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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961208010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896120801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896120801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-12
- Tag1896-12-08
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Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichuiß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. ISptra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbesörderung ./L 60.—, mit Postbeförderung .«t 70.—. Änmihmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Dienstag den 8. December 1896. Sv. Jahrgang: Die Marinefordernngen. Ein Epilog zur ersten Lesung des Etats. ss ES kann keine Verwunderung erregen, daß die Be sprechung des MarineetalS bei der diesjährigen ersten Lesung des Budgets einen breiten Raum einnahm. Wenn die Forde rungen für diesen Etat auch nicht höher, ja sogar niedriger sind, als sich nach deu seit dem Frühjahre umlaufenden Ge rüchten über umfangreiche Flottenpläne batte annebmcn lassen, so sind sie doch erheblich höher al- irl früheren Iabren. Es verstand sich daher von selbst, daß die Höhe dieser Forde rungen vielfach angegriffen wurde, und daß auch die Freunde einer Vermehrung der Flotte einige Bedenken nicht zurück hielten. Nicht ganz so selbstverständlich war eS aber, daß die ausschlaggebende Partei, daS Centrnm, die Ansprüche für die Marine in einer so scharfen Weise zurückwieS, wie es gleich am ersten Tage der Ltsutig deS Etats geschah. Man bat eS ja schon oft erlebt, daß das Centrum in späteren Stadien parlamentarischer Behandlung eine freund lichere Stellung einnahm, als es ursprünglich einnehmen zu wollen schien. Immerhin aber giebt da- diesmalige brüske Auftreten des Redners der Centrum-Fraction nicht allzuviel Hoffnung auf eine Verständigung. Man kann vielleicht an nehmen, daß da- Centrum darüber febr verstimmt ist, daß es für sein Eintreten für das bürgerliche Gesetzbuch nicht derart belohnt worben ist, wie es wohl gehofft batte; man kann weiter annehmen, daß die etwas energischere Behandlung, die den erklärten Lieblingen des CentrumS, den Polen, zu Tbeil wird, den Zorn der Centrumspartei erregt und daß sie nunmehr zeigen will, daß die Negierung von ihrem Wohl wollen abhängig ist. Dazu sind gerade die Forderungen für die Marine ein sehr geeignetes Mittel, denn da man wohl weiß, daß gerade für diese Forderung an der höchsten Stelle ein lebhaftes Interesse besteht, so kann man bei dieser Ge legenheit der höchsten Stelle am nachdrücklichsten zeigen, welche Macht den Klerikalen zu Gebote steht. Verbleibt da« Centrum bei dieser Haltung, so ist die Streichung eines großen TbeilcS der ForderungenunvertNeidlich. Anders aber verhält es sich, wenn sich da- Centrum auf Compromisse einläßt.- Von derartigen Compromisseu ist schon gegenwärtig viel die'Reve. Der eine Teil will die geforderte erste Rate für ein neues Schlachtschiff streichen; von anderer Seite will man mit der Bewilligung neuer Kreuzer so lange warten, bi» die gegenwärtig im Bau befindlichen Kreuzer vollendet sind und sich erprobt haben, und man will deshalb die Mittel zur möglichsten Beschleunigung zur Fertigstellung der im Bau befindlichen Schiffe zur Verfügung stellen. Stellt man sich auf diesen Bodcn, so handelt eS sich um ZweckmäßigkeitSfragen, und dagegen wird Niemand etwas emwrnden können. Allerdings