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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961124014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896112401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896112401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-11
- Tag1896-11-24
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Größere Schriften laut unserem Preis verzetchniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Taris. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Norgeit - Ausgabe, ohne Postbesürderuug 60.—, mit Postbesörderung .4t 70.—. Ännahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Bei den Filiale» und Annahmestelle» je »ine halb« Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Grdedition zu richten. Druck uud Verlag von E. Polz in Leipzig Jahrgang: 597. DienStag den 24. November 1896. Feuilleton. Panzer oder Torpedo? Zwei Seeofficierswetten von Christian Brnkard. Nachdruck verboten. „Nein, deine Torpedoboote imponiren mir nicht, lieber Kurt: ich lobe mir die Hochseeschiffe." Capitain zur See Sunvewall, dem diese Anrede galt, iebnte am Fenster seines Wohnzimmers und entgegnete seinem Vetter, dem Contre-Admiral Maercker: »Sind eben doch ver- leufrlte Dinger. Denk' nur 26 bis 28 Knoten." „Mögen sie meinetwegen So Knoten laufen. Sind ja auch nur von dünnem Eisenblech und im Handumdrehen in den Grund geschossen." „Wenn man sie trifft." Der Admiral lächelte. „Nicht treffen? Mit Revolver« kanonen? Z, das wäre!" „Ein paar Kugeln thun ihnen übrigen» auch noch nicht viel, wenigstens können sie dann immer noch ihre Torpedos lanciren — nein, du unterschätzest diese Waffe." „Na, wir werdens ja erleben." Mit den letzten, etwa« unwillig bingeworfenen Worten brach der Admiral ein Gespräch ab, das er schon ost mit seinem Vetter geführt, obne daß eine Verständigung erzielt worden wäre. Capitain Sundewall nahm jedoch beim Ein tritt seiner Tochter, die eine Flasche Sherry und zwei Gläser brachte, den Faden sofort wieder auf: „Brav, Sophie; das ging ja fix." Halb dem Admiral zugewentet, bemerkte er mit Bezug auf das junge Mädchen: „Flink wie 'n Torpedo boot." „Gesund und kräftig wie ein Panzerkreuzer", entgegnete der Admiral, nm keine Antwort schuldig zu bleiben. Sophie hatte eingeschenkt und kredenzte den Wein. „Ab scheulich!" schmollte sie. „Nun wird man gar mit Sckiffen verglichen. So geht» aber, wenn man sein junge- Leden in Gesellschaft alter Seebären vertrauern muß. — Warum hast du eigentlich nicht geheiratbet, Onkel Maercker?" Der Gefragte trank bedächtig sein Glas aus, trat an'S Fenster und sagte hiuauSblickend: „Habe kalt die Zeit zum Heiratben verpaßt. — Komm mal her, Sophie. Tu magst doch die alten Seebären nicht leiden; wie gefallen Dir denn die jungen da unten?" Sie wurde krebsroth beim Anblick zweier Lieutenants zur See, die, den Admiral grüßend, soeben heraufsahen. „Ader Onkel . . ." „Setz mir dem Mädel nichts in den Kopf", brummte der der Capitain gutmütbig. Der Admiral lachte bebaglich. „Na, was denn? DaS Alter zum Heiratben hat sie doch, und die beiden da unten dürften ihr schon gefallen. Pirat und Hansow heißen sie, sind mit mir von WilbrlmSbaven gekommen, schneidige, junge Officiere, haben rein den Teufel im Leide." „Wie zwei geladene Torpedoboote", fing Capitain Sunde wall wieder an. Statt ihres OheimS antwortete Sophie: „Ihr mit Euren häßlichen mörderischen Kriegsschiffen! Da gefällt mir doch ein hübsche» Segelboot, wie der Kutter dort, tausendmal besser. Sieh nur, Onkel, da» reizend graziöse Fahrzeug!" „Kein Wunder — die „Najade", das schnellste Boot m der Kieler Förde", sagte der Admiral mit verschmitztem Lächeln. Möchtest