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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189311063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18931106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18931106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-06
- Monat1893-11
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1893
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Ns -, - 7 . .,. -j-. und Anzeiger Glbeblalt und Anzeiger). Arntsötatt ocr König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Tclegramm-ildreffr .TageblattRiesa. Fernsprechstill« Nr. 20 ö»r 258. Montag, 6. November 18S3, Abends. 46. Jahrg. üiiesaei Te.gevi.m crschcii.t jtdc» Ta» Abend:- mit Audmchme der Sonn- und Festtage. Bierlcljährlicher Bezugspreis bei Ablwtung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den dlnSgabestellen, sonne am Lchatler der taiserl. Postanstatten 1 Mark 25 Ps., durch die Tröger frei ins HaiiS 1 Mark 50 Ps., durch deu Briefträger frei iuS Haus I Mart 05 Pf. Anzrigcn-Annahmc für die Nununer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer K Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Knstauieustrnße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Hcrm. Schmidt In Riesa. Tagesgeschichte. Im benachbarten Oesterreich ist Fürst Alfred Windischgrätz Ministerpräsident geworden. Politisch ist derselbe im Ganzen wenig bekannt, so das; an seine Berufung auf den schwierigsten politischen Posten im österreichischen Staat und vielleicht in der ganzen Welt im Augenblick kaum irgend welche Kombi nationen geknüpft werden können. Bekannt ist nur so viel, daß der Fürst Alfred Windischgrätz s. Z. für den Ausgleich niit den Teutschcn in Böhmen eingetreten ist und das; er es war, der die bekannte geharnischte Absage an die Jungtschcchen gerichtet hatte. Seine Berufung ist daher wohl gleichbedeutend niit einem Bruch mit der Taasfcschen Politik und für die Deut schen in Oesterreich bricht vielleicht eine neue Aera an. Sein politischen Gesinnung nach soll der Fürst gemäßigt konservativ sein. — Ter Fürst Alfred Windischgrätz ist am 31. Ott. 1851 geboren, befindet sich also in der Bollkraft seiner Jahre, und entstammt einem uralten Tynasteugcschlecht in Steiermark, das mau bis auf deu Markgrafen Ulrich von Kärnten zurückführt. Ter Stammvater des Zweiges der Familie, welcher der Fürst augehört, wurde 1557 vom Kaiser Ferdinand I zur gräflichen Würde erhoben, erwarb 1565 das Oberstcrblandstallmcister- mr.t und die Magnatenwürde in Ungarn, erhielt 1682 die Reichsgrafeilwürde, gelangte 1804 in deu Besitz der reichsuu- nuttelbaren Herrschaften Egloffs und Siegen in Schwaben in Württemberg und wurde hierauf am 24. Akai 1804 vom Kaiser Franz II. unter dem Namen Windischgrätz in den Reichsfürstenstand nach dem Rechte der Erstgeburt erhoben und erhielt auch Sitz und Stimme im schwäbischen Grafen kollegium. Der Kaiser Franz dehnte übrigens 1822 den Fürstenstand auf alle Glieder des Hauses aus. Tas Haus Windischgrätz besitzt namhafte Herrschaften in Böhmen, Nieder österreich und Steiermark. Fürst Alfred ist katholisch nnd Enkel des berühmten Fcldmarschalls, der aus der Zeit der Revolution vou 1848 genügend bekannt ist. — Ueber das Regierungsprogramm des neuen Oesterreichischen Premiers werden die nächsten Tage uns Auskunft geben. Deutsche- Reich. Für Preußen, so berichtet die „Nat.