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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189403031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-03
- Monat1894-03
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1894
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herrsch««. Keiner der Parlamentarier, die für seine Nach folge in Frage kommen, um die Lcgirung der radikalen und liberalen Elemente in der whiggistischen Partei aufrecht zu erhalten, besitzt dazu die nöthige Autorität. Die Iren andrerseits, kaum beschwichtigt durck die von Gladstone be fürworteten, wenn auch vom Oberhause energisch verweigerten Homerulereformen, drohen aufs Neue der kau« verlassenen revolutionären Strömung zur Beute zu werden. Und so ist die Erbschaft, die er hinterläßt, für Den, der sie antreten muß, ein verhängnißvolles Danaergeschenk. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 3. März 1894. — Mit dem 1. März er. war die Frist abgelaufen, bis zu welcher die Entwürfe zum Baue unserer neuen Kirche ein zureichen waren. Tic Anzahl der eingegangene» Entwürfe ist eine über alles Erwarten große, nicht weniger denn 89 dergleichen sind cingegangen. Man hat sich gcnvthigt gesehen, mehrere Schnlziinmcr der Schule am Albcrtplah zum Auslegen der Zeichnungen aus kurze Zeit in Anspruch zu nehmen. Tas Preisrichtercollegium wird am Sonntag den l O.d. M. zusammen treten und über Prcisvcrtheilung bcrmhc». — In letzter Zeit ist es mehrfach bemerkt worden, daß Eltern ihre schulpflichtigen Kinder am Abend mit in die Schanklokcue genommen und daselbst bis zu später Nacht- siuude zurückgehaltcn haben. Ein solcher Gast wurde neulich von einem zufällig anwesenden Polizeibeamten auf das ge- r schlich Unzulässige dieses Verfahrens aufmerksam gemacht und veranlaßt, den noch nach 11 Uhr Abends in dem be treffenden Lokale mitanwesendcn Knaben nach Hause zu bringen. Diesem Verlangen kam jedoch der Betreffende nicht nur nicht nach, sondern er hielt sich zur Dabehaltung des Knaben, der, wie sich herausstellte, nicht einmal der eigene Sohn war, für berechtigt und gab diese vermeintliche Be rechtigung, unterstützt von einem mitanwesenden Gaste, in recht derben Worten zu erkennen. Jedenfalls wird dieser Vorgang ein kleines Nachspiel haben, das ähnlich irrthümlich Denkenden zur War.nung dienen möge. — Auszug gus der auf das Jahr 1893 abgelegten Rechnung der Sparkasse zu Riesa. Einnahme: 150743 Mark 46 Pf. baarer Kaffenbestand am S4luß des Jahres 1892, 1010615 Mk. 95 Pf. Einlagen in 10631 Posten, 164 848 Mk. 10 Pf. am Jahresschluß 1893 kapitalisirte Zinsen für Einlagen, 385 940 Mk. zurückerhaltene Kapitalien, 255 821 Mk. 86 Pf. Zinsen, 110000 Mk. ausgenommene Kapitalien, 317 Mk. 20 Pf. für 1586 ausgeferligte Ein lagebücher, 34 Mk. für ausgefertigte Hypothckenurkunden, 239 Mk. 38 Pf. abgeschriebeie Einlagen, 1404 Mk. 88 Pf. erstattete Kosten pp., 2O79 9L4 Mk. 83 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 1270883 Mk. 10 Pf. zurückge zahlte Einlagen in 7642 Posten, 239 Mk. 38 Pf. abge- schriebrne Ei, lagen, 362075 Mk. ausgeliehene Kapitalien, 190921 Mk. 27 Pf. Zinsen, 85 225 Mk. 21 Pf. zurückge- zahlte Kapitalien, 11101 Mk. 80 Pf. Unkosten, 1222 Mk. Mobilien, 338 Mk. 10 Pf. Gerichtskosten pp., 31078 Mk. 4 Pf. vom verfügbaren Sparkassen»Reingewinn 1892. 1953 083 Mk. 90 Pf. Summa der Ausgabe. Bilanz: Aktiva, 1814 Mk. 12 Pf. Mobilien, 545006 Mk. 20 Pf. Effekten, 12145 Mk. Pfanddarlehne, 119122 Mk. 85 Pf. Obligationsdarlehne, 5 568 873 Mk. 9 Pf. Hypotheken darlehne, 90 201 Mk. 85 Pf. Immobilien, 16 965 Mk. 96 Pf. Zinsenrcste, 126 880 Mk. 93 Pf. Kassenbestand, 231 Mk. 82 Pf. Einlagebücher, 11 Mk. 70 Pf. außenstehende Kosten. 6481253 Mk. 52 Pf. Summa der Aktiven. Passiva, 5 872 178 Mk. 77 Pf. Einlagen, 138 807 Mk. 36 Pf. auf. genommene beziehentlich bei der Sparkasse angelegte Kapi talien, 380 676 Mk. 89 Pf. Reservefond, 31078 Mk. 4 Pf. verfügbarer Rest vom Reingewinn 1892, 58 512 Mk. 46 Pf. Reingewinn 1893. 6 481253 Mk. 52 Pf. Gumma der Pasfioen. — Die Sächs.-Böhm. Dampfschifffahrts-Gesellschaft hat heute die Führten ausgenommen, den Fahrplan hüllt sie aber hier in bekannter rücksichtsvoller Weise gegen das Publikum noch in ein geheimnißvolles Dunkel. Trotz mehrfacher Nachfrage konnte uns an der hiesigen Verkehrsstelle noch kein Fahrplan ausgehändigt werden, da — ein solcher noch nicht vorhanden sei!! Der reichen Sächs.-Böhm. Schifffahrts- Geselljchast sieht das allerdings ganz ähnlich. Die Direktion scheint die Dampfer nur zu ihrem Vergnügen auf der Elbe fahren zu lassen; nächstens muß Jeder es vielleicht noch als eine besondere Gunst betrachten, wenn er gegen sein gutes, theures Geld überhaupt mitfahren darf. — Die Vorsteherin des hiesigen Kindergartens beab sichtigt, wie aus dem Jnseratentheil ersichtlich, vom 1. April ab einen Volkslindcrgarten einzurichten und dadurch auch den minder Bemittelten Gelegenheit zu bieten, ihre noch nicht schulpflichtigen Kinder für einige Zeit de« Tages in gute Obhut zu geben. Bei dem vorjährigen Spielfest sowie der WeihnachtSbescheerung konnten wir die Freude der Eltern an den Spielen und Arbeiten ihrer Lieblinge wahrnehmen und die Lust, mit welcher die Kleinen bei der Sache sind. Wir können die Benutzung des Kindergartens nur empfehlen. — Im Laufe des Monats Februar wurden Hierselbst geschlachtet 492 Thiere und zwar: 67 Rinder (10 Ochsen, 9 Bullen, 47 Kühe und 1 Kalbe), 189 Schweine, 149 Käl- ber, 80 Schafe und 7 Pferde. Von auswärts wurden ein geführt: 96 halbe Bakonier, 2 Rinderviertel und 105 Kg. Roßfleisch und -Wurstwaaren. Von den hier geschlachteten Thieren mußten dem Verkehr gänzlich entzogen werden: 1 Rind (wegen generalisirter Tuberkulose.) Al- minderwerthig erklärt und deshalb der Freibank überwiesen, wurden: 1 Rind (wegen hochgradiger Tuberkulose.) An einzelnen Or- ganrn wurden vernichtet bei Rindern: 10 Lungen (9 wegen Tuberkulose, 1 wegen AbScessen) und 3V, Lebern (1 wegen Tuberkulose, 2»/, wegen Leberegeln); bei Schweinen: 10 Lungen (wegen Tuberkulose), 1 Mittel (wegen Tuberkulose) und 4 Lebern (2 wegen Tuberkulose, 1 wegen Echinococcen und 1 wegen Entzündung) ; bei Pferden: 1 Lunge (wegen chronischer Entzündung); bet Schafen: 4 Lungen (2 wegen Entzündung, 1 wegen Echinococcen, 1 wegen AbScessen.) — Mit morgen, Sonntag, Nacht» 12 Uhr beginnt die geschloffene Zeit in Bezug auf Vergnügungen und es ist von diesem Tage ab bis zu und mit dem auf den 25. März fallenden ersten Osterfeiertag sowohl die Abhaltung öffent licher Tanzmusiken, als auch die Veranstaltung von Privat bällen, auch wenn dieselben in Privathäusern abgehalten werden, und Bällen geschlossener Gesellschaften verboten. Dagegen ist die Abhaltung von Konzertmusiken, Schmausen und anderer mit Musikbegleitung verbundener Vergnügungen, insbesondere auch Theatervorstellungen auch weiterhin, jedoch mit Ausnahme der Zeit vom Gründonnerstag, einschließlich desselben, bis mit Sonnabend vor Ostern gestattet, es dürfen jedoch zu den theatralischen Vorstellungen, welche in der Zeit vom Palmsonntage bis zum Mittwoch in der Eharwoche ausgeführl werden, nur angemessene riffle Stücke gen äölt werben und hat die Aufführung von Possen und ungeeigneten Lustspielen