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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189404094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940409
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-09
- Monat1894-04
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1894
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GpiMte«. Schon wiederholt mußten wir es beklagen, daß die liberale spanische Regierung zur Beseitigung des grenzenlosen Nothstande- in Andalusien so gut wie nichts thut. «ein Wunder, daß die Berichte aus der schönen, aber unglücklichen Provinz immer trostloser lauten. In den letzten Wochen kam es an verschiedenen Orten zu BerzweifiungS- anSbrüchen der hungernden Massen, so in San Lucar, wo Haufen Beschäftigung«, und vrodloser die Straßen mit dem Rufe: „Wir wollen nicht Hungers sterben!" durchzogen, die Bäckereien stürmten und plünderten und allerhand sonstige Gewaltthätigkeiten verübten, bis die Stadtvertretung sich entschloß, durch einige Tage jedem Arbeitslosen 15 Centimes und 500 Gramm Brod zu verabreichen. ES war thatsächlich die höchste Zeit, etwas für die Unglücklichen zu thun, unter denen der Hungertod bereits seine Opfer gesordet hatte; ein junges Mädchen war den Entbehrungen erlegen, sein Bruder am Hungertyphus erkrankt, sein Vater vor Hunger ohnmächtig auf der Straße zusammengebrochen. Und diese Fälle waren leider nicht vereinzelt. In Trebujana kam die Ortsbehörde dem Ausbruch von Unruhen dadurch zuvor, daß sie die wohlhabenderen Gcmeindegenossen bestimmte, die Ar beitslosen aus ihren Mitteln zu erhalten, bis die Regierung Hilfe schaffen würde. Gleich Schlimmes wird aus anderen Orten gemeldet. Die Nothstandsbauten, die nun endlich die Madrider Regierung angeordnet hat, werden das Elend in Andalusien nur theilweise und vorübergehend lindern. Montenegro. Freitag kam es abermals zu einem Zusammenstoß zwischen Albanesen und Montenegrinern an der Grenze. ES wurde Niemand getödtet. Unter den Be wohnern der Grenze herrscht große Erregung. Die tür kischen Behörden und Truppen verhalten sich gleichgiltig, wodurch die Lage erschwert wird. — Die montenegrinische Regierung richtete eine Note an die Pforte, in welcher die türkischen Grenzbehörden einer unstatthaften Nachsicht den Albanesen gegenüber beschuldigt werden und in welcher-deren Absetzung gefordert wird. OertlicheS «nd Sächsisches. Riesa, 9. April 1894. — Vorigen Sonnabend, den 7. ds. Nits., versammelten sich in Dresden im Landhause im Srtzungssaale der ersten Kammer die Herren Stände des Meißener Kreises zu dem ordentlichen jährlichen Kreistage unter Vorsitz des zum Vor- sitzendcnden Stande erwählten Herrn Kammerherrn Frei herrn von Burgk auf Roßthal. Nachdem der Letztere die Sitzung eröffnet und die zahlreich erschienenen Herren Stände begrüßt hatte, gedachte er zunächst der im Laufe des Jahre mil Tode abgegangenen Mitglieder und hieß die an deren Stelle neu cingetreteneu willkommen. Hierauf trug Herr Kammerherr Sahrer von Sahr-Dahlen die Jahresrechnung für 1893 vor, welche von einem hierzu gewählten Ausschuß geprüft und für richtig befunden war. Nächstdem wurde über die im Laufe des Jahres 1894 verfügbar werdenden Gelder und deren Verwendung Bestimmung getroffen und es wurden auch hier wieder eine große Anzahl Lohl'hätig- keilsanstalten des Kreises mit reichen Zuwendungen bedacht. Für uns speziell von Interesse ist die schon seit Jahren eriolgte und auch diesjähri, wieder gin.chmigte Zuwendung eines Zuschusses von 1500 Mark für das Knabenrettungs- Haus zu Riesa. Zum Schluß der Sitzung stand der Haupt punkt der Beralhungen auf der