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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961218011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896121801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896121801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-12
- Tag1896-12-18
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Größere Schriften laut unserem PreiS- verzetckniß. Tabellarischer und Merniatz nach höherem Tarif. vxlra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mn Poslbesürderung -Nl 70.—. Ännahmeschluk für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. AN den Filiale« und Annahmestellen je eine halb« Stund« früher. Anzeigen sind stets an di» Sgtzetzltion zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Freitag den 18. December 1896, Sv. Jahrgang: Von Eentrumsungnaden. Hu -cn WeistnachtSferie» »es Reichstages (Nachdruck verboten.) L Stark und mächtig steht das deutsche Reich nach außen da. Freudig feiern unsere deutschen Brüder im AuSlande eie Feste, die an Deutschlands stolze Tage erinnern, und mit ?lolz empfinden sie eS, daß sie Stammesangehörigr eine großen, von allen Ländern respectirten Reiches sind. Sie, ne in her Ferne sind, jenseits der Oder oder der Elbe oder des Oceans, sie können die Fessel nicht sehen, die den jungen Riesen umschlingt, die seine freie Bewegung hemmt und deren klirren ihm bei jedem Schritte mißtönend an daS Obr dringt, denn die innere Entwickelung des deutschen Reiche-, sie hängt ab von CentrumSgnaden. „Von Centrumsungnaden" nennen wir diese Betrachtung, die dem nun abschließenden ersten Tagungsabschnitte der Volksvertretung gewidmet ist, weil sich die Macht deS CentrumS gerade in diesem Zeiträume so fühlbar machte, daß sie diesem Abschnitte sein Gepräge giebt und seinen ganzen Inhalt bildet. Drei wichtige Fragen standen in diesem ersten Abschnitte der Tagung theils zur Entscheidung, theils zur ersten Berathung: die Iustiznorelle, die Marine forderungen und die Dampfersubventionsvorlage. Wenn diese wichtigen Angelegenheiten tbeil- schon negativ entschieden sind, theils noch negativ entschieden werden, so geschah cs und wird es geschehen — von Eentrumsungnaden. Die Iustiznovelle schien nach dem Abschlüsse der Com- missionsbcralhungen in den sicheren Hasen einlaufen zu sollen, üin Compromiß zwischen der Negierung und dem allmäch tigen Centrum batte die von der Negierung für unannehmbar erklärten Bestimmungen aus der Borlage entfernt. Das war im Frühjahr, und im Herbst sollte die reise Frucht gepflückt werden. Doch dazwischen lag der Sommer, der für da- Ecntrum der Winter des Mißvergnügens zu sein scheint; denn mit dem Herbst und dem Beginn der ReickSlagSsitzungen zeigte sich sofort eine oppositionelle Stimmung der Partei, vln der zweiten Lesung der Novelle wurden die Beschlüsse der Commission zum größten Theil wieder umgestoßen, und bei een Dutzenden von Anträgen, die in dieser zwölftägigen Debatte zur Abstimmung kamen, zeigte sich so recht die Macht deS Eentrums, denn es wurden fast durchgängig nur die Anträge zum Beschluß erhoben, die entweder vom Cen truin selbst ausgingen, oder zum Wenigsten den feierlichen Segen des unermüdlichen Abg. Schmidt-Warburg erhalten ballen. Der Fall der Vorlage schien gesichert, wenn nicht das Eentrum mit der Negierung sich einigte. Diese Einigung aber erfolgte nicht, und so kam die Vorlage bei der ersten Abstimmung der dritten Lesung zu Falle — von CentrumS- unauaden. Nicht anders verhält es sich mit der Dampfervorlage .'lach zu der Frage der Danipsersubvention batte sich in trüberen Zeiten das Centrum wohlwollend verhalten, aber nunmehr entdeckte es allen möglichen Mangel an der Sub vention, und es ist nicht geneigt, einer Erhöhung der Subvention zuzustimmen. Und wenn nicht rin Wunder geschieht, wird die Subventionsvorlage scheitern — von Eentrumsungnaden. Hatte das Centrum seine Stellung zur Iustiznovelle und zu der Subventionsfrage geändert, so war dasselbe mit seiner Haltung zu dem Marine-Etat der Fall. DaS Centrum war in den letzten Jahren so wohlwollend gegenüber der Marine» Verwaltung, daß Herr Lieber gewissermaßen der Schutzpatron des ViceadmiralS Hollmann war und ihn sogar noch in diesem Sommer bei einer dienstlichen Reise begleitete. Ob Herrn Lieber dabei militairische Ehren erwiesen wurden, wissen wir nickt, jedenfalls schien die Entente zwischen Marine verwaltung und Eentrum ungetrübt. Und es verging der Sommer und eS kam der kühle Herbst und e- kam die kalte Haltung des Eentrums gegen all' und jede Marine forderung. Die Korderungefl waren geringer, als mau nach den im Frühjahr umlaufenden Gerüchten wobl hätte an nehmen können, und sie hielten sich in dem Rahmen, der bisher für das Eentrum acceptabel gewesen war, aber nun mehr entdeckte daS Eentrum, daß durch die Forderungen .dem deutschen Volke das Blut ausgesaugt würde". Und wenn nicht ein Wunder geschieht, so werden auch die Marine forderungen scheitern — von Eentrumsungnaden. Vielleicht finden wir den Schlüssel zu dieser unfreund lichen Haltung de- CentrumS, wenn wir uns erinnern, daß auch eine andere dem Centrum befreundete Partei früher sich wohlwollend zu Marinesorderungen verbalten hatte — die Polen. Dem Sandmeere der Provinz Posen entsprossen, fand Herr von KoScielSki eine merkwürdige Vorliebe für die tiefblaue See, und er bewilligte Kriegsschiffe und Preise für Segelregatten. Seitdem aber ein schärferer Wind in den oberen Regionen gegen die Polen weht, hat die Regierungs freundlichkeit der Polen sich verflüchtigt, und ihr Beispiel hat auf das Centrum ansteckend gewirkt. Es klingt unglaublich, aber eS ist wahr, das mächtige Centrum ist zum Ge folgsmann der kleinen Polenfraction geworden. Ei« unumstößlicher Beweis dafür ist es, daß das Centrum im preußischen Abgeordnetenbause eine Interpellation über polnische Beschwerden eingebracht hat. Die 20 Polen bilden also nicht mehr das Anhängsel deS CentrumS, sondern die 100 Centrumsleute sind zu reisigen Vasallen der polnischen Ritter geworden. Wenn sich daS Centrum solchermaßen zum osficiellen Schützer des Polenthums macht, so wird es sich nicht wundern dürfen, wenn der Wehrhieb deS deutschen Schwertes gegen die pomische Lanze auch gegen den Schild des polnischen Ritters schlägt. Das Centrum wird nicht mehr Uber einen Culturkampf schreien dürfen, über religiöse Angriffe, wenn es sich in einem nationalen Kampfe aus die Seite der feindlichen Nation stellt. Vielleicht wird gerade, je klarer fick die Situation nach dieser Richtung bin gestaltet, dies die Möglichkeit zu einem erfolgreicheren Kampfe gegen die erdrückende Macht des Centrums bieten, als er bisher geführt werden konnte. Einstweilen aber hängt der Reichstag noch von Eentrums Gnaden ab. Und vielleicht ist das einer der Gründe, wes halb der Reichstag andauernd so schwach besucht