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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189308074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-07
- Monat1893-08
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1893
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Uiesaer G Tageblatt und Anzeiger Weblall und Anzeiger). Frmsprrchstrllr Nr. 2ti .S7,?L. Amtsblatt vcr Königl. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 181. Montag, 7. August 18S3, Abends. 46. Jahrg Da« Mesa« Tageblatt «scheint j^e» Lag Abend« mtt Ausnahme d« Sonn» und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, dm Auggabrstellr«, iowir am Schalt« d« kaiserl. Postanstalten 1 Mart 25 Ps., durch die Träg« frei inS HauS 1 Mark SO Pf., durch den Briefträger frei inS HauS 1 Mark ÜS Pf. Auzetgen-Anaahme für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Rieia. — Geschäftsstelle: Kastantenstraste SS. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. TageSgeschtchte. Die „Tägliche Rundschau", ein durchaus nationales, gc- mäßigt antisemitisches Berliner Blatt, wendet sich scharf gegen die zunehmende Liebedienerei und „dicke Freundschaft" mit England und sagt, daß zu den wundesten Punkten unserer auswärtigen Politik, unser Lerhältniß zu England gehöre. Es sei dies Verhälniß völlig nach dem Worte eingerichtet: , Wenn ich Dich liebe, was gehts Dich an", dem thorichlsten Motto, das sich für politische Beziehungen denken läßt. „Zumeist bei diesem Verhältnisse", fährt das Blatt fort, „haben wir noch das widerwärtige Gefühl, daß cs auch in unseren Zeiten noch eine Cabinets-Politik giebt, die sich um die Regungen und Bedürfnisse des Volkes nicht kümmert. Wer unsere RcichSregierung in den schwierigen Fragen der inneren Politik beständlg zu stützen und zu stärken versucht, aus der patriotischen Erregung, daß eine starke Regierung nach Bismarcks Abgänge und gegen seinen Widerstand not Higer sei, als je, der muß die immerfort wiederholte Liebedienerei gegen England gewaltsam übersehen ; sonst kann er seinen Frieden nicht behalten. Wir haben halb Ostasrika an England verschenkt für ein zerbröckelndes Stück Felsen in der Nordsee, wir häufen unsre offiziellen Zärtlichkeiten für dieses Land, wir dulden französischen Uebermuth in Siam, wo auch wir Interessen zu schützen gehabt hätten, und pflegen fortgesetzt die Illusion in uns, als ob wir jemals einen Beistand von England für irgend einen unsrer Kämpfe zu erwarten hätten als Lohn — für ihm erwiesene Höflich keiten oder ihm gebrachte Opfer! Wahrlich wir hätten allen Grund, mit Oesterreich sowohl wie namentlich auch mit Albion ganz sachlich und ganz streng im Verhältnisse der Gegenseitigkeit zu verfahren, denn überall häufen sich für dieses Land die Schwierigkeiten, und wenn die große Ent- scheidung kommen wird, dann wird England froh sein dürfen, wenn es an unserer Seite Schutz finden und mit unsrem Siege seine Interessen wahren kann. Jedes höfliche Wort, jedes thatsächliche Opfer ist eine unnütze Drangabe, welche unfern Stolz demüthigt. Vollends unerträglich wird diese „Kabinetspolitik" auf die Dauer, wenn wir sehen müssen, daß die Engländer als richtige „Gemüthsmcnschen" uns in Afrika zum Dank für unsere Freundlichkeit fort während chikaniren. In Ostafrika soll das Berhältniß zwischen den beiden Nationalitäten jetzt leidlich sein, in Süd westafrika aber lassen wir uns noch heute haarsträubende Unverschämtheiten bieten, wie ein aus Walfischbai ringe- troffener Privatbrief, den man uns zur Verfügung stellt, aufs Neue beweist." Aus dem Briefe geht hervor, daß die Unsicherheit in Südwestafrika tatsächlich von den Engländern und England geschürt wird und daß die „lieben Pettern" den Bestrebungen Deutschlands Ruhe zu schaffen und ge ordnete Verhältnisse einzusühren Schwierigkeiten über Schwierigkeiten bereiten. Hoffentlich wird für diese „Liebes dienste" Deutschland zu guter Stunde wenigstens nicht sich soweit erniedrigen, daß es für England die Kastanien aus dem Feuer holt. Deutsche- Reich. Von Neuem taucht das Gerücht auf, daß der deutsche Kaiser in diesem Monat noch zum Besuch des dänischen Königs auf Schloß Fredensborg ein treffen und dort mit dem Zaren zusammenkommen werde. An unterrichteten Stellen ist nichts davon bekannt, daß eine derartige Einladung an den Kaiser ergangen und von ihm angenommen worden sei. Man hält auch unter den ob waltenden Umständen ein Zusammentreffen des deutschen Kaisers mit dem russischen für wenig wahrscheinlich. Der regierende Herzog Ernst von Sachsen-Coburg- Gotha hat am 1. August abends einen leichten Schlaganfall erlitten. Die Krankheilserschcinungen sind in der Besserung begriffen, so daß eine vollständige Genesung zu erwarten sein dürfte. Das gestern über das Befinden des Herzogs aus gegebene Bulletin lautet: „Die Besserung in dem Befinden Sr. Hoheit dauert an; der gleichmäßige ruhige Schlaf in der Nacht wirkte kräftigend. Die Anfangs bestandenen Störungen sind in stetigem Rückgang. Ein internationales Komitee von Bergarbeitern trat am Freitag in Paris zusammen. Vertreten waren England Deutschland, Oesterreich, Frankreich und Belgien. Das Komitee verhandelte über den Ausstand in England und be schloß einmüthig, mit allen in seiner Macht stehenden Mitteln die Ausfuhr von Kohlen nach England zu verhindern. Die nächste Tagung des preußischen Landtages wird ziemlich kurz bemessen sein. Man wird neben dem Etat für 1894/95 nnr die nothwendigslen Vorlagen zu erledigen haben. Dagegen dürfte der nächsten Reichstagssession um so reichlichere Arbeit beschicken sein. Die Hauptthätigkeit wird sich natürlich der geplanten Reichsfinanzreform zuwcnden ; auch einige der vielen in der vorletzten Reichstagstagung unerledigt gebliebenen Vorlagen sollen wieder erscheinen und es wäre auch zu bedauern, wenn alle unter dem Tisch liegen blieben, unter den sie gefallen sind. Dies gilt namentlich von den Gesetzentwürfen über den Schutz dec Waarenbe- zeichnungen und der Abzahlungsgeschäfte. Nach einem Telegramm aus Apia fand am 8. Juli zwischen Malietoa und dem aufständischen Maraafa ein Ge- fechr statt, worin der letztere unterlag. Die Verluste be tragen auf Seiten Malietoas 5 Tvdte und 11 Verwundete, auf Seiten Mataafas 15 Todte 18 Verwundete. Mataafa verschanzte sich auf dem Rückzüge auf der Insel Manonoo und wurde dort von der Mannschaft der deutschen Kriegs schiffe „Sperber" und „Bussard" gemeinsam mit dem englischen Kriegsschiffe „Katoomber" mit 30 Häuptlingen ohne Blutvergießen entwaffnet und gefangen. Eine Gefahr für das Leben und Eigenthum der fremden Ansiedler ist nicht mehr vorhanden. Aus Siam bringt der „New Aork Herald" die auf fällige Meldung, daß in den Provinzen große Unruhe herrsche. Nach Berichten der Blätter aus Saigon hätten am 20. v. M. ernste Kämpfe an den Ufern des Mekong zwischen Siamesen und Franzosen stattgefunden. Erstere hätten 300 Todte verloren, die Verluste der Franzosen seien geringer. Die siamesische Bevölkerung am Mekong ist also keineswegs gewillt, sich ohne Kampf den Franzosen zu unterwerfen. Sehnliche Erfahrungen werden die Franzosen wohl noch mehrfach in jenen Gebieten machen. Bei den Debatten über den deutsch-russischen Zollkrieg taucht auch wieder einmal der Gedanke von der Aushungerung Deutschlands im Falle eines Krieges mit Frankreich und Rußland auf. Es wird dabei auf die Untersuchung ver wiesen, die vor einigen Jahren von einem höheren russischen Offizier angestcllt wurde, der berechnete, ob und wie die europäischen großen Heere der Jetztzeit im Stande seien, ohne russisches Korn einen längeren Feldzug zu führen, be- sonders wenn französische Kreuzer noch den Deutschen amerikanische Zufuhren abschnitten. Aber eine Blockade ist erstens leichter verhängt wie durchgeführt — dabei spricht aber auch die deutsche Flotte ein ernstlich Wörtlcin mit — und dann bleibt für die Getreidezufuhr ein völlig sicherer und rascher Weg über Belgien und Holland offen. Die Erörterungen über eine „Aushungerung Deutschlands" können also keinen Anspruch darauf machen, irgendwie ernst ge nommen zu werden. Zum deutsch-russischen Zollkrieg sind wiederum eine Reihe wichtiger Mittheilungen zu machen: Wie die „Nowoje Wremja", so will auch die „Ostdeutsche Zeitung" aus zuverlässiger Quelle wissen, daß zwischen der Reichs regierung und Rußland neue Verhandlungen zur Beilegung des Zollkrieges und Abschließung eines Handelsvertrages schweben. In Rußland scheint mau von den abermaligen Steigerungen der eigenen Zölle wenig erbaut zu sein. Das läßt sich aus den Ausführungen der russischen Presse deutlich zwischen den Zeilen lesen. Ihr Ton ist fortgesetzt ruhig und untermischt mit Stoßseufzern, wie: „Zweifellos wird cs Rußland in diesem guten Erntejahr nicht leicht haben", oder: „Wenn wir nicht hoffen, daß trotz der neuesten Maß regeln nicht doch der deutsch - russische Handelsvertrag zu Stande kommt, würden wir die jetzige Sachlage bereits für unerträglich halten". Aergerlich verstimmt ist die „Nowoje Wremja", wozu wesentlich die neueste deutsche Auffassung der Polenfraze beigetragen hat. In direkt bctheiligten russischen industriellen, finanziellen und Käufmannskreisen theilt man keineswegs die Siegesgewißheit, welche die leiten den russischen Finanzmänner zu beseelen scheint. Man be fürchtet vielmehr Bankerotte und schließlichen Rückgang des Rubelkurses, der vorläufig noch durch theuere Aufkäufe ge halten wird. Schon jetzt sieht man sich genöthigt, der Land- wirthschaft zu helfen. Wie der „N. Pr. Ztg." aus Peters burg gemeldet wird, wurde am 4. d. M. in einer unter dem Vorsitz des Finanzministers Witte abgehaltenen Sitzung von Vertretern des Finanzministeriums, der Reichsbank und der Privatbanken folgendes beschlossen: Die Privatbanken leisten Vorschüsse auf Getreide zum Zinsfuß von 5'/r bis 7 Prozent, währeno sie von der Reichsbank Darlehne zu 3'/s Prozent erhalten; alle Ausgaben, die Assekuranz aus- t genommen, tragen die Privatbanken. — Die „National- - Zeitung" schreibt: „Wie die Dinge jetzt liegen, muß die Aktion der Reichsregicrung auch von unserem Standpunkt H aus unterstützt werben, auch falls sie zur Verhängung von k Zollzuschlägen auf die russische Einfuhr nach Deutschland ? führen sollte. Ganz verfehlt ist die von fortschrittlicher und ? sozialdemokratischer Seite laut werdende Klage, daß dadurch das Brod verthcuert würde. Abgesehen davon, daß thatsäch- lich die Weizen- und Rogzenpreise mäßige sind und cs zu bleiben versprechen, so ist eine Preissteigerung durch eine Zollerhöhung gegen ein einzelnes Land ausgeschlossen. Die russischen Landwirthe werde», wenn sie nach Deutschland ver kaufen wollen, ihre Preise um so viel niedriger stellen müssen, wie die Differenz zwischen dem von ihnen und dem von anderen Producenten an der deutschen Grenze zu ent richtenden Zoll betragen wird." England. Die Herbstsession des englischen Parlaments soll in der dritten Oktoberwocbc beginnen. Sie soll zur Einbringung verschiedener Reformvorlagen aus dem reichen Füllhorn des Gladstvneschen Wahlprogramms dienen, um für die jedenfalls in naher Zeit nöthig werdenden Neuwahlen Stimmung zu machen, was sehr nöthig ist, wenn Gladstone nicht einer sicheren Niederlage entgcgengehen will. Sein Nechtfcrligungsschreiben an die Wähler von Midlothian hat allem Anschein nach keinen Eindruck gemacht. Einer seiner Anhänger, Mr. Grenfell, Abgeordneter für Hereford, hat unmittelbar nach der Veröffentlichung des Briefes erklärt, daß er sein Mandat niederlcge, oa er die von Gladstone gutgeheißene Beibehaltung der Iren im Reichs-Parlament unter keinen Umständen billigen könne. Rußland. Zur Förderung der Verrussung Finlands hat die russische Regierung wieder bedeutende Maßnahmen ins Auge gefaßt. Zunächst will man den finländischen Mili tärbezirk aufhcbcn dadurch, daß man ihn in dem Petersburger Militärbezirk aufgehcn läßt; auf diese Weise wird die fin- ländische militärische Sonderstellung verschwinden. Weiterhin soll die russische Dorfpolizei mit russischer Sprache in Finland eingeführt und in Helsingsfors ein Propagandaverein gegründet werden, der russische Sprachkurse im Lande zu organisiren haben wird. Andererseits beschloß die finländische orthodoxe Geistlichkeit unlängst, zur Verbreitung der Orthodoxie mit allen möglichen Mitteln zu Werke zu gehen. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 7. August 1893. — Ueber die Verlegung der Reitenden Abtheilung von Riesa nach Königsbrück erfahren wir definitiv Folgendes, nach dem Herr Bürgermeister Klötzer am Sonnabend auf die ver schiedenen aufgetauchten Gerüchte über diese Verlegung im Kgl. Kriegsministerium Nachfrage gehalten hat. Die Verlegung der Reitenden Abtheilung von Riesa nach Königsbrück ist be schlossene Sache, nur steht der Zeitpunkt noch nicht fest, da die Uebersicdelung erst erfolgen kann, wenn die vom Reiche in Königsbrück zu erbauende Kaserne fertig gestellt und zum Bezug ausgetrocknct ist. Hierüber dürften 1'/-, bis 2 Jahre vergehen, sodaß unsere „Reitende" voraussichtlich Astern 1895 Riesa verlassen wird. An Stelle derselben bezieht die beim 32. Artillerie-Regiment neu zu errichtende Abtheilung die Kaserne an der Weidacr Straße. Bis dies geschehen kann, wird diese neue Abtheilung in Zeithain in den Baracken untergebracht. Die gcsammten jetzt von der Reitenden Ab teilung benutzten Räume, Gebäude u. s. w. werden von der Militärverwaltung weiter für die neue Abtheilung und für ruhendes Material von Reserve-Formationen benutzt, so daß die Stadt als solche einen Ausfall nicht erleidet. Auch ei» Ausfall an der Kopfzahl der Garnison findet nicht statt, da auch die gcsammten bereits bestehenden Batterien des 32. Artillerie-Regiments vermehrt werden. — Wie ans dem heutigen Inserat ersichtlich, wird die „Freie Vereinigung Kampfgenossen 1870/71 Riesa und Um gegend" in der Zeit vom 10. bis 24. August im Münch'jchen Gartensalon die Aufstellung des plastischen Schlachten-
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