« 1834—1866. Erzählt von Theodor Sckiemann. (Erster Band der Historischen Bibliothek.) München. R. Oldrnbonrg. 1896. Der Zwiespalt in der deutsche«» Linken * Wie», 3. November. (Telegramm.) Zur heutigen Clubsitzung der vereinigten deutschen Linken sind die deutschböhmischen Abgeordneten nicht mehr er schienen. (Boss. Ztg.) * Pest, 3. November. (Telegramm.) Die Mille- niumS-ÄuSstellung ist beute Mittag in Anwesenheit der sämmtlichen ungarischen Minister geschlossen worden. Frankreich. Der Kran; des Zaren für Carnat. * Paris, 3. November. (Telegramm.) Der russische Botschafter Baron v. Mobrenheim legte heute im Pantheon auf daS Grab deS Präsidenten Carnot den von dem Kaiser von Rußland gespendeten Kranz in Gegenwart der sämmtlichen Mitglieder der russischen Botschaft, des Minister präsidenten Msline, der Generäle Billot und Tournet, der Wittwe Carnot's und ihrer 3 Söhne nieder. Baron v. Mohrenheim hielt eine Ansprache, in der er be tonte: Im Namen des Kaisers von Rußland erfülle er die pietätvolle Pflicht, den Kranz auf das Grab des Präsidenten Carnot niederzulegcn als eine hohe Ehrung, die dem unvergänglichen Andenken Carnot'S darge- brackt werde. Ministerpräsident Meline ersuchte den Bot schafter, dem Kaiser für die Carnot erwiesene Ehrung zu danken, der ander fruchtbaren Union zwischen Rußland und Frankreich als Erster gearbeitet habe, und ibm gleich zeitig auSzusprecken, wie diese zarte Kundgebung Frankreick zu Herzen gegangen sei. Frau Carnot richtete an den Bot schafter einige DankcSworte. Arton. * Versailles, 3. November. (Telegramm.) Das Er kenntnis des Pariser Schwurgerichts, durch das Arton wegen Unterschlagung, begangen zum Schaden der Dynamit- Gesellschaft, zu 6 Jahren Zwangsarbeit verurtheilt worden war, war wegen eines Formfehlers aufgehoben worden. Die Angelegenheit gelangte deSbalb heute vor dem hiesige» Schwur gericht zur wiederholten Verhandlung. Es sind nur wenige Zuhörer anwesend, der Proceß scheint jedes Juteresse verloren zu haben. Italien. Cardinal Hohenlohe s. * Rom, 3. November. (Telegramm.) Die Leicken- seier für den Cardinal Hohenlohe hat beute Vor mittag in der Kirche San Lorenzo in Lucina unter größter Betbciligung stattgefunden. Erzbischof Sambucelti celebrirte die Messe und das Requiem. Cardinal Oregli« ertheilte die Absolution. Unter den Anwesenden befanden sich 12 Car- dinäle, darunter Rampolla, ferner der preußische und der bayerische Gesandte beim Vatican und die übrigen Vertreter des diplomatischen Corps, der Herzog von Ratibor, der Erbprinz zu Hohenlobe-Schillingsfürst, Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen, viele Prälaten, die Ritter des Malteser- Ordens, zahlreiche Mitglieder der deutschen Colonie und Andere. — Der Erbprinz zu Hohenlohe-Schillingssürst und der Herzog von Ratibor sind heute Mittag vom Papst empfangen worden. Sv amen. * Madrid, 3. November. (Telegramm.) In ganz Spanien werden Subscriptionen für Theatervorstellungen zu Gunsten der Verwundeten auf Cuba und auf den Philippinen veranstaltet. — In Gerona ist eine revolutionaire Ver schwörung entdeckt worden. 10 Personen wurden gestern in dem Dorfe Rippol verhaftet; auch sind belastende Schrift stücke aufgefunden worden. Aste«. Li-Hung-Tschang. * London, s. November. (Telegramm.) Dem Reuter'schen Bureau wird auS Peking unter dem gestrigen Tage gemeldet, dem Kaiser sei der Rath ertheilt worden, Li-Hung-Tsckang aller seiner Aemter zu entkleiden: der Kaiser habe indessen entschieden, daß an Stelle dieser Strafe Li-Hung-Tschang mit dem Verluste eine« JahreSgehaltS zu bestrafen sei. Philippinen-Aufstand. * Madrid, 3. November. (Telegramm.) Nack einer Meldung des „Jmparcial" aus Manila schlug die Colonne PintoS eine Abtbeilung von etwa 800 Aufständischen nach einem heftigen Bajonetangriffe i» der Nähe von La« Pina«. 