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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961214013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896121401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896121401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-12
- Tag1896-12-14
- Monat1896-12
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»7, i «k«) 99» < N. I SO 25,0k 88.20 SS,85 LS'. S-k L'k SS'!< SS'. 24', 47,57 >!, »L4 58,94 » »,s 88,25 526,— 60,SS 828,— 25,10 »lSSV k-t. r 242,75 255.75 248.75 538,— 48,SV Bezugs-Preis K d« Hauptexpeditio« oder de« i» Stadt« bezirk und de» Borortrn «richtete« «»«^ babestellru abgeholt: vtertelstchrltch ^S4.ÜO, bet zweimaliger täglich« 8uft,ll««g ta« Vaut ^tl b^O. D«rch di« Post bezöge« für Deutschlmid »«d Oesterreich: vtrrteliährlich >l ü —. Lirecte tägliche Kreuzbandieadunq ins Luälgad: monatlich ^tl 7M. Di« Morgen-Au-gabe erscheint um '/,? Uhr. die Slbend-Lutgabe Wochentags um b Uhr. Le-lution un- Lrpeditiou: ZohavueSgaffe 8. Die Ex-editiou ist Wochentag- nnunterbrochen grüfstwt von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Filiale«: ktt» Klemu»'» Sorti«. (Alfred Hahn), UniversitütSstraßr 3 (Paulinum), LoutS Lösche, Katharine«str. 14, Part, «ad König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. UchMer TaMM Anzeiger. ÄmtsölaLt -es Königlichen Land- nnd Ämtsgerichles Leipzig, -es Aathes «n- Nottzei-Ämtes -er Lla-t Leipzig. AuzeigenPreiS die SgespaUme Petitzeile SO Pf-. Reklamen unter de«Redaetlon-strich (-ge spalten) bOxj, vor den Kamillen Nachrichten (Lgefpalteu) 40-4- Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichutß. Tabellarischer uud Zifsernsatz nach htherem Tarif Extra-Beilage« (gesalzt), »Uk mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderun, ^l 60.—, mit Poslbeförderung ^l 70.—. Annahmeschluß fiir Anzeigen: Abrnd-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Margen-Au-gabe: Nachmittag- -Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen j, eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Druik und Berlag von E. Polz in Leipzig. 834. W. Jahrgang: Drontog den 14. December 1896. aiswliod a*tr.el va» »o 854 489 508 1. »e 0. o >. r. 107A0 87,80 103,80 99.60 89,75 54,80 51.25 85, - 81,20 1S5.7S 130,80 8750 124,10 97,10 98.75 S d. ld 8. ll i» 8» 148,80 103.75 125.75 159,30 124,10 io. ll» r- esl>» mos 215,95 213.10 218.10 88,80 111,— 202.75 184.50 187.50 120,— 182.75 122,— 251.50 80,50 243.50 82,— 172.50 12480 v! n> i«v "r. ?r. a l >re. Io 92,50 265,- 192.90 ISO,— 118,25 48,— 157,— 188,75 168.90 179.90 111,— 134.90 51,— sei. ) V«ia«o » 70»r loco Die Vorbildung des Volksschullehrers und die Änternatserziehung. —y. ES ist ein zweifacher Grund, welcher uns bestimmt, daö Wort hier zu ergreifen. Einmal ist es der Umstand, daß auf der nächsten Allgemeinen Deutschen Lehrervcrsamnilung zu BreSlau, Pfingsten 1898, die allerdings schon oft behandelte Frage über die Vorbildung des Lehrers wiederum auf die Tagesordnung gestellt werden soll und die einzelnen Zweia- und Bezirksvereine vom geschäftsführenden Ausschüsse zur vorherigen Berathung dieser Angelegenheit auf gefordert wurden, und zum Anderen sind cS die ab stoßenden Vorkommnisse an verschiedenen Scminaricn, wie solch« von Zeit zu Zeit gleich Luftblasen aus einem «zählen den Sumpfe aufsteigen, an