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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189406151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-15
- Monat1894-06
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1894
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Uiesaer D Tageblatt Freitag, IS. Jnui 18S4, Abends 47. Jahr« 13« Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung m den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch die Träger frei inS HauS 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins HauS 1 Mark 65 Pf. Anzeigeu-Annahme jftir die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. und Anzeiger Mttlaü illd Liyti-er). Atz «E prechfi lle ,r.g b a RAH- Rr. -0 der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und desStadtraths zu Riesa. Bekanntmachung. Die Einlage- und Quittungsbiicher der Sparkasse zu Riesa, No. 37988 und 39427, auf „Eduard Schuber in Riesa" beziehentlich „Melchior Morawietz in Stösitz" lautend, werden 'ierdurch für ungültig erklärt. Riesa, am 14. Juni 1894. Der Stadtrath. Klötzer. Sch. Gesuch. Für hiesige Gemeinde ist die Stelle für Nachtwache, nut welcher auch die Stelle eines StratzenwärterS und Gemeiudedieners verbunden ist, zu besetzen. Geeignete, unbescholtene Leute wollen sich bis l. Juli d. I. an Unterzeichneten unter Beibringung ihrer Papiere wenden, bei welchem auch die näheren Bedingungen zu erfahren sind. Poppitz, am 13. Juni 1894. Frenzel, G.-B. Die marokkanische Frage scheint wirklich durch den Tod Muley Hassans in Fluß zu . kommen. Der Verstorbene war ein verhältmßmäßig aufge klärter Mann, der — inmitten eines fanatisch-religiösen Lölkes lebend — nach seinen besten Kräften einen geregelten Verkehr zwisch-n seinem Lande und der Außenwelt aufrecht erhielt. Sein jetzt zum Kalifen ausgerufe.ier 16 jähriger Sohn Abd-el-Ajiz aber gilt als ein Feind der Europäer, woran die Thetsache nichts ändert, daß die Riffkabylen sich für seinen älteren Bruder, der eigentlich zur Thronfolge be rufen gewesen wäre, erklärt haben. Abd-el-Aziz zieht gegen wärtig mit Heeresmacht gegen Fes, um dort in üblicher Weise die Steuern einzurrciben und sich Anerkennung zu verschaffen. Auch sein Vater mußte erst um seinen Thron kämpfen und Tanger belagern; so ergeht es auch dem Lieb- lingsjohne. Dessen Bruder Muley Mohammed, den Muley Hassan rechtzeitig ermorden zu lassen vergessen hat, wendet sich in nördlicher Richtung, um die Riffpiraten für sich unter die Waffen zu rufen. Der junge Kalif dürste zunächst die Zahlung der ersten Million Kriegsentschädigung an Spanien, die vertragsmäßig in einigen Wochen fällig wäre, verweigern, wodurch Spanien in eine doppelt fatale Lage käme. Denn erstens mal braucht der spanis.e Finanzminister das Geld dringend — hat doch der Melilla - Feldzug baare 20 Mill. Frank gekostet — und zweitens darf Spanien sich nicht nach giebig zeigen, wenn es nicht den letzten Rest von Ansehen an der nordafrikanischen Küste einbüßen will. Es würde aber, noch erschöpft von den Vorbereitungen zu einem Kriege, der mcht zum Ausbruch gekommen, nicht im Stande sein, von N uem energische Kriegsvorbereitungen zu treffen. Einst weilen haben die Kabylen noch mit der Ernte zu thun, so wie diese aber vorüber ist, dürften sie die Feindseligkeiten gegen die „Presidios", wie die spanischen Befestigungen an der marokkanischen Küste genannt werden, von Neuem auf- nehmen. Daß die marokkanischen Angelegenheiten den Abenteurer drang der Franzosen von Neuem in mächtige Erregung ver setzen, ist erklärlich. Haben doch die Kammern erst dieser Tage fast einstimmig 1800000 Frank „zur Stärkung des französischen Einflusses in Afrika" bewilligt und wenn man die Summe auch gegen die Engländer und den Congostaat zu verwenden gedachte, so läßt man diese „Frage" kurze Zeit ruhen und macht sich an das Näherliegende, nämlich Marokko. Auf Tetuan (den Süden des Landes) und die Tuat-Oasen im Osten Haven die Franzosen schon längst xin Auge, außer dem würden sie sich der Besetzung der marokkanischen Fremden stadt Tanger durch eine andere europäische Macht — es kommen hier Spanien und England in Betracht — gewalt sam widersetzen. England wiederum will Ceuta und Tanger .in seinen Besitz bringen. Ceuta deshalb, weil sich bei der Entwickelung des Marine- und ArnlleriewesenS die Einfahrt ins Mittelmeer von Gibraltar aus allein