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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189307209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-20
- Monat1893-07
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1893
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- — —r,.'l ,-M' Uiesaer D Tageblatt Femsprechstell« Nr. 2t- « « d Anzeiger (Weblatt «nd Anzeiger). ^7.7«^ Amtsblatt oer König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 168. Donnerstag, SO. Juli 1893, Abends. 4«. Jahrg Deck Niese« Tageblatt «scheint sch« Lag Abends mit Ausnahme d« Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den AuSgabrstel«, sslnie «m Schalt« d« kaiserl. Postanstalt« 1 Mart 25 Ps., durch die Träger srei ins Haus 1 Mart 50 Ps., durch den Briesträger srei ins Haus 1 Mark 65 Pf. AazrtgemAnmihine stir di« Nunun« deS Ausgabetages bis Vormittag S Uhr ohne Gewähr. . Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riria. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaktion verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Schulgrundstücksversteigerung. Mit behördl. Genehmigung soll das außer Gebrauch gefegte Schulhaus der Schulgemeinde Mcrgendorf nebst Borplatz und Garten Mittwoch, den 26. Juli a. c., Nachmittags K Uhr im Gasthofe „Stadt Riesa" in Poppitz — unter Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern und der ev. Zurückweisung aller Gebote — öffentlich versteigert werden. Ein schlagende Auskünfte ertheilen die Herren Gemeindevorstände in Poppitz und Mergendorf. Mergendorf, den 19. Juli 1893. Der Schulvorstand das. Diac. Burkhardt, Borsitzender. * TageSgeschichte. Dem neuen Wuchergrseh in seiner Anwendung auf die gegenwärtige Nothlage der Landwirthschaft gilt eine im amt lichen „Journal" von Herrn Geh. Rath Klemm gegebene längere Darlegung, welche gegenüber der Klagen über mangelndem Schutz betreffs einer wucherischen Ausbeutung des vorliegenden Nothstandes des Näheren entwickelt, daß durch die Bestimmungen des erwähnten, am 19. Juni in Kraft ge tretenen Gesetzes ein wirksamer Schutz für die Fälle der Be drängnis; abgegeben werden könne. Durch das neue Gesetz ist die Klasse der als „wucherisch" zu bezeichnenden Geschäfte in der Weise erheblich erweitert worden, daß als „Credit- wuchcr" im Sinne des Gesetzes nicht nur das Darlehn und die Stundung einer Geldsorderung, sondern auch jedes zwei seitige Rechtsgeschäft angesehen werden soll, welches bestimmt ist, denselben wirthschaftlichen Zwecken wie die Aufnahme eines Darlehns bez. die Stundung einer Geldforderung zu dienen, d. h. also, welches thatsächlich die Aufnahme eines Darlehns bez. die Stundung einer Geldforderung dem Geldsuchenden bez. dem Geldbedürfenden, niithin dem Creditbenöthigten, er setzen soll. In diese Klasse von Geschäften gehört aber nach der Ansicht des Verfassers des Artikels zunächst auch die Aus nutzung einer allgemeinen Nothlage dadurch, daß man das dringende Bedürfniß und Verlangen nach Geldmitteln für im auffälligen Mißverhältnisse stehende Schleuderpreise sich dienst bar macht. Geh. Rath Klemm befürwortet daher, daß man das neue Gesetz im Interesse der Landwirthe, zur Abwehr der Aussaugung im Wege sogenannter Nothvcrkäufe zur An wendung bringe. Die nach dem neuen Gesetze geordneten Strafen sind nicht unerheblich. Der einfache Creditwucher, w c er bis hierher betrachtet worden ist, wird mit Gefängniß- strase bis zu 6 Monaten und zugleich mit Geldstrafe bis zu 3000 M. bestraft. Auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Derjenige aber, welcher solchen Wucher gewerbs- oder gewohnheitsmäßig betreibt, wird mit Gesängniß nicht unter 3 Monaten und zugleich mit Geldstrafe von 150 bis 15,000 M. bestraft. Auch ist auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte zu erkennen. Letztere höheren Strafen haben stets bei erwiesenen; Sachwucher Platz zu greifen. Deutsches Reich. Fürst Bismarck tritt seine Reise nach KissingenIin der letzten Woche des Monats Juli an. — Die Braunschweiger rüsten sich, wie geschrieben wird, zur Huldigungsfahrt zum Fürsten Bismarck. Ein Sonder zug wird morgen Freitag, den 21. Juli früh 8,35, mehrere Hundert Verehrer des Altreichskanzlers nach FriedrichSruh führen. Die Begrüßungsansprache hält Justizrath Semler- Braunschweig. Eine Reihe Zeitungen brachten die dann auch in die Mehrzahl der Berliner Blätter übergegangene Mittheilung, daß Graf Herbert Bismarck den Versuch gemacht babe, kon servative Stimmen für