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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189406114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-11
- Monat1894-06
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1894
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Riesaer E Tageblatt « « d Anzeizer Metlttl mV Lqetzrr). Itz K p-,44 .,«,<»»>1 « > » u, tDVrllrr »I. X, »er König!, «mtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des StadtrathS zu Riesa. ISS. Montag, 11. IM 1894, MendS. 47. Jahrs. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Ta, Abends mit Ausnahme der Sonn, und Festtage, «terteljährltcher »ezng-pret» bei Abholung tn den Expeditionen in Riesa und Strehla, dm Ausgabestellen, sowie am Schalter der laisrrl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch dir Trüger frei ins Haus 1 Mark 50 Pf., durch dm Briefträger frei ins Hau« 1 Mark 85 Pf. Anzei-m.««iah»t 'für bie Nummer drS Ausgabetages bis Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastantrnstrab« 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. TageSgeschichtt. Der Protest Frankreichs gegen das englisch-belgische Ab kommen wegen des CongostaateS hat auch nach außen hin die denkbar schärfste Form angenommen. Der französische Minister des Auswärtigen, Herr Hanotaux, erklärte am Donnerstag in der Deputirtenkammer, wie schon mitgetheilt, den oben genannten Vertrag „für null und nichtig" und fügte hinzu, Frankreich habe den Willen und die Mittel, seine Rechte zu vertheidigen. Dupuy, der Chef des neuen Kabi nett, saß neben seinem Kollegen, als dieser jene drohenden Worte sprach, und die Deputirtenkammer hieß dieselben gut, indem sie die von der Regierung beantragte einfache Tages ordnung annahm. — Eigenthümlicherweise befindet sich die deutsche Reicksregierung auch in der Lage, Einspruch gegen das englisch-belgische Abkommen erheben zu müssen ; aber aus -ganz anderen Gründen wie Frankreich. Es heißt, Kaiser Wilhelm habe in dieser Angelegenheit persönlich ein Schrei, ben an den König Leopold gerichtet, über dessen Inhalt zwar nichts verlautet, von dem sich aber ohne allzu kühne Kombi nation vermuthen läßt, daß es im Interesse des Weltfriedens geschrieben worden ist. Der deutschen Reichsregierung muß daran liegen, internationale Differenzpunkte nicht aufkommen zu lasten und ohne allen Zweifel ist das englisch-belgische Abkommen nach den Abmachungen der ersten Congo-Konferenz anfechtbar. Dasselbe stellt sich offenbar als eine spitzfindige Umgehung des Conzo-Bertrazes dar; der Argwohn, daß der Congostaat die Form der „Verpachtung" eines Landstreifens an England nur gewählt hat, um die „Veräußerung" dieses Streifens dem Einspruch der zum Vorkauf berechtigten Macht — nämlich Frankreich — zu entziehen, wird sich nur schwer entkräften lasten. Schon jetzt besteht der Streit, ob die Uebernahme des CongostaateS durch Belgien nicht eine „Veräußerung" im Sinne der französisch-belgischen Abma chungen ist; dieser Streitfall aber wird natürlich durch den neuen Vertrag verschärft. — Da bekanntermaßen auch die Reichsregierung formellen Einspruch gegen das Congoabkom- men erhöbe»: hat, so wird wohl eine neue Congo-Konferenz nothwendig werden und hier wird sich in gewisser Beziehung zeigen, daß Frankreich gegebenenfalls auch mit Deutschland Hand in Hand zu gehen vermag, Deutschland ist an dem Vertrage direkt betheiligt, denn derselbe giebt ihm für seine ausgedehnten ostafrikanischen Besitzungen einen neuen Nach bar, während es mit dem früheren ganz bestimmte Grenz abmachungen getroffen hatte. Aber