da» schmucke Ding wohl haben? Brauchst e» nur dem Papa zu sagen." Sophie wandte sich dem Vater zu. „Zst'S wahr, Papa? O, kaufS mir, Papachen! Ich segle jo leidenschaftlich gern." „Werd'» bleiben lassen", antwortete der Capitain kurz; „dreitausend Mark soll der Kutter kosten, wie man bört." „Wenn'» noch 'n Torpedoboot wäre!" höhnte der Andere. Plötzlich schnellte Sophie herum und klatschte in die Hände: „Silentium! Ein Vorschlag zur Güte: Euer Streit „Panzer oder Torpedo" ist immer noch nicht ent schieden. Wettet doch! Der Verlierer muß mir die „Najade" kaufen." Die „Verjohnbllrkeit" Frankreichs. Von besonderer Seite wird unS geschrieben: Der StaatSsecretair de» deutschen Auswärtigen Amtes bat in seiner Rede vom 16. d. M. der Zuversicht Ausdruck gegeben, daß der Friede in Europa auf absehbare Zeit hinaus vor Störungen gesichert erscheine. Wir halten diese Auf fassung für berechtigt, wenn wir auch unsere Friedens zuversicht, wenigstens zum Theil, aus andere Gründe basiren, als Herr von Marschall. Wir betrachten als den Angelpunkt der europäischen Situation den russisch-englischen Interessengegensatz und die Haltung, welche die deutsche Politik ihm gegenüber einnimmt. Wenn die Verhütung des französischen Revanchekriegeß von irgendwelchen anderen Faktoren als unserer eigenen mili- tairischen Stärke und der Zuverlässigkeit unserer Verbündeten abhängig ist, so ist es von dem Schwergewichte, mit dem Rußland, je nach dem Verhalten der deutschen Diplomatie seinen eigenen Plänen gegenüber, auf Frankreich drückt, ent weder in der Richtung fernerer Friedfertigkeit gegen uns, oder in der Richtung der Förderung uud Verwirk lichung des französischen Revanchegedankens. Daß dieser Gedanke in den 23 Zähren, welche seit dem Kriege verstrichen sind, nicht nur in der Beschaffenheit seiner ge legentlichen Ausbrüche in Wort und Schrift, sondern auch seinem Wesen nach eine Abschwächung erfahren habe, stellen wir auf das Allerbestimmleste in Abrede und warnen aufs Ernstlichstc davor, sich durch die jetzige Haltung der Franzosen zur gegentheiligen Annahme verleiten zu lassen. Es hieße die Erfahrungen einer dreihundertjährigen Vergangenheit der deutsch-französischen Beziehungen zu Gunsten einer fünfund zwanzigjährigen optimistisch in den Wind schlagen und den Nalionalcharakter des französischen Volkes vollständig verkennen, wenn man die scheinbar friedfertige und versöhnliche Tendenz der heutigen französischen Politik als ein Ergcbniß des ehr lichen Entschlusses Frankreichs, den Frankfurter Frieden endgiltig zu acceptiren und auf die Revanche zu verzichten, betrachten wollte. Wir sind durchaus davon überzeugt, daß die jetzige Ge schmeidigkeit der Franzosen auf nichts Anderes zurückzuführen ist, als auf Rücksichten nach der russischen Seite hin. Sie fürchten, und namentlich nach den Bismarck'schen Enthüllungen über den deutsch-russischen Neutralitäts vertrag, jetzt noch weit mehr als je, Rußland durch irgend welches Accentuiren der Revancheidee in Verlegenheit zu bringen und gegen sich zu verstimmen. Die französischen Staatsmänner sind, obwohl Franzosen und mithin ebenso wie ihre Landeleute von der künstlich unter drückten Revanchesucht erfüllt, immerhin in genügend hohem Maße Realpolitiker, um sich nicht darüber zu täuschen, daß Rußland weit davon entfernt ist, seine Truppen um der schönen Augen Frankreichs willen, sowie unter Preisgabe der Ziele der eigenen Politik in den Dienst der gegen Deutsch land gerichteten französischen Hoffnungen und Wünsche zu stellen. Aber sie glauben und rechnen mit Zuversicht darauf, daß, wenn Frankreich sich klug und unter vorläufigem Verzicht auf die eigenen Absichten den russischen