einen Antrag zu sammeln, die Be- rathung der Militärvorlage so lange auszusetzen, bis die Deckungsfrage eine Regelung erfahren habe. Zu dieser Nachricht wird der „Münch. Allg. Ztg." aus Berlin folgendes geichrieben: „Was den angeblich fehlgeschlagenen „Versuch" anbelangt, so ist dazu zu bemerken, daß alte Mitglieder des Reichstages zu diesem Vorgehen, die Erledigung der Deckungs- frage vor der dritten Lesung der Militärvorlage zu ver langen, vor Beginn der Session entschlossen waren und von ihrer Absicht erst nach einer Unterredung mit dem Finanz minister Dr. Miquel Abstand genommen haben. Graf Herbert Bismarck ist bis zu einem „vergeblichen Versuch", selbst wenn er einen solchen beabsichtigt gehabt hätte, gar nicht gelangt, da er gleich bei seinem Eintritt in den Reichs tag von befreundeten Abgeordneten über die Sachlage orien- tirt wurde." Bei 501 Fragebogen, die beantwortet an den Bund der Landwirthe zmückaekommen sind, sprechen 189 von Futternoth, 171 von Futtermangel ; nur in 141 Fällen wird noch auf einen Ausgleich gerechnet. Wären die Nach richten aus Süddeutschlans zahlreicher, als sie es leider sind, so dürfte sich das Bild noch zu Ungunsten der Landwirth schaft verändern. Außerordentlich bezeibnend ist es, daß aus Gegenden, in denen noch vor Kurzem auf Besserung gehofft wurde, neuerdings Nachrichten einlaufen, die die Aussichten als außerordentlich trübe hinstellen, da die Trockenheit an dauert. Es wird in einzelnen Staaten ohne Gewährung zinsloser Darlchnc kaum abgchen, wenn nur irgendwie den betroffene l Landwirthen, insbesondere den Kleingrundbesitzern, ihr Viehstand erhalten werden soll. Das Kriegsministeriun; hat auf eine Eingabe des Vor standes des Nassauischen Baucrnvereir es, um der nothlcidendcn Landwirthschaft Nassaus durch direkten Ankauf von Bich cntgegenzukommen, die Chefs der Gefrieranlagen in Straß burg und Metz aufgcfordert, schleunigst das erforderliche Schlachtvieh aus dem Bezirk Lothringen, der Rheinprovinz und der Provinz Hessen-Nassau anzukaufen. Die Ankäufe sollen sich auf diejemgen Gegenden beschränken, in welchen ein besonders großer Nvthstand infolge Futtermangels vorhanden ist. Diejenigen LandeSthcile, m welchen der Nvthstand am größten ist, sind bei den Ankäufen in erster Linie zu berück sichtigen. Aei diesen Ankäufen dürfen nur die ländlichen Vichbesitzer berücksichtigt werden; jeder Zwischenhandel bleibt ausgeschlossen. — Die Proviantämter in den hinsichtlich der Futlerernte begünstigteren östlichen Landestheilen haben Weisung erhalten, Heu der neuen Ernte bei völliger Trocken heit auch direct von der Wiese zu kaufen. Nicht etwa ein konservatives, sondern ein freisinniges Blatt, das „Berl. Tagebl", schreibt von dem Richtcr'schen Parteitag, der um die Ausstellung eines socialpolitischen Programmes herumging, wie die Katze um den heißen Brei: „Niemand wird sich verhehlen, daß in dem hier ange- schlagenen Gegenstand für die Partei ein Keim der Zersetzung liegt. Hätte man über diese Dinge tiefer greifende Erörte rungen zugelassen, wie sie im Rahmen einer GcneraldiS- cussion nicht gut möglich sind, so würde sich eine gähnende Kluft zwischen den verschiedenen Anschauungen aufgethan haben. Die Volkspartei schließt ganz heterogene Bestandtheile in sich. Da sind Mitglieder, welche das freisinnige Programm nie anerkannt haben und jetzt die Zeit gekommen glauben, um die ne re Partei weit nach links zu schieben. ES fehlt sogar nicht an solchen, die die Aufhebung des Privateigentums an Gru. d und Boden predigen. Ihnen gegenüber stehen Andere, die, groß geworden in den Bourgeoisideen, vor jeder staat- lichen Beschränkung der Arbeitgeberfreiheit eine heilige Scheu empfinden. Eugen Richter ist sein Leben lang kein Social politiker gewesen und wird es niemals werden. Die zur Zeit noch latenten Gegensätze müssen aber einmal mit Noth- wendigkeit scharf hervortreten, die Geister werden aufeinander platzen und dann kommt eine neue Spaltung, oder der linke Flügel geht einfach zur Socialdemokratie über. So lange das Programm noch eine offene Krage ist, kann sich Jeder zur Partei bekennen. Aber früher oder später muß die Scheidung erfolgen, das kann die Gewalt des Gewaltigsten nicht hindern " Türkei, lieber einen öffentlichen Auftritt, welchen der deutsche Generalkonsul in Konstantinopel, Geheimer Le- gationsrath Gillet, auf einem „Jnselschiffebas heiße einem der die Verbindung der Hauptstadt nach den sashionablen Prinzcn-Jnscln vermittelnden