die Oberfläche treten, dort zer platzen und einen widerlichen, athcmbeengenden Geruch ver breiten. Weshalb wir diese Frage hier in einer öffentlichen Zeitung zur Sprache bringen und uns hierzu nicht eines pädagogischen Fachblattes bedienen? Sehr einfach, weil die Ausbildung des Volksschullehrers durchaus nicht eine spccielle Angelegenheit deS Lehrerstandes ist, sondern dieselbe daö ganze Volk berührt, denn von der Tüchtigkeit deS Lebrcr- standes hängt die Tüchtigkeit der Schulen und in erster Linie die ganze Volksbildung ab. Es geht ein Regen und Bewegen durch die GeisteSwclt der Gegenwart; es ist ein Ringen und Kämpfen, ein Streben und Drängen, daß Niemand sich dem Eindrücke verschließe» kann, cs bereite sich Großes vor, eS seien noch ungeahnte Dinge im Anzüge. Daß sich dabei auch auf dem Gebiete der Schule diese Gährung, dieser Ruf nach Verbesserung, uach Hebung, Erweiterung, Vertiefung der Schulbildung geltend macht, das ist naheliegend. Aber nicht der Lehrplan, nicht der Wissensstoff, nicht die Methodik: der Lehrer ist die alles treibende Kraft in der Schule; von seiner Person hängt daö Wohl und Wehe ganzer Generationen ab; wie der Lehrer, so die Schule. Deshalb mnß, wenn von Reform des Schulunterrichtes uud Anpassung des letzteren an die berechtigten Forderungen der Gegenwart die Rede ist, auch stets bedacht werden, daß diese Umänderung nur dann vollständig eintreten kann, wenn die Vorbedingungen dafür geschaffen sind, d. h. wenn die Vorbildung der Lehrer die entsprechende ist. Die Heranbildung der VolkSschullebrcr geschieht nun gemeiniglich in besonderen Anstalten, Scminaricn genannt. In Deutschland war der Erste, der auf den Gedanken kam, eine solche Anstalt einzurichten, Herzog Ernst der Fromme von Sachsen-Gotha in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts; allein er ward durch den Tod in der Ausführung seines Vor habens verhindert. Seine Idee wurde durch seinen Enkel Herzog Friedrich II. (1693-1732) verwirklicht; er errichtete in zeinem Lande zehn Lehrerbildungsanstalten (sowinnriu 8eholu8tieu). Große Verdienste um die Lehrerbildung erwarb sich auch A. H. Franke (1663—1727). DaS erste deutsche Volksschul seminar aber gründete im Jahre 1747 I. I. Becker; mit der von ihm errichteten Realschule zu Berlin, der ersten in Deutschland, verband er ein Lehrerseminar, worin er zuerst junge Leute zur Uebernahme von Lehrstellen an den Schulen der Pfarrei der Dreifaltigkeitskirche heranbildete. Der Ent stehung deS Berliner SemwarS folgte in rascher Aufeinander folge die Gründung anderer deutscher Seminarien. Diese Seminarien waren meistentheils noch keine selbst ständigen Anstalten wie heute, sondern sie waren verbunden mit schon bestehenden Stadtschulen, Gymnasien, Realschulen und Waisenhäusern. Die Zöglinge nahmen am gewöhnlichen Schulunterricht Theil und hatten daneben noch einige besondere Lehrstunde» iu der Pädagogik, Katechetik, Musik n. a. Zu gleich suchte man die Seminaristen durch praktische Uebung für ihren Beruf vorrubereiten. Bis zum Anfänge unseres Jahrhunderts beschränkten sich die LehrerbildungSanitalten gemäß den damals herrschenden Ansichten über die Volks schule und deren Aufgabe nur auf Aneignung der noth- dürftiqsten Kenntnisse unv Fertigkeiten. Wohl haben sich vou Zeit zu Zeit die Seminarien in ihrer Einrichtung be deutend entwickelt, allein