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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189304260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-26
- Monat1893-04
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1893
- Autor
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Riesaer G Tageblatt Mittwoch, 26. April 1893, Abends 46. Jahr,, I Gr. an Rdl. Herr Wilhelm Moritz König in Ttrehla als Mitinhaber der Firma ausgcschiedm ist. Riesa, am 25. April 1893. Königliches Amtsgericht. I. A.: Ass. Oehm, H.-R. Tas Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mir Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung tn den Expeditionen in Mesa undZStrehlas, dens^Ausgabestellen, sowie am Schalter der taiserl. Postanstalten 1 Mart 25 Ps., durch die Träger frei inS Haus 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei inS Haus 1 Mark 65 Ps. Auzeigrn-Annahm^für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Rieia. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Das unterzeichnete Königliche Amtsgericht hat heute auf Fol. 142 des Handelsregisters für seinen Bezirk, die Firma König L Teichmann, Baumeister in Strehla betr., ver lautbart, daß Bekanntmachung. Für den IV. hiesigen Stadtbezirk, umfastend das Centrum der Stadt von dec Nieder lagsstraße und Pausitzerstraße, einschließlich dieser beiden Straßen, bis zur Wilhelmstraße und deren Verlängerung, ausschließlich dieser Straßen, "ist am 22. dieses Monats Herr Privatie* Ernst Nicolai Hierselbst als Bezirksvorsteher in Pflicht genommen worden. Riesa, am 24. April 1893. Der Stadtrath. Klötzer, Bekanntmachung. Die Einkommensteuer auf den 1. Termin dieses Jahres wird den 30. dieses Monats fällig und ist mit der Hälfte deS Jahresbetrags baldigst, längstens aber bis zum 15. Mai dieses Jahres die hiesige Stadtsteuereinnahme abzuführen. Riesa, am 25. April 1893. Der Stadtrath I B.: Lange. und Anzeiger (El-kblalt UN- Anzeiger). Lelegramm-Adreste eL Fernsprechstelte »Tageblatt-, Riesa. A, N V L- U- 4 Nr. 20. der König!. Amtshauptmannscbaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa Boni Reichstag. Eine stürmisch bewegte Sitzung batte der Reichstag gestern aus Anlaß der Verhandlung über die Ahlwardt- Akten. Der Abg. Ahlwardt erhielt alsbald das Wort zur Darstellung der Dinge, welche er beweisen will. Der selbe führte aus: „Bezüglich des Invalidenfonds besitze ich keine Akten, welche vorgängige Verhandlungen mit den Börsenkreisen erweisen. (Unruhe und Zurufes Die Presse hat meine Behauptungen vielfach verdreht. Ich werde be weisen, daß Bleichröder und Hansemann unter der Mithilfe des damaligen Directors Miquel das deutsche Volk um viele hundert Millionen geschädigt haben. Die bezüglichen Akten habe ich von entlassenen Angestellten der Diskontogesellschaft." Abg. Ahlwardt behauptete, daß Miquel als Direktor der Diskontogesellschaft auch für eigene Rechnung Geschäfte ge macht habe und citirt eine Anzahl von bekannten verun glückten Gründungen, mit denen er Miquel in Verbindung bringt. Es sei ihm nur um das Wohl des deutschen Volkes zu thun, er sei weit entfernt davon, einen Mann anzugreisen. (Schallendes Gelächter.) Mein Wille ist nur der, Schäden aufzudecken. (Ruse: Jawohl!) Abg. Ahlwardt: Herr Rickert ruft jawohl, obwohl er als Direktor der Judcnschutztruppe 20000 Mark bezieht. (Stürmische Heiterkeit.) Ich werde noch andere Namen nennen. (Rufe: Alles Lüge und Verleumdung; ein Lügner sind Sie. Lärm.) Ich bitte Sie, meinen Antrag anzunehmen und den Abg. Pickenbach in die Kommission zu wählen. Minister Miquel erklärte: Wenn es sich nur um Ahlwardt handelte, würde er nicht antworten. Da aber Ahlwardt die Ehre hat, ein Vertreter der deutschen Nation zu sein, so muß ich im Interesse der öffentlichen Moral seine unwahren Be hauptungen entschieden zurückweisen. (Bravo!) Ich werde sehen, ob dieser Cato außerhalb des Hauses den Muth hat, gleiches zu behaupten. Dann würde er bald den Herren Joachim und Gehlsen Nachfolgen. Der Minister legte aus führlich die Verhältnisse der rumänischen Eisenbahnen dar. Er führte aus, daß die Diskonto-Gesellschaft und Bleichröder Geld verloren. Das