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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189408015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-01
- Monat1894-08
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1894
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Riesaer K Tageblatt k 17« Mittwoch, 1. August 1894, AvknSs." 47 Jahrx Fkrnsprkchslell« Rr. 20 >^v.,u: .r'Mkl.i Äd.ue: mn Änonnmn." >ci 2vun- UN) Uksua^. Vi«ileljnlnlich«r Bezngöpreil bt'i Abholung in 0«n Expeditione» in :>iie>a und Ltrehla, den Ausgabestellen, u?:oie am Lnianee oei laigU. i-^nmnnallen l Mn-.l -5 Pi, duich die Tmgei irei ins Haus I Mark 50 Pst, durch den Briesträger srei inS HauS I Marl 05 Pst Anzrigen-Amiahme jstr di« Rumnlti des Ausgabetages bis Vormittag 9 llhr ohne Gewähr. Druet und Verlag von Langer sc Winterlich in Nieia. — Geschäftsstelle: Kastanieustrabe 59. — stür die Nedaction verantwortlich: Herm. Schmidt In Riesa. « « d Anzeiger Wetlall lin- Äiijeigcr) Amtsötatt der König!. Amtshauptmannschaft Grotzcnhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa Gegen Griechenland tobt.in einem Theile der deutschen Presse schon seit einiger Zeit ein Entrüstungssturm, weil die griechische Regierung ihre Zahlungsverpflichtungen an die Gläubiger nicht einhält und nicht einhalten will und die Nat.-Lib.-Corr. verflieg sich sogar soweit, ev. das Aufgebot der deutschen HeereSmacht zu ver langen. Die Entrüstung ist ja an und sür sich eine durch aus berechtigte. Das deutsche Nationalvermögen ist durch diesen neuesten Schlag wieder auf bas empfindlichste ge schädigt worden. Die heutigen „schlechten Zeiten" haben nicht zuletzt ihren G.und in dem Umstande, daß viele Tausende von Rentnern, die auf den Ertrag ihrer Werthpapiere an gewiesen sind, um den Genuß der Zinsen von einem Theile ihres Kapitals geprellt, nuemehr sich ganz bedeutend ein schränken müssen. Es wäre gewiß lehrreich, schreibt die „Kons. Korr.", und würde über die Zustände in unserem Börsen- und Emissionswesen so manchem Zweifler die Augen öffnen, wenn eine Enquete veranstaltet würde, um nachzuforschen, welche Volkskreise e- sind, auf die die Verluste bei „Griechen", „Argentiniern" u. s. w. sich vertheilen. Man wird annehmen dürfen, daß nur oder doch vorzugsweise das Privatpublikum partizipirt. Die Banken und die Dörsenmänner haben ohne Zweifel zur rechten Zeit — d. h. sobald als möglich nach der glücklich vollbrachten Emission — sich der früher so viel bcgehrtenPapicre entledigt, indem sie die nicht mehr „koscheren Werth«" dem vertrauenden Publikum als sicherste Anlage. Papiere angepriesen. So wäre es denn — ganz abgesehen davon, daß die gegen Griechenland gerichtete Entrüstung voll auf berechtigt ist — in der Ordnung, wenn die Entrüstung des deutschen Publikums, das hier wieder einmal geprellt ist, sich in erster Linie gegen die Emissionsbanken und gegen die Börse richtete. Käme bei dieser Entrüstung vielleicht auch nicht viel mehr heraus, als aus der gegen Griechenland kundge- thanen, so würde doch Aussicht vorhanden sein, daß derlei Beutelschneidereien sür die Zukunft unmöglich gemacht würden, und daß die Emissionsbanken nicht bei besseren „Konjunkturen" wieder einmal» durch einen guten Wurf exotischer „Werthe" auf den deutschen Markt ihr Schäfchen ungestraft scheeren könnten. Am lautesten toben natürlich gegen Griechenland diejenigen Preßorgane, die mit der Börse auf gutem Fuße stehen. „Ganz energisch" — denn es kostet ja keinen Pfennig — wahren diese Zeitungen jetzt nachträglich, wo es zu spät ist, die „Rechte" der deutschen Privatkapitalisten. Durch diese Taktik ist denn auch der Blick der armen