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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189312118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18931211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18931211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-11
- Monat1893-12
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1893
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WWWWV?« - -- --.-^ . --- - -- Riesaer D Tageblatt und Anzeiger Meblatl m- Ayeigrr). Femsprechstell« Rr. 20 Amtsbtatt der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zn Riesa. e 18. II. 287. Wontag, 11. Dezember 18S3, Abends. 4«. Jahr,. Daü Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei ins HauS 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins HauS 1 Mark 65 Pf. Anzeigrn-Annahmr für die Nummer deS Ausgabetages bis Bonnittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Rcdaction verantwortlich: tzerm. Schmidt In Riela. Bekanntmachung. Die Walzen-, Wasser-, Sprengwagen-, Knack- und Kiesfuhren für die städtischen Straßen im Jahre 1894 sollen vergeben werden. Die Bedingungen sind beim Unterzeichneten zu erfragen. Angebote sind bis Freitag, den IS. Dezember dieses Jahres, Mittags, versiegelt mit der Aufschrift „Städtische Fuhren" an den Unterzeichneten abzugeben. ** Riesa, am 8. Dezember 1893. Der Vorfitzende des städtischen Bauausschusses. F. A. Grnudmann, Stadtrath. Gr. kuh ». se« 6. stets .67. W« Ein Bomben-Attentat in der sranzöfischen Deputirten-Kammer. Die traurigsten Subjecte der Welt, die Anarchisten und Dynamithelden werden von Tag zu Tag frecher: am Sonn abend Nachmittag ist in der französischen Kammer ein Bom benanschlag verübt worden, der überall in der gesitteten Welt das tiefste Entsetzen erregen wird. Es war Nachmittags gegen 4 Uhr als die Bombe geschleudert wurde und in der Lust explodirte. Man war gerade mit der GiltAeits-Er- llärung der Wahl des Deputirten Mirman beschäftigt. Nach dem die Ruhe einigermaßen hergeftellt war, erklärte der Kammerpräsident Dupuy, derartige Attentate könnten die Deputirtenkammer nicht in Verwirrung bringen und er er sticke dieselbe, mit Ruhe ihre Arbeiten fortzusetzen. Wenndie Tagesordnung erledigt sei, werde das Bureau seine Pflicht thun. (Beifall.) Unter einer unbesckreiblichen Bewegung wurde die Bcralhung über die Wahl des Deputirlen Mirman wieder ausgenommen und erledigt. Der Ministerpräsident Casimir Psricr dankte dann der Deputirtenkammer, daß sie aus die Stimme des Kammerpräsidenten gehört und ihre Berathungen fortgesetzt habe. Die Deputirtenkammer habe ihre Pflicht gethan; die Regierung werde durch die Anwen dung der Gesetze das ihrige thun. (Lebhafter Beifall.) Die Sitzung wurde sodann aufgehoben. Dem Kammerpräsidenten Dupuy wurden in den Wandelgängen des Palais Bourbon lebhafte Kundgebungen und Sympathien Largebracht. De putate, Journalisten und 'Neugierige brachten Hochrufe auf Dupui aus, welcher mit Hochrufen auf die Republik ant wortete. Die Bombe, welche in der Depmirtenkammer von der Tribüne des zweiten Ranges geworfen wurde, explodirte in der Höhe der Rampe dieser Tribüne. Die Bombensplitter flogen durch den ganzen Saal. Eine Extra-Ausgabe des „TempS" schätzt die Zahl der durch das Attentat verwundeten auf hundert; es wurden besonders viele Frauen betroffen. Viele der Verletzten haben Finger gebrochen, einem derselben wurde die Knie cheibe zertrümmert. Die Bureaus der Dc- putirtenkammer sind in Lazarethe umgewandelt, wo diejenigen Deputirlen, welche Aerzte sind, Hilfe leisten. Auch die Ver wundeten dürfen die Deputirtenkammer nicht verlassen. Der Abbee Lsmyre wurde durch einen Nagel am Hinterhaupt verwundet. Drake del Castillo, Deputirter des Departements Indre et Loire, wurden zwei Finger weggerissen. Die Nach richt vom Bomben-Attentat m der Deputirtenkammer ver breitete sich überaus schnell. In der Stadt rief die Nachricht eine große Erregung hervor. Vor dem Kammerpalais staute sich alsbald die Volksmenge an und besprach sehr erregt das Ereigniß. Die letzten, von gestern, Sonntag Vormittag, vorliegen den Nachrichten besagen: Die im Kammersitzungssaale auf gefundenen Bruchstücke der Bombe erweisen, daß diese aus einer Sardinenbüchse von Zinkblech bestand und mit einem Kaliumpräparat, sowie Nägeln und Eisenstückchen ungefüllt gewesen ist. Abends veranstalteten die Studenten im Quar tier Latin Kundgebungen unter den Rufen: „H. bss Iss Lnursdistss!" — Im Laufe der Nackt wurden in den Wohnungen der Verhafteten und bei mehreren, der Polizei als