Tagesordnung, die Beschluß fassung über eine Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen .Johann Georg anläßlich dessen Vermählung zu überreichende Hoch zeitsgabe. Es war hierzu ein Ausschuß gewählt worden, welcher mit den übrigen Kreisen des Landes zu gemeinsamem Vorgehen sich geeinigt hatte. In Uebereiustimmung mit den übrigen Kreisen des Landes hat dieser Ausschuß als Hoch- zeitögeschenk ein ähnliches Geschenk gewählt, wie seiner Zeit dem Prinzen Friedrich August, königliche Hoheit, bei dessen Vermählung gestiftet worden war; nur nicht so reichhaltig. Das Geschenk wird bestehen aus zwölf großen fünfarmigen massiv silbernen Tischkandelabcrn von herrlich getriebener Arbeit und aus drei riesigen silbernen Servierbretten von blankem massiven Silber, in deren Mitte je die Wappen der fünf Kreise des Landes eingravirt sind. Der Preis des reichen Geschenks ist ein hoher, den Gebern und dem Empfänger würdiger. Die Versammlung genehmigte einstimmig die Maßnahmen ihres Ausschusses und beauftragte zugleich den- selben mit Ueberreichung des Geschenks gemeinschaftlich mit den Ausschüssen der übrigen Kreise. Der Ausschuß besteht aus sämmtlichen Herren Kreisvorsitzenden, je aus dem Bürger meister der größten Stadt des Kreises und dem stellver tretenden Krcisoorsitzcndcn. Das erwähnte schöne Geschenk ist bei dem Junelicr Scharfenberg in Dresden in hervor ragender Weise angesertigt worden. — In der am Sonnabend Abend im Hotel Kaiserhof lsterselbst stattgefundencn Generalversamlung der Riesaer Tüngcr-Abfuhr-Aclicn-Gesebschaft wurde nach Vortrag des Geschäftsberichtes, der in erfreulicherweise die Prosperität und Weitcrentwickelung des jungen Unternehmens constatiren konnte, und der Bilanee dem Vw stände zu dem Rechnung«, werke Dccharge ertheilt und weiter, conform den Vorschlägen des AussichtSralhes die Verthcilüng einer Dividende von 8 o/, beschossen. Der durch Loosentscheid aus dem Auf- sichlsrath ausgeschiedene Herr Fabrikbesitzer Otto Barth wurde einstimmig wieder gewählt. Ferner wurden noch Mittheilungen und Erklärungen über die im Bau begriffene Grube gegeben und schließlich der Verkauf und die Uebcr- tragung mehrerer Aktien genehmigt. — Nachdem man in voriger Woche mit den Säuberungs arbeiten im Stadtpark fertig geworden war, ist nunmehr gestern auch das Restaurant daselbst wieder voll eröffnet worden. Das herrliche Wetter hatte ein zahlreiches Publikum nach dem Park gelockt und die für diese Jahreszeit unge wöhnliche hohe Luftwärme von über 20 Grad l<. bei herrschen der Windstille gestattete da« Sitzen im Freien für eine längere Zeit, ohne daß man befürchten mußte, sich der Gefahr einer Erkältung auSzusetzen. Gewiß mancher Parkbesucher freute sich schon auf die Zeit, wo es ihm vergönnt sein wird, mitten m der herrlichen Gottesnatur unter dem Schatten hoher Bäume und bei dem vielstimmigen Gesange der munteren Waldvögel sein Gla» Bier zu trinken, seine Tasse Motta zu schlürfen und sich nebenbei an dem aromatischen Duft einer Havanna zu ergötzen. Sicherlich wird der Inhaber des Parkrestaurants, Herr Rathskellerpächter Herrmann, auch wiederum für entsprechende und ansprechende Konzerte sorgen und es sich angelegen sein lassen, seinen Gästen mit guten Getränken und einem frugalen Imbiß aufzuwarten. Wir machen noch wiederholt darauf aufmerksam, daß Herr Herr mann beauftragt ist, Anmeldungen zum Beitritte zu dem Verschönerungsvereine entgegenzunehmen und wird derselbe zu diesem Zwecke eine Liste führen, in welche man nur seinen Namen einzutragen braucht, um dadurch die Beitrittserklärung zu bewirken. Die Jahressteuer für die Mitglieder des Ver