Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189408028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-02
- Monat1894-08
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1894
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
de« dortigen Polizeipräsidenten mitgetheilt, in denen gerügt wird, daß die Polizei den Veranstaltungen der sozialdemo kratische» Partei mit größerer Nachsicht begegne, al« denen der «elfischen. Der „Vorwärts" zieht natürlich seine be sonderen Folgerungen daraus, die indessen kau« die Auf merksamkeit auf die Sache lenken könnten. Wa« an der Sache vielmehr beachtenswerth ist, legt die „Post" sehr richtig dar, die nicht den selbstvn stündlichen Inhalt der Verfügung, sondern den Umstand ausfallend findet, daß es erst eines Eingreifen« der Aussicht-». Hörde bedurft hat, um eine Un gleichmäßigkeit in oer .>>nwhabung der Versammlung«polizei zu Gunsten der Sozialdemokraten und zu Ungunsten der Welfen zu beseitigen. Es heißt dann weiter: „Nur aus der irrthümlichtn Annahme, als ob mit dem Fallenlasseu de« Sozialistengesetze» die Sozialdemokratie ihre gegen die ge- sammle Rechts- und Staatsordnung gerichteten Tendenzen verloren und aus dem Feinde der Gesammtheit sich in eine Partei wie eine andere verwandelt habe, kann es erklärt, aber natürlich nicht gerechtfertigt werden, wenn den Sozial demokraten gegenüber eine laxere Handhabung der Versamm lungspolizei, als gegenüber den Welfen für angängig erachtet worben ist." Gegen die beunruhigenden Behauptungen über Neube waffnung der Armee, Schießversuche gegen Leichen u. s. w., schreibt die „Kreuzztg": „Es muß anffallen, daß in jüngster Zeit Versuche hinsichtlich der militärischen „Bewaffnungs- und Ausrüstungsfrage," deren Geheimhaltung seitens der Militär verwaltung sorgfältig gewahrt wird und deren Veröffent lichung nur im Interesse des Auslandes liegen kann, in den Zeitungen weitere Verbreitung finden. Der „Dowe-Panzer", der bi« zu einem gewissen Grade allgemeines Interesse be anspruchen konnte, genügt nicht mehr, und so veröffentlichte u. A. der „Lokalanzeiger" vom 27. v. M. (und die „Staats- öürgerzeitg.") einen Artikel über Versuche, die zur Zeit mit einem neuen Jnfanteriegewehr bei der Jnfanterieschießschule in Spandau stattfindcn sollen, und stellt die „Neubewaffnung" der deutschen Armee mit diesem in Aussicht. Der , Lokal anzeiger" erwähnt dann weiter Versuche mit fremden Waffen und mit einem neuen deutschen Revolver. Das „Berliner Tageblatt" bringt unter dem 28. v. M. eine Mittheilung über „Versuche mit Entfernungsmessern", die bei demselben Institut stattfinden sollen. Bei beiden Mittheilungen wird so sehr auf Einzelheiten eingegangen, daß nur bedenkliche In diskretionen begangen sein können. Schließlich sei erwähnt, daß eine hiesige Korrespondenz die Stirn hatte, trotz einer vorausgegangencn, äußerst sachlich und aufklärend gehaltenen Veröffentlichung im „Reichsanzeiger" alarmirend zu behaupten, daß hei der Jnfanteriefchießschule Versuche im Beschießen von Leichen stattgefunden hätten, wobei 80 verstümmelte Leichen vor ihrer Beerdigung tagelang herumgelegen hätten. Ein derartiges Getriebe von Reportern und Zeitungen verdient als „frivol" und „unpatriotisch" bezeichnet zu werden. Im Interesse des „steuerzahlenden Publikums können wir zunächst mittheilen, daß eine Neubewaffnung der Armee bei der Vor trefflichkeit unseres Gewehrmodells derzeit nicht in Aussicht steht. Die gesammten Waffen- u. s. w. Versuche sind aus naheliegenden Gründen nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt. Das ganze Personal der versuchenden Behörden ist auf Ge- Heimhaltung sämmtlicher auch ganz unbedeutend erscheinender