mit der Hebung der Bildung, dem veränderten Stande der Pädagogik und den gesteigerten Anforderungen an die Volksschule begann auch der Kampf gegen dieselben und dieser dauert an bis auf den heutigen Tag — trotz der jüngst endlich zugestandencn Berechtigung zum ein jährigen Militairdienst — denn sonst wäre eS unverständlich, vaß das Thema über die Vorbildung deS LebrerS auf den Allgemeinen deutschen Lehrerversammlungen beharrlich wiedcrkehrt. Ja, es ließe sich eine ganze Geschichte des Kampfes gegen die Seminarien schreiben, (schon im Jabrc 1809 wurde derselbe vom „Schlesischen Provinzialblatt" eröffnet; im Jahre 1824 sprach sich der Schriftsteller Pustkuchen (Glanzow) in stiner Schrift „Kritik der Schulen" recht tadelnd über die Semi narien aus; im Jahre 1828 äußerte sich Stephani recht unbefriedigend über dieselben. Solches geschieht ferner von Weber, Wuntschli, Harkort, Diesterweg, Kehr und Anderen (vergl. K. Richter: „Die Reform der Lehrerseminare", 1874, und Kaufmann-Hartenstein: „Zur LehrcrbildungSsrage", 1889). Und was veranlaßte zu solchem Tadel? Ein Wort vom Scminardircctor Kehr, gesprochen auf der 20. All gemeinen Lehrerversammlung zu Hamburg, soll die Antwort geben. Er sagt: „Die Seminare sollten von Rechts wegen ausschließlich pädagogische Fachschulen sein und sind Zwitter anstalten, die Alles leisten sollen, mit Allem sich abmartern müssen, und trotzdem oder vielleicht gerade des wegen nicht das leisten, waS sie leisten würden. So lange mau an die Seminare die Forderung stellt, allgemeine Bildungsanstalten und spccielle Fachschulen zu sein, so lange sie sich damit abquälen müssen, beide Arten der Bildung mit und nebeneinander zu cultiviren, zwei Füße in einen Schuh zu zwängen, so lange wird dieser unglückselige Doppelcharakter der Hemmschuh ihrer gedeihlichen Entwickelung sein. Ohne möglichst scharfe Trennung der beiden Bildungsarten ist jede Veränderung nur ein neuer Lappen auf ein altes Kleid; die gemischte Ehe zwischen der allgemein menschlichen und speciell beruflichen Bildung in nuferen Schullehrerseminaren muß getrennt werden". Die Vorbildung der Lehrer zerfällt nämlich in den meisten Staaten in zwei Hauptabschnitte. In die Vorbereitung auf daS Seminar, die sogenannte Präparandenzeit und iu die eigentliche Seminarzeit. In früheren Zeiten wurde die Seminarvorbereitung durch Privatunterricht von Seiten eines einzelnen Lehrers ertheilt; dadurch war eine geregelte gleichmäßige Vorbildung, die dock die Vorbedingung eines gedeihlichen Unterrichts im Seminar ist, aber gar nicht möglich, da richtete der Staat Präparaudenschulen em. Der Zögling gehört zwei Jahre der Präparandenanstalt an und tritt mit dem 16. Lebensjabre in das Seminar ein. Die Seminarzeit ist dann gewöhnlich eine vierjährige. Manche Staaten, wie z. B. Sachsen, Weimar u. A. haben schließlich die Präparandenanstalt mit dem Seminar verschmolzen, so daß man von einer sechsjährigen Seminarzeit spricht. Immer aber verbleibt dem Seminare die Doppelaufgabe, allgemeine Bildung und Berufsbildung zu vermitteln, und die Verquickung beider kann nicht das Richtige sein. Dazu kommt, daß der Eintritt in das Seminar in einem Alter erfolgt (14. Lebensjahr), in dem eine wohlerwogene Berufswahl schwerlich bereits erfolgen konnte, so daß die Gefahr vorliegt, es werde so mancher angehende Seminarist