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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189310122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18931012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18931012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-12
- Monat1893-10
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1893
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Riesaer K Tageblatt und Anzeiger (Llbkblall Ml- Anzeiger). Tclegramm-Adrrss« .TageblattRtesa. Amtsblatt Femsprechstell« Nr. 20 der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 238. Donnerstag, 12. Oktober 1883, Abends. 4«. Jahrg. Da» Rlriaei 1«gsb!an rrtchctm jcven Dog Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Ezpcdliloncn in Rieia und Llretsta, den Ausgabestellen, lawte ,» Lckalrer der kallerl Pvstanstalten I Mart 25 Ps., durch die Träger frei tnS Hai'.S 1 Mark 50 Ps., durch den Briefträger frei ins Haus t Mark 65 Pf. Anzeigen-Annahme für die Nummer deS Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer äc Winterlich in Rieia. — Geschäftsstelle: Kastantenstraste 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riefa. Pfer-e-Verfteigernng. Tounabend, den 14. Oktober dsS. IS., Vorm. 10 Uhr findet auf dem Platz vor dem Massenquartier Poppitzerstraße die Versteigerung eines überzähligen Pferdes statt. Königliches 3. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 32. ME" BerSingnng. "MW Die bei der Verlängerung der ilagerstraße un Barackenlager bei Zeithain nethwendigeu Erd- und ChanssirungSarbeiten cinschl. der Lieferung der Aiaterialieu sollen als ein Loos an einen linteruehuier Montag, den 16. October a. c., Vormittags 11 Uhr im Geschäftszimmer der Militär-Baudirectiou zu Tresden-Älbcrtsladt, Administrationsgebäude Flügel L, vergeben werden und liegen Zeichnunge > und Verdingungsunterlagen in genanntem Geschäftszimmer zur Einsicht aus. VerdingnngSauschläge sind gegen Erstattung der Selbstkosten daselbst zu entnehmen. Angebote mit der Aufschrift: Lagcrstratze Zeithain sind versiegelt, pestfrei und mit der Adresse des Absenders versehen, bis zu obengenanntem Zeit punkte bei der Militär-Baudirection einzureichen. Die Auswahl unter den Bewerbern bleibt Vorbehalten. Dresden, den 7. Octobcr 1893. Militär-Bau-irection. Tagesgeschichte. Man traute seinen Augen kaum, als vor einigen Tagen der Telegraph den Inhalt eines Artikels des russisch-offiziösen Rcgierungsanzeigers verbreitete, laut welchem Rußland seine Balkanmiision „nahezu vollständig erfüllt" habe. Es wäre in der That ausgezeichnet, wenn diese Auffassung in den russischen Regierungskrcisen fest wurzeln würde, denn als dann darf das Schreckgespenst, das sich orientalische Frage nennt, als gebannt betrachtet werden, und damit würde unter den gegenwärtigen Verhältnissen dem europäischen Friedeus- bedürfniß der beste Dienst geleistet werden. — Leider hat indessen das russische Blatt arg geflunkert. Nachdem die nichtswürdige Aufhetzungspolitik eines Jgnatiew, Hitrowo, Kaulbars und wie die Ehrenmänner sonst noch heißen, an d m gesunden Sinn der Bulgaren jämmerlich Schiffbruch gelitten — nachdem Bulgarien, kaum der türkischen Barbarei entrissen, ein kräftiges Volksthum entwickelt und ein festes, auf freier Verfassung beruhendes Staatswesen gegründet hat, hängen dem russischen Fuchs die Trauben zu hoch und des halb stellt er sich, als sei er nun befriedigt. Seinem Ver bündeten, dem Rumänier, der ihn bei Plewna vor der schmach vollsten Niederlage errettete, nahm er zum Danke Beßarabien ab, um ihm dafür die unfruchtbare und sumpfige Dobrutscha zu überweisen. Indem Rußland Montenegro finanziell völlig von sich abhängig machte, schaffte cs sich auf der Balkanhalb insel einen Wachtposten, von dem aus gelegentlich Bosnien, die Herzegowina, Serbien, Macedonien und Albanien be unruhigt werden können. Rußland hat immer mehrere Eisen im Feuer. Der junge König Alexander von Serbien schwimmt ganz und gar im russischen Fahrwasser. Der Zar hält aber auch den Prinzen Karageorgewitsch in Bereitschaft, wenn etwa der junge Alexander nickt pariren wollte. Grieckenland ist immer bereit, von der Türkei Gebiete loszureißen und die griechische Flotte ist die Begleiterin der russischen im Mittelmeer; in griechischen Häfen überwintern die russischen Kriegsschiffe. — Rußland strebt aber auch darnach, im Mittel meere eine selbständige