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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189402192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-19
- Monat1894-02
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1894
- Autor
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Riesaer ß Tageblatt «ud Anzeiger (Elbetlatt ««d Anzeiger). Tclegramm-Rbrefse 1! FrMsPrechstelle r-g-b tt R Nr. SO der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Li. Montag, 19. Februar 1894, Abends. 47. Jahrg. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends niit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehlas den Ausgabestellen, sowie am Schaller der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei ins HauS 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins Haus 1 Mark 65 Pf. Anzetgeu-Annahme für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herrn. Schmidt in Riesa. Im Saale des Gasthofs zum „Kronprinz" hier kommen Freitag, de« ZS. Februar 1894» von Vormittags s Uhr an, verschiedene Maaren, als: Kaffeezusatz, Zucker, Streichhölzer, Tabak, Wichse, Gewürze, Holzschuhe und Holzpantoffel, Tabakpfeifen, Portemonnaies, Tinte, Bkesser und Gabeln, Cigarrenetuis, Hosenträger, Bürsten, 30 Vorlegeschlösser, sowie eine Tafelwaage mit Gewichten, 1 Petroleum Apparat, 1 Blitzlampe, 1 Faßlager, 2 Faß Essig, 1 Tafel, 7 Rohrstühle, 1 Blechasch, 2 Wasser- kannen, 26 Biergläser, 64 Flaschen Sodawasser, 1Kleidcrschrank,1 Sack Bohnen, 1 Petroleum pumpe u. A. m. gegen sofortige Bezahlung meistbietend zur Versteigerung. Riesa, 19. Februar 1894. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. * Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Tie Sitzung der Bundesraths- ausschüsse, in der über den Handelsvertrag mit Rußland berathen werden sollte, ist vom Freitag auf heute Montag Vonniuag verschoben worden, weil noch nicht alle Bundes- rathsmitglieder ihre Instruktionen erhalten haben. Unmittelbar an die Au-schußsitzung wird sich sodann die Plenarsitzung an schließen, sodaß der Vertrag noch heute Montag dem Reichstag zugehcn wird. Die erste Lesung iin Reichstage dürste dem gemäß am Montag den 26. Februar stattfinden. Die end- gilligcn Abstimmungen in der zweiten und dritten Lesung dürsten in die Zeit vom 10. bis 15. März fallen. Im deutsch-russischen Handcls-Bertrag finden die Artikel 1 und 2 allseitigenBeifaU, welche die Rechtsverhältnisse der Staats- angehörigen beider Länder zu einander regeln. Es sollen dem Deutschen in Rußland bei dauernder oder zeitweiliger Nieder lassung „dieselben Rechte, Privilegien, Freiheiten, Begünstig ungen und Befreiungen" bewilligt werden, wie „den Ange- Höngen des meistbegünstigten Landes". Für uns ist diese Regelung ja nun von besonderer Wichtigkeit mit Rücksicht auf den Grunderwerb sowie im Handel und Gewerbebetrieb, und so können wir denn den Sckmerz des „Berl. Tagebl." würdigen, welches auf Grund einer Mittheilung von „gut unterrichteter Seile" feslstellen muß, daß der Paragraph 1 die jetzt in Rußland geltenden „Beschränkungen der Juden" nicht aufheben wird, wie man allerseits im ersten Augenblick an genommen habe. Wenn dann aber das Blatt der Ansicht Ausdruck giebt, die deutsche Reichsregicrung hätte Alles ver sucht, um bei der Festsetzung des Handelsvertrages eine Acnderung