schönerungsvereins beträgt nur 2 Mark, ein Betrag, der es auch dem Unbemittelten möglich macht, die Mitgliedschaft zu erwerben. — Gestern Vormittag schwamm ein auf der Elbe her treibender männlicher Leichnam, anscheinend der eines Schif fers, auf Hirschsteiner Flur ans Land. Derselbe wurde orts- polizeilich aufgehoben und in die Boritzer Leichenhalle über führt. Spurlos verschwunden ist seit Mittwoch Abend der in der Stadt Wehlen wohnhafte verheirathete Steuermann Ernst Richter, welcher eine Frachtladung in Heidenau bei Pirna auszuschiffen gehabt hatte. Nachdem Genannter Vormit tags noch in Dresden gewesen, Nachmittags aber wieder auf dem Kahne mit gearbeitet gehabt, ist er Abends mit seinen Leuten in einer Wirtschaft zu Heidenau eingekehrt und hat da selbst einen Hundertmarkschein wechseln lassen. Nachdem der Ver schwundene seine Leute vorausgeschickt, ist er ihnen gegen >/,10 Uhr Abends aus dem Schanklocale gefolgt, aber nicht auf dem von ihm gesteuerten Kahne eingetroffen und hat man auch heute noch keinen Anhalt, was mit dem Genannten vorgegangen sein könnte; doch wird allgemein angenommen, daß Richter verunglückt ist, da er seine Arbeitskleider trug. Man vermuthet, daß der aufgefundene Leichnam mit der obengenannten Persönlichkeit identisch ist. — Da im vorigen Jahre die städtischen Lagerplätze an der Elbe richt ».ehr ausreichtrn und auch in diesem Jahre wieder rege Nachfrage na» solchen ist, hat der Stadlrath beschlossen, ein weiteres Stück des sog. Zehnicht, d. i. die vor einigen Jahren von der Stadt angekaufte Hering'sche Wiese hinter dem Schiffsbauplatz in einer Breite von 30 Metern an der Elbstraße und in der ganzen Tiefe des Zehnicht aussüllen zu lassen und zu diesem Zwecke als Schuttab lagerungsplatz bis auf Weiteres freizugeben. Für alle Bauenden wird diese Maßregel gewiß mit Freuden begrüßt werden, haben sie doch nicht mehr nothwendig, ihren Abraum nach Göhlis in die Ziegellöcher zu fahren, was mit erheb lichen Kosten verbunden war; das Abladen von Asche jedoch wird auf dem Zehnicht nicht gestattet. — Nach den schönen, sonnigen Märztagen hatte man allgemein einen regnerischen, naßkalten April erwartet. In dessen bis jetzt haben wir von den sprichwörtlich gewordenen Launen des wetterwendischen Monats nichts gespürt; denn statt mit Regen und Sturm, untermischt mit Schneegestöber und Graupelwetter und nur zeitweiligen Sonnenblicken, hat uns der April seither mit beständigem Sonnenschein bei ziemlich hoher Temperatur aufgewartet und nur an einigen Tagen machte sich der durch den Wind aufgewirbelte Staub recht lästig. Zwar die Nächte sind bei der andauernden Luftströmung aus Osten immer noch ziemlich kalt, und das ist gut, weil dadurch die durch die hohe Tagestemperatur vorg schrittene Vegetation in ihrer raschen Entwickelung doch etwas aufgehalten wird. Bei einer vorzeitigen Entfaltung der Baur, knospen zu Blättern und Blüthen bringen die nachfolgenden Frühjahrsnachtfröste, die fast nie ausbleiben, der Baumbluth in der Regel großen Schaden. Bei dem reichen Knospenansatz unserer idruchtbäume, der ein gutes Obstjahr erhoffen läßt, wäre es sehr zu beklagen, wenn durch spätere ungünstige Witterungseinflüsse Liese Hoffnung zunichte gemacht werden sollte. Wie Baum und Strauch, so haben sich auf den Feldfluren auch die Wintersaaten schon weit entwickelt und namentlich das Korn hat sich dicht bestockt und steht dick wie ein Filz, zu dicht, wenn jeder Halm eine Aehre treiben sollte. Einen gleich günstigen Stand zeigen die Klee saaten. Für die Sommersaat n, die jetzt bestellt werden, wie nicht minder für die Kartoffeln und für die Wiesenfluren, welche letztere ein noch ziemlich graues Aussehen zeigen, wäre ein baldiger durchdringender Regen sehr wünsch-nswerih. Das Erdreich hat in diesem Jahre infolge des schneearmen Winters so gut wie gar keine Wintcrseuchtigkeit und die wenigen Frühjahrsniederschläge an Regen haben den Bodrn nickt hin reichend durchzogen, um ihn gegen eine längere Trockenheit widerstandsfähig zu machen. Wie für die Feld- und Wiesen fluren, so ist auch für Garten und Wald ein baldiger inten siver Regen sehr vonnöthcn. Der Himmel bewahre uns von der Wiederholung einer anhaltenden Trockenheit, wie wir sie im vorigen Jahre erleben mußten. Unsere Landwirthe denken heute noch mit Schrecken an den Sommer von 1893. Den Samenhafcr müssen sie Heuer zum großen Theil kaufen, weil der vorjährige selbsterbaute Hafer der Trockenheit wegen zu leicht geblieben war. — Zur Geschäftslage auf der Elbe schreibt das „Schiff"! Das Geschäft in Hamburg war in der vergangenen BerichtS- wocke ein belebtes, wozu namentlich einige größere Ankünfte in Getreide von seewärts beitrugen. Obgleich nun von Böhmen etwas Wasserfall gemeldet wurde, verblieben die Flußsrachten gedrückt, weil noch immer viel Schiffsraum an geboten wird. Ab Hamburg wurden zuletzt notirt nach Magdeburg für Roheisen und Düngemittel 16 Pf , Futter mittel 18 Pf., Stückgüter 35 bis 50 Pf. ; nach Wallwitzhafen für Getreide 25 Pf., Düngemittel 24 Pf., Petroleum 28 Pf.; nach Akeu 1 bis 2 Pf. weniger al- nach Wallwitzhafen. nah Riesa-DreSdeu für Getreide 30 Pf., Roheisen SS Pf, Petro- leum SS Pf., Rei« 35 bis 40 Pf, Stückgüter 40 bi« 60 Pfennige; nach Tetschen—Laube 10 Pf., nach Aussig 15 Pf. für 100 Ke mehr al« nach Riesa—Dresden. — In Mägde- bürg hat sich der Verkehr zu Thal wieder verstaut, so daß ein Theil der Schifffahrt wegen Mangel genügender Ladung leer nach oben dampfte. Die Fracht für Salz Schönebeck- Hamburg ist wieder auf 9 Pf. für 100 Ks gesunken ; für Zucker Magdeburg—Hamburg wurden je nach Gelegenheit 18 bis 24 Pf. für 100 Kx bewilligt. — Bon den böhmischen Plätzen ist auch für die vergangene Berichtswoche von keinen belangreichen Verschiffungen in Zucker und Getreide zu melden. Das Angebot in Raum zur Verschiffung von Kohlen war nur ein geringes und da die Nachfrage von Seiten der Versender eine anhaltend rege blieb, zogen die Kohlenfrachten an und stellten sich laut letztem Bericht von Aussig wie folgt: nach Dresden 17 bis 18 Mk. für den Wagen, nach Magd?, bürg 37 Pf. für das Doppelhektoliter, nach Hamburg 30 Pf. für 100 Ke. — Wiederholt ist schon darauf hingewiesen worden, wie gefährlich es ist, Gegenstände, insbesondere Flaschen rc. aus den Fenstern eines im Gange befindlichen Eisenbahnzuges zu werfen, da sehr leicht auf der Bahnstrecke oder in der Nähe der Bahn gehende oder stehende Personen schwere Verletzungen erhalten können. Mit vollem Recht ist daher auch ein dahin zielendes Verbot von den Bahnverwaltungen erlassen worden. Leider wird dasselbe aber in vielen Fällen nicht gehörig respektirt und es Hal auch am 2 dieses Monats ein bisher nicht ermittelter Passagier des Nachmittags in Leipzig (Bayrischer Bahnhof) eintreffenden Schnellzugs Nr. 13 bei der Haltestelle Paditz (Sachsen-Altenburg) eine leere Bier flasche mit der Etiquette „Münchener Bürgerbräu" aus einem Koupsfenster in der ZugSmitte herausgeworfen und dadurch einen Streckenarbeiter schwer verletzt. — Von allen Kanzeln Sachsens wurde gestern, Sonn tag, eine vom Landesconsistorium erlassene Danksagung ver kündet, deren Inhalt sich auf die Trauung des Prinzen Johann Georg mit der Prinzessin Maria Isabella von Württemberg bezieht. Diesbar. Die prächtige Witterung der letzten Tage hat auch unserem idyllisckrn Orte bereits wieder viele Be- sucher zugeführt, namentlich waren während der Oslerfeicr- tage Pleißathener, die ja bekanntlich eine große Vorliebe für „Sachsens Riviera" bekunden, in ziemlicher Anzahl hier an wesend. Wie verlautet, beabsichtigen mehrere Leipziger uid auch Chemnitzer Familien, sich in diesem Jahre hier Villen bauen zu lassen. * Niederwartha. Am Sonnabend wurde zwischen dem unterhalb Niederwartha liegenden havarirten Elbkahne des Herrn Schiffseigner Hering-Riesa und einem anderen von ersterem überladenden Fahrzeuge der Leichnam eines anscheinend dem Arbeiterslande angehörigen Mannes gefunden und ans Land gebracht. Die polizeiliche Aufhebung erfolgte durch die Ortsbehörde zu Kötitz. * Dresden. Die Vorbereitungen für den Empfang des Prinzen Johann Georg und Gemahlin nehmen nun mehr ein schnelleres Tempo an. Vor dem Rathhause wi d ein großer Festbau errichtet und in Folge dessen dieser Straßentrakt für den Wagenverkehr die ganze Woche ge sperrt. Die verschiedenen Ausschüsse sind in emsiger Thälig- keit und in den mit Kindern gesegneten Familien haben die Mütter alle Hände voll zu thun um die bei der Spalier- bildung belheiligten Sprößlinge heraus zu putzen. Schönes Wetter vorausgesetzt, dürfte wieder ein Me> schenzusammen- fluß stattfinden, der es sehr fraglich erscheinen läßt, ob der Einzelne von dem Einzuge viel sieht. Zittau. Auf entsetzliche Weise ist am Donnerstag gegen Abend das dreieinhalbjährige Söhnchen eines Garten- besitzers in der Hältergasse ums Leben gekommen. DaS Kind war dem Vater nachgelaufen, während dieser auf einige Zeit im Ziegenstalle beschäftigt war, hat jedenfalls vor dem Stalle gespielt und ist hierbei in die an das HauS an grenzende Düngergrube gestürzt. Der Vorfall war leider vcu Ni mand bemerkt worden und so mußte das arme Kind in der Grube umkommen. Erst nach längerem Suchen fand man dasselbe. Geithain, 7. April. Gestern Vormittag wurde auf dem hiesigen Bahnhofe der Weichenwärter Wagner von zwei BaulowrieS überfahren und so schwer verletzt, daß der Tod nach wenigen Stunden cintrat. Dem Unglücklichen war ein Bein und ein Arm vollständig zermalmt worden, außerdem hatte er einen Beckenbruch erlitten. Eine Frau und drei Kinder betrauern den Verlust des Ernährers. Chemnitz, 7. April. Die Alkordarbeit in vielen hiesigen Fabriken hat schon seit langer Zeit zu Mißbräuchen geführt, deren Abstellung oft gewünscht, aber bisher vergeblich erstrebt wurde. Zu diesen gehört das sogenannte Sauer krautsystem, das darin besteht, daß sich die Arbeiter am Ende der Wvchc die noch nicht fertigen, ja oft noch gar nicht ein mal begonnenen Arbeiten als gefertigt bezahlen lassen, um einen höheren Lohn zu erhalten. Natürlich ist das nur da durch möglich, daß der Meister die Fertigstellung der Arbeit bescheinigt. In der Deutschen Werkzeugsabrik war der Unfug auch eingegriffcn, so daß ein Meister und neun Arbeiter wegen Betrugs angezeigt wurden. Der Meister wurde zu 9 Monaten Gefängniß und 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt, während die Arbeiter Gefängnißstrafen von 1 bis 10 Tagen erhielten. Berggießhübel, 6. April. Am vergangenen Montag stürzte rin Theil einer Halde zusammen und begrub den oberen Bau der früheren Einfahrt. Auch wurde die Hütte, welche über der Einfahrt errichtet war, verschüttet. Sämmt- liche Halden werden von Geologen und Freunden der Mineralogie öfter besucht, weil gerade auf ihnen, sowie in deren Nähe für den Sammler werthvolle Steine gefunden werden. Auch erwähnte Halde, hart am Walde gelegen,
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