weniger aus innerer Neigung als aus äußeren mehr oder weniger zwingenden Umständen dem Lehrerberufe zugeführt. Man wird nun behaupten, daß dreizehn, vierzehn Jahre ein Alter seien, welches schon bestimmte Entschlüsse zu fassen vermöge. Nun, die Wahl dieses oder jenes Hand werks, die Entscheidung, bei der Schule zu bleiben oder nicht, und ähnliche Entschlüsse mag ein Knabe un bedenklich in seinem 14. Lebensjahre treffen. Weder er noch seine Mitmenschen werden großen Schaden dabei haben. Aber den Entschluß, Lehrer zu werden, einen Entschluß, durch welchcn nicht blos das LebenSglück deS sich Entscheidenden, sondern das Wohl und Wehe ungezählter Menschenkinder bedingt, dazu fehlt einem Dreizehn- bis Vierzehnjährigen die geistige Reife. Er kennt weder sich selbst, noch kann er er messen, ja nicht einmal dunkel ahnen, welche Anforderungen der erwählte Beruf einst an ihn stellen wird. Ebenso wenig vermögen die- Eltern und Lehrer vorauszusehen. lieber die Mängel des Seminarunterrichts über haupt — als solche werden z. B. bezeichnet eine zu stief mütterliche Behandlung der Literatur, daS Ueber- gewicht der Musik, der Mangel an Kenntniß einer lebenden Sprache neben der lateinischen, Mangel an Einheitlichkeit iu den Lehrplänen der ver schiedenen Seminare unter sich rc. — wollen wir hier nickt spreckeu, dock) zum Beweise der Ungleichheit nur an- fübren, welche absonderlichen Lehrgegenstände auf den Unter richtsplänen der Seminare cxistiren. Ke ferste in (Beiträge zur Frage der Lehrerbildung) zählt folgende auf: Taub- stummenunterrickt, Obstbaumkunde, Land- und Forstwirthsckaft, Seidenbau, Bienenzucht. Unterricht im Gebrauche der Blas instrumente, Unterweisung im Trommeln (z. B. in Zürich), in der Gemeindeschreiberei, (in Solothurn) in der Buch führung; iu Belgien treibt man Handelsrecht und Gesetz gebungskunde, in England giebt man Unterricht in indnstriellcn Fächern und in HauShaltungSkunde, in Schweden lehrt mao Impfen und Aderlässen. Endlich wollen wir hier auch nicht sprechen über die Lehrkräfte an dem Seminar: wir fordern nur, daß als Seminardirectoren und Seminarlehrer wissen schaftlich gebildete Pädagoge» zu berufen sind, deren schul männisches Geschick in mehrjähriger praktischer Thätigkeit an einer Volksschule sich erprobt hat. Für die Gewinnung der allgemeinen Bildung ist es aber nun keineswegs nöthig, besondere Präparandenanstalten oder eine Seminarunlerstufe einzurichten, sondern der Lehrer soll dieselbe Vorbildung haben, die anderen Ständen bereit willigst zugestanden wird und dieselbe i« den vorhandenen Anstalten sich erwerben. Die geeignetste hierzu ist die Realschule. Hieran hat sich rin dreijährige- Fach studium am Seminar zu reihen, und hier haben neben einem gründlichen Studium der Logik und Psycho logie, als Hilfswissenschaften der Pädagogik die Geschichte deS Erziehungswesenö, die specielle Methodik, vielleicht auch die weitere Ausbildung in den auf den Realschulen erlernten neueren Sprachen (obschon dieselben nicht zum eigentlichen Fachstudium gehören) nnd die praktischen Uebungen, an einer vollständigen Seminarschule eingehende Pflege zu finden. — Dieser Gedanke ist durchaus nicht neu; schon im Jahre 1848 hat die Sächsische Lehrerversammlung folgenden Antrag an genommen: „Die Lehrer der verschiedenen Anstalten werden in Beziehung auf ihr Wissen und ihren Charakter durch Realschulen oder Gymnasien vorgebildet und treten von da zum Zwecke ihrer erzieherischen Berufsbildung in zeitgemäße Seminarien über, an denen nur solche Directoren und Lebrer anznstellen sind, welche in der Regel die Universität besucht und sich theoretisch und praktisch als ausgezeichnete Lehrer und Erzieher bewährt haben. — Die Casernirung der Seminaristen und das Internat sind aufzubeben." Das war vor nahezu 50 Jahren, als man diesen Beschluß faßte und heute —?! Einer Vorbildung durch daS Gymnasium können wir auS verschiedenen Gründen nicht das Wort reden. Der Be such einer höheren Schule kann nur dann den gehofften Er folg zeitigen, wenn eine Schule ganz besucht wird und nicht nur m den unteren Classen. Derjenige aber, welcher das Gymnasium al« Abiturient verläßt, besucht dann kein Seminar, die Universität bietet da doch ganz andere Chancen. Auch ist der Unterricht auf d*m Gymnasium zu wissenschaftlich, oeShalb sind Gymnasiallehrer keine gute» Vorbilder für den späteren Lehrer. Wie der Knabe, der Jüngling auf dem Gymnasium eS an sich erfahren hat, so wird er später es üben al- Lehrer an Anderen. Man wird nun sofort einwendcn, daß diese Vorbildung zu theuer zu stehen komme, eS würden sich dann zu Wenige für den Lrhrerberus entscheiden. Nun, sobald der Lehrerberuf begehrenswerth erscheint, besonder« auch in wirthschaftlicher und socialer Beziehung, dann werden sich immer Bewerber finden. Wir kommen daraus zurück. Oder glaubt man etwa, daß der Lehrer, wenn er einer unbemittelten Familie entstammt und in einfachen Verhält nissen ausgewachsen ist, dann auch um so eher mit einer be scheidenen Stellueg vorlieb nehme? Wir sind nicht so leicht gläubig. Un« befriedigt aber die jetzige Art und Weife der Aus- d» 0,18). 0,02). „LtlUopis-; Sr«m»o, 1>»iprix, (11/12) von r Heioriod- mi- (U, 12) le: »cd so: ,Lrvv >3S7); v»cl> >887); o»cli » IiOUdoll: >att«vr iv 5^tverpkll, ie, „Uertill" lldX, »Uo)ul Kottoi «»»eodlkt °iL«r Voode »»>«, eu-Qi" ltooiiv ,icd N ä»r Lid- > »dL»I»,S«ll o»weotlic!i oiui io «li« i. klier »w M»It vorr« numul Voctwl >1kl»<iuoxell vi» StUcl ckrtelFollärn Vormir L-> «Noi i» vollem Lr»»tr -e > k'rockt-Xd mckorQux «r deut» vi» «2 oi» -6b X)Oov «oeMo*Xll llr LtUellL'" 1 Nlr lvöli: o rroedten iv»oo<i«rdrtt Islldar« bv L«ri>° ^tr 8«tr«<I« 5 8ok>«vp-ll »l«t äsr oa»r lm Utoim«, 6«» üls« jroMdn o««a o/meLrsiollell >Me« Loo« Zerstreute Leute. Plauderei von Otto Elsner (Berlin). Nachdruck verboten. Fast Jeder, der sich die Zerstreutheit personisicirt, denkt dabei unwillkürlich an den Gelehrtenstand. Man hat so oft gesehen und gehört, daß gerade Leute, von denen man an nehmen sollte, daß sie vollauf Herren ihrer Gedanken sind — daß gerade diese sich ihnen gegenüber absolut haltlos erweisen. Ja, man kann beinahe den Grundsatz aufstellrn: je mehr Gelehrsamkeit, desto mehr Zerstreutheit. Sie gehört zu den Eigentbiimlichkeiten diese» Stande«, wie der Lehrstuhl in den Hörsaal einer Universität oder der Tactstock in die Hand eines CapellmeisterS. Man erzählt von einem Gelehrten den Scherz, daß er in ein WaarenhauS getreten sei und sein Begehr mit den Worten ausgedrückt habe: „Ich möchte einige Taschentücher kaufen, aber solche, in welche ich recht viele Knoten machen kann!" Ob da- wahr ist, oder erfunden — in jedem Falle charakterisirt die kleine Anekdote die