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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189410305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18941030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18941030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-30
- Monat1894-10
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1894
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Riesaer G Tageblatt und Anzeiger Meblatt md Lytisch. Trlegramm-Abersst L 6 FL Fnnsprechft«»« der Königl. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des StadlrathS z« Riesa. 253. Dienstag, 3V. Oktober 1884, Abends. 47. Aahrg. Das Vtiejarr Tageblatt »richei» irden Ta, Abends mit Ausnahme der Sonn- uns Festtage. Vierteljährlicher Bez»,spreit bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, d« sowie am Schalter der lasiert. Postanstaltrn 1 Mart 25 Ps-, durch dir Träger frei in« Haus I Mark SV Pf., durch den Briefträger frei tn» Hau» 1 Mark 38 Pf. Anitigm Unnahme pr hi» MW»« de» Ausgabetages bi« Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastaatenstrah« VA — Mir dk Redaktion immUsortUch: -««» Gch»tdt in Rlai» Bestellungen auf das mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Abends erscheinende „Kicher kereblatt««- Anzkizer" für die Monate Novsmbor nack vooomdor werden noch von sämmtlichen kaiserlichen Postanstalten, den Landbriefträgern, unser» Geschäftsstellen in Riesa und Strehla, sowie in den Ausgabestellen bei Herren Paul Holz, Ecke Poppitzer- und Schützenstraße, Ä. B Henniae, Hauptstraße, Kaufmann Herma«« Müller, Kaiser - Wilhelm - Platz und Paul Koschel, Bahnhof, straße bei Abholung dortselbst zum Preise von 85 Pfennigen zahlbar pränumerimdo, angenommen; durch unsere An-träger, die jederzeit Bestellungen annehmen, frei ms Haus geliefert ist der Preis 1 Mk. — Pfg., durch die Post frei ins Haus 1 Mk. 14 Pf. (WW" bei Abholung am Post schalter 84 Pfg.). finden durch das „Riesaer Tage- blatt undAnzeiger", die im Amts bezirk bei Weitem verbreitetste und gelesenste Zeitung, anerkanntermaßen die beste und zweckent sprechendste Verbreitung. Riesa, Kastanienstraßr 59. Di« «clchästsftkllk. Zum Äanzlrrwechsel. Der „ReichSanz." schreibt: Seine. Majestät der Kaiser und König , haben Aller- gnädigst ge'ncht: dem Reichskanzler, Staats-Minister und Minister der aus wärtigen Angelegenheiten, General der Infanterie Grafen von Caprivi unter Verleihung des hohen Ordens vom Schwarzen Adler mit Brillanten, sowie dem Präsidenten des Staatsministeriums und Minister des Innern Grafen zu Eulenburg unter Belassung des Titels und Ranges eines Staats-Ministers sowie unter Verleihung des Kreuzes und des Sterns der Großkomthure des königlichen Haus-Ordens von Hohen- zollern mit Brillanten die nachgesuchte Entlassung aus ihren Aemtern zu ertheilen, Allerhöchstihren Statthalter in Elsaß-Lothringen Fürsten zu Hohenlohe-Schillings fürst, Prinzen vonRatibor und Corvey, zum Reichskanzler, Präsidenten des Staats- Ministeriums und Minister der auswärtigen Angelegen heiten und den Unter-Staatssekretär im Ministerium für Elsaß- Lothringen von «oeller zum Staats-Minister und Minister des Innern zu ernennen. ES wird allenthalben begrüßt, daß der Nachfolger des Grafen Caprivi auch wiederum das Präsidium des preußischen Staatsministeriums übernimmt. Schon davon allein wird eine Gesundung unserer inneren Verhältnisse mit Sicherheit erwartet. Dazu kommt nun noch, daß Fürst Hohenlohe, der sich nach längerem, durch sein hohes Alter nur allzu be greifliches Sträuben entschlossen hat, die Doppelbürde des Kanzleramtes und de» preußischen Ministerpräsidiums auf sich zu nehmen, ein Staatsmann ist, dem von vornherein das vollste Vertrauen der überwiegenden Mehrheit des deut schen