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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189612267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18961226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18961226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-12
- Tag1896-12-26
- Monat1896-12
- Jahr1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.12.1896
- Autor
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Di« Morgtn-AuSgabe erscheint um V»? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Uedactiou und Erpedition: Johaune-gaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen -eösfnrt von früh 8 bi» Abend- 7 Uhr. Filialen: ktl» Slcmm'S Larttm. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Natharinenstr. 14, Part. und Königsplatz 7. BezugS-Preis Nl der Hauptexpkdition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus- aabestellen ab geholt: vierteljährlich u« 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich S.—. Direkte tägliche Kreuzbaudiendung tut Ausland: monatlich 7.bO. «58. MiWM Tlkgeblaü Anzeiger. Amtsökatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Ruthes nnd Nalizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Tonnabend den 26. December 1896. Anzeigen-Prei- die «gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 ge spalten) öO^z, vor den .Familiennachrichten gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Prei.-. verzeichniß. Tabellarischer und Zissernsa^ nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderunc ./l 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Ännahmeschlnß für Änzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei.den Filialen und Annahmestellen je ei le halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 9V. Jahrgang: Amtlicher^Theil. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den 30. December 1800, Abends 6'/« Uhr im Sitzungssaale am Naschmarktc. Tagesordnung: I. Reklamationen gegen Wahlen in die staatlichen Einschätzungs commissionen 1897,98 und event. Ersatzwahlen. II. Bericht Les Finanzausschusses über: n. Nachverwilligung zu Conto l „Rathsstube" Pos. 20 des Haushaltplancs auf das Jahr 1896, b. Conto „Schulbausonds" des Haushaltplanes auf das Jahr 1896. III. Bericht des Oekonomie- und Finanzausschusses über: Aus führung verschiedener Neubauten rc. auf dem Rittergut Grasdorf. IV. Bericht des Bauausschusses über: Nachverwilligung für Reparatur der Mahlmühlen, und Freigerinne in der Gohliser Mühle n conto 25 Pos. 6 außerordentlich des Haushalt- planes auf das Jahr 1896. V. Bericht des Bau-, Oekonomie-, Finanz- und Stiftungs ausschusses über: Ankauf des Grundstücks Fabrikstraße Nn 4 in Leipzig Eutritzsch. VI. Bericht Les Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über: a. Verkauf der der Zuiammenleguiigsgenossenschaft für Leipzig-Connewitz gehörigen Grabenparcelle Nr. 462 LeS dortigen Flurbuchs; b. Ankauf der Grundstücke Kohlgarten straße Nr. 18 und Leipziger Straße Nr. 32; o. Ab änderung Les Vertrages über die Ueberlassung LeS jetzigen Garnisonlazarethes. VII. Bericht des Ban-, Oekonomie- und Berfassungsausschusfes über die Anträge wegen: a. Betheiligung von Stadtbau- räthen an Concurrenzen und Preisgerichten, sowie d. Neben- beschäftigung der städtischen Beamten und Hilfsarbeiter. VIII. Bericht über Revision von Cassen- und Materialverwal- tunqen. IX. Bericht Les Schulausschusses über Nachverwilligung zu Pos. 18 Les SpecialbnLgetS „Gewerbeschule" Les Haushalt planes ans das Jahr 1896. Die Sparkasse zu Licbcrtwolkwitz hält im Jahre 1807 ihren ersten Expcbitioiistag am 2. Januar