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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.11.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961126027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896112602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896112602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-11
- Tag1896-11-26
- Monat1896-11
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Mpziger TaMat Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 9V. Jahrgang: M Donnerstag den 26. November 1896, Feurllstsn -c I68.N0 218,20 213 20 Di« Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr. Li« Abeud-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. 107.10 98.- 103.60 99.75 88.10 54 SO 14«,5o ' 171, 183.50 Z86, 178.50 123, 120,75 112.50 70.50 80.50 107.2,- 85, 158,70 120, - -cniiüs. 84.25 .00 6 . 101,80 84,2 > ,00,80 101,0 146 60 103.75 125,70 158.60 124, - 110,- 123,50 14250 18! .23 207.75 158.2c> 98L0 170,05 217,35 :5, <td>>> 24,— 84,— 83,-- 135,— 202 80 156.50 111.80 138.50 308<, 788, 158, - 158.80 38,— 166,— 178.50 158 - 170.— 4>,2 101,60 205,80. 81111 158,— grammsätze für sich, ohne auf die DiScussion zurückzugreifen, 'bren soc.alpolUijcken Forderungen Unterstützung lech Von so wird man rann auch nicht eine einzige Forderung finden, w..kl,cker Erkenntm8 der Tu,ge zeugt nur der Beschluß, der von welcher behauptet werden könnte, daß sie nickt bereits bei Men Ende der Tagung gesagt wurde, nicht c.ne Parte,, " angeblich auf den Kampf gegen die Social- ... „ . ... ... religiösen Gleichgiltigkeit derselben eine > die nationale Ge- In -daß in s o c i al p"o l it i s ck e n Fragen, wo man mit Wie bereits berichtet, hat in Japan das Ministerium Ito einem neuen Ministerium unter Vorsitz des Grafen Mazukata Platz gemacht. Der bekannte russische Edina- Reisende Grum-Grischimailo veröffentlicht in den „PeterS- .. burgSkija Wjedomosti" die Antrittsrede, welche Graf O ku m a, - Maßnahmen und Äeußerungen ihrer höheren Schulbeamten in dem Anuahmeschlub für Anzeige»: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 vshr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4'Ühr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expe dttion zu richten. sondern einen Verein unter rem Namen „National-socialer Verein" zu gründen. So bleibt allein die Rechnung, in den Beständen anderer Parteien Verstimmte zu gewinnen, rück sichtlich der conservativen Partei in Geltung, aus deren Kreisen über den Kopf des Herrn Stöcker die Strömung ihren Weg gegangen ist. Denn auch ihr macht wie dem Bund der Landwirlhe der Beschluß des conservativen Parteitages insofern freie Bahn, als dieser den Parteigenossen ausdrück lich nur verwehrt, einer andern „Partei" anzugehören, nicht aber einer fremden „Organisation" oder gar nur einem Vereine. Kaum hat Italien seinen Frieden mit dem NeguS ge schlossen, so findet sich schon ein gefälliger Freund, der bereit in, in Erhthräa sein Erbe zu werden. ES besteht in Italien eine Partei, die für die völlige „ovacuarious" der Colvnie eintritt. Bis zur envgiltigen Regelung der italienisch abessinischen Grenze fällt allerdings jedes Gebiet, aus daS Italien verzichtet, vertragsmäßig Menelik zu, sofern es früher zu Äthiopien gehört hat. Ist aber diese Einschränkung nicht mehr in Wirksamkeit, so erklärt