nicht mehr kon- trolliren läßt; England bedarf zu diesem Zwecke auch auf der afrikanischen Seite eines starken Forts; und dann haben die Franzosen in Biserta (Tunis) einen ansehnlichen Kriegs hafen gewonnen, was die Engländer ihrerseits durch die Neu gewinnung eines Kriegshafens in Nordafrika ausgleichen zu müssen glauben. Schon vor zwei Jahren hat der eng lische Specialgesandte dem Sultan bei der Verhandlung über einen Handelsvertrag zugleich den Vorschlag unterbreitet, er möge die Erbauung eines englischen Forts in Tanger und die Errichtung eines internationalen Gerichtshofes und euro päischer Polizei dort zulassen, auch einem Vertreter Englands gestatten, in der Stadt Marokko zu wohnen, wogegen der Sultan stets gegen aufsässige Kabylen die Hilfe der Garnison Gibraltar erhalten würde. Aber Muley hat diesen Antrag des Dir. Evan Smith zurückgewiesen, weil die Zugeständnisse da» ganze Land in Aufruhr bringen würden, besten Haß gegen chi« Fremden unvermindert bestehe. Dieser wendet sich aller ¬ dings vorzüglich gegen Spanier und Franzosen, gegen jene wegen ihrer Besetzung der nordöstlichen Spitze des Landes, gegen btese als die unbequemen Nachbarn in Algerien, die aus ihrer Absicht, die Tuat-Oasen sich anzueignen, kein Ge- heimmß machen. Bezüglich der Interessen Deutschlands in der marokka nischen Frage bringt die „Köln. Z." einen sehr bemerkens- werlhen Arntel, der, da man ihn für inspirirt hält, ein ge- wlsses Aussehen erregt. ES wird zunächst die allgemeine Erkenntniß hervorgehoben, wie zutreffend die Kritik war, in der Lord Salisbury am 20. Mai 1891 die Europa von Marokko drohende Gefahr umschrieben hat: „Einst wird von Marokko eine ebenso große Beunruhigung für Europa, eine ebensolche Gefährdung des europäischen Friedens ausgehen, wie vor 20 »der 30 Jahren von den mohamedanifchen Staaten weiter im Osten." Es heißt dann weiter: Deutschland ist in der glücklichen Lage, an dem Jnter- essensiiell nicht unmittelbar betyeiligt zu sein, aber es hat in Marokko nicht unbedeutende Handelsinteressen zu ver treten un) eine ziemlich beträchtliche Zahl von Landesange- hörlgen zu schützen. Auch in politischer Beziehung kann es ihm nicht gleichgiltig sein, wenn eme europäische Macht sich a» der Straße von Gibraltar festsetzt und mit dem Schlüssel zum Mittelmeer 'nicht nur einen Gebietszuwachs erwirbt, der Ivegen der Fruchtbarkeit des Bodens, der Lage an zwei Weltmeeren, des Klimas und der Mhe Europas überaus schätzbar ist, sondern auch einen der besten Zufuhrwege zum Innern Afrikas in ihre Gewalt bringt. Die Stimme Deutschlands wird um so schwerer ins Gewicht fallen, als es sich dank der eifrigen Thätigkeit seines Gesandten Grafen , Talrenbach, der sich »m Gegensatz zu vielen seiner Kollegen stets bemüht Hal, oen gerechtfertigten Wünschen der marokka- nljchen Regierung Gehör zu verschaffen, im Lande selbst eine Stellung geschaffen hat, die Berücksichtigung fordert. Bis jetzt har die Eqersucht der unmittelbar interessirten Mächte «Spanien, Frankreich, England und Italien die Sebständigkeit Marokkos gewährleistet, und es ist erfreulich, zu beobachten, wie dre Achtung vor den gegenseitigen Machtmitteln und Rechten stark genug ist, in allen diesen Ländern dem Bestre ben Ausdruck zu geben, daß der gegenwärtige Zustand er hallen bleiven uno für den Fall, daß ein Emschrerken nöthig würde, sich ganz Europa daran vethelligen möge. Die Mög lichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß dieser Fall eimritt, uno dann wird sür Deutschland die Gelegenheit kommen, die Früchte seiner marokkanischen Politik zu sammeln. Es braucht kaum angeoeutel zu werden, daß Deutschland nach den neue sten Erfahrungen, ore es mrt der englischen Diplomatie im Kongooerrrage uno mir Spanien in der Behandlung des Handelsvertrages gemacht hat, nicht gewillt sein wird, diesen beiden Mächten von vornherein das Entgegenkommen zu de- weisen, das ihnen ohne diese Vorgänge sicher gewesen wäre, und es »st Zell, gerade im gegenwärtigen Augenblick daran zu erinnern, daß Deutschland, ganz abgesehen von der Rück sichtnahme, die seiner Stellung m Europa gebührt, auch in der occiveutalischen Frage nicht mehr als qusntltö assli- Lssbls zu behandeln ist." TageSßkschicht«. Deutsche- Reich. Die nächste Volkszählung findet am 1. Dezember 1895 statt. Die Minister des Innern und des Handel» haben bereit» die Oberpräsidenten