90 Aufständische sind gefallen. Afrika. Die Italiener in Abessinien. * Rom, 8. November. (Telegramm.) Anläßlich der Nachricht der „Tribuns" von einem Zusammenstoß mit Ra« Mangascha am 17. October bei dem Fort Adicaje veröffentlicht die „Agenzia Stefani" eine Note, durch welche diese Meldung als jeder Grundlage entbehrend be zeichnet wird. Während de« ganzen Monats October sei nicht der geringste Zusammenstoß erfolgt, im Gegentheil habe General Baldissera am 18. October an die Regierung im Drahtwege berichtet, daß die Lage eine ruhige sei. (So hieß e« auch stets vor der letzten schweren Niederlage der Italiener. D. Red.) Amerika. Vor -er Entscheidung. * Rew Kork, 3. November. (Telegramm.) Heute früh wurde auS Chicago und Duluth Regen gemeldet. Der Wetter bericht für den Westen meldet im Allgemeinen Regen oder Schnee, was die Stimmenzahl der Landbevölkerung in den Weststaaten verringern dürfte. In Kentucky, Indiana, Illinois, Wisconsin, Iowa, Nebraska, Kansa« und den an deren Staaten ist für heute klares freundliches Wetter mit Sicherheit vorauSzusageo. Der Vorsitzende deS Mac Kinley- Comit«« schätzt die Zahl der für Mac Kinley sicheren Stimmen auf 311, der Vorsitzende de« demokratischen ComitS« erklärt die Wahl Bryan'« für gesichert. Manne. * Verkitt, 3. November. (Telegramm.) Nach einer telegra- phischrn Meldung an daS Obercommando der Marine ist S. M. S. „Gneisrnaa", Commandant Eapitain zur See Hofmeier, am 2. November in Eagliari angekommen und beabsichtigt, am 5. No- vembrr nach Eorfu in See zu gehen. S. M. S. „Habicht", Lommandant Lorvetten^lapitain Gercke-Eduard, beabsichtigt, am 4. November von Lissabon nach La« Palma« ia See zu gehen. Colonial-Nachrichten. * Di« neueste Nummer de« „Deutsch. Eolonialbl." enthält zunächst eine Verfügung de« Reichskanzler«, betreffend die Au«- führung der Verordnung vom 1b. Juni 1896 hauptsächlich über die Schaffung, Besitzergreifung und Veräußerung von Kronlond in Kamerun. Darnach fällt al« herrenloses Land der Krone anheim der Grund uud Boden hinsichtlich dessen nicht urkundlich »in anderweitiger Besitz nachgewiesen werden kann, oder welcher nicht mindestens zwei Jahre vor Beginn de« Ermittelungs- verfahren« bebaut nnd eingesrirbigt, in fester Hard gewesen ist. Bei der Ueberlassung von Kronland ist der Regel nach die Be dingung einer Frist zu stellen, bi« zu welcher da« erworbene Land lxoslanzt und bewohnt werden muß. Dagegen ist von dem Nach- vnS eine« bestimmten Betrieb-kapital« abzuirhru. * Ein« Verfügung de« Director- der Lolonialabtheilung vom kS. Oktober bestimmt ferner, daß ethnographisch« nnd natur wissenschaftliche Sammluugen, loekche von Beamten 1» denSckutzgrbiete ii gemacht sind, vor ihrer etwaigen Veräußerung an das Museum für Völkerkunde in Berlin zu senden sind, damii sie eventuell den heimischen wissenschaftlichen Instituten verbleiben. * AuS Togo wird gemeldet, daß daselbst nunmehr auch dar Vorkommen de« für den Handel sehr wichtigen Gummibaumetz Kiek«» akrieun» sestgeslellt worden ist. Es ist zu hoffen, daß die Ausbeutung des Baume« in größerem Umsange bald beginnen wird. * Dem kaiserlichen Landeshauptmann der MarschallSinsel gelang rS in den letzten Tagen de« Juni, in Ailinglaplap und Majuru die Häuptlinge zur Ablieferung ihrer Schußwaffen und Patronen zu bewegen. ES ist damit die letz» Gefahr kriegerischer Zusammenstöße im dortigen Schutzgebiet beseitigt worden. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienffe. Departement de« CultuS und öffentliche» Unterricht«. Angestellt wurden im III. Vierteljahre 1896 im Gchulinspections. bezirke: Leipzig!: Pusch, Martha Theodora, bisher provisorische Lehrerin an der III. höheren Bürgerschule, als ständige Lehrerin an derselben; Schwarzbach, Oskar Rudolf, bisher provisorischer Lehrer an der II. Bürgerschule, als ständiger Lehrer an derselben; Puchta, Albert Hugo Bruno, bisher provisorischer Lehrer an der X. Bürgerschule, als ständiger Lehrer an derselben, Seiliger, Gustav Adols, bisher provisorischer Lehrer an der XI. Bürgerschule, als ständiger Lehrer an derselben; Steche, Otto Johannes Parcival, bisher provisorischer Lehrer an der XIII. Bürgerschule, als ständiger Lehrer an derselben; Müller, Karl Rudolf, birher provisorischer Lehrer an der 5. Bezirksschule, als ständiger Lehrer an derselben; Ebeling, Georg Rudolf, bisher provisorischer Lehrer an der 8. Bezirksjchule, als ständiger Lehrer an derselben; vr. Pasig, Karl Friedrich Walter, bisher provisorischer Lehrer an der II. Bezirksschule, als ständiger Lehrer an derselben; Mahling, Erwin Bruno, bisher provisorischer Lehrer an der 13. Bezirks schule, als ständiger Lehrer an derselben; Bohne, Albert Ernst, Benedix, Otto Hermann, Hofsmann, Max Hermann, bisher provijoriiche Lehrer an der 17. Bezirksschule, als ständige Lehrer an derselben; Hänßel, Ludwig Otto, bisher provisorischer Lehrer an der 19. Bezirksschule, als ständiger Lehrer an derselben; Thier- selber, Max Bruno, bisher provisorischer Lehrer an der 18. Be zirksschule, als ständiger Lehrer an derselben; Enge, Karl Ernst, bisher provisorischer Lehrer an der 22. BezirkSschule, als ständiger Lehrer an derselben; Oelz«, Elisabeth Auguste, bisher provisorische Lehrerin an der 24. Bezirksschule, als ständige Lehrerin an derselben. — Leipzig II: Liebing, Robert Hugo, bisher Lehrer in Gers- dorf, als KirchjchuUehrer in Dewitz; Rath, Kurt Bruno Felix, bisher Lehrer in Loffa, als ständiger Lehrer in Mölkau. Zu besetzen: Die Kirchschulstelle in Breitenau bei Lauen stein. Collator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1015 75 vom Schuldienste, 357 74 vom Kircheudienste, 72 für Fortbildungsschulunterricht und außerdem freie Amtswohnung und Gartengenuß. Gemche sind unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bis zum 22. November bei dem königl. BezirkSschulinspector Richter in Dippoldiswalde einzureichen; — die Lehrerstelle an der zweiclassigen katholischen Schule zu Grimma. Collator: dasAposto- lische Vikariat. Einkommen der Stelle außer freier Wohnung im Schulhaus: 1032 vom Schuldienst, 200 vom Küchendienst, 72 >4 für Turnunterricht und event. 48 an die Fran des Lehrers sür Erlheilung des Handarbeitsunterrichles. Bewerbungsgesuche sind bis zum 21. November unter Anschluß der erforderlichen Unterlagen an die Collaturbehörde zu richten. Entscheidungen -es Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) V. Leipzig, 3. November. Auflageschwindel. Vom Land gerichte Stettin ist am 24. Juni der Zeituugsverleger Gustav Moritz wegen Betruges in drei Fällen zu sechs Monaten Gefäng- niß verurtheilt worden. Er war 1894 und 1895 Verleger des „Centralblattes für den landwirthschastlichen Grundbesitz", eines Jnseratenblattes, welches bei einer Auflage von 1250 Exemplaren nur 3—400 Abonnenten hatte. Im October 1894 gründete er die „Landwirthschafiliche Haussrauenzeitung" und ließ sie im Berlage feines Centralblattes erscheinen. Die erste Nummer trägt den Bei- merk: Auslage 10 000 Exemplare. Weiter war daraus angegeben, daß dieses Blatt eine Beilage des Centralblatle« sei, und darunter stand: Nr. 53. Der Uneingeweihte konnte also glauben, es handle sich um ein längst eingesührtes Blatt. Diese am 2. October 1894 erschienene erste Nummer war zwar in einer Auflage von 10 000 Exemplaren gedruckt, aber von den nächstfolgenden ließ der An- geklagte nur 500 drucken. Nur einmal noch erschien eine Nummer in 6000 Exemplaren, dann wurden wieder nur 500 Exemplare gedruckt. Die weiteren Nummern enthielten eine Angabe über die Höhe der Auslage nicht. Als der Angeklagte aber von den Jnseraten-Expeditionen von Rudolf Moste und Haasensteio L Vogler um Notizen für ihre Zeitungskataloge ersucht wurde, gab er die Auf lage des erwähnten Blattes ungemrt auf 10000 an. Dir Zahl der