Geprellten von den Schuldigen, denen sie ihre Verluste verdanken, abgelenkt wor- den. Ob aber dieses Geschrei irgend einen greifbaren Er folg haben werde, steht dahin. Wo nichts ist, hat auch heute noch der Kaiser sein Recht verloren. Wir sind nicht der Ansicht, daß man nur auf das Abwarten sich verlegen sollte ; wir stimmen vielmehr dem allgemeinen Verlangen nach energischer Geltendmachung der deutschen Forderungen tei der griechischen Regierung durchaus bei. Nothwendig aber ist es, darüber nicht zu vergessen, daß Maßregeln getroffen werden muffen, die eine Wiederkehr derartiger Beutel schneidereien wenn nicht völlig zu verhindern, so doch mög- lichst zu erschweren geeignet wären, Maßregeln, durch die die so dringend gebotene Regelung des Emissionswesens in die Wege geleitet würde. Wer gefälschte Nahrungsmittel ver kauft, wer durch falsche Vorspiegelungen sich VermögenSvor- theile verschafft, ist strafbar und haftpflichtig. Wer Schmuck- fachen aus Gold feilhält, muß sich die StaatSkontrole gefallen lasten; der Milliarden umse^ende EmissionSver- kehr ist an solche Schranken nicht gebunden. Unsere „Finanz aristokratie" wird — wohl meist mit Recht — als ae- schästSerfahren und weitblickend gerühmt; unsere Börsen vereinigen angeblich die „feinfühligsten" «ulturelemente. Gleichwohl werden durch deren Vermittelung und Anpreisung Emissionen von Papier in die Wege geleitet, die nach kurzer Zeit als schlecht sich erweisen und deren Tour«, nachdem die Emmissionsbanken caS „Geschäft" gemacht haben, sinkt. .Soll denn solchen auf Täuschung berechneten Unternehmungen da« Publikum noch weiter schutzlos preisgegeben werden- Sind die Emissionshäuser nicht vorsichtig oder nicht gewissenhaft genug, um schlechte Werthpapiere von dem deutschen Markt — auch wenn hoher Gewinn winkt — fernzuhalten, so wüsten Maßregeln getroffen werden, da« Publikum zu schützen. Jeder »eschästSmann ist für die vertragsmäßige Qualität — für die Güte — der Waare haftbar, »««halb soll der mit dem baaren Gelbe Handel treibende Bankier nicht für bie Güte des Werchpapieres, das er anpreist, haftbar gemacht werden? Spräche man die gesetzliche Häftbarmachung bei solchen Geschäften aus, so würden die Emmissionsbanken „vorsichtiger ' verfahren und so erhebliche Verluste, wie sie neuerdings au „Argentiniern', „Griechen" und „Portugiesen' zu beklagen waren, würden kaum vorkommen können. Die Emissionskonsorlien oder die einzelnen Emissionsbanken sollten also durch Unterschrift auf den von ihnen cmittirten Papieren — eventuell solidarisch — für Verluste an Kapital und Zinsen regreßpflichtig gemacht werden. Sie haben dann un zweifelhaft das Recht, bei den Anleihen kontrahirenden Staa- ten oder Banken Rückdeckung zu suchen, so daß sie auf jeden Fall gesichert wären. Das würde unseres Erachtens zum Schutze des Privatkapitals gegen börsenmäßige Ausbeutung genügen. Möglich, daß solche Maßregeln das „Geschäft" er- schweren würden ; allein das wäre nicht vom Uebel. Gewiß würde heute mancher Inhaber von „Griechen" erfreut sein, wenn das „Geschäft" mit dem halbbankcrotten Staate damals überhaupt nicht zustande gekommen wäre. TageSgeschichtt. Deutsche- Reich. In Schaumburg-Lippe, wo soeben an der Hand der mit preußischen Enteignungsverfahren ge machten Erfahrungen ein Enteignungsgesetz erlassen ist, hat man das lediglich auf die Wahrung der Privatintereffen beschränkte Planfeststellungsverfahren mit dem Entschädigungsverfahren verbunden und Beide- in die Hand eines Schiedsgerichts g-legt. Eingaben, die, wie die „Rhein.