Intentionen fügt, über kurz oder lang der Moment kommt, wo Rußland durch Fehler der deutschen Politik in eine Situation gebracht wird, in der ibm die Begünstigung des französischen Revanche krieges als ein angemessenes Auökunstsmitlel erscheint. Dieser Fall könnte namentlich dann cintretcn, wenn Rußland die Ueber- zeuguug erlangte, daß in Deutschland abermals eine Parteinahme gegen Rußland und für England sich vorbereite, und wir glauben nicht irre zu gehen, wenn wir annehmen, daß die Hamburger Enthüllungen in erster Linie die Verhütung einer solchen Eventualität im Znteresse des deutschen Reiches und der Erhaltung des europäische» Friedens bezweckten. Die Franzosen wissen und lauern darauf, daß beim ersten russischen Kanonenschüsse in einem Kriege, der Deutschland, aktiv oder auch nur wohlwollend neutral, auf der antirussischcn Seite finden würde, ihre Lebels mit russischer Zustimmung und Unterstützung von selbst gegen Deutschland loSgeben. Auf diesen Zeitpunkt, der nach französischer Vorstellung in einer näheren oder ferneren Zukunft liegt, ist in Wahrheit der Blick der Franzosen immerdar gerichtet, und wenn sie sich den Anschein geben, irgend anderswohin zu sehen, so beruht das auf der Absicht, zu täuschen. Es giebt für die Unaufrichtigkeit des zur Schau getragenen französischen Entschlusses, zum Verzicht aus die Rückeroberung Elsaß Lothringens, auf die Wiederherstellung der 1870/71 verloren gegangenen französischen und pröpouckörgnoe legitime in Europa keinen besseren Beweis, als die Unablässigkeit des französischen Werbens um das russische Bündniß, und wenn Len Franzosen durch die 1890 erfolgte Nichterneuerung des deutsch-russischen Friedens vertrages von deutscher Seite der größte Dienst geleistet worden ist, der überhaupt möglich war, so haben sie eS ihrer seits sehr gut verstanden, sich diesen Fehler der deutschen Politik nutzbar zu machen. Wir müssen darauf rechnen, daß Frankreich andauernd bemüht bleibt, sofort Capital daraus zu schlagen, wenn in den inzwischen wieder besser gewordenen deutsch-russischen Beziehungen abermals eine Verschlechterung einlreten sollte. Wenn von einer wirklichen Versöhnung Frankreichs trotz aller enlgcgenstehcndcn geschichtlichen und psychologischen Gründe die Rede sein könnte, so würde die Haltung Frankreichs Rußland gegenüber gar keinen Sinn haben, während sie umgekehrt in dem ungeschwächten, aber versteckten Fortbestand der französischen Revancheabsichten ihre volle Erklärung findet. Tie Erklärung des französischen Ministers des Aeußeren Hanotaux in ter Sonnabendsitzung der französischen Deputirtenkammer bewegt sich in derselben Richtung und wenn er sagt, ein „höheres Interesse", welches die Kammer verstehen werde, lege ihm die Pflicht auf, hinsichtlich der Entente zwischen Frankreich und Rußland den genau abgewogenen und vereinbarten Ausdrücke von Cberbourg, Paris und Cbalons in den Reden des Zaren und der Vertreter der französischen Regierungen nichts binzuzufügen, so wird dieses „höhere Znteresse" von der französischen Kammer wohl weniger in der Richtung der Rücksicht auf Rußland, als in der Richtung der einstweiligen ferneren Verheimlichung de» angeblich von Rußland unterstützten französischen Revanche gedankens zu suchen sein. Es würde unseres Erachtens in dem gegenwärtigen Momente für die deutsche Politik keinen größeren Fehler geben, als den, die Versöhnung Frankreichs als bereits erfolgt oder wenigstens in der Vorbereitung begriffen anzu sehen. Derartige irrige Auffassungen würden naturgemäß im gegebenen Falle zu einer Minderbewerthung der Rücksicht auf Rußland namentlich dann führen können, wenn, was wir nicht wissen, englische Bemühungen