ist. Wir mißbilligen diesen schlechten Besuch des Reichstage-, welches auch immer die Gründe dafür sein mögen, aber wir könnten eS nacksüblen, wenn mancher deutsch-gesinnte und selbstbewußte Mann sich davor scheut, auf einer Bübne zu agiren, auf der er eine bloßeMarionette in den Händen eine-Ur.Lieber wäre. Sieht man, wie in wichtigenMomenten Alles still im Saale wird, wenn der CentrumSredner daS Worl ergreift, und wie die Abgeord neten sich nm ihn drängen, weil sie wohl wissen, daß die Worte, die dem Gehege seiner Zähne entfahren, die Entscheidung bringen, so kann man eS immerhin begreifen, daß mancher sich diesem beschämenden Schauspiele entziehen will. Fürst Bismarck wollte im Jahre 1856 nicht in daö Herrenhaus geben, wenn er, wie er fick auSdrückle. als Statist oder dienendes Bolk dort auftrelen sollte, und ähnliches Empfinden mag eben Männer von ähnlichem Selbstbewußtsein bewegen, wenn Herr Lieber die Regie führt- Drei Wochen lang wirb nun dieses Theater für die Abgeordneten und da- Volk ge schlossen sein, und daS ist der einzige Trost, wenn wir an die WeihnachtSferien des Reichstags „von CentrumS Gnaden" denken. Sittenrichter Lebet. 12 Di» Glaubwürdigkeit des Herrn Bebel hat wieder einmal eine durch parlamentariscke und sonstige Rücksichten unbehinderte Probe — nicht bestanden. Eine Sprcialitiit diese« „VolkSbeglückers" bilden bekanntlich „große" Reden zum Militairetat, Reden, deren unverhüllter Zweck die Erregung von Haß gegen die Armee ist. Sie geben regelmäßig eine Darstellung, wonach daS Loo« der Soldaten deS deutschen Heeres in der Erduldung von Miß handlungen besteht, und bringen zur Begründung „Tbatsacken" bei. Diese Thatsachen sind mehr oder weniger empörend, der Kriegsminister kann sie, da er nickt vorder unterrichtet worden ist, nicht geradezu bestreiten, und so üben sie im Lande und nicht nur unter Socialbemokraten die gewünschte Wirkung au«. Sieht man näher zu, dann ergiebt sick gewöhnlich, daß Herr Bebel Unwahre« vorgebracht hat, ein Verlauf, der ihn im nächsten Jabre nickt hindert, wieder mit erfundenen Mißbanvlungsgeschichlen hervorzutreten. Immer gelingt die Ueberführung nicht, weil ja die im Reichstag von Abgeordneten begangenen Verleumdungen der gericht lichen Verfolgung entzogen sind. In der vorgestrigen Gerichtsverhandlung vor dem Berliner Landgericht, über die wir berichtet haben, ist eS wieder einmal möglich gewesen, den Mechanismus deSBebel'schrn Ebrabschneide- Apparates bloßzulegen. Er ist sehr einfach. Bebel empfängt von Leuten, die durch seine Reden indirect, durch kleinere Agitatoren wahrscheinlich direkt dazu aufgefordert sind, Mit- theiluagen über Soldatrnmißbandlungen. Er kennt die Ge währsmänner nickt, er erkundigt sick auch nicht über sie, geschweige denn, daß er sie aufsucht; aber er benutzt im Reichs tage ihre Angaben mit der Sicherheit eine« Manne«, der die sorgfältigste Ermittelung angestelll hat und Erwiesene« erzählt. So ist eS nicht zu verwundern, daß er in dem jüngsten Falle einen Hauptmann v. Strombeck der Miß handlung von Soldaten mittel- der Faust und de« Säbel« auf Grund eines Briefe- beschuldigte, der gar nicht von dem Unterzeichneten — einem Soldaten —, sondern von dessen Bruder geschrieben und unterzeichnet war. Au« der Zeugen- au«sage Bebel'« geht hervor, daß er die Angaben de« Briefe« auch Hann als Thatsachen vorgelragen hätte, wenn der als Sckreiber Genannte gar nicht epistirt hätte. Die „Form deS Briefes" hat genügt, um „annebmea zu müssen", der Inhalt beruhe auf Wahrheit; durch diesen Eindruck hielt er sich der Pflicht der Prüfung enthoben! Nach seinem eigenen Zeugniß bat also dieser Parteiführer die Gewohnheit, die Ehre seiner Mitmenschen mit einer Leicht fertigkeit anzuschwärzen, die den Neid eines Tausch erregen könnte. Um nicht geradezu als Erfinder der Verleumdung dazustehen, war er gezwungen, dem Kriegsminister nachträg lich seinen Gewährsmann zu nennen und so der Militair- verwaltung die Möglichkeit zu geben, den gerichtlichen Be weis der Unwahrheit jener Angaben »u erbringen. Da entlastet ihn nicht, der Hehler ist nicht besser, al« der Stehler, und wer zu seinen Zwecken Lügen verbreitet, ist nicht besser, al- der Lügner. Geschieht dies aber noch dazu unter Um ständen, die dem Opfer der Lüge die Möglichkeit, sich an den Verbreiter zu halten, nehmen, so tritt zu dem verdienten Bor wurf der Verleumdung d»r der Feigheit, ein Borwurf, den Bebel auck nach anderer Seite hin verdient hat. Der Brief mit der Beschuldigung gegen Herrn v. Strombeck wäre nicht geschrieben worden, wenn der Absender nicht gewußt hätte, daß seine Mittheilungen durch Bebel die gewünschte Ver wendung finden würden. Wer aber mit Unwahrheiten gewohnheitsmäßig politische Geschäfte macht, der verleitet Andere, gleichfalls nicht vyn Skrupeln Geplagte, ihm Un wahrheiten zuzutragen. Bebel ist deshalb flicht ohne Schuld an den Schiasalen des Briefschreibers, der vier Monate Gefängniß zu verbüßen hat, und des intellektuellen Urhebers de« Schreibens, der au« Furcht vor der Strafe seiner Ber leumdung lankflücktig geworden ist. Die Beiden sind von Bebel, der gewiß war, selbst frei auSzugehen, an- Messer geliefert worden. Diese Handlungsweise ist nicht edel, aber nützlich für die Allgemeinheit. Denn wenn auch nickt der durch die Immunität vor den Folgen seiner Vergehen geschützte Socialistenfübrer, so werden doch seine Zuträger künftig ihrer Phantasie Zügel anlegen. Eine weitere gute Wirkung deS Procefse« wird sein, daß kein ehrlicher Mann mehr einer Behauptung Bebel's, ebe sie bewiesen ist, Glauben schenkt, wozu übrigen- dem früher» Kriegsminister Bronsart v. Sckellenrorfi schon die älteren Beweise Bebel'scher Wahrheitsliebe mit Recht genügt haben. Daß die Bloßstellungseines Mitgliedes den Reichstag wieder zu der guten Sitte zurückleiten werde, im Plenum keine Anschuldigungen gegen Untergebene der Minister zu er heben, bevor diese in der Lage waren, die Anklagen zu prüfen, das kann man von dem jetzigen Reichstag allerdings nicht erwarten. Um so sicherer ist. daß der Berliner Proceß die Achtung vor der deutschen Volksvertretung noch weiter berabvrücken und daß er über die Berechtigung der Svkial- demokratie, sich zur Sittenrickterin über ganze Gesellschaft« klaffen aufzuwerfen, weitere Klarheit verbreiten wird. Deutsches Reich. Berlin, 17. December. Von den deutschen Rbedern, deren Dampfer in Ostasien verkehren, wird lebhaft Beschwerde geführt über die Gefährdung ihre« Be triebe«, die ihnen aus dem Anlaufen ibrrr Dampfer in den Häfen der französischen Colonien Cochinchina und Tonkin erwachsen. In diesen Colonien ist der Opium vertrieb in Privatregie gegeben und, wogegen nichts ein- zuwenden ist, auf den Opiumschmuggel eine bobe Strafe ge setzt: 400 Dollar- für jede« Pfund geschmuggelten Opiums, außerdem Gefängnißstrafe für die Person, welcher das Ver gehen nackgewirsen wird, resp. den Capitain deS Schisses, wenn der Delinquent nicht entdeckt wird. Dazu ist eine außer ordentlich hohe Belohnung für KE Anzeige de« Schmuggels und de« Aufbewahrungsorts dev Waare angesetzt. Da durck hat sich rin systematischer AnreigegeschäftSbetrieb ent wickelt, d»r in der Regel folgender. Gang nimmt; In Hong kong nimmt der Dampfer Maaren und Passagiere an Bord. Di« Ladung — wir nehmen als Beispiel den Fall, der einen Dampfer der Apenrader Rhedrreigesellschaft Iebsen <L Eo. betroffen — beträgt ungefähr 1500—2000 TonS; die Zahl der Passagiere 300, dazu gehen und kommen in Hongkong 50 Kulis an Bord, welche da- Verstauen besorgen. Der Dampfer sticht in See, zu gleicher Zeit geht dem französischen Eonsul in Hongkong die Anzeige zu, daß dort und dort an einem bestimmten Orte an Bord Opium versteckt sei. Dieser telegraphirt sofort nach Saigon. Durch die Unannehmlichkeiten, welche anderen Schiffen wider fahren, gewitzigt, hatte vorsichtshalber der Eapitani, wie auch die Schiffalisten erwiesen, unterwegs wiederholt, s» weit dies bei fest verstauter Ladung möglich, jeden zugänglichen Raum revibiren taffen. In Saigon kommt die Zollbehörde an Bord und findet „geschmuggeltes" Opium, kleine Gesäße von der Große balbpfünviger Cacaobüchsen im Schiffsraum ver steckt. Der Capitain versucht vergeben-, nachzuweisrn, daß er nicht« von dem geschmuggelten Opium wisse und b»i der großen Zahl der Passagiere, der großen Ladung von 20 000 Eentnern, wo so viele Kuli« an Bord kommen, nicht Verbindern könne, daß jbm kleine Quantitäten von wenigen Pfunden an Boro gebracht und im Schiffsraum versteckt werden. Und in der Thal, erst nach Entfernung eine- großen Theils Feuilleton. Unser Weihnachtsbaum. Von E. Glaser. Grüne Zweige und Bäume trete» immer zum Schmuck eines Festes auf. Tacitus (^nu. I., 51) erzählt, daß an tem Fest der Tanfana, einer Göttin, die wir nur dem Namen nach kennen, Tannenzweige in der Hand getragen wurden. Bei den Israeliten nahm man am ersten Tage de« Laub- bültenfestes Früchte von Zierbäume», Palmenzweige, Büschel von dichtbelaubten Bäumen und Bachweiden und schmückie damit die auS Baumzweigen geflochtenen Hütten, in welchen das Volk während der siebentägigen Festfeier wohnte. Ge- sckmückte Bäume und Zweige finden wir in Griechenland lei der Feier deS Erntefeste-. Ein solcher Orlzweig war mit rotben und weißen Binden umwunden und daran hingen .rrüchte, allerlei Backwerk und Gefäße mit Honig, Orl und Wein. Auch ohne Anzündung heiliger Lichter konnte keine Ber- ebrnng der Gottheit geschehen. Ueberhaupt war der Gevrauck von brennenden Lichtern, Lampen und Fackeln bei gottes dienstlichen und feierlichen Gelegenheiten bei den alten Völkern nicht- Seltene«, ebenso wie e« bei un- noch der Fall ist. Die alten Deutschen batten drei große Opfer- und Gericht-Zeiten: im Winter (Weihnachten), im Frühling und Hochsommer. Bei allen diesen Festen finden wir den Schmuck mit arünen Zweigen und Bäumen. Schon sehr früh, als die Cbristbäume zur Weihnacht-bescheerung der Kinder noch nickt im Gebrauch Warrn, setzten die Laadleute am Christ abend Tannenzweige vor ihre Hau-thüren und Biehställ« zur Abwendung von Krankheiten und Viehseuchen. Die Dienst leute dursten jedoch für da- Holen dieser Zweige nickt bezahlt werden, sondern bekamen Kuchen und Kleiber zum Geschenk. E« scheinen früher Laudbäume, welche man im Zimmer zum Blühen