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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189311232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18931123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18931123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-23
- Monat1893-11
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1893
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Uiesaer D Tageblatt «rrd Anrelger (WMt mü Lyetzch. Tclegramm-Adreffe .Tageblatt', Riesa. Amtsötalt "-r-r"' oer Königs. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königs. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 272. Donnerstag, 2L. November 18S3, Abends. 46. Jahrg. Tas 9iieiae> Tageblatt erscheint jede» Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiierl. Pvstanstalten 1 Mark 25 Ps., durch die Träger frei ins Hans 1 Mark 50 Ps., durch den Briefträger frei inS Haus 1 Mark 65 Pf. Anzcigen-Annahme siir die Nummer des Ausgabetages bis Nvrmittag 9 Uhr ohne Gewähr. Truck und Verlag bon Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstrnsjc 59. — Für die Nedaction verantwortlich: Herm. Schmidt In Riesa. Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Mittwoch, den 29. November 1893, Nachmittags 3 Uhr im Berhcmdlungssaale der Königlichen Amtshnuptmannschast. Die Tagesordnung hängt im Anmeldezimmer der Canzlei znr Einsichtnahme ans. Großenhain, am 21. November 1893. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 275. I. B.: von Gruben. O. Im Gehöfte des Hotels zum „Kronprinz" hier sollen Sounabend, »en 25. November 1893, Vorn,. 1V Nhr, ein großer Waarenfchrank und ein Kleidersecretür gegen sofortige Bezahlung meist bietend versteigert »verden. Riesa", 21. Nov. 1893. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. Tagesgeschichte. Das Hinterland von Kamerun, um das Deutsche, Franzosen und Engländer sich bewerben und dessen Besitz zum allergrößten Theil auf dem Papier besteht, auf welchem man mit Leichtigkeit mit einigen rothcn Strichen Länder vertheilen kann, die mindestens so grcß wie Europa sind, dieser problematische Besitz also auf dem schwarzen Continent ist jetzt wiederum durch ein neues Abkommen zwischen Deutschland und England zur Vertheilung gelangt. — Kamerun ist eine deutsche Besitzergreifung, denn keine andere Nation wollte den um seines schlechten Klimas und Bodens willen übel beleumundeten Landstrich haben. Wir aber waren die genügsamen Deutschen, und als unsere großen Afrikaforscher, wie Barth, Rohlfs, Nachtigall und Flegel von Kamerun weit ins Hinterland nach allen Seiten vorgedrunge.i waren und uns Nachrichten brachten über fruchtbare Gegenden und be triebsame Handelsstädte, da fanden sich plötzlich von Süden und Osten auch andere Nationen ein. Die Engländer und Franzosen nahmen auch schleunigst Besitz von afrikanischen Gebieten und so entstanden auf den Stellen, die bisher von keines Europäers Fuß noch betreten waren, sehr bald sogen. Interessensphären der Engländer uns der Franzosen, dic,unserem Vordringen ein Halt entgegensetzten. — Das ließ sich nun nicht ändern. Das deutsche Gebiet war im Westen von der englischen Niger-Company und im Südwesten vom französi schen Congo bedroht. Man konnte nichts weiter thun, als bas deutsche Interessengebiet gegen Angriffe seilens der Engländer und Franzosen durch Grcnzbestimmungen sicher zu stellen. — Mit England sind seit dem Jahre 1885 nicht weniger als vier Lereinbarungcn zu diesem Zweck geschlossen worden, ohne das erwähnte Ziel zu erreichen. Der Schwer punkt lag in dem Abkommen vom 27. Juli 1886, welches die Grenzlinie bis gegen Zola führte und diese Stadt, den Hauptorl von Adamaua, der englischen Interessensphäre zu wies. Während Deutschland mit seinen beschränkten Mitteln sich bemühte, an der Küste sich festzusetzen und mit schweren Opfern von dort in das Innere vorzudringen, war cs Eng land, das durch das Abkommen von 1885 den von dem Deutschen Flegel erschlossenen Niger in seine Gewalt erhalten hatte, leicht geworden, sich mittelst der Niger-Company an dem Benus festzusitzen und von Mola aus seine Herrschaft zu erweitern. Die Ausdehnungen der Niger-Company und die Tendenz der 1886 über Aola hinausgezogenen Grenzlinie gingen dahin, Deutschland von dem Tschadsee auszuschließcn, dessen Erwerb in der öffentlichen Meinung, und zwar nicht blos von den colonialen Kreisen, als ein Kraftmesser der deutschen auswärtigen Politik betrachtet und bezeichnet