sich England schon jetzt zur Uebernabme der Colonie bereit. Die „Times" erwarten, daß bei etwaiger Aufgabe ErythräaS die Italiener die Eolonie an Egypten, d. h. an England, abtreten würden. Es zeigt sich also, daß der britische Löwe an den 200 000 Quadratmeilen, die er in wenigen Jahren geschluckt bat, noch nickt genug hat, obwohl die britischen Staatsmänner selbst zugeben, daß ibm die Portion noch unverdaut im Magen liegt. Kürzlich tauchte in London DaS Gerückt auf, Ruß land habe Absichten auf die fraglichen Gebiete. Darob große Erregung überall, die in der Erklärung der „Tims" Ausdruck fand, England könne nicht dulden, daß die italienischen Besitzungen in Afrika in Den Besitz anderer europäischer Mächte (mit Ausnahme Englands natürlich) übergingen, da der Weg nach Indien ohnehin ge fährdet sei. Die italienische Regierung ist sich, wenn die Mittheilungen des römischen Correspondenten der „Times" richtig sind, noch nicht klar, was sie mit dem Rest ihrer afri kanischen Herrlichkeit macken soll, wir-' t Entscheidung aber unter allen Umständen nur unter Berücksichtigung Englands und der englischen Interessen treffen und Maffaua, falls eS geräumt werben sollte, an den ursprünglichen Besitzer Egyptens, so. England, zurückerstatten. Wir hoffen aber, daß die große Mehrheit des italienischen Volkes, König Humbert an der Spitze, nicht an die Evacuation, sondern an eine rationelle und vortheilbafte Verwendung der Colonie denkt. Ferner hätte Frankreich die gewichtigsten Gründe, gegen die Festsetzung Englands in Massaua zu protestiren. Und endlich meinen wir, daß eS auch Deutschlands Interessen nicht entspräche, wenn England durch die Besetzung Erytbräas einen weiteren Schritt zum Ausbau jenes afrikanisch-britischen Reiches tkäte, das vom mittelländischen Meere ununterbrochen bis zur Capstadt reichte und für alle anderen afrikanischen ColonialmLchte eine Gefahr bilden müßte. 81-, «26. 25-^ 29' S">- 26» le) 87'... Anzeigen'PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Ree kamen unter dem RedactionSstrich (4ae- spalten) 50^, vor den Familiennachrichtrn (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffern^ flitz nach höherem Tarif. Ledactio» und Erpedition: JohanneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend- 7 Uhr. ,43,— 124, !37, 54,- !S9,50 !08, 12S.2 > 176,- Filialen: Otto Klemm'- Sortim. «Alfred Hahn), UuiversitätSsrraße 3 (Paulinum), Laut- Lösche, KatharineNstr. 14, Part, und Königsplatz 7. den bürgerlichen Parteien, soweit es riesen um die Be kämpfung der Socialdemokratie zu thun ist,in ausgiebigem Maße vertreten wird, so ausgiebig, daß es selbst durch die national socialen Parteigänger nicht besser geschehen könnte, wenn sie im Reichstag schon jetzt so stark vertreten wären, wie sie selbst es für eine ersprießliche Thäligkeit ihrerseits für er forderlich halten. Und als Vorbedingung dafür setzten sie selbst zunächst rund eine Million Wähler. Man kann nicht bestreiten, daß damit reckt herzhaft ins volle Menschenleben hineingegriffen wird. Trotzdem scheint es uns nach den bis herigen Wahlerfahrungen recht zweifelhaft, daß nunmehr, um einiger sehr wohlklingenden Programmsätze willen und in Rücksicht auf den wohlgemeinten Eifer ehemaliger oder noch im Dienst befindlicher Geistlichen und einiger, wenn auch wissenschaftlich hoch angesehener, so