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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189309290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-29
- Monat1893-09
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1893
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Uiesaer D Tageblatt Feinsprrchstellr Nr. 20 « « d Anzeiger Wetli« und A-jchn). Amtsktatt ver König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 227 Freitag, 29. September 1893, Abends. 4«. Jahrg D«d Mesan Tagebla« erscheint sedeu Lag Abend« mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung m den Expediiionen in Riesa und Strehla, den Ausgabe,legen, lost» am Schauer der tattert. Postanstalten I Mark 25 Ps., durch die Tröger stet inS Haus 1 Mark 50 Pf-, durch den Briefträger sret in« Haus I Mark 65 Pf. Anzelgen-Aanahm» für die Rummr, des Ausgabetages bis Vomrtttag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Vertag von Langer L Winterlich in Rieia. — Geschäftsstelle: Kastantenstraße 59. — Für die Redaktion verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung. Tie Gemeindeanlagen auf den 3. Termin 18V3 werden am 15. dieses Monats fällig und sind baldigst, längstens aber bis zum 3V. dieses Monats an die hiesige Stadthauptcasse abzufiihren. Riesa, am 14. September 1893. Der Stadtrath. Schwarzenberg, Stadtrath Hmtzsch. Die Lage der deutsche» Arbeit. (Im September.) Die Aeußerungen, welche aus den Kreisen der deutschen Industriellen in den letzten Wochen über unser Verhältnis zu Rußland an die Oesfentlichkeit gelangten, stimmen darin überein, daß eine baldige Beendiguug des Zollkrieges erwünscht ist uud daß bei den bevorstehenden Verhandlungen mit Rußland von den deutschen Vertretern zwar die deut schen Interessen entschieden gewahrt, aber auch dem Nachbar staate keine größeren Schwierigkeiten bereitet werden. Man will endlich mit Rußland in ein erträgliches handelspolitisches Berhältniß kommen, in ein Berhältniß mit sicherer und ver ständiger Grundlage, das sprunghafte und ganz unberechenbare Tariferhöhungen ausschließt und die Zölle für bestimmte In- dustriewaaren so feslsetzt, daß sie nicht, wie in den letzten Jahren, einer absperrenden Mauer nahezu gleichkommen. Der Einfluß des Zollkrieges auf das deutsche Erwerbs leben ist in einzelnen Industriezweigen unverkennbar. Häufig sind in letzter Zeit, sowohl in der Maschinenindustrie wie im Textilgewerbe, in der chemischen Industrie und in anderen Berufen die ertheilten Aufträge wieder zurückgezogen; neue Bestellungen sind nicht zahlreich. Das ist sür die betroffenen Geschäftszweige augenblicklich empfindlich und sie sind mehr fach selbst genöthigt gewesen, die Löhne zu verringern und Arbeiter zu entlassen, aber sie würden diesen Zustand noch einige Zeit ertragen, wenn damit ein" günstiger Handels vertrag mit Rußland erlangt werden könnte. Vor Allem wünscht man, daß die Tarifunsicherheit aufhört und uns das Meistbegünstigungsrecht zugestanden wird. Im Maschinenbau werden vom Zollkriege namentlich solche Fabriken betroffen, die sich mit der Herstellung von Textilmaschinen und landwirthschaftlichen Maschinen beschäftigen. Zwar ist die Ausfuhr nach Rußland trotz des gewaltigen Zolles nicht vollständig gelähmt, aber es wird nur das ganz unbedingt Nothwendige gekauft. Abgesehen von dem Verkehr mit Rußland ist im Allgemeinen Beschränkung der Aufträge überhaupt noch immer ein Kennzeichen im