Abonnenten betrug niemals mehr als 100. Verschiedentlich haben sich nun durch die vermeintliche Höhe der Auslage Geschäftsleute bestimmen lassen, dem Angeklagten Inserate zuzuwrnden, ». A. auch die Firma Mey L Edlich in Leipzig. Das Landgericht hat ia drei Fällen eine durch Täuschung hervorgerusene BermögenSschädignng festgestellt. — Die vom Angeklagten gegen das erwähnte Unheil eingelegte Revision wurde vom Reichsgerichte al« unbegründet verworfen, da olle ThatbestanLSmerkmale deS Betrüge« in ein wandfreier Weise sestgeslellt seien. Wanderversammlung -er Militairvereine von M-Leipffg. Leipzig, 1. November. Am vergangenen Sonnabend fand die letzte diesjährige Wanderversammlung der Militairvereine des Leipziger Bezirks und zwar die der Vereine der Stadt Leipzig statt. Dieselbe wurde in den geschmackvoll erneuten Räumen deS Etablissements „Tivoli" abgehatten. Die Betheiligung war eine sehr starke, da sämmtlichr 20 Militairvereine der Stadt Vertreter entsendet hatten. Der mit Len Vorbereitungen zor Abhaltung der Versammlung beauftragte Militairvereia „107er" hatte in bester Weise für das Wohlgelingen der Versammlung gesorgt. Concert- musik der Capelle des 107. Regiments leitete den Abend ein. Der Vorsitzende des gastgebenden Vereins, Herr Brückner, be- grüßte in einer kurzen, markigen Ansprache die Erschienenen und dankte denselben für den zahlreichen Besuch. Er beleuchtete dann die Ziele und Bestrebungen der Militairvereine, mahnte, an der Pflege der Liebe und Treue zu Kaiser und Reich, König nnd Vaterland unentwegt festzuhalten und besonders gegen die Bestrebungen deS Umsturzes als alte Soldaten vereint einzu stehen. Herr Brückner schloß seine Ansprache mit einem dreifachen Hoch auf die beiden Protektoren der sächsischen Militairvereine, König Albert und Prinz Georg, in das die Anwesenden lebhaft ein- stimmten. Ein hieraus gemeinschaftlich gesungene« Festlied, besten Inhalt dir Ziele der Leipziger Militairvereine schwungvoll behandelte, fand lebhaften Beifall und trug dem Dichter desselben, Herrn Emil Lange, reiche Anerkennung ein. Nach Verlesung der Präsenzliste ergriff der Brzirksvorsteher, Herr Hülßner, daS Wort. Derselbe dankte für die freundliche Begrüßung und dem gastgebenden Verein für feine Mühewaltung und treffliche Vorbereitung der Versammlung. Er wie« dann darauf hin, daß der Bruderverrin „Artillerie, Pioniere und Train" an diesem Abend die Frier seine« 13. Stiftung-festes begehe und beantragte die Absendung einer Deputation zur Be- alückwünschung de« genannten Vereins. Die Versammlung stimmte freudig zu und beauftragte Herrn Grimberg, Bezirk-Vorstandsmit glied, mit Ueberbringung der Glückwünsche. Herr Hülßner er- stattete hieraus Bericht über die Verhandlungen und Beschlüsse der am 19. Juli d. I. in Dresden abgehaltenen Generalversammlung des Sächsischen MilitairvereinSbundes. Im Anschluß hieran nahm Herr Hülßner Gelegenheit, auf die bedeulsamrn patriotischen Feiern des vergangenen Jahr,« hinzuweisen und besonders der imposanten Enthüllung de« Kvffbäuser-Denkmal« zu gedenken. Herr Hülßner Verla« hierzu die bei dieser Feier gehaltenen Reden de« Generals v. Spitz, de« Professor« Westphal und des Kaiser«. Herr Brückner brachte den Dank der Versammlung für den Vortrag und zugleich für die treffliche Führung de« Bezirke« durch ei» drei- fache« Hoch auf Herrn Hülßner zum Ausdruck. Nach Beendigung de« geschäftlichen Theil« folgte eine zwang lose Unterhaltung, bei der dir übrigen Abendstunden mit Concert- musik der 107er Capelle, Drclamationen, Quartett- und Solo gesängen nnd der Aufführung einer Rtttrrkomöbie, betitelt „Mit List zum Sieg", in recht unterhaltender und anregender Weise au«, gefüllt wurden. Erst zur späten Zeit trennten sich die ulten Soldaten, hochbefriedtgt über den schöne» Verlauf de« Abend«, »r.
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