wird bei diesen Fragen ein entscheidendes Gewicht auf die Anschauungen der Fachleute gelegt werden müssen. Denn man wird dem Slaat-secretair der Marine nicht unterstellen können, daß er für den Bau neuer Kreuzer eintreten würde, wenn zu besorgen wäre, daß die gegenwärtig im Bau befindlichen und nach demselben System gebauten Kreuzer bei ihrer Vollendung ihren Zwecken nicht mehr entsprechen würden. Ganz abgesehen von seiner Verantwortlichkeit würde er schon darum nicht so handeln, weil er wüßte, daß dann in Zukunft Bewilligungen kaum durchzusetzen wären. Ueber diese ZweckmäßigkeitSfragen wird sich die Com mission mit den Sachverständige» eingehend zu unterhalten Gelegenheit haben. Ein andere« aber wäre es, wenn man die Frage der Vermehrung der Marine lediglich vom finanziellen Standpunkte au« betrachten wollte. In diesem Falle wäre natürlich von einer sachlichen Verständigung nicht wohl die Rede, sondern eS könnte sich lediglich um ein mehr oder weniger mechanische- Streichen an den Forderungen handeln. Nun wird man gewiß nicht der von einem Ab geordneten verspotteten Auffassung, die Ausgaben für Heer und Marine seien direkt productiver Natur, deitreten können. Wohl aber kann man mit Fug und Recht behaupten, daß sie indirekt productiver Natur sind — und dies gilt ganz besonders von der Beschaffung und Erhaltung einer kräftigen Marine, weil sie da- Gedeihen der deutschen Handelöinteressen fördern. Ohne eine Marine, die wenigstens mäßigen Anforderungen genügt, wird Deutschland nicht nur seine colonialen An gelegenheiten, nicht nur Personen und Eigenthum seiner im AuSlande befindlichen Staatsangehörigen, sondern auch die Interessen des deutschen Handelsverkehrs nicht genügend zu schützen in der Lage sein. Gerade in einer Zeit, wie eS die Gegenwart ist, die politisch denn doch erheblich bewegter und unruhiger ist, als eS die 80 er Jahre waren, zeigte sich, daß die Interessen deutscher Staatsangehöriger und deS deutschen Handel« oft an verschiedenen Stellen zu gleicher Zeit zu schützen sind und daß eS deshalb dringend geboten ist, dazu ein genügendes Material von scbnellfahrenden und zugleich kampffähigen Schiffen zu besitzen. ES ist im Reichstage gebührend hervorgehoben worden, daß die deutche Flotte über ein vorzügliches Menschen material verfügt. Wir möchten diesem Lobe noch etwas binzusügen, wa« vielleicht nicht allgemein bekannt und jeden falls noch nicht genug gewürdigt ist. In keiner Flotte der Welt werden an die Leistungsfähigkeit, sowohl an die persön liche wie an die geistige, so gewaltige Anforderungen gestellt, wie in der deutschen Marine. Mehr noch al« der einfache Matrose muß der Osficier all seine Kraft hergeben, um den an ihn gestellten Ansprüchen genügen zu können. Es ist dabei gar nicht selten, daß ein Osficier trotz täglicher über mäßig anstrengender Arbeit Jahre hindurch keinen Urlaub erhält und erhalten kann, weil die Stellen ebenso schwach besetzt sind, daß Jeder für zwei Personen arbeiten muß. Trotzdem geschieht Alle-, damit die Leistungsfähigkeit der Marine nicht etwa unter diesem geringen Personenstände leide, aber wenn man nun von dieser freiwilligen Ueber- anstregung Abstand nehmen wollte und wenn die Marine verwaltung unter Darlegung de« Sachverhaltes eine erhebliche Vermehrung des Personal« fordere, so würde man sie ihm bewilligen müssen: in erster Reihe müßten ja die Social demokraten al« prmcipielle Vertherdiger de« Acht-Stunden- ArbeitstageS