doch nicht als Politiker berühmter Gelehrten und sonstiger Einspänner von den alten Parteien alle Anhänger in Hellen Haufen zu Pastor Naumann und Genossen hinüber laufen würden. Und dabei mit der Aussicht, als Träger ihrer bisherigen Forcerungen gegen die geschlossenen, auf feste Traditionen gegründeten, starken und im Reichstag einflußreichen Parleiverbände eine Parteiabsplitterung einzutauschen, von der vor der Hand noch nicht einmal gesagt werden kann, ob sich nicht morgen noch weitere Splitter von ihr trennen, als natürliche Folge der sehr genügen Klar heit über die Zwecke und Arbeitsmöglichkeit, wie sie aus dem Erfurter „Congreß" zu Tage trat. Ihr Schwergewicht will die „Partei" > ' . ' " .' . . demokratie legen; sie will dem Internationalismus und der religiösen t auf den Glauben an Christus und sinnung gegründete Arbeiterbewegung entgegenstellen. Demselben Athemzug wird die These ausgestellt, man ' ' ' . . der Socialdemokratie in Uebereinstimmung sei, Schulter an Schulter mit ihr kämpfen wolle. Daß der erste Gedanke mit dem zweiten, wo die Socialdemokratie eingestandener maßen nur zu revolutionäre» und antinalionalen Zwecken socialpolitische Forderungen vertritt, in einem unlösbaren Widerspruche steht, hat die Tagung nicht weiter gestört. Auch nicht die Erwägung, daß in einer Zeit, wo hauptsächlich die politische Verwirrung der Socialdemokratie Vorschub leistet, eine Politik gegen diese, welche jene Verwirrung in dem Kopfe des Arbeiters steigern muß, ein Unding ist. Auf einem solchen Boden, auf welchem positive Arbeit unmöglich gedeiht, kann schließlich nur diejenige Bewegung gewinnen, welche in der Negation am zielbewußtesten ist — und das ist die Socialdemokratie. Ihr wird die neue Strömung Vor arbeiten. Für die bestehenden Parteien könnte das Nau- mann'sche Unternehmen nur dann Bedeutung gewinnen, wenn diese Parteien forlführen, im Reichstage durch Abwesen heit zu glänzen, und dadurch in den Wählern den Wunsch erregten, einmal einen Versuch mit neuen und allem Anscheine nach eifrigeren Kräften zu machen. Aber auch vor einem solchen Versuche dürsten alle die weiten Kreise zurückschreckcn, die nicht Lust haben, in socialpolirischen Fragen Schulter an Schulter mit der Socialdemokratie zu kämpfen. In allen l diesen Kreisen hält man die Socialdemokratie für bereits 526. - 57.84 631,- 180,50 ! 25,62 5320 84 25 80,40 136,— 13040 8t.ü0 121,90 85 10 8680 Politische Tagesschau. * Leipzig, 26. November. Die vom Reichstage bei der zweiten Lesung der Iustiz- novelle gefaßten Beschlüsse zu verfolgen und zu beleuchten, wird nachgerade zu einer ebenso widerwärtigen, wie zweck losen Aufgabe. Es ist widerwärtig, von Beschlüssen zu reden, die ein verschwindender Bruchtheil Des von der großen Mehrheit beharrlich gemiedenen Reichstags faßt, und es ist zwecklos, Resultate feslzuslellen, über deren Gestaltung bei der Dritten Lesung nicht einmal eine Vermutkung ausgesprochen werden kann. Es ist sogar eine Täuschung der Reichstags wähler, wenn man jetzt überhaupt von Sitzungen des Reichs tags redet. Wo ist der Reichstag? fragt die „Voss.Ztg." und gelangt zu der Antwort: nicht da. Hierin hat Das freisinnige Blatt Recht. Einer unserer Herren Bericht- c^rstatter, Der kürzlich Vie Mindestfreguenz an einem bestimmten SitznngStage der vergangenen Woche aus zwanzig (unter 