Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189406194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-19
- Monat1894-06
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1894
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Uiesaer K Tageblatt « « d Anzeiger (Eltetlall «d Ayri-er). LNrgra»«-A»»eM ,r«ßrbl»tt', Rtef«. Fmtsötatl tzEstznchftell, Nr. 20 »er Sönigl. »mtshauptmannschaft Grobenhain, des KSnigl. Amtsgerichts und des Skadtraths zu Riesa. ISS Dienstag, IS. Juni 18S4, Abends. 47. Jahr«. 1,i» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bteneljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der tatserl. Postanstaltcn 1 Mark 25 Ps., durch die Träger frei ins Haus 1 Mark 50 Ps., durch den Briefträger srei tnS HauS 1 Mark 65 Ps. Anzetgen-Aunahme ,für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastantenstrabr 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Donnerstag, den 21. Juni 1894, Vorm. 9 Uhr, kommen im Hotel „zum Kronprinz" hier 1 brauner Kleidcrschrank, 1 Schlafrock, 1 Herren pelz, 3 Paar Stoffhosen, 1 Winter- und 1 -Sommerüberzieher, 1 Pelzmütze, 2'Jackets, 1 Stoff- jacket mit Weste, 300 Stück Cigarren, 3 Bde. Deutsches Reichsgesetz, l Bd. Sachs. Landesgesetz, 1 Blumenasch, 1 Photogr.-Album, 1 engl. Lederhose, 1 Ruhekissen, 1 Filzhut, 1 Schreibsecretär (mahag. fourn.), 1 gelbe Kommode, 4 Stühle, 1 Tisch, 1 braune Lade, 1 Sopha mit braunem Ueberzug und hierauf denselben Tag, Nachm. 2 Uhr, im Grundstücke Wettinerstr. S4, circa 400 t Nußkohlen, 700 Dvppelhectoliter Braunkohlen, 800 t dergl., 4 Bretwagen, 1 Geschirrschrank, 10 Karren, 1 Handwagen, 1 Decimalwaage mit 11 Gewichten, 1 Schreibtisch, 1 Bücherschrank, 1 Schreibepult, 4 Lastgeschirre, 4 wollene Pferdedecken, 4 Wasserbecken, 1 Futter kasten, circa 5 m Roll- und circa 10 m Scheitholz, 2 Haufen Weinpfähle gegen sofortige Bezahlung meistbietend zur Versteigerung. Riesa, am 18. Juni 1894. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Sekr Eidam. Tages,eschichte. Tiefste Empörung hat das ruchlose Attentat auf den italienischen Ministerpräsidenten Crispi, über das wir gestern berichteten, nicht nur im Quirinal, auf dem Monte Cittorio und in der italienischen Bevölkerung, sondern weit über die Grenzen Italiens, namentlich in dem verbündeten Deut ch- land und Oesterreich-Ungarn hervorgerufen, und überall theilt man den Abscheu sämmtlicher römischer Blätter aller Partei farben über die verbrecherische That, wie die innige Theilnahme des Königs, der, wie der Kronprinz, den durch die Vorsehung seinem Lande glücklich erhaltenen, gegenwärtig unersetzlichen Staatsmann wiederholt bewegt küßte. Wenn ihm König Humbert das hochehrende Zeugniß ausstellte, die Schmerzen, welche Crispi erleide, seien die Früchte seiner großen Beweise von Aufopferung, so hatte er damit das richtige Wort über die Motive gefunden, welche dem Anarchisten Paolo Lega den Revolver in die Hand drückten. Als nach dem unrühm lichen Sturze des Ministeriums Giolitti die öffentliche Meinung und die Wahl des Königs Francesco Crispi al ben einzigen Retter in der Noch bezeichneten, zögerte er keinen Augenblick, die fast über eines Menschen Kräfte gehende Mission, das ganze italienische Staatswesen von Grund aus zu reformiren, das Land vor dem finanziellen Ruin zu be wahren und als Vorbedingung aller Reformen den Feuer brand der anarchistischen Bewegung zu ersticken, der in Sicilien, Massa