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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961215025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896121502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896121502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-12
- Tag1896-12-15
- Monat1896-12
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Ferrillrtsn. Vas goldene Herz. Novelle von E. Fahrow. N-chtnick v«»d»i«ii. Da lächelte der alte Neger, daß die weißen Zähne zwischen den farblosen Lippen sichtbar wurden. „Iambo nicht mehr Arzt brauchen. Iambo gehen heim — nach Jerusalem " Und plötzlich mit allem alten Wohlklang seiner Stimme, die Augen begeistert aufgeschlagen, begann er zu singen: „Jerusalem, dapp)' troms " Aber nach wenigen Tönen brach ihm die Stimme — noch ein Seufzer, — und Iambo war verschieden. — Mira drückt« ihm mit ihren feinen, zitternden Fingern die Augen zu, faltete die Hände und sprach ein leise», innige» Gebet für diesen Todteu, der geirrt hatte au» blinder, sklavischer Ergebenheit für sic. Dann aber wankte sie in ihr Schlafzimmer, wo sie auf ihr Bett sank. Es war die höchste Zeit, denn Schmerz, Auf regung und Erschöpfung forderten jetzt ihre Rechte und hüllten sie in ein« tiefe Ohnmacht. Detlev blieb in dem stillen Salon allein, wo die Frühlings blumen an den Fenstern dufteten und die Holzscheite im Kamin zuckende, nngrwifse Reflexe in da« Tageslicht warst». Die Tante war sofort in ihre eigentliche Sphäre, die der Pflichterfüllung am Krankenbett, geeilt und hitlr nun bei Mira Wacht. Der Arzt, welcher auf» Neue di« Wunde verbunden hatte, war mit dem versprechen fortgefahren, Mira'» Hau«arzt herau»zus«ndrn. Zugleich hatte Detlev sich mit Fella in telephonische Ver bindung gesetzt. „Was ist denn lo»?" fragte Fella durch» Telephon, „bist Du dort, Mira?" haben die unvernünftigen Aermel und bauschigen Mantel kragen einen vernünftigen Zweck erfüllt. Da« Geschoß hat durch die Mantrlwatt« so viel Abschwächung gehabt — ich denke mit einem bischen Wundfirber kommen wir durch." Der alte Herr, der Fella sowohl al« Mira hatte auf wachsen sehen, setzte sich in den Salon zu Detlev, wo den beiden Herren «in kleiner Imbiß servirt wurde. „Ich begreife die heutige Jugend nicht", sagte er, behaglich ein GlaS Sherry schlürfend. (Seit Olim'« Zeiten haben dir Alten die jeweilige „heutige Jugend" nicht begriffen.) „Erst lieben sie sich, dann quälen sie sich, dann ist Einer von Beiden schrecklich edelmüthig, und Ruhe tritt erst rin, wenn die grauen Haare kommen." Detlev lachte: „Ein nette« Prognostikon. Ich hoffe, doch noch etwa« eher zur Ruhe zu kommen." „Bei Ihnen ist daS auch möglich, denn Sie bekommen ein Ideal von einer Frau . . . ." „Nicht wahr?" unterbrach ihn Detlev enthusiastisch. „Eigentlich hätte ich doch verdient, daß sie mich für meinen Zweifel mit Verachtung strafte " „Ich kenn« nicht all, Detail«, — Mira darf nicht zu viel sprechen, — und ich bin auch gar nicht neugierig. Da Sie ein echter Mann sind, modern und dennoch romantisch, so kann ich mir denken, daß «in Filou wie dieser dlauwangig« Portugiese leichte« Spiel mit seiner Mißtrauen«saat batte." „Aber bei Gott, Mira hat di« Giftpflanze de« Miß trauen« durch ihre sanfte Güte mit Stumpf und Stiel bei mir ausgrrottet. — Und dabei sagte sie mir einmal, sie könne unversöhnlich fein!" „Damals liebte sie wohl noch nicht. Mira gehört zu den Frauen, die Alle« vergeben, wo sie lieben." Detlev fühlte von Neuem da« heiße Glück«gefühl in sich aufsteigrn, da« ihn rinhüllte wie ein Märchentraum. Allein Fella trat herein und ließ keine poetische Stimmung aufkommen. „Ich bleibe