Geschäftsgänge der Maschinenfabrikation. Nur der Bau von Textilmaschinen hat sich in letzter Zeit etwas belebt; eine Thatsache, die auf die etwas günstigere Gestaltung einzelner Zweige der Textil industrie zurückzuführen ist. So war in letzter Zeit die Spinnerei fast allgemein sehr lebhaft beschäftigt. In einzelnen Lweigen derselben ist zwar gegenwärtig etwas Ruhe ein getreten, andere haben jedoch noch für längere Zeit hinaus so umfangreiche Aufträge, daß noch in letzter Woche die Preise für ihre Gespinnste herauf gesetzt sind. Auch die meisten Webereien sind gut beschäftigt. In der Tuchweberei hat man seit einiger Zeit den Betrieb nicht unerheblich ver größert, dasselbe ist in der Flanellwcberci der Fall. Da gegen mangeln den Sammet- und Plüschwebereien noch immer ausreichende Aufträge und auch die Möbelstoffweberei hat gegenwärtig stille Zeit. Doch hofft man in dieser In dustrie, daß im Herbst größere Aufträge eingehen werden. In dieser Hoffnung arbeitet man vorläufig auf Lager. In der Wirkerei ist der Geschäftsgang seit einiger Zeit gleichfalls ein stiller. Ls ist jedoch nicht richtig, diese Stockung, wie es geschah, auf den Zollkrieg mit Rußland zurückzuführen. Die Geschäfte, welche die deutsche Wirkindustrie mit Rußland macht, sind seit Jahren so wenig umfangreich, daß die Durch- schneidung der russischen Verbindungen für diese Industrie keine große Bedeutung hat. Die Wirkerei hat in jedem Jahr im Hochsommer bis etwa November ihre „stille Saison". Man hofft, daß im Spätherbst wieder reichliche Aufträge «ingehen, obwohl vielleicht zu befürchten ist, daß die Un sicherheit, welche in den Bereinigten Staaten in Beziehung auf die Abänderung der Mac Kinleiy-Bill besteht, diese Aufträge verzögern und beschränken wird. Etwas gebessert haben sich die Verhältnisse des Kohlenberg baues. Vielfach arbeitet man mit Ueberschichten, der Kohlenpreis ist etwas erhöht, doch sind die Klagen der Bergleute mancher Gru ben über die Verringerung der Gedingelöhne bemerkenSwerth. Die weit ausgebreitcte Holzstoffindustrie strengt sich an, um durch eine feste Organisation der einzelnen Betriebe die seit Jahren in diesem Erwerbszweige herrschenden niedrigen Preisverhältnisse zu bessern. In den letzten Tagen hat sich, wie mitgethcilt wird, ein „Zentralverband der deutschen Holzstoff-Syndikate" gebildet, der namentlich den Preis der Waare festsetzen soll. Ob dieser Verband sein Ziel erreichen wird, ist jedoch bei der sehr großen Zahl der Holzstofffabriken und bei den gedrückten Verhältnissen, unter denen sie vielfach zu arbeiten gezwungen sind, recht zweifelhaft. Die deutsche Holzstofffabrikation leidet namentlich durch den starken aus ländischen Milbewerb und durch die sehr erhebliche heimische Ueberproduktion. Die Letztere hat auch in der Spiegelglas- induftrre dazu geführt, daß seit Anfang dieses Monats eine Betriebsbeschränkung eintrat. Die Vereinigung der bayerischen Spiegelglasfabriken ließ auf fämmtlichen Genossenschafls- werken den Betrieb um zwei Drittel einstellcn, da diePäger sehr groß und die Waare" preise sehr niedrig sind. Auch aus der Lederhandschuhindustrie kommen Nachrichten über erhebliche Betriebsbejchränkungen und Arbeiterentlassungen. Das Baugewerbe Hal sich auch in diesem Sommer von den bekannten Uebelständen nicht erholt. Dieselben hängen allerdings eng zusammen mit unseren gegenwärtigen wirlh- schafilichcn Verhältnissen, aber sie sind, zum Theil wenigstens, auch aus das Eindringen zweifelhafter Elemente rn das Baugeiverbe zurückzusühren, die durch wilde Spekulations sucht die em,l so ehrenfesten Bauberufe nicht nur in ihrem sozialen Ansehen, sondern auch materiell herabdrücken. Dem ehrenwerthen Baumeister wird es immer schwieriger, sich gegen gewisse „Unternehmer" zu behaupten, die ihre Sache aus nichts gestellt haben und selbst vor einem Konflikt mit dem Strafgesetz keineswegs zurückschrecken. Wenn die Ge setzgebung gegen derartige Unternehmer, ohne eine gesunde Bewegungslrerheit zu verletzen, eme Schutzwehr errichten wollte, so würde sie damit einen sehr lebhaften Wunsch zahl loser Bauhandwerker erfüllen. Diese werden unter den jetzigen Verhältnissen von jenen, mir allen Pfiffen und Schlichen des unreellen Geschäftsbetriebes meist sehr genau vertrauten „Unternehmern" ost geradezu ausgeplündert. S.-L. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Von „wohlunterrichteter Seite" erhält die „Tgl. Rundschau" folgende Mittheilung: Eine Reise des Kaisers nach Kissingen, von der in Münchener Blättern die Rede war, konnte nicht in Erwägung kommen. Ebenso sind die Angaben über weitere „Verhandlungen' zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck unbegründet. Es sind weiter keine Depeschen, als die beiden bekannten, gewechselt worden. — In Wiener Kreisen, die mit der dortigen deut schen Botschaft Fühlung besitzen, hat man, wie uns versichert wird, den Eindruck, dqß die Angelegenheit der Aussöhnung zwischen Berlin und Friedrichsruh jetzt wirklich gut stehe und besonders, daß die Veröffentlichung des Telegrammwechsels ein sehr günstiges Zeichen sei. Natürlich sei man aber auch dort weit davon entfernt, überschwängliche Hoffnungen be züglich einer zukünftigen Wirksamkeit des Altkanzlers zu hegen. Der Abgeordnete Ahlwardt wird dem „Lokal-Anz." zu folge Anfang Oktober die in Sachen Löwe über ihn ver hängte Gefängnißstrafe in Plötzensee antreten. Gleichzeitig wird Herr Rechtsanwalt Hertwig nach Abbüßung der gegen ihn verhängten Festungshaft auf freien Fuß gesetzt werden. Er soll in einem schlesischen Wahlkreise für die Landtagswahl als Kandidat aufgestellt werden. Das Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende Colera- fälle bekannt: In Hamburg wurden vom 27. bis 28. September Morgens 4 Neuerkrankungen, darunter eine mit tödtlichem Ausgange, festgestellt. Ueber den Verlauf der Krankheit in Hamburg wird von dort Folgendes mitgerheilt: Seit den letzten Tagen ist ein Nachlaß in der Zahl und der Schwere der Erkrankungen unverkennbar. BemerkenSwerth ist außerdem, daß die Fälle über verschiedene Theile der Stadt verstreut vorgekommen sind und daß sich nirgends ein Heerd gebildet hat. Zwar sind in einigen Wohnung:» mehrere Personen gleichzeitig erkrankt, aber in keinem einzigen Falle ist eine weitere Uebertragung vorgekommen. In Cux haven 2 tödtlich verlaufene Erkrankungen. In Altona, Siadk- theil Ottensen, 2 Erkrankungen. In Bodenwerder, Kreis Hameln, eine Neuerkrankung. In Kirchborgum, Kreis Weener, Regierungbezirk Aurich, ein tödtlich verlaufener Krankheitsfall. — Berlm anlangcnd, so ist nach den bis gestern Vormittag 10 Uhr im Rathhaufe aus den städtischen Krankenhäusern cingegangenen Meldungen in das Krankenhaus Moabit wieder eine choleraverdächtize Frau aus der Lübbenerstraße gestern Morgen eingeliefert worden, sodaß der Bestand daselbst aus drei solchen Personen, einschließlich der beiden Schiffsleute (Mann und Frau) besteht. Im klebrigen sind in keiner der drei städtischen Krankenanstalten Veränderungen nach dieser Richtung hin cingetreten. ' . Die „StaatSb. Ztg." erinnert daran, daß in diesen 4-eplemberlagen des Jahres 1862 Fürst Bismarck während des Militär conflictes zum Staatsministcr berufen wurde, und wie damals die liberale Presse ihn für einen Landedel mann von mäßiger politischer Bildung erklärte, der niemals einen politischen Gedanken gehabt. Das Blatt erinnert ferner an die Sitzung der Budgetcommission am 30. Sep tember desselben Jahres, in welcher das berühmte Wo t vom Eisen und Blut fiel. Die Worte lauteten: Nicht durch Red.n und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Frage l der Zeil entschieden, dies ist der Fehler von 1848 und 1849, — sondern durch Eisen und Blut. Das Blatt fügt hinzu: Selten hat sich in der Weltgeschichte der Ausspruch eines Staatsmannes so bestätigt, wie dieser und die Erinnerung an das reckenhafte Auftreten Bismarcks mag die Gefühle vertiefen, die wir sür den Kranken von Kissingen empfinden. Die „A. Ev. L. K. Ztg." berichtet: Die Reformjuden in Berlin haben de.l Sabbath seit Längerem abgeschafft. Auf dem Synagogenzettel steht frank und frei jede Woche zu lesen, nachdem die Sabbath - Gottesdienste der jüdischen Ge meinde angezeigt sind: „Jüdische Reform-Gemeinde. Sonntag, den ..., Vormittag 10 Uhr, Gottesdienst. Predigt Herr ..." Eine Folge davon ist, daß sie alle ihre neucrrichteten Syna gogen ausnamslos am Sonntag einweihen. Neuerdings regt sich aber auch bei weniger radical stehenden Juden das Ver langen nach Sonntags-Gottesdiensten. Sie weisen darauf hin, daß der Sonnabend vielen jüdischen Handlungsgehilfen keinen Raum zum Besuch der Synagoge gebe; an ihrem freien Tage aber, dem Sonntag, fänden sie ihr Gotteshaus geschlossen. Sie wollen dem Sabbath nicht seine Rechte nehmen, es soll ihm sein gottesdienstlicher Charakter im Uebrigen gewahrt bleiben, aber sie wünschen am Sonntag religiöse Zusammenkünfte mit Gebet und Predigt. Oesterreich-Ungar«. Die Untersuchung gegen die in Wien verhafteten Anarchisten nimmt einen großen Um fang an. Inzwischen wurden nächtlicherweile im Wiener Bezirk Leopoldstadt liihographirre tschechisch-anarchistische Flug schriften mit dem Titel „Die Rache ruft!" gefunden. Im Bezirk Josephstadt war der kaiserliche Adler aus Briefkästen schwarz überschmiert. Im Bezirk Wieden wurde auf einem Briefkasten eine gefüllte Perkussionskapsel mit Cylinder auf- gefunden. Die Füllung derselben wurde einem Chemiker zur Untersuchung übergeben. Innsbruck, 28. September. Der Kaiser und die Erzherzöge wohnten der heute Vormittag 10 Uhr stattge habten Enthüllung des Andreas Hofer-Denkmals auf dem Jselberge bei. Auf die Ansprache des Präsidenten des Denk- malkouuteeS, Oberst Urich, antwortete der Kaiser wie folgt: „Durch die Errichtung des Denkmals, dessen feierliche Ent hüllung uns heute hier vereint, haben die Bewohner Tyrols und des Vorarlberg«« eine Dankesschuld entrichtet an das Andenken jenes Mannes, der die edelste Verkörperung der tyrolischen Volksseele war, der gleich groß im Glücke wie im Unglücke, ein Held im Siege wie im Tode, in all' seinem Handeln keinem anderen Gebote als dem der unbeugsamen Pflichterfüllung, keinen anderen Gefühlen als jenen de> treuesten Liebe zu Kaiser und Vaterland gefolgt ist. Es
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