02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961222022
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896122202
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- LDP: Zeitungen
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
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Abend-Au^gnöe WVMr.TagMM Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. «s« Jahrgang: Dienstag den 22. December 1896. Frwttletsn 6j )1. 1. 123.75 85,— VS.— 225,— e«irsu 1»r loeo 110,— »14,— Li, Bforgen^luSgpbexrschxsnt pm '/,? flhr, di, ?lb,pd-«ipLgahl Wocheptgizs pst» S Uhr. soso 110.10 200.25 184 30 170.80 110 — 184,— 122.25 252 75 80 25 243.75 82.25 174.60 126.50 «r 7SO o 74,50 107.50 07.80 103.50 SOSO 88,60 55.25 «> 88 3V< 28'!, 82'. 62",. 25'1. 871. 28 8-4 154,— 233^- 77,— 280. - 203,50 124,— 377, - 528,— 58.83 633,— 25,50 104,— 25,43 »m«o, Iprlk, cn> 5vl >v«toi> rUpolck- »inried" !" 081» 148,— 170, ISO,— 281,— 102,— 118,25 112,— 305,— 70,25 1O«j'dO 86, - 127 — 51 — 85.60 81,50 138,50 131.S5 88.40 123.75 8610 86.10 41« 150,25 103.75 125.60 158,10 123.60 Auf den Phtltptziuen-Jnseln geht es den Spaniern fast noch schlechter als auf Cuba. Die letzte überraschende Nach richt, welche den Optimismus der Madrider Negierungskreise in eigenthümlichem Lichte zeigt, meldete, daß die Spanier sämmtliche Inseln bis auf die nördlichste, Luzon, ausgegeben haben. Danach erscheint die Lage als äußerst bedenklich, denn offenbar sind nicht mehr die Aufständischen in der Defensive, sondern die Spanier. „El Dia", ein entschieden ministerielles Blatt, brachte über Einzelheiten eine Kabelmeldung, die ihm wegen der in der Hauptstadt des Archipels geübten scharfen Censur von Hongkong aus übermittelt werden mußte. Danach ständen in der Provinz Cavite allein mehr als 50 000 Insurgenten unter Waffen. Der Aufstand erstrecke sich über alle Provinzen. Das spanische Operationsheer, zur Zeit 30 000 Mann stark, wage keinen Vorstoß mehr. Dir Hauptstadt Manila selbst 82 80 182 — 161.10 117.80 47.75 158,— 167.10 168.25 178.25 110.75 133.80 50,80 656 486 502 t«r>e. 14»« 83-4 S. A»mahmeschluß für Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags tUhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde f»»h«r. Anzeigen sind stets an die Gxtze«ttiol» zu richten. RH-stis« M -kvMl-n: -«tznnn-ßHsf- 8 Di-ErpfWon ist Wochentag» ununierbrocht« geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filiale«: kttv Slemm'S Sartin«, (Alfred -ah«), Universitättslroße 3 (Pautinum), L-ui« L-sche, Latharinenslr. 14, Part, und König-Platz 7. 257,— 245,— 52,50 SO,- 86,80 146,— 98.20 58.82 >, 118 85 17,52'ü 8.54 58.81 1.27»« 111,75 ' Lerlin «rbvlt. 168.75 215,80 212.75 216,— 100 60 101,80 100 60 101M0 -rtra-veis-LL» (gesalzt), »ur uut der Moraeu-Ausgabe, ohne Poschesörderung SO.—, mit Postbeförderung 10 —- sei von den Insurgenten förmlich blockirt; in unmittelbarer Nähe derselben schweifen Schaaren von Rebellen und schössen jeden Spanier, der sich hinauSwage, sofort nieder. „El Dia" meint, die Entsendung bedeutender Verstärkungen sei dringend geboten. Ii» Ministerrath ist denn auch beschlossen worden, die Abfahrt von weiteren lOOOO Manu zu beschleunigen. Außerdem wird die ständige Besatzung auf den Philippinen, die bisher aus 17 000 Mann be stand, in Zukunft auf 37 000 Manu gebracht werden. Gutunierrichlete Blätter wollen wissen, daß noch vor Jahres schluß 15 000 Mann Infanterietruppen die Fahrt nach dem äußersten Osten antreten sollten. General Polavieja, der den abberufenen Oberstcommandireiiden General Blaneo ersetzt hat, ist telegraphisch nachdrücklich angewiesen worden, über