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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189401293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-29
- Monat1894-01
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1894
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Riesaer G Tageblatt und Anzeiger (LltetlM M Alyet-er). relkgr»m».«d«ff, HH» sL 6 Rnisprechstell« «Ta,«blatt", «l«sa. AKT H.NvH'TGH'L' Rr. w der König!. Amtshauptmannfchast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des SIMraths zu Riesa. ss Montag, ZS. Januar 18S4, Abends. 47. Jahr,. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Ta- Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestelle«, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch die Träger frei in« HauS 1 Mark SO Pf., durch den Briefträger frei in» Hau» 1 Marl 65 Ps. Auzei-ru-Annahme für die Nummer deS Ausgabetages bi» Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. -- Geschäftsstelle: Kastanienstraße bö. — Für die Redactton verantwortlich: Herm. Schmidt in Rieiu. Im Hotel zum „Kronprinz" hier sollen Dienstag, den SS. Januar 18S4, Vormittags Itt Uhr, 33 Paar Kinderstiefel, 22 Ctck. Biousen, 25 Paar Unterhosen, 40 Dieter Flanell, 1 Kleider schrank und 1 Kommode gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Riesa, 27. Januar 1894. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsgerichts. Sekr. Eidam. Auf Anordnung des Königlichen Ministeriums oes Kultus unv chjentlichen Unterrichtes wird auf folgende, häufig unbeachtet gelassene gesetzliche Vorschrift rücksichtlich der religiöse« Erziehung der in gemischter Ehe geborenen Kinder aufmerksam ge macht. Rach tz 6 bis 8 des Gesetzes vom 1. November 1836 sind eheliche Kinder, deren Vater dem evangelischen, deren Muller aber dein katholischen Glaubensbekenntnisse angehören, in gleichen Kinder, deren Vater dem katholischen und deren Mutter dem evangelischen Glaubensbe kenntnisse zugethan sind, in dem Bekenntnisse des Vaters zu erziehen, und es ist eine Abweichung von diesen Bestimmungen nur dann zulässig, wenn die Eltern vor erfülltem sechsten Lebensjahre des betreffenden KindeS an Gerichtsstelle und ohne Bei sein anderer Personen eine Uebereinkunft dahin zu Protokoll abgeschloffen habe», daß ihre Kinder in dem Bekenntnisse der Mutter erzogen werden sollen. Auf die religiöse Erziehung derjenigen Kinder, welche zur Jett einer solchen Vereinbarung bereits das sechste Lebensjahr erfüllt haben, bleibt der Abschluß der letzteren ohne Einfluß. Riesa und Großenhain, den 29. Januar 1894. ** Die Königliche Bezirksschulinfpettion für Riesa. Der Stadtrath. vr. Gelbe, I. V.: Schwarzenberg, Stad ra h. Kgl. BezirkSschulinfpektor. Tagcsgefchichtt. Neber die politische Bedeutung der zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck erfolgten Versöhnung wird den „Leipziger N. N." aus Berlin geschrieben: „Der Berichterstatter hat sich in diesen aufgeregten Tagen damit zu begnügen, die Ereignisse wiederzugeben, wie sie sich darstellen, unbekümmert darum, ob krasse Widersprüche zwischen den verschiedenen Mitthcilungen klaffen, die ungesucht in reichster Fülle aus der politischen Welt zu Jeden: herandringen, der in diese politischen Cirkel eintritt. Die überschwänglichsten Hoffnungen und die düstersten Befürchtungen, sowohl persön licher wie politischer Natur, jagen einander. Im Reichstage war man am Mittwoch geneigt gewesen, eine Rückwirkung der Versöhnung auf die gegenwärtige Konstellation der Ver hältnisse sowohl nach ihren politischen Grundströmungen hin, wie in Bezug auf Personenfragen nicht anzunehmen. Dies Bild erscheint heute einigermaßen geändert, wenigstens inso weit die Auffassungen solcher Persönlichkeiten in Betracht kommen, die in der Lage sind, sich an den leitenden Stellen direkt Auskunft zu holen. Es wird nicht für unmöglich ge halten, daß einige Männer in hervorragenden Stellungen finden werden, sie hätten nicht mehr dasjenige Maß von Ver trauen, dessen sie zur Fortführung ihrer Aemter bedürfen. Wir unterlassen es, diese Personen zu nennen, einfach weil derjenige Mann, der die letzten Entscheidungen zu treffen hat, bis heute noch Keinem gesagt hat, wie er sich entscheiden wird, und dieser Mann ist der Kaiser. Es ist ganz selbstverständ lich, daß der erste und der letzte Antrieb zur Verständigung aus dem Bedürsniß eines nach Versöhnung verlangenden, ed len, menschlich schönen Empfindens entsprungen ist. Aber diese Dinge, die Annäherung an den Fürsten BiSmarck und sein Kommen werden ganz von selbst zu praktischen Folgen führen müssen. Dafür sorgt, daß es Männer der Politik sind, die hier in Aktton treten, und bei denen auch Gesühlsmomente, selbst gegen ihren Willen, sich in reale Thaten umzusctzen pflegen. Die Unsicherheit der Lage beginnt hiernach dort, wo die Unsicherheit darüber einsetzt, wie der Kaiser unter dem Eindruck der jüngsten Wendung sich entschließen wird, Dinge und Menschen anzusehen. Es ist trotz aller entgegen stehenden Vermuthungen sehr gut möglich, vielmehr wahr scheinlich, daß hinterher alles so bleiben wird, wie es war, und die gedämpfter gewordene Stimmung der Konservativen spricht nicht zuletzt für diese Meinung, in der wir uns mit hervorragenden, den Verhältnissen ganz objektiv gegenüber stehenden Männern begegnen. Aber zur Vollständigkeit des Tagesbildes gehört cs, daß Besorgnisse über krisenartige Fol gen der Versöhnung thatsächlich vorhanden sind. Der Name des Grafen Herbert Bismarck wird in den möglichen Kom binationen einer freilich nicht unmittelbar bevorstehenden Zu kunft mit merkwürdiger Accentuirung verschiedentlich genannt. Was das bedeuten müßte, wenn es mehr als der bloße Widerhall einer aufgeregten Stimmung wäre, da» kann sch Jedermann sagen. Es wären weitere Folgen daraus herzu leiten, als daß dieser oder jener Untergebene des Reichskanz lers gehen würde. Es ist dies ohne weiteres klar, daß die Wirkungen sich jedoch nicht in dieser Weise würden beschränken lasten, daß wir vielmehr vor einer ausgedehnten Kanzlerkrise ständen, wenn die angedeuteten Aenderungen beabsichtigt wären. Allein wir haben keine Kanzlerkrise. An dem Einverständniß des Kaisers mit dem Grafen Caprivi ist jetzt vielleicht noch weniger als bisher zu zweifeln. Die hochofficiöse Darlegung, wonach die Entsendung des Grafen Moltke nach Friedrichs- ruh geschehen ist, ohne daß vorher in Regierungskreisen Je mand von dem hochherzigen Entschluß des Monarchen Kennt- niß gehabt hat, besagt nach unseren guten Quellen nicht et wa, daß jene Sendung gegen den Willen des leitenden Staats mannes geschehen ist, sondern nur, daß sie kein Akt der Re- gierungsthättgkeil war, für die der Reichskanzler mitverant wortlich ist, vielmehr ein privater Akt, dem