Carrara und anderwärts auf dem Festlande zu Hellen Flammen emporgeschlagen war und die Fundamente des italienischen Nationalstaates zu verzehren drohte, zu über nehmen. Crispi hat damals in treuer Pflichterfüllung, ohne darauf zu achten, daß er sich die Sympathien einer großen, auch in der Deputirtenkammer zahlreich vertretenen Bevöl kerungsklasse entfremdete, mit der ihm eigenen Energie fest zugegriffen und der anarchistischen Hydra die Häupter ab geschlagen. Er hat namentlich den sonalistischen Abgeordneten De Felice, die Seele der ganzen Bewegung, dem Kriegsgericht überliefert und auf Jahre hinaus unschädlich gemacht. Das konnte ihm die social-anarchistische Propaganda nicht vergessen, und darum sandte sie den Mordbuben Paolo Lega wider ihn aus. Die Kugel hat ihr Ziel verfehlt, ja, es dürfte sich bald zeigen, daß der Geist, der Böses wollte, das Gute geschaffen hat: die großartigen Sympathiekundgebungen, mit denen Crispi geradezu überschüttet worden ist, werden, wie sie von einer tiefgehenden Begeisterung für den gegenwärtigen größten Staatsmann Italiens zeugen, gewiß dazu beitragen, daß kleinliche Ausstellungen einer mißvergnügten Opposition an feinem durchgreifenden Reformwerke von der Tagesordnung, die sie bisher ausschließlich beherrscht, verschwinden, nachdem Paolo Lega Italien zum Bewußtsein gebracht hat, was es ohne Crispi wäre. Deutsches Reich. In Sachen des Bierboykotts I erkärten gestern die in Joel's Festsälen in Berlin versam melt gewesenen Mitglieder des Verbandes der Gast- und Schankwirthe von Berlin und Ua gegend mittelst Resolution, nicht in der Lage zu sein, in dem Kampf zwischen Brauereien und Arbeitern sich mit einem der streikenden Theile solidarisch zu erklären, sie erblickten vielmehr in der Fortsetzung dieses Kampfes eine schwere Schädigung der Interessen der Gast- und Schankwirthe und beschlossen, mit allen Kräften dahin zu wirken, daß dem Boykott, welcher hauptsächlich die kleinen Gast- und Schankwirthe schwer schädige, durch Entgegen kommen von beiden Seiten ein Ende gemacht werde. Die Versammlung wählte eine aus 15 Mitgliedern bestehende Kommission und beauftragte dieselbe, sofort die sachdienlichen Schritte zur Beilegung des Zwistes zu thun. Gegen die Behauptung der .Korrespondenz des Bundes der Landwirthe", daß der Reichskanzler Graf v. Caprivi bei dem Zusammenbruch des Bankhauses Hirschfeldt u. Wolff auch mit nur 400000 Mark zu den Leidtragenden zähle, sagt die „Nordd. AUg. Ztg.", die geflissentlich verbreitete Behaup tung, durch die der Reichskanzler in schlechtem Lickte erscheinen soll, beruhe auf dreister Erfindung. Graf v. Caprivi habe weder je Vermögen besessen, noch zu dem Bankier Wolff in irgend einer Beziehung gestanden. Da noch immer zahlreiche Unfälle in landwirthschaftlichen Betrieben darauf zurückzuführen sind, daß bei der Ausfüh rung der Arbeiten nicht die nöthige Vorsicht angewandt wird oder daß nicht die erforderlichen Schutzmaßregeln beachtet werden, so ist die Aufmerksamkeit der zuständigen Behörden neuerdings hierauf gelenkt worden. Die Arbeitgeber sollen, so schreibt man dem „Dr. Anz." aus Berlin, auf ihre Pflicht hingewiesen werden, alle diejenigen Vorsichtsmaßregeln bei der Arbeitsausführung anzuwenden, die geeignet sind, ein:n Unfai. der Arbeiter zu verhüten, sowie darauf zu sehen, daß i die getroffenen Vorsichts- und Schutzmaßregeln von ihren Arbeitern auch beobachtet werden. Versäumen die Arbeit- ' gebck