jede Veränderung der Situation der Negierung rasch und genau Bericht zu erstatten und alle Verstärkungen, die er zur schleunigen Niederwerfung der Insurrection für nöthig erachte, unbedenklich zu fordern. Ob sie ihm aber so rasch geliefert werden können, jetzt, wo auf Cuba eine Entscheidung herbei geführt werden muß, ist eine andere Frage. Deutsches Reich. * Vertin, 2t. December. Die „Post" berichtet: Regierungs baumeister a. D. Keßler nahm gestern Veranlassung, die Taktik in den socialistischen Gewerkschafts-Organi sationen in längerer Neve einer überaus scharfen Kritik zu unterziehen, was um so bemerkenSwerther ist, als Keßler allgemein als gründlichster Kenner der gewerkschaftlichen Be wegung unter den Socialisten gilt. „Es ist eine Thorbeit", erklärte Redner, auf den Hamburger Streik exemplifici- rend, „darauf zu rechnen, daß sich aus den Arbeiter organisationen ein großer Hammer zusammenschweißen läßt, mit dem man das Capital zerschmettern kann. Die Organisationen können bei den Lohnkämpfen im All gemeinen nur im beschränkten Maße erfolgreich sein. Das Hauptgewicht muß auf den Krieg gegen die kleinen und mittleren Unternehmer gelegt werden, die schon um deswillen leichter zu fassen sind, weil sie die schlechtesten Lohn- und Arbeitsbedingungen haben. Der AuSgang des Hamburger- Streikes hat gezeigt, wohin die Arbeiter mit der bisherigen Taktik, trotz internationaler Solidarität, kommen. Erfolge erzielen die Gewerkschaften heute noch bei örtlichen Kämpfen, wo jede Chance in Betracht gezogen werden, wo die Schwäche der Gegner zur rechten Zeit auSgenützt werden kann. Die Maurer und Zimmerer in Berlin haben diese Taktik in diesem Jahre befolgt und sehr erhebliche Vor- theile davon gehabt. Die Maurer haben ohne einen Pfennig Geld ihren Lohnkampf begonnen und schließen trotzdem Anzeiger. NintsUalt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Nslizei-Äintes der Ltadt Leipzig. Bezugs-Preis kp d« Houpterpehitio» pdrr den im Htadt- AÄMK 1.^-. Direkte täglich« Kreuzbanhknhmig in» Gchland: kouatlich 7.K0. Rrßzsigeit'Prei- die «gespalten» PUitzeile St) Psß. Reklamen unter dem «,-aktionsstrich t»g- spaltenj öü-iß, vor de« Füuüliennachnä'rcu (6 gespalten) größere Schriften lagt unsere» Weis- verzeichnjß. Tabellarischer und Wernsatz nach höherem Tarif. Der neue Gouverneur va» Deutsch Lstafrtka, Oberst Liebert, hat gestern seine Reise angetreten, um sich am 30. d. M. in Neapel einruschiffen und dann in wenigen Wochen seine neue AmtSthätigkeit zu beginnen. Seine Be rufung zum Nachfolger de» Herrn v. Wissmann hat auf allen Seiten uneingeschränkte Zustimmung gefunden, und man darf wohl sagen, daß sich an seinen Namen Erwartungen knüpfen, kaum minder groß als diejenigen, mit denen seiner In den Vereinigten Staaten wird wegen der Eubafrage bereits abgewiegelt: im Senat sowohl, wie im Repräsentanten bause mehren sich die Stimmen, welche Cleveland und Olney Recht geben und zur Besonnenheit mahnen. Nach einer Meldung der Pariser Ausgabe des „New Aork Herald" dürfte sich im Repräsentantenhaus? keine Dtehrheit zu Gunsten der Anerkennung Cuba» finden; unter allen Umständen werde Cleveland Zeit zu gewinnen suchen. DaS ist ihm bereits geglückt, wie aus folgender Meldung hervorgeht : * Washington, 21. December. (Senat.) Die Commission für auswärtige Angelegenheiten reichte ihren Bericht über den Be- schluhautrag Cameron ein. Der Bericht spricht sich für Annahme des Antrages aus. Tie Berathung hierüber wurde bis nach den Ferien vertagt, desgleichen wurde die Berathung über Brschlußanträge von Best und Genossen vertagt, in welchen heiter mit den Ihren beim