natürlich beute hier", erklärte sie, und fahre nur Nachmittag« nach Hau«, um dort nach dem Rechten zu sehen. Detlev, Du bist hier überflüssig und kannst Dich trollen." „Aber " „WaS aber? Möchtest Du -hier tz I» Toggenburg im Salon sitzen und warten, bi» sich „die Holde Dir wieder herniederneigt?" „Nein", sagt« Detlev kleinlaut. „Natürlich geht da- nicht." „Na also! Lieber Doctor, wenn Sie heut Mira'« Oeller- chen besuchen, erwähnen Sie, bitte, nicht« von der Wunde. Sagen Sie, Mira hätte sich den Arm verstaucht, oder wa» Sie sonst wollen." „Zu Befehl, meine gnädigste Frau." Fella nickte und begab sich wieder an Mira'« Bett, von wo sie die Tante bereits vertrieben hatte. „Liebe« Tantchen", hatte sie gesagt, „bitte fahren Sie in die Stadt und theilrn Sie meinem Man» mit, wa« geschehen ist, und daß ich zu Mira'« Pflege hierbleibe. — Wenn Sie zurvckkommen, legen Sie sich schlafen, damit Sie für die Abendstunden, wenn ich fort bin, frisch sind." Tante Rosaly fügte sich, wie alle Anderen, denen Fella in ihrer frischen kurzen Art Dispositionen «ab. Und so erreichte es die jung« Frau, daß nach einer halben Stunde Billa Lerzen-lust in tiefer Stille und ungestörter Rnhe im ver- schneiten Walde lag. * * Der Arzt hatte Recht behalten, Mira war nach acht Tagen auf, und nach vierzehn Tagen völlig wiederhergestellt grweseu. Und nun war der Februar da, ein ungewöhnlich heiterer, milder Februar, und die Hochz«it«glocken läuteten für Mira und Detlev. Die kirchliche Feier fand in demselben GotteSbause statt, wo Bride vor Jahren einaeseanet worden waren, ja, derselbe Prediger, der mittlerweile ein alter Herr geworden war, konnte di« heilige Handlung vornehmen. Einen Zweig von Orangeblütben in den bronzenen Haar wellen, di« zart« Gestalt rinzrhüllt in schwere gelblich weiß „Nein, ich bin«, Detlev. Du mußt sofort herauS- kommen, Fella." „Mein Gott, Detlev, wie kommst Du denn zu dieser Stunde nach Herzen«lust?" „Werde ich Dir hier schon erzählen. Eile Dich nur." „Zum Kuckuck, Detlev, ich muß doch wenigsten» wissen, wa« lo» ist?" „Mira ist krank." „Na, warum sagst Du dran da« nicht gleich! Schluß." „Aha", dachte Detlev, „jetzt läßt Schwesterchen Alle« stehen und liegen, stülpt sich den ersten besten Hut auf und kommt hrrauSgejagt." Fella erschien in vollster Aufregung und Empörung. „Wa« fehlt Mira? Gestern war sie noch gesund. Wo ist sie?" „Ruhig, ruhig, Schwesterchen. Mira hat «ine Wunde im Arm, — eben zieht ihr der Doctor die Kugel heraus." — — „Bist Du bei Trost, Detlev?" „Augenblicklich ja. Gestern war ich allerdings beinah verrückt — aber da« ist nun wieder vorbei." Und nun erzählte er Fella die ganz« Geschichte, während sie ihm mit funkelnden Augen und zornigen Ausrufen zuhörtr. „So 'ne Gemeinheit!" brach sie schließlich Hera»«. „So wa» ist ja noch gar nicht dagewesen. Aber Du, Detlev, bist kaum ein Haar bester al» die Andern. An Mira zu zweifeln! Ihr eine solche niederträchtige Falschheit zu- zutrauen! Pfui, Detlev!" Der ließ den Kopf hängen. „Du hast ganz Rech«. Schimpfe nur ordentlich. E» bedrückt mich ohnehin, daß Mira keine Silbe de» Vorwurf« für mich hatte. Fella — sie ist «in Engel!" „Ach wa»!" saatr sie untvirsch. „Jetzt ist sie ein Engel und gestern sollte st« rin Teuf«! sein. Ihr Männer seid All« »usammerl nicht Werth, daß wir thörichten, opferbereiten Frauen Euch so lieb haben. Aber wir sind nun mal so dumm!" Damit ging sie hinan» und gesellte sich zu dem Arzt, der eben die Krankenstube verließ. »Hier ist die Kugel", sagte er vergnügt. „Endlich einmal Abend-Ausgabe MMer Tageblatt Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. SV. Jahrgang. Dienstag den 15. Dccember 1896 Dl« Morgen-Ausgabe erscheint um '/«? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentag« um b Uhr. genannten Gelder Cavallotti die Verwaltung Rudini lehnt Dauer haben, daß nicht die Wahlarbett Ne-action »n- Expedition: Johanne«,affe 8. Die Expedition ist Wochentags »nnnterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: Ltt» Klemm'» Sortim. (Alfred Hah«), UniversitätSstraße 3 (Paulinum), Lont» Lösch«, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. AnzeigeN'PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pf-. Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4ge- spalten) vor den Aamilleanachrichten (Sgespaltrn) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer und Ziffern! atz nach höherem Tarif. Aamchmrschlitd fir Anzeigen: Ad«ud-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nokizei-Amtes -er Stadt Leipzig. Extra-Bei la gen (gefalzt), nur mit der Morgrn-Ausgabe, ohne Postbefürderung 60.—, mit Postbeförderuog 70.—. Bezugs-Preis I« der Hauptexpedition oder den i« Stadt bezirk und den Vororten errichteten Au«- aabrstellen ab geholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus X 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteffährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbondsendung ins Ausland: monatlich ^tl 7.50. In der italienischen Deputirtenka mmer kamen gestern die Unregelmäßigkeiten bei der Vertheilung der sogenannten Erdbrbengelder zur Sprache und nach den Ankündigungen derCriSpi feindlichen Blätter mußte man erwarten, daß der große Staatsmann moralisch vollständig vernichtet am Platze bleiben würde. Ueber den Verlauf der Sitzung unter richtet un» folgende Meldung: * Rom, 14. December. (Deputirtenkammrr.) Galli und Cavallotti bringen dir Veröffentlichung zweier Berichte über die Ver waltung der Gelder für die durch die Erdbeben in Reggio di Calabria und Messina im Jahre 1894 Heimgesuchten zur Erörte- rung. Galli, alS damaliger Unterstaatssecretair und ehemaliger königlicher Eommissar für die durch die Erdbeben im Jahre 1894 verursachten Schäden tritt dafür ein, daß die ordnungsgemäß verwaltet worden seien, unterzieht auf Grund der beiden Berichte der Gelder einer Kritik. Ministerpräsident di jede Verantwortlichkeit für die beiden Berichte ab, nimmt von den Aufklärungen Galli's Kenntniß und geht in seiner Erwiderung besonder» auf eine Aeußerung Lavallotti'« über einen Präfekten ein, der zur Erstattung eine-Geldbeträge» verpflichtet werde, dessen Vertheilung er nicht in genügender Weise rechtfertigen konnte. Der Ministerpräsident schließt, er werde sich stet» nur von der Gerechtigkeit, niemals aber von politischen Leidenschaften leiten lassen. Der Zwischenfall ist damit erledigt. DaS also war der AuSgang des neuen perfiden Vorstoßes der alten CriSpihaster gegen den greisen Patrioten, dessen Rückkehr zur Macht man trotz seines hohen Alter» und trotz de« unglücklichen AfrikafeldzugeS in diesen Kreisen noch immer fürchtet. Selbst Rudini, der sicherlich nur zu gern die Ge legenheit ergriffen hätte, um da» politische Begräbniß EriSpi'S zu vollziehen, vermochte nicht die Verantwortlichkeit für die Berichte Cavallotti« zu übernehmen. Man kann sich also einen Begriff davon machen, welche« Lügengewebe sie darstellen müssen. An eine so rasche Erledigung de» Zwischenfalles Haden die schwerlich geglaubt, die erregte Scenen erwartet hgtten, Rudini schon den Todesstreich nach CriSpi führen sahen und in sittlicher Entrüstung die Einsetzung «ine» parlamentarischen Enqueteausschusses verlangten. Viel richtiger hakte derCriSpi'sche „Popolo Romano" die Angelegenheit beurtheilt, al» er schrieb, der ganze „Ervbebenschwindel" werde in einer Siyuug ein für allemal abgethan werden. Daß Unregelmäßigkeiten, wie unter allen Ministerien, so auch unter Erispi bei der Ger- theilung von Geldern zu Humanitären Zwecken vorgekommen sind, soll nicht geleugnet werden, aber sie sind in» Ungeheuer liche aufgrbauscht worden und fallen Cri»pi nicht zur Last. Deutsche- Reich. * Berlin, 14. December. Im Proceß Leckert- von Lützow hat die Episode, in welcher die Entstehung eines anonymen Schreiben« an den Kriegsminister und einer auf den Namen „Kukutsch" gefälschten Quittung Uber 50 Mark aufgeklärt wurde, besondere» Auf sehen wegen der Rolle erregt, die darin ein im parlamen tarischen Leben hervortretenver Officier, der Abtheilungs- virigent im KriegSministrrium Oberstjieutenant Garde, spielt. Beide Schriftstücke hatten, wie erinnerlich, dem Zweck gedient, eine auSreichrnde Grundlage zu schaffen, um einige Herren aus dem literarischen Bureau dcS Ministerium« des Innern, auf welche» der Kriegsminister den Ursprung der bekannten „Berliner Depesche" eine« Münchener Blattes zurücksühren zu müssen glaubte, zu einer Vernehmung vorzu laden. Staat-secretair v. Marschall hat dann später festgrstellt, daß die angebliche Depesche eine auf Münchener Informationen beruhende RedactionSardeit war. Daß Oberstlirutenant Gaede, wie au» seiner Zeugenaussage hervorging, seine Zustimmung, dern auch aus riuer geradezu schimpflichen Ind i-cretion, die wohl geeignet wäre, die Mitglieder de« Reichstag« in peinliche Erregung zu setze». Zunächst hat jedenfalls da» Centrum, au» besten Reiben der gegenwärtige Präsident de» Haufe» hervorgrgangrn ist, Veranlassung, mitAerrn FuSangel ein ernste» Wort darüber zu reden, wie die Nachricht in sein Blatt gekommen ist. DaS soeben citirte Telegramm legt aber leider die weitere Vrrmuthuug nahe, auch Mitglieder anderer Parteien hätten über rin ihnen aovertraute« Geheimniß wenigsten» Andeutungen gemacht, die hart an gröbliche In diskretion streiften. Jedenfalls wird die Sache auf daS Strengste untersucht werden müssen, wenn der Reichstag nicht Gefahr lausen will, sein ohnehin sehr gesunkenes An sehen noch weiter sinken zu sehen. Politische Tagesschau. * Lettztt», 15. December. Die Annahme, daß gestern im Reichst«» die Justiz novelle al« aussichtslos vor Beginn der dritten Lesung würde zurückgezogen werden, hat sich als irrig erwiesen. Man muß also annnebmen, daß die ReichSregierung entweder ihre „Quittung" auf die Vorlage haben will, um ihr Scheitern auf das Conto des Reichstags schreiben zu können, oder daß sie den Abschluß eine« Compromisse» mit dem Centrum doch noch für möglich hält. Der Verlauf der gestrigen Berathung hat für die letztere Eventualität allerdings keinen Anhaltspunkt gegeben, aber in der Special- discussion ist doch eine Urberraschung nicht völlig au»geschlosten. Auch die für gestern erwartete Debatte über den Fall Leckert-Lützow steht erst noch bevor; gestern wurde der Fall von dem Abg. Stadthagen nur flüchtig gestreift, aber die wenigen Acußerungen dieser „Nechtssäule" drS Reichstag« läßt bereits erkennen, welche Tonart Herr Bebel bei der Begründung seines Antrags zu §53 der Strafproceßordnung anschlagen wird. Je weniger gestern die Erwartung de« gut besetzten Hause« auf eine aufregende Leckert-Lützow- und Tausch-Debatte er füllt wurde, um so mehr konnten die Herren Abgeordneten im Privatgespräche ihre Ansichten über das Gerücht, daß eine große Artillerie-Vorlage in Aussicht stehe, au»tauschen. Der Niederschlag dieses Austausche» ist vielleicht in der folgenden, von „parlamentarischer Seite" stammenden und in mehrere Blätter übergegangenen Auslastung zu finden: „Gegenüber den Gerüchten, die ein Theil der Presse sich gemüßigt findet über eine bevorstehende Artillerie-Vorlage zu verbreiten, kann fesigestellt werden, daß dieselben durch Anfragen entstanden zu sein scheinen, welche in der Budgrtcommisston über die Bewaffnung von Kriegsschiffen mit Schirelllade- kanonen ergangen Warrn. Man übersieht dabei vollständig. Laß die Seeartillerie von der Landartillerie einen völlig ver schiedenen Charakter trägt. Nruformationen der Landartillerie scheinen noch im Anfangsstadium bezüglicher Erwägungen sich zu befinden, so daß dem BundeSrathe bi» jetzt noch nicht ein mal eine Vorlage zugegangen ist. Wenn man erwägt, wieviel Instanzen noch durchlaufen werden müssen, bi» eine solche Vorlage an den Reichstag gelangen könnte, wird mau in der Annahme nicht sehlgehen, daß dieselbe noch ziemlich lange auf sich warten taffen werde." Ist e« richtig, daß in der Budgetcommission de« Reichstages lediglich auf eine Anfrage über die Bewaffnung von Kriegsschiffen mit Scknellladekanouen eine Antwort er- theilt worden ist, so ist dem Gewährsmann der von dem CentrumSabgeordneten FuSangel geleiteten „Westv. Volks zeitung", der von einer durch den preußischen KriegSminister in Aussicht gestellten „Artillerievorlage" geredet hat, eine kaum begreifliche Verwechselung untergelaufen. Aber zu der Verwechselung scheint noch etwas Andere«, weit minder Verzeihliches sich zu gesellen. Schon vor einigen Tagen wurde, wie der „Schles. Ztg." mitgetheilt wird, in RcichStagSkreisen angedeutet, in der Budgetcommission sei bei der Berathung des MilitairetatS eine streng vertrauliche Mittheilung gemacht worden; die Mitglieder der Commission hätten sich aus Ehrenwort verpflichten müssen, von diesen Mittheilungeu auch nicht einmal ihren Fractionsaenossen Kenntniß zu geben. Thatsäcblich veröffentlichten die „Münch. Reuest. Nachr." in ihrer Montagsnummer folgendes Tele gramm: Berlin, 12. December. (Privattelegramm.) In der letzten Sitzung der Budgrtcommission wurden von der Regierung beim Militairetat streng vertrauliche Mitthejlungen gemacht, dir heute fortgesetzt wurden. Die Abgeordneten wurden auf Ehrenwort verpflichtet, auch in FractionSsitzungen nicht darüber zu sprechen. Man nimmt an, daß e» sich um die Er gebnisse der Erprobung des neuen Artillerirmaterialt gehandelt hat. ES hat also den Anschein, al« beruhe die Nachricht der „Westd. VolkSztg." nicht nur auf einer Verwechselung, son mit entfällt auch für die preußische Regierung jeder An laß, ihren Einspruch ander» al» einen akademischen auf- zufasten und weiter aufrecht zu erhalten. Vor zwanzig Jahren wäre die ganze Frage mehr oder weniger gleichgiltig gewesen. Die Zahl der Stichwahlen, wo die Entscheidung auf deS Messers Schneide stand, war gering und die Prüfung der Mandate konnte somit schnell erfolgen. Die bedauerliche Parteizersplitterung aber hat die zweifelhaften Wahlgänge in« Zahllose gemehrt und damit auch die Neuwahlen, die mitten in die Legislaturperiode, später als rin Jahr nach dem ersten Wahlgange, fallen. Insofern ist jetzt die Ent scheidung dieser Frage zu großer, allgemeiner Bedeutung gelangt. Für den Wahlkreis Schwetz kommt noch die be sondere binzu, daß die ganze verbitternde Agitation, die beim letzten Mal den Krei- durchwühlt hat, sich erneuern wird und damit zugleich auch die Probe darauf, ob da- Deutsch- thum in einem Kreise, wo eS den Polen numerisch Vie Waage hält, so viel Pflichtbewußtsein besitzt, um die» auch bei den Wahlen zur Geltung zu dringen. Zur Ergänzung ihrer Mtttheilungen über die Ver haftung des im Dienste der Gebrüder Denbardt stehenden Suaheli Said den Achmed erfährt die „Post" noch da» Folgende: „Anfang Juni d. I. kehrte der bekannte Forscher Gustav Denhardt von einer Reife aus Len Tanastaaten, dem Hinter lande von Wito, die vorwiegend grogravhifche Zwecke verfolgt batte, zurück. Auf dieser Reise war er, wie immer feit der ersten Forschungsreise im Jahre 1878, von Said begleitet. Diese Reise betrachtete der englische VerwaltungSbramte von Tana, RogerS, ein durch und durch chauvinistischer Engländer, mit großem Mißvergnügen. Der Grund düffir darin liegen, daß er wohl wußte, Denhardt würde sich davon überzeugen, daß dir eng lische Regierung den Eingeborenen gegenüber vollständig ohnmächtig ist, und das zur Kenntniß der deutschen Regierung bringen. Thatsache ist, daß die britische Regierung in ihrer großen Interessensphäre zwischen dem Tana und Vubaflusse weder ge- nügende Macht besitzt, noch sich irgend welches Ansehen» erfreut, noch irgend welche Vorkehrung zur Verwaltung jener großen Ge biete oder zum Schutze reisender Weißer getroffen hat. Ob unter diesen Umständen der engliiche Beamte grsürchtet haben mag, daß Denhardt von den eingeborenen Fürsten für sich Hoheit-rechte erwerben würde, können wir nicht ermessen. Selbstverständlich ist es aber völlig ausgeschlossen, weil es durch den Vertrag zwischen Deutsch land nnd Großbritannien wegen Abtretung des Suahrlilaode» für Deutsche ein für alle Male unmöglich gemacht worden ist. Bei ruhiger Ueberlegung hätte sich auch RogerS da« selbst sagen müssen. ES dürfte für ihn vor Allem darauf angekommen sein, zu erfahren, wa» für Zwecke Gustav Denhardt auf seiner neuesten Reise verfolgt hat. Deshalb ließ er, wobei er sich nicht zum Mindesten auch von seinem in ganz Ostafrtka bekannten Deutschenhaß dürste haben leiten lassen, unmittelbar nach der Abreise Denhardt'» von Lamu nach Deutschland im Juni besten Rrijraufieher Said ge fänglich rinziehen. Said befindet sich aber noch heute im Dienste Denhardt'». Dieser halt« nämlich auf setuer Reise Maaren und ExpeditionSgüter am oberen Tana zurückgelaffrn und Said be auftragt, jene nach Lamu zu bringen; Said hatte zu diesem Zwecke nicht allein die Mittel zu seiner Verpflegung von Gustav Denhardt erhalten, sondern außerdem noch einen Vorschuß auf sein Gehalt." Der Rechtsbruch, der in der Verhaftung eine- im Dienste von Deutschen stehenden Suaheli enthalten ist, hat in Wituland und Lamu, wie von dort geschrieben wird, bei Deutschen und Eingeborenen gleich große Erregung hervor gerufen. Angesichts dieses neuen Gewaltactes werden die Eingeborenen schwerlich e« wagen, wieder in den Dienst von Deutschen zu treten. Welche Folgen da» aber für die dort ansässigen deutschen Reich-angehörigen haben muß, liegt auf der Hand. Bei dieser Gelegenheit erinnert die „Post" an einen ähnlichen Vorfall im Jahre 1886, wo ein Angestellter der Gebrüder Denbardt in Witu ermordet wurde, wofür damals indessen der Reichskanzler Fürst BiSmarck vom Sultan von Zanzibar für die Witlwe eine Entschädigung von 30 000 Rupien durchsetzte, nachdem die Mörder angeblich nicht hatten gefunden und bestraft werden können. Einen sehr intereffanten, aber für die preußische Regie rung nicht eben schmeichelhaften Bericht hat die Wahl- prüfungscommifstom des Reichstags über die Ungiltig- keit »erklärung de- Mandat- des reichSparteilichen Ab geordneten Holtz für den Wahlkreis Schwetz erstattet. Wie zu erwarten war, ist die UngiltigkeitSerklärung erfolgt, weil die Ersatzwahl erst drei Jahre nach den Hauptwahlen vom Jahre 1893, am 25. Juni 1896, stattfand und trotzdem neue Wahllisten nicht angefertigt wurden. An der Sitzung nahm als Vertreter der preußischen Regierung der frühere konservative Landtag-abgeordnete