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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189307249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-24
- Monat1893-07
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1893
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Uiesaer W Tageblatt irnd Anzeiger Metlalt Md Artiger). Tclegramm-Adrrst« .LagebtattAlesa Amtsötatt Fcrnsprechslclle Nr. 2K ocr König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 16S. Montag, 24. IM 18SS, Abends. 46. Jahr». Mesa« Lageblatt erscheint jede» Lag Abend« mit «»«nähme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Vrzn-Sprei» bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, dm Ausgabestelle», sotoie am Schalt« der katserl. Postanstaltm 1 Mark 28 Pf., durch die TrSger frei in» Hau» 1 Mark 80 Pf., durch dm Briefträg« frei in» Hau» 1 Mark 68 Pf. Anzrigm Annahme für di« Nummer de» Ausgabetage» bi» Bormittag 9 Uhr ohne Bewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Aastanienstraße 89. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Tagesgeschichte. Tic Minister an klage in Serbien. Tie serbische V.cksvertretnng hat das frühere liberale Ministerium Avatu- mervitsch in Anklagezustand versetzt. Am vergangene» Mitt woch ist auch der Antrag auf Verbannung der beiden Regenten Ristitsch und Belimarkvwitsch gestellt worden. Tie radikale Kammer hält mit der Zeit der Regentschaft scharfe Abrechnung und auch Garaschanin und Christilsch, obwohl die Minister- wirkiamkcit beider einer früheren Zeit angehört, sollen sich nick: ganz sicher fühlen. - Tie jetzige Verfassung, auf Grund lvclchcr die Ministeranklage erhoben wird, verdankt dem Ex könig Milan ihre Entstehung. Milan glaubte vor seiner Ab dankung sich selbst und seinem Sohne zu nützen, wenn er dem Lande eine Verfassung gab, wie sie von der großen Mehrheit des Volkes gutheisten werden würde. Sie ist denn auch ganz in radikalem Sinne ausgefallen. Als Milan ab dankte, meinte er die Zukunft seines Sohnes am besten dadurch zu Ochern, das; er nicht etwa auch radikal gesinnte Regenten eiw'egte — nein, er entnahm die Regenten durchweg der li beralen Partei. Dadurch entstand das, was kommen mußte. Tie Kammer nolhigte zur Bildung radikaler Ministerien und dicic befanden sich mit dem Regenten stets im — wenn auch nur verstecktem — Kriegszustände. — Turch die Gegensätze der beiden Gewalten konnte keine soweit erstarken, um der Krone gefährlich zu werden. Soweit stimmte die Rechnung Milans und der Zustand Hütte auch wohl bis zu der von der Verfassung festgesetzten Großjährigkeit des jungen Königs Alex ander angehaltcn, wenn nicht inzwischen einer der Regenten, Prentsch gestorben wäre. VersassungSgemäs; hätte nun die Kammer einen dritten Regenten erwählen müssen: indessen die Herren Ristitsch und Belimarkvwitsch wollten keinen radi kalen College», wie ihnen ein solcher doch zweifellos von der Kammer geboten worden wäre. Darum zögerten sie und anachten Winkelzüge, die das Ministerium Pasitsch, daß das Vanrauen der Kammer besaß, mit seinem Rücktrittsgesnch be antwortete. — Zu allgemeinster Ueberraschung wurde das Gck.uch genehmigt, und ein neues und zwar liberales Eabinet mn:cr Avaknmvwitsch berufen. Bei den von diesem geleiteten Vauwahlcn sollte eine liberale Mehrheit statt der bisherigen radikalen heranSkommen und um eine solche zur Zufriedenheit 'feiner Auftraggeber zur erreichen, ließ das liberale Ministerium kein Mittel unversucht: Ausschreitungen ärgster 'Art, Wahl- wlichungen, Freiheitsentziehungen, Mord und Todschlag bil deren ihr Arsenal. Es ist bekannt, wie der Staatsstreich des jungen Königs den drohenden inneren Unruhen Serbiens ichnell ein Ende machte. Tie Regenten wurden verhaftet, die liberalen Minister entlassen und der unverfälschte Vvlkswille ickuf eine Skupschtina mit starker radikaler Mehrheit. — Es wäre nun zu wünschen gewesen und war auch anfänglich ver brochen worden, daß man das Vergangene vergessen wolle. Tenn die politische Rachsucht ist eines reifen Volkes unwürdig; die schlimmmsten Leidenschaften werden aufgestachelt und wenn Der Tiger einmal Blut geleckt hat, lüstet es ihn auch nach werteren Opfern. Davon mußte Garaschanin, der Führer der Fortschrittspartei, eine Vorempfindung haben, als er mit allen Mitteln seiner Beredsamkeit sich gegen die Erhebung der An klage erklärte. Tenn Garaschanin trägt die Verantwortung für den Krieg mit Bulgarien und die schimpfliche Niederlage der Serben bei Sliwnitza (1885). Aber auch Christitsch, der als Minister 1883 über die damals bei der Wahl unterlegenen Radikalen ein strenges Gericht gehalten, mag gegenwärtig ziemlich unruhig sein. — Wie die Affäre ausläuft, läßt sich noch nicht vvraussehen, denn die leidenschaftliche Erregung wacht Empfindungen und Anschauungen Luft, die sich sonst Ittll zurückhalten. Bei der Debatte über die MinisteranNage öind sowohl republikanische Tendenzen wie auch eine starke Hinneigung zu dem schwarzen Georg, dem Prinzen Karage- orgiewitsch zu Tage gefördert worden, was den: jungen Könige Alexander recht fatal sein mag. Wenn die Wogen höher schlagen, kann die Krone des Sohnes Nataliens und Milans leicht in Äcjahr kommen. — Man hat in Serbien sehr häufig den Wandel der Volksmeinung erlebt. Fortschrittspartei, Libera lismus und Radikalismus — für unsere deutsche Auffassung nur Abtönungen ein und derselben Farbe, keine verschiedenen Farben — haben abwechselnd die Mehrheit gehabt und haben in der Regierung gesessen. Eine Vergeltung, wie sie jetzt die Radikalen an ihren politischen Gegnern üben, war aber bisher noch nicht da und cs steht zu fürchten, daß dadurch dieVer- gcltungspolitik der jeweilig siegreichen Partei zum System er- lwbcn wird. Dem inneren Frieden des Landes kann das nun und nimmer dienen. Deutsches Reich. In dem Befinden des Reichs kanzlers Grafen von Caprivi ist eine wesentliche Besserung eingetreten. Se. Excellenz ist seit Freitag im Stande, nicht nur im Zimmer, sondern auch im Garten zunächst für kurze Zeit, spazieren zu gehen. lieber einen deutsch-französischen Grenzzwischenfall be richtet der Frankfurter Polizeibericht. 'Nach Mitthcilung der Polizeidirection Metz wurde der Reisende B. Stolz von Frankfurt a. M. mit drei anderen Reisenden gelegentlich eines Ausfluges in den Ort Bionville von französischen Soldaten angegriffen. Die Behörde ersucht Herrn Stolz und seine Begleiter, sich zu melden. Auf Veranlassung des Reichskanzlers wird gegenwärtig in allen Staaten des Reiches eines Schänkenstatistik hergestellt und die höheren und niederen Verwaltungsbeamten werden um ihre Gutachten zur Sache ersucht. Wie verlaut t^_joll die Regierung mit dem Gedanken umgehen, eine Anpassung des holländischen Systems auf unsere Verhältnisse vorzu schlagen, d. h. die coucessionirendeu Behörden in Zukunft an bestimmte Verhältnißziffern zwischen Einwohnerzahl und Schankstättenzahl, sowie an bestimmte örtliche Bedingungen zu binden. Die colonialpolitischen Bestrebungen haben in dem neuen Reichstage einige beredte Vertreter, namentlich die Herren Oechelhäuser und Scipio, eingebüßt, wie andererseits auch ihr heftigster Gegner, Bamberger, ausgeschieden ist. Neue Sachkenner auf colonialpolitischcm Gebiet sind in den natio nalliberalen Abgeordneten Hasse und Münch-Ferber ins Parlament eingelreten. Die Stellung des Reichstages zu den colonialpolitischen Fragen dürfte durch die Neuwahlen keine wesentliche Veränderung erfahren haben. Der bekannte Politiker Dr. Ludwig Bamberger beging am Sonnabend in seiner Sommerfrische zu Interlaken seinen 70. Geburtstag. Die freisinnige Presse feiert ihn namentlich wegen seiner Verdienste um das Münz- und Bankwesen und wegen seines Kampfes gegen die Colonialpoliiik. Das amtliche Ergebniß der in Neustettin stattgehabten Reichstagswahl stellt sich wie folgt: Abgegeben wurde.: ins- gesammt 8479 Stimmen. Davon erhielt Dr. Paul Förster, Professor in Friedenau (Antisemit), 6518, Hofprediger a. D. Stöcker in Berlin (konservativ) 1906 Stimmen. Dr. Förster ist mithin gewählt. — Bei der Wahl in Alsfeld erhielt nach den bis jetztvorligendenNachrichten der RcformerBindewald 3108, Backhaus 1951, Wilbrand 1132 und Brandt 300 Stimmen. Frankreich. Der siamesische Gesandte in Paris, Prinz Vadhana, erklärte sich bereit, die von Frankreich ge forderte Geldentschädigeng von drei Millionen bei einer Pariser Bank zu hinterlegen. Es zweifelt Niemand an der vollständigen Unterwerfung SiamS unter die Forderungen Frankreichs. — Nach einer (wenig glaubhaften) Meldung aus Paris soll Develle die amtliche Nachricht erhalten haben, daß das russische Geschwader aus den chinesischen Gewässern demnächst in Siam eintreffen werde, um Frankreichs Forde rungen zu unterstützen. — Nach einer Meldung des Reuter- schen Bureaus aus Bangkok vom 22. d. M. 10 Uhr 40 Min. Abends wurde die Antwort d r siamesischen Regierung auf das Ultimatum''Frankreichs gestern nach Paris abgesandt. Siam will das Gebiet am linken User des Mekong ein schließlich Stung, Treng und Khong abtreten, sowie den Schadenersatz zahlen, wofür die im Ultimatum geforderten 3 Millionen Franken hinterlegt werden sollen. Die siame- fische Antwort gewähre die Hoffnung auf eine» friedlichen Ausgleich. — In Dahonuy scheint den Franzosen trotz chrer steten Siegesberichte doch noch nicht Alles nach Wunsch zu gehen. Das Ministerium hat beschlossen, den General DoddS wieder nach Dabomey zu entsenden, und zwar schon zu An fang nächsten Monats. — Die äußerste Linke hat in ihrem Wahlprogramm folgende Forderungen ausgestellt: Ausschluß aller Republikaner, die mit den „Bekehrten" zusammengchen wollen; Reform des Steuersystems; Revision der Verfassung in der Richtung, daß aus derselben die monarchischen Ueber- bleibsel entfernt werden; unentgeltlich« Rechtspflege ; sociale Reform, nicht im socialistischen Sinne, sondern im Sinne größerer Bewegungsfreiheit jedes einzelnen Bürgers; schließlich Associatiationsgesetzc zur Vorbereitung der Trennung von Kirche und Staat. — Die Kammer bewilligte am Freitag einen Credit von 5 Millionen Frank für die durch die Dürre geschädigten Landwirthc. Rußland. In Moskau wird für das nächste Jahr eine große sibirische Ausstellung geplant, welche das Publicum mit diesem fernen Lande näher bekannt machen soll. Es werden zu dem Bchufe die verschiedensten Abtheilungen auf der Ausstellung eingerichtet werden: historische, die die Ge schichte Sibiriens von seinen ersten Anfängen anschaulich machen, naturwissenschaftliche, geologische, industrielle u. s. w. Man verspricht sich von dem Unternehmen, an dem in den Ministerien > nergisch gearbeitet wird, großen Erfolg, nament lich im Hinblick auf die Colonisation, die zu beiden Seiten der großen Eisenbahnlinie geplant wird. Portugal. Aus Lissabon wird vom Freitag gemeldet: Als der König gestern aus dem Theater nach dem Palast in Cinlra zurückkxhrte, sah er, wie ein Individuum einen Mann lebensgefährlich verwundete. Der König und sein Ordonanz- osfichr nahmen den Verbrecher fest. Schweden-Norwegen. Das norwegische Storthing geht immer radikaler vor; nachdem es schon die Apanage des Königs und des Kronprinzen bedeutend hcrabgemindert har, strich es auch die 25 000 Kronen Tafelgelder, die bisher den Ministern zustanden. — Unter den Eisenbahnarbeitern bei Ouarnheden in Schweden ist es zu bedenklichen Kämpfen gekommen. Der Lehnsmann in Pitea hat drahtlich die Lehns- verwaltung in Lulea um militärische Hilfe ersucht. Bei Bismarck. Achthundert Braunschweiger aus Stadt und Land machten am Freitag, wie schon gemeldet, mittelst Sonder zuges eine Huldigungsfahrt zum Fürsten Bismarck. Gegen 1 Uhr trafen die Theilnehmer in Friedrichsruh ein. Justiz rath Scmler hielt eine schwungvolle Ansprache, in welcher er der Huldigung für den Einiger des Reichs und dem Un behagen über den neuen CurS Ausdruck gab. Er schloß, es gebe Höheres als Parteipolitik und Interessenvertretung: Das sei das Vaterland, das der Fürst wieder habe erstehen lassen. Nach dem mit endlosem Jubel aufgenommenen Hoch auf den Fürsten wurde von einer Ehrenjungfrau der Fürstin gedacht. Dann ergriff Fürst Bismarck das Wort zu einer bedeutsamen Rede, die überwiegend politischen Charakters war. Der Fürst bemerkte eingangs derselben, daß er aus allen Bundesstaaten, mit alleiniger Ausnahme desjenigen, dem seine engere Hrimath angehöre, Kundgebungen des Wohl wollens und der Anerkennung erhalten habe. Dann kam der Fürst aus die Militärvorlage und eie Abstimmung Herbert Bis marcks zu sprechen, wobei er ausführte, daß derselbe für die Vorlage gestimmt habe, weil er die Verantwortung für die Folge der Ablehnung nicht auf sich nehmen wollte, für die Folgen, welche nicht nothwendig daraus hervorgehen mußten, sondern welche nach allgemeinen Andeutungen die Regierung muthmaßlich daran knüpfen würde. Er betonte dann des Weiteren, er sei nicht der Meinung, daß die Begeisterung, die uns mit den 60er und 70er Jahren in die Einheit hineingetragen habe, in der Gesammtheit des Volkes vermindert sei, sie sei nur in ihrer äußeren Wahrnehmbarkeit vermindert, der Kanal, in dem sie strömt, sei schmaler geworden. „Schmaler, wo durch?' Durch die Zurückhaltung der parlamentarischen Körperschaften. Ich habe von der Zeit an, wo ich aus dem Dienste geschieden, zuerst einer studentischen Deputation in Aissingen gegenüber die Mahnung ausgesprochen, festzuhalten an der Verfassung und an den Rechten, welche dieselbe jedem Einzelnen verleiht. In demselben Sinne habe ich mich vor einem Jahre in Jena ausgesprochen, daß wir in heutigen Zeiten bas Bedürsniß fühlen, daß die parlamentarische Mit wirkung sich schärfer accentuire. Statt dessen ist diese einigermaßen rückläufig geworden von dem Augenblick an, wo der Reichstag auf die Autorität, welche ihm die Per- fassung verleiht, verzichtete und gewiffermaßen abdizirte. Es war das in dem Moment, als er sich gefallen ließ, eine so wichtige Vorlage, wie die Handelsverträge, die vorher ganz geheim gehalten wurden und ihm gänzlich unbekannt waren, obgleich sie für ein längeres Studium gelten sollten, in acht Tag« zu erledigen. Die Volksvertreter waren nicht im
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