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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189406252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-25
- Monat1894-06
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1894
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Riesaer j Tageblatt Tclegramm-Adrrsse .Tageblatt Rtesa und Anzeiger (Elbeblall o«d Lyeiger). Amtsblatt ^«77" der König!. Amtshanptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts nnd des Stadtraths zu Riesa. 144 Montag, SS. Juni 1894, «SeuSS. 47. Jahr,. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Ta, Abends mit Ausnahme der Sann- und Festtage. Bierteljährlicher »«Pi^prri» bei Abholung in den Expeditionen tu Mesa und Strehla, den Ausgabestellen, «owi, am Schalter der kaijerl. Postanstaltrn 1 Mart 25 Ps.. durch die Trilger srei In, Hau, 1 Mark vv Pf., durch den Briefträger frei in« Hau« 1 Mark 6S Pf. MvigeuMnnah»« für di« Nummer de« Ausgabetage« bi« Bormittag S Uhr ohne Eewtlbr. Lau» und »«lag mm Lnuga, » »iuterttch d, »tafa. - «eßhäftSflell»; »apnuteuftra»« ü». - Für dir R^acttou nemutmorUtch: Har». Schmidt tu «tefa. Im Hofraume des Hotels zum „Kronprinz,, hier sollen Donnerstag, Sen 28 Juni 1894, Vorm. 1v Uhr, 1 runder Tisch, 1 Nähtisch, 4 Rohrstühle und 1 Häckselschneidemaschine g-'gen sofortige Bezahlnng meistbietend versteigert werden. Riesa, 2S. Juni 1894. Der Ger.-Voüz. des Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. Bekanntmachung. Bitte. Veranlaßt durch die schönen Erfolge, welche in den Vorjahren mit der hier veranstalteten sogenannten Ferienkolonie erzielt worden sind, hat der unterzeichnete Stadtrath beschlossen, auch m diesem Jahre wieder während der bevorstehenden großen Schulferien einer Anzahl von armen, schwächlichen oder kränklichen Kindern eine Kräftigung und Erholung zu Theil werden zu lassen. Ta bei der gesunden Lage unserer Stadt mit ihrem schönen Park eine Ueberführung der Kinder nach einer anderen Gegend in ländlichen Aufenthalt sich verüberflüsstgt, so soll denselben doch täglich Vormittags eine reichliche Quantität frischer, guter Milch mit einem Brödchen Mittags ein einfaches, kräftiges und reichliches Mahl und zum Vesper wiederum Milch mit Brödchen vera'reicht werden. Tie Mahlzeiten sollen im Park gehalten werden. Der unterzeichnete Stadtrath richtet an alle Freunde der Armen und Kinder die ergebene Bitte, zu dem edlen Zwecke bald und recht reichlich beizusteuern, da eS nur hierdurch möglich wird, den bedürftigen Kindern die ihnen so nöthige Stärkung und Kräftigung zu verschaffe«. Beiträge werden an den durch Plakate kenntlichen Samwelstellen entgegengenommen, außerdem wird eine Liste durch einen Sammelboten auszetragen werden. Riesa, den 25. Juni 1894. Der Stadtrath. Klötzer. Sch. Am »8. Juni Nachmittag 5 Uhr wird im Kasernenhofe der Reitenden Abtheilung 1. Feld-Lrt.-Regts. No. 12 zu Riesa ein 6 Wochen altes Hengstfohlen versteigert. . Carnot ermordet. Der Präsident der französischen Republik, der ehren- werthe Carnot, ist einem gemeinen Meuchelmorde zum Opfer gefallen. Diese überraschende Meldung wurde unS heute früh durch Telegraph übermittelt und wir brachten sie, soweit es möglich war, unfern Lesern durch Extrablatt breits zur Kenntniß. Das Telegramm meldete: Lyon. Als Präsident Earnot gestern 9»/, Uhr Abends vom Handelspalast nach dem Theater fuhr, sprang ein Indi viduum auf das Trittbrett des Landauers und versetzte dem Präsidenten einen Dolchstich ins Herz. Der Rhonepräfect Rivaud, der neben Carnot saß, stieß den Attentäter aus die Straße hinab, welcher, verhaftet, erklärte, Italiener zu sein, Cesario Giovanni Santo zu heißen und 2? Jahr alt zu sein. Er spricht schlecht französisch, wohnt seit sechs Monaten in Cette und kam gestern früh nach Lyon. Im Theater wurde die Nachricht vom Präfecten mitgetheilt. Die Meldung erregte furchtbare Scenen und Aufregung. — Carnot, nach der Präsectnr gebracht, starb 12^ Uhr. Carnot, am 11. August 1837 geboren, wurde am 3. Dccember 1887 an Grsvys Stelle zum Präsidenten der Republik gewählt und er erfüllte die Pflichten seines hohen Amtes