397) bezifferte, mußte sich den Vorwurf gefallen lassen, er sei schleckt informirt. Ein zufällig während der ganzen Sitzung Präsent gebliebener Abgeordneter belehrte ihn, baß eine gute Weile nur sieben zu zählen waren. Es ist also wirklich nur eine t'alilo convonuo, wenn man z. Z. von dem in Berlin tagenden Reichstage spricht. Aber es ist unrichtig, mit der „Voss. Ztg.", für die Nichlexistenz Des Parlaments die Diätenlosigkeit in erster Linie verantwortlich zu macken. Diese hat immer bestanden, aber der Besuch war in früheren Legislaturperioden auch nicht annähernd so schlecht, wie in diesem Reichstage 1893er Crescenz. Mit der Beschlußfähig keit war es nach dem Anfang der siebziger Jahre allerdings niemals mehr glänzend bestellt, sie erforderte auch die Anwesenheit von 199 Abgeordneten und ist bei zweiten Beraihungen von Materien, die, wie die Justiz novelle, meist nur von juristischen Technikern beherrscht werden, wenigstens kein Herold Der Würve des Hauses ge wesen. Aber Der Anblick, Den der Reichstag jetzt bietet und Der an einen Schulsaal erinnert, in dem einige unfleißige Schüler uachsitzen, der Anblick ist einfach scandalös. Er zeugt von Selbst Mißachtung des Parlaments, und deshalb wäre dem Uebelslanve auch durch die Gewährung von Diäten nicht abgeholsen. Die Socialdemokraten beziehen bekanntlich aus der Parteicasse Tagegelder, aber die Leere auf ihren Bänken wird nickt häufiger durck -IN« Gestalt unterbrochen als in anderen Regionen des Hauses. Manche Parteien sind überhaupt regelmäßig nicht vertreten. So die süddeutsche Volks partei, obwohl gerade in ihrem Recruliruugsbezirk Württem berg und dort gerade in volksparteilichen Kreisen bis vor wenigen Jabren viel Abfälliges über „Absentismus" zu hören war. Der Pflicht vergessen heil ist mit Diäten, die diesen Namen verdienen, nicht entgegenzuwirken. Denn decken Tag- ge'Der, wie sie sollen, lediglich die durch die Abwesenheit des Ab geordneten von seinem Wohnorte verursachten Kosten, so bieten sie ja keinen finanziellen Anreiz. Und wenn sie einen solchen Reiz bieten, dann sind sie eben keine Diäten mehr, sondern eine Bezahlung der parlamentarischen Thäligkeit und beseitigen den ehrenamtlichen Charakter DeS Mandats. Der sogenannte national-sociale Parteitag, der am Montag und Dienstag in Erfurt abgehalten worden ist, bat schließlich den Programmentwurf angenommen, den der Führer der Bewegung, Pastor Naumann, aus dem ur-, „ . . . . . .... fprünglicken Entwurf und einem halben hundert Abände- I überstark und begreift nicht die Möglichkeit, sie wirksam rungöaaträgen zusammengestellt hat. Prüft man die Pro- I dadurch zu bekämpfen, daß man unter Naumann's Führung Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit ^der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefärderkng 60.—, mit Postbeförderung .st 70.,—. rem su, . 12 lckc l p»»»iit rratt»! iLwvtoo; »' ÜS/U- Anzeiger. AwtsUatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes nnd Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. 87.75 113.70 201.50 183.50 171. 120,9!) 183,25 122,— 264,— 82, 238.70 84.75 170, 120,40 >sr 770 io 78,25 82,— 180.75 159,80 113.90 . 41,90 157.90 165,60 165.75 176 50 1135« 134, 53,10 dix. Vsireu IÄ50 .!i, - 41^0 .L, BezugS-PreiS t« der Hauptexpedition oder den im Stadt- bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen ob geholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus „ck 5.S0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ü.