Frühstück, hatte für jeden ein freundliches Wort, einen munteren Scherz, wußte aber ihren Bruder nach dem Frühstück geschickt mit sich nach ihrem Zimmer hinüberzunehmen. Sie liebte ihren Bruder sehr, daS kam ihr jetzt wieder mehr zum Bewußtsein denn je, und sicher hätte sie ihm daS Allerschönste, das Allerbeste auf der Welt gewünscht. Eine Heirath aber jetzt, nachdem sich der Herr Rath in jüngeren Jahren stets ablehnend für jede „gute Partie", die sie ihm vorgeschlagen, gezeigt, eine Heirath, noch dazu mit einer solchen kleinen Person wie diese Ella, der er unleugbar manche Aufmerksamkeit in den vergangenen Tagen bewiesen, das wäre ja geradezu eine Blamage und eine offenkundige Lächerlichkeit für den erfahrenen Mann gewesen. Nein, er hatte eS gut in ihrem Familienkreise und für sie war eS auch angenehm, den Negierungsrath ganz für sich und ihre Familie zu haben, in allen Ferien den liebenswürdigen, auf merksamen Cavalier an ihm zu finden und später, wie sich das von selbst verstand, in ihm den Erbonkel für ihre wilden Buben, ihre herzigen, kleinen Mädchen zu haben. Durch Ella, durch daS kokette Hineinmischen eines Mädchens, das sich durch seine scheinheilige Fügsamkeit und Bescheidenheit die Hand dieses vortrefflichen Manne« zu erobern gedachte, durfte ihre ruhige, friedliche Häuslichkeit keinen Stoß erleiden, deshalb richtete sie sich auch höher auf dem Sessel auf, in den sie sich in ihrer Stube batte fallen lassen, und unter den blonden Wimpern hervor einen scharfen Blick auf den Bruder werfend, der langsam im Zimmer hin- und herging, fragte sie ganz unvermittelt: „Du findest Fräulein Ella hübsch, nicht wahr, Map?" „Sehr hübsch", bestätigte dieser ohne Umschweife, „ja, ich möchte sagen, so außergewöhnlich nett, daß ich beinahe irre an der SpecieS der Gouvernanten werde, um dieser einen willen werde, die r« Notabene noch nicht einmal in vollem Umfang« ist, und einen Ablaß für die ganze Kaste auS- schreiben möchte." „Natürlich, sie ist hübsch", warf die kleine Frau mit einer ironischen Beimischung in seine enthusiastische Rede. „Da« sah ich eigentlich erst beute Morgen", meinte der Herr Rath so gedankenvoll, al« grüble er darüber nach, weShalb ihm diese Thatsach« nicht früher ausgefallen sei. „So, heute Morgen", spöttelte die junge Frau scharf. „Darf man fragen, wie «S kommt, daß Dir Gelegenheit wurde, so früh schon Schönheitsstudien auzustellrn?" „Gewiß", sagte der RegierungSrath einfach, „ich stand zeitig auf, machte einen Spaziergang, holte die Postsachen von Die Meldung, daß in der Provinz Ken eh in Ägypten in neuerer Zeil Räubereien in so großem Stil ausgesührt werde», daß ganze Dörfer geplündert und Beamte getödtet werden, zeigt, daß die Engländer in Egypten ebensowenig geordnete Zustände zu schaffen wissen, wie die von ihnen so sehr verachteten Türken in Kleinasien. Die Provinz Keneh liegt nur etwa 60 geographische Meilen von Kairo, dem Hauptsitze der englisch-egyptischen Regierung entfernt. Wenn dort nach nunmehr fast 15jährigem Bestehen der englischen Occupatio« noch so ungeordnete Zustände herrschen, wie wollen dann die Engländer in dem um mehr als das Dreifache von dem Mittelpunkte der Regierungs gewalt entfernten Sudan (wir nehmen dabei die Ent fernung der Hauptstadt Chartum von Kairo als die durchschnittliche an) geregelte Zustände Herstellen? Sollten die Räubereien Weiler um sich greifen, so würden die Gegner der Engländer, Russen, Franzosen und egyptischen National partri die Nutzanwendung daraus ziehen, England könne in Egypten nicht sichere Zustände schaffen, müsse also die Occu patio» aufgeben; die Engländer seldst aber werden