ersucht, dahin zu wirken, daß die für die Ausführung d6 Zählge schäfts in Betracht kommenden Tage vom SO. November bis einschließlich den 2. Dezember bei der Ansetzung der Kram-, Vieh- und Jahrmärkte für 1895 marktsrei bleiben. Einige Zeit vor der nächsten Volkszählung werden sich wie bisher die Vertreter des kaiserlichen statistischen Amtes und der Mehrzahl der statistischen Eentralstellen der Bundesstaaten zu einer Konferenz vereinigen, um über die besonderen Be stimmungen zu berathen, die für die Volkszählung zu er lassen sind. Es wird sich bei der nächsten Volkszählung nicht allein um eine Feststellung der Einwohnerzahl, sondern auch um nothwendigk Einblicke in geistige und wirthschaftliche Zustände und Interessen des Volks- und Staatslebens handeln. Den Bestrebungen betr. die Hochseefischerei wird seitens der Regierung fortgesetzt das regste Interesse entgegengebracht. So har der Reichskanzler der erst im vorigen Jahre ins Leben gerufenen Fischerei-Aktien-Gesellschaft in Glücksstadt 32000 Mk. zum Bau von vier sür den Heringsfang be stimmten Loggern als Prämie bewilligt. Em gleicher Be trag ist der Gesellschaft in Aussicht gestellt, sobald vier weitere Logger in Betrieb gestellt sind. Außerdem will der Reichskanzler der Gesellschaft 20000 Mk. zur Bildung eines Sicherheitsfonds für Netzverluste gewähren. Wie nach der „Post" verlautet, soll das 18. Infanterie- Regiment von Osterode nach Marienburg verlegt werden. Graf Herbert Bismarck ist gestern Abend mit seiner Gemahlin von London nach Holland abgereist. Wie das „B. T." aus Straßburg meldet, wurde der protestantische Pfarrer Christian Müller aus München (Ober- Elsaß), der am 25. Februar dieses Jahres im Verlaufe eines in Straßburg gehaltenen Vortrags das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes als wahnwitzig bezeichnet hatte und dieserhalb wegen öffentlicher Beschimpfung der katholischen Kirche auf Betreiben des Bischofs Dr. Fritzen von Straß burg unter Anklage gestellt worden war, ist gestern vor der Strafkammer des Landgerichts Straßburg zu einem Tage Gefängniß verurtheilt worden. Im Auftrage des Kaisers begab sich gestern Mittag Flügeladjutant Oberstlieutcnant v. Moltke nach Stendal, um an dem Leichenbegängnisse des Lieutenants v. Poncet theilzunehmen und für den Monarchen einen Lorbeerkranz mit weißer Atlasschleife, welche in Golddruck das kaiserliche mit der Krone darüber trägt, auf den Sarg nieder zulegen. Dem „Hamb. Corr." wird von Berlin gemeldet: Herr von Kiderlen-Wächter ist nach Hamburg abgereist, um seine Functionen als dortiger Gesandter formell aufzunehmen. Von dort begiebt er sich zu gleichem Zwecke an die beiden mecklenburgischen Höfe und nach Lübeck und Bremen. Wie es heißt, wird Herr von Kiderlen nach der persönlichen Vorstellung fürs Erste wieder nach Berlin zurückkehren. 4°/oige einheimische Anlechen. Zur Frage der Conrertirung der 4°/<>igen Preußischen und Reichsanleihen spricht sich die „Nationalliberale Korrespondenz" in längerer Darlegung aus und sagt dabei u. A.: Eine unvermittelte Herabsetzung des Zinsfußes unseres wichtigsten AnlagepapiereS würde tausende und abertausende von Bürgern schwer schä digen uns dadurch einerseits dem jetzt schon allzu großen Haufen der Unzufriedenen zutreiben, andererseits zum Nach theil des Staates in ihrer Steuerkraft schwächen. Wenn man kurz nrch Einführung des Declarationszwangs (inPreußen) für die Einkommensteuer und der Vermögenssteuer den Capitalisten auch noch die Einnahmen erheblich schmälern wollte, würben sie unzweifelhaft in langandauernde Erbitterung versetzt werden und es würden dem Staate direct und indirekt so erhebliche Nachtheile erwachsen, daß die aus der ZinSreduction gewonnene Ersparniß sehr theuer erkauft wäre. Die Presse hat bereits auf einige der von der Conversion der 4°/oigen Preußischen Consols, welcher natürlich die Convertirung der 4°/,igen Schuldverschreibungen des Reichs, aller Bundes staaten, der Gemeinden rc. auf dem Fuße folgen würde, zu erwartenden üblen Folgen hingewiesen. Insbesondere hat man an dm traurigen Erfahrungen erinnert, die bei der Conversion der Eisenbahn-Prioritätsanleihen gemacht wurden. Die damaligen Verluste an Nationalvermögen wären aber gering gegenüber dem, was zu erwarten stände, wenn man ohne Weiteres den Zinsfuß derjenigen Papiere Areducircn
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