dies, so machen sie sich strafbar und können auch wegen der dem verletzten Arbeiter auf Grund des Unfallversiche rungsgesetzes gcwährten Renten in Anspruch genommen wer den. Die Arbeiter wiederum setzen die Unfallrente aufs Spiel, wenn sie die von dem Arbeitgeber oder dessen Be- auftragten angeordneten Vorsichts- und Sicherheitsmaßregeln ihrerseits nicht genau befolgen. Besonders häufig ereignen sich die Unfälle durch Herabstürzen von Stall- und Scheunen böden in Folge mangelhaften Bodenbelags oder durch d e Verwendung von in geringen Abständen lose aufgelegten Stangen als Bodenbelag. In letzterem Falle ist es unbe dingt nöthig, daß die Stangen wenigstens an den beiven Enden so befestigt werden, daß sie nicht aus der Lage ge- rathen. Häufig ist auch das Holz des Bodenbelags morsch und schlecht, so daß es leicht bricht. Entsteht in Folge eines ungenügenden Bodenbelags ein Unfall, so kann der Besitzer dafür verantwortlich gemacht werden. Ferner kommen oft Unfälle bei dem Betriebe von Dresch- und Häckselmaschinen vor, weil die umgebenden und freiliegenden Theile derselben nicht mit der vorgeschriebenen festen Bekleidung von Holz oder Metall versehen sind. Für Unfälle, die hierdurch ent stehen, können die Arbeitgeber unter Umständen mit erheb lichen Gefängnißstrafen belegt werden. Neuerdings sind auch mehrfach Unfälle beim Aufnehmcn von Kartoffel- oder Rüben mieten dadurch entstanden, daß die Mieten nur an einer Seite geöffnet und von dieser Oeffnung aus die Kartoffeln oder Rüben auch aus dem noch mit Erde bedeckte». Theile der Mieten herausgeholt worden sind. Dadurch hatte die Erdschicht den Halt verloren, war herabgestürzt, hatte die darunter stehenden Arbeiter bedrückt oder verschüttet und nicht unerhebliche Verletzungen herbeigeführt. Besitzer, die ein derartiges gefährliches Aufnehmen der Mieten zulassen, kön nen sich ebenfalls strafbar machen. Eine vollständige Abhilfe gegen diese und ähnliche Mißbräuche im landwirthschaftlichen Betriebe ist allerdings erst nach dem Erlaß der landwirth schaftlichen Normalunfallverhütungsvorschriften zu erwarten, für die bereits die Vorarbeiten seit längerer Zeit in Angriff genommen worden find. Die „Staatsbürger-Ztg." hält ihre Mittheilungen über die geheime Sitzung socialdemokratischer Abgeordneten und die hierbei erörterten Beziehungen zur Judenfrage aufrecht und erwidert auf die Ableugnung des „Vorwärts": „Nun, mag das Blatt cs auch keine „Sitzung" nennen, die geheime Besprechung aber hat stattgefunden, und zwar so, wie wir sie geschildert. Mit solchen lahmen Ausflüchten sollte man doch nicht kommen." Bei der Fertigkeit, welche socialdemo kratische Blätter im „Dementiren" besitzen, ist es eigentlich selbstverständlich, daß die Mittheilungen der „Staatsb.-Ztg." in der socialdemokratischen Presse überall als „Mystifikation" bezeichnet werden, deshalb ist auf solche Ableugnungen wenig Werth zu legen. Höchstens mögen in unwesentlichen Dingen einige Unrichtigkeiten untergelaufen sein. Z. B. soll Liebknecht zu dieser Zeit in Hamburg gewesen sein. Das ist ja möglich. Spanien. Eine förmliche Kibinetsseuche scheint schon seit einem halben Jahre über den europäischen Reichen zu wüthen; kaum ist die Meldung von einer neuen KabinetS- bildung verklungen, kommt auch schon die Kunde von einem neuen Ministersturze, und so geht es schon seit Monaten durch fast alle Staaten Europas. Nun ist Spanien, das vielbe sungene Land der