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung ins Ausland: monatlich 7.S0. Deutsches Reich. * Berlin, 25. November. Den „Bert. N. N." geht von ihrem Gewährsmann, der sie über die in der „Berliner Correspondenz" amtlich bestrittenen Beschwerden der westfälischen katholischen Lehrer in der Provinz Posen unterrichtet hatte, auf den schon erwähnten Artikel der „Berl. Correspondenz" die folgende Erwiderung zu: „Soeben erhalte ick Kenntniß von dein Artikel der „Berl. Corresp.", in welchem versucht wird, von amtlicher Seite meine Ausführungen vom 14. October über die Behandlung der aus Westfalen stammenden Volksschullehrer in der Provinz Posen zu widerlegen Ich versage es mir, auf alle Einzelheiten dieses Artikels, insbesondere auf die Frage näher einzugehen, ob seinerzeit mehr „ältere Lehrer" oder mehr „SchulamtecanLidaten" von Westfalen nach Posen über gesiedelt sind. Der Schulamtscandidat ist, sobald «r eine Lehrerstelle erhält, nach gewöhnlichem Sprachgebrauch „Lehrer", auch wenn er die letzte Prüfung erst später besteht. Von amtlicher Seile wird — und darauf kommt eS in der Hauptsache an — bestritten 1) daß den nach Posen übersiedelnden Schulamtscandidatcn außerordentliche Zulagen zugesichert worden seien; 2) daß eine Zurücksetzung dieser Lehrer bei Beförderung in besser bezahlte Stellen wegen Unkenntniß der polnischen Sprache erfolgt sei. Was den ersten Punct betrifft, so sagt die amtliche Veröffentlichung ausdrücklich, daß Zusicherungen von dem Ministerium ober von den Bezirksregierungen nicht gemacht worden seien. Ich halte Lein- gegenüber meine frühere Behauptung voll aufrecht. Es sind auchLen Schulamtscandidaten, und zwar beim Verlassen der Seminare, mündliche Zusicherungen wegen Zulagen seitens mehrerer, mir nam haft gemachter Regierungsbeamten gegeben worden, ein.' Thatsache, die dadurch nicht entkräftet wird, daß die Acten des Ministeriums und der Bezirksregierungen darüber keinen Aufschluß geben. Wenn ferner in dem amtlichen Artikel gesagt ist: „In keinem ß Fall ist ein Gesuch um Uebertragung einer solchen (besser bezahlten I Stelle lediglich deshalb unberücksichtigt geblieben, weil der Betreffende I nicht der polnischen Sprache mächtig war", so dürste die königliche I StaatSregierung im vorliegenden Fall nicht hinreichend über alle der Minister des Aeußeren im neuen Cabinet 'Mazukata, hielt. Diese politisch bedeutsame Rede bat folgenden Wortlaut Die Minister in Japan sind dem Volke nicht ver antwortlich. Diele RegierungSweise muß abgeschafft werden. Unse re Ausgabe muß eS sein, unsere Verfassung dahin abzuändern, daß; die Volks vertretung an Bedeutung gewinne. Wir müssen deshalb das Princiv der Minister.Verantwortlichkeit proclamiren, un» die Rechte der Volksvertretung zu erhöhen. Aus Japan muß Aves verjagt werden, was an den Absolutismus erinnert. Die Pliesse muii unbeschränkte Freiheit erhalten. Die Presse drückt die Meinung des Volkes aus, und ich frage, haben wir Diener del) Volkes dc^ Recht, diese Meinung irgendwie zu beschränken? Ich wil l den Augell« blick erleben, wo jeder Japaner seine Meinung völlis; frei äußern kann; darin erblicke ich das Unterpfand für die gi oße Zukunft unseres Landes. Unser Municipalwejen muß ebenfall ) dahin rcor ganisirt werden, daß Alles verschwinde, was das Recht und die Freiheit der Person irgendwie beschränkt. Dieses Pr ogramm wird unser Vaterland zu noch größerem Ruhm führen. Wie daS ofsicielle japanische Organ „Tschit.schi Simpo" meldet, haben sämmtliche Mitglieder des CabinetS Mazukal.r daS Programm des Grafen Okuma mit großem Beifall auf genommen. Auf NeuerungSsuckt und NachahmuncjSlrieb beruht dieses Geschenk an das Volk sicher ebensowenig, wie auf bc soliderer Volksfreundlichkeit der neuen Mänm:r; vielmehr scheint Graf Okuma sich mit großen Plänen zu tragen, für deren Durchführung er des gute» Willens der großen Masst'» bedarf. Hans Jürgen. Roma» von Hedda v. Schmid. Nachdruck verbultu. Als HanS Jürgen einige Tage vor feiner Trauung durch Hortense'S Räume schritt, webte es ibn wie ein eisiger Hauch an von den Seidenmöbeln, den schwellenden Teppichen, den blumengeschmückten Etageren, den kostbaren Spiegeln und Gemälden. Das war die Umgebung, in welcher diese Puppe ohne Seele und Geist fortan ihr Leben verbringen sollte, und cr war im Begriff, dieses scheinenkafte Wesen an sein Geschick zu ketten. Ein Schaudern durchrieselte ibn, und er eilte hin über in die Zimmer, welche Margaret bewohnte. Hier war Sonnenschein, Lickt und Wärme, obgleich Alles an eine Tovte gemabnte, deren Hand niemals mehr ordnend an den tausend zierlichen Gegenständen rücken konnte, einer Tobten, deren Gestalt in (staub Zerfiel drunten im Erbbegräbniß, deren Geist aber lebend durch das Gemach, in welchem Hans Jürgen jetzt sinnend zum zierlichen Nococoschreibtisch heran trat, zu weben schien. Sein Blick siel auf zwei große Photographien, welche auf beiden Seiten des Tisches standen. Die eine stellte ihn selbst und Margaret vor. Auf ibrer Hochzeitsreise hatten sie sich zusammen pbotographircn lassen. Wie reizenv Margaret DaS Weiße Capotbütchen kleidete — den Veil» cnstrauß, der ihre Brust schmückte, hatte er ihr in einem Blumenladen, in den sie im Lorübergeben ein getreten, gekauft. Oh — er meinte den süßen Duft jener Veilchen noch zu spüren — und wie stolz, wie lebenöfrob blickte er selbst drein. Und was war nun aus ihm geworden - Die beiden Sterne, die ihren Schimmer in sein Leben ge worfen, waren für ihn erloschen. Der Tod hatte ihm Margaret entrissen, und Irma — Hans Jürgen wandte den Blick und schaute daS Bild deS Mädchens, daS er nicht ver gessen konnte, lange, lange an. Wenn eS anders gekommen, wenn eS Irma wäre, zu deren Empfang er sein Haus her richtete, er hätte die Zimmer hier, aus denen ihn tausend sonnige Erinnerungen grüßten, nicht verschließen lassen. Er wäre dessen gewiß gewesen, daß Margaret'- verklärter Geist auf ihn und Irma segnend herakgeblickt hätte. Die Frau, der seine Jugendliebe, seine erste aufwallende Neigung gehört, Hortense verstand nicht zu repräsentiren, dies war eben falls ein wunder Punct in Hans Iürgen's Dasein. Er hätte es leichter ertragen, an eine ungeliebte Frau gefesselt zu sein, wenn Letztere Geist besessen hätte und jenen Chic, der eine Frau von Welt kennzeichnet. Hätte Hortense verstanden, HauS zu machen, hätte ihre Liebenswürdigkeit stets neue Gäste nach Lommerdskoff ge zogen, er hätte sich schneller mit seinem Schicksal auSgeföbnt. Ein Glück noch, daß Ellen Mohrenbach jetzt im Hause war; Herr