Versuch« verpflichtet bezw. im Falle der Zuwiderhandlung mit den Militärstrafgesetzrn bedroht. Das Haschen nach Nach richten aus diesen Kreisen ist um so mehr als gewissenlos zu bezeichnen, als das Publikum dadurch nur beunruhigt und nicht aufgeklärt wird und weil ihm nur verstümmelte Nach richten und in ihrer Gestalt verzerrte und unklare Bilder auf solchen Reporterwegcn vorgeführt werden können. Die an gezogenen Fälle beweisen dies." Die zur Vorberathung der Maßregeln gegen die Cholera im September 1893 angesctzte, mit dem ReichSgesundheits- amt verbundene Kommission hat gestern im ReichSgesundheits- amt ihre diesjährige Thätigk.it ausgenommen. Die Ergebnisse der Kommissionsberalhungcn werden den Bundesregierungen zur Begutachtung vorgelegt und dann zur Ausführung ge langen. Die „Köln. Ztg." hält die Meldung der „Times" über ein Einschreiten der deutschen Regierung gegen Griechenland für unzutreffend; man könne wohl mit Sicherheit annehmen, daß die Regierung die Ansicht theile, daß sich Griechenland gegenüber seinen Gläubigern eines unverantwortlichen Rechts- vrucheS schuldig gemacht hat; es sei auch sicher, daß sie sich mit der Frage beschäftige, wie sie in Gemeinschaft mit anderen Mächten die Interessen des nationalen Kapitals schützen könne. Die „Köln. Ztg." habe aber Grund zur Annahme, daß über Einzelheiten gegen Griechenland zu ergre-fender Maßregeln keine Beschlüsse gefaßt seien. Matte«. Die öffentliche Meinung in Italien ist von den Leistungen der italienischen Polizei im Auffpüren anar chistischer Verbrecher nicht sonderlich erbaut. Anläßlich der Festnahme und Auslieferung des nach Korsika entkommenen Mörders de» Advokaten und Journalisten Bandi macht ein Blatt darauf aufmerksam, daß der Mörder Lucchesi noch 14 Tage nach vollbrachtem Attentat ganz unbehelligt, und ob wohl ein Preis von 2000 Lire auf seine Dingfestmachung gesetzt war, sich in Livorno aufhalten und sogar sich öffentlich in der belebtesten Stadtgegend zeigen konnte. Ohne die korsischen Behörden wäre er höchst wahrscheinlich noch heute a..f freiem Fuße. Zur Entschuldigung der italienischen Polizei läßt sich geltend machen, daß sowohl ihre Organisation, als die Mittel und das Personal, womit sie arbeitet, völlig unzu- rcichend sind. 1880 zählte sie 1530 Agenten bei einem Budget von 3 327000 Lire, und trotz Zunahme der anar- chlstischen Propaganda hat sie seitdem eine nennenswerthe Verstärkung nicht erfahren, da sie jetzt nur über 1684 Agenten und ein Budget von 3 955000 Lire verfügt. Wenn nicht die Mustektreppe der Karabinieri wäre, so dürfte es um die öffentliche Sicherheit in Italien schlimm aussehen. Hieraus erklärt sich auch, warum die Erklärung de« Herrn Lrispi, für eine schleunige Reorganisation der Polizei sorgen zu wollen, seit.»»« der öffentlichen Meinung so rückhaltlos bei fällig aufgeuomute« worden ist. GchwÄt-. Rach einer der „Polit. Korresp." au« Zürich »»gehenden Meldung haben sich in Folge der nunmehr in Frankreich und Italien zu «rast bestehenden Anarchistenge- setze viele französisch« und italienische Anarchisten m die Schweiz geflacht t. Zürich, Genf und hauptsächlich Lugano seien die Zufluchtsstätten der fremden Anarchisten geworden. Ja Lugano halten sich jetzt der Mailänder Advokat Gori, der anarchistische Lehrer Caserio«, Malatetla und mehrere andere bekannte Anarchisten auf. Die-schweizerische Polizei, unterstützt von italienischen und französischen Polizeiagenten, halte diese gefährlichen Gäste unter strengster Bewachung und beobachte jede ihrer Bewegungen. Der schweizerischen Polizei sei es bekannt, daß die nach der Schweiz geflüchteten Anar chisten mit ihren Genossen, die sich nach England begeben haben, in lebhafter