den ent gegengesetzten Schluß ziehen, nämlich, daß nun erst recht die Okkupation fortdauern müsse, weil ja bei dem Weggange der englischen Truppen erst recht Alle« darunter und darüber gehen würde. Um die Weihnachtszeit. Novelle von Anna Gnevkow. Nachdruck verboten. Darin aber irrte sie freilich. Der Herr Rath hatte keine Ahnung mehr von den flüchtigen Worten gehabt, die sein Blaustift dereinst verzeichnet, und erst jetzt glitt eS ihm dunkel durch den Sinn, daß zur Zeit, als er den Präsidenten vertreten, ein Gesuch um eine Unterstützung zur Lehrerinnen- Vorbereitung absckläglich von ihm beschirden worden sei. Die Verfasserin jene« Gesuche« stand, eS war kein Zweifel, jetzt in Ella vor ihm; aber ein Kind war daS Mädchen doch noch in seinem Zürnen und Grollen, und eS mußte sich vrrsöhnen und alle Bitterkeit schwinden lassen. „Fräulein Ella", rin freundliche« Lächeln flog über de« ManneS Antlitz, und mit einer bittenden Handbewegung glaubte er die Flucht de« Mädchen- hemmen zu können, aber die Angernfene stand nicht still, und der RegierungSrath ging verdrießlich beim. Frau Walter-WalterSdorf lag indeß noch in den weichen Kiffen ihres Fauteuils und wartete, daß Elise, ihr Mädchen, hereinkäme, ihr die Zeit anzukünden, wenn e« unumgänglich geboten sein würde, Toilette zu machen. Die kleine Frau liebte e« sonst nicht sonderlich, sich auf vertraulichen Fuß mit ihren Dienstboten zu stellen, aber von Zeit zu Zeit einen kleinen Klatsch, m dem sie alle Geheimnisse der Arbeiter ihre« Gatten und der Bauern im Dorfe erfuhr, verachtete sie doch nicht, und nahte sich ihr die Köchin oder da« Hausmädchen mit der Vorbemerkung: „Wenn gnädige Frau wüßten", so konnten sie gewiß sein, ein geneigtes Gehör zu finden. Die« mochte Elise wohl au- Erfahrung kenne«, deshalb trat sie mit ihrem leisen, vorsichtigen Schritte und ihrem gewandten Zofengesichte, da» tausenderlei zu verbergen schien, auch so behutsam bei ihrer Gebieterin ein, baß diese, unter den balbgeschloflenen Lidern hervorblickend, sofort ein intrreffante« Geheimniß zu verrathen schien. „Nun, Elise, wa« airbt'S?" fragte sie nachlässig und richtete sich halb in die Hohe, den blonden Kopf leicht auf den Arm gestützt, von dem der spitzenbrsrtzte Aermel etwa« herabgeglitten war. „Oh, nicht«, gnädige Frau", entgegnete da« Mädchen Zeit die Ernennung Wissmann's zum Gouverneur be grüßt worden ist. Damit beginnt für Deutsch- Ostafrika das vierte Gouvernement in den letzten secks Jahren. Aus daS sparsame Finanzregiment von Soden erfolgte die Episode kriegerischer Unternehmungen unter dem Gouvernement des Freiherr» v. Schele, welche die noth- spendige Folge der übertriebenen Sparsamkeit und Scheu vor kostspieligen Straferpeditionen seines Amtsvorgänger« war. Den Freiherrn v. Schele, der bei den besten Absichten für die Colonie in der Behandlung der wirthschasllichen Seite seiner Aufgaben nicht die glückliche Hand besaß, wie in seiner sonstigen Tbätigkeit, löste Herr v. Wiss m a n n ab, der zunächst noch strafend mit Waffengewalt einareifen mußte, dann aber durch bas Gewicht seines Namens dem Lande Frieden erhielt und daS Schwergewicht seiner Tbätigkeit auf die wirtbschaftliche Hebung der Colonie, insbesondere die Förderung desPlantagenbaues und der bekannten Eisenbahnunternehmungen verlegte. Mit tiefem Bedauern sah man ihn aus dieser Stellung scheiden, und mit großer Genngthuung ist e« in allen colonialen Kreisen begrüßt worden, daß die Reichsregierung es verstanden, feine Erfahrungen und seinen werthvolleu Rath sich weiter M Berlin an der Centralstelle zu sichern. Sein Erbe hat nun Oberst Liebert übernommen mit