wurde. — Das jetzt geschlossene Abkommen bringt nun endlich Eng land gegenüber Ruhe hinsichtlich der beiderseitigen Interessen sphären. Zieht man die Summe dieses Abkommens, so er- giebt sich, daß die bereits im Jahre 1885 den Engländern prcisgegebene Stadt Aola denselben endgiltig zugesprochen und ihnen somit eine herrschende Stellung im ganzen Fluß- gebiet des Niger und des Benuö für immer gewährt ist. Uns sind hier nur einige Landstriche von untergeordnetem Werth von der Einmündung des Faro am Benus-Fluß stromaufwärts verblieben. Freilich ist hier die Handelsstadt Kanua gelegen, die nach den neuesten Mittheilungen des Herrn v. Stetten an Bedeutung für den Handel Aola noch bei Weitem übertreffen soll. — Dafür haben wir andererseits das Recht erhalten, unseren Besitz über das fruchtbare Ada maua und bis an die Südufer des Tschadsees auszudchnen. Das Anrechr auf den Tscbadsce ist freilich einstweilen noch Zukunftsmusik, denn das Land, das zum See führt, müssen wir uns erst erobern. Immerhin ist der Abschluß des Ab kommens mit England insofern ein Erfolg, als ein magerer Vergleich immer bester ist, wie ein?fettcr Prozeß. Deutsches Neich. Das Präsidium des Reichstags, die Herren v. Levetzow, Freiherr Buol v. Berenberg und Dr. Bürklin, wurden vorgestern Mittag 1 Uhr fim Neuen Palais bei Potsdam vom Kaiser in besonderer Audienz em- pfaagen. Der Monarch begrüßte die Herren auf das Freund lichste und freute sich über die Wiederwahl derselben. Mit Herrn v. Levetzow sprach der Kaiser, in Anknüpfung an die nächste Tagesordnung, von den Handelsverträgen und auch über die Unterhandlungen wegen eines Handelsvertrags mit, Rußland, welcher nicht so schnell zu Stande zu bringen sei, als vielleicht vielfach gewünscht werde. Den Freiherrn von Buol fragte Se. Majestät nach dem Ausfall der Weinernte, und auf dessen Erwiderung, daß sie besser hätte sein können bemerkte der Kaiser launig, daß man wohl klage, weit- die Wcinsteuer in Sicht sei. Herrn Dr. Bürklin beglückwünschte der Kaiser wegen der am Karlsruher Hoftheater bewirkten Aufführung eines Zyklus Berliozscher Opern, wovon ihm sehr viel Löbliches erzählt worden sei. Politische Fragen wurden im Uebrigew nicht gestreift. Der Kaiser gab oer Hoffnung Ausdruck, daß die Verhandlungen des Reichstages gedeihlichen Fortgang nehmen, und verabschiedete die Herren mit freundlichem Händedruck. Unmittelbar darauf wurde das Präsidium auch von der Kaiserin empfangen. Der „Reichsanz." bemerkt über die Unterhaltung, die der Reichskanzler im Oktober d. I. mit dem Abg. Freiherrn von Manteuffel gehabt hat, daß die Blätter dieselbe dem Wortlaut wie der Tendenz nach falsch wiedergeben. Der wesentliche Inhalt und der Verlauf der Unterhaltung war nach dem amtlichen Blatt vielmehr der folgende: „Nachdem Frhr. v. Manteuffel sich nach den Absichten d§r Regierung in Bezug auf die Arbeiten des kommenden Reichstags er kundigt hatte, erklärte der Reichskanzler, daß die verbündeten Regierungen und die preußische Regierung bereit wären, für die Landwirthschaft zu thun, was sie könnten, und erwähnte bei dieser Gelegenheit z. B. die Novelle zum Gesetz über den Unterstützungswohnsitz und die Einrichtung von Land- wirthschafiskammern in Preußen. Am Anschluß hieran gab der Reichskanzler der Ansicht Ausdruck, daß damit allerdings eine durchgreifende Hilfe nicht gegeben sei, und erkundigte sich dann, wie es mit dem unter Mitwirkung des Herrn von Manteuffel innerhalb der Kommission für das Bürgerliche Gesetzbuch unternommenen Versuch, das Agrarerbrecht zu re- formiren, stehe Weiter bemerkte der Reichskanzler, daß er in der Verschuldung durch Erbchcilungen und in der zeit weise über den realen Werth hinausgegangeuen Steigerung der Güterpreise einen wesentlichen Grund für die gegenwär tige Kalamität zu erkennen glaube. Zu stark verschuldete Besitzer würden sich auch unter Einschränkungen auf die Dauer nicht halten können. Der Reichskanzler gab, ebenso wie in der Sitzung des Reichstags vom 10. Dezember 1891, zu erkennen, daß er dies als eine sehr t säuerliche Perspek tive betrachten würde. Weder Wortlaut noch Sinn seiner Aeußerungen würden zu einer anderen Auffassung berechtigt hoben. Die Unterhaltung ist von beiden Seiten in wohl wollendem Tone zu Ende geführt worden. — Herr tßMan- euffel giebt zur Sache folgende Darstellung: „Nach einer Bemerkung über die schlechte Ernte des laufenden Jahres und die unverhältnißmäßig niedrigen Preise gab ich der Be fürchtung