dafür rintreten. Wir glauben mit der Bermuthung nicht fehl zu gehen, daß, abgesehen von deu Gründen der DiSciplin, auch darum nicht Klagen über die Ueberanstrenaung an die Oeffentlich- keit treten, weil man in Marinekreisen mit Recht annimmt, daß naturgemäß Forderungen für eine Vermehrung des Per sonals die Wahrscheinlichkeit der Bewilligung neuer Schiffe verringern würden. Man spart daher in zeder möglichen Weise und setzt gern alle Arbeitskraft ein, um einer Er gänzung und Vermehrung der Marine nicht im Wege zu stedcn. Wir wollen nicht sagen, daß diese Vermehrung als Belohnung für so viel Opserwrlligkeit zugestanden werden soll, aber wir meinen, daß. wenn wir einmal ein so gewissen hafte« und opferwilliges Menschenmaterial für unsere Marine besitzen, e- doppelt erwägen-werth ist, ob man nicht durch die Bewilligung von einigen neuen und guten Schiffen diesem vortrefflichen Prrsonenmaterial die Gelegenheit geben soll, auf diesen Schiffen das Ansehen und die Macht de« deutschen Reiches in allen Crdtheilen zu verkörpern. Deutsche- Reich. * Leipzig, 7. December. Der seit nahezu 20 Jahren in Leipzig bestehend« Verein für HandelSgeographie und Colonialpolitik hat sich in eine Abtheilung der deutschen Colonialgesellschaft umgewandelt und bei der Neuwahl de« Vorstandes, da der bisherig« Leiter de» Vereins, Herr Professor Hasse, eine Wiederwahl abgelehnt, den Vorsitz Herrn Oberreichsanwalt Hamm übertragen. Diese Umwandlung bat keinerlei Veränderungen in den Zielen und Bestrebungen de» Verein- zur Folge. Di« Leipziger Abtheilung der deutschen Colonialgesellschast wird «S vielmehr ebenso wie hi«her der Verein für Handelsgeographie und Colonialpolitik als ihre Aufgabe betrachten, für Leipzig den Mittelpunkt aller colonialen Bestrebungen zu bilden, das Interesse an den deutschen Colonien zu vertiefen und der colonialen Bewegung immer neue Freunde zuzusübren. — Wie unS mitgetbeilt wird, beabsichtigt die neue Abtheilung demnächst in einer großen Versammlung bervorzutreten, für welche auch der Präsident der deutschen Colonialgesellschast, Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin, sein Er scheinen zugesagt hat. Q Berlin, 7. December. Bei der EtatSberathung im Reichstag ist die BesoldungSer Höhung der Reichsbeamten und Officiere nur flüchtig berührt morden. Es überwiegt, wie wir vernehmen, die Ansicht, daß diese Materie nicht für sich allein geprüft, sondern im Zusammenhang mit der zu erwartenden Vorlage über die BcamtenbesoldungS-Erhöhungen in Preußen zu behandeln sei, nicht nur um einen Vergleicksmaß- stab zu gewinnen, wie sich die bekannte Besoldungs-Er höhung der Reichöbeamten zu denen der preußischen Beamten stellen wird, sondern auck um ein Gesammtbild über die Mehrausgaben zu gewinnen, die aus der Erhöhung der Bezüge der Beamten überhaupt erwachsen. Es liegt auf der Hand, daß, wenn eine Zeit, so die der jetzigen aufsteigenden Con- junctur im gewerblichen Leben und der günstigen Ergebnisse im ReickS- und Staatshaushalt die geeignete ist, eine aus giebige Ausbesserung der Beamtenzebälter in Angriff zu nehmen, vor Allem auch nach der Richtung hin, um die Mißstimmungen zu beseitigen, welche darin begründet sind, daß eine Beamtenkategorie vor der anderen sich ungerechtfertigter Weise zurückgesetzt fühlt. Eine wesentliche Voraussetzung für eine gerechtfertigte Ab wägung aller dieser Interessen und Wünsche ist aber die Kenntniß der gesammlen Summen, die dafür aufgebracht werden müssen. Beziffert sich die BrsoldungSerböhung im Reiche ungefähr aus zehn Millionen, so kann man wohl die Kosten der Erhöhung der preußischen Beamten auf das Doppelte ver anschlagen. Zählt man die Mehrausgaben für die Ausbesserung der Lrhrrrgedälter und dir Erhöhung der Wittwenpensionen und Waisengelder hinzu, so wird man wohl ungefähr auf einen Betrag von 40 Millionen rechnen können. ES wäre sehr zu wünschen, daß die preußische Vorlage bald an den Landtag gelangte, um genaue Zahlen hierüber zu erhalten. Denn wenn eS auch nicht richtig ist, daß mech-nisch eine Beamtenkategorie in ihren GehaltSansprüchen sich nicht mit der anderen ver gleichen, sondern diese Ansprüche aus ihren eigenen, besonderen Verhältnissen heraus erwäge» sollte, so ist es doch menschlich begreiflich genug, daß die« in vielen Fällen geschieht. Diese concurrirenven Ansprüche gerecht abzuwägen, ist aber erst dann möglich, wenn sich überblicken läßt, wie viel die Staatskasse unter Berücksichtigung der Steuerkraft deS Landes lusgesammt dafür auswerfen kann. Denn auch die finanzielle Tragweite der Befolvungserhöhungen im Reich und Staat darf nicht zu gering angeschlagen werden. Dazu kommt noch eia Zweite-. Eine er heblich« Aufbesserung der Bcamtengehalter wird zur Zeit, wo die Finanzlage so günstig ist, auch in weiteren gewerb lichen Kreisen als nothwendig befunden, zumal auch diesen eine Verbesserung der Lebenshaltung der Beamten indirekt zu Gute kommt. Man darf eS daher wobl als ausgeschlossen betrachten, daß unter der obwaltenden Finanzlage dem gegen Krankheit und wirthschaftliche Wechselfälle gesicherten Einkommen des Beamten, um die Aufbesserung der Be soldung zu verkürzen, nun die gegen die wechselnden wirth- schaftlichen Conjuncturen nicht gefestigten Einnahmen der Gewrrbtreibenden gegenüber gestellt werden. Daß dies aber auch in Zukunft im Falle deS Rückgänge« der Slaatsfinanzen nicht geschieht, ist um so mehr zu wünschen, weil wohl in absehbarer Zeit auch auf die Communen, sofern in diesen die Beamtcnbesoldungen hinter den parallelen staatlichen zurückstehen, die staatliche Beamtenbesotdungs-Erhöhung zu rückwirken muß. ES muß daher auch im Auge gehalten werde«, daß diese Stimmung auch für die Periode un günstiger Wirthschafts- und Finanzjahre sich erhält. Tenn ebensowenig nützlich, wie Verstimmungen über ungerecht fertigte Bevorzugung unter den einzelnen Beamtenclasse», werden verstimmende Vergleiche zwischen den Verhältnissen der Beamten und der gewerblichen Kreise sein. * Berlin, 7. December. Der Centralverein für das Wohl der arbeitenden Classen hielt vorgestern im Herrenhause unter Vorsitz deS StaatSsecretairö I>r. Herzog seine Generalversammlung ab, welcher der Staatsminister Herrfurth, der Geh. Raih vr. Pohl aus dem Handels ministerium, der Geh. Rath I)r. Zacher als Vertreter des Reicksgesundheitsamtes, Geh. Rath Rösing, der Vorsitzende der Verwaltung des Reichsinvalidensonds, die Professoren Schmoller - Berlin, Böhmert-Dresden u. Andere beiwohnten. Nach dem Geschäftsbericht zählt der Verein zur Zeit 1054 Mitglieder, darunter 198 Behörden und Körperschaften, 116 Aktien- und andere Gesellschaften. Vereinnahmt wurden insgesammt 18 640 verausgabt 16 338 Der Central verein erhielt an Legaten 25 000.