Anarchisten bekannten Persönlichkeiten Haussuchungen ab gehalten. — Nach Angabe der Quästur ist der Deputirte Leclech am linken Qhr, Abbee Lemyre mehrfach am Kopfe verwundet, jedoch war der Zustand des Letzteren gestern Abend recht zufriedenstellend. Graf de Lanjuinais ist ebenfalls am Kopfe verwundet, die Deputirten Dufaure, Cousin, de la Ferronays, Dumas, Lcffet und Leconpance sind alle leicht verletzt. Ueberall in der Stadt zeigt sich tiefgehende Er regung. Heute Vormittag trat der Ministerrath unter dem Vor sitz Casimir Pcrics zusammen, um über sofort zu ergreifende legislative und administrative Maßregeln zum Schutze der bürgerlichen Gesellschaft gegen die anarchistischen Attentate zu berathen. Es wurde erwogen, das Gesetz über Dynamit vom Jahre 1875 durch Einführung von Bestimmungen zu er ¬ gänzen, welche die Anwendung, den Transport, die Fabri kation und die Aufbewahrung von Sprengstoffen neu regeln. Außerdem soll die Frage erörtert werden, ob man nicht den Gesetzbestimmungen über die Presse einen Artikel hinzufügen solle, welcher die Verteidigung und die Aufforderung zu ver brecherischen Handlungen mit Strafe bedrohe, selbst wenn die betreffende Aufforderung keine Wirkung gehabt hat. Eine endgiltige Entscheidung hierüber wird in dem morgen im Elisee stattfindenden Ministerrathe getroffen werden. Die Persönlichkeit, welche die Bombe ge worfen hat, ist in einem Manne ermittelt worden, welcher ursprünglich angab, Marchal zu heißen. Derselbe befand sich unter den Verwundeten, welche in Folge der Ueberfüllung der Gefängnißkrankenabtheilung zur Unter bringung in dem Hotel Dieu bestimmt waren. Durch die Kreuz- und Querfragen des Polizeipräfccten in die Enge getrieben, entschloß sich derselbe zu einem umfassenden Ge ständnis). Danach ist sei» wahrer Name August Vaillant. Er ist am 29. Dccember 1861 in Mezicres im Departement Ardenne geboren und wohnte früher in Montmartre, wo er i dem socialistisch-rcvolutionären Komitee im 18. Arrondisse ment angchörte. Er harte an mehreren Kundgebungen seiner I Partei theilgenommen und wurde von der Polizei überwacht. Vor einigen Jahren mar er nach Amerika ausgewandert und hatte in Buenos Ayres gelebt. Seit seiner vor einigen Monaten erfolgten Rückkehr wohnte er in Choisy-Le-Roi und war in einer Lederwaarensabuk beschäftigt. Seines Identität ist nunmehr seftgefteUt. Er erklärte, daß er den Kammer-Prä sidenten treffen wollte, damit seine Thal eine größere Wir kung habe. Vaillant ist am rechten Bein und an der Nase verwundet. Er wird im Hotel Dieu so lange unter polizei licher Aufsicht in Behandlung bleiben, bis anderweitige An- orbnungen getroffen sind. Die Polizei hat in seiner Woh nung in Choisy-Le-Roi eine Haussuchung vorgenommcn, deren Ergebniß noch nicht bekannt ist. Es ist bisher noch nicht fcstgesteUl worden, ob Vaillant Mitschuldige Hal. Die 'Nach richt über das Befinden der verwundeten Deputirten lautete auch heule 'Nachmittag zufriedenstellend. Tagcsgcfchichte. Deutsches Reich. Der Ausschuß des Centralver bandes deutscher Jdustrieller faßte am Freitag einstimmig einen Beschluß zu Gunsten der Handelsverträge, der in folgendem Satze gipfelt: Der Centralverband, in Vertretung der übergroßen Mehrzahl der deutschen Industriellen, muß in der Ablehnung Lieser Verträge oder auch nur eines der selben eine außerordentlich schwere Schädigung der deutschen Industrie und ihrer Arbeiter « blicken und richtet an den hohen Reichstag die dringende Bitte, die Handelsverträge mit Rumänien, Serbien und Spanien unbedingt anzunehmen. Zu der württembergischen Krisis schreibt man der „Na- tionalztg": „Mit diesen im Wesentlichen die Herren v. Mittnacht und v. Moser angehenden Differenzen werden jetzt in der Presse Gerüchte über eine ganz andere, schon weiter zurückoatirte Angelegenheit in Zusammenhang gebracht, wobei auch diese als einer der Anlässe zu dem angeblichen „Conflict" dargcstellt wird: die Frage einer engeren Verbindung des württembergischen Armeecorps mit dem preußischen Heere, als sie auf Grund der in Versailles vereinbarten Militär convention vom 21. November 1870 jetzt besteht. Das württembergische Corps, das 14. der deutschen Armee, hat nach dieser Convention im Frieden eine in der Hauptsache selbstständige Stellung und Verwaltung; doch erfolgt die Ernennung des commandircnden Generals durch den König von Württemberg erst nach vorgängiger Zustimmung des Kaisers ; dieser ernennt die Commandanten in Württemberg vorhandener Bundesfestungen; zur Beförderung der Gleich. Mäßigkeit in der Ausbildung und dem T ienst der Truppen werden einigewürttembcrgische Offiziere nach Preußen, einige preußische nach Württemberg commandirt; zur Vermittelung der dienst lichen Beziehungen findet ein dirccter Schriftwechsel zwischen dem preußischen und württembergischen Kriegsministerium statt. Andere Contingente der deutschen Armee stehen be kanntlich in einem engeren Verhältniß zu dem preußischen Heere, während das der beiden bayerischen Corps zu ihm ein noch etwas loserer ist. Nach unseren Informationen, die wir für authentisch halten, ist der Wunsch nach einer engeren Gestaltung des Verhältnisses betreffs Württembergs lediglich aus militärischen Gründen», zwaru. A. im Jnteressedeswürttem- bergischem OsfiziercorpS, entstanden. Wenn Meinungsverschie denheiten in dieser Frage vorhanden sind, so dürften auchsie nur in Württemberg selbst, und zwar weniger unter den dortigen eilenden Militärs, als zwischen diesen und Politikern be- tehen, welche den particularistischen Widerstand der schwäbis chen Demokratie fürchten. Jndeß wird an eine Abänderung der Militärconvention, die als ein Theil des ReichSver- faffungsrcchtcs zu betrachten ist, nicht gedacht; wenn in der demokratischen süddeutschen Presse von einer solchen Abände rung nach dem Muster der Militärccnvention mit Baden gesprochen wird, so dürfte damit nur das particularistische Mißtrauen auf den Busch schlagen. Falls Aenderungen ein treten, so dürfte sie in einer verstärkten Commandirung württembergiscker Offiziere nach Preußen und prcujischer nach Württemberg bestehen, die im allseitigen militärischen Interesse, und nicht am Wenigsten im württemberschen, liegen würde." Vom Reichstag. Im Reichstage sah es gestern unerquicklich leer aus; -nur vereinzelte «sitze waren besetzt, also daß die Gruppen der verschiedenen Parteien gleichsam nur durch Flügelleure markirt erschienen. Die Zentrums anträge auf Abänderung des Klebegesetzes uud Beschleunigung der Novelle zu den Unfallversicherungs-Gesetzen u. s. w. wurden durch Herrn Aichbichler (Zentrum) eingeleitct. Der selbe betonte, daß das Alters- und Jnvaliditätsgesetz allge meine Unzufriedenheit erregt wegen der Kosten, die dem Kleingewerbe und der Landwirthschaft auferlegt werden, wegen des Klebeversahrens und der hohen Verwaltungskosten. Die Vereinfachung sei möglich und erforderlich. Es wäre besser gewesen, die Organisation nach dem Muster der Knappschafts kassen einzurichten, den Grundsatz der Freiwilligkeit aufzu stellen und die Beschränkung auf die Industrie fcstzuhalten. Die Unfallversicherung würde vereinfacht, wenn die Ent schädigung nach durchschnittlichen Lohnsätzen des betreffenden Gewerbes gewährt würde. Abg. Staudy (kons.) begründete den nachträglich auf die Tagesordnung gesetzten Antrag der Konse-vativen auf Vereinfachung der Jnvaliditäts- und Altersversicherung und Abänderung des Markensystems. Die Konservativen könnten dem Zentrumsantrage in allen Punkten beilreten, wollten aber durch einen eigenen Anirag noch einige Punkte hervorheben. Das Markensystem belaste be sonders die kleinen Arbeitgeber auf dem Lande unerträglich. Staatssekretär Dr. v. Bötticher führte aus, das allgemeine Urtheil über das Alters- und Jnvaliditätsversicherungsgesetz sei nicht so ungetheilt ungünstig, (?) wie die Vorredner be haupteten. Die verbündeten Negierungen seien zur Be seitigung hervorgetretener Uebelstände bereit. Mit dem Gesetz machten wir seiner Zeit einen Schritt ins Dunkle ; wir hatten kein Vorbild. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Manches geändert weroen müßte. Allerdings besteht in einigen Kreisen eine Mißstimmung gegen das Gesetz; in anderen ist keine Mißstimmung vorhanden, weil man, wie beispielsweise in Sachsen, Württemberg, Baden und einigen Kreisen Preußens, es verstand, Hilfsmittel zu benutzen, die das Gesetz selbst an die Hand giebt, um auch die Uebelsiände des Markensystems zu beseitigen. Die Vorschläge der Vor redner böten keinen gangbaren Grund. Das politisch allein richtige Prinzip fei, daß die Leistungen aus dem Gesetze mit den eigenen Leistungen des Arbeiters steigen ; sonst werde das Gesetz zu einer Armenpflege herabgedrückt. Das von dem Abgeordneten v. Staudy vorgeschlagene llmlagcverfahren würde unter gegenwärtiger Entlastung in Zukunft zu stark belasten. Wir werden uns aus Korrekturen im einzelnen beschränken müssen, die Grundlage des Gesetzes aber beibe- halten. Die Verwaltungrkosten bleiten weit hinter den an genommenen zurück u w betragen nur 40 Pf. pro Kopf statt ———<
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