Volkes gewiß ist. Die Wahl des Kaisers hätte schlechter dings auf keinen besseren Mann fallen können. Er ist in allen Wechselfällen, denen da- deutsche Vaterland seit einigen Menschenaltern ausgesetzt war, erprobt und als einer der ! zuverlässigsten, tüchtigsten und treuesten Patrioten befunden worden. Nennt man die besten Namen Derer, die sich um die Wiederaufrichtung de» Deutschen Reiches, um die Einigung der deutschen Nation unter Preußen» Führung verdient ge wacht haben, dann muß auch der Name de» Fürsten Hohen lohe genannt werden. Deshalb hatte ihn auch allezeit Fürst Bismarck seine Freundschaft, sein Vertrauen und seine be sondere Neigung geschenkt. Hoffentlich ist es mehr al» ein artiger Zufall, daß der nunmehrige erste Vertrauensmann des Kaiser« der Freund de» Fürsten Bismarck seit viele» Jahren war und rS unverändert trotz aller Wechselfälle der letzten 4'/, Jahre geblieben ist. Bei keinem anderen Nach ¬ folger des Grafen Caprivi wäre dies in demselben Maße der Fall gewesen, wie gerade beim Fürsten Hohenlohe. Daraus erklärt e» sich vi lleicht, weshalb gerade diesen trotz seiner fast 76 Jahre Kaiser Wilhelm zum Reichskanzler ausersehen hat. Daneben wird wohl auch ins Gewicht gefallen sein, daß Fürst Hohenlohe als ehemaliger bayerischer Minister der besonderen Sympathien Süddeutschlands und als langjähriger deutscher Botschafter in Paris der Sympathien weiter fran zösischer Kreise von vornherein sicher ist. Unter allen Um ständen giebt die Ernennung dieses gemäßigten, erfahrenen, besonnenen Staatsmannes die Gewähr, daß die deutsche Politik nach, außen und im Innern zielbewußt und ohne ge wagte Sprünge und Versuche fortgesetzt werden wird. Ein unverkennbarer Vortheil ist es auch, daß wieder ein Mann an die Spitze der Geschäfte im Reiche und in Preußen tritt, der es nicht nöthig hat, sich erst mühsam in das Abc der Politik und Staatskunst einzuarbeiten. Gewiß war es be- wundernSwerth und hohen Lobes würdig, wie General Caprivi es verstanden hatte, sich schnell und gewandt auf dem ihm nahezu völlig fremden Gebiete der Politik und des parlamen tarischen Lebens zurecht zu finden. Aber unleugbar sind manche schwere Fehler, die er begangen hat und die ihm immer zahlreichere Gegner zugezogen haben, nicht zum wenig, sten darauf zurückzuführen, daß er eine wesentlich militärische Vorbildung und Erfahrung hatte und sich erst in vorgerücktem Lebensalter plötzlich mit den Elementen der Staatskunst be- kannt machen mußte. Es dürste von Interesse sein, eine Reihe von Urtheilen wiederzugeben, welche theils über die Lage, theil» über die Persönlichkeit der aus dem Amte geschiedenen Staatsmänner in der Presse gefällt werden. Was den Grafen Caprivi an betrifft, so giebt es kaum ein Bla't, das nicht den Charakter- eigenschasten des ehemaligen Reichskanzlers Gerechtigkeit an- gedeihen ließe. Selbstverständlich bieten die Rückblicke auf seine staaatsmännische Tätigkeit zugleich Anlaß zu mancher scharfen Kritik. Auf liberaler Seite kann man ihm nicht verzeihen, daß er im Jahre 1892 für daS Schulgesetz ein getreten ist und durch sein Verhalten in der ganzen Ange- legenheit wesentlich zur Verwirrung der Lage beigetragen hat. Auch die Behandlung der Militärvorlage, seine mannichfachen Schwankungen in Grundfragen der Politik, sein Verhältniß zur offiziösen Presse — das Alles sind Dinge, die der Kritik ein weites Feld bieten. Auf konservativer Seite war es die Agrar- und Handelspolitik, die den Grafen Caprivi seinen ursprünglichen Gesinnungsgenossen auf das Bitterste entfremdet hat. Alle Freunde einer energischen KolonialpoZtik und eines kraftvollen Auftretens nach Außen fühlten sich tief verstimmt durch die Lauheit und ständige Nachgiebigkeit, die in allen internationalen Verträgen zum