Flottenstation zu errichten. Zu welchem Zwecke? Welche Interessen hat Rußland im Mittel meere, wenn cs nicht die Absicht hegt, sich unberufener Weise in Dinge einzumischen, die es nicht klimmen?! Es verlautete neuerdings, Rußland werde bei der Pforte die freie Durch fahrt durch Bosporus und Dardanellen anregen, die nach dem Pariser Friedensoertrage den russischen Kriegsschiffen verschlossen sind. Leise Versuche nach dieser Richtung hin hat es schon wiederholt unternommen, indem es die Schiffe seiner sogenannten „Freiwilligenflotte" die Meerengen passiven ließ. Auch die bewehrten Schiffe, die die russischen Ver bannten nach der sibirischen Insel Sachalin bringen, passiren stets die Meerengen, obwol dies dem Sinne und Wortlaut des Pariser Vertrages widerspricht. — Es ist also bloß eine heuchlerische Phrase, daß Rußland seine Mission am Balkan als nahezu erfüllt betrachte. Das gerade Gegentheil ist der Fall und wenn jene Phrase bestimmt war, Oesterreich ein zuschläfern, so Hal sie ihren Zweck vollständig verfehlt. Sollte es einmal zur Auftheilung des türkischen Gebietes in Europa kommen, dann würde Rußland doch nur dann in den Besitz von Konstantinopel gelangen, wenn zuvor die Volkskraft des ganzen übrigen Europas im Blut ertränkt wäre. Denn der Sieg Rußlands würde den Sieg der Barbarei über die Kultur, der Knute über den Fortschritt, des Despotismus über die Freiheit bedeuten; Europa würde „kosakisch" werden, wie thm Napoleon als Alterüative prophezeit hat. — Das Testament Peters des Großen weist die russischen Zaren nach Konstantinopel. Jener große Zar beherrschte noch nicht Das ferne Nordasien, von wo aus jetzt Rußland den indischen Besitz Englands aur'S Ernsthafteste bedroht. Von Jahr zu Jahr schiebt es seine Etappen weiter vor und verwandelt bisher unabhängige Khanate in russische Schntzstaaten. Im Südosten Asiens ist Frankreich im Begriff, ein großes Kolonialreich zu bilden, das Tongkiug, Anam, Kambodja uns Siam umfaßt. Im Laufe der Zeit wird England der eisernen Umklammerung von Osten und Norden her unter liegen. Um ihm aber seinen Lebensnerv zu durckschneiden, dazu bedarf Rußland noch einer festen Stellung in Konstan tinopel, die die russische Flotte unüberwindlich machen würde, denn von hier aus könnte Rußland den Engländern den Weg durch den Suezkanal nach Indien versperren. Rußland treibt keine Selbstmocdpoiitik, und daher giebt es dieses Ziel trotz der offiziösen Schönfärberei nicht auf. Deutsches Reich. Wie der „Hamburgische Corre- spondcnt" erfährt, werden Sensations-Depeschen über das Auftreten der Cholera von jetzt ab von der Beförderung ausgeschlossen. Alle derartigen Telegramme müssen vor der Beförderung dem Vorsteher des Telegraphenamtes und even tuell dem Telegrahendirector vorgelegt werden und, wenn sie mit den amtlichen Depeschen nicht übcreinstimmen, muß entweder der Beweis der Richtigkeit vom Absender erbracht werden oder es erfolgt gemäß den Bestimmungen des Tele graphenreglements deren Zurückweisung. Die „Kölnische Zeitung" schreibt: Gegenüber der Be hauptung mehrerer Blätter, daß die Commission für die deutsch-russischen Handelsvenragsverhandlungen vor dem Ersten ihre Arbeiten nicht beendigen werde, sei, wie nachdrücklich erklärt wird, ein Termin für die Beendigung überhaupt noch nicht abzusehen. Alle bisherigen Sitzungen wurden mit thunlichster Beschleunigung der Arbeiten abgehallen, und es sei der beste Wille vorhanden, die Berathungen möglichst schnell zu einem günstigen Ende zu führen. — Diese Woche tritt die Zollcommission zusammen, welcher deutscherseits der Oberfinanzrath Schmidt, der Geheime Regierunzsralh Henle und der Oberzollinspector Reimann anzchören. Ferner wird der Zollbeirath in dieser Woche berufen werden. Die Frage des Verbleibens des Generalmajors von der Goltz im türkischen Dienst ist endlich zu einer Erledigung gelangt. Herr von der Goltz verbleibt, wie die „K. Zig." aus Konstantinopel mittheilt, im türkischen Dienst unter den nämlichen Bedingungen wie bisher und mit halbjähriger Kündigung. Er bezieht nach wie v.r ein Jahresgehalt von 40003 Franks, dazu die sogenannte „Inin" (Ration), deren Betrag in Geld sich auf ungefähr 6 bis 7000 Franks be laufen dürfte. Von deutscher L>eite ist von der Goltz-Pascha ein unbegrenzter Urlaub gegeben mit dem Rechte des Wieder eintritts in die Armee. In Graudenz kam es bei der Wahl des Kirchenvor standes der