damit bedrohte deutsche Kapital wurde aber durch das Eingreifen der Bankhäuser gerettet. (Hört!) Er habe selbst mit den von Ahlwardt erwähnten Darlehen aus Reichsmitteln gar nichts zu thun. Ahlwardt müsse das wissen; er werde es beweisen. Wo bleibt da die Kons 0668 ? Ahlwardts Helfershelfer habe mir den gestohlenen Akten 10 Jahre gewartet, bis der Diebstahl verjährte und sich dann in aller Welt herumgetrieben. Mit solchen Leuten sich zu beschäftigen, errege moralischen Ekel. (Stürmische Zustimmung.) Er werde fortan jeden solchen Verleumder unerbittlich verfolgen, gleichgiltig, ob er ein Plagiator sei oder die Verleumdungen selbst erfinde. (Stürmischer Bei fall.) Schatzsecretär von Maltzahn konstalirtc, daß Ahlwardt selbst zugegeben habe, ,'eme Akten über den Jn- validenfonds zu besitzen. Der Fonds habe nicht Aknen, sondern garantirte Prioritäten, und zwar Hannover-Alten- bekener erworben und daran nicht verloren, sondern gewonnen. Die Akten Ahlwardts können nichts beweisen, da bei der Verwaltung des Reiches alles ordnungsmäßig zugegangcn ist. Minister Miquel folgert aus den systematisch gegen ihn erhobenen Verleumdungen, daß man cs da nicht mit dem Antisemitismus, sondern nur mitPersonen zu thun habe. (Bei fall.) Abg. v. Bennigsen erklärte offen und bestimmt, er habe zu keiner Zeit und in keiner Form irgend welche Gründervor- theilc bei der Hannover-Altenbekener Bahn erhalten; er hoffe, dasHaus werde diesenVersiterungcn gegenüber den allgemeinen Verdächtigungen Glauben schenken. (Lebhafter Beifall.) Abg. Richter erklärte, Ahlwardt habe erst, auf der Flucht von ihm gedrängt, jene Behauptungen aufgestellt, über die heute verhandelt wird. Ueber den Jnvalidenfonds hat er gar nichts von seinen Behauptungen aufrecht erhalten.- In Betreff der rumänischen Eisenbahnen liegt keinerlei öffent liches Interesse vor. Ahlwardt zog aus gegen die Juden und kam dahin, sich für Stroußberg ins Zeug zu legen. (Gelächter.) Ahlwardt habe nicht einmal jene Akten gelesen, die allen zugänglich seien. (Zustimmung.) Alles heute Vor gebrachte konnte man schon gestern für 20 Pfennige Entree von Ahlwardt in den Germaniasälen hören. (Beifall und Heiterkeit.) Die Kommission dürfte die Sache nicht dila torisch behandeln lassen. Die Kommission habe die Auf gabe, diesen Menschen ein für allemal vor dem Reichstag und vor der Oeffentlichkeit unmöglich zu machen und dem moralischen Ekel Ausdruck zu geben, einem Empfinden, in welchem alle anständigen Menschen mit der Regierung über- einstimmen. (Lebhafter allgemeiner Beifall) Abg. Rickert erklärte, die Behauptung Ahlwardts, er hätte sich für 20000 Mark an die Judenschutztruppe verkauft, sei eine infame ge wissenlose Lüge, eine schamlose Verleumdung. (Bewegung.) Der Präsident erklärte diese Ausdrücke für unstatthaft. Abg. Horwitz erinnerte daran, daß Ahlwardt vor Gericht für eüien gewerbsmäßigen Ehrabschneider erklärt worden sei; ein Polyp in der Nase mache ihm jedes klare Denken unmöglich (lebhafte Heiterkeit), wie ein Physikatsattest be zeuge. (Heiterkeit.) Abg. Ahlwardt bedauert, daß die Akten den Mitgliedern des Hauses zugänglich gemacht worden seien. Vicepräsident Graf Ballestrem: In dem Augen blicke, wo die Akten auf dem Bureau des Hauses nieder gelegt waren, sind sie Eigenthum des Hauses geworden. Abg. Ahlwardt fortfahrend: er werde sehen, ob es ge linge, ihn unschädlich zu machen. Er wolle nicht die Er klärung des Abg. v. Bennigsen, daß er kein Geld erhalten habe, 'antasten, wohl aber wisse er, daß die Eisenbahnen einen großen Umweg gemacht haben nach dem Gute des Abg. Bennigsen. (Stürmische Unterbrechung, Rufe: Schuft! Herunter! hinaus! Die Unterbrechung wiederholte sich minutenlang.) Schließlich betont Abg. Ahlwardt: Ich kämpfe für ideale Zwecke, ich weiß, daß ich das Gute erstrebe; in diesem Bewußtsein trete ich mit gutem Gewissen der Oeffentlichkeit gegenüber. Präsident v. Levetzow: Der Abg. Ahlwardt hat wiederholt Privatgespräche mit mir in die Debatte gezogen; zukünftig werde ich nur noch vor Zeugen mit il-m verhandeln. Minister Miquel erklärte: In dem Gehlsen-Prozeß hat der Richter selbst gesagt, daß 8 Prozent noch ein sehr mäßiger Prozentsatz für das über nommene Risiko war. Staatssekretär v. Maltzahn kou- statirle nochmals, daß die zum dritten Male von Ahlwaidt vorgebrachte Behauptung, bei der Gründung des Invaliden fonds hätten Verhandlungen hinter den Koulissen stattge funden, vollständig erfunden sei. Abg. Bennigsen: Der Umweg der Hannover-Altenbekener Bahn erklärt sich aus der Umgehung des Gebirgskammes, da sonst ein kostspieliger Tunnel hätte gebaut werden müssen. Von drei verschiedenen Unternehmern wurde der Umweg aus diesem Grunde für nothwendig gehalten. Abg. Lieber (Zentrum): Die Kommission wird den Angegriffenen Gelegenheit geben, sich glänzend zu rechtfertigen, dann werden alle besonnenen rechtlichen Kreise Deutschlands von Ahlwardt denken: Häufen Sie nur das Maß Ihrer Verleumdungen, Sie werden das Maß unserer Verachtung erreichen. (Beifall.) Abg. von Manteuffel erklärte, er werde erst dann dem Anträge zustimmen, wenn Ahlwardt erklärte, daß er alle Akten vor gelegt habe. Abg. Ahlwardt erklärt, allerdings seien augen blicklich einige Akten im Rückstände (schallendes Gelächter), im Augenblicke des Zusammentretens der Kommission würden jedoch die gejammten Akten in den Händen der Kommission sein. Darauf wurde der Antrag Ahlwardt an genommen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der „Reichsanz." meldet: „Se. M. der Kaiser haben dem Kardinal-Staatssekretär Rampolla den Schwarzen Adler-Orden verliehen. Heute (Dienstag) Mittag 12 Uhr wurde der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Freiherr Marschall von Biberstein in besonderer Audienz von dem Papst empfangen." In parlamentarischen Kreisen ist man, wie die „B. Börs.- Ztg." schreibt, auf die Entwickelung der Dinge im freisin nigen Lager lebhaft gespannt. Eugen Richter wolle den Abg. Hinze aus der Fraktion ausschließen, weil dieser sich in Be treff der Militärvorlage zu einem weiten Entgegenkommen bestimmt finde. Heute, Mittwoch, tritt der Heeresausschuß nochmals zu sammen zur Berathung des Gesetzentwurfs über die Ersatz- vertheilung. Der Gesetzentwurf, welcher die Rekruten nach Maßgabe der tauglich Befundenen anstatt wie bisher nach Maßgabe der Bevölkerung auf die einzelnen Ersatzbezirke vertheilt, ist unabhängig von dem Schicksal der Militärvor lage. Dem Kardinal Ledochowski in Rom zu Theil gewordene ungewöhnliche Auszeichnungen veranlassen die „Voss. Ztg." zu nachstehenden Bemerkungen: „Die deutsche Nation wird sich angesichts dieser Auszeichnung erinnern, daß Graf Ledo- chowski es war, der im November 1870 im Hauptquartier von Versailles das Verlangen stellte, die Regierung, an deren Spitze damals Bismarck stand, solle zu Gunsten der weltlichen Herrschaft des Papstes einschreiten, daß er die Leitung der ultramontanen und nationalpolitischen Bewegung übernahm, daß er den heftigsten Kampf gegen die Staats gewalt führte und in herausfordernder Ueberhebung die Rechts- gtltigkeit staatlicher Gesetze bestritt. Graf Ledochowski ist deshalb zu hohen Geld- und Gefängnißstrafcn verurtheilt worden. Er wurde, am 3. Februar 1874 verhaftet, um zu Oftrowo eine zweijährige Gcfängnißslrase abzubüßen. Ain 15. April 1874 wurde er vom Königlichen Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten seines Amtes entsetzt. Der Wan del der Zeit kann nicht schärfer gekennzeichnet werden, als durch die Thalsachc, daß der ultramontane Freiherr von Franckenstein nach seinem Tode amtlich als ein Mann von echt nationaler Gesinnung gefeiert, Windthorst förmlich als ein wahrer Vater des Vaterlandes gepriesen und jetzt Kardinal Ledochowski durch eine kostbare Dose mir dem Bildnisse des Kaisers ausgezeichnet werden konnte. Aber der Wandel ist nicht auf Seite der Ultramontanen. Graf Ledochowski ist von seinen früheren Anschauungen nicht um Haares Breite gewichen. Die Beobachtung dieser augenfälligen Vorgänge kann nur jeder Opposition zur Aufmunterung gereichen.' Das „Militärwvchenblatt" vom Dienstag Abend tritt in einem langen Artik, l noch einmal für die Militärvorlage ein. Das Blatt betont ferner, es sei nicht nur sein gutes Recht, sondern seine Pflicht, zu der Vorlage Stellung zu
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