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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961127028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896112702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896112702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-11
- Tag1896-11-27
- Monat1896-11
- Jahr1896
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8tzV8 sichtig genug, nm zu verhüten, daß im Falle einer Ent- sckädigung sich ein spekulative« Zusammenströmen der Staat-schuld in »schwache" Hände bis an die Höhe der Ent- fchäbigung»grenze einstelltr, abgesebe» davon, daß eine Prü fung privater Verhältnisse in den seltensten Fällen ein allen in gleicher Lage Befindlichen gleichermaßen gereckt werdendes Ergebniß bat. Dader ist davon abgesebe» worden, die Ent- fchadigungSfraae kleiner Privatkapitalisten in Erwägung zu ziehen. Ausschlaggebend war die Rücksicht darauf, daß kleine gewerbliche Capitalisten ihr Vermögen zum allergeringsten Theil anders als eben in ihrem Gewerbe angelegt baden, und daß, wo eö sich um Wittwen und Waisen handelt, meistens solche von Beamten in Frage kommen. Eine direkte Entschädigung ist auch hier nicht tbunlich erschienen. Die bevorstehende Erhöhung der Wittwcn- und Waiscngelder kommt auch diesen, da sie keine rückwirteude Kraft haben kann, nickt zu Gute. ES wird aber, wie wir vernebmen, Vor sorge getroffen werden, zu den jetzigen Wittwenpensionen und Waisengeldern aus einem dazu auszuwersendcii Dis positionsfonds im Bedarfsfall, der der Prüfung unterliegt, Zuschüsse zu gewähren. Bei dieser Gelegenheit soll dann auch berücksichtigt werden, inwieweit das Unterstützungs- bedürfniß durch die Wirkungen der Eonversion gerecht fertigt wird. * Berlin, 26. November. Der Bundesratb hat in seiner heutigen Sitzung ferner dem Besoldungs- und Pensions etat der Reichsbankbeamttn für 1897, dem Entwurf einer Ausnahmebestimmung von dem Verbote der Sonnlagsarbeit in Mälzereien, sowie den AuSschußanträgen, betreffend den Salzsteuerverwaltungskostenetat für Anhalt, betreffend den Zoll- und Salzsteuerverwaltungskostenetat für Elsaß- Lotbringen und betreffend die zollfreie Ablassung von Mineralöl zu Rafsinations- und anderen gewerblichen Zwecken die Zustimmung ertheilt. Angenommen wurde ferner oer Zollanschluß des neuen Fischereihafens in Geestemünde, sowie eine Abänderung der Vorsckriften über die Denaturirung von Salz. Die Vorlage, betreffend die zollfreie Ablassung von EiSdunkerrahmen, -ringen und -deckeln bei der Verwendung zum Schiffsbau, und eine Denkschrift über die Ausführung der seit dem Jahre 1875 erlassenen Anleihegesetze wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. — Der Geh. Rath Di. Dill er ist zum stellvertretenden BundeSrathöbevollmäck- tigten für vaS Königreich Sachsen ernannt worden. — Nacktem im ß 57» der Gewerbe-Ordnung das Alter, vor dessen Er reichung der Wandergewerbeschein den Inländern in der Regel zu versagen ist, vom vollendeten 21. auf daS voll endete 25. Lebensjahr erhöht worben ist, bat der BundeSrath in den heute beschlossenen Ausführungsbestimmungen zur Ge werbeordnung auch für Ausländer die Zulassung zum Gewerbebetrieb im Umherziehen, anstatt wie bisher von der Erreichung des 21., von der Ueberschreitung des 25. Lebens jahres abhängig gemacht. Von diesem Erforberniß darf aus nahmsweise gegenüber solchen Ausländern abgesehen werden, welche nachweislich in dem nächsten vorangegangenen Kalender jahre einen Wandergewerbeschein für dasselbe Gewerbe er halten haben. — Das ReichSmarineamt setzte die Probefahrten der im Bau begriffenen Kreuzer L. nnd l-. und „Ersatz Freya" für das nächste EtatSjahr fest. — Die hiesigen Amerikaner feiern heute den heimatb- lichen DankfagungStag durch eine große Festtafel im Kaiserhofe, an der etwa 20V Personen tbeilnehmen. Der Botschafter Mr. Uhl wird dort vor der Tafel einen