ab und wird zur Bequemlichkeit Les Publikums vom 4. bis 31. Januar nicht nur Montags und Donnerstags, sondern auch Dienstags. Mittwochs und Freitags, Vormittags von 9 bis 12 llhr und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr, für Leu allgemeinen Verkehr geöffnet lein. Die am 4. Jannar 1807 zur Ncbertragnng kommenden Einlagezinsen werden auf den ganzen Monat Januar ver zinst. Lirbertwolkwitz, am 23. Dezember 1896. Lpartafsen-Verwaltnng. Dyck, Director. Das Leipziger Dolksschulweseu heute und vor dreitzig und sechzig Jahren. „Bei dem raschen Wachsthum unserer Stadt und ihrer Schulen dürfte für unsere Leser der Vergleich früherer Zu stände mit den jetzigen von großem Interesse sein." Mit diesen Worten beginnt ein Artikel im „Leipziger Tageblatt" vom Jahre 1866 über das Leipziger Schulwesen und greift znm Beweise für Las Wachsthum der Stadt und ihrer Schulen gleichfalls um 30 Jahre zurück, auf das Jahr 1836. Auch heule könnte man, genau wie vor 30 Jahren, eine Be trachtung über das Leipziger Schulwesen mit diesem Satze ciuleiten, denn das WackSthum desselben, insbesondere res VollsschulwesenS, hat einen Umfang angenommen, wie solcher vor einigen Jahrzehnten nicht zu vermulhen war, auch ein Blick in den HauShaltplan muß unsere Behauptung be stätigen, und unwillkürlich fragt man sich, wie wird eS in abermals 30 Jahren aussehen mit den Leipziger Schul verhältnissen? — Es kommt für die Gegenwart allerdings die große Erweiterung des Stadtgebietes durch die Ein verleibung einer ansehnlichen Zahl stark bevölkerter Vororte hinzu, Lock, derartige Erweiterungen werden in späteren Zeiten auch periodisch wiedcrtehren, und überdies hat auch Ali-Leipzig, das vor 30 und 60 Jahren nur in Frage kam, immerhin eine so starke Entwickelung gehabt in den letzten 30 Jahren, daß es sich in seiner Bewohnerzahl mehr als verdoppelt hat. Lassen wir an unserer Statt die Zahlen sprechen. Leipzig hatte im Jahre 1836 nur wenig mehr als 43 000 Einwohner, 1866 waren es 80 000, beute 400 000 (Alt- Leipzig etwa 180 000). — Vor sechzig Jahren hatte Leipzig 8 öffentliche Schulen, 3 höhere und 5 Volksschulen, obgleich damals noch auf Jahrzehnte hinaus die Bezeichnung Volks schule keineswegs volköthümlich war. Die 3 öffentlichen höheren Schulen waren die beiden Gymnasien (Nicolai- nnd Tbomasschulc) und die im Jahre 1834 eröffnete Realschule. Die 5 öffentlichen, daS heißt aus städtischen Mitteln er haltenen Volksschulen waren die Rathssreischule, die Bürger schule (jetzige 1. höhere Bürgerschule), die Arbeitshaus-, die Waisenhaus- und die Armenschule (jetzige I. Bezirksschule). Von Len Anstalten für die eonsirmirte Jugend sind in jenem Berichte noch erwähnt die Handelslehranstalt mit 8 Elassen und 171 Zöglingen, ferner die Buchhändlerlehranstalt nut 2 Elassen und 44 Schülern, ferner die beiten Sonntags schulen und die Bangcwerkenschule. — Neben den 5 öffent lichen Volksschulen hatte Leipzig noch 16 Privatschulen, an reuen 83 Lehrer 1177 Schüler unterrichteten. Tie öffent lichen Schulen wurden von 3576 Schülern besucht, den Unterricht ertheilten 108 Lekrer in 38 Elassen. 1866 hatte Leipzig 7 öffentliche Volksschulen, 5 Bürger schulen (erste bis fünfte) und 2 Armenschuleu (jetzige erste und zweite Aezirksschule), die amtliche Bezeichnung Ve-'.1>- schule für Armenschule datirt erst vom 30. Oktober 1868 (vcrgl. vr. Helm, Festschrift zum lOOjährigcn Jubiläum der Rathsfreischule). Die beiden kleinsten Volksschulen, die Arbeitshaus- und die Waisenhausschule, „die den übrigen nicht blos an Umfang, sondern auch betreffs ihrer Organisation und Leistungsfähigkeit nachstanden", kalten Anfang der sechziger Jabre ihre Existenz ein gebüßt, nachdem die Bedürfnisse, durch welche sie einst ins Leben gerufen worden waren, sich auf vollkommenere Weise erfüllen ließen. Nach dem damaligen Bericht zählten die öffentlichen Schulen 307 Lehrer und 10 414 Schüler. Die Zahl der Elassen ist nicht angegeben, eS werden gegen 240 gewesen sein, denn in jenem Berichte heißt es: Günstiger gestaltet sich das Resultat, wenn man auf die Schülerzahl jeder einzelnen Elassen achtet. Hier ist eine wohlthätige Abnahme eingetrelen, 1836 waren es 3576 Schüler in 38 Elassen, so daß durchschnittlich auf eine Classe 94 kamen; jetzt sind eS 43 Schüler. Am höchsten stehen jetzt noch die Armenschulen mit durchschnittlich 62 Schülern. Unter den Bürgerschulen be ginnt die I. Bürgerschule mit etwas mehr als 50 auf die Elasse, fast ganz gleich steht es mit der III. Bürgerschule, die II. Bürgerschule zählt 48, die IV. 46 und die V. 35 Zög linge aus eine Classe." — Die Zahl der Privatschulen ging in dieser Zeit von 16 auf 11 zurück und die Zahl der dort unterrichteten Kinder von 1477 auf 913, während die Zahl der Lehrkräfte von 83 auf 160 stieg, was dem Umstande zu zuschreiben ist. daß viele Lehrer nicht vollbeschäftigt waren, sondern als Lehrer an den städtischen Schulen hier oft nur einige Stunden ertheilten. In jenem Berichte heißt eS noch: „Eine ähnliche Minderung" (als wie die obenerwähnte Re duktion in der Classeustärke) „erfuhren die Privalmstitute, von welchen allein das Hander'sche, jetzt Teichmann'sche In stitut, die übrigen Privatschulen des JahreS 1836 überlebte und eine ganz auffallende Erweiterung erhielt.". Heute zählt Leipzig in seinen öffentlichen Volksschulen gegen 59 000 Kinder, Ostern d. I. waren es 58 973 (hiervon kommen auf die Altstadt in runder Zahl 22 000, das ist 37,29 Proc.); die Zahl der Elassen ist 1135 und die der Lehrer 1359, nämlich 1049 ständige, 171 provisorische, 31 Zeichenlehrer, 18 Fachlehrer für Turnen und 90 Lehrerinnen für weibliche Handarbeiten. Von den 58 973 Kindern be suchen 40 921 die Bezirksschule, 17 789 die Bürgerschule (mittlere und höhere), und 260 Kinder besuchen Elassen für Schwachsinnige. Tie Kinder katholischer Eonfession sind^ jedoch noch nicht mit eingerechnet, da dieselben besondere Schulen besuchen. Die Zahl dieser Schüler beträgt (nach dem „Leipziger Lehrerbuch von 1896") 898. — Außerdem zahlt Leipzig l3 Privatanstaltcn, 1 sind Privatreaischulen, 8 sind höhereMädchenschulen. Besucht werden diese 13Privatschulen von l517 Kindern, 980 davon sind volksschulpflichtig, d. h. unter I l Jahre alt, 537 sind über 14 Jahre alt. An den Privat ¬ schulen sind 178 Lehrkräfte beschäftigt. Hierbei ist aber zu bedenken, daß bei dem ausgeprägten Fachsystem Viele nur wenige Stunden Unterricht crthcilen, denn vielfach sind es, wie bereits bemerkt wurde, Lehrer an Volksschulen oder auch an höheren Schulen :c., welche hier noch mit einigen Stunden wöchentlich beschäftigt sind. „ . Nock ist zu erwähnen, daß Leipzig als städtische Schule, welche auch theilweise Schüler im volkSschulpflichtigen Aller in sich fassen, 3 Gymnasien (2 humanistische und 1 Real gymnasium — das königl. Gymnasium ist Staatsanstalt), 3 Realschulen und 1 höhere Schule für Mädchen bat. Städtische Anstalten sind allerdings auch die Fortbildungs schulen (4 für Knaben, 1 für Mädchen), da ihre Zöglinge aber über das volkSsckulpflichlige Alter hinaus sind, so können uns diese Anstalten hier nicht weiter beschäftigen. Dasselbe gilt von der Städtischen Gewerbeschule, sowie von denjenigen Anstalten, die von Eorporationen unterhalten werde», wie z. B. der Oeffentlichcn Handclslehranstalt, Buchdruckerlehr- a " i u. N. - Welche Folgerungen lassen sich nun aus diesen Vergleichungen ziehen? — Wir sehen, daß Leipzig ge waltig gewachsen ist, und wir sehen ferner, daß vor Allem auch die Kind er zahl — und zwar procentual — sehr gestiegen ist. 1836 hatte Leipzig bei 43 000 Einwohnern in öffentlichen und Privatschulen 5053 schulpflichtige Kinder, das sind 11,75 Proc. der Bevölkerung, 1866 waren eS II 327 Kinder (10414 -s- 913) --- 14,33 Proc. Heute sind es 60 850 Kinder (58 973 -j- 897 -s- 980) ----- 15,21 Proc. Hierbei ist noch zu bedenken, daß die 8 höheren Schulen (1836 und 1866 waren es nur 3, 2 Gymnasien und 1 Real schule) »ach den letzten Osterberichtcn auch noch eine ganz be deutende Anzahl von Schülern unter 14 Jahren in sich schließen, so daß ein Procenlsatz von 16 wohl angenommen werde» kann. Die Gegenwart ist also kinderreicher als die Ver gangenheit, wäre das Verhältniß in der Zahl der Schul kinder nnd der Zahl der übrigen Bewohner noch wie früher, so dürfte erstere noch nicht 47 000 betragen anstatt 59 000. Die Arbeiterbevölkerung beirathel jetzt viel früher, ver- heirathete Gesellen gab eS früher gar nicht. Die mbustriellen einverleibten Vororte sind wiederum kinderreicher als Alt-Leipzig. DaS Verhältniß der Bewohner von Alt- und Neu-Leipzig ist in runder Zahl etwa wie 9 zu 11, d. h. von den 400 000 Einwohnern kommen auf Alt-Leipzig gegen 180 000, auf Neu-Leipzig 220 000, in Procenten würden eS 45 und 55 sein. Die Schülerzahl Alt-Leipzigs beträgt jedoch nur 37 Procent, während diejenige Neu-LeipzigS 63 Procent ausmacht, und hierbei ist noch zu berücksichtigen, daß besonders die Privatschulen, deren schulpflichtige Kinder doch hier mit in Frage kommen, viele Schüler auS Neu-Leipzig haben, denn viele Fabrikanten, Kaufleute, auch die Geistlichen :c. schicken ihre Kinder in die „Stadt." Einen anderen DergleichungSpunct bietet der Umfang der einzelnen Schulen. Während 1836 eine öffentliche Schule wenig über 700 Kinder umfaßte, sind eS 1866 über das Doppelte (1480), heute siud eS etwa 1400.— Die Classeu- stärke ging, wie bereits bemerkt, von 94 (1836) auf 13. (1866) zurück; heute sind es ca. 42 (40,91). Ausfällig ist das Verhältniß der Lehrer zu der Schülerzahl. In dem Berichte vor 30 Jahren heißt es: „Es kommt jetzt wie da mals (gemeint ist das Jahr 1836) durchschnittlich aus 34 Scküler I Lehrer"; heute sind es über 43 (43,39). Diese niedrige Schülerzahl vor 30 und 60 Jahren läßt sich zurück führen auf die geringere Pflichtstundenzahl der Lehrer in der damaligen Zeit. Wäre daS Verhältniß in der Schülerzahl noch das gleiche wie dazumal, so würden jetzt statt 1359 Lehr kräfte deren 1734 erforderlich sein. Mannigfache Aenderunzen sind weiter eingetreten in dem gegenseitigen Verhältniß von Bürger- und Bezirks schulen. Vor 60 Jahren besuchten die Bürgerschule noch nicht der vierte Theil, es sind 22,20 Proc., von 3576 Kindern 794; 1866 sind eS beinahe die Hälfte, 5512 von 11 327 (gleich 48,66 Proc.). Ostern d. I. waren eS 40921 Bezirksschüler und 17 789 Bürgerschüler, letztere betragen also nur noch ein knappes Drittel (32,98 Proc.). Es möchte somit scheine», als ob das Einkommen (Steuerkraft) jetzr ein wesentlich geringeres sei, als beispielsweise vor 30 Jahren , es hat aber diese Reduktion vornehmlich ihren Grund in der Einverleibung. In Alt-Leipzig, das eigentlich hier nur allein zur Verglerchung herangezogen werden dürfte, ist auch heute bas Verhältniß beinahe noch das gleiche, als vor 30 Jahren, es sind 46,37 Proc.; auf 11402 Bezirksschüler kommen 9861 Bürgerschüler. Zum Schlüsse ncch ein Wort über da- numerische Ver hältniß zwischen öffentlichen Schulen und Privat schulen. Die Privatschulen sind fortgesetzt zurückgegangcn, 1836 wurden dieselben von 29,23 Procent der Schuler be sucht, 1866 sind eS noch 8,06 Procent und heute sind es nur noch 2,55, und wen» man die Schüler, die über 11 Jahre alt sind, auöschließt und sich nur auf das schulpflichtige Alter beschränkt, dann sind eS überhaupt nur 1,63 Proccnt. ES will scheinen, als ob vr. Kriegsmann („Einleitung in die Politik nach rein erziehlichen Gesichtspunkten") doch Recht hat, wenn er sagt: „DaS Zeitalter der Privatschulen ist vorbei." Von einer Zeit freilich, die nur noch Interesse Hal für die Socialpädagogik und in welcher eS verpönt ist, voi« Jndividualpädagogik überhaupt nur zu sprechen, da haben die Privatschulen nichts zu hoffen. Welches Bild wird uns das Leipziger Schulwesen im Jahre 1926 bieten? L. Mittenzwey. Allgemeiner Turnverein. Nach dem für die kommende ordentliche Hauptversammlung vor- bereiteten Geschäftsbericht LeS Allgemeinen Turnvereins zu Leipzig auf die Zeit vom 1. October 1895 bis 30. September 1896 erreichst- der Mitgliederbestand am Schluß Le» Vereinsjahres die Höhe von 1596, zeigte also 20 Mitglieder mehr als im Vorjahre. Davon turnten im Winter 1895/96 1228 (gegen 1162 im Vorjahr), im Sommer 1896 1153 (gegen 1222). Ihrem Berufe nach waren die Mit- glicder der sieben einzelnen Elassen 410 Gewerbtreibende, 498 Kauf leute nnd Buchhändler, 154 Techniker und Künstler, 203 Juristen, Beamte und Schreiber, 80 Schüler, 122 Studenten (darunter die Mitglieder der Akademischen Turnvereine „Albertia" und „Allc- mannia"), 48 Handarbeiter und Marktheser, 10 Aerzte und Apo theker, 54 Lehrer und Schriftsteller, 17 Privatleute. DaS ältestc Mitglied des Vereins ist im Jahre 1816 geboren; dann folgen 13 Senioren aus Len Jahren 1820 bis 1829 nnd 55 aus Len Jahren 1830 bis 1839. Zu den Jubilaren, welche 25 Jahre un unterbrochen dem Vereine angehörten, traten nn abgelaufencn BereinSjahre die Herren Hermann Lincke und Georg Bogel. Das Durchschnittsalter der Mitglieder belief sich in den vier erste» Vereinsclassen (Abcmnente, Allgemeine Classe, Mittag- und Abend-SonLerclasse) auf 30 Jahre, in der als Jugendclassr eingerichteten Allgemeinen Abend-Classe auf 17 Jahre und in den Nordvorsladt-Classen auf 23 Jahre. Letztere leitete wie in früheren Jahren in selbstlosem Wirken Herr Rudolf Singer. Fanillaton. Die Harftncordel von Geyer. Historische Novelle aus dem sächsischen Erzgebirge von Ad. Lippold. (Nachdruck verbot«,.) (Fortsetzung.) Am ersten Feiertage aber spielten die drei Mädchen mit dem Vater zur Orgelbegleitung in der Kirche, und als die Familie am Nachmittage desselben Tages zu Hause saß, gebot der Vater, die Instrumente Hervorzubolen, und bald lauschten eine große Anzahl Nachbarn vor dem Häuschen auf der Straße den schönen Melodien und einfachen SangeS- weisen, welche da drinnen unter deS Vaters Leitung Kehlen und Instrumenten entquollen. In die begleitenden Gesänge stimmten auch Vater und Mutter, sowie Hans ein, und Alle waren so vertieft in ihre Productionen, daß sie es gar nicht merkten, wie schon vor einer Weile draußen der Herr Pfarrer in Begleitung eines in einen kostbaren Pelz gehüllten Herrn die Menge durch schritten hatte. Beide waren bis zur Beendigung deS eben gesungenen schönen Liedes „Der BergmannSgruß" lauschend an der HauStbür stehen geblieben, traten dann in den Hausflur und klopften gleich darauf an die Thür der einfachen Wohn stube. Der Pfarrer schüttelte den Eheleuten, sowie den Kindern bis zum kleinsten herab die Hand und stellte hierauf seinen Begleiter als Herrn Weinbändler Querner auS Leipzig vor, der zugleich daselbst Bemirtbschafter de in aller Welt berühmten „Äuerbach'S Keller" sei. Der Pfarrer hatte während seiner Studienzeit in Leipzig in der Familie deS Handelsherrn Ouerner den Kindern einst längere Zeit Privat - Unterricht ertheilt, und sein ehemaliger Zögling, der beute hier anwesende Herr, batte, auf einer Preise an den Rhein zu Weineinkäufen begriffen, den kleinen Umweg von Ebemnitz auS nicht gescheut, um seinem ehemaligen Lebrrr einen Besuch zu machen. Aus einem kleinen Spazier gange hatten beide Herren die Musik gehört, und Herr Ouerner hatte den Wunsch ausgesprochen, die Familie näher kennen zu lernen. Er bat denn auch in liebenswürdiger Weise um einige weitere Vorträge, vorzüglich von Liedern, und folgte mit gespannter Aufmerksamkeit den Leistungen der Familie. Hätten alle die draußen stehenden Bewohner, welche, als Vater Titel und die Seinigen jetzt die Instrumente weglegten, dies mit Recht der Anwesenheit des Fremden zuschrieben und verdrießlich darüber heimgingen, eine Ahnung davon gehabt, welche erfreulichen Folgen auS jenem Besuche nicht blos der Familie Titel, sondern fast allen Bewohnern des Städtchens auf zwei Jahrhunderte hinaus erwachsen sollten, gewiß wäre der selbst ahnungslose Besucher, statt auf seinen Füßen, an jenem Tage auf den Schultern der Bewohner in die einfache, fast ärmliche Prediger-Wohnung zurückgekebrt, den» daS Sprichwort „Kleine Ursachen, große Wirkungen" bestätigte sich hier so recht in seiner vollen Wahrbeit. Als die Instrumente an Ort und Stelle getban worden waren, ließ eS sich Mutter Titel nickt nehmen, den Gästen einige Gläschen selbstgebrannten vortrefflichen WachbolderS vorzusetzen; darauf winkte der Fremde, und während sich die Eltern mit an den Tisch setzten, die Kinder sich aber, wo sie eS für paffend sanden, placirten, begann er folgender maßen : „Wie Ihr lieben Leute gehört habt, bin ich Besitzer einer Weinbandlung und eines größeren altberübmten Weinkeller-, in welchem der Wein verschänkt wird. Nun bin ich durch Euren Vortrag auf eine Idee gekommen, welche, so Gott und Ihr wollt, sowohl mir, als auch Euch Nutzen und guten, ehrlichen Erwerb bringe» soll. Wie Ihr wohl schon wißt, finden in der großen Handelsstadt Leipzig alljährlich drei Messen statt, an denen der Fremdenzusiuß aus allen Ländern der Welt ein großer, viele Tausende betragender ist. Die Ostermrffe, welche die nächste ist, dauert, sowie die Michaelis messe jedes Mal vier volle Wochen; die NeujabrSniesse, welche bereits übermorgen beginnt, und zu der die Zeit, unser Unternehmen auszuführen, also zu kurz ist, dauert nur 14 Tage. Nun verkehren aber in meinen Weinstuben gerade während der Meßzeit die meisten Fremden, ja eS geben wobl überhaupt wenig Fremde aus Leipzig, welche nicht wenigsten» einmal „Auerbachs Keller" brückten. Schoa lange sinne ich nun darüber nach, diesen meinen fremden Gästen zur Meßzeit zum Genüsse des Weines auch eine kleine Unter haltung zu bieten. Zur Placirung eines richtigen CboreS Musici fehlt mir der Raum, auch wäre dasselbe zu geräusch voll; wenn sich aber Vater Titel entschließen könnte, mit seinen Kindern zur Meßzeit bei mir einzutreten, so wollte ich denselben gern eine Einnahme von mindestens 150 Thalern verbürgen, wobei ich mich noch verpflichte, der Familie freie Wohnung zu beschaffen und auS meiner eigenen Küche freie Kost zu geben." Die Zuhörenden saßen lautlos da, und selbst der Pfarrer sah etwas erstaunt darein. „Hundertundfünfzig" Thaler, so viel Geld, wie der Vater bei angestrengtester Arbeit kaum in einem ganzen Jahre verdiente, sollten in vier Wochen ihr Eigentbum sein — ja, war es denn wirklich möglich und kein Traum? Herr Ouerner holte einen Bogen Papier hervor, auf welchem er schriftlich erklärte, sein Anerbieten aufrecht zu erhalten, wenn Vater Titel im Namen Aller binnen vier Wochen schriftlich seine Einwilligung zu dem Vertrage nach Leipzig an den Weinhändler sendete ; auch nahm Herr Querner den Pastor als Zeugen für sein Anerbieten. Damit erhob sich der fremde Gast und mit ihm der Herr Pfarrer und Beide verabschiedeten sich; als aber der Fremde der Mutter Titel die Hand reichte, glitten zwei große Geldstücke in die Hand der Letzteren, während der Fremde zum Zeichen deS Schweigen- den Zeigefinger seiner anderen Hand auf den Mund legte und sich gleich darauf mit seinem alten Lehrer entfernte. Wie erstaunt aber waren Alle, als die Besucher fort waren und Mutter Titel, die Hand öffnend, zwei schöne neue SpecieSthaler in derselben vorfand! Die beiden Eltern fielen sich, vor Freude weinend, in die Arme, und ehe noch vierzehn Tage um waren, halte Vater T tel auf des würdigen Geistlichen ernstlichen Rath bin seine Tochter Cordel nach Leipzig schreiben lassen, daß er da» An erbieten deS Weinbändler- aunebme und um genaue Nachricht darüber bitte, wann er mit den Seine» in Leipzig rin- zutreffeu habe. Wie klopfte da der guten Hordel da» Herz, al- sie den Bries fein langsam und gewissenhaft schrieb! War dock Güntber ebenfalls in Leipzig. Würde sie ihn dort wieder sehen? Würde er ihrer noch gedenken, treu und brav geblieben sein? Vater Titel aber wendete einen ganzen SpecieSthaler daran, sämmtlicke Instrumente in tadellosen Zustand zu bringen und für sich noch eine Flöte anzusckaffen, auf welcher er eS bei seinem angeborenen musikalischen Talent gar bald dabin brachte, wirksam und harmonisch in daS Concert mil einzugreifen : die Anderen aber übten fleißig und lernten noch eine ganze Anzahl schöner Lieder, welche sie theils im Ebor, theils zu Zweien, theils Solo unter Begleitung der Jnstrn mente vortragen tonnten. Von dem zweiten SpecieSthaler aber beschaffte Mutter Titel den drei Mädchen ganz gleiche, einfache, aber nette Anzüge in der Tracht der Erzgebirger: dunkle Röcke mit einem breiten, rothen Streifen am unteren Ende, weiße Schürzen, rothe Mieder mit allerlei alterthüm liehen Behängen. Die langen Zöpfe hingen frei herab, dar- Haupt aber bedeckte ein aufgesckla^eneS Hütlein mit bunter Feder. Auch Vater Titel und sein Sohn gingen mit einander gleich in der Landestracht, und zwei Tage vor dem Oster- heilizenabcnd verabschiedeten sich die Fünf von der Muller und den beiden Jüngsten, welche allein zu Hause blieben, und wanderten, begleitet von den Segens- und Glückwünschen der Mutter, früh um 4 Uhr, die Instrumente und da- geringe Gepäck theils auf dem Rücken, theil- auf einem kleinen, von den Reisenden abwechselnd gezogenen Handwäglein, froh und doch wcbmüthig gestimmt, ihrem drei starke Tagemärsche ent fernten Ziele zu. Die diesmalige Ostermesse zu Leipzig war außerordentlich zahlreich besucht und daS ganze GeschästSleben ein überaus reges. Die kleinste» Winkel der stattlichen Häuser der inneren Stadt waren an fremde Verkäufer und Einkäufer für schweres Geld vermiedet, und enorme Preise wurden dafür bezahlt. Die altrenommirten Geschäfte strotzten von Fremden auS allen Theilen der Welt. Daß unter solchen Umstände« auch die Gasthäuser und unter diesen wieder die Weinstuben den ganzen Tag über zahlreich besucht und oft Tag und Nacht über nicht leer wurde», ist einleuchtend, kamen
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