allgemeine Anschauung sehr treffend. La Bruyöre zählt eine ganze Reihe von Beispielen dafür auf, von welch unglaubllcher Zerstreutheit geistig hoch bedeutende Leute befallen wurden. Der berühmt« Buffon erkletterte in Gedanken einmal einen Kirchtburm und ließ sich, al» ob er ein Nachtwandler fei, an einem Glockenseile wieder zur Erde herab. Wenn er von Hause fortging, pflegte er dies an der Thür zu vermerken, damit etwa ihn Besuchende nicht unnöthig Einlaß begehrten. Einmal ging er in Gedanken vertieft spazieren. Ohne cS zu wisse», sah er sich plötzlich vor der Thür seine» Hause». Er la» die Notiz von seiner Abwesenheit, stutzte — und blieb dann stehen, um seine eigene Rückkehr abzuwarten. . . Newton soll sich ein mal seine Tabakspfeife mit dem Fingerchen brr neben ihm sitzenden Nichte gestopft haben. Einst schritt er auf der Landstraße einher. Ein Wagen fuhr vor ihm, auf dessen Rückwand er im Geiste Zahlen schrieb, um eine ihn gerade beschäftigende Formel zu entwickeln. Plötzlich begann da» Fuhrwerk rin schnellere» Tempo anzunehmen, und der große Mathematiker eilte in seiner Zerstreutheit hinterher und lief so lange, bis ihm der Athem auSging und er ganz kraftlos msammensank. . . Rührend ist ein Zug, den man vo« stobann Sebastian Back, dem unsterblichen Schöpfer der ..MatthäuSpasfiou", erzählt. Sei«» Frau w«r ihm eben ge storben, un», ganz versunken in die Trauer um die theüre Gefährtin seine» Leben», sitzt er am Schreibtisch. Seine Gevanken weilen nur bei ihr; er kann sich nicht fassen, nicht halten. Da tritt der alte Diener de« Hause» schüchtern in» Zimmer, um von ihm Geld für einen Trauerflor zu verlangen. Gewohnt, alle- durch seine Frau besorgen zu lassen, winkt ihm der Meister ab unv sagt schluchzend, das Haupt auf die Tischplatte legend: „Geh Er und sag' es meiner Frau!" Ueberhaupt scheint die Musik Diejenigen, die sich ihrem Dienste widmen, besonder« zerstreut zu machen. Der berühmte Baßbuffo Lablache wußte davon nn wahrsten Sinne des Worte» ein Lied zu singen. Während eines Aufenthaltes in Neapel wurde er zum Könige beschieden. Im Vorzimmer erbat er die Erlaubniß, seinen Hut aufbehalten zu dürfen, da er sehr erhitzt sei. Nach einer Viertelstunde wurde er zu dem Monarchen gerufen. Nun dachte er in seiner Zerstreut heit nicht mehr daran, daß er den Hut auf dem Kopfe trug und ergriff den ersten besten, der ihm zur Hand war. So trat er bedeckten Haupte- und den zweiten in der Hand, bei dem König rin, der über diesen Anblick laut auflackte. Lablache sagte bestürzt: „Dürfte ich fragen, Sire, was die Heiterkeit Ew. Majestät erregt?" — „Mein lieber Lablache", erwiderte der König, „sagen Sie mir doch, welcher von den beiden Hüten nun Ihnen gehört, der, den Sie in der Hand halten, oder der auf Ihrem Kopf?" — mnwcketto!", rief Lablache in komischer Verzweiflung, den Hut vom Kopfe reißend, „zwei Hüte find in der Thal zu viel für einen, der keinen Kopf hat!" Sehr zerstreut war auch Ponchielli, der etwa vor einem Jahrzehnt verstorbene Componist der in Wien mit so vielem Beifall aufgefübrte« Oper „Gioconda". Man erzählte sich davon eine Menge heiterer Anekdoten. Einmal geht der Maestro im strömenden Regen dem Conservatorium zu. Vor dem Gebäude angekommen, bemerkt er, daß er schon völlig durchnäßt worden ist. Was thut er also? Er geht den weiten Weg nochmals zurück, um einen Regenschirm zu holen. Ein andermal erregte er nicht geringe« Entsetzen, al« er auf einem Hofball erschien. Zum vocsckriftSmäßigen Frack und der weißen Binde hatte er nämlich zerrissene Beinkleider angelegt. — Biel Heiterkeit rief er bei der Erst vorstellung seiner Oper „kromessi sposi" hervor. Di« Sängerin Brambilla, seine spätere Frau, die die Hauptrolle darftellte, sang so vorzüglich, daß Ponchielli bei offener Scene au- den Couliffen hervorstürmte, um ihr sein Entzücken au«- zusprecheu. Dabei passirte dem zerstreuten Maestro da» Malheur, daß er statt der hübsche«, junge« Sängerin eine im Dienst« bereits ergraute Choristin umarmt«. I« einem Mailänder C«s- hätte er eine« Tage« beinahe Schläge bekommen. Er hatte nämlich an einem Tische Platz ge nommen, an den sich kurz zuvor gleichfalls ein Gast gesetzt, und bestellte sich nun eme Schale Cacao. Jener hatte gleichzeitig ein Gla» Limonade »erlangt und der Kellner richtet beide Befehl« au» Der in «ine Zeitung vertiefte Tischnachbar wird nicht gewahr, daß die Limonade gebracht ist, und Ponchielli, der seinen Cacao sofort trinkt, greift nachher in gewohnter Zerstreutheit auch noch nach der Limo nade und leert das Gla». Inzwischen verlangt der Andere ärgerlich, daß der Kellner seinen Auftrag ausführe. Ponchielli ahnt, was er angerichtet, und wird nicht müde, sich zu ent schuldigen. Der Fremde beruhigt sich und der Kellner bringt noch einmal ein Glas Limonade. Aber inzwischen ist eine kleine Weile vergangen und — kurz und gut: der Maestro ist eben in Gedanken vertieft dabei, abermals daS vor ihm stehende Getränk des Andern an die Lippen zu führen! Da gab es denn eine ärgerliche Scene, und wären nicht andere Gäste hinzugekommen, die sich des allgemein gekannten und beliebten Componisten annahmen, so hätte er die schönsten Schläge erhalten. Ein Muster von Zerstreutheit ist einer unserer berühmtesten Chirurgen, die Leuchte der Universität, wo er eine ordent liche Professur bekleidet. Man erzählt sich unglaubliche Dinge, die er in diesem Zustande zusammenzebracht. All' die alten Kalauer, die schon unzählige Male durch den Mund der Leute gingen: wie Jemand seine Hose iuS Bett gelegt und sich selber über die Stubllene gehängt; wie rin Kärrner, der zu Markte fahren wollte, statt des Pferde« sich vor den Wagen spannte und seine« Jrrthum nicht eher gewahr wurde, bis er — wiehern wollte; wie ein Natur forscher, der einen Frosch gefangen hatte und seine Uhr hervorzog, um dessen PulSschläae festzustellen, nachdem er genug experimentirt, die Uhr in- Wasser warf und den Frosch >n die Westentasche steckte — bei ihm wären sie in der That möglich gewesen. Einmal — so behauptet eine Anekdote — ist er bei einer befreundeten Familie zu Tischt geladen. „Herr Professor", wendet sich die Herrin des Hause» an ihn, „wir rechnen auf Ihre Geschicklichkeit, um diese Hammelkeule zu tranchiren." — „Sehr gern", antwortet er. Er bemächtigt sich mit gravitätischer Grberde der Hammelkeule und macht einen tiefen Einschnitt. Dann .. WaS mag in seinem Gehirn kasten vorgeben? . . . zieht er au« seiner Tasche Eharpie und Bandagen und beginnt «inen regelrechten Verband. Die Gäste schauen dieser Scene mit krampfhaft verbissrne« Lachen zu. Aber er, noch immer vertieft in feinen Traum, sagt: „Etwa- Ruhe und Pflege! . . . ,« hat nicht« auf sich!" Einen anderen Fall, der den Abschluß bilden möge, er zählt CbarleS Novier, der einst berühmte, jetzt halb ver gessene französische Schriftsteller, der unsere« „Peter ^chlcmihl" im Vaterland« Cbamisso'S geradezu populär ge macht hat. Ma« wär« versucht, ei»eu so hohe» Grad von Zerstreutheit überhaupt nicht für möglich zu halte«, wenn nicht eine ganze Reihe von Personen zugegen gewesen und die Tbatsäcktichkeit diese« Vorfälle» ausdrücklich mit ihrem Wort« bestätigt bätte. Zur Zeit der Restauration lebte in Pari« der Drama turg Pixcericourt, ein überaus fleißiger Schriftsteller, der die Bühnen von Pari» mit den so sehr begehrten Effect stücken versah, allgemein geachtet und beliebt war und dabei an einer Zerfireutheit litt, die oftmals schon ebenso komische wie peinliche Scenen hervorgerufen hatte. Eine» Tages hatte man ihn als Trauzeugen geladen. Es handelte sich darum, den HeirathScontract deS jungen Paares zu untemeichnen. Schon war eS den Anwesenden ausgefallen, daß Pixcericourt wieder einmal überaus zerstreut sei. Bei Tische hatte er statt des Bratens ein GlaS in den Mund gesteckt, den Fächer seiner Nachbarin als Löffel benutzt und sich mit den« Notenheft den Mund gewischt. Man staunt, man schüttelt den Kopf. Die Mutter der Braut, um ihn au» seiner Zerstreutheit zu reißen, faßt seine Hand und führt ihn zu dem Tische, auf dem der Ehecontract liegt, und der Notar reicht ihm tue Feder, damit er unterzeichne. Pixceri- court setzte die Feder an . . . sah in die Hobe . . . setzte sie wieder an . . . schaute ring» um sich . . . plötzlich sah man, wie er blaß wurde und nach und nach große Schweißtropfen auf seiner Stirn perlten. Er nahm nochmal- die Feder zur Hand und fetzte an; doch ohne einen Buchstaben geschrieben zu haben, ließ er sie fallen und stürzte wie ein Verzweifelter zur Thür hinaus. Obgleich diese ganze Scene nicht länger als eine Minute gedauert hatte, so war sie doch von allen Anwesenden bemertl worden. Inzwischen war er in den Garten gelaufen, wo er alle Gänge und Wege durchrannte, ohne daß er Ruhe fand. Er war matt bi« zur Bewußtlosigkeit, al» er endlich auf eine Ruhebank taumelte. Sein Gesicht war ganz blaß, die Augen starrten ins Weite, da« Haupt hatte er iu beide Hände gestützt. So fanden ihn gute Bekannte, die ihm nachgeeilt waren, als sich jene Scene ereignete. Einer nach dem Anderen fragte ihn, wa» ihm fehle. Er sah sie Alle starr an, wie geistesabwesend. Kein Wort kam über seine Lippen. Endlich trat Nodier herzu, klopfte ihn auf die Schultern und fragte: „Aber Pixcericourt — waS in aller Welt geht mit Dir vor? — Da erst schien dieser au» einem schweren Traum zu erwachen. Seine Augen leuchteten auf, rin Freuden laut drang über seine Lippen. Wie iw Fluge eilt« er in das HauS zurück, ergriff di« Feder und schrieb iu größter Hast „Pipcericourt" unter den Ehecoutract. Die Gaste versamme(te« sich wieder, der früher« Froh fin« kehrte zurück. Man Ivar der Aasicht, der so beliebte vübnrudichler sei von eine«! plötzlichen Unwohlsein befallen gewesen u«d freute sich, daß er wieder hergestellt. Nur feinem Freunde Nodier vertraute er, wa» mit ihm vorge- gangen. „Es war eine schreckliche Situativ»", murmelte er, in dem er sich scheu umblickt« .... ,^ach' »ich nicht aus, Nodier! .... Ich — ich hatte meinen — Namen ver gessen! ..."
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