krackte, al- WeihnachtSbäume benutzt zu sein. Es giebt rin Bild (Radirung von Joseph Kellner, „Da« llbristbeschrerrn- oder der fröhliche Morgen", welche« nach den Trachten um 17S0 anzusetzen ist. Auf diesem Bilde steht in der Ecke ein grüner Laubdolzbaum, verziert wie beut« unsere WeihnachtSbäume. Er trägt drei Lichter. Zwei davon hat ein Engel in seinen Händen, der in der Mitte deS BaumeS hängt. Joseph Kellner lebte in Nürnberg, und so haben wir hier für den Ausgang des 18. Jahrhundert« einen Laubbolz baum als Weihnacht-schmuck anrusetzen. — Eine Mittheilung des Schlachtenmalers Albrecht Adam führt unS hierin noch weiter. Er war 1780 in Nördlingen geboren und berichtet von dort: „In Nördlingen hat man nicht den düster« Tannenbaum für die Cbristbeicheerung, sondern man setzt schon monatelang vorher den jungen Stamm von einem Kirsch- oder Weicksel- baum i,i einer Zimmerecke in einen großen Topf. Gewöhnlich stehen diese Bäume bis Weihnachten in voller Blülhe und dehnen sich weit an der Zimmerdecke hin au-, wa« man al« ein« große Zierte betrachtet und was auch in der Thal zur Feier des Christfeste- sehr viel beiträgt. Eine Familie wett eifert mit der anderen und die, welche den schönsten blühenden Baum bat, ist sehr stolz darauf." Hier steht der blühende Laubholzbaum inmitten der Weih nachtsfeier wie beute allerwän- der lichtergeschmückte Tannen baum. Die ältesten Weihnackt-bäume jedoch, welche im Zimmer aufgerichtet sind, sind Nadelbäume. Tie stände» 1005, und 1657 in Straßburg im Elsaß. Am Anfänge de- 17. Jahrhundert- lebte zu Straßburg im Elsaß ein Mann, der in seiner Jugend dort ringrwandert war, sein Name ist un« unbekannt, aber wir haben von ihm noch einige Aufzeichnungen au- dem Jabre 1605. Sie tragen den Titel: „5lemnrallilin qunockam ^rgsntorkti odeorvat»?' („Einige denkwürdige Beobachtungen auS Straßburg.") Er schreibt über Weihnachten: „Auf Weihnachten richtet man Tannenbaum zu Straß burg in den Stuben auf, daran hänget man Rosen au- vielfarbigem Papier geschnitten, Aepfel, Oblaten, Zisckgolv, Zucker u. s. w. Man pflegt darum einen viereckigen Rahmen zu machen und vorn " Weiter ist der Text nickt leserlich, da da« Papier an dieser Bruchstelle völlig zerrissen ist. Der Weibnacht-baum erregte schon 1657 bei den prote stantischen Geistlichen Anstoß, wahrscheinlich wegen seine« beidnisch aermanischen Ursprung«. Em berühmter Theologe I in Straßburg, Johann Konrad Dannkauer, Dortor der heiligen Schrift, Professor und Prediger am Münster, schreibt in seinem Buche „Katechismus - Milch": „Unter anderen Lappalien, damit man die alte Weihnachtszeit oft mehr als mit Gottes Wort begebet, ist auch der Weihnackr-baum oder Tannenbaum, den man zn Hause ausrichtet, denselben mit Puppen und Zucker behängt und ibn hernach schütteln und abblümen läßt. Wo die Gewohnheit Herkommen, weiß ick nicht, ist ein Kinderspiel doch besser als andere Phantasie, ja Abgötterei, so man mit dem Christkind pflegt zu treiben und also des Satans Capelle neben dir Kirche baut, den Kindern eine solche Opinion einbringst, daß sie ihre innig liche Kindergebetlein für dem vermummten und vermeinten Cbristkindlein fast abgöttischer Weise ablegen. Biel besser wäre eS, man weihete sie auf den geistlichen Eedernbaum Christum Iesum." Ganz anderer Meinuna war aber 50 Jahre früher (im Jabre 1737) dch-. fromme Gelehrte, der Wittenberger Docent der Reckte Karl Gottfried Kißling au« Zittau. Er empsteblt den schönen Brauch gegenüber dem rohen Unfug, der mit Cbristgeschenken getrieben wird. Zur Abstellung der Miß bräuche macht er in einer sehr gelehrten Abhandlung: „Von Heiligen Ebrist-Geschentea" Vorschläge und erzähl» dabei von einer würdigen Frau, die auf einem Gehöfte (in der Nähe von Zittau) lebe, welche« er nicht näher bezeichnet: „Am heiligen Abend stellte sie in ihren Gemächern so viel Bäumchen auf, wie sie Personen beschenken wollte. AuS der Höbe, dem Schmuck und der Reihenfolge ihrer Aufstellung konnte Jeder sofort erkennen, welcher Baum für ihn bestimmt war. Sobald die Geschenk» vertheilt und darunter au-gclegt und dir Lichter auf den Bäumen und neben ihnen angezünvet waren, traten die Ibrrn »er Reih» nach in da« Zimmer, betrachteten die Besckeerung und ergriffen Jede- von dem bestimmten Baume und den darunter bescheertrn Sachen Besitz. Zuletzt kamen auch dir Knecht« und Mägde in bester Ordnung herein, bekamen Jede- seine Geschenke und nahmen dirselben an sich." Eine Salzburger Waldordnung vom Jahre 1755 vrrbietrt die Bechl- oder WeidnachtSboschrn, da- ist Brechtbosckrn, worin sich also drr Name der bridnischrn Göttin erhalten bat. Der Boschrn ist em einzelner Busch, besonder« von Nadelholz. Drr Au-fall deS r in Brchl ist mundartlich. Dies deutet also auf einen heidnischen Ursprung de« Deihnachts- baumeS. AlS heidnische Sitte wird der Cbristbaum geradezu be zeichnet von dem kursäcksischen Rath Tentzel: „Die alten Heiden satzten vor ihre Häuser »Weene Dannen- Bäume kreuzweise über einander und fragen und soffen ld Tage lang." Jung Stillinz versetzt den Baum in seine Jugendzeit. In seinem zuerst 1793 veröffentlichten „Heimweh" sagt ei: „Mir warS bei diesem Wort zu Muth als wie einem Kinde bei den apokryphischen Sprüchen seiner Mutter am Tage vor dem Christseste: eS ahnet etwa- Herrliche-, versteht aber nichts, bis eS früh aufwacht und nun zum hell erleuchtete. LebenSbaum mit vergoldeten Nüsse» und zu den Schäfchen. Ebristkindchen, Puppen, Scküffeln mit Obst und Confect ge sübrt wird." Jung Stiüing war 1740 zu Grund im Nassauischen geboren. Goethe bat den Christbaum zuerst in die deutsche Literatu» eingeführt. In seinem Batrrdause in Frankfurt lernte er ihn nicht kennen, sondern in Leipzig als Student 176-, wo er im elterlichen Haus« von Körner« Mutter, Minna Stock, Weih nachten feierte. Hier war ein Cdristbäumchen ausgestellt und mit allerlei Süßigkeitra behangen, darunter Lamm und Krippe mit zuckernrm Christkind, Muttrr Maria und Joseph nebst Ochs und Eselein, davor aber rin Tischchrn mit braunen Pfefferkuchen sür die Kindrr. Schiller wurde 1788 von der GrieSbach'schen Familie in I-na ringeladen, um dort unter dem Christbaum Weihnachten zu feiern. 1807 findet sich der Weibnacht-baum auf dem Christ markte zu Dresden, fertig geschmückt mit glänzendem Rausck golv, bunten Papierschnitzrln, goldenen Früchten und Kerzen. In Berlin erscheint er 1816 in Hoffmann'« Märchen „Nußknacker und Mausekönig". Hier steht der Tannenbaum mit seinen vielen und goldenen Aepfeln, seinen Zuckermandcln und bunten Bonbon- in der Mitt, drr WeihnachlSbescheerung. Nach Arndt'« Erzählung waren Tannenzweig« drr notb- wendige Schmuck de« Weihnachtstische« und Hause«. Mit den Zweigen und mit den Aepfeln verband sich allerhand Aberglauben. Sie sollten Krankheit und Tod «hwehren vvii Menschen und Lhiessn.
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