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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189312022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18931202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18931202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-02
- Monat1893-12
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1893
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des Protestantismus und der Vernichtung der selbstständigen bürgerlichen Persönlichkeit und stehe ebenso wie die Social demokratie dem Staate mit völliger internationaler Gleich giltigkeit gegenüber. Abg. Dr. lieber (Cenlrum) betonte, die gesamime katholische Bevölkerung sei der Ueberzeugung, daß das Jesuitengcsey eines der blutigsten Culturkampfgesetze und der unerträglichsten Ausnahmegesetze sei. Die katholische Kirche brauche die Jesuiten und die ihnen verwandten Orden zur völligen Erfüllung ihrer göttlichen Sendung. Wir be kämpfen den Protestantismus; wir achten aber Diejenigen, die in ehrlicher Ueberzeugung für denselben cintreien. Nichts gefährdet den konfessionellen Frieden mehr, als die Verge waltigung der confessionellen Minderheit durch eine Mehrheit. (Stürmischer Beifall im Centrum.) Redner weist den Vor wurf zurück, daß die Curie eine den deutschnationalen In teressen feindliche Politik treibe. Dieser Tage noch habe Rampolla erklärt, daß die Curie geflissentlich die Einmischung in politische Organisationen sowohl des Dreibundes als auch eines diesem entgezenstehenden Bündnisses vermeide. Aber selbst für den Fall solcher Neigung der Curie hätte das mit dem Jesuitenorden nichts zu thun, und wenn die Curie eine russen-franzosensreundliche Politik treiben wolle, für die deutschen Katholiken erstrecke sich die Unfehlbarkeit der Curie nicht auf die Erfüllung ihrer politischen Pflichten gegen das Volk, Reich und Land. (Lebhafter Beifall.) Die Katholiken hielten fest an der seit der Begründung des Reiches einge nommenen Haltung: treu zu Kaiser und Reich in voller Hingebung für das Vaterland. Niemals werde der Reichstag einen größeren Tag erlebt haben, als den, wo das Jesuiten gesetz aufgeboben und die Gerechtigkeit zur Grundlage des Deutschen Reiches gemacht würde. (Lebhafter Beifall im Ccntrum; Lachen links.) Abg. Blos (Soc.) erklärte, seine Partei werde für den Antrag stimmen nicht aus Sympathie für die Jesuiten, die sich stets als Todfeinde der Social demokratie bezeichnet hätten, sondern aus Gerechtigkeitsgefühl. Man schaffe den Religionsunterricht in den Schulen ab, dann wäre man die Jesuiten gleich los. Abg. Hodenberg (Welfe) erklärte sich Namens der Deutsch-Hannoveraner, die Gegner aller Ausnahmegesetze sind für die Abschaffung des Jejuilengesetzes im Interesse der Autorität der staatlichen Gesetzgebung, im Interesse der Geleichberechtigung der katho lischen Kirche. Richter (Kreis. Vp.) trat dem Jrrthum entgegen, als wären die Jesuiten als einzelne Personen gesetzlich verhindert in Deutschland Aufenthalt zu nehmen, soweit sie Inländer sind. Da für den Jesuitenorden be schränkende Bestimmungen auch in mehreren Einzelstaaten bestehen, hätte die Annahme des Antrages Hompesch zunächst nur- eine grundsätzliche, nicht eine praktische Bedeutung. Das Vereinsrecht in Deutschland sei noch sehr übel bestellt. Seine Partei strebe die Reform desselben an, habe jedoch bisher