unausgesetzt und niit sehr wirksamen Mitteln in Berlin an der Arbeit wären, um einen abermaligen Curswechsel der deutsche» Politik herbeizuführen. Deutsches Reich. * Leipzig, 23. November. Der „Germania" ist das Mißgeschick widerfahren, von dem in Mainz mit national liberaler Hilfe gegen den Socialdemokralen gewählten klerikalen Reichstagsabgeordneten Di-. Schmitt der Lüge überführt zu werden. Das Berliner pseudonyme Zesuilen- blatt behauptete, das Cenlrum könne in Mainz auch siegen, ohne daß ibm die Nationalliberalen eine einzige Stimme zur Verfügung stellten. I)n. Schmitt dagegen hat an seine Wähler folgende Danksagung gerichtet: „Nach dem heute endgiltig festgestellten Wahlresultate bin ich mit einer Mehrheit von 17b Stimmen zum Reichstagsabgeordncten für den Wahlkreis Mainz-Oppenheim erwählt worden. Herzlichen Dank allen Denen, welche zur Herbeiführung dieses Resultates mit gewirkt haben! Besonderen Dank aber den Männern, welche, obschon sie meine politischen Anschauungen nicht thetlcn, doch — frei von Vourtheilrn — mir ihr Vertrauen geschenkt baben! Wenn ich auch nur von der Hälfte der Wähler in Len Reichstag entsendet werde, sichle ich mich doch als Vertreter der ganzen Bevölkerung und werde bestrebt sein, sür die Interessen aller meiner Mitbürger, sür die Interessen der von uns Allen in gleicher Weise geliebten Stadt Mainz und unseres gesegneten Wahlkreises und des ganzen Vaterlandes nach besten Kräiten zu arbeiten. Mainz, den 18. November 1896." Zn diese moralische Ohrfeige theilt sich übrigens brüder lich mit der „Germania" ein ebelsinniger Ritter vom Geist, der, daS genannte Blatt von Leipzig aus „bedienend", auch die Mainzer Wahl und unsere Bemerkungen über sie zu einer ergötzlichen Stylübung benutzt hat. Berlin, 23. November. Am Donnerstag ist in Posen das neue Priesterseminar für die Diöcesc Posen-Gnesen eingeweiht worden. Auf der Dominsel ist es errichtet; ein langhingestrcckter stolzer Bau. Der CultuSminister selbst hat sich beeilt, die Fonds dafür flüssig zu machen, nachdem er bei Besichtigung des alten Klostergebäudes, Las früher das Gros der Kleriker beherbergte, sich hatte überzeugen lassen, daß ein neues Gebäude ein bringendes Bedürfinß sei. Es war dies zu der Zeit, als der Erzbischof von Posen noch bezüglich der nationalen Bedürfnisse der Ostmark sehr viel Überzeugungs kraft der Regierung gegenüber besaß, — nicht nur in rebu8 ecelesiastieis. Das alte Gebäude ist nun für bas Knaben seminar bestimmt, daS der Erzbischof demnächst darin zu errichten beabsichtigt, freilich erst nach einigen bau lichen Veränderungen. Zn Posen wenigstens bestand noch im Spätherbst de» Jahres die Ansicht, daß ein Gebäude, daS angeblich den sanitären Ansprüchen Erwachsener nicht entspricht, sür die gleichen Bedürfnisse von Knaben erst recht nicht ausreiche. Bei der Bedeutung, welche die Propstei als PolonisationScentrum bat, ist der Geist, der in Posener Seminaren weht, sür die Lage LeS DeutscbthumS im Osten von größter Bedeutung. Ter Klerikernachwuchs der letzten Zähre ist ausgesprochen agitatorisch. Er betheiligt sich leitend an polnischen Arbeitervereinen und Gesangvereinen, man findet ihn als Mitglied beim Sokole, führend in den polnischen Erwerbs vereinen. Zn derTrackt und seinem ganzen öffentlichen Auftreten trägt er den Nationalpolen demonstrativ zur Schau. Durch diejeS Seminar gehen aber auch die deutsch-katholischen Kleriker auS der Provinz, die früher in Breslau ober Münster studirten und hier wenigstens ihren deutschen Charakter unverfälscht erhielten. WaS von ihnen zu der Kategorie des „schwankenden Rohres" gehört, wird in dem Seminar rettungslos polonisirk Mit Stumpf und Stiel wirb erst recht das deutsche Empfinden getilgt, wenn vorher der Lebensgang gar noch durch da-- Knabenseminar hindurchgefübrt hat. Unter diesen Umständen sind die Reden besonders bemerkenswerlh, die bei der Eröss nung de» Seminars vom Erzbischof v. Stablewski und dem Vertreter der Slaatsregierung, dem Oberpräsidenten v. Wila mowitz-Möllen dorff, gehalten worden sind. Der Erz bischof bewegte sich vorwiegend in loyal klingenden, aber wenig verpflichtenden Allgemeinheiten. Ueber die Pflichten dein preußischen Staat gegenüber äußerte er sich vorsichtig, er bitte zu Gott, daß dieses Seminar eine Pflanzstätte des Heils sür viele Geschlechter bleibe, „welche das ewige Heil der Seelen, das zeitliche Wohl der Menschen, die Ordnung und die Sicherheit des Staates begründen", und führte weiter über die „Verpflichtung des Priesters im Gegensatz der Confessionen und Nationalitäten" aus, er müsse „sein Herz rein bewahren von irgend welchem Haß oder irgend welcher Verbitterung und Parteileidenschafl". Zn Anbetracht der Erfahrungen, die man mit dem polnischen Klerus, den Herren Bartsch, Ander;, SzadzinSki u. s. w. gemacht, war die Rede des Obrrpräsidcnten insofern eine sehr treffende Ergänzung der Ausführungen des Erzbischofs, als dann der Nachdruck auf den Satz gelegt wurde: „Die Slaatsregierung könne nur dringend wünschen, daß diese Mahnungen allzeit beherzigt würden und diese Erwartungen auch in Erfüllung gingen." Deutlicher kann aus berufenem Munde nicht gesagt werden, wie wenig dies bisher der Fall gewesen ist. V. Berlin, 23. November. (Telegramm.) Dem Ver nehmen nach treffen der Prinz Albrecht von Preussen, Regent von Braunschweig, und die Frau Prinzessin Albrecht morgen aus Camenz in Berlin ein, nehmen in dem Palais in cer WilhelmSstraße Wohnung und gedenken, sich am Mittwoch von hier nach Braunschweig zu begeben. Berlin, 23. November. (Telegramm.) Die „Post" meldet: Lbcrst Licbert wurde am Sonnabend vom Kaiser empfangen und reist am Mittwoch in außerordentlicher Mission nach China als Ueberbringer eines kaiser lichen Handschreibens an den Kaiser von China ab. Liebert trifft in Shanghai mit Dehring zusammen unL reist mit ihm gemeinschaftlich nach Peking weiter. -c Berlin, 23. November. (Telegramm.) Dec „Post" zufolge reist Hauptmann Marge» vom Grenadier-Regimen i Nr. 12 am Dienstag mit sechsmonatigem Urlaub zweck- militairischer Studien nach Kairo, reist von dort nach dem Sudan weiter und bezieht sich als Privatmann, in nicht amtlicher Eigenschaft, ins englische Hauptquartier. Von der ursprünglichen Absicht, Morgen als Militair Attachö zu beglaubigen, wurde, wie die „Post" hört, Ab stand genommen, weil es inopportun erscheine, sich dieser halb England zu einer Zeit zu nähern, wo die wegen der Zanzibar-Frage bestehende Spannung noch nicht ganz be teitigt sein dürfte. Morgen wurde vom Kaiser empfangen, welcher ihm Grüße an den egyptischen Generalstabsches Kirchen er-Pascha auftrug. L. Berlin, 23. November. (Privattelegramm.) Von dem hiesigen Vertreter der „Agcuce Havas" geht der „Nat Ztg." mit Beziehung auf die jüngst mitgetheilten Lügen telegramme brasilianischer Blätter aus Paris und Berlin folgende Erklärung der erwähnten Agentur zu: „Wir haben nicht ein Wort der bezeichneten Depeschen nach Amerika ge sendet. Es handelt sich da um angebliche Specialdepeschen, die von den in Betracht kommenden Blättern empfangen worben sind." L. Berlin, 23. November. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Zlg." bestätigt, daß der Abg. vr. Hammacher aue dem Äufjichtsrath der Aktiengesellschaft National-Zeitung ausgetreten ist. — Der heute in Wernigerode stattfindendcn Beisetzung des Fürsten Otto zu Stolberg-Wernigerode wird in Ver Allgemeines Gelächter. „Darauf fallen wir nicht herein, liebes Kind." „Weil Zhr Eurer Sache nicht sicher seid und keinen Mutb habt." „Obo!" riefen die beiden Herren zualeich, und der Admiral fügte hinzu: „So lange meine Revolverkanonen unversehrt sind, kommt mir kein Torpedoboot näher als bis auf zweihundert Meter heran, daö steht bei mir felsenfest." Ter Capitain zuckte die Achseln. „Wenn die Boote schlecht geführt werden . . „So wettet doch!" hetzte Sophie. „Zhr habt ja bald Gelegenheit, die Wette auszutragen, wenn Onkel bei den Flottenmanövern daS Panzergeschwader und Papa die Torpedobootsfloltille commandirt. Wollt ibr nicht wetten?" „Meinetwegen, ich riskire ja nicht» dabei", — sagte der Admiral, worauf sein Vetter trotzig erwiderte: „Ich erst recht nichts — wetten wir!" Sie reichten sich die Hande, Sophie schlug Lurch; die Wette war geschloffen. Ein Ruhetag im Manöver, soweit man bei einem Flotten manöver überhaupt von Ruhe reden kann. Tas Panzer geschwader machte wenigstens schon gegen Mittaa wieder Dampf auf, um auszulaufen und während der Nacht die Einfahrt in die Kieler Bucht zu forciren. Zur Vrrtheidigung bereit ankerten bei Friebrichsort einige Panzersabrzcuge, denen die Slrandbatterien und eine Torpcdobootsvivisioa assistirten. DaS Torpedoboot 8 7, Commandant Lieutenant zur See Pirat, steuerte an der Gefionbrücke vorbei, als der erste Kutter deS Flaggschiffes gerade einige Officiere de- feind lichen Geschwaders dort landete. „Morjen Hansow!" ries Pirat hinüber. „Morzen! Machst wohl die letzte Fahrt mit deinem Kippelkahn? Heute Nacht gebt» euch an den Kragen." „Vorher sprengen wir euch aber in die Luft." „Werden'» ja erleben. E» bleibt natürlich bei unserer Wette." „Selbstverständlich — adjüS!" Pirat winkte dem Ma schinisten „Volldampf" zu und flitzte mit seinem Fahrzeug davon. Die noch auf der Brücke stehenden Officiere sahen ibm nach und einer fragte Hansow: „Sie haben also auch ge wettet?" „Zawohl, noch schärfer al» die Geschwaderchefs, das heiß. Pirat macht sich anheischig, sich unserem Flaggschiffe bis an' hundert Meter zu nähern,' ohne daß er Feuer bekommt." „Pirat ist ein WagebalS; indessen — wie hoch haben Sie gewettet?" Der Gefragte wurde verlegen. Dann sagte er rasch: „Nicht um Geld, DiScretion Ehrensache." Mitternacht. Al» sei die Hölle loSgelassen, so blitzt und donnert und kracht e» vor der Kieler Bucht draußen. Tie angrcifendc Panzerflotte schmettert ganze Breitseiten gegen die Slrandbatterien, die natürlich die Antwort nicht schuldig bleiben. Zwischen der Hafensperre und dem feindlichen Ge schwader schießen aus dem leichtbeweaten, durch elektrische Scheinwerfer taghell beleuchteten Wasserspiegel kleine Torpedo boote hin und wieder, grau gestrichen und dem ungeübten Auge kaum sichtbar. Wie die Bremsen umschwärmen sie die feuerspeienden Hochseeschiffe, um ihnen auS möglichst geringer Entfernung die fischähnlich unter dem Wasserspiegel dahingleitendrn Höllenmaschinen in die Flanken zu lanciren. Die auf den Panzern sind aber auch nicht faul; kommt ein Torpedoboot in den Schußbereich ihrer Revolverkanonen. dann wird e» sofort „mit Eisen zuzedeckt" und außer Gefecht gesetzt, während ein Torpedotreffer al» schwere Beschädigung de» getroffenen Schiffes gilt. Am härtesten bedrängt ist das feindliche Flaggschiff Contre-Admiral Maercker bat sogar auf Ler Commandobrücke zwei Ncvolvergesckütze aufstellen lassen, die im Verein mir i den an Deck stehenden den Wasserspiegel rund um das Schiff I zweihundeit Meter weit fortwährend unter Feuer halten. I Unaufhörlich knattern und vraffela di« Kugilspritze», üherüst«
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