Empfang adhalten und später den Vorsitz führen. Die Botschaft selbst, daS Generalkonsulat und andere Amerikanern gehörige Ge bäude hatten TagS über festlich geflaggt. — Der preußische Minister deS Innern hat die Ober präsidenten davon in Kenntniß gesetzt, daß die Berichte der den kaiserlichen Missionen in London, St. Petersburg, Wien, Washington und Buenos Aires zugetheilten land- und forstwrrthschaftlichen Sachverständigen, welche ge eignet sind, einem möglichst weiten Kreise von Interessenten zugänglich gemacht zu werden, vom Auswärtigen Anne der „Deutschen LandwirthschaftS-Gesellschaft", deren Mitglieder — etwa 11 OVO an Zahl — sich über ganz Deutschland ver breiten, zum Zwecke der Veröffentlichung zugestellt werden. — Zu der Angelegenheit des LandgerichtSdirrctors Lüty erfährt daß „Volk" vom Hofprediger a. D. Stöcker, daß demselben die von Herrn v. Verlach gebrachte Nachricht, Lüty sei an Gehirn erweichung gestorben, völlig neu war. Was er seiner Zeit an Herrn v. Verlach erzählt habe, sei Folgendes: Der Kaufmann Paasche war mit Herrn Lüty in Nervi zusammen und erzählte bei seiner Rückkehr, daß der Letztere nervös sehr leidend gewesen sei und ihm gesagt habe, einige Processe seiner letzten Dienstzeit, darunter auch der Proceß Bäcker, hätten seine» Gesundheitszustand stark angegriffen. — Zu der Erklärung deS Pfarrers I. Werner auS Bickendorf über die Verfügung deS Kirchenregiments, die er „al- ein Verbot seiner bisherigen socialpolitischen Thätigkeit auffaffea" zu müssen glaubt, bemerkt die vom Hofprediger a. D. Stöcker herauSgegebene „Deutsche Evangelische Kirchen-Zeitung": „Wir können vorläufig unS nur dahin aussprechen, daß wir dir Verfügung deS <kv. Ober-Kirchen-Nathes auf das Lebhafteste beklagen. Werner gehört zu den besonnensten Socialschristftellern unserer Kirche. Wohin grrathen wir, wenn ihm seine Thätigkeit verboten wird? Freilich wird er nun wohl klarer als bisher erkennen, wie gefähr lich r» für di« gesammte christlich-sociale Bewegung war, daß die „Jungen" unter Naumann'S Führung eine socialpolitischr Stellung einnahmrn, die an einigen Punkten unhaltbar und praktisch be denklich war." Hierauf entgegnet die „Kreuzztg": „Der Umstand, daß Pfarrer Werner, der vor einiger Zeit auS dem ckristlich- socialen Parteivorsiande auStrat, sich den Naumannianern zugewendet bat, kommt, wie wir von Anfang an betont haben, bei der ganzen Frage ebensowenig in Betracht, als seine etwaige politische Richtung. Den Anlaß zu der Verfügung wird lediglich seine allzu häufige Abwesenheit ans Reisen geboten baben, die der berufsmäßigen Erfüllung seines Amtes au der Gemeinde Eintrag thun mußte." — Abgeordneter Di. Lieber vertheidigte am Montag in einer Versammlung der CentrumSpartei in Hanau, der „Hanauer Zeitung" zufolge, die parlamentarische Partei gegen die Vorwürfe verschiedener Zeitungen, daß sic bei der Interpel lation über die Enthüllungen der „Hamburger Nachrichten" sebr zahm gewesen sei. Redner verwahrte sich dagegen ent schieden, denn wer die Verhandlungen verfolgt habe, müsse sagen, daß noch Niemand von Blumen so erstickt und von seidener Schnur erdrosselt morden sei, als Der, der die Enthüllungen in die „Hamb. Nachr." gesetzt habe. (!!) — Zur diesjährigen Bewegung der Maurer wird der „Post" gemeldet: Die Baucontrole hat ergeben, daß auf 630 Baustellen 6795 Maurer arbeiteten; die Arbeitszeit war auf 5l!l Bauten mit 5l6l Maurern neun, auf 1l7 Bauten mit 1634 Maurern zehn Stunden. Die Abrechnung von der diesjährigen Bewegung ergab eine Einnahme von 71003.E und eine Ausgabe von 45 126 — Nach den letzten Beförderungen in der kaiserlichen Marine ist Prinz Adalbert, dritter Sohu des Kaiferpaares, dem Patent nach ältester Unterlientenant zur See. — Zu Ehren des heutigen Geburtstages der verwittwelen Kaiserin von Rußland sand in der Kapelle der russischen Botschaft heute Vormittag ein Gottesdienst