mit Hingebung und Umsicht. Seine Amtszeit wäre mit Ablauf des Jahres zu Ende gewesen, falls nicht seine Wiederwahl erfolgt wäre. Ein nichtswürdiger Mordbube hat nun plötzlich dem französischen Staate sein Oberhaupt geraubt und es ist wohlbegreiflich, daß in Folge der Unthat in unserm Nachbarreiche große Aufregung herrscht. Die uns im Laufe des Tages noch zugegangenen Nach richten melden: Lö. Lyon, 25. Juni. (Originalbericht des „Riesaer Tageblattes".) Ter Präsident Carnot nahm gestern Abend an dem Bankett theil, brachte das Wohl der Ausstellung aus, beglückwünschte dieselbe zu dem großen Er folg und sagte, ein einziges Herz schlage in allen Franzosen, wenn es sich um die Ehre, die Sicherheit und die Rechte des Vaterlandes handele. Dieselbe Einigkeit beherrsche auch die Bewegung in der Richtung des Fortschritts und Ge rechtigkeit, wovon Frankreich der Welt ein glänzendes Beispiel zu geben habe. Nach dem Bankett formirte sich vor dem Handelspalais eine lange Wagenreihe, Carnots Wagen voran. Neben Carnot saß der Rhonepräfekt Rivaud. Carnots Wagen fuhr um 9 Uhr 10 Min. unter den jubelnden Zurufen der dichtgedrängten Menge ab. Carnot dankte, fortwährend grüßend. Plötzlich in der Mitte der langgestreckten Fassade des Commerzialpalastrs sprang ein Individuum auf daS Trittbrett des Wagens Carnots. Die Zunächststehenden sahen Carnot erbleichen und in den Wagen zurücksinken; sie stürzten auf das Individuum loS, welches von einem Faustschlage des Rhonepräfecten auf die Straße herabgeschleudert worden war. Carnot hatte einen Stich in die Herzgegend erhalten. Dicht neben den Großcordon der Ehrenlegion drang da» Blut un aufhörlich hervor. Der Attentäter wollte entfliehen. Die Menge, anfänglich zu Stein erstarrt, ergriff ihn und hätte ihn zerrissen, wenn nicht eine große Anzahl Polizeiagenten ihn ihr entrissen hätten. Eine Bedeckung von mehr al« 10 berittenen Gardisten brachte den Attentäter, welcher mit ge senktem Haupte, mit Jacke und Mütze bekleidet, dahin schritt, nach der Polizeiwache, wo er gefaselt und streng bewacht wurde. Alsdann erschienen der Rhonepräfect und andere berufene Persönlichkeiten, um ihn zu verhören. Der Mörder antwortete ohne Erregung, aber auch ohne Großsprecherei, in schlechtem Französisch, erklärte sich für einen Italiener Namens Cesario Giovanni Santo. Er ist 22 Jahre alt und giebt an, feit 6 Monaten in Cette zu wohnen und Sonntag früh nach Lyon gekommen zu sein. Bei der Untersuchung fand sich ein Arbeitsbuch vor, vom 20. Juni in Paris abgestempelt, welches angiebt, daß der Attentäter in Monte Visconti in der Provinz Mailand geboren ist. Der Attentäter schrieb sodann mehrere lateinische Worte auf: „Cesario Giovanni Corso Duca Genova, eine wohlbekannte Familie, Magon Francisco." Un möglich war es, aus ihm etwas andres herauszubringcn. Er sagte, er werde nur vor den Geschworenen reden. Inzwischen fuhr der Wagen mit dem Präsidenten nach der Präfektur. Die Menge konnte Carnot aufrecht im Wagen sitzend, bewußt- und regungslos, mit erloschenen Augen liegen sehen. Aus der Wunde floß neben dem Großcordon fort während das Blut. Die Szene erschütterte das Volk zu Thränen. General Bonus und der Rhonepräfekt, sowie der Bürgermeister hoben den Präsidenten mit großer Mühe aus dem Wagen und brachten ihn in das nächste Zimmer. Die herbeigerufenen Aerzte hielten eine Operation für nöthig. Dr. Ollier erweiterte die von dem Mordstahl gemachte Wunde. Carnot erlangt die Besinnung wieder und sagt mit deutlicher Stimme: „Wie Sie mir wehe thun!" Die hierauf vorge nommene Untersuchung ergab eine schwere Verwundung und einen sehr bedenklichen Zustand, umsomehr, als innere Ver blutung zu befürchten ist. Die Präfektur wird abgesperrt, alle Zugänge zu Carnot werden streng bewacht. Draußen harrte die Menge, Schrecken auf allen Gesichtern; überall hört man die Frage, ob Carnot mit dem Leben davonkommen werde. Unterdessen um 9 Uhr — hatte sich das Theater mit den eingeladenen Gästen zur Festvorstellung gefüllt, die ungeduldig die Ankunft des Präsidenten erwarteten. Plötzlich verbreitete sich das Gerücht, Carnot sei das Opfer eines Attentats ge worden. Furchtbare Bestürzung. Die Frauen schrieen auf. Es herrschte allgemeine Bewegung. Die offiziellen Persönlichkeiten verließen das Haus, um Nachricht zu bringen. Die ganze Stadtbevölkerung ist in den Straßen versammelt. Eine Weiter bewegung war unmöglich. Die allgemeine festliche Beleuchtung hatte die ganze Bevölkerung als Zuschauer versammelt. Um 9*/, Uhr fuhr der Wagen mit dem Ministerpräsidenten und dem Rhonepräfekten im raschen Gange vor daS Theater. Die Menge ruft: „Es lebe Carnotl" Aber Dupuy richtet sich erschüttert auf, winkt mit der Hand und antwortet: „Ruft nicht so; der Präsident ist daS Opfer eines Attentats!" Furchtbarer Eindruck; zuerst Stillschweigen, dann von allen Seiten Verwünschungen und Racherufe gegen den Mörder. Der Rhonepräfekt trat in daS Theater und theilte von der Präsidentenloge auS daS Attentat mit. In Wuthausbrüchen schrie die Menge: „Rache dem Mörder!" Rivaut erzählt Einzelheiten, bei jedem Wort von Zwischenrufen unterbrochen. Schließlich theilte er mit, angesichts de» schrecklichen Ereignisse» werde die Vorstellung nicht stattfinden. Das Publikum ver ließ in dumpfem Schweigen das Haus. — Ein um 11'/, Uhr ausgegebenes offizielles Bulletin besagt: „Der Zustand Carnots ist beunruhigend, aber nicht verzweifelt. Der Stich ist in die Lebergegend gegangen und hat reichlichen Blutverlust erzeugt, der aber zum Stillstand gebracht sei." Um 11»/, Uhr begann jedoch der Blutverlust wieder. Die Aerzte sind zu einer Operation entschlossen, um womöglich den Blutverlust zu stillen. Alle ärztliche Bemühun gen sind indes vergebens; uin 12^ Uhr stirbt Carnot. Ueber d .s Ereigniß gab der Conseilpräsident Dupuy an den Kammerpräsidenten, den Senatspräsidenten und alle Staatswürdenträger nachstehende offizielle Depesche auf: „Carnot auf der Fahrt von der Handelskammer nach dem Großen Theater von Dolchstich getroffen. Attentäter festhielt mit einer Hand Wagen, mit anderen Dolch. Carnot sofort nach Präfektur gebracht, wo erste Aerzte Lyons um ihn bemüht. In dieser schmerzlichen Prüfung schließt sich die Regierung den Wünschen Frankreichs für den Präsidenten der Republik an. Dupuy. Madame Carnot mit beiden Söhnen. Dr. Planchon." Weiter liegen zu dem traurigen Ereigniß uns noch folgende Meldungen vor: -s Lyon, 25. Juni. Nach beendigtem Verhör wurde der Mörder in ein unterirdisches Gefängniß gebracht, wobei Gewalt angewendet werden mußte. Der Mörder wird streng bewacht. Die Menge schreit fortwährend: „Tödtet den Mörder!" Den ganzen Abend hindurch erwarteten dichtgedrängte Massen vor der Präfektur Nachrichten über das Befinden des Präsi denten mit größter Theilnahme. Bei der Todesnachricht wuchs die Aufregung ungeheuer. Die Massen warfen sich auf die Restaurants, in welchen italienische Kellner bedienten, stürmten auf das Gefängniß los und verlangten den Tod des Mörders. Das Restaurant Casati wurde gänzlich ver wüstet, desgleichen die CafHs Maderni und Matessi. Die Polizei schritt überall ein. Strenge Maßregeln wurden ge troffen, um das italienische Consulat zu schützen. Als einige Personen französische Fahnen schwenkten, wurde geschrieen: „Nieder mit den Fremden! Hinaus mit den Fremden!" Bor dem italienischen Consulat wurde die Menge mehrmals von der Polizei zerstreut. Die Massen zogen sich endlich mit den Rufen zurück: „Es lebe die Armee!" Paris, 25. Juni. Die Nachricht von dem Attentat erregte überall furchtbare Bestürzung und Aufregung; nach dem dasselbe in den Theatern und Restaurants gerüchtweise bekannt geworden war, eilte das Publikuni vor die Redakttonen, um Details zu erfahren. Allgemeines tiefes Mitgefühl gab sich für Carnot kund. Nach Mitternacht verbreiteten Extra blätter die Attentatsnachricht auf den Boulevards. In tiefer Ergriffenheit, vielfach unter Thränen, verlasen einzelne der umstehende Personen die Telegramme. 1° Pari», 25 Juni. Die Minister sind um 1 Uhr von Lyon abgereist. Der Ministerrath tritt heute zusammen. -s- Paris, 25 Juni. Der Kongreß tritt heute oder morgen zusammen. (Wettere Depeschen s. unter „Neueste Nachrichten.")
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