Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.11.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961116026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896111602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896111602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-11
- Tag1896-11-16
- Monat1896-11
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe lipugcrTagtblalt II des Druck und Verlag von E. Polz tn Leipzig- Jahrgang. Montag den 16. November 1896< >0! In Leipzig II in Leipzig. »erie entdeckte 100 Patronen, kie Morgen-Ausgabe erscheint nm '/,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentag» um b Uhr. fani" wird aus der Friede ivssen und die en nach, am ramm.) Zu n Stürme, oote unter- ,n der Zahl, der und t 50 000 Frcs. elreffenen be- Mickailo tritt z von Unter- rrschwemmten ir Abschätzung mg der noth- die und dir Ne Ab die Wirkung der Enthüllungen auf dir hetheiligten Mächle gemeldet worden ist —, so würde man der Regierung« erktärung nicht nur mit Ruhe, sondern mit hoher Freude entgegensehen dürfen jramm.) Zu 'rsuchung jetzt Zeit vor rem Von den Ber eren Sobn in drei derselben er Sch acht- ichlsdiener > wird bekannt ' 20 Minuten 12,1 dis 112,2 ierzebaum und ndeS Fuhrwerk rischer und ein ind der Wagen ist leicht be- >mmen. polnischen „Ka rines Artikels forderung zum ingeleitet. ehr vollständig rgSstichwahl hmitt-Mainz David-Main; n Nachrichten gelungen, die ) zu nehmen. ! Gelingen des Re-action und Erpedition. IohanneSsasfe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Anzeigerr-Prei- die 6 gespaltene Pktttzeil« »0 Pf,. Reclamin unter dem ArdacUonsstrich (4pe- Watten) vor den Aamilt sügetpatten) 46^. Gröbere Schriften laut Unserem Preis, vrrzrichniß. Dabellarischlr und gtsiernsatz nach höherem Tarif. Filialen: ktta Klemm'» Lartim. (Alfred Hahn), llnivrrsitätsstrabe 3 (Paulinum), Lonis Lösche, Katharinenstr. 14, part. und KönigSplatz 7. Kaum jemals sind über den voraussichtlichen Verlauf der Besprechung einer Interpellation so viel und so verschievene Berinulhuiigen laut geworben, wie über den, welchen die Besprechung der an der Spitze der heutigen Tagesordnun.g res Reichstags stehenden Inr erpellati on dcSEen^trnmS wegen der VuthuUungk» dcr „Hamd Nachr." uehmen wird. Es hat keinen Zweck, unmittelbar vor der Entscheidung aus alle diese Eombmatiouen einzugehen; abzuweisen ist lediglich die hie und da ausgesprochene Bermuihung, daß die vom RegierungStische abzugebende Erklärung sich nach der Tonart richten werde, welche der Interpellant anschlägt. Die wahrscheinlich vom Fürsten Hohen lohe selbst zu verlesende Erklärung ist zweifellos schon lange vor Beginn der Sitzung festgesteUt. In ihr wird nichts verändert werden, mag nun Graf Hompesch den Fürsten Bismarck überhaupt nicht erwähnen, oder mit Rücksicht auf Herrn Iw. Lieber einige Blüthen auS dessen in Wiesbaden gehaltener Rede einflechten. Auch alte mehr oder minder be stimmt auflrelenden Behauptungen über den Inhalt dieser Erklärung sind lediglich als Eombinationen zu betrachten. ES hangt nicht vom Fürsten Hohenlohe allein ab, ob unv wa« eventuell über bas 1884 abgeschlossene und 1890 nicht erneuerte deutsch-russische Assecuranz Äbtommen gesagt werben wirb; das hangt ganz wesentlich von der russischen Regierung ab, mit der zweifellos ein Meinungsaustausch über die,e Frage statlgesunben hat. Und nachdem kürzlich der „Reichsanzeiger" die Enthüllung von Staatsgeveimnissen ubervaupt streng gerügt Hal, wirb man keinem Reporter da« Resultat der mit der russischen Regierung getroffenen Ver abredung auf die Rase binden. Ob es bei der Verlesung ver un Voraus frslgesleUlen Regierungserklärung sein Be wenden hat, oder ob Fürst Hohenlohe unv Frhr. v. Marschall in dir an diese Verleiung z,ch knüpsenve Debatte ringrcljen werden, das hängt allerdings von der Tonart ab, die >n ver Debatte »ingeichlagen werden wirv. Jedenfalls wird das Ernt rum, um nicht verdienten Hohn in der Rolle eines Schützers des Kaisers und des Dreibundes zu ernten, sich große Zurückhaltung aufe» legen; um so schärfer bürste, nach dem „Vorwärts" zu schließen, Vie Social- vemo kraue ins Zeug gehen, einmal um rem alten Hasse gegen den Fürsten Bismarck und seine Schöpfungen wieder einmal Lust zu machen, unv zweitens um die Diskre tion, nut welcher die socialbemokratischen Abgeordneten und Blätter auf Aborten und anderwärts gefundene Briefe unv Aktenstücke auch dann zu behandeln pflegen, wenn solche Dokumente auch, anscheinend zur Veröffent lichung nicht bestimmt sind, in das rechte Licht zu rücken. Ob Herr Eugen Richter dem Drange mit Herrn Liebknecht in dir Lorbeeren deS Tage« sich zu theilen, wiverstehen wird over nicht, häugt viel leicht von brr Regierungserklärung mehr ab, als die „Freis. Zlg." merken lassen mag. Die „Freisinnige Ver einigung" wirb allem Anscheine nach an einer Bismarck- Hetzr sich nicht detdriligen. Von ihrer größeren over ge- rnigeren Schärfe hängt e», wir gesagt, höchst wahrscheinlich ab, ob und wir vom Regierungstischr aus in dir Debatte selbst ringrgnffen wird. Daß dir nationallibrralr Partei entschlossen ist, ihrerseits Ausfällen gegen den Fürsten Bismarck nalliberale Stelegramm. Processe gegen d den Maler Schwurgericht r Nacht zum lwa erschlagen zlim Tode, Zuchthaus Strafkammern mit fünf Richtern in erster Instanz die Vorlage abzulehnen, so bestimmt gemeint ist, wie er von der Bundesralbsestrade und in inspirirten Artikeln der „Nordd. Allg. Ztg." klang. Anzeiger. Amtsölatt des Königlichen Land- und .Amtsgerichtes Leipzig, des Natljes und Volizci-Ämtes der Stadt Leipzig. Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je rim- halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Erpedition zu richten. Eptra-Veilanen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördrrung <10—, mit Postbesürderung ^l 70.—. austausch über „Hartmann s Philosophie d»S Unbewußten". „Satteln, Tom, den „High life" satteln — schnell, in fünf Minuten muß ich unterwegs sein " Han« Jürgen'« Stimme war heiser und klanglos. „Ader bester Lommerd, den „Higb life", der deute zwei Preise genommen, wollen Sie reiten? Unv weshalb?" rief der Palloküllsche, „reden Sie doch, um Alle« in der Welt." Im Nebenzimmer dufteten die Marschall Niel, Hans Iüraen'S Liebesspende, ihrem frühen Blumrntove entgegen. Draußen ist Sonnenschein, Lerchenjubel, Blätterrauschen und Wellengemurmel, Leben, wohin man blickt, und dock' herrscht inmitten diese« Werden«. Erblühens und Prangen« — Mover, Verwesung und ewige Vergänglichkeit. — Am Abend deS Renntage« hat sich im