statt. — Nachdem der kaiserliche Geschäftsträger in Bukarest v. Hum- bracht einen Urlaub angelreten hat, sungirt daielbst bis auf Weiteres der z»r Vertretung dorthin entsandte zweite Secretair bei der Botschaft in Konstantinopel v. Belom-Saleske als Geschäftsträger. — Der „Reichsanzeiger" widmet dem verstorbenen Admiralitäts rath a. D. Brix, nichtständigem Mitgliede des Patentamtes, einen ehrenden Nachruf. — Der Abgeordnete Geh. Rath v. Voß feierte heute seinen 80. Geburtstag. Von der freiconservativeu Fraction des Abgeord netenhauses ist an ihn ein Glückwunschtelegramm gerichtet worden. * Berent, 25. November. Daß die Deutschen, wenn sie einig sind und der Wahlpflicht genügen, Erfolge erzielen können, zeigte sich auch bei den hiesigen Stadtverordneten wahlen. Dort wäblten 93 Procent der Berechtigten. Zum ersten Male seit 18 Jahren wurden auch in der dritten Abtheilung die deutschen Candidaten gewählt. * Kiel, 26. November. Ter Kaiser verblieb Nachmittags an Bord des Panzers „König Wilhelm". Abends sand an Bord der „Hohenzollcrn" eine Mittagstafel statt, zu welcher Prinz Heinrich und Admiral v. Knorr geladen waren. Admiral Hollmann ist heute Abend nach Berlin abgereist. * Hamburg, 26. November. Eine von Tausenden besuchte Versammlung der Werftarbeiter beschloß, erst in den Generalstreik einzutreten, wenn die streitenden Schauerleute dazu auffordern. — An den Senat wurde eine Resolution gesandt, in welcher gegen den Zuzug italienischer Arbeiter Einspruch erhoben wird. — Auch der Ver ein der Maschinisten will die morgige Beschluß, fassung über den Generalstreik abmarten, ehe die Mit glieder die Arbeit niederlegen. — DaS Gerücht, der eng lische Arbeiterführer Tom Man sei in Hamburg verhaftet worden, ist unbegründet. — Die Hafenarbeiter in Harburg haben beschlossen, sich dem hiesigen Ausstande anzuschließen. — AuS Genua wird der „Franks. Ztg." gemeldet: Der hiesige Vertreter deS Hamburger Lloyd hatte zwei- hundert Dockarbeiter angeworben, welche diese Nacht nach Ham burg abfahren sollten. Der Präsect suspendirte die Absahr t und bat telegraphisch die Regierung um Instruction. Der Präfecl möchte etwaigen Tumulten, wie die in Zürich, zuvorkommeu. * Oldenburg, 25. November. Der Eisenbahnausschuß des Landtages lehnte eö ab, für die Eisenbahndirectivn ein bautechnisches Mitglied anzustellen. Da daö Anerbieten der Regierung, ein solches Mitglied zu ernennen , ein Entgegen kommen bedeutete, so scheint es, daß mau im Landlag den Gegensatz zum Ministerium nicht will abschwächcn lassen. * Pofen, 25. November. Bei der vor einiger Zeit in Posen abgehaltenen Sitzung des Hauptvorstandes des „Vereins zur Förderung des^ DeutschlhumS in den Ost marken" sind auch die Satzungen für die Ver waltung des vom übrigen VereinSvermögen getrennt zu haltenden StipendiensondS, desseu Begründung im Februar d. I. erfolgte, genehmigt worben. Der Fonds hat bis jetzt durch freiwillige Beiträge, unter Mitrechnung der Zeichnungen für die folgenden Jahre, die Höbe von etwa lOOOO erreicht und soll bäuerlichen Landwirthen, Handwerkern, Gewerbetreibenden und Kaufleuten den Besuch von Fachschulen ermöglichen. Bisher sind 1200 Stipendien gewährt worden. Ein Zehntel der jährlichen Gesammteinnabmen des Vereins wird dem Stipendienfonds fortab überwiesen werden. Zum Besuch rein wissenschaft licher Lehranstalten werden Stipendien nicht gewährt. * Toltngen, 25. November. Der Ausfall der hiesigen Stadtverordnetenwahlen scheint gar nicht den Er wartungen der Socialdemokraten entsprochen zu haben. Dem „Vorw." wird nämlich von hier gemeldet: „Bei der heutigen Stadlverordnelenwahl wurden 3 Candidaten der vereinigten reactionären Parteien gewählt. Genosse Kerschbaum, der Vorsitzende des Mrsserschleifer-Bereins, kommt mit dem Can- divaten der vereinigten Gegner in Stichwahl. Der Wirtheverein gab zu Gunsten der Mückmaschcandidolen den