und derzeitige Vor- tragendeRath im Ministerium de» Innern v. H olleufer Theil, um die Gründe darzulegen, au- denen vor der Stichwahl die auf jene Verfäumniß gestützte Anfechtung der Wahlhandlung von der Regierung zurückgewiesrn worden ist. DerRegierungScommiffar wollte einen wesentlichen Unterschied erblicken zwischen eigent lichen Ersatzwahlen in Folge von Mandatniederleguugen und Wiederholungswahlen, im Falle daß überhaupt keine Wahl zu Staude gekommen ist, also Stichwahlen und Neuwahlen in Folge von Ungültigkeitserklärungen. Für die erste Kategorie, die Ersatzwahlen, will die preußische Re gierung gelt«» lassen, daß die Wahllisten erneuert werden müssen, wenn ein Jahr nach der Hauptwahl verflossen ist, nicht aber für die „Wiederholungswahlen". Unleugbar läßt sich diese Auschauung au- dem Wortlaut de» Wahl gesetze» und de» Wahlrrglement« herauSbociren, aber e« gehvrt die Bethätiauugefreude eine» Scharfsinns dazu, der den Geist jener Bestimmung in die Zwangsjacke steckt. Ehe man zu jenen feinen Unterscheidungen gelangt, ergiebt sich au« dem Wortlaut und der Absicht jener Bestimmungen, daß die Wahllisten in jedem Wahlkreis nur für ein Jahr Dauer haben, daß lediglich für diesen Zeitraum, um nicht die Wahlarbeit ins Uugemessene zu vermehren, die Fluctuation der Bevölkerung seit dem ersten Wahltag ignorirt werden soll. Nach Jahr und Tag aber, so sagt jene Bestimmung, sind die BevölkrrunaSverhältnisse in einem Wahlkreis so verschoben, daß sie durch Aufstellung neuer Listen berücksichtigt werden müssen. Dieser Auffassung hätte die preußische Regierung, wenn sie auch dadurch mit einer in den siebziger Iahreo vertretenen Auffassung in Wider spruch kam, um so «her sich auschließen dürfen, al« ein zweifel loser Präcedrnzfall vorlirgt. In Eisenach wurde bekanntlich 1893 der freisinnigeAbg. Casselmann gewählt. Sein Mandat wurde cassirt und zum 14. März 1895 die Neuwahl ausgeschrieben. Di« weimarische Regierung ließ zuerst die alten Wählerlisten auslegen, sie verschob aber dann den Termin und ließ neue Wahllisten «»«fertigen, al« die Reich-Verwaltung nach forgsamrr Prüfung der Sachlage zu dem Standpunkt kam, daß unter allen Umständen bei der Vornahme von Er satzwahlen, wenn ein Jahr seit der Hauptwahl verflossen ist, neue Wählerlisten auarfrrtigt werden müssen. Es liegt also nicht nur eine klare Entscheidung der ReichSregierung vor, r« steht auch fest, daß sich dieser, und da« ist da« Wesentliche, weil sie berechtigt war, ein Bundesstaat gefügt hat. Hier »»«ßiwdler« Frau l zahlreichen > vergeßlichen mserrn tief. i wir Herrn dem K. G. » BckiiNiwck eben hoben. lt„ Souaab. '/F Freitag 'l.S-5 l! raße 3. zu verabreichen. Ifstuch Damei, abend von '/,!j eitaao. '/,2-5 Ü. inabeadS-'/^U >g */,9—11 Uhr. Damen: 1-4 Nm billigste« Reim? D. V. Pohir. r. v. Ruhi. tbohn.m.Kartost. -15 Jahre und bestimmten Zweck , so daß die reich — vom schwerst es zum zierlichen au auch in aller ten Hau» bi» in ar Einzelnen aus Mager zu haben r zir besichtigen, chtung hin voll- ^ochzeitS-, Weid- rrengrschenk oder l kaufen gedenk! daß nicht Bor reichhaltig aut- Ehrengaben, in Verlangen mit . —- Eine Filiale ianoplasttsche vanobrvnzen. alvanoplaftiichern )dee ohne Kern ebenbürtiger Er- nach dem neuen ckge erfüllen die an Widerstands auf dem.chichten > der Atmosphäre irren Einwirkung »fall» sehr reich -st der anspruchs- )es Fabriklageri n eines hübschen mheit find. er Stelle aus die rrei deS Herrn end hinzuweifen. , da« langjährige en, sondern au» tig offerirt Herr tSftolle», nm befriedigen iin mer da» Feinste, Butter zur Ver nun». zsvorgange Ude««»» v '
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