darüber hinaus hat Deutschland ein Frledensinteresse an der Aufrechterhaltung derje igen Verträge, die auch die Unterschrift seiner Regie rung tragen. Nur insoweit laufen die Interessen Frank reichs und Deutschlands parallel. Für französische Utopien einzutreten, vielleicht um sich Frankreich gegenüber gefällig zu zeigen, fällt der Reichsregierung gar nicht ein. — Wäh rend sich die Reichsregierung auf den klaren Vertragsstand punkt stellt, wünscht es zugleich den Franzosen die Anhalts punkte zu gerechten Beschwerden zu entziehen. Daß im Ver lauf der diplomatischen Verhandlungen Frankreich noch wei tergehende Forderungen stellen und womöglich auch die ägyptische Frage aufzurollen versuchen wird, ist nicht un wahrscheinlich. Aber damit wird es kein Glück haben. Frankreichs internationale Loyalität ist durch sein Vorgehen in Tunis, Madagaskar und Siam stark in Mißkredit ge kommen und seine neuer.iche Besetzung eines Fort- in Tri polis — einer türkischen Provinz, wo es nichts zu suchen hat — wirft ein bedenkliches Licht auf die französischen Be griffe von Mein und Dein. Wer soviel auf dem Kerbholz hat, der darf nicht gar so laut schreien, wenn einmal da eigene vermeintliche Recht nicht sofort zur Anerkennung ge- langt. AIS Frankreich vor 13 Jahren Tunis in die Tasche steckte, kümmerte es sich den Kuckuck um die SuzeränetätS- rechte des Sultan- über dieses Land und auf die „historischen Ansprüche", die Italien geltend zu machen versuchte. — Von Algerien im Norden und von der Sklavenküste im Osten her dringt Frankreich unaufhaltsam nach Mittelafrika vor und will den ganzen Sudan unter seine Botmäßigkeit bringen. Der abenteuerliche Zug nach Timbuktu ist ein Glied in dieser Kette, und mit der für spätere Zeit erhofften Erwerbung des CongostaateS, mit dem Bau der Saharabahn würde ja der „zivilisatorisch« Plan" eine gewaltige Förderung erhalten. Da- Deutsche Reich sieht diesem Vorgehen neidlos zu ; «- hat durch sein Abkommen mit Frankreich «egen des Kame- run-Hinterlande- eia Entgegenkommen gezeigt, da» unfern Kolonialfreunden schon viel zu weit geht. Gegenwärtig wird die Friedenspolitik Deutschlands eine dankenswerthe Aufgabe darin erblicken, eine neue Congokonferenz zu Stande zu bringen, wenn es nicht gelingen sollte, die congostaatlichen Differenzen auf dem gewöhnlichen diplomatischen Wege aus zugleichen. Deutsches Reich. Die bayrischen Zeitungen bringen ' Berichte über die Reise, die der Prinzregent ebdn durch Unter franken und die Pfalz macht. Ueberall wurde der Regent ! mit Ehren und Festen empfangen; überall spendete er Aus- zeichnungen für Adel und Bürgerschaft, sowie Geldgeschenke für die Armen. Das englisch-congostaatliche Abkommen hat so viel Streit fragen hervorgerufen, daß gründliche Auseinandersetzungen noch- wendig sein werden. Vielleicht entschließt man sich zur Ein- berufung der neuen Congo-Conserenz. Nach der „Voss. Ztg." verlautet bereits, daß eine solche Conferenz nach London oder nach Brüssel cinberufen werden soll. Auf Ansuchen des französischen Botschafters finden gegen- wärtig genaue Erhebungen darüber statt, wo sich auf deut- schem Boden Massen- und Einzelgräber französischer Ossi- ziere und Soldaten befinden, die während ihrer Gefangen schaft 1870—71 gestorben sind. Diese Gräber befanden sich bisher in der Pflege der deutschen Kriegervereine, die in jeder Hinsicht diese Ehrenpflicht erfüllt haben. Die französische Regierung beabsichtigt indessen, diese Gräber fortan in eigene Pflege zu übernehmen. Es schweben zur Zeit wieder Verhandlungen, ob die seit dem Jahre 1880 in den Schulen eingeführte