Ausschlag. Wegen grober Verstöße gegen das Wahlgesetz wird Protest eingelegt werden." ßiscuach, 25. November. Der Name des Herrn Grafen v. Hocnsbroech bat auch aus Eisenach seine Zugkraft auS- geübt, denn der gestern Abend im „Tivoli" stattgebabte Vor trag des Genannten war so überaus zahlreich besucht, daß der Saal und die Galerien deS „Tivoli" säst überfüllt waren. * Vrsurt, 25. November. Auch im Eisenbahndirections- bezirke Erfurt sind die Babnhoföwirthe von der Direktion aufgefordert worden, sich darüber zn äußern, ob sie zu den vom Publicum verlangten Buttcrbröden Margarine statt Butter verwenden. * Schwabach, 25. November. Die hiesigen Gemeinde wahlen werden ein Novum bringen. Die Socialdemo kraten haben mit den Nationalliberalen und den Freisinnigen gemeinsame Sache gemacht, um, wie es in dem betreffenden Schriftstück beißt, „endlich einmal dem nnerbörten Terrorismus ver Demokratie ein Ende zu bereiten". Man kann sich denken, wie dieser Beschluß auf die Demokraten gewirkt bat. Sie speien „Tod und Ver derben". (Allg. Ztg.) * AuS Württemberg, 25. November. Kürzlich wurde über den Falt Bauer berichtet. Der Soldat Bauer vom Infanterie-Regiment Nr. 122 beging Selbstmord und als Ursache hierfür wurde die ibm zu Theil gewordene Behand lung bezeichnet. Wie der „Fränk. Cur." mittheilt, ist Lieute nant Rabe am 18. November in Zusammenhang mit dieser Affaire in Hast genommen worden. - Metz, 24.November. In der Spionage-Angelegenheit wird noch immer eifrig geforscht, hauptsächlich unter den Gefängniß- aussehern. Der Redactenr Petry hatte gestern ein vierstündiges Verhör zu bestehen. Petry ist ein geborener Trierer, aber bereits vor dem Kriege 1870 hier eingewandert. Nach dem Besuche des Gymnasiums in Montigny trat er in das hiesige Priesterseminar ein, verließ dieses aber vor Einpfang der Weihen und verheirathete sich. Petry arbeitete hier, da er der deutschen und französischen Sprache gleich mächtig ist, für verschiedene einheimische Zeitungen, zuletzt als zweiter Redakteur der von der einheimischen katholische» Geistlichkeit gegründeten „Lothringer Presse". Zur Zeit des Hannejchen Processes war er ohne feste Stellung, befand sich in sehr mißlicher Lage nnd war vielfach auf die Unterstützung seiner Familie angewiesen. Personen, die Petry kennen, fürchten, daß die ihm zur Last gelegten Vermittelungen durch seine damalige Nothlage veranlaßt sein könnten. (Boss. Ztg.) Oesterreich -Ungarn. * Wien, 26. November. (Abgeordnetenhaus.) Im weiteren Verlause der Sitzung wurde der Gesetzentwurf, betreffend die provi- soriiche Regelung der Bezüge der Staatsdiener, unverändert nach der Ausschußvorlage angenommen, nach welcher der Gesetz entwurf am 1. Juli 1897 in Kraft tritt. Im Laufe der Debatte trat der Finanzminister vr. v. Bilin ski entschieden für die Regierungs vorlage ein, welche bestimmt, daß das Gesetz erst mit seiner Ver- önentlichung in Kraft tritt. Der Minister erklärte ferner, die Regierung beabsichtige, für einen großen Theil der Diurnisten niedrig dotirte Posten zu schaffen. Die Frage der Alters« und Jnvaliditäts- Versorgung der Diurnisten werde demnächst geregelt werden. " Pest, 26. November. Die ungarischen Industriellen ent sandten eine Abordnung von 100 Mitgliedern an den König, um für besten nnd der Königin Theilnahme an der Jahrtausend-Aus stellung zu Lanken. Aus die Ansprache der Abordnung erwiderte der König, es gereiche ihm zur besonderen Freude, Laß die Indu striellen durch ihr Erscheinen ihm Gelegenheit gegeben hätten, ihnen als den wackeren Industriellen der Jahrtansend-LandesauSstellung sür jenen opferwilligen nnd unermüdlichen Eifer, den sie zum Vor- theil der Ausstellung entfaltet hätten und dem der glänzende Erfolg in erster Reihe zu verdanken wäre, feine volle Anerkennung mündlich ausfprccken zu können. Die Abordnung sprach sodann bei dem Handelsminister Daniel vor. — Der