Korrespondenz stehen. vertliche» mW Sächsische«. Riesa» 2. August 1894. — Wie nunmehr fest bestimmt worden ist, findet am 23. September a. r. der Hauptgautag vom Gau 21 Sachsen des Deutschen Radfahrer-Bundes in Riesa statt. Der hiesige Radfahrerverein „Blitz", welcher bereits die Feier seines 8. Stiftungsfestes für den 26. August a. c. geplant hatte, verlegtnunmehrseineFestlichkeitebenfallsauf den 23. September, wodurch ein ganz besonders reichhaltiges Festprogramm für diesen Tag zu erwarten steht. Die günstige Lage Riesa'» bezügl. seiner Zugangsstraßen, sowie auch seiner vielseitigen Eisenbahnverbindungen läßt mit Bestimmtheit darauf schließen, daß die SportSgenossen aus allen Gegenden Sachsens und Thüringens zahlreich herbeieilen werden und daß sich ein lebhafter Verkehr in Riesa'S Mauern an diesem Tage ent falten wird. Aber auch der hiesige Radfahrerverein „Blitz" wird alle Hebel in Bewegung setzen, seinen deutschen Bundesbrüdern den Aufenthalt m Riesa so angenehm wie nur irgend möglich zu gestalten, er wird bemüht bleiben, sich seinen nach außen hin erworbenen Ruf einer aufrichtigen Gastfreundschaft und einer sorgfältigen Pflege des Sports zu bewahren und auch an diesem Tage auf sportlichem Ge biete Arrangements treffen, daß seine zahlreichen Freunde und Gönner, wie nicht minder die anwesenden Sportsgenossen in ihren Erwartungen voll und ganz befriedigt sich des Festes gern und oft erinnern werden. Darauf hin ein kräftiges All Heil. — Ein bedauerlicher Unglücksfall trug sich in Schänitz zu. Ein etwa lljähriger Knabe war aus ein in einem Gehöft stehendes Taubenhaus geklettert, um daselbst mit nistende Sperlinge auszunehmen, stürzte aber ab und zwar so unglücklich auf den Kopf, daß er sich das Stirnbein zer schlug. Der Knabe wurde in das hiesige Johanniter-Kranken haus übergeführt, doch ist es noch sehr zweifelhaft, ob er wird am Leben erhalten werden können. — Der vielgehegte Wunsch, daß der bahnfiscalische Fußweg vom Deutschen Hause nach dem Bahnhof ebenfalls in zeitgemäßer Weise wenigstens mit Mosaikpflaster versehen werden möchte, wird jetzt erfüllt. Die betr. Arbeiten sind fast beendet und die Passanten werden mit Freuden die Neuerung begrüßen. — Auch die Strehlaer Straße ist jetzt in vortheilhaster Weise renovirt worden und war bereits gestern wieder für leichtere Wagen passirbar. Bei dieser Straße wird man es namentlich begrüßen, daß das SteigungS- verhäuniß cin günstigeres geworden ist und daß auf der öst- lichen Seite cin mit Bordstein begrenzter Fußweg geschaffen wurde. — Am Sonntag, den 12. August, Vormittags 7 Uhr, findet auf der Strecke Oschatz-Kühren und zurück durch Oschatz bis Kleinrügeln bei Strehla ein Bezirksstraßenfahren stau. Der Start beginnt bei Km-Stein 11, der Wendepunkt bei Km-Stein 30 und ist das Ziel bei Kleinrügeln, Km-Stein 22,120. Alle Mitglieder des „Sächsischen Radfahrer-Bundes", welche dem Bezirke Oschatz angehören, können sich daran be- »heiligen. Der Sächsische Radfahrerbund stiftete für die PreiSsahrer 3 Ehrenzeichen. Nachmittags 3 Uhr findet Corso- fahren durch die Straßen von Strehla statt. Die Preis- vertheilung erfolgt Abends im Gasthaus zum „Schiffchen" bei Sportskamerad Berthold, und bildet ein Konzert, Saal- Reigenfahren und Ball den Abschluß des Touristen-SporttagcS. — Se. Maj. König Albert hat bestimmt, daß der graue Mantel, gleichwie in Preußen, so auch in Sachsen im ge- sammten Heere eingeführt werde. — Die neuesten Ergebnisse der sächsischen Armcnstatistik unterrichten auch über die Ausbreitung der Trunksucht in Sachsen, soweit dieses Laster die Ursache für Armenunter stützungen wurde. Es ist erfreulich, daß auch aus dieser neuesten Statistik ein Rückgang der Trunksucht in Sachsen festgestellt werden kann. So wurde im Jahre 1885 noch in 2857 Fällen Trunksucht als alleinig.