-Westf. Ztg." mittheilt, aus Handelskreisen an de» Reichskanzler gelangen, weisen auf den im mittleren und kleineren Verkehr empfindlich hervor- tretenden Mangel an Zehnmarkstücken hin, welches Geldstück namentlich bei den wöchentlichen Lohnauszahlungen an die Arbeiter schwer zu entbehren sei. Der Reichskanzler wird um eine möglichst baldige Beseitigung dieses UebelstandeS er sucht. Sehnliche Gesuche sind früher bereits an den preuß. Finanzminister gerichtet worden, hatten aber keinen Erfolg. AuS Elsaß-Lothringen wird der „Köln. Ztg." geschrieben: Von den im Herbste zur Entlastung kommenden Reservisten geht alljährlich eine nicht geringe Zahl nach Frankreich, falls sie hier im Lande keine Beschäftigung finden. Ein großer Theil der Fortgezogenen kommt nicht wieder, sondern entzieht sich der weiteren militärischen Verpflichtungen durch bleibenden Aufenthalt in Frankreich. Es ist dies besonder- auch deshalb bedauerlich, weil die nach mehrjährigem Aufenthalt in alt deutschen Garnisonen in die Heimath zurückkehrenden Reser visten nicht wenig dazu beitragen, bei der Bevölkerung die Bor rrtheile gegen da« Deutschthum zu beseitigen. Der Straß burger Kriegerverein hat nun beschlossen, den heimkehrenden Reservisten die Rückkehr in die bürgerlichen Verhältnisse durch Vermi ttlung von Stellen zu erleichtern und sie so von der Auswanderung abzuhalten. ES wäre zu wünschen, daß die übrigen reich-ländischen Kriegervereine, deren es zur Zeit bereit» 1K4 mit über 1KVO0 Mitgliedern giebt, diesem Bei- sprele folgten. Herr Eugen Wolf schreibt über Deutsch-Ostafrika aus Sansibar: „Jetzt ist in der That Alle» ruhig in Deutsch« Ostafrika. Herr v. Schrie läßt nicht mit sich spaßen. Er weiß ganz genau, was er will, uud nach Allem, was ich von den verschiedenen Herren, die ich jetzt wieder gesprochen, ge hört habe, beharre ich weiter dabei, unserer Kolonie „Deutsch- Ostafrika" das allergünstigste wirthschaftliche Prognostikon zu stellen. Ich hoffe, daß Herr Eugen Richter und Ludwig Bamberger noch zehn Jahre leben, dann werden sie mir endlich, wenn auch oootrs eoeur, recht geben." — Aus Südwestafrika liegen augenblicklich so widersprechende und unzuverlässige Nachrichten vor, daß wir Bedenken tragen müssen, sie wiederzugeben. Nur kurz bemerkt sei, daß nach einer Nachricht Hendrik Witboi nun so -iemlich am Ende seine« Widerstande» angelangt ist, während nach anderen Meldungen Major Leuttvein mit ihm in Unterhandlungen getreten ist und «inen zweimonatigen Waffenstillstand abge schlossen bat. Gleichzeitig wird aber auch von eine» neuen erfolgreichen Raubzuge Witboi« berichtet. E« bleibt also da« Eintreffen sicherer Nachrichten abzuwarten. In Gngland wird «an immer «nsteuudlichek, mitunter geradezu feindselig gegen die deutfche Industrie, die nicht nur dm englischen Welthandel bedroht, sondern auch in England selbst ganz bedenkliche Fortschritte macht. Die fein ausgc- sonnene Bestimmung, wonach alle in Deutschland herzestellten Maaren nur mit der ausdrückliche, Bezeichnung,Matts in Osrmanx" in England und dessen Kolonien verkauft werden dürfen, hat sich als eine gar zweischneidige Waffe entpuppt, die, anstatt die englische Alleinherrschaft wenigstens im eigenen Lande zu schützen, nur deren Hinfälligkeit vor aller Welt deutlich enthüllt hat. Seitdem versuchen es die Engländer mit allerhand kleinlichen Mitteln, den deutschen Mitbewerb niederzuhalten oder womöglich zu beseitigen. Viel helfen werden sie ihnen kaum, nachdem die deutsche Industrie die englische allmälig selbst auf dem Gebiete geschlagen hat, das auch außerhalb Großbritanniens lange Zeit als ein uner schütterliches englisches Monopol gegolten hat: in der Her stellung von Waffen. Kein geringerer als Maxim, der Er finder der nach ihm benannten Geschütze, hat soebm die deutsche Ueberlegenheit auch in dieser Hinsicht unumwunden einge- standen. Einem Berichterstatter der „Birminghamer Post" erklärte er, früher seien die fremden Mächte, die nicht eigene Waffen, namentlich Gewehre, herstellten, nach England ge kommen, heute gingen sie nach Deutschland. Die Vereinigten Staaten hätten zuerst England geschlagen und jetzt schlage Deutschland Beide. Deutschland habe sich die besten Werk zeuge aus den Vereinigten Staaten geholt und überflügele nun auch diese in der Herstellung billiger Gewehre. Gewerk schaften und Ausstände thäten das ihrige, um dem englischen und amerikanischen Gewehrhandel den Garaus zu machen. Die englischen Gewehrarbeiter seien überaus konservativ und altmodisch und könnten deshalb mit ihren Mitbewerbern nicht gleichen Schritt halten. Die Deutschen fänden ferner eine starke Stütze in ihren diplomatischen Vertretern. Vom Bot schafter bis zum letzten Konsul halte es Niemand im d utschen auswärtigen Dienste für zu gering, das Menschenmöglichste zu thun, um den deutschen Handel zu fördern. So Mr. »Maxim, dessen Zeugniß um so werthvoller ist, als ihm ein hervorragendes Sachoerständniß gerade in der fraglichen An gelegenheit nicht abzusprechen ist. Frankreich. Unser Präsident Casimir Perier wird jetzt, nachdem sein Vorgänger ermordet, in der ausgiebigste» Weise bewacht und beschützt, da die Sicherheit in der „schönen freien" Republik sehr in Mißkredit gerathen ist. Da« Elysee hat eine Compagnie Fußvolk als Schloß wache, dazu Abtheilungen Schutzleute und Gendarmen, außer den Schildwachen, zur Ueberwachung der Eingänge und Um gebung. Die Abtheilung Geheimpolizisten, welche die persön liche Leibwache des Präsidenten bildet, hat verstärkt werden müssen, da Casimir Perier ost ausfährt und zu Fuß nach dem Bois de Boulogne (drei KUometer) oder sonsthin zu gehen pflegt. Sobald er ausfährt, ist ein Wagen mit Poli zisten hinter dem seinigen, bei Ausgängen umgeben ihn diese, jedoch unauffällig. Außerdem aber wird die Polizeipräfektur durch Sprachleituyg von jedem Ausgang, jeder Ausfahrt des Präsidenten sofort genau unterrichtet. Sie benachrichtigt in derselben Weise die Polizeiämter der betreffenden Viertel, die sofort ihre Leute beauftragen, die Straßen zu bewachen, durch die der Präsident kommt. Nötigenfalls wird Ver stärkung von der Polizeipräfektur geschickt, wo regelmäßig einige Abtheilungen zu außerordentlichen Zwecken bereit stehen. Wenn die Zeit zu kur- ist, fahren diese Verstärkungen in Droschken zur Stelle. Auch die Familie de« Präsidenten wird in der ähnlichen Weise beschützt. Casimir Perier wird ebenso mit Drohbriefen überschüttet, wie sein unglücklicher Vorgänger. Sie scheinen meist von Gebildeten herzurühren, und werden der Polizei zur Erforschung ihrer Urheber über geben, was bisher noch in keine» Falle gelungen ist. Offen bar sind viele Briefe auch das Werk schlechter Spaßvogel, die ihre Sendungen öfters wiederholen. Manche Briefe ent halten nur Schmähungen, wanderst daher ohne Weitere» in den Papierkorb zu den vielen Briefen unberufener Rathgeber. Eine wettere Gattung sind die vielen Sendungen Derjenigen, die den neuen Präsidenten vor dem Schicksal seiner Vor gänger zu bewahren helfen wollen. E« sind meist fromme alte Damen, die versichern, daß sie täglich den Schutz Gotte« über ihn und seine Familie herabsiehen. Sie schicken ge weihte Denkmünzen, oft mit Kettchen oder Schnüren, um sie um den Ha « zu hängen, oder geweihte vilder, durch die der Inhaber sich dem besonderen Schutz« der Gotte«amtter oder eine« Heiligen empfiehlt. Die Denkmünzen sollen schon so
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