v. Saliday batte Recht, dieses Mädchen war ein Edelstein, eine Perle. Ellen war eS, die den ganzen Haus stand in LommerbShoff leitete, in ihrer geräuschlosen be stimmten Weise hatte sie die Zügel der Wirlhfcbast ergriffen. Die Dienerschaft gehorchte ihr lieber und schneller, als der gnädigen Frau, welche ibre Befeblc in einer so unpräcisen Form zu geben pflegte, daß sich die Unsicherbeit ihres Wesens auch nnwillkürlick auf ibre Untergebenen übertrug. Hans Jürgen empfand Ellen's Nähe wie eine Wohltbat, die zärtlichen Blicke, mit denen seine Frau ihn anschmachrele, widerten ihn an, und in Hortense regte sich bereits ein leises Gefühl der Unzufriedenheit über die Kälte und Förmlichkeit, mit welcher ihr Gatte ihr begegnete. Ellen beutete diese- vorsichtig für ibre Pläne aus, sie wußte in Hortense den Verdacht zu erwecken, daß in Han- Jürgen die Erinnerung an Margaret noch zu tief wurzle und er daher seiner zweiten Frau sein Herz nicht ungetheilt entgegenbringen könne. Ellen selbst war nicht im Zweifel darüber, daß Hortense HanS Jürgen durchaus gleichgiltig war. Er fühlte vielleicht ein gewisses Mitleid mit ihr; sie konnte ja nichts dafür, daß sie in geistiger und leiblicher Beziehung ihren Mitschwestrrn so sehr nachstanb. Heute batte sie ibreu dsau jour, die Toilette, welche sie trug, kleidete sie, und ihre Sprache war weniger monoton und schleppend als sonst. Die naschte ab und zu eine Wein beere und schien mit einem Entschluß zu kämpfen. Sie hatte etwa- auf dem Herzen und wäblte, wie gewöhnlich, die un geeignetsten Momente, um die Angelegenheit, welche sie be schäftigte, zur Sprache zu bringen. „Hans Jürgen", Hub sie an, als in der Unterhaltung der beiden Herren eine Pause eingetreten war, „ich habe eine Bitte an Dich." „Nun?" fragte Hans Jürgen, ein wenig ungeduldig. Hortensen s Wünsche waren gewöhnlich höchst einfältig oder unerfüllbar. und daS Mädchen, daS später seine ganze Seele auSgefüllt, sie halten einander schwesterlich nahe gestanden, und hier in diesem Boudoir mit seinen mit Hellem, geblümtem Stoff be zogenen Möbeln, seinen heiteren Landschaften an den Wänden, dem breiten viereckigen Spiegel über dem Kamin, den zier lichen Etageren und dem bunten, lackirten, japanischen Schirm, hier wäre ibm wiederum ein wolkenloses Glück erblüht. Irma wäre der geeignete Charakter gewesen, ihn und seine Neigungen in andere Babnen zu lenken. E- batte nicht sein sollen, er, der stolze Mann, der kühn lich das Schicksal herausgefordert, er war dem eisernen Walten vesselben unterlegen — sein Schicksal hieß nur Hortense.. . HanS Jürgen lachte bitter auf — es klang unheimlich durch daS Gemach, dieses Lachen, dann erhob er sich und verließ daS Boudoir, die Tbür sorgfältig hinter sich verschließend. Der Diener trat ihm entgegen und meldete einen Besuch. ES war einer von HanS Iürgen's Nachbarn, mit dem er früher nur oberflächlich verkehrt, heute begrüßte er denselben wie einen alten Freund. Er fühlte sich stets wie von einer schweren Last befreit, wenn er nicht allein zu sein brauchte mit seinen Gedanken. Er wußte, daß sein Leichtsinn ihn dazu gebracht, daß er nun Alles batte daran setzen müssen, seinen Besitz zu erhalten — aber dieser Leichtsinn sollte ihm nun auch helfen, die Folgen deS gethanen Schrittes zu tragen. Auf den Balcou zu LominerdShoff siel die Septemberfonne. DaS