- Ursache der Unter stützung« berürftigkeit ermittelt, im Jahre 1892 war riese Zahl trotz der steigenden Bevölkerungsziffer und des auf merksameren Ermittelungsverfahrens auf 1486 Fälle herab gegangen. Auch die Zahl der Armenunterstützungcn, bei denen Trunksucht vereint mit anderen Ursachen zu der Unterstützungs bedürftigkeit führte, hat einen kleinen Rückgang zu verzeichnen. Auf je 10000 Einwohner kamen 1885 in Sachsen 13 Unter stützte, die allein oder theiiweise durch Trunksucht wirthschaft- lich herabgekommen waren, im Jahre 1890 war diese Zahl auf 8 gesunken. Die sächsische Statistik schreibt dieses günstige Ergebniß mit Recht den seit Jahren besonders in Sachsen regen Bestrebungen zur Bekämpfung des Mißbrauchs geistiger Getränke zu. Antheil an diesem beachtenswerthen Erfolge nimmt jedoch in Sachsen auch die weite Verbreitung eine» sehr leichten und billigen „einfachen" Bieres, dessen gute Her stellung von einzelnen sächsischen Großbrauereien mit Ver- ständniß betrieben wird. Auch in den neuesten Ermittelungen einzelner sächsischer Vereine gegen den Mißbrauch geistiger Getränke wird darauf hingewiese«, daß jene« unschädliche ein fache Bier den Schnaps zurückgrdrängt habe. — Um Raum für die Truppen während de« Manöver« zu gewinnen und vorzubeugen, daß dieselben körperlich Schaden leiden, sind die Besitzer von Feldern im Manöverterrain angewiesen worden, sämmtliche auf Feldern befindliche Draht- zäume fortzuschaffen. Für da« Abreiben und Wiederaufstellen erhalten die Besitzer für jede« laufende Meter 4 Pf. Such die Kühe müssen von dem Felde in den Stall gebracht werden; der Besitzer erhält für jede «uh, die er im Stalle füttern muß, für den Tag 1 M. und für dadurch verloren gehende Milch 80 Pf. für den Tag. Lommatzsch, 31. Juli. Für das durch Todesfall er ledigte Pfarramt zu Striegnitz mit Mehltheuer ist gestern Pastor Schütze in Tuttendorf bei Freiberg gewählt worden. -j- Dresden, 2. August. Der König und die Königin treffen am 4. August in Schloß Rehefeld ein, wo am 5. Augast der Geburtstag der Königin gefeiert wird. Der König kehrt am 5., die Königin am 6. August nach Pillnitz zurück. Radeberg. Einem hiesigen Geschäftsinhaber war im Frühjahr sein Fahrrad gestohlen worden, welche» er aber nach längerer Zeit wiedererlangte. Kürzlich fuhr derselbe auf dem Rad nach Dresden und ließ es unbeaufsichtigt vor der Thür eines Hauses stehen, so daß sich dort wieder ein Liebhaber sand und mit dem Rade abrückte. Nach einigen Tagen kam nun ein Mann zu dem Verlustverträger und erbot sich, ihm den Verbleib des Rade» nachzuweisen, worauf sich be de auf den Weg nach dem angeblichen Standorte des Vehike s machten. Unterwegs verschwand der Schwindler, und als der Eigenthümer des Rades unverrichteter Sache nach Hause zurückkehrte, erfuhr er, daß in seiner Abwesen heit ein unter seinem Namen aufgegebenes Telegramm ein gelaufen sei, mit der Anweisung, dem „Nachweiser" des Rades 25 Mark auszuhändigen, welche dann auch abgeholt worden seien. So hatte der Pechvogel zum Verlust des Rades auch noch eine beträchtliche Einbuße an Baargeld. Zittau, 31. Jui. Die Bemühungen der Behörden, des Raubmörders Kögler habhaft zu werden, sind bisher leider vergebliche gewesen, trotzdem von Polizei und Gen darmerie eine fieberhafte Thät.gkeit entwickelt wird. Das Gebirge mit seinen zahlreichen Wäldern, Felsmassen und sonstigen Schlupfwinkeln erschwert nur zu sehr die Nach forschungen, und es ist nicht ausgeschlossen, dag Kögler noch lange Zeit sich den Nachstellungen wird entziehen können. Es ist dies um so eher möglich, als