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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189409196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-19
- Monat1894-09
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1894
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werden vom Direktor gern nackgewiesen. Der Pensionspreis schwankt je nach den gestellten Ansprüchen pro Jahr zwischen 360 und 500 Mk., so daß den Eltern für das ganze Jahr ein ungefährer Aufwand von insgesammt 500 bis 600 Mk. erwächst. Der Besuch der Anstalt ist von Jahr zu Jahr gewachsen; er betrug im Gründungsjahre (1879) 27, im letzten (1894) 125, die höchste Schülerzahl, welche bisher eine landwirthschaftliche Schule in Sachsen erreicht hat. Meißen steht somit allen übrigen landwirthschaftliche» Schulen Sachsens an Schülerzahl voran. j- DreSden. Se. Maj. der König reist auf Einladung des Kaisers von Oesterreich am Montag Abend über Wien nach Steiermark, um an den Hochwildjagde» theilzunehmen. k( Dresden, 19. September. Heute früh bei Ta gesanbruch überschritt die Infanterie und Artillerie der 3. Division Nr. 32, bestehend aus den Jnfanterie-Regimentern Nr. 104 (Chemnitz) und Nr. 133 (Zwickau), dem Schützen- Regiment Nr. 108 (Dresden), sowie den 3. Jägerbataillonen Nr. 12, 13 und 15 (Freiberg, Dresden und Wurzen) und dem 2. Artillerie-Regiment Nr. 28 (Pirna) unter Befehl des Generallieutenants v. Kirchbach, Excellenz, auf einer von den Pionieren bei Laubegast (zwischen Pillnitz und Dresden) geschlagenen Pontonbrücke die Elbe. Die zur West-Armee gehörigen Truppen folgten ihrer Kavallerie sdem Karabiner- Regiment (Borna) und dem 2. Ulanen-Regiment Nr. 18 (Rochlitz)^, welche schon vorgestern über Pirna auf das rechte Elbufer gerückt und allmählich bis Fischbach vorgedrungcn war, resp. dort mit den Borposten des bei Löbau und Bautzen konzentrirten Feindes (1. Division Nr. 23, Ost-Armee,) in Berührung gekommen war. Letztere besteht aus den beiden Grenadier.Regimentern Nr. 100 und 101 (Dresden), den Jnfanterie-Regimentern Nr. 102 (Zittau) und Nr. 103 (Bautzen), dem Gardereiter-Regiment (Dresden), dem 1. Ulanen-Regiment Nr. 17 (Oschatz) und dem 1. Feld-Anillerie- Regiment Nr. 12 (Dresden) unter Befehl des Generallieu- tenants v. Raab, Excel!. Die von der Festung Königstein am rechten Flügel gedeckte West-Armee hatte die Aufgabe, den in Marsch auf das befreundete Dresden befindlichen Feind möglichst schnell anzugreifen und den drohenden Uebergang des Gegners auf» das linke Elbufer, resp. die Besitznahme von Dresden zu hindern. Das General-Kommando verließ bereits gestern früh Dresden und rückte nach Pillnitz, woselbst z. Zt. Se. Majestät der König residirt, in Einwohner-Quar tiere, während der kcmmandirende General, Se. Kgl. Hohett Prinz Georg, sein Hauptquartier in d-m nahen Hosterwitz aufgeschlagen hatte. Den in Eilmärschen verrückenden Trup- pen der West-Armee folgten alsbald Prinz Georg und der König in das Manövergelände nordwestlich von Stolpen und dort dürste gegen Mittag die Entscheidung dcS Tages mit dem Rückzug der k. est-Armee fallen. — Während der bereits am Sonnlag zum Montag begonnenen Korps-Manöver sind für das General-Kommanto, abgesehen von den Kavallerie- Orconnauzen, 15 Infanteristen des Beurlaubten- und aktiven Standes als Radfahrer im Ordonnanzdienst namentlich für die Nacht ihälig. Eine dieser Ordonnanzen rückte vorg stern Nachts 12 Uhr vom General-Kommando in Drcsden-Neu- stadt (Klosterstraße) mit Befehlen für die Schiedsrichter nach Stolpen aus und war schon vor 4 Uhr früh wieder in Dresden eingetroffen — gewiß eine glänzende Leistung wenn man berücksichtigt, daß der gewiegte Radfahrer überhaupt nur 3 Stunden gebrauchte, um die gewaltige Strecke zwei Mal zurückzulegeu. Schon vorher war eine Osfizierspatrouille des Gardereiter-Regiments aus dem Manövcrterrain der ersten Jnfanterie-Division zwischen Löbau und Bautzen unter Umgehung der feindlichen Reitermassen bei Fischbach rc. nach einem glänzenden Dauerritt über die Elbe bis Tharandt vorge drungen und hatte festgestellt, daß die Hauptmacht der West- armee bereits bis in die Höhe von Tharandt vorgerückt sei. — Das Preisreiten der sächsischen Cavallerie- Offiziere, zu welchen der Kaiser einen prachtvollen, silbernen Pokal gespendet hat, findet den 22. September statt. — Der kommandirende General Prinz Georg und Prinzessin Mathilde wohnten dem Uebergang der Truppen über die Elbe heute von 5 Uhr früh an längere Zeit bei. In Begleitung Sr. Majestät des Königs, welcher 6 Uhr Schloß Pillnitz verließ, befanden sich der Ge- neraladjutam des Kaisers, Generallieutenant von Plcssen, Excellenz, sowie die Offiziersdeputation des ostpreußischen Dragonerrcgiments. n Dresden, 19. September. Am Morgen des 25. Juni d. I. traf der 23 Jahre alte Kellner Friedrich Karl Göricke aus Oranienbaum, mit der Bahn v.n Köthen kom- men", in Riesa ein und machte sich im „Sächsischen Hof" mit dem dort beschäftigten Berufskollegen Rentzsch bekannt, den er zunächst unter Hinweis auf seine momentane Mittel- losigkeit und g--gcn Verpfändung seines Uebcrzicher- zur Hergabe eines Darlchns von 3 Mark b wog. Bald darauf z igle G. einen von ihm gefälschten Brief mit der Unter- ichlist „Justizralh Dr. Brendel in Braunschweig" vor, der die Nachncht enthielt, daß sich Göricke demnächst in B. behufs Auszahlung einer Erbschaft von 1100 Mark einfinden solle und ganz ähnlichen Inhalt hatte ein zweiter, von G gesälsch- ler Brief, der angeblich von seiner Schwester hcrrührte. Rentzsch ließ sich durch diese Schriftstücke und andere erlo gene Redensarten G.'s verleiten, dem Betrüger noch mehrere Darlehen von zusammen 11 Mark zu gewähren und glaubte auch deut wegen Betrugs im wiederholten Rückfälle vor das Kgl Landgericht verwiesenen Angeklagten, daß bei dem Wirth des Gasthofes zum goldenen Löwen in Rathenow erne Kell- nerstelle offen sei, für welche er sich auf Vorschlag G.'s, selbstverständlich vergeblich, meldete. Es stellte sich schließlich heraus, daß man cs in G. mit einem ganz raffinirten Schwindler zu thun hatte, der deshalb schon mehrfach bestraft war und erst kürzlich die Strafanstalt verlassen hatte. Die 3. Strafkammer verurthciltc den Angeklagten unter Aus schluß mildernder Umstände zu 2 Jahren Zuchihaus, 300 Mark Geldstrafe ev. weitere 40 Tage Zuchthaus und drei Jahren Ehrenrechtsverlust. CoSwig. Ein bedauerliches Unglück ist ^m Montag Vormittag über die den vielen Tausenden von Besuchern des romantischen Spitzgrundes bei CoSwig bekannte, idyllisch am Eingänge des schönen Grundes gelegene Spitzgrundmühle hereingebrochen. Der Besitzer de« Mühlengrundstückcs be treibt Mabl- und Schneidemühle, sowie Bäckerei und Restau ration. Zum Betriebe der Mühlen wird außer Dampf- auch Wasserkraft verwendet ; letztere halte sich in den letzten Jahren als zu unsicher und unzuverlässig erwiesen, denn das Wasser des Lockwitzbaches, welches zum Mühlenbetri» be Ler- Wendung fand, blieb ganz aus. Um sich dauernd Wasser zum Betriebe zu sichern, hatte der Besitzer oberhalb des bereits vorhandenen alten Sammelteiches e-nen neuen, ziem lich großen und sehr hoch gelegenen Teich anlegcn lassen und diesen Teich in letzter anzc'pannl. Ob dies nun in zu starkem Maße geschehen ist oder der Dammbau nicht genügend gut und fest war, oder ob der Damm durch die Bauten der wilden Kaninchen untergraben war, das mag dahingestellt sein, kurz, gestern früh brach der Damm und mit furchtbarer Gewalt drangen die mächtigen Wassermasscn in das Gehöft, alles sich ihnen Entgegenstellende mit sich sortreißcnd und eine Verwüstung ohne Gleichen anrichtend. Der Schaden, den das so plötzlich hereinbrcchende Wasser angerichtet hat, ist ein sehr großer. Die Hof- und Gartenräume, die Par terre- und Souterrainräume der Gebäude u. s. w. standen binnen einer halben Stunde mehrere Meter tief unter Wasser. Die hohen Bretterstöße wurden umgeworfen und die starken Bretter und Balken von der gewaltigen Fluth zertrümmert und weit (bis nach Brockwitz) hin mit fortgeführt, das Back ofengebäude mit dem Backraume wurde umgcrisscn, in den Ställen ertrank das Vieh (Kühe, Schweine und Geflügel), da bei der Schnelligkeit, mit der das Wasser kam, an eine Rettung nicht zu denken war. Nur die Pferde, die schwimmend die Köpfe in die Höhe reckten, kamen lebend davon. In den Mühlräumen ist das Wasser in die Mehlvorräthe cinge- drungen, in den Wohn- und Restaurationsräumen ist das Mobilar u. s. w. völlig ruinirt und das, was nicht fest stand, mit fortgeschwemmt worden. Das Ganze bietet ein Bild der Verwüstung, wie es schlimmer nicht gedacht werden kann ; der Schaden, der den Besitzer trifft, wird auf 15000 bis 20000 Mark geschätzt. Gestern zogen Hunderte von Menschen nach der Unglücksstätte, um die schreckliche Zer störung zu besichtigen. Pirna, 18. September. Die großen Schlußmanöver zwischen der 1. und 2. Division — die 1. Div-swn aus der Lausitz, die 2. aus der Freiberger Gegend kommend — sollen in unstrm Elbihal ihren Ausgang finden ; olle hierauf bezüg lichen weiteren Dispositionen rc. entziehen sich lis zur Stunde aber noch vollständig der öffentlichen Kenntniß. Die ersten Vorbot» n des zu erwartenden kriegerischen Bildes traten heute Vormittag in den durch Pirna gekommenen Garde eiter- und Ulanen-Patrouillen auf. Zwickau. Ein um über 30 Jahre zurückliegendes Drama fand kürzlich vor einem Siandcsamte in einem Dorfe hiesiger Gegend seinen Abschluß. Das jetzt Anfangs der 60er Jahre stehende neue Ehepaar halte bereits zu der Eingangs gedachten Zeit sich mit H»iraihSgedanken getragen. Diese erfuhren aber eine jähe Unterbrechung, weil der junge Bursche im Jahre 1863 im Verein mit einem Anderen bei einem Wortwechsel einem Gendarmen einen köstlichen Schlag versetzt hatte. Zu 30 jähriger Freiheitsentziehung veruntreut, hat er nach seiner im vorigen Jahre eriolgtcn Entlassung sein früher gegebenes Besprechen ring-löst und seine Aus erwählte, welche ihm in dem langen Zeiträume rer geblieben ist, als Gattin heimgeführt. Freiberg. Die Einwohner-ahl der Stadt Freiberg beträgt gegenwärtig 29 614. Die Einwohnerzahl ist seil der letzten Volkszählung demnach um 659 Köpfe gestiegen. Annaber g. Die schönen Tage, welche nun endlich auf die wochenlange, regnerische Witterung gefolgt sind, haben die Erntearbeiten in unserer Gegend so gefördert, daß nur noch ein kleiner Theil der reichen Körnerernte zu bergen ist. Nur einzelne, hochgelegene Felder zeigen sich noch mit Hafer, zum Theil auch mit Roggen besetzt, alles Uebrigc ist einge bracht. Auch die Grummeternte, die einen vorzüglichen Ertrag liefert, geht schnell von Stallen, sodaß binnen Kurzem nur noch Kraut und Kartoffeln der Ernte harren werden. — Der Frost, welcher in der Nacht vom Freitag zum Sonn abend in einem großen Theile Sachsens cintral, hat auch in unserer Gegend unter der Pflanzenwelt vielfache Schäden hervorgerufen. So ist in den lieferen Lagen, vor Allem im Sehma- nnd