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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189304282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-28
- Monat1893-04
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1893
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Riesaer G Tageblatt ««d Auxel-rr (LkeßlM »S Lytiger). Trlrgmmm-Adreste „Tageblatt", Riesa. AmtsLtatt Fernsprechstell« Nr. 20. der König!. Amtshanptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths z« Mesa. Freitag, 28. April 18SS, MendS. 4«. Jahr,. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jede« Ta, Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bterteljährlicher vezu^prri» bei Abholung ,n den Expeditionen in Mesa und Strehla', den Ausgabestellen^ sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch die Träger frei in» Hau» 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei in» Hau» 1 Mark 85 Pf. Unsetgen-Atmahme für die Nummer de» Ausgabetage» bi» Vormittag v Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redactton verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung. Die Einkommensteuer auf den I. Termin dieses Jahres wird den 30. dieses Monats fällig und ist mit der Hälfte des Jahresbetrags baldigst, längstens aber bis zum 15. Mai dieses Jahres an die hiesige Stadtsteuereinnahme abzuführen. Aiesa, am 25. April 1893. Der Stadtrach. * I V.: Lange. Rdl. Die „Akten"- Kommission. Die Reichstags-Kommission zur Prüfung der sogen. „Akten" Ahlwardts hatte sich am Mittwoch nach Schluß der Plenarsitzung konftituirt und den Grafen Ballestrem zum Vorsitzenden, den Abg. von Marquardsen zum Stellvertreter gewählt. Trovdent Abg. Ahlwardt in der Sitzung am Dienstag ausdrücklich erklärt hat, daß die noch zurückdehaltenen Akten „dis zum Augenblick, wo die Kommission Zusammen tritt, zur Stelle sein würden", waren gleichwohl, als die Kommission zusammentrat, die Alten noch nicht zur Stelle. Ahlwardt selbst, der als Antragsteller berechtigt ist, an den Berathungen theilzunchmen, war nicht anwesend. Ebenso fehlte das Kommissionsmitglred Pickenbach. Deshalb wurde die nächste Sitzung auf Donnerstag Vormittag anberauml mnd die Vorladung Ahlwardts in dieser Sitzung beschlossen. Zugleich beschloß die Kommission, zu hen Kommissionsbe- rathungen Stenographen zuzuziehen, um es Ahlwardt abzu schneiden, abgegebene Erklärungen späterhin abzuleugnen oder in ihr Gegentheil zu verkehren. Gestern Vormittag trat imn die Kommission von Neuem zusammen. Der vorge ladene Abg. Ahlwardt erklärte, daß er für seine Beschuldigung bezüglich des Jnvalidenfonds keinen andern Beweis vorzu bringen habe, als zwei von M. Anton 'Niendorf verfaßte Broschüren. Auf wiederholte Anfragen, wo denn die in Aussicht gestellten Akten bezüglich des Jnvalidenfonds seien, erklärte Abg. Ahlwardt auf das Bestimmteste, daß er keinerlei Akten in dieser Beziehung besitze, noch jemals besessen habe. Die übergebenen Akten in Original oder Abschrift beziehen sich ausschließlich auf Angelegenheiten der rumänischen Eisen bahn. Ahlwardt überreicht noch ein Heft weiterer Akten, die er am Schlüsse der letzten Sitzung zugesagt, mit dem Bemerken, daß er zwar noch mehr Akten bezüglich der rumänischen Bahn besitze, daß diese aber keinen Bezug auf seine Beschuldigungen haben. Auf Anfrage des Vorsitzen den erklärte Ahlwardt ferner, daß er au-jer