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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189312161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18931216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18931216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-16
- Monat1893-12
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1893
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Messers Tageblatt Sonnabend, 16 * Das Niciac. Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und «trehla, den Ausgabestellen, sonne am Schalter der kaiierl. Postanstalten 1 Mark LS Pf., durch die Träger frei inS HauS 1 Mark SO Pf., durch den Briefträger frei inS Haus 1 Mark 65 Pf. Anzeigen-Annahme für hie Nummer deS Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Truck und Verlag non Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraste 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herrn. Schmidt in Nie,». ;ember 18VS, Abends Fernsprechstell« Nr. 20 Bekanntmachung. Aus Anlaß des bevorstehenden WeihnachtSfestes sieht sich der unterzeichnete Stadtrath ver anlaßt, bekannt zu geben, aß der Verkauf von Christbäumen innerhalb des hiesigen Polizeibezirks nur L^aldbesitzern und solchen Personen gestattet ist, welche sich über den recht lichen Crwerb der zum Verkauf gestellten Bäume schriftlich ausweisen können. Personen welche diesen Erfordernissen nicht entsprechen können, haben eine Geldstrafe bis zu 20 Mark eventuell entsprechende Hart, sowie Cvnfiscation der Christbäume zu gewärtigen. Riesa, den 5. Dezember 1893. Der Stadtrath. I. V.: Schwarzenberg, Stadtrath. Holz-Auetion. Reudnitzer Staarsforftrevier, Dörings Schankwirthschaft auf dem Reud ¬ nitz Freitag, den 22. Dezember a. c. von Vorm. 10 Uhr an. 55V kief. Stämme von 13 bis 29 cm. Mittenstärke,» Ä85 - - - 30 - 54 - - j brs 21 m Lange, 188 - Klötzer 16 - 44 - - 3 - 5 - - Frische Kernwaare aus den Schlägen der Abch. 16, 17, 12, 41 und 42. Kgl. Forstrevierverwaltung Reudnitz und Kgl. Forstrentamt Wurzen, am 13. Dezember 1893. Berger. Geistler. H «nd Anzeiger fEltrtlslt md Listiger) Amtsbtatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 46. Jahrg Tagesgeschichte. Wenn der Reichskanzler die Reihen D.rer mustert, die ihm im Reichstag die Annahme der Handelsver- träge erfochten haben, 10 muß ihm, schreibt die „Tägl. Rudschau" sehr richtig, Zahl und Art der Sieger Anlaß zu ernsten Gedanken geben. Es ist in der That em Pyrrhus sieg, wie die Rechte am Mittwoch rief, den die Regierung erfochten hat. Man kann nicht sagen, daß die Landwirtschaft in besonders glücklicher Weise ihre Sache vertheidigt hat, aber hätten auch ihre Anwälte mit Engelszungen gesprochen, die Sozialdemokraten wären doch nicht von ihrem Entschlüsse abzubrmgen gewesen, dem „Junkertum", das sie aus guten Gründen ebenso hassen, wie sie die Börse lieben, eine Nieder lage beizubringen, und die Polen hätten um keinen Preis die günstige Gelegenheit verabsäumt, sich durch ihr Ja einen neuen Anspruch auf die klingend.' Dankbarkeit der Regierung zu verdienen. Sozialdemokraten und Polen, Welfen und Elsässer, die süddeutsche und die freisinnige Demokratie sind es gewesen, denen der Kanzler den Sieg verdankt. Kein be- neidenswenher Triumph! Der Widerstand gegen die Wirth- schaftSpolitik der Regierung ist ohne Zweifel immer noch im Wachsen begriffen. Hat die agrarische Beweguuz durch Miß griffe ihrer Vertreter sich geschädigt, so bietet andererseits auch die Haltung der leitenden Staatsmänner den landwirth- schaftlichen Nöthen gegenüber so viele Blößen, daß jene Be wegung immer neue Nahrung findet. Was aber dann, wenn sie schließlich die Mehrheit in der Volksvertretung findet? Kann ein deutscher Reichskanzler auf die Dauer von der Unterstützung jener Partribildungen leben, die ihm soeben zum „Sieg" verhalfen haben? Die „Nat.