der jetzigen Rechtsverhältnisse der Juden in Rußland zu erwirken, und nur an der „ureigensten Initiative de- Zaren" seien diese Bemühungen gescheuert und weitere darauf bezügliche Verhandlungen als zwecklos aufgegeben worden, so schießt das Blatt wohl bedeuteutend über das Ziel hinaus, wenn man es nicht mit einem offizösen Versuch, den Juden die bittere Pille zu versüßen, zu thun hat. Jedenfalls aber find Kenner der russischen Verhältnisse wohl keinen Augenblick im Zweifel gewesen, daß Rußland, welches in letzter Zeit jüdischer Ausbeutung nach Möglichkeit emgcgenzutreten bemüht war, nicht einen Handelsvertrag abschließen wird, um neue Angehörige der internationalen Sekte heranzuziehen um ihnen die Früchte in den Schooß zu werfen. Ob sich hiernach nicht > och der Enthusiasmus der jüdischen Geschäftswelt für den Handelsvertrag etwas abkühlen wird, bleibt abzuwarten. Der in Vorbereitung begriffene neue Weinsteuer-Gesetz, entwurf (Flascheusteuer) geht, wie die „Lib. Korresp." schreibt, davon aus, daß eine Werthsteuer von dem zum Konsum bestimmten Wein in Flaschen znm Preise von einer Mark und mehr sür die Flasche erhoben werden soll. Die Er hebung soll durch Stempelbänder erfolgen, welche, weil übcr dem Kork angebracht, bei der Oesinung der Flasche zerstört werden. Wie bestimmt verlautet, hat der Kaiser dem Abg. von Koscielski zugejagt, demnächst bei ihm zu speisen. Die Miitheilungen von einem möglichen Ausgleich mit deut Herzog von Cumberland waren von der „Nat.-Ztg." für haltlose Ausstreuungen erklärt worden; in der Sache sei gar nichts geschehen. Die „Braunschweig. LandeSztg." steckt indessen diese Bemerkung nicht ruhig ein, sondern meint, die „Nat.-Ztg." bestreite entschieden zu viel. Amtlich sei aller dings nichts geschehen und werde auch in der Folge nichts geschehen. Das Blatt fährt dann fort: „Man hat durch private Personen auf Umwegen dem Herzog von Cumberland zu bedenken gegeben, daß, wenn er seinem Hause die Thron folge erhalten wolle, von ihm der erste Schritt ausgehen müsse und daß ihm zum letzten Male die Gelegenheit geboten sein werde, diese Angelegenheit iSl Sinne der Interessen feines Hauses zu.regeln. Wenn nun nach der Versicherung der „Nat.-Ztg." „nichts geschehen" ist, so beweist dies nur, daß der Herzog von Cumberland sich bis jetzt nicht dazu hat ent schließen können, diesen Wink, der ihm in wohlmeinender Absicht erlheilt wurde, zu benutzen. So und nicht anders steht die Sache.' Da der Landtag von Braunschweig in nächster Zeit zusammentritt, so wird die Angelegenheit dort wohl zur Sprache gebracht werden. Unter Vorsitz Sr. Maj. des Kaisers fand gestern Mittag ein Kronrath statt, dem auch der Staatssekretär Freiherr von Marschall beiwohnte. Gestern wurde in Berlin eine Versammlung von Ver tretern der deutschen Industrie und Gewerbethäligkeit unter dem Vorsitze des Generaldirektors Rösicke-Berlin abgehalten, au welcher 2000 Industrielle und Gewerbetreibende aus ganz Deutschland theilnahmen. Nach eingehenden Referaten von Rösicke-Berlin, Henneberg-Berlin, von Pfister-München und Kvllmann-BiSmarckhöhe nahm die Versammlung eine Resolution an, in welcher die Genugthuung darüber ausge sprochen wird, daß cs der deutschen Reichüregierung gelungen ist, ein seit Jahrzehnten vergeblich angestrebtes Zollbündniß mit Rußland zum Abschluß