zu unterbleiben. — Freitag, den 9. März, Nachmittag 4 Uhr wird die Oekonomische Gesellschaft im Königreiche Sachsen ihre fünfte ordentliche Vortragsversammlung, die letzte im Winterhalb jahre 1893/94, in der Deutschen Säänke zu den „Drei Raben", Dresden-A., Marienstraße 20 abhalten. Herr Dr. A. Platzmann-Saida wird sprechen über: „Die Handels« und Verkehrspolitik des Reiches in Rücksicht auf die Land- wirthschaft". Der Vortragende beabsichtigt ein Bild der Entwickelung und Gestaltung der Handels- und Verkehrs politik des nordeutschen Bundes und des deutschen Reiches in den letzten 30 Jahres zu geben, namentlich über die einzelnen Maßnahmen auf dem Gebiete der Eisenbahn-, Tarif-, Münz- und Zollpolitik in ihrer Wirkung auf die Preise landw. Erzeugnisse darzulegen. Daß er dabei auch die neueste Entwickelungsperiode, den Uebergang von einer mehr oder minder autonomen Schutzzollpolitik zu den Ab schlüssen von Handelsverträgen auf der Grundlage für eine längere Reihe von Jahren festgebundener Tarifsätze mit in den Rahmen seiner Betrachtungen hereinziehen wird, dürfte den Vortrag zu einem besonders zeitgemäßen und interessanten gestalten. Eintrittskarten für Nichtmitglieder sind in der Kanzlei der Ökonomischen Gesellschaft i. K. S. — Wiener straße 13 ll — während der Vormittagsstunden von 9 bis 12 Uhr kostenlos zu entnehmen. Durch Mitglieder ringe- führte Gäste sind jederzeit willkommen. — Das Leipziger sozialdemokratische Blatt: „Der Wähler" fügt der Mittheilung über eine gemeine Thier quälerei die uns aus der Seele geschriebenen Worte bei: „Schade nur, daß dem rohen Bengel nicht eine Anzahl kräftiger Ohrfeigen applizirt wurde!" Wenn man sonst da rauf hinwies, daß für manche Rohheitsverbrechen Prügel die beste und entsprechendste Strafe seien, gerieth die ganze so cialdemokratische Corona aus dem Häuschen und wetterte vom Standpunkt ihrer Humanität drauf los. Nun hat sich erfreulicherweise das führende Leipziger Blatt zu unserer Anschauung bekehrt. Die „Mauserung" nimmt die erfreu lichsten Fortschritte. — Wetterregeln für den Monat März. Märzenschnee thut Bäumen, Blüth' und Früchten weh. — Märzenstaub, 's Pfund 'nen Thaler werth. — Trockner März, April naß, Mai lustig und von beiden was, bringt Korn in den Sack und Wein in das Faß. — Kunigund (3) macht warm von um'. — Gertrud (17.) thaut die Erde von unten auf. — Josephstag (19.) klar, ist ein fruchtbar Jahr. — Mariechen (25.) pustetS Licht aus und der Michel (29. Sepr.) stecktS wieder an. — Ist an Ruprecht (27.) der Himmel rein, wird er's auch im Juli sein. — RupertuS man raupen muß. — Aus Palmarum kommt die Schwalbe, um Grucius (14. Sept.) fliegt sie weg. — Wie mitgetheilt wird, ist in 13 Städten des Leip ziger Oberpostdirektionsbezirks die Zahl der angebrachten Hausbriefkasten infolge der vor einiger Zeit erfolgten Ein wirkung der Postbehörde zusammen um 2174 Stück ge stiegen. Davon kommen z. B. auf Leipzig 1124, Chemnitz 485, Crimmitschau 130, Altenburg 146 Stück. Es ist dies gewiß der beste Beweis dafür, daß das Publikum mehr und mehr zu der Erkenntniß gelangt, welchen Nutzen die Ein richtung von Hausbriefkasten mit sich bringt. Vom Landtage. Beide Ständekammcrn traten gestern wieder zu Sitzungen zusammen. Die Erste Kammer beschäftigte sich zunächst mit dem Antrag der vierten Depu tation betr. die Petition des Vorstandes des Militäranwärter vereins zu Leipzig, um die Verbesserung der Lage der mit Zivilversorgungsschein ausgestatteten, aber noch nicht ange stellten Militäranwärter. Die Deputation beantragte und die Kammer beschloß, die Petition der königl. Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu überreichen, nachdem dazu Major von Wiedebach und Graf v. Rex-Zedtlitz gesprochen hatte n; die Petition des Militäranwärters Schneider in Freiberg, um Berücksichtigung der Militäranwärter bei Anstellung von Aufsichtsbeamten in den staatlichen Bergwerken wird als durch den vorhergegangenen Beschluß erledigt erklärt. Nächste Sitzung Montag. — Die Zweite Kammer wählte zunächst drei Mitglieder und zwei Stellvertreter für den Staatsge richtshof und zwar als Mitglieder die Herren Staatspräsi denten a. D. Otto, Oberlandesgerichtspräsidenten a. D. Klemm, Hosratb Rechtsanwalt Damm, sämmtlich in Dresden, als Stellvertreter Rechtsanwalt Temper in Jocketa und Rechtsanwalt Justizrath Hänel in Dresden. Sodann trat die Kammer in die Schlußberarhung des Kap. 70 des Etats Landesanstalten und zugleich einer Petition des Landesvereins für innere Mission, eine Unterstützung der Epileptischenanstalt in Kleinwachau betreffend, ein. Kap. 70 H, Heil-und Pflege anstalten, wurden ohne Debatte bewilligt. Zu Kap. 70 8, Erziehungsanstalten, sprach Abg. Horn gegen die Beschäftigung epileptischer Kranker in der Glasfabrik Löbtau. Ihm ent gegnete oer Geh. Regierunssrath Dr. Frhr. v. Bernewitz ' dahin, daß es sich nicht um Kranke, sondern um entlassene Kranke handle, für die eine einfache, nicht gesundheitsschädliche Arbeit auch nach ärztlichen Gutachten wohlthuend sei. An der Debatte betheiligte sich noch Abg. v. Oehlschlägel. Kap. 70 8 wurde bewilligt, ebenso die Kap. O—6 ohne Debatte. Zu der Petition des LandesvereinS sür innere Mission be- antragte Abg. Philipp, diese Petition nicht kurzweg, sondern nurzur A'it auf sich beruhen zu lassen. Herr StaalSminister v. Metzsch begrüßte diesen Antrag mit Freuden und sprach sich befürwortend für das Streben des Vereins aus. Die Kammer ließ die Petition zur Zeit auf sich beruhen, nachdem noch Abg. v. Oehlschlägel den Antrag Philipp befürwortet hatte. Endlich ließ die Kammer die Beschwerde der Eisen bahnassistenten Ferdinand Edler v. d. Planitz, Schadenersatz- anspruch an den Staatsfiskus betreffend, die Petition des Schaffners Protze, Pensionserhöhung betreffend, und die des Werner um Unterstützung zur Vertiefung der durch die Hafenanlagen in Gröba versicchende Brunnen betreffend, aus sich beruhen. — 'Nächste Sitzung: Montag. * Meißen. In unserer Stadt sind die „Paulincr" gestern eingetroffen und verweilen hier bis mit Sonntag. Der Einzug der theilweise in vollem studentischen Wichs er schienenen Musensöhne gestaltete sich äußerst jubelvoll. * Dresden. Das Baugerüste der 4. Elbbrücke ist beinahe ganz entfernt und machen die weitgespannten eisernen Bogen einen vortheilhasten Eindruck. An den beiderseitigen Anschlüssen wird wieder lebhaft gearbeitet, so daß die Fertig stellung in Jahresfrist mit Sicherheit erwartet werden kann. In die Frage, ob die Stadt die Marienbrücke kaufen und der Staat vielleicht eine neue, die 5. Brücke in Dresden, bauen wird, haben auch die Landlagsverhandlungen keine rechte Klarheit gebracht. — Gestern Abend fand der beim Wechsel des Rectorals der Technischen Hochschule übliche Fackelzug statt, welcher, da die finster drohenden Wolken ihr Naß bis zum Jahrmarkt aufzusparen scheinen, mit dem be kannten Pomp in Scene gesetzt wurde. Für die Schuljugend sind derartige Aufzüge ein Hauptvergnügen, zumal dann und wann, ganz wie bei Schützenfesten, auch bengalische Flammen die Umgegend erhellen. Da die Herren Professoren ihr Domicil mit Vorliebe im Schweizcrviertel aufschlagen, so ist dies fast alljährlich das Ziel des Fcstzugcs, der sich natür lich ganz zuletzt in einem größeren Restaurant feslsetzt. Schandau, 2. März. Gestern Abend '/i 10 Uhr ent stand in dem an der Landstraße nach Sebnitz gelegenen Al- tendorf ein Feuer. Dort wurde das Fischersche Besitzlhum ein Raub der Flammen. Bei diesem Brande, der die In sassen überraschte und welcher in ganz kurzer Zeit eine ganze Häusergruppe einäicherte, verbrannte auch ein Theil des Viehes. — Der Wasscrstand des Elbstromes hat seit gestern Abend ganz bedeutend zugenommen. Die Elbe ist oberhalb Schandau über die Dämme getreten. Löbau. Der Feld- und Forstaufseher Vogt auf dem Rtttergute Ober-Ottenheim bei Löbau hat sich aus Gram darüber, daß ihm vor einigen Tagen von einem unbekannten Diebe sei e Ersparnisse im Betrage von 1450 Mark ge- ftoblen worden sind, erschossen. Vogt war 72 Jahre all und har 30 Jahre in Treue auf dem Rittergme in Diensten gestanden. Wenige Stunden vor dem Selbstmord hatte sich der Dieb, von Reue getrieben, dem dortigen Gerichte selber gestellt und seinen Diebstahl eingeslanden. Roßwein, 1. März. Vermißt wurde sei vorigen Dienstag ber Bäctermeister Gäbler im benachbarten Gleisbera, nachdem er von der Roßweiner Börse nicht zu seinen An- gehörigen zurückgekehrt war. Heute Nachmittag wurde nun der Leichnam Gäblers am Mühlgraben der Roßweiner Mühle angeschwemmt gefunden. Die Bermulhung liegt nahe, daß Gäbler auf dem 'Nachhausewege nach Gleisberg bei der herr schenden Dunkelheit vom Wege abgekommen und in die Mulde gefallen ist. Aus dem Erzgebirge, 2. März. In der vor gestrigen Nacht hat in mehreren Gebieten des oberen Erz gebirges, so namentlich in der Umgegend von Frauenstein- Hermsdorf-Mulda u. s. w., von 1'/, bis gegen Anbruch des gestrigen Tages ein so heftiger Schueesturm gelobt, wie diesen Winter hindurch kaum einmal. Gestern früh lag dort oben überall eine neue Schneedecke, nachdem die vorherige infolge des von Montag bis Mittwoch Abend herrschenden Thau- Wetters ziemlich vollständig abgeschmolzen war. Da die abermalige Flockenspenoe jedoch sehr naß auf den aufgeweichten Erdboden mederfiel, so ist sie schon jetzt zum größten Theile wieder abgethaut und speist in willkommener Weise alle Ge birgsbäche. Oberwiesenthal. Hier hat sich ein „Krippenver ein" konstituirt. Derselbe hat den Zweck, die obererzgebir- gischen Weihnachtsgebräuche aufrecht zu erhalten und zu be leben, um dadurch das Gemüthsleben des Volkes in christli chem Sinne zu heben und zu fördern. Der Verein sucht seinen Zweck hauptsächlich zu erreichen durch Hilfeleistung beim Bau von Weihnachtskrippen, durch Vorträge über Weihnachtsgeschichte und rr-eihnachtSbräuche, sowie durch Samm lung, Bearbeitung und Drucklegung volksthümlicher Wnh- nachtSdichtungen und Lieder. Annabe rg. Es sind nun vier Jahrhunderte, daß durch die Entdeckung des SilberreichthumS un Schreckenberge, angeblich durch einen Bergknappen 'Namens Daniel, die Stadt Annaberg entstand und sich so schnell vergrößerte, daß die Bürgerschaft schon im Jahre 1499 eine große, schöne Kirche erbauen und künstlerisch reich ausschmücken lassen konnte. Die Silberausbeute war so ungeheuer, daß Kupinhaber binnen kurzer Zeit zu großen Reichthümern gelangten. Unter diesen Glücklichen werden in einem gleichzeitigen Verzeichniß Tho ma« Hirn, Erasmus Pflock, Georg Sturtz, Bürgermeister Michael Lotter, Caspar Kürschner und Hans Kettwig ge nannt. Von der Grube „Himmlisch Heer" allein wurden oft jedes Vierteljahr über 1000 Gülden Kuxantheil bezahlt. Die Stadt dürfte wohl das Jubiläum ihres vierhundert jährigen Bestehens nicht ohne Feier vorübergehen lassen.
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