^, und zwar 15 000 vom verstorbenen Commerzienrath Wilh. Borchardt und 10 000 von Frau Prof. Bernstein. Die praktische Tbätigkeit des Vereins soll sich vornehmlich erstrecken auf Förderung des Unterrichts in der Haushaltung und der Gesundheits pflege. Durch Umfrage bei den außerpreußischen Behörden, die dem Verein angehören, ist Material zusammengetragen worden, das man demnächst der preußischen Staats behörde unterbreiten will mit der Bitte, Versuche auznstellen, den Haushaltungsunterricht mit der Volksschule zu verbinden. Ein zweites neues Gebiet der Thätigkeit des Vereins betraf die Förderung der Bestrebungen für die Ver edelung der Bildung und für die Befriedigung desUnter- ha ltungS be dü rfnisscS der arbeitenden Classen. Die An regungen auf Bildung eines neuen Vereins für Volksbeime fanden z. Z. noch nicht genügende Unterstützung. Zur Unter stützung oder Einrichtung von Vollt-lesehallen werden voraus sichtlich Vie Zinsen und vielleicht auch ein Theil deS Capital« der Bernstein'schen Stiftung verwendet werden. Ein Haupt theil der Mittel deS Centraloereins wurde verwendet zur Herausgabe des „Arbeiterfreundes" und der „Socialcorre- spondeoz". Der bisherige Vorstand wurde wiedergcwäblt. V. Berlin, 7. December. (Telegramm.) Die Kaiserin traf am Sonnabend Nachmittag in Berlin ein und stattete in Begleitung deS Herzogs Ernst Günther von Schleswig Holstein der Prinzessin Friedrich Karl «inen Besuch ab. — Am Freitag waren zur FriihstückStafcl im Neuen Palais u. A. Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold geladen. v. Berlin, 7. December. (Privattelegramm) Wie die „Nat.-Z." hört, soll das Bestreben der bayerischen Regierung dahin gehen, der in Versailles stipulirten Sonvcr stellunz des bayerischen Heeres im Frieden in der Formnlation de« deutschen Militairstrafprocesse« einen AnSdruck sichern zu lassen; mit dem einheitlichen Militairstrasproceß überhaupt aber, und auch mit der Schöpfung eines obersten MilitairgerichtbofeS in Berlin wäre Bayern im Princip einverstanden. ll. Berlin, 7. December. (Privattelegramm.) Der Vorstand der deutsche» Colonial-Gcscllschaft hielt gestern im großen Saale de« Kaiserhofs eine gutbesuchte Sitzung ab. ES wurde u. A. in Bezug auf den dem Reichstage vor liegenden Marineetat die Erklärung angenommen, daß der Vorstand bezüglich der Ausgaben für die Marine auf dem vom Ausschuß in dem Rundschreiben vom 24. Januar l896 festgestellten Standpunkt beharre und die Erwartung hege, der Reichstag werde die für den Schutz der deutschen Colonien und des deutschen Handels nothwendigen Marine- auSgaben bewilligen. ö. Berlin, 7. December. (Privattelegramm.) Die „National-Zeitung" berichtet: Die Erweiterung der Museumsbanten, die schon längst geplant ist, scheint jetzt in Fluß zu kommen. Gutem Vernehmen nach soll an dem Entwürfe ernstlich gearbeitet werden, um die Ein Unsterblicher. Zum Wüjäßrtgen Aubiltum dr» Gräschen». Bon Han- Brendel (Berlin). Nachdruck verbat«». Nicht immer ist der Historiker in der Lage, die Daten im Lebenslauf berühmter Leute mit der wünschen-werthen Gewißheit festlrgen zu können: wie ost sind di« wichtigsten Urkunden dem Zahn der Mäuse, dem Feuer oder Waffer zum Opfer gefallen! Auch di» Angaben von Zritaenvffrp und da- Gevächtniß de» Betreffenden selbst erweise« fick recht häufig al- unzuverlässig. So dürfen wir den», da es vor 600 Jahren noch nicht üblich wqr, Pie Münzstempsl mit dem Prcigejahr zu versehen, d»S eigen« Z«ygniß unsere- Jubilar- über sein Geburt-datum nicht anrufen und auch von seinen Zeitgenossen, den altrn und sdlen Solidi- und DenaxtiS — vulgo Schillingen und Pfennigen — nicht- Nähere- darüber erwarten ; denn st« verschmähten «- anfang- vornehm, mit dem Emporkömmling in irgend «in numi-mgtischr« Verhältniß zu treten. Nur einige Ehrpnitensteflen geben uns, kritisch mit einander verafichen, da»Grburt«i,hrde-Groschen- »ebst den begleitenden Umständen und der Pathepschaft. Eine Randnotiz zum GrsckichlScomprndinm d-- Gifrid von Bgln» husia bekundet, daß Pie neue Geldart ungefähr zur Zeit der Krönung de- König- Wenze-lau- ll von Böhmen, also um 12V6, „ihren Anfang genommen". Da« ergänzen zwei andere Stellen dahin, da« Wenzel di« Sfempel dazu durch eigen« für diesen Zweck gu» Welschland aerpfene Florrntmer Künstler habe schneiden taffen. 6ro„i krngsnse» ckannrji, Prager Dickpfennige, wurden, im Gegensatz zu den bisher gebräuch lichen Bracteaten oder Hohlpfennigeu, die neuen Münzen ge nannt, und au- der Umschrift groseus entstand im VolkS munde da- tschechische groeri, da- später al- „Groschen" in« Deutsche überging. Wenn auch eine besondere Gelegenheit, vielleicht die KrönungSfeier oder die kurz zuvor erfolgte Geburt einer Tochter Wenzel'«, Anlaß zur Prägung xiner besonderen Münze gab, die man nach üblicher Weife über da« Volk geworfen haben mag, so war der praktische Beweggrund zur Schaffung de- Prager Groschen- dock offenbar da- Bedürfniß nach einer Geldsorte, deren Werth die Mitte zwischen Gvldsolidu- und Denas hielt. Ein Vorbild für diese Neuschöpfung bot der französische gros tonpuow dr- 18. Iyhrhundrrf-, der anfang- 74 Pfennige gglt, während di« ersten Prager Groschen einen Werth vo« «5,6 Pfennigen hatten. Man prägt« au« der Gewicht«mark zuerst 60 Groschen, die fast au- reinem Silber bestanden, rechnete jedoch im bürgerlichen Leben nicht nach Mark^ sondern nach Schock Groschen, uyd so und so viel Schock böhmische oder Plager Groschen ist eine Angabe, der wir in Urkunden und Chroniken de» ausgehenden Mittelalter- sehr häufig beaegney. Anfänglich besaß ein Schock Groschen natürlich denselben Werth wie rin« Mark Groschen. Da- ändert« sich jedoch bald; denn während da« Schock sein« Stückzahl bribrhielt, prägte mau au- der Silbermark uuter fortschreitender Herabsetzung de« Femgehalt- und de« Gewicht« bald mehr al« 60 Stück, rin Weg, sich zu bereichern, de« wir erst recht verstehen, wenn wir erfahren, daß der Bürger verpflichtet war, sein Geld jährlich einmal a« di« Münzen abzuliefer« und dafür »eugeorägtr« in der selben. häufig aber nur nominellen Werthhöhe in Empfang u nehmen. Scho« Wenzel'« Nachfolger betrat diesen ab- chüsfigen Weg der Münzverschlechterung, und die Nachbar- ürften scheuten sich durchaus nicht, ihm darin »u folge«. Denn nicht lang« währt« e«, daß die böhmischen Groschen sich «in w«ite- Feld «rwarbeq; vom fernen Preußen bi« nach Ungar», von Polen und Galizien bi- rum Rhein und darüber hinaus räumt« man den fremden Gästen schnell da- Bürger recht rin, hier unbesehen, dort erst nach genauerer Prüfung und Nachstempelung; letzteres besonder-, nachdem man entdeckt hatte, wa« für ein lukratives Geschäft die Ursprungsländer, Böhmen und Polen, auf die nachbarliche Vorliebe für den Groschen gründeten. In Böhmen rechnete man allmäblick 64, dann 66 und 72, in Polen anfänglich, um 1350, gleich 70 auf die Mark. Aber da« war gegenüber dem späteren Verderb noch ein so günstiges verhältniß, daß auch der Privatmann diese Groschen behufs Gewinnung reinen Silber« häufig einschmolz. Eigene Groschenprägung ist in deutschen Landen zuerst von den Fürsten der Markzrasschaft Meißen, denen heimische- Silber zu Gebote stand, auszeübt worden. Seit Friedrich mit der gebißenen Wange, einem Zeitgenossen Wenzel'« ll., entstanden hier überreichlich Groschen, di« ihr Gepräge, auf der Vorderseite ein Blumeukreuz mit Namen und Titel deS Herrscher« al- Umsckrift, auf der Rückseite ein Wappen mit der Einfassung „markgräflich meißenscher Grösches" (Antiaua), im Wesentlichen bi- gegen Ende de« Mittelalter- beibehielten. Nack der Art de« Wappen« gab da« Volk der Münze verschiedene Name«: die Schildgroschen oder die Schildichte führten ihre Bezeichnung nach dem Wappenschild», die Iüdeukopfgroschen nach dem bärtigen Kopf« de- Meißner Helmsckmucke«, die Horngroschen nach den Büffelbörnern de- thüringischen Helm«; ferner gab e« Kreuzgrvschen, Sckwertgroschrn, Spitzgrpschrn, Zin-groschen, mit denen dir Steuern zu entrichten waren, Schneeberger nach der Prägestält», woraus Schieber oder Schnieder ent stand, und endlich die zur Rehabilitirung de- Groschen« be stimmten wertbvolleren Engel-groscken. Vom Meißnischen au- drangen di« Groschen «ach Thüringer» uud Hessen vor. In der zweiten Hälfte de« 14. Jahrhundert« treten eigene Groschengepräge in den unteren Rheinländer, auf. Hier nahmen vielfach die Städte, z. B. Aachen, Köln, di« Au«, münzung in die Hand. Diese Groschen besitzen oft febr kunstvolle Ausführung, tragen auf der Vorderseite zuerst den Kaiserkopf, später die stehende Figur Karl'« ve« Großen und zeigen schon frühzeitig, seit 1375, Jahreszahlen. Am Niederrhein, wie im Oberrbeinland, werden jedoch vielfach auck in Anlehnung an da« benachbarte Frank reich, mit dem die regsten Handelsverbindungen bestanden, Turnosen nachgeprägt. Im benachbarten Westfalen beginnt die Groschenzeit um 1420, nachdem auch hier und in Oldenburg vorher schon Turnofen geschlagen waren. Ebenso treten auch in Niedersachsen erst ,m 15. Jahrhundert groschenartige Münzen auf, z. B. in Hildesheim unter Bischof Maanuch in Göttingen um dieselbe Zeit, in Magde burg unter Erzbischof Friedrich III. (um 1450); besonders bemerkenSwerty sind die GoSlarer Bauerngrofchen mit den Bildnissen St. Eimoni- und Iudä. Recht spät beginnl auck di« Prägung eigener Groschen in Brauiisckweig. Thüringen und Anhalt. Di« Ostseestaaten, Mecklenburg, Pommern und manche Hansastädte, verschlossen der neuen Eourantmünze ibr Gebiet gänzlich oder führten sie erst gegen End« de- Mittelalter« ein. Auch Sübdeutsckland verhielt sich im 14. Jahrhundert zumeist ablehnend. Am frühesten wurde der Groschen in Franken und Schwaben nachgeprägt; dort finden wir gegen Enve deS Jahrhundert- die merkwürdigen Gemeinschaft-- grosche», die die Nürnberger Burggrafen mit den Bischöfen von Bamberg uud Würzburg schlagen ließen, hier die sogenannten Rollbatzeu dr- Bischof« Hugo von Constanz. eine nach den drei Ringen in sejpem Wappen getaufte große Groscheomünz«. Erst im folgende» Jahrhundert traten Bayern, Oesterreich und die Schweiz mit eigenen Groschen Prägungen auf. Von besonderem Interesse, gleichsam typisch für seine weitere Entwickelung auch in anderen Gebieten, ist die Ge schichte de« Groschen- im Stammlande der preußischen Monarchie. In der Mark waren unter den lnxenburgischen Markgrafen und den beiden ersten Hohenzollern böhmische Groschen außerordentlich verbreitet. Die ältesten eigenen Groschen find unter Friedrich ll. Eisenzahn in fünf branden»
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