-Lib. Korresp." schreibt aus Anlaß der Ab stimmung über die Handelsverträge: „Der gegenwärtige Reichstag kennzeichnet sich durch die ungemein geringen Mehr heiten, mit welchen die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden. So war es bei dem Heergesetz, bei dem Jesuiten antrag und ist jetzt wieder bei dem rumänischen Handels vertrag der Fall. Die Entscheidung über diese großen Fragen war bis unmittelbar vor der endgiltigen Abstimmung höchst zweifelhaft, und jeden Antisemiten, Polen, Elsässer und „Wil den" mußte man auf seine Stellungnahme genau ansehen, um sich ein Urtheil über die Aussichten einer Mehrheit für oder gegen zu bilden. Dabei fällt die zufällige größere oder ge ringere Präsenz auf dieser oder jener Seite ausschlaggebend ins Gewicht und Überraschungen aller Art sind nicht aus geschloffen. Die Unberechenbarkeit der wichtigsten Entschei dungen wurde auch stets durch die Hinterhältigkeit und Ge- heimthuerei des Zentrums verstärkt. Diese Partei pflegt sich bis zu der letzten Stunde in ausweichende, nichtssagende Redensarten einzuhüllen-, das ist eines der taktischen Kunst stücke der Windhorst'schen Schule. Bis zur letzten Stunde ist die Stärke der Opposition gegen den rumänischen Han delsvertrag im Zentrum unberechenbar geblieben. Großes in der Verdunkelung ihrer Stellung zu den Handelsverträgen haben auch die Polen geleistet. Erst wurde auf Grund zu verlässiger Mitteilungen berichtet, die Polen würden dafür stimmen, dann verwahrte sich in der Kommission das polnische Mitglied entschieden gegen diese Angabe, bei der Abstimmung fehlte dasselbe und schließlich stimmten im Plenum die Polen doch für die Verträge. Ein erfreulicher und gesunder Zustand sind diese Entscheidungen durch so geringe ZufaUSmehrheilen nicht und das Gewicht und Ansehen der ReichstagSbeschiüsse kann dadurch nur geschmälert werden." Deutsches Reich. Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt, daß der Kaiser den Reichskanzler Grafen v. Caprivi und den Staatssekretär Frciherrn v. Marschall nach Annahme des rumänischen Handelsvertrages telegraphisch beglückwünscht habe und fügt hinzu, der Kaiser habe gleickzeilig seine Genugthuung über die geschickte Vertheidigung der Handelsverträge vom Bundcsrathstische ausgesprochen. In dem nächsten Etatsjahre sollen in Preußen eine Reihe von Staatsunternehmungen zur Hebung des Schiff fahrtverkehrs zum Abschluß kommen und somit dem Erwerbs leben nutzbar werden. Die Kanalisirung der Fulda, durch welche die Wasserstraße von Bremen landaufwärts bis Kassel fortgeführt und in diesem wichtigen Binnenhandelsplatze dcL ihr bisher fehlenden geeigneten Endumschlagsplatz für den Seeverkehr erhalten soll, sowie die Erweiterung der Kanali sirung des Mains, durch welche diese so ungewöhnlich nutzen bringende Verkehrsanlage den Verhältnissen und Bedürfnissen der Rheinschifffahrl durchweg angepaßt und so der Zweck, Frankfurt in Bezug auf den Schifffahrtsoerkehr thunlichst 1 den Häfen am oberen Rhein gleichzustellen, erreicht wird, sollen beide im nächsten Jahre ferliggestellt werden. Ebenso steht zu hoffen, daß die Herstellung eines namentlich für die Bedürfnisse der mittels Dampfschiffe betriebenen Hochsee fischerei berechneten großen Fischereihafens in Geestemünde in der Hauptsache wird durchgeführt werden können. Vom Reichstag. Gestern war der letzte Arbeitstag des Reichstages vor den Weihnachtsferien, und doch nichts weniger als Fericnstimmung im Hause zu spüren. Die dritte Lesung der Handelsverträge begann mit einer weitgreifeuden Generaldebatte. Zunächst hielt Graf Herbert Bismarck nachträglich seine Rede, zu der er bei der zweiten Lesung sich so wohl vorbereitet hatte, aber nicht gekommen war. An fangs sprach er stockend, mit Hüsteln die Uebergänge von Satz zu Satz ausfüllend. Aber je mehr er in Eifer kam, desto fließender war auch die Sprache, und zuletzt strömten die Worte so hurtig von seinen Lippen, daß nur ganz geübte Stenographen folgen konnten. Auch der Sohn des Altreichs kanzlers sieht in den neuen Verträgen einen Bruch mit der alten Handelspolitik von 1879 und 1881, einen Bruch, der einen verhängnißvollen Kampf zwischen Industrie und Land- wirthschaft herbeigeführt habe, bei dem nichts weiter übrig bleiben werde, als beider Löwen Wedel. Die Führer der Fraktion, bei welcher er hospüirt, nahm er dabei mit einem höflichen Kompliment aus: „Stumm und Kardorff Hand in Hand, Alles sonst aus Rand und Band!" Den Grafen Ca privi schalt er einen nur allzu gelehrigen Schüler der Frei handelstheorie. Wenn der Bund der Landwirthe sich nicht aufgethan hätte, so würde die Unzufriedenheit die Landleute der Sozialdemokratie in die Arme getrieben haben. Zum Schluß empfahl Graf Bismarck den Morgens eingegangenen konservativen Antrag, die Handelsverträge vorerst nur auf ein Jahr zu genehmigen. Als er geendet, standen ihm dicke Schweißperlen auf der Stirn; von der Rechten ward er leb haft applaudirt, die Sozialdemokraten, die fort und fort schon sehr unruhig gewesen, widersprachen. Staatssekretär von Marschall gab eine eingehende Entgegnung, die auf der Linken und namentlich bei den Nationalliberalen viel Beifall fand, wenn er sich auch wiederholt und ausdrücklich als gut konservativer Mann bezeichnete. Dann sprach der freisinnige Volksparteiler Beckh — vor leeren Bänken, nichtsdestowe niger aber mit größter Emphase; er berief sich auf den baye- rischen Prinzen Ludwig, der auch die Landwirthe vor allzu großer Begehrlichkeit gewarnt habe. Als Graf v. K c. n i tz für" seinen, den konservativen, Antrag sprach, füllte sich das Haus wieder, und auch der nationalliberale Abgeordnete Schultz-Henne ward mit ziemlicher Aufmerksamkeit an gehört. Der Reichskanzler hörte dem Hin und Her auf- merksam zu,'indem er einen Bozen Papier mit allerhand Schraffuren bedeckte. Auch Herr v. Kardorff hielt noch eine große Rede ; er polemisirte mit Glück gegen den Reichs kanzler in dem einen Punkt, daß dieser nur soweit verpflich tet sein will, für die Landwirlhschaft etwas zu thun, als es ihm Artikel 4 der Reichsverfassung vorschreibe; sein großer Vorgänger habe seine Kompetenz über die Veierinärpolizei hinaus doch erheblich anders aufgefaßt. Mit weniger Glück aber, als er den Vorwurf abzuweisen versuchte, daß die Währungsfrage als Agitation-mittel von den Agrariern ver- werthet würde. Es folgten noch der Sozialdemokrat Schip pe!, ter gegen Herrn von Bennigsens gestrige Ausführung des Anarchlsmus sprach, der Zentrums-Agrarier Graf zu Inn- und Knyphausen; der Finanzminister Miquel, der anführte, daß auf dem Gebiete des Agrarrechtes der Landwirtschaft genutzt werden könne; weiter noch eine groß donnernde Rede des Herrn Rlchter, der durch Herrn von Levetzows Einspruch verhindert ward, sich so am Grafen Bismarck persönlich zu reiben, wie er gern gewollt hätte, und nun seinen Zorn an den Konservativen insgesammt auS- ließ, die die Regierung so schlecht behandelten, wie das unter parlamentarischem Regime unmöglich sein würde. Nachdem dann noch Herr Klose als schlichter Bauer aus dem Zen trum gegen die Verträge gesprochen, war endlich die Debatte geschlossen. Am Schlüsse gabs wiederum eine lange Reihe persönlicher Bemerkungen, von denen eine erwähnt werden muß. Graf Bismarck hatte Herrn Paasche, dem Bericht erstatter des Ausschusses, vorgeworfen, daß ihm in der Ma- lerie wahrscheinlich Manches spanisch vorgekommen sei. Herr Paasche nannte diesen Angriff eine Donquijoterie, worüber die Rechte des Hauses sich lebhaft entrüstete, und Präsident von Levetzow ertheilte dem Redner einen Ordnungsruf. Endlich — nach siebenstündiger Dauer der Sitzung — wur den die drei Handelsverträge angenommen. Herr von Le vetzow beraumte die nächste Sitzung auf Dienstag den 9. Januar an und wünschte den Abgeordneten kurz und bündig gute Feiertage. Frankreich. Wie verlautet, hätte eine auswärtige Macht der französischen Regierung auf diplomatischem Wege die Idee einer Vereinigung aller Länder zur Einrichtung einer internationalen Verständigung gegen die anarchistischen An schläge nahe gelegt. Es sei jedoch unrichtig, daß die fran zösische Regierung irgendwelche Initiative hierzu ergriffen habe. Einzelne Blätter konstatireu, Oesterreich-Ungarn sei der Staat, der der französischen Regierung eine internationale Aktion über den Anarchismus nahe gelegt habe. Schweiz. Die neuesten Unthaten der Anarchisten haben auch in der Schweiz einen tiefgehenden Eindruck auf das Volksgemüth hervorgebracht, und es gilt als sicher, daß in der sicherheitspolizeilichen Ueberwachung der auf schweizerischem Boden aufhältlichen fremdländischen Anarchisten in Zukunft eine bedeutend verschärfte Strenge Platzgreifen wird. Schon vor acht Jahren mußten in Bern ausnahms weise Vorkehrungen getroffen werden, um das dortige Bundes rathsgebäude gegen anarchistische Sprengbombenanschläge zu sichern. Sie hatten auch den Erfolg, daß ein verdächtiges Subjekt noch gerade, ehe es Unheil anstiften konnte, ergriffen und verhaftet wurde. Der ertappte Anarchist hat sich später im Gefängnisse St. Gallen erhängt. Heute ist die öffentliche- Meinung des schweizerischen Volkes von ihrer früheren senti mentalen Auffassung des sogenannten AsylrechtS schon so weit geheilt, daß sie zwi chen dem Anarchistengesindel und sonstigem „politischen" Verbrechertum sorgfältig unterscheidet und es ganz in der Ordnung findet, daß gegen auswärtige Anar- Plsien, wenn sie sich auf schweizerischem Boden Verstöße zu Schulden kommen lassen, mit der vollen Strenge des Gesetzes eingejchritten wird. Der Bundcsrath handelt daher nur in Ucbereinstimmung mit der überwältigenden Mehrzahl aller
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