König ist heute Abend nach Wien zurückgcreist. * Pest» 26. November. Wie die Blätter melden, soll Wilhelm Toth, ehemaliger Minister des Innern und nachmaliger Präsident des gemeinsamen Oberrechnnngshofes, zum Präsidenten des Magnateubauses ernannt werden, da der bisherige Präsident Slavy aus Gesundheitsrücksichten von dieser Stelle zurückzutreten wünscht. Tie liberale Partei i» Ungar». ' Pest, 26. November. Heute Abend fand die erste Con« ferenz der liberalen Partei statt. Der Präsident Baron Podmaniczky begrüßte die vollzählig erschienene liberale Partei. Der Ministerpräsident Baron Banffy richtete an die Partei eine Begrüßungsrede und hob dann hervor, die abgelauscnen Wahlen wären eine Endabrechnung gewesen, welche darüber Aufklärung geboten hätte, ob die Thätigkeit der liberalen Partei den Interessen und Len Anforderungen Les Landes entsprochen hätte. Diese Endabrechnung hätte auch der Partei Gerechtigkeit widerfahren lassen. Redner betonte die Zustimmung zu diesem Programm, aus welchem die Partei stehe; dieses Prograinm müsse die Thätigkeit der Pariei auch in der Zukunft leiten. Man stehe vor großen, wichtigen Aufgaben, zu deren Lösung man einer starken, einheitlichen Partei benöthige. Die Gegner trachteten, die Einheit der Partei aus persönlichen Gründen zn spalten, da sie dies auf principieller Grundlage nicht thun könnten; darum ersuche er, die Partei möge volles Ver trauen zur Regierung haben und überzeugt sein, daß dieselbe zähe an ihrem Programm festhalten werde; sie habe keine Sonderinterefscn und werde sich nur die staatlichen und materiellen Interessen Les Vaterlandes vor Augen hatten. Der Minister zweifelt nicht, daß die Regierung und die Partei in der Lage sein werden, die ihrer harrenden Aufgaben mit Erfolg zu lösen. (Lang anhaltende begeisterte Eljenruie). DaS Parteimitglied Berzewiczy gab dem Vertrauen der liberalen Partei zur Regierung unter lebhafter allgemeiner Zustimmung Ausdruck. Frankreich. " Paris, 26. November. (Senat.) Der Präsident gedachte mit ehrenden Worten des heute verstorbenen Mitgliedes deS Senats Arago und sckloß darauf zum Zeichen der Trauer die Sitzung.— Die Bureaux der Kammer wühlten eine Commission, die mit der Prüfung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erneuerung des Privi- leginms der Bang ue Le France, beauftragt werden soll. Die Commission ist dem Entwürfe geneigt. Paris, 26. November. Die „Academie sran?aise" hat in ihrer feierlichen JahrcSsitznng den Gobertpreis im Betrage von 10000 Frcs. dein Minister Hanotaux sür seine Geschichte des Cardinals Richelieu zuerkannt. Verweltlich»», der Mädchenschule»; Aria». * Paris, 27. November. (Telegramm.) Die meisten Blätter erklären die gestrige Ablehnung des Antrags Jourdan's auf Verweltlichung der Mädchenschulen für sehr be deutungsvoll. Die gemäßigten republikanischen Zeitungen beglückwünschen das Ministerium dazu, daß es diesen Com- promiß mit der Opposition abgelehnt habe. Die konser vativen Blätter erklären die Ablehnung als einen Beweis dafür, daß der Antiklerikalisnius an Zugkraft verloren habe. — Der Untersuchungsrichter Poittevin unterzog Arton in Sachen der Panama-Angelegenheit einem längeren Verhöre. Gerüchtweise verlautet, Arton habe schwerwiegende Ent hüllungen gemacht nnd die Erlanbniß erhalten, photo graphische Ausnahmen seiner Panamapapiere auS London kommen zn lassen. Belgien. Vooruit; Schiffsconossemente. H Die samoseAnseele'scheVooruit-Verwaltung kommt auS den Verlegenheiten nicht heraus. Die übsr- zeugungstrenestcn Genossen kehren dem Arbeiterschinder dcu Rücken. Jetzt hat auch daSVerwaltungsrathßmitglicd Seffers sich zurückgezogen. Er war der einzige, der vermöge seiner Bildung in die Geheimnisse der doppelten Buchführung cingeweiht war und daher die Seele der kaufmännische» und Cassenangelegen- heiten des Vooruit. An seine Stelle tritt ein ehemaliger Weber