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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189304226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-22
- Monat1893-04
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1893
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Alt^llkk D TllssklllM und Anzeiger MM« M Aytignj. Telegramm-Ldnst« .Tageblatt", Rtesa. AmtsK^tatt Kemfpnchstellr Nr. 20. der König!. Amtshanptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts mW des Stadtraths zu Mesa. SS Sonnabend, SS. April 18SS, Abends. 46. Jahr, Da» Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag Abend» mit Ausnahme der Sonn- mW Festtage. Vierteljährlicher VeznIdPrri» bei Abholung in den Expeditionen in sRirsa und Strehlas, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der taiserl. Postanstalten 1 Mart 2S Pf., durch die Trüger frei in» Hau, 1 Mark SO Pf., durch de» Briefträger frei in, Hau« 1 Mark SS Pf. Au^n-Amiah», jfür dir Nummer de» Ausgabetage» bi» Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Grfchäft,stelle: Kastantenstraße SS. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Auch in diesem Jahre will der Kaiser eine Nordlandsreise unternehmen. Die „di. Preuß. Ztg." will wissen, daß die Kaiserin und wahrscheinlich auch der Kronprinz den Kaiser auf der Reise begleiten werden. Zur Militärvorlage bringt die „N. Pr. Ztg." eine ihr aus Mitteldeutschland zugehende Zuschrift, welche als Stim mungsbild dienen kann; am Schlüsse heißt cs: „Zweierlei ist uns unzweifelhaft: Eine Vermehrung unserer Armee ist un- Ledingt geboten. Deutschland ist sehr wohl in der Lage, das hierzu erforderliche Geld aufzubringen. Also man gewähre der Regierung die geforderten Mittel und versuche es ein mal nm ihrer Vorlage im Vertrauen darauf, daß sie die Sache ernstlich geprüft hat, und in der Erkenntniß, daß sie die größte Beranlwrrtunq dabei trägt und sich dessen voll und ganz bewußt ist. Das ist di: Meinung vieler, und diese Meinung bricht sich mehr und mehr Bahn in Mittel deutschland." Im Uebrigen versichern dieselben Blätter, die zu Beginn dieser Woche mit aller Bestimmtheit den Abschluß einer Verständigung in der Militärfrage zu melden wußten, .jetzt mit derselben Bestimmtheit daß alle diese Verhandlungen endgiltig gescheitert seien. Eines ist so unzutreffend, wie cs das andere war. Tin Abschluß ist nicht erreicht, aber auch ebenso wenig ein wirklicher Abbruch der Verhandlungen er- folgt. Rian hatte die Umgestaltung der preusischen Wahl gesetznovelle im Sinne des Centrums als eines der Zu geständnisse der Regierung für den Fall des Zustandekommens her Militärvorlage bezeichnet. Die Commission des Herren hauses hat heute diese Novelle in der Regierungsfassung, also unter Beseitigung der vom anderen Hause beschlossenen Abänderung, angenommen. Aber das Plenum hat jseine »Entscheidung bis zum 2. Mai vertagt. Bis dahin muß sich das Schicksal der Militärvorlage im Reichstage genau über sehen lassen. „Zufall!" werden die einen ausrufen, während die anderen mit Wallenstein denken werden: „Es zieht keinen Zufall!" — Das vom Kaiser durch eine kürzlich ergangene Cabinets- ordre als bis auf weiteres allein maßgebend genehmigte neue Exerzier-Reglement für die CavaUerie des deutschen Heeres ist dem Vernehmen nach lediglich ein Entwurf, dessen endgiltiges Inkrafttreten von den damit erzielten praktischen Ergebnissen abhängen wird. Die Truppenführer sind daher angewiesen, die neuen Grundsätze bei der Ausbildung der Rekruten in diesem und im nächsten Jahre nach allen Richt ungen zu erproben und über ihre Erfahrungen eingehend .zu berichten. Das bisherige Reglement ist nur 6 Jahre in -Kraft gewesen. Die inzwischen erfolgten erheblichen Aender- ungen in der Bcwaffung und Taktik der anderen Truppen- -körper haben auch entsprechende Acnderungen in der Aus bildung der Reiterei erforderlich gemacht. Das römische Blatt „Parlaments' betont, daß keinem Fürsten je zuvor ein so herzlicher und großartiger Empfang in Rom zu Theil geworden sei, wie jetzt dem deutschen Kaiser. Die deutschen Berichte aus Rom bestätigen diese Angabe einstimmig. Der „Reichsanz." meldet denn auch amtlich: ,„Se. Majestät haben Sich über den Ihnen und der Kaiserin von der Königlichen Familie und der Bevölkerung bereiteten Empfang sehr befriedigt ausgesprochen." Der Austritt des Grasen Hoensbroech aus dem Jesuiten orden erregt das größte Aufsehen. Graf Paul Hoensbroech, der etwa einunddreißig Jahre alt ist, gehört dem Orden scit acht bis zehn Jahren an, er war in weiteren Kreisen dadurch bekannt geworden, daß er neben dem Convertiten Freiherrn v. Hammerstein, einem Vetter des Chesrcdacteurs der „Kreuz zeitung", zu den hitzigsten und streitbarsten Vorkämpfern des Jesuitenordens in Deutschland gehörte. Eine Allerh. Cabinetsordre bestimmt, daß der Aviso „Hohenzollern" von jetzt ab die Bezeichnung Dacht und daß die Dacht „Kaiseradler" von jetzt ab die Bezeichnung als Aviso führt. Ueber das Unwohlsein des Fürsten Bismarck erfährt der „Hamburgische Correspondent": In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag trat beim Fürsten eine Unpäß lichkeit ein; er hat in der Nacht fast gar nicht geschlafen. Professor Dr. Schweninger wurde zweimal gerufen. Der selbe verordnete Thee und ließ morgen« aus der Apotheke in Reinbeck Medicin holen. Der gewöhnliche Spaziergang unterblieb gestern. Dagegen war der Fürst längere Zeit vor der Thür in der Sonne, dann legte er sich auf das Sopha und hat zeitweise geschlafen. Das Mittagessen nahm der Kürst mit Appetit ein. Die Unpäßlichkeit ist im Ganzen nicht von Bedeutung. Bo «Reichstag. Der Reichstag war am Freitag wiederum in wahrhaft kläglicher Weise besucht ; kaum mehr als ein halbes Hundert an Reichsbot-n befand sich auf dem Posten. Der bekannte Antrag des socialdemoktratischen Ab geordneten Stadthagen, der, um sich vor seiner Fraktion zu reinigen, gegen sich selbst Strafverfolgung beantragt, weil er wegen angeblicher Verletzung des tz 352 des Reichsstraf gesetzbuches aus der Rechtsanwaltschaft ausgeschlossen wurde, ging an die Geschäftsordnungskommission. Unter den kleinen Sachen, die dann erledigt wurden, befand sich auch die Pe tition des Rechtsanwaltes der Firma Reinstein, die verlangt, den antisemitischen Abgeordneten Picken bach verhaften lassen zu dürfen. Hier wurde die Genehmigung versagt, und auch diese Sache, bei der es sich um eine uneintreibbare Weinschuld Pickenbachs handelt, ist bekannt. Aber bemerkens- werth ist, daß Herr Pickcnbach selbst das Wort erbat, um sich gegen den Vorwurf zu verwahren, es handle sich um eine Schuld an die Firma Reinstein, die durch Schlem merei entstanden sei. Er habe den fraglichen Wein^weder bestellt noch getrunken. Die Hauptsache in der Sitzung war die erste Berathung des Reichsseuchengesetzes. Aus dem Hause heraus wurden eine Menge von einzelnen Aus stellungen gemacht, und Herr von Bo etlicher hatte mehr mals das Wort zur Vertheidigung des Entwurfs, der das Richtige der Mitte darstelle, zu nehmen. Der Forderung nach reichsgesetzlichcr Regelung des gesummten Medicinal- beamtenwesens stellte er sich entschieden entgegen; cs wäre kein Anlaß, in die Autonomie der Einzelstaaten einzugreifen, wenn auch hier oder dort manche organisatorische Lenderung nothwendig sein möchte. Auch Herr Virchow erschien auf der Tribüne. Man hörte ihm andachtsvoll zu, ohne gerade viel Neues zu erfahren. Der greise Patholog billigte den Entwurf im Allgemeinen und wünschte nur noch die Anzeige- pflicht ansteckender Kinderkrankheiten, die Feuerbestattung in Zeiten der Seuchengefahr, eine größere Machtvollkommenheit des Reichsgesundheilsamts und daß die Medicinalbeamten besser gestellt werden möchten. Der socialdemokratische Abg. Wurm brachte, nachdem er erst noch ein mecklenburgisches konservatives Mitglied des Hauses auf sein kupfernes Amulet wider die Cholera angezapft, die Hamburger Verhältnisse zur Sprache, was dem Senator Burchard Anlaß zu längerer Erwiderung bot. Belgien. Die Ruhe in Belgien ist wiederhergestellt. Nur in der Nähe von MonS dauern die Unruhen fort; die Bewohner der umliegenden Ortschaften erklären den Boykott gegen die Stadt Mons wegen des „Gemetzels" vom Montag. Die Arbeit ist überall wieder ausgenommen. Der verhaftete Advocat Edmund Picard, der Hauptführer der Socialisten und nebenbei Millionär, wurde vorläufig freigelassen. Bulgarien. Bei der Hochzeit des Fürsten von Bulgarien, die am Donnerstag in Villa Pianora stattfand, vollzog die Trauung der Erzbischof von Lucca. Nach der Trauung fand Entgegennahme der Glückwünsche statt. Beim Festmahl brachte der Herzog von Parma einen Trinkspruch auf die Neuvermählten, das sächsisch - coburgische Haus, die bulgarische Nation, deren Regierung und Armee aus. Fürst Ferdinand dankte in seinem und seiner jungen Gemahlin Namen sowie im Namen des bulgarischen Volkes und gab seiner Freude über die Verbindung mit dem Hause Bourbon Ausdruck, da auch in seinen Adern das Blut des heiligen Ludwig fließe. Minister Stambulow brachte einen Toast aus auf den Herzog von Parma, worin er ihm dafür dankte, daß er seine Tochter dem Fürsten von Bulgarien anvertraut habe, und versichert, daß Bulgarien die Fürstin ehren und eifersüchtig behüten werde. Die Neuvermählten reisten Abends 9 Uhr zunächst nach Spezzia, von wo am Freitag die Weiterreise nach dem Orient erfolgte. — In Sofia wurde der VermählungStag des Fürsten al« amtlicher Festtag mit Tedeum und Parade gefeiert. Die Stadt war beflaggt und Abends beleuchtet. Die „Swoboda" brachte einen Artikel, in welchem die Bedeutung des Tages für Bulgarien hervor gehoben wird. Unter der Regierung des Fürsten habe Bulgarien sich in kurzer Zeit die Sympathien Europa erworben. Für den Fürsten und seine Gemahlin laufen fast ununterbrochen Beglückwünschungstelegramme ein. R«mS«ien. In Bukarest fand am Donnerstag Nachmittag eine öffentliche Versammlung der Liberalen statt, in welcher heftige Ansprachen gehalten wurden. Die Theil- nehmer an der Versammlung begaben sich sodann nack> dem Friedhöfe und legten an dem Grabe Rosetti« einen Kran nieder. Al« sie sich darauf zum Königlichen Palast begeben wollten, um dort zu demonstriren, sperrten Truppen alle zum Palast führenden Straßen. Die Menge versuchte den Durchgang zu erzwingen, gab jedoch diese Absicht, nachdem sie zweimal im Namen des Gesetzes dazu aufgefordert war, auf und kehrte zum Friedhöfe zurück, um sich alsdann zu zer streuen. Gegenwärtig herrscht vollständige Ruhe. Oertliches und Siichfisches. Riesa, 22. April 1893. —* Im Mai 1889 erhielt das königliche Amtsgericht