der ausgesprochenen Absicht, sich die THLtigkeit seines Amtsvorgängers zum Vorbild zu nehmen, den Faden dort aufzunehmen und fortzuspinnen, wo jener ihn niedergelegt hat, seine Schaffens kraft auf die Förderung der wirthschaftlichen Entwickelung deS Schutzgebietes zu concentriren und für die Hebung des Verkehrs durch Förderung der in Angriff genommenen Eisen- bahnunternehmungen und Unterstützung der Uebersübrung eines Dampfers nach dem Tanganyikasee einzutreten. Erschwert ist die Amtsführung des neuen Gouverneurs insofern, als eine Periode glücklichen Wirkens vorangeht und eS nicht leicht halten mag, auf wirthschaftlichen« Gebiet, wo die Schaffens freude sich in Geduld fassen muß, Erfolge zu erringen, welche auch nach außen hin in weiteren Kreisen Anerkennung ver schaffen. Es wird eine Periode stillen, intensiven Schaffens sein, welche durch die Förderung aller friedlichen Cultur- arbeit in der Colonie vor Allem auch die Scheu überwinden muß, welche das heimische Capital noch viel zn sehr von einer Anlage in colonialen Unternehmungen zurückhält. Der neue Gouverneur bringt zu seiner reifen Persönlichkeit in dieser Beziehung, was auch die Wahl Wissmann's so glücklich machte, tue guten persönlichen Beziehungen zu den Kreisen, welche für die Förderung der Colonien mit so regem und dankenswerthem Eifer allezeit eingetreten sind. Politische Ta-esschlm. * Lljpzi«, 22. December. Während der Zeit der RrichStagStsgung vom 10. November bsS 16, December haben die Beschwerden über den uugenü- gentzest Vksuch -PS Artch»f«g« durch die Volksvertreter einen höheren Grad erreicht, al« je zuvor; und auch jetzt noch, ob gleich der Reichstag in die Ferien gegangen ist, wollen dies» Klagen nicht verstummen. Ein ernsthafte« Blatt, der „Schwä bische Merkur" begnügt sich nicht mit diesen Klagen, sondern gelangt zu positive» Vorschlägen, die sich in zweierlei Rich tung bewegen. Erstens will er für besonders häufiges Fehlen Geldstrafen, in sehr eklatanten Fällen Entziehung des Mandates verhängt wissen, und zweitens fordert da» Blatt, daß Gesetze, die von einem beschlußunfähigen Reichs tage potirt worden sind, weder vom BundeSrath angenom- mrn, npch pon den Gerichten angewendet werden dürfe». Wenn der letzter« Vorschlag angenommen würde, so würde das eine praktische Wirkung kaum haben können, weil es ja nur auf die Gestaltung ankommt, die da- Gesetz in der dritte» Lesung erhält, und weil in dieser, wenigstens bei wich tigeren Gesetzen, die Beschlußfähigkeit in der Regel vor handen ist. DaS Hauptübel, daß nämlich ein Theil der Abgeordneten ein Gesetz ohne die genauere Kenntniß desselben votirt, würde mit dieser Bestimmung nicht beseitigt werden. Was die Verhängung einer Geldstrafe anbelangt, so muß nu«n bedenken, daß eine Geldstrafe für Nichterscheinen nur als Correlat zu Diäten für bas Erscheinen gerechtfertigt sein könnte; und was die Aberkennung des Mandats anlangt, so wäre die Strafe für den säumigen Abgeordnete«« vielleicht noch nickt so groß, wie für die Wähler, die die Mühen und Aergernisse eines neuen Wahlkampfes auf sich nehmen müßten. Ganz abgesehen von diesen Vorschlägen, möchten wir über haupt hervorbeben, daß ein Zwang irgend welcher Art für das Erscheinen der Abgeordneten bei den Sitzungen unS nicht angängig erscheinen will. Eine Volksvertretung, deren Mitglieder wie Schulkuaben durch Strafen an gehalten werde» müssen, nicht hinter die Schule zu gehen, kann sich nicht als gleichberechtigter Factor neben den andern gesetzgebenden Factor, die verbündete«« Regierungen, stellen. So aut gemeint also auch solche Vorschläge sind und so plausibel sie auf den ersten Blick scheinen mögen, so wäre ihre Durchführung doch dazu angethan, das Ansehen der Volksvertretung für die Dauer hrrabzudrücke», während wir den gegenwärtigen Zustand doch mehr für einen augenblicklichen und hoffentlich, wenn auch Wohl nicht in diesem Parlamente, vorübergehenden ansehen möchte». DaS beste Mittel zur Erzielung gewissenhafter Abgeordneter haben die Wählerschaften in den Händen: Nichtmiederwabl pflicht vergessener Volksvertreter. Machen sie von diesem Rechte keinen Gebrauch, lassen sie persönliche Rücksichten vorwalten oder fügen sie sich dem Verlangen von Parteivorständen, so verdienen sie es nicht besser. der Station, die auch mir merkwürdiger Weise einen Brief brachten, traf Fräulein Roell im Wäldchen beim Teiche und nahm Gelegenheit, ihr von einem Vorschläge zu sprechen, der durch die Lektüre meines eben erhaltenen Schreibens in mir angeregt worden war." „Dein Vorschläge, sie in Dein Haus zu nehmen", brauste jetzt aber die kleine Frau auf und ihre Wangen brannten in dunkler Gluth. „Ich sage Dir aber, daS brächte Dir kein Glück, Ella ist von mir erkannt worden, ich habe gesehen, wie sie Comödie zu spielen vermag, vor mir die reinste Sittsamkeit und hinter dem Rücken Zusammenkünfte, Augen werfen und Koketterie. Nein, nein, aus dem Hause muß sie mir, sie, der ich meine Kinder anvertraute und die sich selbst noch nicht einmal zu Überwacken versteht." So rasch, so unaufhaltsam entquollen die Worte dem Munde der Sprecherin, daß der Rath sie nicht zu unter brechen wußte; endlich aber benutzte er ein Atbemholen der kleinen Frau und fiel ihr in die Rede: „Du mußt nicht vor eilig urtheilen, liebe Schwester, und dem Geschwätz der Leute — diese haben Dir sicher die Unterredung mit Fräulein Ella zugetragen — etwas anderes unterlegen, als was es ist. Fräulein Roell gab «nir nie Veranlassung, übel von ihr zu denken, ich schätze sie hoch, und, um sie davor zu be wahren, daS traurige Leben so vieler Gouvernanten anzu treten, bot ich ihr an, in meinem Hause die Wirthschaft zu führen, ein Anerbieten, da» sie mir aber rundweg abschlug." „Oh", Frau Walter war jetzt in einer Erregung, die sie alle Vorsicht vergessen ließ und die sie aller Vernunft un zugänglich machte, „sie ist schlau genug, einen Vorschlag zu «gnorirkn, der «hr keinen dauernden Vortbeil bringen würde. Ich bin gewiß für Dein Glück besorgt, Max, und eben darum muß sie gehen, geben, je eber, je lieber, damit wir die Zeil Deines Urlaub« doch noch recht genießen." Ein jäher Schreck durchzuckte da« Herz des RegierungS rath-, er stand plötzlich still, die Augen fast entsetzt auf das erregte Gesicht der kleinen Frau richtend. „DaS wirst Du nicht thun", sagte er ernst, denn ehe Fräulein Ella entlassen wird, entlassen so plötzlich, als hafte ihr Schimpf und Schande an, gehe ich lieber, der ich da« ganz« Ungemach über ihr unschuldige- Haupt herausbeschworen habe." „Aber, lieber Max", Frau Walter lackte jetzt etwa» über laut, „Du brauchst wirklich nicht so besorgt zu sein, denn mit einer ungeprüften Erzieherin macht man nicht so viel Feder lesen, hält man nicht dir üblichen Quartale zur Kündigung erklärt wird, daß die Berechtigung, die Unabhängigkeit Cubas anzuerkennen, dem Cougresse verbleibe. Damit ist die cpbanische Frage für jetzt beseitigt. Zu diesen« Resultate mag der Umstand nicht in letzter Linie beigetragen haben, daß bas Vorgehen deS aiuerikanischen Senats nirgends in Europa sympathisch begrüßt worden ist, ja daß sich bereits gewichtige cstimmen haben vernehmen lassen, die der Union zu verstehen geben, daß sie es im Ernst fälle nicht lediglich niit Spanien zu thun haben