zu bringen. Der Vorstand des Vereins „Deutscher Eisen- und Stahl industrieller" nahm gestern nach dem Referat des General sekretärs Bueck, in welchem derselbe die Vortheile des deutsch- russiscben Handelsvertrages für die Eisenindustrie eingehend darlegte, einstimmig eine Resolution an, in welcher die zuver sichtliche Erwartung ausgesprochen wird, daß der Reichstag dem Handelsvertrag zustimmen werde. Dem Vernehmen nach trifft Se. Maj. der Kaiser am Montag Nachmittag um 5 Uhr 57 Min. in Friedrichsruh ein und reist kurz nach 9 Uhr nach Hamburg weiter, wo die Ankunft abends 10 Uhr 24 Min. erfolgt. Von dort setzt Se. Majestät vom Französischen Bahnhofe aus um 10 Uhr 30 Min. die Reise fort und kommt am Dienstag früh 7 Uhr 20 Min. in Bremen an; 7 Uhr 24 Min. erfolgt die Abfahrt nach Oldenburg, woselbst die Ankunft um 8'/z Uhr stattfindet. Nach zweistündigem Aufenthalte in Oldenburg wird die Reise fortgesetzt. Um 11'/, Uhr mittags trifft Se. Ma jestät in Wilhelmshaven ein. Der Bund derLandwirthe hielt gestern Nachmittag im „Feen palast" Berlin seine Generalversammlung. Anwesend waren etwa 8000 Mitglieder. Der Abgeordnete von Plötz hielt die Begrüßungsansprache, darin betonend, es gelte Protest zu erheben gegen den russischen Handelsvertrag, und schloß mit einem Hoch auf den Kaiser. Sodann wurde ein Antrag Rösike angenommen, daß jedes Bundesmitglied der christlichen Religion angehören müsse. Der Abgeordnete Lutz sprach sich ebenfalls gegen den Handelsvertrag aus. Die Versammlung nahm hierauf eine Resolution an, worin der Reichstag ersucht wird, dem Handelsvertrag mit Rußland seine Ge nehmigung zu versagen. Vom Reichstag. Der Reichstag setzte am Sonn abend die Berathung de» Kolonialetats fort. Abg. Richter (fr. Vp.) erklärte, gerade den Kolonialbeamten gegenüber müsse die parlamentarische Kritik geübt werden. Die Kritik solle das ganze System treffen. Der Gouverneur Wrochem scheine aus Dar-es-Salaam ein kleines Potsdam machen zu wollen. Der Gouverneur Scheele sei mehr auf militärische Erfolge als auf Erfolge in der Verwaltung bedacht. In Afrika blühe der Asscssorismus. Nachdem Sansibar den Engländern überlassen sei, sollte man die Kolonien in Ost- asrika aufgeben und sich auf den Norden beschränken. Abg. Hasse (natl.) erwartet vom Reichskanzler keine koloniale Schwärmerei, wünschte aber, daß sich der Reichskanzler bei den Verhandlungen mit dem Auslande nicht vom Auslande drängen lasse. Redner befürwortete eine bessere wirthschaft- liche Vorbildung der Kolonialbeamten und die Stärkung des kaufmännischen Elementes in der Verwaltung. Wir ver langen keine Ausgaben für die Kolonien, wollen vielmehr dort ein großes deutsches Wirtschaftsgebiet gründen. Reichs kanzler Graf von Caprivi: Ich habe diejenige Wärme für die Kolonien, welche mein Amt mir zur Pflicht macht und die das Gedeihen der Kolonien fordert. Die Regierung will die Kolonien festhalten, was vorläufig nur möglich ist durch militärische Kräfte. Eine gewisse Mischung von Asscssorismus und Militarismus muß vorhanden sein. Der Vorredner stellte dem Major Wißmann ein glänzendes militärisches Zeugniß aus; allein an dem fehlenden Zusatz von Bureaukratismus bei Wißmann werden wir noch einige Jahre zu leiden haben. Die Kommission des Hauses wird später noch mit den Folgen davon zu thun bekommen. (Hört, hört! links.) Bei den damaligen Verhältnissen war eine > geordnete Verwaltung nicht möglich; es wurde, ziemlich lose mit deni Geldc umgegangen. (Hört, hört! links.) Das Kalkulatorpcrsoiial kann die Bearbeitung der Wißmannschcn Recknungen kaum bewältigen. Die Zulassung des kauf männischen Elements in der Verwaltung ist wünschenswerth; aber wenig Kaufleute von Begabung und Mitteln sind ge neigt, nach den Kolonien zu gehen. Sie wissen, die Förderung der Kolonien kann nicht nach einem Schema gemacht werden, da die Kolonien zu verschiedenartig sind. Der Reichskanzler rechtfertigte die Expeditionen des Gouverneurs »scheele und des Majors von Franyois. Letzterer besitzt in Südafrika mehr Erfahrungen als jeder andere. Mißerfolge in den Kolonien kommen bei allen Staaten vor. Wir haben nicht das Recht, unsere Führer deswegen zu beschuldigen. Abg. Dr. Lieber (Zentr.): Wir werden uns durch Mißerfolge keineswegs entmuthigen lassen, ebenso wenig, wie es einem einfällt, wegen des Unglücks auf dem Panzerschiff „Branden burg' die Abschaffung der Marine zu verlangen. Der Reichskanzler möge seine Zusage bezüglich der Unterstützung der Väter vom heiligen Geist recht bald aussühren. Abg. Bebel (Soz.) suchte die Darlegungen des Reichskanzlers zu widerlegen. Das Zentrum bewilligte Alles mit Rücksicht auf die Missionen; aber das Geld brauchen wir nöthiger für kulturelle Zwecke in Deutschland. Ganz Afrika sollten wir an England verkaufen und verschenken. Abgeordneter Dr. Ham mach er (natlib.) legte dar, Ostafrika biete eine günstige Gelegenheit sür die Plantagen-Kultur. Bei den Kolonial-Beamten komme es auf die Person an, gleichgitig, ob der Betreffende aus der Militär- oder Berwaltungs- Karriere stamme. Sentimentale Naturen eignen sich nicht zur Verwaltung der Kolonien. Dem Major Franyois sei cs nicht gelungen, die deutschen Interessen in Südwestafrika kräftig wahrzunehmen. Abg. Dr. Lieber protestirte lebhaft gegen die Art, wie Abg. Bebel von der kulturellen Thäüg- kcit des Christenthums gesprochen habe. Abg. v. Staudy (kons.) erklärte, die Kolonialpolitik sei nolhwendig. Er wünschte kaufmännische Ausbildung der Beamten. Abgeord. Bebel meinte, mit dem Christenthum wolle man nur in Ostafrika Geschäfte machen. Abg. Lieber wies darauf hin, daß Abg. Bebel für die Pariser Kommune eingetreten sei. Mit einem solchen Manne könne man nicht streiten. Ter Etat für Ostafrika wurde hierauf gemäß den Kommissions anträgen bewilligt. Amerika. Eigentlich jede Post aus Rio de Janeiro belastet jetzt da- Konto der brasilianischen Regierung mit Unglücksnachrichtcn, denen keinerlei Ausgleich in Gestalt eines Erfolges über die Insurgenten gegenübcrsteht. Nach den Meldungen der letzten Tage muß man annehmen, daß Rio vielleicht schon bald zwischen zwei Feuer gerathcn wird, wenn nämlich die in Eilmärschen auf Rio heranrückende Süd-Armee der Insurgenten mit der vor Rio ankernden Flotte gemeinsam vorgehen wird. Daß in Rio die Lage immer kriti cher wird, erhellt aus-der Meldung, daß der Belagerungszustand um 60 Tage verlängert ist. Oertliches mW Sächsisches. Riesa, 19. Februar 1894. — Gestern erfolgte hier unter Betheiligung des Landes großmeisters und der übrigen Großbeamten der Großen Landesloge von Sachsen und der Vertreter vieler auswärtiger
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