Hierselbst Anzeige, daß in verschiedenen Nächten nach den vorhandenen Spuren zu schließen, größere Getreideposten von einer Landestelle der Elbe aus durch unbekannte Personen nach dem etwa 5 Minuten entfernten Gehöft des Windmühlenbesitzers Wilhelm Heinrich Krause in Gohlis transporlirt worden seien. Am 23. Mai 1889 wurde K. verhaftet und die noch vorhandenen, ihm am Abend de« 20. Mai zugeführten 16'/, Schock Roggen beschlagnahmt. Krause hatte für das ausländische Getreide, welches vermuth- l'ch von dem aus Hamburg gekommenen Schiffe Falkenberg stammt und dem Getreidehändler Raffs gehört, 119 Mark bezahlt. Anfänglich leugnete der Windmüller; dann erklärte er aber, ein volles Geständniß ablegen zu wollen und gab zu, daß ihm das so billge Getreide zur Nachtzeit von Schiffern zugeführt worden sei. Diese hätten ihm aber auf da« Bestimmteste zugcsicbert, daß ihnen der Roggen als so genanntes „Uebergewicht", eigenthüuuich zugehöre. Am 14. Juni 1889 wurde Krause wieder auf freien Fuß gesetzt; in dte freiwillige Herausgabe des Getreides willigte er aber nicht, sondern verlangte den von ihm gezahlten Preis von Raffs. Letzterer strengte nunmehr eine Civilklage gegen K. an, die er in zwei Instanzen gewann, weil das Gericht sein Urtheil auf das Vorhandensein einer Hehlerei seitens K. stützte. Nach dieser Richtung wurde Krause nunmehr am 25. Januar d. I. z» 4 Wochen Gefängniß vom hiesigen Schöffengericht verurtheilt und focht er das Urtheil mit dem Rechtsmittel der Berufung an. In der gestrigen mehr stündigen Verhandlung vor der 4. Strafkammer des königl. LangerichtS Dresden blieb der Angeklagte bei den durchaus unglaubhaften Anführen, er habe den diebischen Erwerb des Getreides nicht vermuthet und er kenne die betreffs des „Uebergewichts" landläufige Ansicht der Bevölkerung an der Elbe nicht, stehen. Der Gerichtshof erachtete das erstinstanz liche Urtheil nach allen Richtungen zutreffend und verwarf deshalb das Rechtsmittel K. — Nachdem die Reinigungsarbeiten im St'adtpark in dieser Woche zu Ende geführt worden sind, ist mit heute die Aufstellung der Bänke erfolgt. Das Restaurations mobiliar ist ebenfalls aufgestellt worden, so daß nunmehr von morgen an der volle Betrieb des Parkrestaurants fernen Anfang nehmen wird. Durch Herrn Hofgärtner Eißenbeiß in Jahnishausen ist das Steinvassin am „Brandenburger Wege" wieder mit einer Pflanzengruppe decorirt worden, während das Rundtheil an der Albcrttreppe vorläufig eine Gruppe von Stiefmütterchen in Sternform erhalten hat. Ende Mai soll letzteres, wie seither, wiederum mit einer Blattpflanzengruppe versehen werden. Das Wasserbassin an der AlvertStreppe, da« bisher von den Kindern als Tummel platz benutzt wurde, wird durch einen Rasenstreifen unv ein eiserne« Gitter eingefatzt. Auf diese Weise glaubt man dort dem Treiben der Kinder zu begegnen. Lünschenswerth wäre es nun freilich auch, daß die Wasserkunst mindestens an Sonn- und Festtagen regelmäßig in Thätigkeit gesetzt würde. Die Treppe ist im Jahre 1878 erbaut worden, alle n die Cascadenanlage ist seit dem, besonder- in den letzten Jahren, sehr wenig in Function gesehen wo den. Längere Zeit war die Rohrleitung defect, aber seit dieser Schaden im vorigen Jahre reparirt und die Leitung mit dem städtischen Wasserwerk in Verbindung gesetzt worden ist, sollt man doch meinen, daß dem wiederholt und vielseitig ausgesprochenen Wunsche Rechnung getragen werden könnte. Herr Rathskellerpächter Herrmann hat die am Eingang zum
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