Ortographie auch von den Staatsbehörden angenommen werden soll. Bei den einzelnen Zentralbehörden schreibt man jetzt nach dem Befinden des betreffenden Ressortchess oder aus irgend einem anderen Grunde sowohl nach der alten wie nach der sogenannten Putlkamerschen Ortographie. Wenn der Plan einer einheitlichen Ortographie jetzt zur Ausführung gelangt, so ist es nicht ausgeschlossen, daß die „neue Ortographie" erst noch geringfügigen, auch für die Schulen gültigen Aenderungen unterzogen wird. Eine größere Anzahl bedeutender Industrieller Berlins drückte den Brauereien und Gastwirthen ihre Zustimmung aus zu den Maßnahmen gegenüber de- Boykotts. Ein Großindustrieller stellte die Schließung seiner Fabrik, in der 800 Arbeiter beschäftigt sind, in Aussicht, falls der Kampf der Sozialdemokraten gegen die Brauereien noch lange fort dauere. Sechzehn Industrielle boten den vereinigten Gast- wirthen 600000 Mark an, um mit den Brauereien Hand in Hand zu gehen. Ueber die Einzelheiten des in Arbeit befindlichen Ge setzentwurfs zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs wird offiziös geschrieben, daß die Mittheilungen verfrüht sind, weil die Arbeiten auf diesem Gebiete noch gar nicht soweit gediehen sind. Fest steht bisher nur, daß man mit dem Entwürfe nicht bloß, wie der bekannte Antrag Roeren, einen Theil des unlauteren Wettbewerbs sondern möglichst den letzteren in seinem ganzen Umfange treffen will, so z. B. die Aneignungen von Geschäftsbeziehungen Anderer. Hierzu gehört namentlich auch die Ausnutzung des Verraths von Geschäfts- und Fabrikgeheimnisscn. Schließlich fordert auch noch die Gruppe derjenigen Fälle Berücksichtigung, welche darauf berechnet sind, die Mitbewerber zu diskreditiren, deren Absatz dadurch zu mindern und den eigenen zu heben. Der Stoff ist also sehr umfangreich und erfordert, wenn ein wirksamer Schutz geschaffen werden soll, die eingehendste Erwägung. Der Schutz selbst soll sich nach den bisherigen Absichten sowohl auf zivilrechtlichem als auf strafrechtlichem Boden aufbauen.. Italien. Der italienische Bankskandal scheint immer mehr politische Persönlichkeiten in seinen Sumpf hinabzu ziehen. Der frühere Ministerpräsident Giolitti ist bereit» aufs Aergste bloßgestellt und sollte von Rechtswegen schon im Zuchthaus sitzen; nun wurden, wie der „V. Z." aus Rom gemeldet wird, auch die früheren Minister Grimaldi und Lacava vernommen. Grimaldi bestritt, jemals von der Banca Romana Geld erhalten oder an Tanlongo die brief- liche Forderung gerichtet zu haben, welche der Polizeikom missar Montalto unter den später verschwundenen Papieren gesehen haben will; auch Lacava leugnet unter seinem Eide, jemals von Tanlongo Geld erhallen zu haben, was Tanlongo jetzt entgegen seiuen früheren Behauptungen widerwillig zu gesteht. Grimaldi, Lacava und andere frühere Minister geben den angeklagten Beamten, theilweise auch Tanlongo. die besten Zeugnisse. — Die Lösung der Ministerkrisis ist immer noch nicht erfolgt. England. Massendesertionen sind beim englischen Mittelmeergeschwader vorgekommen. Nach Triester Tele grammen sollen von der dort ankernden englischen Flotte Dienstag Vormittag 40 Matrosen vermißt worden sein, die tagsüber bis auf 14 in WinhShäusern aufgefunden wurden. Drei Matrosen sollen mit dem Eilzug nach Italien geflohen ein. Man fand am Hafen drei Matrosenanzüge. Belgien. Wegen der Anarchlstenumtriebe beantragte in der belgischen Kammer der Justizminister unter den gegen wärtigen schwierigen Verhältnissen die Bewilligung der seit 1889 gestrichenen geheimen Fonds; er erbat im Interesse der Sicherheit