geselle, der kaum notbdürflig lesen und schreiben kann. Die VerwaltungSratböthätigkeit SefferS' ist einem ehemaligen Fabrikarbeiter Jan Pankok übertragen worden, dessen Un wissenbeit ihn selbst im Kreise seiner nächsten Bekannten zur Zielscheibe deS Spottes macht. Solche Strohköpfe werden natürlich niemals wagen oder im Stande sein, die Eirkel des Khans Ansecle zu stören. — Dem Vernehmen nach ist der belgischen Regierung dieser Tage von dem französischen Cabinet eine Anregung zugegangen, die Initiative zu einer Neuregelung der Frage der SchisfS-Eonossemente zu ergreifen. ES steht die Einleitung einer diplomatischen Action in dieser alle Handels- und Schifffahrtsinteressenten berührenden Angelegenheit zu erwarten. Eventuell wird die Frage vor einen Eongreß von Fachangehörigen gebracht werden. Italien. - Alexander von Serbien. Rom, 26. November. (Aussührlick.) Nach dem heutigen Frühstück im königlichen Palaste ans dem Quirinal begab sich der König von Serbien zu Wagen nach dem Gasthofe „Zum Qui rinal", um dem daselbst wohnenden serbischen Gesandten Bogitiche- witsch einen Besuch zu machen. Bon hier aus fuhr sodann der König mit dem Kriegsminisier und sieben anderen Persönlichkeiten, sänuntlich in großer Uniform, in Privatwagen nach dem Vatikan, um dem Papste seinen Besuch abzustatten. Eine Compagnie ita lienischer Carabinieri mit Fahne und Musik erwies unter den Klängen der serbischen Hymne die militairischen Ehren. Zu beiden Seiten des Wagens, in welchem der König saß, nnd welchem je ein Zug Carabinieri voranritten und folgten, ritten zwei Ofsiciere dieser Truppe. Bon den: Rusticucci-Plape über den Pctersplatz bis zum Porticns Karl's Les Großen bildete eine italienische Infanterie- Brigade unter dem General Aymonino Spalier. Der Wagenzug fuhr um 3'/s Uhr in den Vatikan ein. Der König von Serbien wurde daselbst mit königlichen Ehren empfangen. Vom Vatikan wird König Alexander in derselben Weise nach dem Gasthofe „Zum Quirinal" und von dort in königlichen Wagen nach dem Quirina!» Palasle zurückkehren. Ein äußerst zahlreiches Publicum wohnte der Fahrt des Königs zum Vatikan bei nnd begrüßte denselben ehr- surchtsvoll. — Beim Eintritt in den Vatikan wurde der König Alexander durch den Almosenier und mehrere geist liche nnd weltliche Persönlichkeiten empfangen, welche den König und das Gefolge bis zu dem Vorzimmer und den päpstlichen Gemächern begleiteten. Der König betrat den Audienzsaal und verblieb daselbst allein mit dem Papst gegen Stunden; alsdann wurde das Gefolge des Königs dem Papste vorgestellt. Nach der Audienz begab sich der König zur Begrüßung Les Car- dinal-Staatssecretairs Rampolla. Um 4"/^ Uhr verließen der König nnd das Gefolge den Vatikan. Ter König nahm später Len Thee bei dem serbischen Gesandten Bogitschewiljch ein und begab sich hierauf nach dem Quirinal. Rampolla wird dem Könige nach dessen Rückkehr aus Neapel den Besuch erwidern. * Rom, 26. November. Heute Abend fand zu Ehren des Königs von Serbien ein diplomatisches Diner im Quirinaj und daraus eine Galavorstellung ini „Teatro Costanzi" statt. Morgen begicbt sich der König von Serbien nachNeapel und wird voraus sichtlich am Montag hierher zurückkehren. Gerüchtweise verlautet, der König von Serbien habe den Papst gebeten, in Belgrad ein katholisches Bisthnm zu errichten und ein Concordat abzuschließen. sie es wollte, der ersehnte Streit zwischen den beiden Neben buhler» war auSgebrochen. Eine wie ernste Wendung derselbe genommen, ahnte Hortense in ihrem beschränkten Geist und ihrem Mangel an Welterfahrung nicht im Geringsten. Sie glaubte, Bruno habe durch sein Eintreten für sie HanS Jürgen bewiesen, daß letzterer sehr im Unrecht handle, sich so wenig um sie zu kümmern; die entzückende Balltoilette, welche Hortense sich für daS bevorstehende Fest bestellt, würde Hans Jürgen's Aufmerksamkeit noch mehr auf seine bisher von ihm so ver nachlässigte Frau lenken. Hortense befand sich bei diesen Erwägungen in gehobener Stimmung und verschmerzte eS daher leicht, daß Hans Jürgen, ohne sie weiter eines Wortes ober eines Blickes zu würdigen, den Salon in entgegen gesetzter Richtung wie Bruno verließ. Während er die Treppe seiner Wohnung binunterstieg, um Lenningen, der ebenfalls in Reval war, aufzusuchen und ihn zu bitten, sein Sekundant zu sein, sagte er halblaut vor sich hin: „Um Nicht-." ch Zwei Stunden nach der in Hortense'S Salon stattgefun denen Scene kehrte Ellen, welche im Auftrage der jungen Frau verschiedene Einkäufe und Bestellungen gemacht, nach HauHi zurück. »ie fand Hortense in deren Schlafzimmer, mit der An probe ihrer überreich mit Stickereien verzierten seegrünen AtlaStoilette beschäftigt. Während deS Berichts, den Ellen über die gemachten Commissionen erstattete, hatte die Jungfer ihrer Herrin beim Anlegen eines Hauskleides geholfen und die Balltoilette fortgebracht. Nun kauerte Hortense, wie sie eS liebte, faul in der Ecke ihrer Couchette und bedeutete Ellen, ihr gegenüber Platz zu nehmen. „Ich muß Ihnen noch etwa« erzählen", sagte sie. Und mit dem glücklichen Lächeln eine« verwöhnten Kindes, welche- daS begehrte Lieblina^spielzeug erkalten, berichtete Hortense, waS zwischen ihrem Manne und Bruno vorgefallen. Heber die Tragweite der entstandenen Folgen machte sie sich -ar keine Gedanken. „Er ist eifersüchtig, Hans Jürgen ist eifersüchtig, Gott hat meine Gebete gekört", schloß sie befriedigt. Ellen hatte stumm dagcscffen, jetzt kam Leben in ihre Gestalt — sie sprang auf und trat dicht an Hortense heran. „Eifersüchtig", lachte sie gellend, „jawohl, vielleicht, nein wahrscheinlich sogar, aber wissen Sie auch, Frau v. Lommerd, was die Folge dieser Eifersucht sein wird? Wissen Sie, was Sie mit Ihren Tbränen nnd Mengen mit seinem verrückten Provociren angerichtet haben? Ein Duell zwischen Bruno und Ihrem Manne ist unvermeidlich; wie konnten Sie nur die zuletzt zwischen den beiden Herren gewechselten Worte bis jetzt mißverstehen?" „Ein Duell", schrie Hortense auf, „daS ist ja eine Sünde." „Ja, eine Sünde", rief Ellen, die sonst so Ruhige, Kalt blütige, welche angesichts der Gefahr, welche Hans Jürgen drohte, alle Selbstbeherrschung verloren hatte und mit boch- wogenver Brust und sprühenden Augen wie eine Rache göttin vor der haltlos in sich zusammengesunkenrn Frau stand. „Eine Sünde", wiederholte sie, „welche auf Ihr Ge wissen zurückfällt, das Blut Derjenigen, die sich Ihretwegen schlagen werden, komme über Sie." „Das habe ich nicht gewollt, nicht gewußt", stöhnte Hortense, ihr Antlitz in beiden Händen verbergend. „So eilen Sie, retten Sie, ebe eS zu spät ist, Verbindern Sie daS Duell, flehen Sie Ihren Gatten an, nicht dem Götzen des falschen Ehrbegriffes ein neues Opfer darzu bringen." Ellen in ihrer Aufregung rüttelte die haltlose Hortense am Arm. „Hören Sie denn nicht", rief sie, „Sie sollen zu ihrem Manne eilen. Flehen Sie ihn an — es ist Ihr Recht, daS Recht einer Frau, welche ihren Mann liebt — sein Leben zu erkalten." Hortenien'S langsamer Geist schien nun endlich die ganze Sacklage ersaßt zu baben, eS war ibr klar, daß Hans Jürgen im Begriff stand, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Und sie konnte dieses verhindern — eS lag in ihrer Macht — Ellen batte eS ja eben gesagt — eS war ibr Recht, eS zu thun. Endlich also besaß sie ein Recht diesem kalten, unnahbaren Maune gegenüber! Ja, sie wollte zu ibm, gleich auf der Stelle, sie liebte ihn ja, er gekörte ihr, er durfte nicht sterben. Hans Jürgen sterben! Der Gedanke machte sie schaudern; sie strich sich das wirre Haar aus der Stirn, sprang empor und eilte, die lange Schleppe ihres grauen Hauskleides hinter sich hcr zerrend, wie ein gcbctzler Schatten durch die Zimmer flucht, bis sie vor Hans Jürgen's Thür Halt machte. Ohne anzuklopfen