Dampfer, mit einem jungen Türken gehabt hat, finden sich in einem Hamburger Blatte nachstehende Mittheilungen: „Der Generalkonsul befand sich in Gesellschaft mehrerer bekannter Herren und Damen. Es giebt auf diesen Schiffen nur Bänke, keine abgetheilten Sitze. Der Generalkonsul, welcher einen Platz neben einer der ihm befreundeten Damen innehatte, erhob sich für eine Minute, um an ein Gegenüber etliche Worte zu richten. Nachdem dies geschehen, fand er seinen Platz durch einen jungen, eleganten Türken besetzt, der in seinem Aeußeren alle Zeichen des Stambuler Dandy an sich trug. Herr Gillet bedeutete dem Herrn, daß der Platz ihm gehöre. Jener erwiderte, es gebe hier keine festen Plätze. Der Generalkonsul bat nochmals eindringlicher, hinweisend, daß er in Gesellschaft von Freunden sei ; der junge Mann be harrte bei seiner Weigerung, worauf Herr Gillet dieses Be nehmen als impertinent bezeichnet haben soll. Der Türke entgegnete darauf mit einem viel schärferen Worte, worauf ihm Gillet „eine versetzte". Ein Schlag mit dem Regen schirm und ein Versuch, Gleiches mit Gleichem zu erwidern, war die nächste Folge. Die eiligst dazwischen tretenden Freunde hinderten Weiteres. Und wenn damit auch die Szene zu Ende war, so harte sie doch zu viel, mehrere hundert Zeugen gehabt, als daß sie nicht nach wenigen Stunden das Stadtgespräch gebildet hätte. Da der junge Türke einer angesehenen mohamedanischen iamilie angehört und Angehörige derselben im Palais wohlgelitten sind, so ist der Vorgang natürlich auch dem Großherrn nicht vorent halten worden. Die Zeitungen erhielten Auftrag, des Vor falls nicht zu gedenken; eine, die es gethan, wurde ver warnt. Der junge Türke soll übrigens ein nicht ganz zu rechnungsfähiger Mensch sein; er habe sich bereits in einer „strengen Wasserkur" befunden; Andere sagen sogar meiner „lA»i8on Us snnts". Seine früheren Vorgesetzten geben ihm nicht das beste Zeugniß. Aber trotzdem nimmt man es in mohamedanischen höheren Kreisen stets sehr, schwer, wenn ein Bekenner des Islam von einem Giaur geschlagen wird. Weiteres über die Folgen der Szene auf dem Jnselschiffe wurde bis jetzt nicht gemeldet." China. Dem „Standard" wird aus Shanghai ge meldet, daß die chinesische Regierung es ablchne, Genugthuung für die stattgchabte Ermordung zweier schwedischer Missio nare zu gewähren. In Massen - Versammlungen der Aus länder in Schanghai und Hankow wurden Resolutionen gefaßt, in welchen in den stärksten Ausdrücken ein Einschreiten der auswärtigen Mächte und eine Bestrafung des Vice-KönigS sowie des Gourerneurs verlangt wird. Es sei kein Zweifel möglich, daß die Mandarinen in Nusseh an der Ermordung der Missionare betheiligt seien. Die Lag« sei entschieden bedrohlich. Lertliches und Sächsisches. Riesa, 20. Juli 1893. — Die zweite Ferienstrafkammer des köuigl. Landge richtes Dresden beschäftigte gestern eine Untersuchungssache gegen den 20 Jahre alten Handarbeiter Wilhelm Brösgen von hier wegen gefährlicher Körperverletzung. Da der Angeklagte da« ihm beigemessene Vergehen in Abrede stellte, so machte sich eine umfangreiche Beweisaufnahme nothwendig, wozu 13 Zeugen und als ärztlicher Sachverständiger Herr Dr. med. Kunze aus Riesa vorgeladen waren. Am Abend des 4. Mai d. I. kam es auf dem Wege von Poppitz und Riesa zwischen einer Anzahl Arbeitern, worunter sich auch Brösge.l befunden, zu einer heftigen Schlägerei. Der An geklagte ist beschuldigt, bei dieser Gelegenheit die Hammer arbeiter Paul Georg Wilhelm Lehmann und Georg Mäser vorsätzlich mit seinem Taschenmesser in die Brust, beziehentlich in den rechten Obera.m und i i die linke Schulter gestochen zu haben. Brösgen führte zu seiner Vertheidigung an, er habe sich damals in Nothwehr befunden, er sei von Lehmann zuerst angegriffen worden und habe darauf zu seiner Abwehr mit dem Messer um sich gestochen. Mäser sei dazwischen getreten, wobei dieser und Lehmann Stichwunden davon getragen hätten. Auf Grund der Aussogen der Zeugen wurde dem Angeklagten nachgewieftn, daß er die Verletzungen den Zeugen Lehmann und Mäser vorsätzlich beigebracht har. Der bereits vorbestrafte Messerheld erhielt auf Grund von tz 223» des Reichsstrafgesetzbuches eine 1L monatige Gefäng- nißstrafe, auch wurde auf Einziehung des Messers erkannt. — Am Dienstag Abend waren, entgegen den Erwart ungen, nur eine sehr kleine Anzahl auswärtiger Gastwirthe aus Anlaß des 7. sächs. GastwirthStagrs hier einge-
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