des Landes ein Vertrauensvotum. Bulgarien. Der Vertreter der „Köln. Ztg." in Konstantinopel versichert, daß dort der Rücktritt StambulowS als unerfreuliches Ereigniß angesehen werde. Der Sultan war Stambulow sehr geneigt, während er dem Fürsten ge genüber keine so freundliche Stimmung offenbart. Gegen wärtig findet ein sehr reger Depeschenwechsel zwischen Stam« bul und dem türkischen Kommissar in Sofia statt. Die ersten türkischen Kreise glauben angeblich nicht an einen langen Bestand der neuen bulgarischen Verhältnisse. OertltcheS und SSchfisches. Riesa, 11. Juni 1894. — Am 14. März dieses Jahres waren es zwanzig Jahre, daß der hiesige Verschönerungsverein, der gegenwärtig 241 Mitglieder zählt, begründet wurde. Am 10. und 11. Juli werden cs fünfundzwanzig Jahre sein, daß im Stadtpark, damals noch wilder Busch, nut Genehmigung des damaligen Besitzers des Rittergutes Riesa, des Herrn Frei herrn v. Welck, das GaugesangSfest des „Sängerbundes des Meißner Landes" abgehalten wurde. Eine aus diesem An laß später von dem Gesangverein „Amphion" hier gestiftete dreitheilige Lattenbank zeigt in der darauf angebrachten Lyra eine auf jenes Fest bezügliche Inschrift. Ein zweites Ge- sangssest desselben Gaubundes sand auf demselben Platze, dem jetzigen Fest- und Konzertplatze, im Jahre 1887 statt. Vielleicht findet sich der Sängerchor des „Amphion" bereis zur Erinnerung an das erste der beiden Feste, am 10. oder 11. Juli d. I., eine kleine Gesangsaufführung auf dem Fest platze zu veranstalten. — Von den beiden Militärvereinen zu Mittweida, die neulich den Schießplatz bei Zeithain be sichtigten und den Artillerie-Schießübungen daselbst beiwohn- ten, wurde bei dieser Gelegenheit auch unserer Stadt und dem Stadtpark ein Besuch abgestattet. Die Herren sprachen sich dabei sowohl über die neuen Bauten und Anlagen der Stadt als auch über die Parkanlagen sehr anerkennend aus und der Herr Vorsitzende des Mittweidaer Verschönerung-- Vereins, der mitanwesend war, stellte einen Besuch seines Vereins in Riesa noch für diesen Sommer in sichere Aussicht. — Gestern hielt der Bezirk Riesa - Großenhain des sächsischen Radfahrer-Bundes sein diesjähriges 50 Kilomeier Dauerfahren, Strecke Riesa—Seerhausen—Meißen und zurück ab. In Folge vielen Regens waren die Straßen sehr auf- geweicht, auch machte der heftige Seitenwind und größere Berge auf Hin- und Rückfahrt den Fahrern viel zu schaffen, trotzdem wurden doch immerhin gute Zeiten erzielt. Als Erster ging durch'» Ziel Herr Clemens Bürger, Riesa, in 1 St. 54 Min. 10 Sek.; als Zweiter Herr Oskar Liebsch, Riesa, in 2 St. 5 Min. 22 Sek.; als Dritter Herr E. Proschwitz, Radeburg, in 2 St. 6 Min. 21 Sek.; als Vierter Herr Max Weise, Riesa, in 2 St. 13 Min. 10 Sek. und al- Fünfter Herr R. Herbst, Riesa, in 2 St. 59 Min. 9 Sek. — Außer den Werthpreisen erhielten die ersten drei Fahrer vom sächsischen Radfahrer-Bund gestiftete Ehrenzeichen, ein goldenes, resp. silbernes Md resp. broncene». — Während diesem Zeitfahren sand noch ein 3000 Ritt. Ermunterungs fahren für die Vereinsmitglieder statt and errang sich Herr E. Winkler den 1. Preis in 5 Min. 50 Sek., Herr G. Kläber den 2. Preis in 6 Min. 3 Sek., Herr R. Vogel de,» 3. Preis in 6 Min. 6 Sek., Herr P. Gregor, Oschatz, den 4. Preis in 6 Mia. 25 Sek., Herr M. Haferkorn den 5. Preis in 7 Min. 27 Sek., Herr M. Pohl den 6. Preis in 7 Min. 41 Sek. Abends feierte der Radfahrer-Verein „Adler" im Saale de- „Wettiner Hofe»" sei« 2. Stiftungs fest, wobei die PreiSvertheilung pattfand. — Große Freude
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