noch keine Anträge formuliren können und wünsche deshalb nicht, daß heute scbon die zweite Lesung des Antrages Hompesch stattfinde. Selbst bei prinzipieller Uebereinstimmiing könnte man aus taktischen Gründen einen anderen Weg einschlagen. Wenn das Haus auf die Annahme des zweiten Paragraphen des Antrages verzichte, wonach zur Ausführung des Vollzuges des JcsuitcngesetzcS die erlassenen Anordnungen ihre Giltigkeit verlieren sollen, also das Ausnahmerechl beseitigt werden soll, würde die Partei sofort zustimmen. Abg. Dr. Sigl (fraktionslos) betonte dec große Bedeutung der Jesuiten, deren hervorragende Leistungen für die Wissen schaft und die 'Nützlichkeit, sie im Kampfe für die Ordnung als Bundesgenossen zu haben. Abg. Rickert (Frest. Vg.) schloß sich den Ausführungen Richters an und will auch die allgemeine Sicherstellung der persönlichen Freiheit als Pri vilegium für die Jesuiten. Abg. Dr. Frhr. v. Heercmann (Centr.) erklärt, das Jesuirengesetz sei ein Eingriff in die Rechte der katholischen Kirche; dasselbe müsse im Interesse der Gerechtigkeit, Kultur, der persönlichen und kirchlichen Freiheit beseitigt iverden. (Beifall im Centrum.) Der An trag Rickert, die zweite Lesung von der Tagesordnung ab zusetzen, wird abgelchnt. Hierauf beginnt die zweite Be- ralhung. 'Nachdem noch die Abgg. Gröber (Centr.), Dr. Barth (Kreis. Vg) und Dr. Friedberg (nail.) fortgesprochen, wird ein weiterer Antrag Rickert, den tz 1 des Antrages Graf Hompesch wie folgt zu fassen: „ß 2 des Gesetzes, be- treffend den Orden der Gesellschaft Jesu vom 4. Juli 1872, wird aufgehoben," abgelehnt. Daraus wird § 1 des Antrages Graf Hompesch in namentlicher Abstimmung mit 173 gegen 136 Stimmen angenommen. Dafür stimmen das Centrum, die Elsässer, die Welfen, die Socialdemokraten, die süddeutsche Volkspartei, 2 Conservative, 1 Antisemit, 12 Mitglieder der freisinnigen Volkspartei und 1 Mitglied der freisinnigen Vereinigung. Dagegen stimmen die 'Nationalliberalen, die Reichspartei, die Conservativen, die beiden freisinnigen Par teien mit den erwähnten Ausnahmen, die Antisemiten, von denen sich jedoch drei der Abstimmung enthalten, tztz 2 und 3 werden mir gleicher Mehrheit angenommen. Ein Er gänzungsantrag Rickert, wonach im 88 66 des Straf-Gesetz- buches die Worte „oder wer wissentlich eine der christlichen Kirchen oder eine andere mit Corporationsrechten ausgestatrete Religionsgesellschast, deren Einrichtungen oder Gebräuche be schimpft" fortfallen sollen, wurde abgelehnt. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die Entscheidung des Kaisers über die Einführung der grauen Mäntel ist am 16. No vember dahin erfolgt, daß die Offiziere und Sanitätsoffiziere der Armee Paletots und Mäntel von grauem Tuch tragen sollen. Die jetzigen Paletots sind bis zum 1. April 1896 gestattet, die Mäntel bis auf Weiteres aufzutragen. Gen« darmerieoffiziere, sowie Zeug- und Feuerwerksoffiziere sind hiervon ausgeschlossen. Die vom Kriegsministerium besiegelten Tuchabschnitte bilden die Probe und können gegen Erstattung der Kosten vom Waarenhause für Armee und Marine be zogen werden. Die Erregung der katholischen Weinbauern über das Weinsteuergesetz geht nach einer Zuschrift der „K. Volksztg." so weit, daß sie sich vom Zentrum lossagen wollen, falls dieses für das Gesetz stimmt. Das genannte Blatt beeilt sich nun zu erklären, daß das Zentrum „unter keinen Um ständen" das Gesetz annehmen werde. „Sollte das eine oder andere Mitglied der Fraktion — was wir nicht glauben — für die Wcinsteuer stimmen, so haben seine Wähler cs in der Hand, ihn bei der nächsten Wahl fallen zu lassen." Die freisinnige Bereinigung hat nunmehr die Entwürfe ! über ihre Organisation und über ihr Programm versandt, ! über welche in der Generalversammlung am nächsten Sonn- abend und Sonntag in Berlin Beschluß gefaßt werden soll. ei; mit lz rc mau Medcue uf »itx. MLÄ i weicher sionen. e >rr!" ^eit I iippen- i ", welcher cr un- it. sk her- Mcuk N. 15. n dcS !ur pir Cr- . 2 M. lich. r. gegen nlmer- sinnen brik. Z«g' nimmt merz, ire — wulst gründ- fratz, böse irene Huer» tzün, > und richt, allen ehla. Riesaer G Tageblatt «ud Anzeiger (Elbeblatl UN- Anzeiger). Lclrgramm-Adreff« .Tageblatt', Riesa. Amtsötatt Femsprechslelle Nr. 20 ver König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa 28«. Sonnabend, 2. Dezember 1803, Abends. 4«. Jahr«. Das Rießrei Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mir Ausnahme der Sann- und Festtage. Vierleljüln'licher Bezugspreis bei Abbvlung in den Expeditionen in Riem und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiierl. Postanstalten I Mark 25 Pf., durch die Träger frei inS Haus 1 Mark 50 Pf., durch den Prieslräger frei inS Haus I Mari 65 Pf. Aiizcigrn-Amiahmc für die 'Rümmer deS Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer 4- Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanien st ra he 59. — Für die Redaktion verantwortlich: He m. Schmid! in Riesa. Der Bedarf an Milch, Fleisch, Back- und Colonial-Waaren für Menage und Consum wird auf das Jahr 1894 neu vergeben. Liefernngsangebvte mit Preisangabe, ver siegelt, werden bis 10. Dezember angenommen. Lieferungs-Bedingungen liegen im Ver waltungs-Geschäftszimmer — Kaserne II, Stube Nr. 51 — aus. Komdo. -er 2. Abth. 3. Fel--Art.-Regts. Nr. 32. Die Herren Gemeindevorstiin-e werden veranlaßt, die Jmpslisten einzureichen. Bezirksarzt kr. Gruner. Holz-Versteigerung. Gohrischer Revier. — Schuster sche Restauration in Wülknitz. Montag, den 11. December 1805, Vorn«. O Uhr. 19 Rm. kieferne Brennscheite, l Durrc Hötzcr im Einzelnen der Abtheilungcn 13 36 39, 42 bis " ^47, 49—55, 0c, 59- 66, 72—74 u. 76—78. (Ruitel, Fichten- 330 - - Brennknüppel, ( berger Rand, Träubel, Feldkulturell, Weißes Gehege, Am Höllen- s wcge, Am Pechmege, Sautränkc, Brand, Am Gohrisch, Kieugehau, 535 - - Achte. s Hirschlecken, Diebswinkel.) Dienstag, den IS. December 1803, Vorm. O Uhr. 75 kies. Klötzer v. 15—21 em Oberstärke, 2,r—4z, m Länge, 103 Rm. kies. Brennscheite, 605 - - Brcnnknüppel, 369 - - Aeste, 117 - - Stöcke, 4 kieferne Langhaufen, 678 Nm. kiefernes Astreisig. Auf den Kahlschlügen der Abtheilungcn 22 (Neu land), 29 und 30 (Strehlaer Feld) und 32 (Am Königsstand) und auf den Wegcaushieben in den Abtheilungen 23, 24, 26, 27, 28, 34, 35 (Neuland, Lichte Eichen, Ain Königsstand). un- Königl. Forstrentamt Königl. Forstreviervexwaltung Gohrisch Moritzburg, am 18. November 1893. Eppendorfs. * Mittelbach. Ltz» ob i «b b» kür das „Nicsaer Tageblatt" erbitten uns spätestens bi» SS ä b k A» Vormittags 0 Uhr des leweiligeu Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Tie Aufhebung des Jesuitengesetzes ist gestern vom Reichstag mit 167 gegen 136 Stimmen angenommen worden. Das Haus war stark besetzt ; das C.'Ntrum war schier vollzählig am Piatze und zeigte darum ein besonders „geistliches" Gesicht; die linke Seite zahlreich und nur die rechte schwach besetzt. . Am BundesrathStische zoh man nur den Reichskanzler und die beiden Staatssekre täre des Innern und Aeußern. Die Tribünen waren voll besetzt und zahlreiche Neugierige, die die Verhandlung wohl weniger der Sache, als der Sensation halber inl-ressirie, belagerten die Pforten des Reichstagshauses. Abg. Graf Hompesch (Centrum) befürwortete und begründete zunächst den Antrag. Seine Partei werde denselben mit aller Ent schiedenheit vertreten, denn er entspreche den Rechten des katholischen Volkes. (Beifall im Centrum.) Die Jesuiten seien aus der Prüfung rein und makellos hervorgegangen; es habe sich nichts gezeigt, was sriedenstörend gewirkt habe. Die Regierung möge ernstlich überlegen, ob es weise ist, ein Gesetz aufrecht zu erhalten, das Millionen Deutsche ver letzt und die Herzen mit Bitterkeit erfüllt. Seine Partei wolle der socialistischcn Thätigkeit eine antisocialistische ent gegensetzen. Von der Wirksamkeit der Jesuiten habe das Vaterland nichts zu befürchten. Abg. Frhr. v. Manteuffel (cons.) erklärte, die Partei sei stets bereit gewesen, die Cultur- kampfgesetzc zu beseitigen, habe aber in dem Jesuitengesctz niemals ein Culturkampfgesep erblickt, da ähnliche Gesetze seit längerer Zeit in anderen Staaten bereits bestanden hätten. Die Aufhebung würde den konfessionellen Frieden nicht fördern. Die Partei werde mit wenigen Ausnahmen gegen den Antrag stimmen. (Unruhe im Centrum.) Abg. Mer- bach (Reichsp.) erklärte, die Grundsetze des Jesuitenordens seien mit den Grundsätzen des modernen Staates schwer vereinbar. Die Jesuiten schädigten das friedliche Zusammen leben der christlichen Consessioncn. Bei allem Entgegenkommen gegen die berechtigten Wünsche der katholischen Mitbürger müßte die Partei der Aushebung der Jesuitengesctze wider sprechen. Die Partei habe zum Bundcsralh das volle Vertrauen, daß er durch keinerlei Nebenrücksichten sich be stimmen lassen werde, der Zulassung des Jesuitenordens, die in den weitesten Kreisen tief beunruhigen würde, zuzustimmen. Die Protestanten wollten mit ihren katholischen Mitbürgern in Frieden leben; sie verlangten aber Achtung vor ihrem Glauben, welche ter Jesuitenorden nicht habe. Seine Zu lassung werde zur Verschärfung der confessionellen Gegensätze führen. Abg. Marquardfen (nat.-lib.) erklärte Namens seiner Partei, die Niederlassung des Jesuitenordens in den Bundesstaaten mit gemischter Bevölkerung könne nicht em pfohlen werden. Die Partei lehne daher im Interesse des confessionellen Friedens den Antrag ab. Abg. v. H o l l e u f f e r (cons.) erklärte, eine Anzahl seiner Parteigenossen würde sich mit Rücksicht auf die Stimmung ihrer Wahlkreise der Ab stimmung enthalten. Abg. Lotze (Antis.) sagte, die Reform partei überlasse ihren Mitgliedern, nach eigenem Ermessen zu stimmen. Abg. Schröder (freis. Bereinigung) bestritt, daß das Jesuitengesctz ein Culturkampfgesetz sei. Daß die Jesuiten für die katholische Kirche unumgänglich nothwcndig seien, könne Niemand behaupten. Habe doch selbst ein Papst die Meinung gehabt, daß der Jesuitenorden schädlich sei. Der Orden sehe seine besondere Aufgabe in der Bekämpfung
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