Ausdruck kam. So giebt es kaum eine Seite, von der nicht irgend ein scharfer Tadel gegen Caprivis Wirksamkeit erhoben würde, und dieser Um stand kennzeichnet die Lage um so schärfer, wenn man die andere Thatsache dagegen hält, daß der so viel angefeindete Kanzler eigentlich wenige persönliche Gegner hatte, vielmehr seine Geradheit, Pflichttreue und Ritterlichkeit, sowie auch sein Geschick, sich in ihm fremde Geschäfte merkwürdig schnell hineinzuarbeiten, allgemein anerkannt wurden. Im Allge meinen wird das Ereigniß des Kanzl.rwechsels überall mit bemerkenswerther Ruhe hingenommen. Von konservativen Stimmen ist die des „NeihSboten" ^besonders bcmrrkenSwerth: Was den Grafen Caprivi anlangt, so haben sich dessen Vor aussagen bei seiner Ernennung zum Reichskanzler erfüllt, die dahin gingen, daß er sich opfern müße. Es war die schwierigste Stellung, die je ein Beamter etngenomnien hat: als Offizier der Nachfolger eines Bismarck zu werden an der Seite eines jungen, noch selbst in der Regierung unerfahrenen Kaisers, dem die auswärtigen Mächte mit Mißtrauen entgegenstanden, weil eine feindselige Preßmache ihn als kriegslüstern verdächtigt hatte. Dieser Jrrthum ist jedenfalls be seitigt: denn die deutsche Politik hat während der letzten vier Jahre wesentlich zur Befestigung des Friedens beigetragen, ;a nian kann sagen, die jetzt herrschende Friedenszuversicht ist in erster Linie daS Verdienst unseres Kaisers und seines Reichskanzlers. Mit der Handels politik deS Kanzlers waren wir nicht einverstanden, allein wenn man alles Nähere envägt, was bekannt, und auch das, was weniger be kannt ist, so wird man auch hier Caprivi nicht zu sehr belasten dürfen. Wie man auch darüber denken mag, so muß ihm auch der heftigste Gegner es lassen, daß Gras Caprivi ein edler, vomehm denkender Mann ist, dem aber zum Reichskanzler anscheinend die Kraft und Energie fehlte, welche die deutsche Nation, die regte» t sein will, an ihm vermißte, so daß sich allmählich eine Unsicherheit und rin Schwanken zeigte, daS allgemein mit Unbehagen und Verdruß cmpsun- I den wurde. Ob er aber daran allein die Schuld trägt, lassen wir dahingestellt. Die Zelt verlangt ein klares, zielbewußteS, festes Regi ment, bei dem die Nation fühlt und sieht, wohin sie geführt wird. Bon nationalliberaler Seite scheint am bezeichnendsten, waS die ,.Nat.-Ztg." sagt: Es ist beim Rücktritt des Mannes, der mit dem bereits aner kannten redlichen Willen, dem Baterlande zu nützen, ein nicht gewöhn liches Talent und auf p'ernte Arbeit verband und mit dem wir in wichtigen Fragen zusammengegangen, für uns keine angenehme Aus gabe, ihm unerfreuliche Dinge zu sagen; aber wenn der schließliche Mißerfolg seiner amtlichen Thätigkeit erklärt werden soll, kann es nicht vermieden werden. Unter diesen Erklärungsgründen muß noch der Gegensatz erwähnt werden, in den Graf Caprivi sich im Sommer 1892 durch die unglücklichen Depeschen nach Wien anläßlich des Aufent halts des Fürsten Bismarck daselbst zu den Empfindungen der großen Mehrheit des deutschen Volkes gesetzt hatte. So hatte er zuletzt zahl reiche erbit erte Gegner und eigentlich keine Anhänger, denn seine deut'ch freisinnigen Verehrer stimmten meistens gegen seine Vorlagen. Trotz alledem aber hinterlassen die Jahre preußisch-deutscher Politik, mit welchen sein Name verbunden bleibt, eine Anzahl wichtiger Er gebnisse, zum Theil durch sein persönliches Verdienst. Die Wehrkraft > Deutschlands ist unter Einführung einer wichtigen Reform, der zwei jährigen Dienstzeit, dergestalt verstärkt worden, daß die Abnahme der früheren Spannung in Europa zum Theil daraus zurückgesiihrt wer den darf«- die Handelsverträge haben einen wirthschastspolitischen Friedenszustand für mehr als ein Jahrzehnt g sichert; trotz