katholischen Pfarrgemeinde nach dem „Geselligen" zu wüsten Auftritten. Die Polen hinderten die deutschen Wähler, an den Wahltisch heranzutreten. Es sielen Schimpf worte und Rufe wie „Wenn Ihr nicht polnisch sprechen könnt, so bellt polnisch!" „Die deutschen Hunde müssen todt- geschlagen werden!" und dergl. Da über 100 Deutsche den Saal verließen, so siegten die Polen mit 186 Stimmen über die Deutschen, welche es nur auf 36 brachten. Bei der Verkündung des Wahlergebnisses brachen die Polen in Jubelgeschrci aus und riefen: „Es lebe Polen!" Vor der Wahl waren die polnischen Agitatoren auf den Dörfern umhergczogen und harten dre Wähler mit der gänzlich falschen Angabe anfgereizt, der erste Geistliche der Gemeinde, der deutsche Dekan Kunert wolle ihnen ihre Nationalsprache rauben. Die Folge dieses Vorganges ist die, daß nunmehr der ganze katholische Kirchenvorstand der deutschen Stadt Graudenz, in der die Polen eine ganz verschwindende Minder heit bilden, bis auf einen Einzigen aus Polen besteht. „Es ist leider, so sagt das genannte Blatt, nicht zu leugnen, daß die Deutschen selbst durch ihre Lauheit hieran mit schuld sind. Möchten sie sich endlich ausraffen, um der bodenlosen Anmaßung und Rohheit der polnischen Wähler ein Ende zu machen." Oesterreich, lieber die österreichische Valucafrage äußerte sich der Finanzminister Steinbach im Abgeordneten hause: Ein Vergleich mit den Bilanzen anderer Staaten ist schwer anznstellen Das Zurückströmen, österreichischer Effekten umfasse hauptsächlich die Silberrente, weil das Ausland Allem mißtraue, was Silber heißt; daher verbleibe er bei der Anschauung, das Band mit dem Silber vollständig zu zer schneiden. I i Folge der Begebung von 100 Millionen Gold rente seien 224'/<r Millionen Kronen zum Theil bereits aus geprägt, zum Theil in der Prägung begriffen. Im Verlaufe mehrerer Jahre werde Oesterreich das erforderliche Quantum an Gold voll besitzen; während die Vereinigten Staaten von Amerika eine beispiellose Krisis durchmachen, sei von Oester reich bisher jede Krisis ferngehalten worden, was sicherlich «in Erfolg sei. Das Wichtigste bei den dermaligen Ver hältnissen sei die Unabhängigkeit des Staates von allen möglichen Größen, weil der Staat seine Abhängigkeit theuer bezahlen müsse. De Motive zur Verordnung, betreffend die Ausnahme verfügung in Prag und Umgegend, sind gestern vertheilt worden. In denfelbcn wird der maßlose Mißbrauch der Preßfreiheit und des Vereins- uns Versammlungsrechtes hervorgehobcn, wodurch von Agitatoren eine Verhetzung der Bevölkerung gegen die constitutioncllen Institutionen, die socialen Stände und Nationalitäten, sowie gegen jede gesetz liche Autorität inscenirt würden. Die Folgen der Ag tationen hätten sich gezeigt in den wiederkehrenden rohen Ausschrei, tungen gegen die katholische Kirche, in der Störung der öffentlichen Rühe und Ordnung, in der Gefährdung der Sicherheit von Personen und Eigenthum, in der Mißachtung von Behörden, in Widersetzlichkeiten gegen höhere Organe, sogar in sehr bedauerlichen Ausschreitungen und in einer hochoerrätheriscken Tendenz — zu deren Bekämpfung die gewöhnlichen Mittel der Regicrungsgewalt nicht ausgereicht Härten. Die Regierung behält sich vor, concrete Thatsachen während der parlamentarischen Berathungen mirzutheilen. Amerika. Von kompetenter Seite wird mitgetheilt daß gegenwärtig von der Gcsammtzahl der Mitglieder des Gewerbevereins in New-Aork, welche rund 100000 Personen beträgt, 36 177 Arbeiter ohne Erwerb sind. Bei einzelnen Gewerben, wie beim Schneider-, Vergolder- und Schuhmacher gewerbe, stellt sich die Ziffer der Beschäftigungslosen auf 75 Prozent. Da die Erwcrbsverhältnisse der in New-Z)ork eingewanderten Arbeiter in den glänzendsten Farben geschildert zu werden pflegen, so werden diese Daten zur Warnung der bctheiligten Kreise' bekannt gemacht. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 12. October 1893. — Der Regiments-Commandeur, Herr Oberst Weigel, hat einen 8 tägigen Urlaub angetreten. Das Garnison- Commando und die Führung des 3. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 32 sind für diese Zeit auf Herrn Major« Stegner übergezangen. — Nächsten Sonntag wird von '^12 Uhr Vormittag ab auf dem hiesigen Albertplatz Promenaden«Conccrt von dem TrompctercorpS des 3. Fcld-Artillcrie-Regiments Nr. 32 slattsiuden.
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