allmählch die lieber- zeugung die Oberhand gewinnt, daß der Mörder durch Helfershelfer unterstützt wird, die ihn mit Schießmaterial und Essen versehen. Die fast täglich auftrctenden Gerüchte, er sei hier oder dort gesehen oder gar dingfest gemacht worden, haben sich leider immer als unwahr erwiesen. Für d-n Luftkurort Oybin hat leider der Mord insofern bedauerliche Folgen gehabt, als bereits eine Anzahl Sommerfrischler den idyllischen Ort verlassen hat. Wenn die Aufregung auch nicht mehr so groß ist, als an den ersten Tagen nach dem Morde, so wird sie sich doch nicht eher ganz legen, als bis sich der Raubmörder in den Händen der Behörden befindet. Das Befinden der verwundeten Frau Rauchfuß ist den Um ständen nach zufriedenstellend. * Freiberg. Die Erzgebirgische Gewerbe- und In dustrie-Ausstellung zu Freiberg darf sich nach sechswöchentlichem Bestehen berühmen, noch nichts von ihrer Anziehungskraft für die Stadt selbst und ihre weiteste Umgebung verloren zu haben ; vielmehr scheint es, als solle der Strom der Be suchenden und Schauenden von einer Woche zur andern stärker anschwellen. Die Ferien, die nun begonnen haben, führen aus allen Gegenden unseres engeren und weiteren Vater landes Schaaren derer herbei, die bisher durch ihre Berufs arbeit verhindert waren, ihren Glick auf der Gewerbe- und Jndustriethätigkeit unseres Erzgebirges ruhen zu lassen, wie sie selten schön und reichhaltig in dieser Ausstellung reprä« sentirt wird. Und eS ist m hohem Maße ehrenvoll und er freulich für das Unternehmen, daß jeder seiner Besucher zum begeisterten Lobredner desselben wird, die Kunde von seiner Schönheit und Fülle in die Heimath zurückträgt und so das Interesse für den Besuch der Ausstellung in immer weitere Kreise verpflanz'. Bleibt wie bisher auch der Himmel mit seiner strahlenden Bläue dem groß angelegten Unternehmen hold, so dürfen die Ausstellungsunternehmer sich auch der frohen Hoffnung hingeben, daß ihr im Vertrauen auf die eigene Kraft muthig unternommenes Werk auch eines günstigen pekuniären Abschlusses sicher sein darf. — Noch immer erweckt die Sonderabtheilunz für Bergbau- und Hüttenwesen, in. deren hohe, geräumige Halle der Be ucher durch dunkle Stollcneingänge gelangt, die lebhafteste Theilnahme aller Kommenden, die hier einen Einblick in die Thätigkeit des Berg- und Hüttenmanne« erlangen, der den Besuch eines Bergwerks säst entbehrlich macht. Und gern weilen die Fremden auch droben über dem tannen- und grasbewachsenen Stollen, in dessen Dunkel das Grubenlämpchen flirrt, — in dem idyllischen „Huthaus", vernehmen den monotonen Klang des Bergglöckchens, schauen die mit frommen alten Berg mannssprüchen gezierte Huttenstube und lassen ihre Blicke schweifen über die weiten, im Sonnenglanze aufblitzenden Flächen der „Kreuzteiche", die, von blühenden Linden um rahmt, sich zu Füßen der Beschauer hinziehen. — Wenn aber Abends die Hallen geschlossen sind und die Sommernacht leise herabsinkt, dann flulhen Tausende und Abertausende unter rauschenden Musikklängen auf dem herrlich gelegenen Platze auf und ab. Bunte Flammen leuchten aus dichten Baumkronen und verschwiegenen BoSquettS; magisches Licht ergießt sich in blendender Fülle über die dichtgedrängten Schaaren ; und des Springquells flüssige Säule, der „koa- tslns Iuminsu86", in märchenhafte Farbenströme getaucht, rauscht hochauf zum mächtigen Himmel, um herabfallend in Milliarden funkelnder Tropfen zu zerstieben, .... ein Bild, von dessen zaubervoller Schönheit man sich nur schwer los- znreißen vermag. — Nur wenige Wochen noch, da erklingt das rauschende Leben wieder ; die schönen hohen Hallen werden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder