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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189308306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-30
- Monat1893-08
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1893
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Uiesaer G Tageblatt Femsprechstellr Nr. 20 und Anzeiger Meblatl und Liyelgn). Amtsblatt ver Königl. Amtshairptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 201. Mittwoch, SV. August 18S3, Avends. 46. Jahrg Do» Riesaer Lageblatt erscheiut jede« Lug Abends mit ««»nähme der Sonn» und Festtage. BierteljShrlicher Bezugspreis bet Abholung in den Expeditionen in Mesa und Strehla, den AuSgabesteLm, sowie -» Schalter der kaiserl. Postanstalt« 1 Marl 25 Ps., durch die Trüger frei ins HauS 1 Mark SO Pf., durch den Briefträger frei in» HauS 1 Mark SS Pf. Auzeigeu-Anuahme für die Nummer des Ausgabetages bi» Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße SS. — Für die Redaktion verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Montag, den 4. September 1893, Vormittag IO Uhr soll im Gerichtshöfe hier ein Geldschrank gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden Riesa, 30. August 1893. Der Gerichtsvollz. beim Königl. Amtsgericht. In Stellv.: Wendler, Wchtmstr. Ein neuer russischer Kriegshaft». Ehe der Zar in diesem Jahre seine Sommerreise nach Fredensborg zu seinem Schwiegervater angetreten hat, voll zog er, wie mitgetheilt, die feierliche Grundsteinlegung zu einem neuen russischen Kriegshafen an der Ostsee, bei Libau. Helgoland ist weiter von Hamburg entfernt, als Libau von Memel: die neue russische Ausfallspforte wird dem deutschen Gebiet nahegerückt und der Zar hat in seinem „Tagesbefehl an die baltische Flotte" die Ostsee gewissermaßen als ein russisches Meer angesprochen; er sagte, die russische Flotte soll überall da in der Ostsee erscheinen, wo es die Würde der russischen Macht erheischen werde. Die Stimmung beginnt ungemüthlich zu werden. Zwar ist von der Grundsteinlegung bis zur Vollendung des Kriegs hafen noch ein weiter Weg und auch wenn dieser zurück gelegt sein wird, so ist noch lange nicht ein Krieg zur Noth- wendigkeit geworden. Indessen hat man bisher an eine Nebenbuhlerschaft Deutschlands und Rußlands auf der Ostsee kaum ernstlich gedacht und durch den neuen Schritt Rußlands tritt diese Rivalität plötzlich klar vor die Augen. Die fran zösische Flotte braucht bei einem zukünftigen Besuch Rußlands i nicht bis Kronstadt zu fahren; sie kann sozusagen angesichts I der deutschen Küste ihre Verbrüderungsfeste mit der russischen I feiern. Die Verstimmung-wird nicht dadurch vermindert, daß bereits der Later des gegenwärtigen Zaren in Libau einen Kriegshafen errichten wollte, daß der Sohn also ge wissermaßen nur ein Vermächtniß seines Vorgängers auf dem Tbrone ausführt. Zar Alexander III. gilt als friedlich gesinnt ; daß er den Panslawisten, mit denen er stark rechnen muß, ab und zu einen Brocken hinwirft, nach dem sie begierig schnuppen, ist schon öfter beobachtet worden und die dem Frieden günstigste Auffassung des Libauer Tagesbefehls ist die, daß er auch solch' einen Brocken darstellen soll. Wenn die Ge- müther erregt sind — und der deutsch-russische Zollkrieg mußte dazu führen — so ist auch die Empfindlichkeit in internationalen Angelegenheiten größer als sonst und daher kommt es auch wohl, daß man die Worte mehr auf die Goldwaage legt. Wenn aber der Zar die Absicht gehabt haben sollte, Deutschland zu brüskiren, so hätte er nicht anderes sprechen können, als er es in dem Tagesbefehl gethan hat. Der Zar ist jetzt eben in Fredensborg eingetroffen und wenn Kaiser Wilhelm zu den Jagden nach Schweden reist, so wäre ein kurzer Abstecher in Fredensborg kaum mit einem Umweg und einer Zeitversäumniß für ihn ver bunden. Trotzdem wird der deutsche Kaiser nicht nach Fredensborg gehen und ebenso wenig wird der Zar auf der Rückreise Berlin berühren. Es ist nicht alles so zwischen den beiden Herrschern, wie es sein sollte, und zwischen den beiden Reichen erst recht nicht. Die Grenzsperre schließt auch die Herzen gegen einander ab und wenngleich Deutsch land kein Recht hat, Einspruch gegen die Bauten in Libau zu erheben, so hat doch wohl jeder das Gefühl, jene wären unterblieben, wenn das Verhältnis; zwischen Deutschland und Rußland herzlich wäre. Es läßt sich unschwer Voraussagen, daß der Libauer Kriegshafen nicht ohne ein deutsches Gegenstück bleiben wird. Denn daß man Deutschland ein Paroli biegen will, wird klar und deutlich von den russischen Blättern ausgesprochen. Sü schreiben die berüchtigten deutschfeindlichen „Wjedomosti" in Moskau: „Der Kriegshafen in Libau wird mit einem Schlage die strategische Bedeutung des Nordostsee-Kanals, auf Len Deutschland so große Hoffnungen gesetzt hat, daß einige Chauvinisten bereits von der Ostsee als einem künf tigen deutschen Meere reden, bedeutend herabsetzen. Der Stein, der Donnerstag in Libau zu Grunde gelegt wird, ist gewissermaßen der „Grabstein für die chauvinistischen Hoff nungen der Deutschen." . . . Die Hafenarbeiten dauern bereits drei Jahre ohne Unterbrechung und werden bald so weit vorgeschritten sein, daß ein Theil der Flotte schon im nächsten Jahre in das neue Quartier einziehen kann." Tine russische Flottenabtheilung wird bekanntlich in kurzem den Kronstävter Besuch der Franzosen erwidern. Auch den Mannschaften der Schiffe dieses Geschwaders wird der hier besprochene Tagesbefehl oes Zaren zugehen, und dieselben werden Dank diesem Tagesbefehl, der Deutschland als muthmaßlichen Angreifer hinstellt, für dre ihnen von den Franzosen zugedachten Verbrüderungsfeste ein um so innigeres Verständnis haben. — Wenn man also auch den Phrasen des Tagesbefehles keine welterschütternde Bedeutung beilegen will, so bleiben sie doch im Gedächtnisse der Lebenden und müssen als cm bedenkliches Zeichen der gegenwärtigen inter nationalen Lage gelten. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser wird sich nach den Kaiser-Manövern von Stuttgart aus unmittelbar nach Oester- - reich-Ungarn zum Manöver und zur Jagd begeben, dann über Wien nach Berlin zurückreisen, dort einen Tag ver weilen und dann direkt nach Gothenburg zur Jagd abreisen. Von da begicbt sich der Kaiser auf dem kürzesten Wege nach Rominten, wo er bis in sie zweite Woche des October zu verbleiben gedenkt. — Anfangs September jedoch wird der » Kaiser, wie verlautet, zum Besuch seiner Mutter in Homburg I eintreffen und auf einige Tage im königlichen Schlosse Wohnung I nehmen. In Ergänzung der Meldung, daß die handelspolitischen Verhandlungen mit Rußland am 1. October beginnen und durch je drei Kommissare der beiden Regierungen geführt werden sollen, wird jetzt berichtet, daß den diesseitigen Kommissaren für die Dauer der Verhandlungen ein ständiger Beirath zur Seite gestellt werden wird, bestehend aus Kommissaren der betheiligten Reichs- und königlich preußischen Reports, sowie der übrigen bei dem Handel mit Rußland vorzugsweise betheiligten Bundesstaaten. Außerdem ist vor gesehen, daß mehrere dem Handels- und Gewerbestand an gehörige Sachverständige an den Verhandlungen theilnehmen. Zu diesem Zweck ist man regierungsseitig mit dem Zentral- Verband deutscher Industrieller und dem deutschen Handels tag in Verbindung getreten. In Würzburg wurde am Montag die diesjährige General versammlung der Katholiken Deutschlands eröffnet, nachdem am Sonntag eine Begrüßungsfeier stattgefunden hatte. Un mittelbar nach der Konstituirung fand die erste geschlossene Versammlung statt. Es wurde das Antwortschreiben des Papstes auf die Anzeige des Localcomitees verlesen, das eine Anerkennung für die Katholiken Deutschlands und die großen Erfolge der bisherigen Katholikentage enthält. Die Theil- nehmerzahl des Katholikentages betrug etwa zwei Tausend. Der socialdemokratische Reichstagsabzeordnete für den 3. Hamburger Wahlkreis, Metzger, wurde am Montag vom dortigen Landgericht wegen Beleidigung des Senats und der Bürgerschaft von Hamburg, dem Anträge des Staatsanwaltes gemäß, zu einer Gefängnißstrafe von fünf Monaten veruri heilt. Ucber einen Sieg des stellvertretenden Gouverneurs von Ost-Afrika, Obersten Freiherr« v. Schele am Kilimand scharo ist, wie der „Reichsanz." meldet, folgendes Telegramm eingetroffen: „Dar-es-Salaam, 28. August 1893. Das stark befestigte Lager des Sultans Meli am Kilimandscharo ist am >2. August nach vierstündigem heftigen Kampf unter Befehl des stellvertretenden Kaiserlichen Gouverneurs, Obersten Frhrn. von Schele erstürmt worden. Lieutenant Ax und 4 Askaris sind gefallen. Feldwebel Mitt- lstädt und 23 Askaris ver wundet." Oberst Frhr. v. Schele war anfangs Juli von der Küste zum Kilimandscharo aufgebrochen, um die Autorität der Regierung dort wieder zur vollen Geltung zu bringen ; denn Meli von Moschi, der Sohn des verstorbenen Mandara, hatte nach dem für unsere Waffen unglücklichen Gefecht am 10. Juni v. I., in welchem Lieutenant v. Bülow und Lieute nant Wolfrum gefallen waren, seine aufrührerische Haltung nicht aufgegeben, obwohl Kompagnieführer Johannes mit un gefähr 160 Mann und mehreren kleinen Geschützen die Marangustation wieder besetzt hatte. Oberst Freiherr von Schele dürste bei seinem Angriff auf Moschi — diesen Ort hat man wohl unter dem Lager des Sultans Meli zu ver stehen — die Truppen, die ihn begleiteten, mit der Besatzung der Marangustation verbunden haben. Der in dem Kampf gefallene Lieutenant Emil Ax gehörte früher dem Feldars tillerie-Regiment Nr. 8 an und trat im März v. I. in die Schutztruppe für Ost-Afrika über. Die Kaiserlichen Prinzen genießen ihren Sommeraufent halt in Wilhelmshöhe aufs Beste. Die hinter dem Schlosse gelegenen Parkanlagen, von denen der Blick auf den hoch ragenden Herkules und die mächtigen, aus der Höhe herab- brausenden Cascaden fällt, hallen den ganzen Tag über von dem Hellen Jauchzen der kleinen Prinzen. Schon aus der Ferne erkennt man sie in ihren weißen Matrosenanzägen. Ihr Spielplatz ist der gewaltige Rasenteppich, der . sich vom Schloß bis zur großen Fontaine erstreckt. Dort tummeln sie sich und schlagen Reifen, lassen im Becken des Spring brunnens Schiffe schwimmen und füttern die Schwäne. Der Kronprinz und seine beiden ältesten Brüder reiten auf ihren Ponies umher und sämmtliche Prinzen unternehmen Spazier fahrten im Park. Kürzlich empfingen sie aus Berlin den Besuch ihres Spielkameraden spritz von Hahnke. Natürlich werden auch die ernsten Pflichten nicht vergessen und der Unterricht keinen Tag ausgesetzt. Die Prinzen bilden den Gegenstand lebhaftester Schaulust von Seiten der Einheimischen und Fremden, die in Schaaren mit der Dampfstraß »bahn von Cassel herüberkommen. Der Landrath hat bereits öffentlich die Neugierde namentlich der Frauen gerügt, die mit bewaffnetem und unbewaffnetem Auge die Prinzen belästigen. Auch die Polizei hat gegen Strafe das Stehenbleiben auf gewissen Parkwegen verboten. Die Kunde, daß Fürst Bismark auf seiner Reise von Kissingen nach Varzin Montag Abend nach 10 Uhr in Berlin eintreffen werde, hatte einige hundert Personell nach dem Anhalter Bahnhof gelockt, wo eine Schaar von Bis marckoerehrern und -Verehrerinnen, letztere theilweise mit Blumensträußen ausgerüstet, schon bald nach 9 Uhr Auf stellung genommen hatte. Leider erwies sich die Hoffnung, den Altreichskanzler begrüßen zu können, als trügerisch, da der Fürst — wie der Draht aus Kissingen meldet — seine Abreise wegen Ischias im letzten Augenblicke verschieben mußte. Die Menge wartete geduldig bis nach 11 Uhr und zerstreute sich dann, als der Kissinger Zug mit 25 Minuten Verspätung, aber ohne den Fürsten eingefahren war, mit der Hoffnung, den Fürsten demnächst hier begrüßen zu können. Es ist kürzlich gemeldet worden, daß die Umgestaltung des Jrrenwesens, soweit sie sich auf die juristische Seite der wichtigen Angelegenheit bezieht, von Reichswezen vorgenommen werden wird. Wie der „Dr. Anz." hierzu erfährt, schweben zur Zeit noch Erwägungen darüber, ob die von angesehener Seite eindringlich befürwortete Heranziehung des Laienelements zum Entmündigungsverfahren zweckmäßig sein und ob nicht dadurch vielmehr ein bedenklicher Zwiespalt in die Grund lagen des ganzen Verfahrens gebracht werden würde. Da gegen ist eine andere, ebenfalls erhobene Forderung als abgethan zu betrachten, nämlich daß Niemand ohne eine züvor verhängte gerichtliche Entmündigung in eine Irrenanstalt ge bracht werden dürfe. Es handelt sich dabei um zwei völlig getrennte Tätigkeiten. Das Entmündigungsverfahren ist Sache des Gerichtes, die Einbringung in eine Irrenanstalt kann unabhängig davon von der Polizeibehörde vorgenommen werden und muß oft, wenn Gefahr im Verzüge wäre, ganz plötzlich durchgeführt werden. Es wäre oft gemeingefährlich, wenn erst das Ergebniß des umständlichen Gerichtsverfahrens abgewartet werden müßte. Daher erscheint in dieser Hinsicht eine Vermischung der richterlichen und polizeilichen Befugnisse unstatthaft. Soweit die Umgestaltung des Jrrenwesins das medicinische Gebiet betrifft, wird sie vorläufig nur in Preußen durchgeführt werden. Sie soll einen Theil des soeben im preußischen Cultusministerium ausgearbeiteten Einwurfes eines MedicinalgesetzeS bilden. Am Freitag traf in Kiel die Lustjacht „Jnscct", die englische Flagge führend, ein. Das Schiff, welches bei Helgo land und Cuxhaven anlegte und dann den Nord-Oftseccanal passirte, soll von zwei Franzosen in London gechartert sein Beide wurden wegen Verdachtes der Spionage inhastiri. Unter den beschlagnahmten Sachen befinden sich Skizzen und
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