-Lib. Korr.", wird tue Finanzverwaltung den Nachweis führen, daß es eines Zuschusses vom Reiche in Höhe von 25 Millionen nicht entbehren könne, wenn Has Budget ohne Erhöhung der Einkommensteuer im Gleichgewicht erhalten werden solle. Trotz der ungünstigen Lage der Finanzen wird die weitere Förderung des Secundärbahnnetzes eine Unterbrechung nicht erfahren und es wird dem preuß. Landtage wie in früheren Jahren, so auch in der nächsten Session eine Bor» läge zugehen, die erhebliche Mittel für die Erweiterung, Er gänzung und Ausrüstung der Staatsbahnen fordern wird. In den weitesten Kreisen des deutschen Erwerbslebens wird mau die Mittheilung sicherlich mit großer Gcnugthuung be grüßen. Der badische Landtag ist zum 22. d. einberufen. Der Großherzog hat zum Präsidenten der ersten Kammer den Prinzen Wilhelm, seinen Bruder, ernannt. Verschiedene Blätter haben in jüngster Zeit die Nach richt gebracht, der bayrische Justizminister habe in dem neuen, dem Landtage vorgelegten Etat wiederum 2500 Mk. als Jahresbetrag für die Entschädigung unschuldig Lerurtheilter eingestellt; weiter seien in den bayrischen Justizetat als Jahres betrag für Vergütung der Auslagen Freigesprochcner 5000 Mk. statt des bisherigen unzureichenden Betrages von 2900 Mk. eingestellt. Aus diesem Anlaß erinnert die „N. A. Z." daran, daß der preußischen Justizverwaltung gleichfalls schon seit Jahren ausreichend bemessene Mittel für die nämlichen Zwecke durch den Staatshaushaltsetat zur Verfügung gestellt sind. Während früher diese Auslagen aus allgemeinen Fonds bestritten wurden, erscheinen seit dem laufenden Rechnungs jahre infolge einer veränderten Titeleintheilung die erwähnten Verwendungszwecke ausdrücklich im Dispofitiv des Etats. Der insgesammt auf 170000 Mk. veranschlagte Fonds, Kapitel 80, Titel 2s des Staatshaushaltsetats, ist nach seinem Wortlaute auch bestimmt: 1) für die „den Beschuldig ten gemäß 88 499, 505 der Strafprozeßordnung (d. h. im Falle der Freisprechung) aus der Staatskasse zu erstattenden nolhwendigcn Auslagen" und 2) für „sonstige Beschuldigte gewährte Vergütungen für die ihnen ohne ihr Verschulden aus dem Strafverfahren erwachsenen Nachtheile". Tie letztere Zweckbestimmung geht übrigens über di'e Entschädigung un schuldig Verurteilter weit hinaus und gewährt insbesondere die Möglichkeit, auch für unschuldig erlittene Untersuchungs haft Ersatz zu gewähren, — eine Möglichkeit, von der in » den allerdings nickt häufigen Fällen nachgewiesener Unschuld verhafteter Beschuldigten bis in die jüngste Zeit Gebrauch gemacht worden ist. In militärischen Kreisen begegnet die vielfach verbreitete Ansicht, daß die in den großen Spieler- und Wucherprozeß verwickelten Offiziere zum großen Theil vom Kaiser den Ab schied erhalten würden, keinen Glauben. Dian ist wohl der Ansicht, und erwartet dies auch mir Bestimmtheit, daß der Kaiser das Spiel im gesammken Offiziercorps ganz energisch verbieten und gegen die Zuwiderhandelnden die strengsten Strafen verhängen, aber von den im Hannover'schen Prozeß Betheiligicn dir«: Keinen verabschieden werde. Hätte der Kaiser diese Absicht, die Osfiziere nicht mehr in der Armee zu dulden, so würde bereits hiervon den betreffenden Regi- ments'Kommandeuren Mittheilung gemacht worden und die betreffenden Offiziere vorläufig ü tu suits ihre Regimenter gestellt sein; sie würden also bis zum kaiserlichen Spruche k- inen Dienst thun. Ein Beweis dafür, daß die betreffenden Offiziere vielleicht nur mit einem Verweise davonkammen, dürfte die Hubertus-Jagd am Freitag sein, bei welcher der Lieutenant Georg von Schierstaedt vom 2. Garde-Dragoner- Regrment dazu kommandirt war, dem Kaiser und der Kaiserin bei dem Auszuge zur Jagd aus dem Schlosse im Grünewald mit einem Zuge voraufzureiten. Dies Kommando beruht entschieden auf keinen Zufall. Denn wenn ein Offizier sich die Gunst seines obersten Kriegsherrn verscherzt ha:, dann wird er nicht zu einem ihn so auszftchnenden Dienst befohlen, wie dies bei dem Lieutenant G. von Schierstaedt am Freitag der Fall war. In der bayerischen Kammer erklärte am Freitag der Finanzminister von Riedel bezüglich der sogenannten Liebes gabe an die Spiritusbrenner, daß bei der Beseitigung dieser Steuerdifferenz die kleinen und mittleren Brennereien infolge der Concurrenz untergehen würden, nur das Großkapital würde zum Betrieb der Brennereien übrig bleiben und den Spirituspreis so dictircn, daß die auf den Spiritus ange wiesenen Industrien schwer geschädigt würden. Der Nutzen des B.ennercibetriebes für die Landwirthschaft bestehe besonders in der Hebung der Viehzucht und der Ver besserung Les Bodens. England. Neuere Berichte aus Capstadt bestätigen, daß der Sieg über die Matabele eine Schlächterei war, herbeigeführt durch vollständige Unkenntniß der Matabele mit der Wirkung der Schneklfeuergeschütze. Niemals wurden sie handgemein, nur ein einziger Matabele gelangte in eine Nähe von 120 Fuß zu den Geschützen, daher die Wichtigkeit der britischen Verluste: 2 Todre, 12 Verwundete, 8 erschossene Pferde gegen 1500 Tobte und Verwundete ker Matabele; daß nur 5000 Matabele von 15000 auftraten, rührt daher, daß im letzten Augenblick ein großer Truppentheit nach dem Süden gegen das Reichsheer abzog. Lobengula verfügt noch über zwei unversehrte Regimenter, daher empfiehlt es sich nach der Ansicht Stanleys, der von der Verfolgung vobengulas abrieth, sich mit Buluwayo zu begnügen, Cecil Rhodes hat das amtliche Anerbieten Lochs, in Buluwayo mit Belschuana- polizei während der Regenzeit zu garnisoniren, abgelehnt, da die eigene Polizei stark genug sei. Wiederum ein Beleg, daß Rhodes für die Gesellschaft freie Hand beansprucht. Damit ist man aber in London nicht einverstanden. Ist die Ruhe Maschonalands gesichert, so wird die Regierung, wie die Gladstonianische „Daily Views" hofft, keine Zeit verlieren, die künftige Verwaltung Maschonalands zu bestimmen. Das Gebiet müsse entweder aufgegeben ober von oer Krone m Besitz genommen werden. Die Chanered - Gesellschaft möge forrfahren, ihre privaten Rechte zu besitzen, doch die Ver waltung des Landes müsse der Regierung überlassen bleiben. — 'Nach Drahtberichte» der „Daily-Views" aus Fort Victoria vom 2. November werden weitere Kämpfe mit Lobengula erwartet. Dieser verfüge noch über eine große, rreuergevene Streitkraft. Er soll sich in der Nachbarschaft der Flüsse Shangani und Gwailo, etwa 140 Meilen westlich vom Fort Charter aufhallen. Wenn dies der Fall, sei seine Gefangen nahme sicher, da er diese Gegend in dieser Jahreszeit mit Vieh nicht passiren könne. Berittene fliegende Colonnen sind ihm auf den Fersen. Oertliches mW Sächsisches. Riesa, 6. November 1893. — Gestern Abend in der 9. Stunde hat der hier wohnende vcrhcirathete Steinsetzer Hermann Langer ohne irgend welche besondere Veranlassung dem Hammerarbeiter Ncspetha vor dessen in der Elbstraße Hierselbst belegencn Wohnung ein fast dolchartiges Messer derart in die rechte obere Brust gestoßen, daß, wenn der Stich um 1 Zoll tiefer traf, das Leben des erheblich Verletzten gefährdet gewesen wäre. L. suchte in dem Hause N's. einen Bekannten. Da dieser Letztere in dem Nachbarhause wohnt, wurde dem Suchenden von N. der dahingehende Bescheid. Bald nach seiner Entfernung kehrte L. zurück und verlangte nochmals Einlaß in das Haus N's, worauf er von diesem energisch zurechtgcunesen wurde. In voller Wuth ergriff L. das Messer und versetzie seinem Gegner den gefährlichen Stich. Sofort herbcigeeille Hilfe verhinderte weitere Thätlichkeit und nur mit Mühe war der rasendene Mensch zu bewältigen. Die sofort herbeigcrufene Polizei nahm sich des Missethäters an und brachte ihn nach Nummer Sicher, woselbst er sich aber derart geberdete, daß ihm die freie Bewegung ziemlich beschränkt werden mußte. Der wohlverdienten Strafe sieh! er entgegen. — Nachdem der Sommer „zur Rüste" gegangen, ist es auch in unserem Stadtpark recht still und leer gc- worden. Die Lieder der Singvögel, die längst schon ihre nordische Heimalh verlassen und für die Dauer des Winters den wärmeren Süden ausgesucht haben, sind verstummt. Auch ist cs schon eine geraume Zeit her, daß auf dem Fcstplatze die Klänge des letzten Sommerkonzerts verklungen sind. Uebrigens war die diesjährige Sommersatson vor anderen Jahren insofern recht vorteilhaft ausgezeichnet, als die Fest lichkeiten, die Heuer im Parke abgehalten wurden, fast aus nahmslos von gutem Wetter begünstigt waren, während in früheren Jahren so manches angckündigte Konzert der Ungunst der Witterung wegen nicht stattfinden konnte. Es darf daher wohl angenommen werden, daß der Pächter der Parkrestauration in diesem Jahre seine Rechnung gefunden haben wird, was ihm in Anbetracht des Umstandes, daß der Restaurations betrieb daselbst immerhin mit mancherlei Schwierigkeiten ver knüpft ist, nur zu gönnen ist. Jetzt begegnet man im Parke nur noch einzelnen Spaziergängern, die nach Gewohnheit an schönen, regensreien Tagen den ihnen lieb gewordenen Platz immer noch aufzusuchen pflegen. Wie im Frühlinge das sia entfaltende junge Laub der Bäume und Gesträuche, so gewährt auch im Herbst das abfierbende, gelb und roth sich färbende Laub für unser Auge einen hohen Reiz, nur sind die Empfindungen und Gefühle, die dabei unser Herz beschleichen, entgegengesetzter Art: die erwachende Natur, wo es überall grünt und sproßt und zu blühen beginnt, schwellt unsere Brust und erfüllt uns mit neuer Lebenslust und frischem Lebensmuth, die ersterbende Natur im Herbst mahnt uns mit beredter Sprache an die Hinfälligkeit und Vergänglich keit aller irdischen Dinge, auch unseres eigenen Erdenvaseins. Die meisten Bäume stehen schon entlaubt da und ihre blätter- losen Kronen ragen schwarz zu dem nebelgrauen Himmel empor, nur die zäheren Elchen und Rüstern sträuben sich noch, ihre Blätter fallen zu lassen. Doch nur eine einzige Frostnacht, und sie 'werden das Schicksal ihrer Genossen theilen und gleich ihnen ihres herrlichen Sommerschmuckec entkleidet dastehen. Die Hoffnung aber, daß dem Winter schlafe der 'Natur ein Erwachen folgt und dem Tode neuer Leben entquillt, erfüllt unsere Herzen mit Hoffnung unl Ruhe. Die Natur verjüngt sich mit jedem kommenden Lenze, leider aber findet dieses 'Naturgesetz auf uns Menschen nm in einem gewissen Sinne Anwendung. — Das neue Militär-L«zareth an der Maxstraß< ist soweit fertiggestellt, daß es bezogen werden kann; nm wird zur Zeit noch ein verdeckter Gang zwischen dem Lazarett und dem Beamtengetäude gebaut, der erst nachträglich bi schlossen worden ist. Dem Vernehmen nach wird das Lazare», spätestens zum 1. April nächsten Jahres bezogen und daouro das Lazarelh in dem alten Kascrnement frei werden. Die Ein richtung und Bepflanzung des Gartens scheint auf das Früt jahr hiuausgeschobcn worden zu sein, denn gegenwärtig ist do, von diesen Abeiten noch nichts wahrzunehmen. — Nachde, in voriger Woche die Belegung des Fußweges an der Frw Les neuen Kasernements mit Mosaikpftaster beendet wordc.
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