mancher Ausstellungen, welche die Kolonialpolitik der Jahre 1890 bis 1894 hcrvorrief, sind wir doch auch aus diesem Gebiete vorwärts gekommen. Es liegt eine gewisse Tragik darin, daß ein Staatsmann mit dessen Amtsführung derartige Leistungen, zum Theil durch seine persönlich« Arbeit, verbunden sind, gegen seinen Willen und ohne daß auch nur eine der größeren Parteien sein Scheiden als einen schweren Verlust emp ände, in das Privatleben zurücktritt. Wir haben versucht, diese Thatsache zu erklären. Ihre Gründe schließen nicht auS, daß Achtung und Theilnahnie weiter Kreise dem Grasen Caprivi folgen. Weiter links zeigt sich eine größer« Beunruhigung über den Rücktritt des Reichskanzlers. So schreibt die „Boss. Ztg.": Eine große Zerfahrenheit der Parteiverhältnisse ist vorhanden; dieser Uebelstand ist nicht wegzuleugnen. Er ist nicht einmal neueren Datums, sondern schreibt sich von der Zeit her, als Fürst Bismarck seinen Kurs dadurch änderte, daß er Delbrück zum Rücktritt zwang und die damals bestehende Parteibildung zerstörte. Der Mann, der dieser Zerfahrenheit ein Ende machen könnte, ist nicht in Sicht. Es wird Niemandem, der heute das Amt des Reichskanzlers übernimmt, gelingen, eine große und feste Partei unter seiner Fahne zu sammeln und sich eine dauernde Mehrheit zu schaffen. Die Verwirrung, über die man sich beklagt, wird durch den Rücktritt des Grasen Caprivi nicht gelöst, sondern vergrößert. Um schließlich auch noch einer Stimme aus dem Lager der Demokratie das Wort zu gönnen, so sei erwähnt, was die „Franks. Z." meint: Soviel steht wohl jetzt schon fest, daß das freisinnige Bürger- thum allen Grund hat, den kommenden Dingen mit Besorgniß ent gegenzugehen, da namentlich eine weitere Zuspitzung des persönlichen Moments in der Leitung der deutschen und preußischen Politik zu befürchten ist, die sich zunächst wahrscheinlich in der energischen Ver folgung der Ziele, die durch die Gesetzgebung gegen den Umsturz erreicht werden sollten, kundgeben wird. Man mag sich gefaßt darauf machen, daß der Reichstag bei den Umsturzvorlagen einfach vor die Frage: Annehmen oder Ablehnen gestellt werden wird und man mag sich rüsten, im Falle der Ablehnung in einen Kampf einzutre:en, dessen Konsequenzen sür des Reiches Entwickelung von unabsehbarer Tragweite sein werden. Die Mahnung, mit der wir schon dem Caprivi'schen FeldzugSplan entgegengetreten sinkt, kann angesichts der jetzigen Lage nicht eindringlich genug wiederholt werden; inmitten der Wirren, in denen wir uns befinden, giebt eS nur eine reitende Losung: das Recht und die Freiheiten, die noch unser sind, mit dem Nachdruck und der Zähigkeit zu verthcidigen, mit denen der Angriff aus sie unternommen werden wird. „Aus die Schanzen!" — der alte Ruf muß auss Neue ins Land hinaustönen; möge er das Gehör finden, das der Vertheidigung siegreiche Kraft sichert! Daß die Befürchtungen des demokratischen Blattes voll ständig neben das Ziel treffen und daher nur den Werth eines Stimmungsbildes haben, ist sicher. Tagesgeschichte. De«tsche- Reich. Statthalter von Elsaß- Lothringen dürfte Prinz Friedrich von Hohen- zollern, kommandirender Gen-ral de» 3. Armeekorps, werden. Der „ReichSanz." schreibt, der „Vorwärts" fahre fort, unter den Arbeitern der königlichen Fabriken in Spandau Unzufriedenheit zu erregen und bringen wiederum eine Ver unglimpfung der Bestrebungen der Direktion de» Feuerwerk laboratoriums, die Arbeiter zum Sparen anzuregen. 880 Arbeiter hätten innerhalb vier Monaten LS 000 Mk. zurück gelegt. Hieraus gehe hervor, daß die Löhne der königlichen Fabriken auskömmlich seien und ferner, daß trotz allen Hetzen der Sozialdemokratie bei diesen Arbeitern die Liebe nicht umsonst sei.
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