drang sie ein. HanS Jürgen saß schreibend am Tisch, bei Hortcnsen's Eintritt erhob er sich. „Du bist's", sagte er kalt, „was führt Dich zu mir?" Hortense gab keine Antwort, wie eine Tigerin stürzte sie, an Hans Jürgen vorüber, auf einen geöffneten Pistolen kasten zu. „Was soll das", stieß sie, auf die Pistolen weisend, her vor, „was soll daS bedeuten, Hans Jürgen?" „Nichts weiter", erwiderte der blonde Mann ruhig, „als daß ick mich morgen mit Bruno Mengen schlagen werde." „Also doch", ächzte Hortense, „also doch ein Duell, und ich wäre schuld daran, sagte Ellen. Nein, es darf nicht geschehen", schrie sie dann auf, Han« Jürgen's beide Hände mit ihren kalten, bebenden Fingern umklammernd, „hörst Du, HanS Jürgen, eS ist mein Recht, von Dir zu verlangen, daß Du Dein Leben für mich schonst." Er machte sich bestimmt, aber nicht in unfreundlicher Art auS den, die seinen umschlingenden Händen frei. Hortense dauerte ibn in diesem Moment, eS sprach eine solche Todesangst aus ihren Zügen. „Es giebt Lagen im Leben", sagte er ernst, „wo eS Männern von Ehre zur Pflicht wird, die Waffe zur Hand zu nehmen, um unser verletztes Ehrgefühl zu rächen. Und selbst, wenn eS auch „um Nicht«" geschieht, eine andere Handlungsweise wäre eine Feigheit. Du dauerst mich, arme Hortense — ich — vielleicht stehe ich morgen bereits vor Golt, und da werde ich es zu verantworten haben, daß ich Dich in unverzeihlichem Leichtsinn an mich gefesselt." Hortense stand mit vorzebeugtem Oberkörper da. „Du, Du —" stammelte sie, „hast Du mich denn nicht au« Liebe — weshalb hast Du mich gebeiratbet, sag' e«", fuhr sie erregt fort, während in ihre sonst so bleichen Wangen ein fiebernde« Roth zu steigen begann, „sag' e«, war eS um meine» Geldes willen?" HanS Jürgen senkte den Blick. Ein Schuldbewußter, stand er, der stolze Mann, dieser unbedeutenden, unreifen Frau gegenüber. „Ja", sagte er dann, halb wie zn sich selbst sprechend, „ja, Gott sei eS geklagt, eS war Dein Geld, welches mich vor dem Ruin gerettet." „Mein Geld", rief Hortense schrill, „und ich Thörichte, ich glaubte, Du habest mich gewählt, weil Du mich liebtest." „Ich habe Dir niemals Liebe geheuchelt." „Ich wollte sie aber besitzen, Deine Liebe, und als Du um mich geworben, da wäknte ich mich am Ziel. Und ick — ich bin ein Opfer Deiner Habsucht geworden, ich, die in christlicher Absicht Irma Monfort vor Dir gewarnt." „DaS hättest Du getban? Du hast sie vor mir ge warnt?" Eisern umklammerte HanS Jürgen's Rechte das Handgelenk seiner Frau. „Sprich, was bewog Dich dazu, WaS hast Du ihr über mich gesagt?" „Daß Du Dich um sie bemühtest, uni in den Besitz von SaliSser zu gelangen, daß alle Welt dies wüßte, daß Du sie nicht liebtest — denn Du liebst ja Irma nickt, HanS Jürgen, Du wolltest nur ihr Geld, ich weiß eS, ick glaubte. Du liebtest nur mich, denn ich habe jeden Abend Gott auf meinen Knieen angefleht, mir Deine Liebe zu schenken. Und Du bist mein, HanS Jürgen, mein, Du darfst nicht sterben." HanS Jürgen hatte Hortensens Handgelenk freigegeben, eine Erstarrung hatte sich seiner bemächtigt, nun bot fick ibm des Rätbsel« Lösung. Irma hatte ihn abgewiesen, weil Hortense ihn bei ihr verleumdet; und er selbst hatte jene Verleumdung bestärkt durch seine unselige zweite Heiratb. Jrma'S Stolz war tief verwundet worden, und in ihren Augen mußte er nun vollends Alles verloren haben. ES sauste wie eine Windsbraut vor seinen Ohren, in seinem Hirn wirbelte eS toll durcheinander — er hatte geglaubt, daS Schicksal zu zwingen und letzteres hatte ihn verhöhnt, batte sein Glück zerbrechen lassen durch die Hände diese« unseligen WeibeS, welche ihn eben wieder angstvoll umklammerten. ES kam wie eine Raserei über Han- Jürgen — mit einer heftigen Bewegung schüttelte er Hortense ab, als wäre sie «in giftige» Reptil. (Fortsetzung folgt.)
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