Salon zu Katbarinenthal eine große Gesellschaft eingrfunden. Aus dem Ballsaal klingt die Melodie de« Walzer« „Tu, meine Königin", Franz Lenningen summt, etwa« zu hock' greifend, die Melodie mit. „Ihr Wohl, Lommerd, und da« Ihre« Stammhalter»", Herr v. IngerSheim erhebt seinen Ehampagnerkelch unv triuki Hans Jürgen zu. Letzterer tbut dankend Bescheid, er trinkt sein Glas leer bis auf die Nagelprobe, ein stolze« Gefühl wallt in ihm an» — er ist glücklicher Vater eines SohnrS und glorreicher Sieger auf dem Rennplatz. Er füllt aufs Neu« sein Glas bis an den Rand mit dem perlenden moussireuden Naß unk setzt es an seine Lippen. „Margaret, Dein Wohl", spricht er in Gedanken, dock' kaum netzen die ersten Tropfen des köstlichen Getränk« seinen Gaumen, da vernimmt er hinter seinem Stuhl die Stimm, seine« Jockey«. „Herr Baron —" der Jockey Tom pflegte alle seine Herren ohne AuSnabm« so zu tituliren, „Herr Baron, soeben ist diese Depesche für Sie angrlangt." Hans Jürgen setzte den Ehampagnerkelch auf die Tisch platte nieder. „Geben Ti, her, Tom." Er entfaltet« hastig da« Telegramm, dann ward er plöv lich leichenblaß, seine Linke tastete unsicher nach seiner Schlaf.-, er sprang, seinen Stuhl heftig zurückstoßend, auf, ihm wankten di« Knie«. Da« Schicksal! E« strht so oft drohend — eisern zwischen Lipp' und Bechersrand. -Wa« ist geschehen, Lommerd? Wa« ist Ihnen?" riesen Politische Tagesschau. * Leipzig, 16. November. Fünf Tage hat im Reichstag die zweite Lesung der Justiznovelle bisher in Anspruch genommen. Ibr Er- gebniß ist, soweit di» Hauptfragen in Betracht kommen, die Annahme der Berufung gegen Strafkammerurtbeile erster Instanz und die Beibehaltung des Fünf richtercollegiums. Ferner ist von den Beschlüssen hervorzuheben, daß dir Straskammern und Schour- gerichte nur mit ständigen Richtern besetzt werden 'allen, daß Urkundenfälschung in schweren Fällen, Le rbre chen im Amte und die nach berEoncursordnung strafbaren Verdrecken nicht wie bisher vor den Schwur gerichten zur Aburtbeilung gelangen, sondern in Zukunft vor den Strafkammern; schließlich, daß es bei dem bis herigen Gerichtsstand für Prcßvergeben verbleibt. Es hieße ein übergroßes Maß von Anspruchslosigkeit be kunden, wenn man bebaupsrn wollte, daß die Ver handlungen auf der Höhe gestanden Kälten, die der Be deutung der Sache entsprach. Und dieser Eindruck herrscht sichtlich bei allen Parteien vor, mit Ausnahme viel leicht der Svcialdemokraten, welche ihre öden Angriffe auf die Unabhängigkeit des Nichterstandes und die Reckl- sprechung überhaupt weiter für eine Behandlung von Koben Gesichtspunkten aus hallen werden, obwohl ihre Ausfälle sowohl von der Negierung wie den ver schiedenen Parteien in ibrer teeren ^Nichtigkeit schlagend abgefertigt wurden. Die Präsenz war von Anfang an unglaublich gering. Ernste Zweifel an der Beschlußfähigkeit hätten die ganze fünftägige Debatte unmöglich gemacht. Kaum viel mehr als em Drittel der ReichStagsabgeordnelen schien überhaupt in Berlin zu sein,und davon waren überdies viele gerade bei den wichtigsten Beschlüssen abwesend. So kam es, daß diese tbeilweise bei fast leeren Sitzen gefaßt wurden. Mil Recht wird be klagt, daß zu der so wichtigen und umstrittenen Frage der Berufung nur ein einziger Redner sprach, obwohl