werde. Namentlich ist man in England sehr erregt gegen hie nord amerikanischen Chauvinisten. „Times" und „Standard" reden Spanien zu, sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen, nnd erklären, im Falle eines unberechtigten amerikanischen Angriffes würbe die öffentliche Meinung Europas auf Seiten Spaniens sein. Auch nach den amerikanischen Vertretern der „Times" und der „Daily News" scheint die Kraft des Anlaufs deS Con- gresses bereits gebrochen. Die lärmendsten Sendboten sind in diesem Falle gerade die unbedeutendsten, während die eiuklußreichern mildere Saiten aufziehen. Im Abgeord neten Hause soll der auswärtige Ausschuß gegen den Antrag sein. Auch Mac Kinley'ö nächste Freunde verwerfen das Vorgeben des Senat« und erklären, der »engewählte Präsident sei keineswegs gesonnen, seine Amtsführung mit einem Kriege zu beginnen oder sich seine cubauische Politik zum Voraus aufzwingen zu lassen. Mac Kinley selbst läßt alle Fragen, wie er sich zu Cuba stellen werde, unbeantwortet, doch versichern seine Freunde, er werde seine Präsidentschaft damit einleiten, daß er Spanien ein Kaufgebot macht. Damit dürfte er wenig Glück haben, weder bei den Spaniern, die zu stolz sind, um ein solches Angebot anzunehmen, noch bei den Cubanern, die nicht aus dem Regen in die Traufe kommen möchten. schnell, „eS ist nur wunderschönes klares Wetter draußen und alle Welt promenirt draußen im Garten." „Alle Welt", wiederholte Frau Walter lachend, „waS sollte wohl die Kinder so früh auS den Federn getrieben haben?" „Bon den Kindern spreche ich auch nicht", meinte das Mädchen leichthin und legte den Anzug der Herrin bereit; ,aber wenn gnädige Frau wüßten, wer schon draußen —" - „Nun, von wem sprichst Du denn?" fragte Frau Walter jetzt etwas scharf und veranlaßte dadurch die Dienerin, sich «hr voll zuzuwenden. „Von dem RegierungSrath Und Fräulein Roell", gab diese präcise zur Antwort, „sie trafen sich vorbin im Wäldchen und kamen dann den langen Gang im Garten herunter." „So, so", eine kleine Wolke flog über Frau Walters Stirn, trotzdem blieb aber ihre Stimme hell und unbefangen. „Es freut mich, daß mein Bruder Geschmack am Land leben findet und sich so früh schon herauSgemacht hat. Bei Fräulein Ella kenne ich die Passion, die allerzeitigste Stunde schon für ihre AuSaänge zu benutzen." „Ja, der Herr RegierungSrath und da« Fräulein schienen sich auch verabredet zu haben", erzählte Elise, jetzt schon bei weitem geläufiger, wahrend sie Frau Walter bei der Toilette half, „ich hörte wenigsten-, als ich ein wenig zum Teiche spazieren ging, den Herrn Rath da- Fräulein fragen, ob e« «hm nicht ein freundliche« Willkommen zu bieten habe und später „Später?" fragte Frau Walter athemloS und zwischen ihren Brauen zeigte sich jetzt eine tiefe Falte. „Forderte er Fräulein Ella auf, zu ihm in sein Hau« zu kommen", ergänzte Elise in so triumphirendem Tone, daß Frau Walter garnicht weiter über di« Sache sprach und Elise so scharf über ibre Ungeschicklichkeit bri ihren Handreichungen tadelte, daß sich diese eigentlich tief beschämt hätte fühlen müssen. Wenn letztere- trotzdem nicht der Fall war, wenn die Dienerin mit einem leisen, schadenfrohen Lächeln die Stube nach verrichtetem Dienste verließ, so geschah r« wohl deshalb, weil sie ganz genau wußte, daß sie dir schönen, blonden Haar strähne bei dem kunstvollen Arrangement nickt mehr maltraitirt, wie sonst, daß di« Gedanken in dem Kopfe darunter aber sicher in Aufruhr gewesen und unliebsam und peiavoll auf geregt sein mochten. Eine kleine Stunde später saß Frau Walter strahlend
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