Weinlaub begann bereits in rotbgetöntem Farben spiel zu schimmern; auf dem Tischchen, welches in den Schutz deS BalconvorbangeS gerückt war, lagen auf einem mit Malerei geschmückten Porzellantcller die ersten, in LommerdS- hoff am Spalier gezogenen Weintrauben. Hortense v. Lommerd in einem weiß und blau gestreiften Kleide aus französischem Flanell lehnte in einem der gufi- eisernen Balconsessel, ihr gegenüber rauchte ihr Gatte ,n seiner etwa- nachlässigen Manier seine Cigarre, und Bruno Mengen, der seit zwei Tagen Gast in Lommerd-hoff war, hielt eine leichte PapyroS zwischen den Lippen. „Nur nicht allein sein, allein mit dieser Frau", da- war HanS Jürgen-' stete Furcht, und so hatte er sich fast vom ersten Tage seiner Ehe an mit andern Menschen zu umgeben gesucht. Nun kamen. Gottlob, bald die Herbstjagden, da würde er noch mehr von Hause sein, wie eS jetzt der Fall war, und auch in LommerdShoff würde man häufig Gäste sehen. „Möchtest Du nicht HanS Joachim in sein Elternhaus zurückkehre» lassen?" „Ich bedeutete Dich schon einmal, daß mein Sohn sich bei der Baronin Hohenort vortrefflich befindet." „Aber setzt bin ich die Mutter Deine- Knaben, und re ist mein heiliges Recht, über ihn zu wachen und seine Er ziehung zu leite«." Ein sehr aufmerksames Ohr hätte vernommen, daß Hortense diesen Satz gleichsam so heruntergeleiert, wie eine einzelernte Phrase. Da war kein HerzenSton, keine wirkliche Empfindung in ihrer Stimme, nur eine eigensinnige Bc tonung lag auf den Worten. „Du die Erziebung HanS Joachim'- leiten?" Hans Jürgen legte seine Cigarre bei Seite und blickte seine Frau voll aufrichtigen Erstaunens an. „Erlaube, Hortense, Laß ick daran zweifle, daß Du bei Deiner Unerfahrenheit i:n Stande sei» tönntest, die Verantwortung für die Erziehung und Pflege eines so kleinen Kindes zu übernehmen." „Ich bin aber die Mutter", beharrte Hortense eigensinnig. Hans Iürgen's Stirnader begann zu schwellen. „Wie kommst Du nur plötzlich auf diese Idee?" fragte er, sich zur Rübe zwingend. Ihn empörte der Gedanke, das; dieses selbst noch der Erziehung bedürftige Geschöpf sich zur Pflegerin und Erzieherin seines Liebling« auswerfen wollte. Hortense drückte ihr Taschentuch an ihre Augen. „Es ist keine Idee", sagte sie weinerlich, „und eS ist hagt von Dir, HanS Jürgen, daß Du mir meine Bitte abschlägsi. Papa gab mir Alle-, waS ich wollte, und erfüllte mir jeden Wunsch." HanS Jürgen begann auf dem Balc-n auf und ab zu schreiten. „Ich denke, wir verschiebrn diese Erörterung aus ein anderes Mal", sagte er, vor seiner Frau sieben bleibend, dock wirst Du mich stet«, waS diese Deine Bitte anbetrifft, eben so unzugänglich finden, wie eben. „WaS meinen Sie, werdcn wir morgen günstiges Iagdwetter haben?" wandte er fick dann an Bruno, welcher sich während dieser kleinen ebelichcn Scene ziemlich ungemüthlich gefühlt hatte. Er war uvck immer der alte Schwärmer, die nüchterne Beschäftigung aus dem Comptoir seines Vaters hatte nicht vermocht, die lieber- spanntbeit, die in seiner Natur lag, zu unterdrücken. Er kam sich selbst so unterdrückt vor; ibn zog eS nun einmal in höhere Spbären und in höhere Gesellschaftskreise. Sein Traum, Han« Jürgen'- Gast in LommerdShoff zu sein, hatte sich nun endlich verwirklicht, ihm schien c« jetzt,
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