Ausdruck, daß ein großer Theil der Landwirthe die Hypothekepzinsen nicht würde bezahlen können. Der Herr Reichskanzler erwiderte darauf etwa Folgendes: Nur wenn die Güterpreise auf ein Niveau zurückgingen, welches dem derzeitigen Werthe des Grund und Bodens und seiner Er- tragssähigkeit entsprächen, könnte d e Landwirthschaft wieder gesunden. Deshalb würden seiner Ueberzeugung nach nur die Landwirthe, denen cs klar wäre, daß sie zu theuer ge kauft, bezw. das Gut in der Erbschaft zu hoch angenommen hätten und sich dazu entschlössen, den Grundwerth ihres Gutes und seine Ertragsfähigkeit niedriger einzuschätzen, als bisher, ' und demzufolge billiger zu wirthschasten und zu leben, in Zukunft sich halten können. Denen aber, die hierzu der Höhe ihrer Verschuldung wegen außer Stande seien, könne — zu seinem Bedauern — eben nicht geholfen werden." Gegenüber der Nachricht, Prinz Pedro von Brasilien Sohn des Grafen d'Eu, sei am Montag mit einem Gefolge von 25 Personen und vielem Gepäck nach Saint Nazair, abgereist, angeblich uni sich nach Brasilien einzuschifsen, meldet das Wiener „Frcmdenbl.", daß sich Prinz Pedro Alcantara in Wiener-Neustadt befinde. Aus dem demnächst erscheinenden Buche von Dr. Hans Blum „Das deutsche Reich zur Zeit Bismarcks" wird jetzt in einigen Blättern das Kapitel über Fürst Bismarcks Rück- tritt mikgetheilt. Es enthält indeß keine einzige neue Einzel- heit, sondern ist eine Zusammenstellung der Angaben, welche im Laufe der Zeit in die Presse gekommen. Italien. In Rom hat sich kürzlich ein ständiges Komitö gebildet, das die „Versöhnung" Italiens mit Fran! reich anstrcbt und an dessen Spitze die Herren Bonghi und Menolti Garibaldi stehen. Die Franzosen werden sich solche „Versöhnungs"-Versuche wohl gefallen lassen; denn da? schmeichelt ihrer Eitelkeit, insbesondere wenn es in einer Form geschieht wie von L-eiten des italienischen Versöhnungs- komites. Wie berichtet wird, gehört jenem Komlts auch eine gewisse Anzahl von Senatoren und Deputirten an; ver- muthlich sind das dieselben Herren, die auch an der von den Herren Dr. Barth, Rickert, Baumbach rc. lebhaft unter- stützten, interparlamentarischen Friedenskonferenz sich be- theiligt hatten. Man wird indessen auf die Früchte der italienischen Versöhnungsaktion ebenso vergeblich zu warter haben, wie man auf die Erfolge der „interparlamentarischen' Lriedensbestrebungen vergeblich wartet. Amerika. Die innere Politik der Bereinigten Staat! n ist zur Zeit und wird noch auf lange hinaus von den Folge, der Aufhebung der Sherman-Bill beherrscht werden. Dura Aushebung der genannten Bill ist da« Währungsproblem jenseits des Oceans nicht gelöst, sondern eher noch dringende, gestaltet worden. Als erschwerend für die schnelle Ueber- windung der Münz- und Währungsschwierigkeiten kommt de. Umstand hinzu, daß auf dem geschäftlichen Leben im ganze- Umfange der Union ein Druck lastet, der jeden Aufschwum. hintanhält, den Unternehmungsgeist lähmt und den Arbeits markt mir dem Angebot nothgedrungen feiernder Händ, überschwemmt. Das Ergebniß der kürzlich vorgenommene, cinzelstaatlichen Legislatur-Wahlen, welches den Republikaner günstig war, spiegelt den Mißmuth breiter Volksschichten m, den gegenwärtigen mißlichen Erwerbsverhältnissen zetreulia wieder. Auf den Gang der Union-Politik bleibt der republ. kanische Wahlsieg in den Einzelstaaten zwar zunächst ohm directen Einfluß, weil dort die in beiden Häusern des Con gresses herrschende demokratische Mehrheit ausschlaggebend is aber ganz und gar wird der Congreßparlamentarismus sic der Berücksichtigung des Stimmungsumschlages, den die einzel staatlichen Legislaturwahlen bekunden, doch nicht wohl entziehe, können. Sind doch unter den für die Republikaner abge gebenen Wahlstimmen eine ganze Masse demokratische, „silvermsn", Leute, die durch ihr republikanisches Tick,, über den Eindruck quittirt haben, den die Aufhebung de Shermanbill auf sie heroorgebracht. Die anfängliche Em schlossenheit der Demokraten, dem durch die Mac Kinlev Bill repräsenlirten Hochschutzzollsystem energisch zu Leibe z - gehen, erscheint angesichts des Erstarkens der Mac Kinin freundlichen republikanischen Strömung schon merklich abg- schwächt. Es dürfte sich daher den an dem amerikanisch. Geschäft interessirten europäischen Industrien empfeblcn, in, zu fest auf einen baldigen und gründlichen Umschwung d>. amerikanislen Zollpolitik zu rechnen.
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