kein Einfluß auf den Gang der Politik eiugeräumt werden soll." — Als ge wissenhafte Chronisten registrirrn wir derartige Tagesmei nungen, ohne uns an ihrer Erörterung zu betheiligcn. Sehr richtig bemerkt die Münchener „Allgemeine Zeitung": „Der Streit über das dem Besuch des Fürster Bismarck am Kai serlichen Hof zukommende Maß politischer Bedeutung, der in einem großen Theil der deutschen wie nichtdeutschen Presse mit mehr Eifer und Vorurtheil, als Verständniß und Takt geführt wird, mag füglich ruhen, und der Freude weichen, die jedes deutsche Herz über das große Ereigniß des heutigen Tages empfindet. Wie viel würdiger und ehrlicher, als diese tendenziöse Allwissenheit, die heute mit minutiöser Genauigkeit zu berichten weiß, was der Kaiser gesagt und nicht gesagt, was er gedacht und nicht gedacht, ja was er thun und denken und nicht thun und nicht denken wird, nm ein paar Tage später all diese Kartenhäuser zusammenstürzen zu sehen, wäre doch das einfache Gestäudniß, daß man nichts wisse, aber mit Spannung dem Gang der Ereignisse folge!" Deutsches Reich. Der Reichskanzler Graf Caprivi hat, wie die „Post" aus bester Quelle erfährt, den Fürsten Bismarck nicht gesprochen. Der badische Gesandte drückte dem Fürsten Bismarck das Bedauern des Großherzogs von Baden aus, daß dieser wegen plötzlicher Erkrankung ihn nicht habe versöhnlich in Berlin begrüßen können. — Dian spricht davon, Graf Herbert Bismarck werde an Stelle des Prinzen Reuß auf den Wiener Borschafterposten berufen werden. Mehr als Vermulhung liegt diesem Gerücht schwerlich zu Gruude. In einem „Berlin-Friedrichsruh" überschriebenen Artikel der „Zukunft" wird mitgetheilt, daß seit der Günscr Depesche der Verkehr zwischen dem Berliner Hof und Friedrichsruh eigentlich nie aufgehört hat: Es sind Briefe und Grüße gewechselt worden und in angemessenen Zwischen räumen hat Professor Schweninger Berichte über das Be finden des Fürsten an den Kaiser erstattet. — Eine ganz besondere Aufmerksamkeit hat der Kaiser dem Fürsten Bis marck dadurch erwiesen, daß er, wie die „Polem. Korr." erfährt, die Anordnung treffen ließ, daß auf dem Schreib tische eines der dem Fürsten zur Verfügung gestellten Ge mächer im königlichen Schlosse sein Bild und dasjenige des Fürsten einander gegenüber Aufstellung fanden. — Was in freisinnigen Blättern über das greisenhafte Aussehen Bis marcks mitgetheilt wird, ist nur insofern richtig, als der Fürst im Gesicht eingefallen und schmal aussieht, seine Haltung aber ist durchaus aufrecht und der Gang far einen Mann von 79 Jahren auffallend sicher. — Die „Krzztg." meldet, daß der Kaiser dem Fürsten von Bismarck zugleich mit dessen Ernennung zum Chcs des Kürassier-Regiments von Seydlitz die Mittheilung machte, daß er ihm das Tuch zum neuen grauen Mantel zum Präsent mache. Weiterhin wird be kannt, daß auf Befehl des Kaisers die beiden ältesten kaiser lichen Prinzen, der Kronprinz und Prinz Eitel-Friedrich, sich in ihrer Eigenschaft al« SekondelieutenantS der Armee bei dem Fürsten Bismarck, als Generalobersten, zu melden hatten. An dem gegen Abend abgehaltenen Mahl nahmen auf be sondere Anordnung des Kaisers die Grafen Herbert und Wilhelm von Bismarck Thcil. Zu Ersterem sagte der Kaiser noch beim Abschied auf dem Bahnhofe, daß er ihn unter allen Umständen bei der Cour zu sehen wünsche. Sctließlich sei noch erwähnt, daß der Kaiser den Entwurf zur Emfangs- feierlickkeit für den Fürsten eigenhändig aufgesetzt hat. Der „Reichsanz." veröffentlicht folgenden königlichen Erlaß an den Kultusminister: „Zur Förderung des Studiums der klassischen Kunst unter den Künstlern Deutschlands will Ich aus Meiner Schatulle einen Preis von 1000 Mark jährlich stiften. Diesen Preis «erde ich an Meinem jedes maligen Geburtstage demjenigen Künstler verleihen, welcher aus einer von Mir ausgeschriebenen Konkurrenz als Sieger hervorgehcn wird. Sowohl die Stellung der Aufgabe al» auch die Verleihung des Preises behalte Ich Mir Selbst vor. Als erste Aufgabe stelle Ich: Die Restauration de in Meinen hiesigen Museen aufgestellten pergamcnischen Frauenkopfes. Ueber Ausschreibung und Einrichtung der Konkurrenz erwarte Ich baldigst Ihre näheren Vorschläge. Berlin, den 27. Januar 1894. Wilhelm R." Während des Spazierritts am Freitag war Se. Maj. der Kaiser Gegenstand ganz außerordentlich stürmischer Huldigungen Unter den Linden. Der Köln. Ztg. wird da rüber berichtet: Ganz unerwartet erschien Se. Majestät plötzlich zu Pferde, ersichtlich um die Zeit, während welcher sich der Fürst zur Ruhe nach der Tafel zurückgezogen hatte, für seinen gewohnten Spazierritt zu benutzen. Das Publi- kuin hatte mit dieser Möglichkeit wohl nicht mehr gerechnet. Immerhin waren die Linden noch sehr belebt. Alsbald er hoben sich überall laute Hurrahrufe und von allen Straßen eilte die Menge herbei. Das donnernde Hurrah pflanzte sich wie ein Lauffeuer fort. Ein Zurückhalten der Menge war nicht möglich, und die begeisterte Stimmung machte sich auch in Zurufen Luft. „Dank, Kaiser, Dank!" scholl es unter dem brausenden Beifall der Menge dem hohen Herrn entgegen. Der Kaiser, der nach allen Seiten hin freundlich dankte, war nur von zwei hohen Offizieren be gleitet. Rur durch eine enge Gasse vermochte er, dessen frohe Stimmung man ihm vom Gesicht ablesen konnte, seinen Spazierritt fortzusetzen ; erst auf dem Reitwege Unter den Linden wurde eine lebhaftere Gangart angeschlagen. Der Brief, in dem der Kaiser den Fürsten Bismarck nach Berlin einlud, war vom Monarchen eigenhändig ge schrieben, vom Sonntag Abend datirt und drei Oktavseiten lang. — Ebenso hat der Kaiser, wie die die Krzz. berichtet, den Entwurf zur Empfangsfeierlichkeit für den Fürsten eigenhändig aufgesetzt. Nach derselben Quelle war die einzige Persönlichkeit, welche der Fürst Bismarck empfangen hat, der dem fürstlichen Hause seil Jahren befreundete Graf v. Lehn dorff, General-Adjutant Kaiser Wilhelm I. — Die Berliner „Post" schreibt: „Bezeichnend für die Gesinnung de- Kaisers, der die zum Empfang de« Fürsten Bismarck getroffenen Anordnungen bis in alle Einzelheiten selbst getroffen hat, gegenüber seinem Gaste ist der kurz vor der Ankunft de» Altreichskanzler erlassene allerhöchste Befehl, alle Staats gebäude zu beflaggen. Während auch viele private Gebäude geflaggt hatten, hat es der Magistrat von Berlin nicht für nölhig gehalten, die Fahne auf dem RathhauSthurm zu hissen, obgleich Fürst Bismarck zu der Stadt Berlin dadurch in einem besonders engen Verhältniß steht, dag er ihr Ehrenbürger ist. Die Nachrichten über den bereits erfolgten Abschluß de» russischen Handelsvertrages sind ungenau. Auch jetzt not bleibt «ine Reihe von Förmlichkeiten zu erfüllen. Daß eine
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