Zschopauthale, fast Alles erfroren, was wenig widerstandsfähig ist. Das Kartoffelkraut ist vollkommen schwarz geworden, sodaß das Wachsrhum der Kartoffel aufhören dürfte. Ebenso sind Georginen und Bohnen gänzlich erfroren und dürr g»worden. Die höheren Lagen si, d besser wcggekcmmen; wenigstens zeigen sich die Karlofleln am Pöhlberg vollständig ungeschädigt. Lunzenau. In der Vogel'schen Fabrik hier wird demnätst ele irische Kraftübertragung eingeführt werden. Eine Gleichstrom-Primär-Compounddynamo, welche bei einer maxi malen Spannung von 110 Volt 88 Ampsre erzeugt, wird in der zur Fabrik gehörigen Schlosserei einen Motor von 8 Pferdekrästen in Bewegung setzen. Wahrscheinlich werden weitere elektrische Kraftübertragungen nicht lange auf sich wart n lassen. Glauchau, 18. Leviembcr. Wegen Errichtung einer Straßenbahn in unserer Stadt liegen Uebernahme-Anerbicten, bezw. Kostenanschläge von mehret en Gesellschaften vor. Zur weiteren Vorbehandlung der Angelegenheit ist ein besonderer Ausschuß unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Brink ein gesetzt worden. Aus dem RathSkollegium gehören drei, aus dem Stadlverordnetcnkollcgium 5 Mitglieder zu dieser Cor poration, außerdem Herr Gasdireklor H dler. Franke »berg, 17. September. Der etwa 13jährige Sohn des in der Ältcnhaimr Straße wohnhaften Weber meisters Köhler war in Folge der jetzt in unserer Umgebung abgehaltcncn Manöver in den Besitz einer Platzpatrone ge langt, welche er am Freitag, um sich an deren Explosion zu ergötzen, durch Schläge mit einem Hammer b.arbeitete. Tie Explosion trat auch ein, aber leider mit so verhängnisvollem Erfolge, daß der Knabe schwere Verletzungen an der rechten Hand — zwei Finger wurden fast völlig abgerissen — er litt Bereits vor einigen Wochen kam hier ein junger Mann aus gleicher Ursache zu einer Verletzung, welche daS Ablösen des obersten Gliedes eines Fingers erforderlich machte. OelSnitz. In Tirschcndors kam am Sonnabend Abend durch die offene Gartenpforte des Schulgrundstückes ein grauer, mittelgroßer Hund, bis im Hofe eine Gans todt und nahm hierauf seinen Weg in das Dorf. Die zwölfjährige Tochter des Lehrers wollte nun erfahren, wem der Hund gehöre und lief ihm nach, bis er in ein Gehöft entfloh. Auf dem Heim wege begriffen, merkte das Mädchen aus einmal, daß es jetzt von dem Hunoe verfolgt wurde. Bald aber erreichte er das unglückliche Kind, riß es nieder und verletzte es durch Bisse sehr schwer an beiden Händen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß der Hund tollwüthig ist. Nach den oben geschilderten Vorgängen drang der erwähnte Hund in den Gänsestall des Herrn Eichhorn und hätte dort auch Unheil angerichtet, wenn der Besitzer den Eindringling nicht vertrieben hätte. In einem a.«deren Hause kam das Unglücksvieh sogar in tue Stube, wo sich die Kinder nur dadurch retteten, daß sie in ihrer Angst auf den Tisch sprangen. Pausa. Ein gräßlicher Selbstmord wurde in Ebers- grün ausgesührt. Der Gutsbesitzer Schreiber, der bereits seit längerer Zeit krank war, hat sich mit einem Rasirmesser den Unterleib aufgcschlitzt, so daß die Eingeweide hervor traten, außerdem hat sich derselbe noch eine Schnittwunde am Halse beigebracht. Die That ist jedenfalls infolge Geistes umnachtung geschehen. Wurzen, 17. September. Gestern Abend brannte in Frcmdiswalde die zum dortigen Gasthofe gehörige Brauerei nieder. Hannover. Die Schauspielerin Brancin warf am Montag in ihrem Zimmer eine Benzinlampe um und zog sich so schwere Brandwunden zu, daß sie denselben gestern früh im Krankenhause erlegen ist. Die Verstorbene war für das Residenztheater in Hannover verpflichtet. Darmstadt, 