gerade hierüber nock in der Commission die Auffassungen so iehr geschwankt haben und eine eingehendere Behandlung im Plenum am Platze gewesen wäre. Für die Entscheidung in der dritten Lesung besteht insofern ein Vacuum, als es bezüglich der Besetzung der Strafkammern bei dem Iünfrichtercolleginm verblieben ist, obwohl die Negierung die Einführung der Berufung und die Zustimmung zu der Novelle überhaupt von der Besetzung der Strafkammern in erster Instanz mit nur drei Richtern abhängig gemacht hat. Der preußische Iustizniinister wies ausdrücklich auf die Erklärung hin, die der Slaalssecretair des Rcichsjustizamtes in der Commission abgegeben hatte, daß die Besetzung der Strafkammern erster Instanz mit fünf Mitgliedern die Vorlage unannehmbar für die verbünvrten Negierungen mache, und erklärte bann wörtlich nach dem amtlichen Stenogramm für seine Person:„Ich glaube allerdings, daß an dieser Frage die ganze Vorlage scheitern k a n n." Eine ^Verstärkung bat dieser Widerspruch insofern erfahren, als der Iustizminister auch bezüglich de« oben erwähnten Be- 'ckluffeS, daß nur mit ständigen Richtern Strafkammern und Schwurgerichte besetzt werden sollen, mit Nachdruck vor den „empfindlichen Folgen" warnte, die Vieser Beschluß nach sich ziehen würve. So ist die zweite Lesung mit einem großen Fragezeichen bisher verlanfen. Der Zeit bis zu Beginn der dritten ist eS Vorbehalten, die endgiltige Antwort zu geben, insbesondere darauf, ob wirklich der Entschluß der Negierung, bei der weiteren Besetzung der BezngS-PreiS W h« H«»pt»rp»dltt»« oder den ine Stadt- bnirk m»d den Vororten errichteten An«» gobesrellen obgeholt: vierteljährlich ^14.50, bei zweimaliger täglicher Zustellnng in« HauS SwO. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestäbrlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbands»»»»»« in« Ausland: monatlich 7.bO. Hans Jürgen. Roman von Hedda v. Schmid. Noitvriick verlclea. Han« Jürgen verlor an diesem Abend im Elub zweihundert Rubel im Spiel, legte sich aber trotzdem mit dem allerange- nebmsten Bewußtsein von der Welt zu Bett. Zwribundrrt Rubel waren für ihn eine Bagatelle, er war ja zu vermögend, um einen derartigen Verlust nicht ver schmerzen zu können. * * * Aus LommerdShoff war ein Sohn und Erbe geboren, kurz vor Johannis. Ueberall blühten die Rosen, auch in Frau Margaret'- Wochenstube dufteten in einer Majolikasckale prächtige Marschall Niel. Der Duft erschien der Krankenpflegerin »u berauschend und trotz de« Protestes der jungen Frau, welche Han« Jürgen'« Gabe nicht missen wollte, entfernte sie die Blumenschale au« dem Gemach. ES ist ein beißer Tag gewesen — nun, am Nachmittag, unter den immer schräger fallenden Sonnenstrahlen, scheint die ganze Natur gleichsam auszuathmen. In der oberen Etage des LommerdShoff'schen GutSbauseS herrscht eine fast lautlose Stille. Auf unbLrbaren Sohlen kuscht die Pflegerin, Dies und Jenes in der Krankenstube ordnend, umber und verschwindet dann im Nebenzimmer. Fran Margaret soll schlafen. Sie ist den ganzen Morgen und Vormittag so aufgeregt gewesen und hat lebhafter ge sprochen, als der Arzt es gestattet. Heute ist da« Rennen in Reval, zu dem sich HanS Jürgen gestern begeben. Den Braunen, seinen berühmten Renner, von dem alle Welt sprach und Große« erwartete, hatte er bereits früher vorauSgesankt. Er war während der letzten Wochen voll fieberhafter Er wartung und Ungeduld gewesen — würde sich Margaret'S Krankheit noch so zeitig vor Iobanni« entscheiden, daß sie ibn nicht verhindern würde, da« Rennen, zu dem er „High life" gemeldet, mitzumachen. Ihm lag viel daran, mit letzterem z« dehutiren, hatte er Erfolg, so wollte er da« edle Vollblut auch an anderen größeren Rennen theiloehmen taffen. Viele seiner Bekannten batten auf „High life" gewettet — der Nenner mußte dem Ruf, der ihm voranging, Ehre macken. --- E« war Han« Jürgen im December de« verflossenen Jahre« unschwer gelungen, von Bruno Mengen den Pracht gaul zu erstehen. Ter junge Bankier tu sp« fühlte sich zu sehr dadurch geschmeichelt, mit dem berühmten Lommerd in irgend welche Beziehungen zu treten war auch nur des halb Sport«man, um gewissermaßen dir Mode mitzumachen -- al« daß ihm allzuviel daran gelegen hätte, sein Eigen- thumSrecht zu behaupten. So ward Hans Jürgen Besitzer de« „Higb life", und Margaret thrilte ihr Interesse zwischen dem Stallliebling ihre« Manne« und der kleinen Aussteuer, mit deren Anfertigung sie sich an den Winterabenden be schäftigte. Die Mama sorgte doch sür daS Meiste und Margaret'« Arbeit glich mebr einer amüsanten Spielerei. Margaret beklagte rS sehr, daß e« ibr unmöglich war, dem Rennen beizuwohnrn. Ganz im Gegensatz zu den meisten Frauen fürchtete sie nicht« für ihren Gatten. Solch ein Reiten ans einem Wettrennen kommt doch stets einem Wagniß auf Leben und Tod gleich — aber HanS Jürgen war so sicher im Sattel, nm ihn brauchte Margaret nicht zu zittern. Und wenn er al« Sieger durchs Ziel ritt — und er würde siegen, deß war Margaret gewiß — wenn die Musikanten einen schmetternden Tusch bliesen, welch ein Triumph für sie, seine Frau; und sie hätte am Renntage ein» Toilette in weiß und blau getragen — den Lommerd'schen Farben . . . Doch dieser Traum, dem Sieg ihre- Manne« persönlich beizuwobnen, war ihr unerfüllt geblieben, und nun ruht die junge Frau in den weißen Kisten, bleich zwar, aber sehr, sehr glücklich, denn im Nebenzimmer, wo die Großmutter über einem Buch eingenickt ist, schlummert im eleganten Baby wagen, von Spitzenvorhängen halb verhüllt, ihr Sohn, der kräftige Sproß der Lommerd. Er ist heute elf Tage alt, bereu« «in großer Weltbürger. Ob er seinem Vater ähneln wird? Ob er dereinst ebenso schön, so ritterlich, so gut sein wird wie HanS Jürgen? Margaret glaubt an ihren Gatten mit der schönen heiligen Liebe eine« Frauenhrrzen«, sie würde nie an ihm zweifeln, wenn auch die ganze Welt ihn verdammen und versehmen wollte. Doch er ist ja aller Welt Liebling oh, wenn Margaret ihn eben sehen könnte, jetzt muß da« Nennen schon begonnen haben. Margaret, dem strengen Verbot de« Arzte« entgegen, An leitenden Stellen in kcsterreich hat der bekannte Artikel der „Köln. Ztg.", in welchem es al« ein in einflußreichen russischen Kreisen allgemein herrschender Wunsch bezeichnet wird, die österreichisch-ungarische Regierung möge dafür sorgen, daß Polonismus und KlerikaiiSmuS nickt einen ausschlaggebenden Einfluß auf den Gang der SkaatSgeschäfie erlangen, da Rußland als Beschützer des orthodoxen und rutbenischen Slawenthnms sich dadurch beun ruhigt sehen müßle, offenbar verstimm». DaS kommt sehr deut lich in den von uns un telegraphischen Auszug mitgetheilteu Anslaffungen des osficiösen „Wiener FremdenblatteS" zuni Ausdruck, welche« eine solche Einmischung in österreichische Interna als taktlos bezeichnet und zugleich bestreitet, daß die Herrschaft oder Anwarlschafl deß KlerikaliSmuS oder Polo- nismus bestehe oder ibnen das innere Regiment, sowie die Enlscheitung über die äußere Politik überantwortet werden solle. Eine Einmischung in innerösterreickusche Angelegen heiten sich zu verbitte», ist allerdings das Recht der österrcichi scken Staatsmänner, allein wenn die innerpolirische Entwicklung in Bahnen gelangt, welche den Gang der äußeren Politik beeinflussen und die Diplomatie einer benachbarten Macht, weil ihr Interesse gefährdend, mit Besorgniß erfüllt, so werden die Beralher des Kaisers Franz Josef, sofern sie Gewicht darauf legen, mit dieser Macht in guten Beziehungen zu bleiben und gleichzeitig die Beziehungen dieser Macht zu den Verbündeten Oesterreich-Ungarns nickt zu verschlechtern, doch gut daran thun, solch mahnenden Stimmen leidenschaftslos Gehör zu schenken unv zu prüfen, ob und wo eine Remedur nöthig ist. Das werden sic um so mehr thun müssen, als es, wie daS „Wiener Frembenblatt" zugeben muß, selbst ernste österreickisch-unga rische Organe giebt, welche in diesem Falle sich dem in der „Köln. Zig " lautgewordcnen russischen Unheil anschließen. Daß Las Pvlenlhum in Oesterreich eine hervorragende Stellung einiiimmt unv weitreichenden politischen Einfluß gewonnen hat, weiß ja Jedermann. Zahlreiche österreichische Staats beamte in hohen Stellen sind Polen, unv mit Vorliebe wählr Kaiser Franz Josef sich Minister polnischer Nationalität aiis Zwar hat der polnische Arel sich stets staatStreu erwiesen unv cs ist von ihm eine Protection der großpolnischen Agitation kaum zu befürchten. Diese aber besteht in Oesterreich so gut wie in Deutschland, sie beherrscht breite Massen der polnischen Bevölkerung unseres Nachbar reichs und findet in Hof- und Ministerfähigkcit des Polenthums zum Mindesten einen starken moralischen Halt. Tarin liegt eine nicht zu unterschätzende Ebance für ihre Erstarkung und weitere Ausbreitung, und diese kann einmal an einem Punkt angelangen, an welchem, wie eS in jenem Artikel der „Köln. Zlg." hieß, Rußland Halt gebieten muß. Jedenfalls wird die oberste Leitung der inneren und der äußeren Angelegenheiten Oesterreich« nicht umhin können, dem russischen Fingerzeig die nöthige Beachtung zu schenken, die Begünstigung des PoloniSmuS in gewissen Schranken zu halten und den großpolnischen Aspirationen zur rechten Zeit einen Riegel vorznschieben. Aber auch die wachsenden Erfolge 1 KlerikaliSmuS in Oesterreich sind nicht ohne n ersten „»tlqS' »o Friedrichsruh cbandene Wob! nderea Seite der ze, dafür acten »hielt im April l, den Auftrag, Fürst Bismarck unburger Nach ' zuriickzuweisen, 'hinzu: „Dein Imarck vielmehr i, den er wegen , möge seinem be entsprechend sei mit Herrn bleiben." Einr g des Fürsten löse Presse n zeigte, alle die Zeit des Fübrung ungeschickt 1 neuen Eursrtz ih, obwohl bei ind sogar von der neue Curs so der Polin!, ein Menschen nn dies» Be war, hätte »se Presse des rsten BiSmarck, geschaffen bat, s Gefühl einer :ik haben werte, i wissen wollte. Kanzler dessen denen er unter r baden, so ist wrden, in der ren, die unter se und den ibr ersten Kanzlers mm übernahm alten Curses desselben, Heftigste ein Theil vou der I wichtigen sine Majorität . Wir baden citirt gesehen: - Eaprivi'scken : „Wir laufen zu bekämpfen, kenn inan tie iprivi auch den eickeS gemacht echtigt finden." heutigen Fr ischen Republik - „Caramuru" Salut der im welche über ; brasilianische r erfolgte auf . Rath Krupp r Officiere der ischen Torpedo- „Tuph". Der richtet sich aus ihrer liegenden Stellung empor unv greift nach der kleinen goldenen Uhr, welche in einem Samnietgebäus« auf der Marmvrplatte deS Nachttisches zwischen einem halb geleerten Glase Mandelmilch und einer Mrdicinflasche ge schäftig tickt. „Halb fünf schon —", jetzt, vielleicht eben in dieser Minute fliegt „High life" auf seinen federnden Hufen Uber dir Rennbahn, jetzt nimmt er da« erste Hinderniß, dann ebenso mühelo« die anderen in weitem Bogen schlängelt sich die Bahn dahin, Margaret kennt das Terrain au« Han« Jürgen « Schilderungen, nun hat „Higb life" di« anderen Pferde weit überholt — hurrah, er ist durch« Ziel gegangen, wie ein pfeilgeschwinder Falke, Margaret'« Augen glänzen wie im Fieber, ihre bleichen Wangen rötben sich, ibr Herz pocht ungestüm — nur vor Glück, vor unsäglichem Glück. .. Und diese« wonnige, süße Gefühl droht ihr di« Brust zu sprengen. Sie sitzt nock immer aufrecht auf ihrem Lager, selbst vergessen in sonnigen Traumbildern schwelgend — bald, bald kann die Depesche da sein, welche Han« Iürgrn'S Sieg meldet. Doch, was ist das — was drängt sich so kalt an ibre Glieder? Ist r« eine Obnmacht? Ihre Blicke umflorcn sich, sie stößt einen leichten Schrei aus und sinkt in di« Kissen zurück; der Atbrm drobt ihr zu schwinden, e« rieselt mit so eisigem Schauer an ibr binab. Die Baronin und die Pflegerin eilen erschrocken auf den Schrei herbei. „Margaret — mein Gott, sie ist todtenbleich." Die ent- setzte Mutter beugt sich über die Gestalt der leblo« Daliegen- drn, di« Pflegerin greift nach Riechsalz und kölnischem Wasser. Da öffnet Margaret die Augen — wie «in« Verklärung gebt e« Uber ihre Züge — „HanS Jürgen — er siegt — mein — mein Han« Jürgen..." stammeln ihre erstarren den Lippen. »stm«Md-«.«NMd!.-><.,°mn..j. dm « Wir >n Weber Klage beginnt im Nebenzimmer da« zarte Gesellschasi«vög»l unterbrachen ihren tirssinnigen Meinungs- Kinverstininichen zu wimmern. Da« arme Kleine, e« ahnt " - - nickt, daß in diesem Augenblick der grausame Tod ihm seine Mutter genommen. Margaret war hinüdrrgegangrn au« dem Glück ihre« ErdenlebenS in da« strahlend« Licht der tausendmal schöneren Ewigkeit, sie war mit dem Namen des so grenzenlos von ibr geliebten Manne« auf den Lippen gestorben. energisch entgegenzutreten, geht aus folgender Auslassung der „Nat.-Lib.-Eorr." hervor: „Da es, wie wir hören, in Centrumskreisen selbst an Stimmen nicht fehlt, die sich über die, durch dir Wiesbadener Ent hüllungen der Partei bereiteten Verlegenheiten und die darin ent haltenen taktlosen Ausfälle gegen den Fürsten BiSmarck mit befrie digender Deutlichkeit äußern, so liegt auf nationalliberaler Seite selbstverständlich nicht der geringste Anlaß vor» sobald eS nöthig wird, darüber einen Zweifel zu lassen, was die Nation der Persönlichkeit des Fürsten Bißmarck schuldet". Ueber die vorläufigen Dispositionen der Fraktion glaubt die „Tägl. Rundschau" berichten zu können: „Dir nationalliberalc Fractlon ist sich jetzt darüber schlüssig geworden, zunächst mit einer kurzen Erklärung in die Debatte emzutreten. Diese Erklärung wird dem abwesenden Vorsitzenden v. Bennigsen zur Formulirung vorgelegt werden. Man er- wartet zwar, daß Abg. v. Bennigsen hier am Montag erscheinen könne, und hat für diesen Fall ihn als Hauptredner bestimmt. Alsdann wird Abg. Enneccerus in dcr Debatte das Wort er greifen. Sollte aber Herr v. Bennigsen verhindert sein, so wird vr. Enneccerus die Erklärung abgeben, und ein anderer Partei redner in die Debatte Eingreifen, falls von der Linken rin scharsrr Vorstoß gemacht wird." Um von den nationalliberalen Rednern nicht mit der „Linken" ganz in einen Topf geworfen zu werden, mahnt die „Köln. Ztg", nachdem sie in groben Unterstellungen und persönlichen Gehässigkeiten gegen den Fürsten mit dein „Vorwärts" gewetteifert hatte, zur Mäßigung, indem sie aussührt: „Es ist erfreulich, daß auch die freisinnige Wochenschrift „Nation" von den Freisinnigen so viel politischen Tact und so viel volltische Selbstbeherrschung erwartet, daß sie bei Be- svrechung des Hamburger Vertrauensbruch- im Reichstag über dem, was Bismarck in einer schtteßlich doch begreiflichen Ver bitterung tn Worten grsehtt hat, nicht den genialen Begründer der deutschen Einheit vergeßen. Die Warnung vor „alter Rancuue" und vor „tacttojer Vehemenz" mag hier weniger auS herzlicher Pietät vor dem größten beulscheu Manne als auS kluger tactijcher Berechnung hervorgehen, jeVrnfaUS ist sie beherztgenswerkh. Hoffentlich bleibt es auslchieß- tlch den Socialdemokraten überlassen, die Hamburger Ver irrung dazu auszubeulen, um den Haß an einem Staatsmann« auszulassen, dessen Verdienst« um dir Nation schließlich doch Alles überstrahlen, was gelegen»! ch an menschlichen Schwächen bei ihm hervortrilt. Eine würdige Behandlung der Angelegenheit durch alle bürgerlichen Parteien würde dem politischen Ansehen des Reichstags wesentlich zu Gute kommen; die Entschiedenheit der sach lichen Stellungnahme gegenüber dem Fetdzuge wider den Kaiser braucht unter der Vermeidung persönlicher Gehässigkeit nicht zu leiben." Wie wird Fürst BiSmarck sich freuen, daß sogar das „Weltblatt" am Rheine seine doch nur aus „begreif licher Verbitterung" stammenten Fehler und Verirrungen, ja selbst seinen „Feldzug wcker den Kaiser" aus Rücksicht auf alte Verdienste mit dem Mantel der christlichen Nächsten liebe zu bedecken sich herabläßt! Möglicherweise verliert aber diese Nachsicht bedeutend an Werth durch die Regierungserklärung. Wird doch behauptet, der Kaiser habe vor einigen Tage» einigen Herren, die ihm in beweglichen Worten dir durch die Enthüllungen der „Hamb. Nachr." angeblich herausbeschworenen Gefahren schildern wollten, kurz geantwortet: „fehlgeschoffen". Sollte diese« Wort wirklich gefallen sein — e« wäre keine de« Enthüllung von Staatsgeheimnissen und würde vollständig Bedeutung für die Stellung des Reiche« nach außen bin; sie mit dem übereinstimmen, wa« von zuverlässiger Seile über sind eS, welche die österreichische Politik nicht nur Rußlanc
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite