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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189308172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-17
- Monat1893-08
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1893
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Riesaer K Tageblatt Donnerstag, 17. August 1883, Abends 198 v«» Meta« Tageblatt ertchelal jede» Tag Abend« mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung m den Expeditionen in Riesa und Ltrekla, den Au«gabestell«. >»««» am SLalier der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch die Träger frei in« Hau« 1 Mart SO Pf., durch den Briefträger frei in» Hau« 1 Mart 65 Pf. «azeigeu-Auaahme für die Nummer de» Ausgabetage» bi» Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Rieia. — Geschäftsstelle: Kastanienstrahr 59. — Für die Redactton verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. und Anzeiger Mkblatt und Archer). Tclegramm-Adressr L 6 I* ckU V Fernfprechstelle .TageblattRiesa. 4 4 4 Nr. 20 der Königl. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König». Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 4«. Jahr, ragesgeschichte. Eines der trübsten Kapitel im Berliner Leben sind be- kanntlich die Wohnungsverhältnisse. Die Agitationskommtssion der Bäckerei-Arbeiter Berlins hat soeben die entsetzlichen Zustände in den Berliner Bäckereien in einer sehr be- , merkenswerthen Broschüre aufgedcckt, und die sozialdemo- ' Irakische Arbeiter-Sanitäts-Kommission hat uns Wohnungen! vorgesührt, die wahrhaft Grauen erregen könicn. Bezeichnend f für die Berliner Wohnungsverhältnisse ist, daß nicht weniger f als 95 365 Schlasgänger vorhanden sind, gegen 84 687 im Jahre 1885 und 59087 im ^ahre 1880. Es gicbt nicht weniger als 3366 Wohnungen ohne ein heizbares Zimmer ; 1885 betrug diese Zahl nur 2974, das ist also cine Zu nahme vor. 13 l,8 pro Mille ; und io solchen Buden wohnen Menschen, Familien mit Schlafburschen! In den Stadt« theilen Friedricbswerder, Dorotheenstadt, Thiergarten-Bor stadt sind natürlich solche, allen hygieinischen und menschlichen Anforderungen widersprechende Wohnräume ganz selten zu finden. Diese Stadttheile weisen nur 9, 18 und 7 solcher „Prachträume" auf, dagegen findet man in der Luisenstadt jenseits westlich 296, im Stralaucr Viertel westlich 317 und in der Oranienburger Vorstadt 366. 503 Grundstücke haben zwischen 208 bis 300 Einwohner, 1885 waren cs deren nur 309 ; »n 116 Grundstücken wohnen sogar über 300 Ein wohner, während es 1885 nur 86 derartige Grundstücke gab. Da es Grundstücke mit über 60 Wohnungen giebt, so werden dieselben wohl rund 1000 Einwohner ausweisen. Daß dies die denkbar ungesundesten Verhältnisse sind, ist sonnenklar. Leider ist ein Wandel in denselben nicht abzu sehen. Die gemeinnützigen Ballgesellschaften sind gegenüber dem fortwährend sich mehrenden Bodenwucher machtlos; es ist keine Seltenheit, daß ein Grundstück in einem Jahre durch 5 bis 6 Hände geht, die alle verdienen. Es giebt in Berlin ganze Legionen von Individuen, die ausschließlich vom Bodenwucher prächtig leben; sie haben förmliche Börsen in den Bierpalästen der Friedrichsftadt. So ist es denn kein Wunder, daß die Menschen immer n ehr zusammenge drängt werden und die Wohnungsverhältnisse sich von Jahr zu Jahr verschlechtern, obwohl die Berliner Bau-Polizei manche vortreffliche Verordnung in dieser Richtung erlassen hat. Die Sozialdemokratie zieht zum größten Theil ihre Agitationskrast aus diesen entsetzlichen Wohnungsverhältnissen; 150 000 Mann hätten nimmermehr am 15. Juni für die „Rothen" votirt, wenn sie bessere oder menschenwürdige Wohnungen gehabt hätten oder nicht mit mathematischer Gewißheit dem Geschick enkgegcngingen, bei der furchtbaren Preissteigerung durch Bodenwucher die noch einigermaßen erträglichen Räume zu verlieren. Hier, auf diesem Gebiete, auch in anderen Städten wäre es mehr denn anderwärts nöthig, praktische Sozialpolitik zu treiben. Deutsches Reich. Das Athenische Blatt „Akropolis" hat wiederholt berichtet, daß die Ursache des Ausscheidens des Erbprinzen von Sachsen-Meiningen aus dem aktiven Militärdienste einer Verstimmung zwischen dem Kaiser und dem Erbprinzen zuzuschreiben sei. Der Erbprinz von Sachsen- Meiningen hat, wie die „Nat.-Ztg." meldet, den Professor I. K. Mitsotakis, seinen früheren Lehrer des Neugriechischen, beauftragt, in den Athenischen Blättern diese Nachricht kate gorisch für falsch zu erklären, da zwischen dem Kaiser und ihm, dem Erbprinzen, das beste Einvernehmen besteht. Die Athenischen Blätter haben diese Erklärung veröffentlicht. Die „Post ' bezeichnet die von einigen Blättern gebrachte Nachricht der ehelichen Verbindung eines preußischen Prinzen m»t einer Münchener Dame als jeder Begründung ent behrend. Bei einer Fahrt im Manöverterrain zwischen Nieder mendig und Andernach stürzte der Premierlieutenant Lehwald vom 68. Regiment, kommandirt zur Kriegsakademie, aus dem Wagen und starb sofort an innerer Verblutung, Lieutenant v. Grolmann wurde durch einen schweren offenen Bruch des Schienbeines, Lieutenant Plehn durch cine Quetschung am Knie verletzt. Die beiden letzteren Offiziere stehen beim Art llerieregiment Nr. 23. Am Sonntag fand in Döbeln die Delegirten-Ver- sammlung der dem „Ausbreitungsverbande" angehörigen Hirsch «Dunckerschen Gewerkoereine in Sachsen statt. Nach den in dieser Versammlung erstatteten Berichten der Dele- girten befinden sich im Allgemeinen die Gewerkvereine in Wachsen im Emporwachsen, haben jedoch fast überall sehr heftig mit der Sozialdemokratie zu kämpfen. Man war darin einig, fest zur Fahne zu stehen und der Sozialdemo kratie überall energisch cntgegenzutrcten. Als Vorort für den sächsischen Ausbreitungsverband der Gewerkvereine wurde Leipzig wiedergewählt, die nächste Delegirtenversammlung soll in Chemnitz ftattfindcn. Mil anerkennensweether Schnelligkeit und Offenheit werden drei, glücklicherweise bisher ganz vereinzelte Berliner Cholerafälle im „Ncichsanzeiger" bekannt gemacht. Das Ver- cuschungsverfahren, das vor einem Jahre in Hamburg eine Zeit lang beobachtet wurde und das so entsetzliche Folgen hatte, wird hoffentlich auf deutschem Boden nicht wieder Platz greifen. Hier in Berlin liegen die Verhältnisse im allgemeinen so günstig, daß ernstere Besorgnisse vorläufig unbegründet erscheinen. Da die Behörden sofort alle von der Wissenschaft bisher als wirksam erprobten Maßregeln getroffen haben, so ist die Erwartung berechtigt, daß es gelingen werde, den Ausbruch einer Choleraseuche zu verhindern. Sollte sich die Vermuthung bestätigen, daß eine Einschleppung aus Russisch- Polen vorliegt, so werden die diesseitigen Behörden an der deutsch-russischen Grenze daraus sicher die Veranlassung ent nehmen, ihre Wachsamkeit zu erhöhen. Bei dem infolge des Zollkrieges stark zusammengeschrumpsten Verkehre nach und von Rußland wird es nicht allzu schwer sein können, die Seuche von unseren Grenzen fernzuhalten. Die Hauptge fahr liegt freilich in dem zunehmenden Schmuggel, gegen den cs vielleicht schließlich kein anderes wirksames Mittel geben wird, als die Ziehung eines militärischen Grenzkorbons, wovon vorübergehend schon im vorigen Jahre die Rede gewesen ist. Die zustimmende Haltung der antisemitischen Reichs tagsabgeordneten bei Annahme der Militärvorlage hat auf die Antisemiten in Bauern, die sich als Gegner der Militär vorlage erklärt hatten, so verstimmend gewirkt, daß dieselben, wie wir dem „9k. Münch. Tagbl." entnehmen, zur Blldung einer „Bayerischen (antisemitischen) Volkspartei" geschritten sind. Das Pro iramm wurde durch Stellungnahme gegen jede Art von Ausnahmegesetzen ;wie z. B. Jesuitengesctz) und für die Erhaltung des öffentlichen und mündlichen Ver fahrens in der bayerischen Militärgerichtsbarkeit erweitert. Die „Bayerische (antisemitische) Lolkspartcr" will die gemein samen nationalen Aufgaben der deutschen antisemitischen Be wegung getreulich verfolgen und „in ruhigem, ernstem und maßvollem Schaffen das gesteckte Ziel zu erreichen suchen". Der antisemitische Parteitag für Norddcutschland soll nicht, wie erst angekündigt, am 26. August, sondern erst im Anfang September dieses Jahres stattftndcn. Er wird der „Post" zufolge als „Agitanonsverband der antisemitischen Partei Norddeutschlands" einberufen werden. Herr Liebermann v. Sonnenberg erläßt folgende Er klärung : „Wie ich aus einer Notiz im „Volk" entnehme, hat nun auch der Gastwirth Herr Bodeck in Berlin, dem Muster Herrn Ahlwardts folgend, in einer Volksversammlung erklärt: ich hätte den Antisemitismus an die Konservativen „verrathen und verkauft". Hoffentlich erlöst mich Herr Bodeck nun end lich von dem zweifelhaften Vorzüge, im Bilde an der Wand seiner Schenke zu prangen. Vielleicht eignet sich dieser Akt zur Veranstaltung eines Fest-Kommerses mit Autodafe." Herr Bodeck hat bekanntlich sein Wirthshaus in der Berliner Friedrichstraße, außer mit großen Kreidezeichnungen antise mitischen Inhalts, auch mit den Bildnissen der antisemitischen Parteiführer geschmückt. Rußland. Die einflustreiche russische Zeitung „Nowosti" widmet der Wehrkraft Deutschlands, Oesterreich-Ungarns, Frankreichs und Rußlands unter dem Titel „Compensirende Kriegsmaßnahmen" einen längeren beachtenswerthen Artikel, der in ungefähr folgenden Sätzen gipfelt: „Die Rüstungen Oesterreich-Ungarns sind ausdrücklich gegen Rußland ge richtet. Auch Deutschland wird, obwohl cs sich zu einem Kampfe gegen zwei Fronten rüstet, den durch das neue Militärgcsetz bedingten Armcezuwachs zunächst zur Ver stärkung des Schutzes seiner Ostgrenze benützen. Darum muß Rußland vor allem mit den neuesten Militärreformen der verbündeten Staaten rechnen und ausgleichcnde Maß regeln zu seiner eigenen Sicherheit ergreifen. Das neue Prinzip, welches der Dreibund ausgestellt hat, gipfelt vor nehmlich in der Taktik, eine möglichst schnelle Mobilisirung zu bewerkstelligen und durch ein kolossales, eiligst concen- lrirtes „Massenaufgebot" den Gegner im ersten Anlauf zu ersticken. Bei einem ZukunstSkriege.werdcn nicht die einzelnen Theile der activen Armee eine Rolle zu spielen haben, sondern cs wird auch die gcsammte Reserve mit Hinzu- ziehung aller nur Halbwegs tauglichen Mannschaften sich so fort nach der Kriegserklärung in die Reihen der Armee stellen. Die „vuAS clu nomdrs" bildet heute unbestritten das oberste strategische Gesetz. Die deutsche Militär-Ver waltung ist mit einer durch nichts zu erschütternden Festig keit davon überzeugt, daß ihr angeblich unerreicht dastehendes Offizier- und UmeroffiziercorpS der schwierigen Ausgabe, so gewaltige Menichenmasscn zu leiten und zu organisircn, vollständig gewachsen sei, und jeder Deutsche spricht mit Stolz von dem zukünftigen „Viermillionenheere", das nach seiner Ansicht Schulter an Schulter mit den Verbündeten ron einer Begeisterung erfüllt, von einem Willen gelenkt, von einem Muth beseelt, in glühender Vaterlandsliebe un- aushalrsam vordringen und jeden Gegner zermalmen wird " — Schließlich geben die „Nowoni" eine vergleichende Statistik der Armeen von Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Frankreich und Rußland und ziehen dann das Facit, daß sich 'n Ruß land im Kriegsfall der Mangel an verfügbaren Truppen fühlbar machen würd'. Um Wandel zu schaffen, sei eine allmähliche Verschmelzung der Reserve mit d r actwen Armee dringend erforderlich. Der Zweck der lebhaften Schilderungen des russischen Organs ist deutlich zu erkennen. Lrrtliches uns Sächsisches. Riesa, 17. August 1893. — Wie die Königliche Ccntralstelle für Stcuervermessung zu Dresden dem Stadtrathc mittheilt, wird die beabsichtigte Neuaufnahme der Flur Riesa Montag, den 28. d. Mts. be ginnen und zwar zunächst mit Herstellung des trigonometrischen Netzes, welches der speciellen Vermessung und Neuaufnahme der Fluren zu Grunde gelegt wird. Dieses trigonometrische 'Netz wird gleichfalls auf Grund von vorzunehmenden Ver messungen im Gelände und in der Stadt angefertigt. Unsere Grundstücksbesitzer werden also finden, daß ihre Grundstücke in nächster Zeit von einem Königlichen Vermessungs-In genieur mit dem betreffenden Hilfspersonal besucht und da selbst d e nöthigen Arbeiten vorgenommen werden. Sollte Jemand trotz der vielfachen Aufforderungen des Stadtrath» und des vielfachen Hinweises auch an dieser Stelle mit der Berainung seiner Parzellen noch in Verzug sein, so wird es jetzt die höchste Zeit sein, die Arbeiten vorzunehmen, wenn nicht die angedrohten Strafen Platz greifen sollen. — Man schreibt uns von geschätzter Seite: Wie in den Kreisen unserer Stadt und ihrer Umgebung schon mehrfach bekannt geworden ist, hat die hier bestehende Bereinigung der Kampfgenossen von 1870/71 ein Tableau des Sturmes auf St. Privat im Münch'schen Saale aufgestellt. So sehr man sich freuen muß, daß die genannte Bereinigung weder Mühe noch Kosten gescheut hat, um gerade in den August tagen die Erinnerungen an jene gewaltigen Schlachten wieder aufleben zu lassen, so sehr wäre es zu bedauern, wenn der eigentliche Zweck der Aufstellung, den Reinertrag dem Fond für Errichtung eines Denkmals für unfern alten Kaiser Wilhelm I. zu überweisen, nicht in genügendem Grade erreicht würde. Namentlich in den eigentlichen Bürgerkreisen unserer Stadt scheint man der Aufstellung bis jetzt fern geblieben zu sein. Im Interesse des guten Zweckes aber bitten wir alle, die an dem großen Kriege 1870/71 theilgenommen und alle, die dem genannten Zwecke sonst noch freundlich gegen überstehen, sich doch eimnal ein Stündchen abzumüßigen und der Sache die Beachtung zu schenken, die sie verdient. — Wie wir vernehmen, wird in dieser Woche im Rathskollegium darüber definitiver Verschluß gefaßt werden, ob in Riesa ein Schlachthof auf städtische Kosten und mit städtischer Vewaltuug erbaut werden soll, oder ob man die Erbauung und den Betrieb eines solchen Schlachthofes der Fleischerinnung überlassen soll. Die Stadtverordneten werden sich hierauf gleichfalls mit dieser Angelegenheit zu befassen haben. Wie man gesprächsweise vielfach gehört hat. neigen die Mitglieder des Rathskollegiums sämintlich sich der Ansicht zu, daß die Erbauung eines städtischen Schlacht- Hofes das Richtige sei und auch im Stadtverordneten kollegium scheint der größere Theil der Mitglieder derselben Ansicht zu sein. Nach dem in Ne. 126 und 127 d. Bl. zum Abdruck gebrachten interessanten großen Gutachten der Veterinair - Commission für das Königreich Sachsen dürfte die Entscheidung der Frage zu Gunsten eines städtischen
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