15. September. Eine entsetzlrche Blut that verübte hier heute Nachmittag der 36 Jahre alte Ex peditionsgehilfe bei der Main-N.aar-Bahn W. Er haue seine Frau und seinen ältesten, 8jährigrn Sohn fortgeschickt, um Einkäufe zu machen. Während dieser Zeil erschoß er seine vier Kinder, 2 Knaben im Alter von 6 Jahren bezw. 5 Wochen und 2 Mädchen im Alter von 3 und 2 Jahren, und darauf sich selbst. Der Tod war bei allen durch einen Schuß in die Schläse erfolgt. W. galt als solider, ruhiger Mann und muß die entsetzliche That in einem Anfall von Geistesgestörtheit begangen haben. Bitterfeld, 17. September. Auf der Grube „Be- harrlichkeit" im benachbarien Petersroda ging gestern früh kurz vor Schichtschluß Gestein nieder und verschüttete eine ganze sogenannte Kameradschaft, bestehend aus acht Mann. Man mach'e sich sofort daran, die zu Brücke gegangenen Kohlenmassen zu beseitigen, um zu "en Verschütteten zu ge langen, ivas denn auch nach vieler Mühe gelang. Bon den 8 Be;schütteten wurden sechs mehr oder minder schwer ver letzt und zwei rodt heroorgezogen. Die Untersuchung ist so fort einzeleitct worden. Erzählt wird, daß die BerunMck.cn entgegen den Weisungen ihrer Vorgesetzten das Gestein zu rief unterhöhlt und so da« Unglück selbst verschuldet hätte". Vermischtes. Mißhandlung der eigenen Kinder. Wegen ganz cntietzlicker Mißhandlung seines eigenen Kindes hatte sich dieser Tage der Trchler Künzel aus Tanzberg bei Ge- sckwitz vor dem Landgericht zu Leipzig zu verantworten. Künzel hatte seine beiden Kinder, ein Mädchen von 9 Jahren und einen Knaben von 11 Jahren, mit dein dicken Ende eines Peitschenstiels wiederholt ;o furchtbar zugerichrer, daß der ganze Körper der armen Kleinen mit blauen und braunen Flecken sowie mit stark angcschwollenen, blutunterlaufenen Striemen völlig bedeckt war. Ain schlimmsten sah der Knabe aus, dessen ganzer Rücken und das Gesäß kein weißes Fleck chen zeigten. Das Kind konnte sich kaum setzen. Am Kopfe zeigte sich eine 2 Ctm. lange Wunde, und die Haut fühlte sich an wie weicher Teig. Wie der Gerichtsarzt Dr. Thümmler aussazt, hat er während seiner langen Praxis „eine so aus gedehnte Mißhandlung" noch nicht gesehen. Das Gericht verurtheilte den Rabenvater zu 3 Moraten 3 Wochnt Ge- fängniß. Jagd un glück. Ein bedauerliches Jagdunglück ereignete sich in einer der letzten Nächte in der Nähe von Werder auf Vliesendorfer Gebiet, wo der Jagdpächter Lehnert aus Berlin sein Jagdgebiet hat. Lieser war gemeinschaftlich mit dein Weinbergsbesitzer Juche aus Glindow und dem Waldivärter Ncuendorf auf den Anstand gegangen. Nm 10 Uhr trennten sich die drei Jäger, Lehnert ging nach Kamerode zu, Neuen dorf in seine Wildhütte bei Blicsendorf, während Juche eine andere, in der Nähe belegene Wildhütte aussuchte. Als ihn dort fror, begab er sich nach der Hütte des Nenendorf nnd öffnete die Thür; in demselben Moment krachte ein Schuß und er sank, schwer in die Brust getroffen, zur Erde. Ncuen dorf, der in der Wildhütte eingcschlafen war, wachte durch das Geräusch der sich öffnenden Thür auf, hatte schlaftrunken ge glaubt, ein Wilddieb wolle ihn überfallen, und deshalb losgc- schossen. Erst als Juche rief: „Nenendorf, Du schießt mich ja!" erkannte er den Jagdgcnossen und lief dann nach dem 15 Minuten entfernten Blicsendorf, um Hilfe herbeizuholen. In einem Wagen wurde Juche nach Glindow gefahren, wo er schwer verletzt darniedcrliegt. Schreckliche That. Während der Abwesenheit ihres Mannes, der in Geschäften nach Dublin gereist war, ermordete die Frau des Schullehrers West bei Naas sich selbst und ihre
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