den Herren Dr. Miguel, v. Bennigsen, Horwitz und Munckel, lctziere in ihrer Eigenschaft als Strohmänner bei einer Generalver sammlung, keine andere Persönlichkeit aus den Kreisen des Reichstages oder Bundesraths beschuldige. Ferner fragte der Vorsitzende, ob Ahlwardt für seine letzte gegen den Abg. v. Bennigsen erhobene Anschuldigung Beweise in seinen Akten habe. Das verneinte Ahlwardt; er habe sich lediglich auf Broschüren bezogen. Finanzminister Dr. Miquel berichtete, er habe zwei frühere Direktoren der rumänischen Eisenbahn nach etwa vorgekommenen Bestechungen rumänischer Persön lichkeiten befragt, und diese seien bereit, zu beschwören, daß dergleichen absolut nicht vorgekommen sei. Von dem wieder holt erwähnten, aus Resten des Papierkorbs zusammenge klebten Briefe des rumänischen Ministers Kalindero weiß Minister Miquel nichts; er habe überhaupt in dem betreffen den Bureau niemals einen Papierkorb benutzt. Da der mehrerwähnte Grünwald sich erhängt habe, so bittet der Minister den Vorsitzenden, den Abg. Ahlwardt über diesen Brief näher zu befragen. Der Minister giebt weitere ziffernmäßige Aufklärung über das Verhältniß zwischen der rumänischen Eisenbahngesellschaft und der Diskontogesellschaft, woraus sich ein Zins- und Provisionsbetrag von acht bis neun Prozent ergiebt, welcher nicht zu hoch war, Angesichts der großen Unsicherheit der Anlage und der übernommenen Bürgschaft. Der Minister überreicht dabei die bezüglichen Bücher der Diskontogesellschaft. Auf Frage des Vorsitzen den erklärte Ahlwardt, daß der zerrissene Brief sich nicht auf seine Anschuldigungen betreffs der rumänischen Gesell schaft gegen Miquel beziehe. Minister Miquel erklärte, daß er niemals mit dem rumänischen Staatsmanne Kalindero korrespondirt habe. Abg. Ahlwardt: Nachdem Minister Miquel den Brief für gefälscht erklärte, ziehe ich ihn als Beweis zurück. Abg. Dr. Horwitz legte sein Verhältniß zu der rumänischen Gesellschaft dar; der betreffenden General versammlung habe weder er noch Abg. Munckel beige wohnt. Abg. Dr. Lieber konstatirte aus seiner persönlichen Zrugenschaft, daß Abg. Ahlwardt in der Vertrauenskommisslon auf den zerrissenen Brief ausdrücklich als Beweis für seine Anschuldigung gegen Miquel sich berufen habe. Graf BaUe strem bestätigte dies und fragte Ahlwardt, ob er den Brief der Kommission überreichen wolle. Ahlwardt erwiderte, daß, da in dem Briefe ein fremder Staatsangehöriger vor komme und der Brief seine Anschuldigung gegen Miquel zu beweisen vermöge, er nicht geneigt sei, den Brief zu überreichen. Der Vorsitzende richtete die dringende Auf forderung an Ahlwardt, den Brief zu übergeben, zumal er denselben auch in der vorgestrigen RcichstagSsitzung angeführt habe. 'Nach weiteren wiederholten Hinweisen des Ministers Miquel und des Abg. Dr. Lieber erklärte Ahlwardt schließ lich, da man so großes Gewicht auf den Brief zu legen scheine, werde er denselben der Kommission überreichen. Abg. Bebel war erstaunt, daß Ahlwardt den Brief jetzt als so unwesentlich bezeichnet, ihm gegenüber habe Ahlwardt auch privatim den Brief als besonders bedeutsam erklärt. Auch die Abgg. Ackermann und Dr. Porsch äußern sich in diesem Sinne. Schließlich werden von der Kommission als Referenten über die „Akten", soweit sie den Jnvalidenfonds betreffen sollen, Abg. von Cuny, für die übrigen Abgg. Dr. Porsch und Bebel ernannt. Das Studium der „Akten" wird von den Referenten möglichst beschleunigt und demnächst durch Graf Ballestrem die Kommission wieder zu ammenbe- rufen werden. Tagesgeschichte. Von Major v. Wiffmann liegen neue Nachrichten vor. In Prioatbriefen vom 22. Januar zeigt er an, daß er an der Rinn^ira-Bai am Nordende des Nyaffa angekommen ist und dort seine Hauptstation bauen und seinen Dampfer sta- tioniren will. Er fügt hinzu, daß er die Station stark und gut bauen müsse, da den umwohnenden Eingeborenenstämmen nicht zu trauen sei. Von seinem Gesundheitszustände spricht er mit keinem Worte, woraus mit einiger Sicherheit zu ent nehmen ist, daß sich die früheren Krankheits-Erscheinungen verloren haben. Da der Bau einer festen allen Bedürfnissen entsprechenden Station die Zeit von einigen Monaten wenig stens in Anspruch nimmt, so ist da- Verbleiben des Reichs kommissars am Nyaffa bis in den Sommer hinein wahr scheinlich. Wa« er dann unternehmen wird, ist unbekannt; er macht auch keine Andeutung darüber, ob er mit einem Theile der Expedition den Weg nach dem Tanganika (natür lich ohne den Dampfer) einschlagen wird oder nicht. Das deutsche Kaiserpaar und das italienische Königspaar sind gestern Nachmittag in Neapel eingetroffen und wurden am Bahnhofe von einer ungeheuren Menschenmenge enthusia stisch begrüßt. Die Fahrt der Majestäten nach dem Palais erfolgte wegen des Menschengedränges im Schritt. Die Be völkerung brachte allenthalben die lebhaftesten Ovationen dar ; an mehreren Stellen wurden Blumen gestreut. Die Truppen bildeten Spalier. Die MilitärmusikcorpS spielten die deutsche Nationalhymne. In der Via di Toledo hatten gegen 300 Vereine aus der Stadt und den Provinzen mit über 100 Fahnen und 15 Musikkapellen Aufstellung genommen und bereiteten den Majestäten immer erneute stürmische Ovatio nen. Der Jubel dauerte noch fort, als die Majestäten das Palais betreten hatten. Die Vereine und die Volksmenge setzten die frenetischen Kundgebungen vor dem Palais fort. Tue italienischen und die deutschen Majestäten traten auf den Balkon hinaus. Die Kaiserin und die Königin dankten der Volksmenge durch Tücherschwenken. Inzwischen dcfilirten die Vereine unter dem Absingen der italienischen National hymne. Das Verkehren auf den Straßen war geradezu un möglich. Das Staatsministerium wurde gestern durch den Mini sterpräsidenten Graf Eulenburg zu einer Sitzung zusammen berufen. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, soll der Ministerrath durch aus Rom einzetroffene Telegramme veranlaßt worden sein. » Deutsche» Reich. Der „Reichsanzeiger" ist zu de Erklärung ermächtigt, „daß weder in der Unterhaltung Sr. Majestät des Kaisers mit Sr. Heiligkeit dem Papst, noch i« der Audienz, welche Letzterer dem Staatssekretär Freiherrn von Marschall gewährte, der Militärvorlage irgend ein« Erwähnung geschehen ist." Ferner schreibt das amtliche Blatt: „Oeffentlichc Blätter stellen Betrachtungen an, die davon ausgehen, daß zwischen der Regierung und dem Zentruin ein Verkehr bestehe, welcher darauf abziele, für die Unterstützung der Militärvorlage Konzessionen auf kirchlichem Boden einzutauschen. In den Besprechungen, welche zwischen dem Reichskanzler und hervorragenden Mitgliedern des Zentrums über die Militärvorlage stattgcfunden haben, ist niemals weder von der einen noch von der anderen Seite von solchem Handel die Rede gewesen." Mit Bezug auf.die vielbesprochene angebliche Aeußerung des Kaisers gegen den Kardinal Ledochowski wird der „T. R." von gut unterrichteter Seite geschrieben: Die Bemerkung an den Kardinal besagte dem Sinne nach, daß seiner Rückkehr nach Deutschland nichts im Wege stehe, daß er für die noch nicht verbüßten Strafen begnadigt und damit das früher Ge schehene abgethan sei. Graf Paul v. Hoensbroech ersucht die „Köln. VolkSztg." auf Grund des Reichs-Preßgesetzes folgende thatsächliche Be richtigung aufzunehmen: „In Nr. 223 (Abend-Ausgabe) finden sich aus Anlaß meines Austritts aus dem Jcsuiten- Orden Angaben über meinen Geisteszustand, die jeder tat sächlichen Grundlage entbehren. Unrichtig ist, daß ich an einer krankhaften Nervenüberreizung leide oder jemals ge litten habe. Unrichtig ist, daß meine Krankheit" vor zwei Monaten ausgebrochen sei; vor zwei Monaten hatte ich schon mehr als zwei Monate den Jesuiten-Orden verlassen. Ueberdies bin ich seit September letzten Jahres überhaupt nicht mehr krank gewesen. Damals hatte ich einen heftigen Anfall von DiphtheritiS, den ich rasch und vollständig Über stand. Unrichtig ist, daß ich in Bezug auf meine „Krank heit" in Köln ärztlich behandelt wurde. Zuletzt stand ich in Köln unter ärztlicher Behandlung im Jahre 1884; ich ge brauchte damals einen Spezialisten für Halsleiden. Graf Paul v. Hoensbroech." Vom Reichstag. Der Reichstag nahm den Gesetz entwurf betreffend die Geltung des GerichtSverfassungsge- sctzes in Helgoland ohne Debatte in dritter Lesung an. Bei der dritten Berathung des Gesetzentwurfs gegen den Verrath militärischer Geheimnisse beantragten die Abgg. Schneider und Genossen nicht nur die Verbreitung von Schriften und Zeichnungen, sondern auch von denjenigen 'Nachrichten, deren Geheimhaltung im Interesse der Landes- vertheidigung erforderlich sei, unter Strafe zu stellen. Ab geordneter von Bar führte aus, die jetzige Fassung des Gesetzes enthalte, wenn sie auch erheblich gegen die ursprüng liche abgeschwächt sei, doch noch Bedenken ernster Natur. Dem Vaterlande würde mit der Annahme des Gesetzes kein Gefallen geschehen. Abg. Schneider wies auf einige zu eng gefaßte Bestimmungen des Strafgesetzbuches hin. Abg. Gröber (Zentrum) bekämpfte lebhaft den Gedanken, bloße Nachrichten so streng bestrafen zu wollen. Damit war die Generaldebatte geschloffen. Bei Paragraph 1 ersuchte der Kriegsminister den Antrag des Abg. Schneider anzu nehmen. Wenn solche Nachrichten straflos blieben, würden eine Menge von Verhältnissen des Landesverraths ohne Strafe bleiben, so unter Anderem Mittheilungen über die geplante Aufstellung einer Grenzschutzabtheilung, über die Sammelpunkte der verschiedenen Armeekorps, die Aufmarsch straßen rc. Alles dies könne ohne Schriftstücke und Z ichnunge» dem Gegner mitgetheilt werden. Damit die» strafbar werde, sei es dringend geboten, die Verbreitung solcher Nachrichten strafbar zu machen. Abg. von Bar wies nochmals aus die Bedenklichkeit hin, eine derartige Be stimmung aufzunchmen. Der Kriegsminister erwiderte, das Gesetz solle verhindern, daß der Gegner eine Kunde von Dingen und Verhältnissen bekomme, die dem Vater lande gefährlich sein könne. Wie das die Bevölkerung be- unruhigen könne, sei unerfindlich. Bei Krieg-Vorbereitungen und KriegSeinleitungen seien alle in der vorigen Rede angr-
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