Kastanien, an der Reihe. Wie nämlich aus Madrid gemeldet wird, gab der Ministerpräsident Sa- gasta im Senate die Erklärung ab, daß er aus der Annahme des Handelsvertrages mit Deutschland eine KabinetSfrage mache und die Wahl zwischen seinem Rücktritt und der Auf lösung der Kortes stelle. Hierzu wird dem „Temps" aus Madrid geschrieben, daß die Kabinetskrisis den Rücktritt der Minister d.s Auswärtigen, des Innern, der Finanzen, der Kolonien und der Arbeiten herbeiführen dürfte. Die spanische Krisis bedeutet in politischer und finanzieller Beziehung den Triumph des Finanzministers Gamazo, in wirthschastlicher den Beginn des entschiedenen Protektionismus. England. Eine höchst abfällige Kritik hat vor einigen Tagen der Herzog von Cambridge als Oberbefehlshaber des englischen Heeres gelegentlich einer in Aldershot (Hampshire) stattgehabten großen Feldübung geübt. Die Truppen bestanden aus 8744 Mann Infanterie, 2064 Mann Kavallerie und 53 Geschützen. Die angreifende, südliche Abteilung, welche Generalmajor Grcgorie befehligte, zählte 5200 Mann, die nördliche unter Generalmajor Sir W. Butler 3500 Mann. Als nun das Manöver vorüber war und die Offiziere sich um den Oberbefehlshaber gesammelt hatten, um dessen Ur- theil entgegenzunehmen, bezeichnete der Herzog die angewandte Taktik als theilwcise idiotenhast. Die reitende Artillerie habe fick einmal von Kavallerie umzingeln lassen, ohne sich aufzu raffen, weil sie die Gefahr nicht erkannte. Der Herzog schloß mit der Bemerkung, es thäte ihm wohl, Jemanden in eine Falle gehen zu sehen, noch mehr gefiele es ihm, wenn Jemand wieder aus der Falle herauskäme, er hasse aber^ Jemanden zu sehen, der nichts thäte. Wir haben bereits in Kürze berichtet, daß im englischen Oberhause die Gesetzesvorlage, welche das Verbot der Ehe mit der Schwester de: verstorbenen F au aufheben will, ab gelehnt wurde. „Jahr für Jahr", schreibt man aus London, „hat diese Bill beide Häuser beschäftigt. Die Königin nimmt ein persönliches Interesse an der Vorlage, und es ist bekannt, daß sie es gern gesehen hätte, wenn der verstorbene Groß herzog von Hessen nach dem Tode der Prinzessin Alice deren Schwester, die Prinzessin Beatrice, geheirathet hätte. Aber trotz allem vom Hofe ausgeübten Drucke findet die Bill den erblttertsten Widerstand bei den Lords. Niemand kann sich darüber beklagen, daß die britischen Pairs ihre Sitzungen durch unnnütze Debatten übermäßig in die Länge ziehen. Nein, spartanische Kürze ist meistens das Losungswort der Lords. Aber wenn eine kirchliche Frage, und besonders das kirchliche Eherecht auf die Tagesordnung kommt, so kann man nur die Geduld des Oberhauses bewundern, mit welcher es die Darlegungen anhört, die es schon hundertmal angehört hat. Der Lordkanzler, Lord Herschell, brach bei der letzten Verhandlung eine Lanze für die Aufhebung des Verbotes. Ob man glaube, daß es in den Vereinigten Staaten und in den britischen Kolonien keine Schwägerinnen gäbe? Ob dort die Beziehungen der Familienmitglieder unter einander schlechter wären? Dort bestände kein solches Verbot. Der Erzbischof von Canterbury vertrat schließlich den Standpunkt der Kirche. Der Prinz von Wale«, der nicht verfehlte, der Sitzung beizuwohnen, stimmte für Aufhebung des Verbotes. Aber alle einundzwanzig englischen Bischöfe stimmten dagegen. Das bisherige Kirchenrecht behielt bei den Lords wieder recht
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite