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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990504013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899050401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899050401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-04
- Monat1899-05
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3538 gen fortsetzt, liegt -die deutsche Arbeiterschutz-Gesetzgebung; dessen sind sich zweifellos alle deutschen Theilnshmer an der Versamm lung bewußt. Bei der Meinungsverschiedenheit, welche jetzt Uber die Grenzen des Ärbeiterschutzes in Deutschland Platz gegriffen hat, wird sich aber nicht übersel-en lassen, daß «ine inter national« Verständigung Uber dieselben und ihr Gebiet, wenn sic erzielt werden könnt«, gerade für baS hier voran geschrittene deutsche Mich und die deutschen Industriellen von Werth sein mUßt«. Ob allerdings ausländische Regierungen und Arbeitgeber bereit sein werden, sich von privaten Conferenzen Hnmanitäts- und hygieinische Vorschriften machen zu lasten, deren Befolgung ihre gegenüber Deutschland bevorzugte Position schwächt, ist recht zweifelhaft. tztz Berlin, 3. Mai. (Privattelegramm.) Die gestrige Sitzung des Staatsministeriums dauerte von 3 bis 8 Uhr. Außer den Ministern nahm auch der Staatö-Sekretär des NeichSpostamtS von Podbielski daran Theil. O. II. Berlin, 3. Mai. (Privattelegramm.) Die Beerdigung v. Simsan'S findet Sonnabend Mittags 12 Uhr von der neuen Kirche auS nach dem Kirchhofe in der Belle- Alliancestraße statt. (Wiederholt.) * Ans dem Wahlkreise Rorde»-vmden-d!eer, 2. Mai. Ter in Blankenburg a. H. heute verstorbene natioualliberale Reichstagsabgeordnete Justizrath Follmar Franzi us war am 23. November 1827 in Leer in Ostfriesland geboren und wirkte von 1860—1895 als Rechtsanwalt und Notar in Norden. Seitdem lebte er in Blankenburg. Erst im vergangenen Jahre wurde er in Emden-Norden in den Reichstag gewählt. Sein Tod versetzt die nationalliberale Partei Hannovers abermals in die Nothwendigkeit, in den Wahlpampf zu ziehen. Der Reichs- ragswahllreis Norden-Emden-Leer, der von 1867 bis 1893 stets nationalliberal gewählt hatte, war mit der Wahl Fronzius' von den Eonservativen, die ihn 1893 durch den Grafen zu Inn- und Knyphausen erobert und bis 1898 gehalten hatten, wieder zurückgewonnen worden. Die nationalliberale Mehrheit betrug allerdings nur 48 Stimmen. Es wurden am 16. Juni v. I. abgegeben: 6638 conservatioe, 7184 nationalliberale, 1319 social demokratische und 32 zersplitterte 'Stimmen; in der Stichwahl siegte der nationalliberale Franzius mit 9367 Stimmen über den conseroativen Lanoschaftsrath Grafen zu Inn- und Knyp- haufen, der 9319 Stimmen erhielt. Angesichts dieses Stimmen verhältnisses wird es in erster Linie darauf ankommen, daß von nationalliberaler Seite der geeignete Mann im Wahlkreise selbst gefunden und baldigst bekannt gegeben und sodann mit aller Kraft in di: Agitation eingetreten wird. * Osnabrück, 2. Mai. lieber die Bischofswahl in Osnabrück waren in Eentrums'blätteru verschiedene unge hörige Mitteilungen gemacht und entsprechende Betrachtungen daran geknüpft worden. Jetzt wird die „Köln. Volksztg." wegen der Veröffentlichung der -von -der Liste gestrichenen Namen gebüh rend von zustätndiger Seite zurechtgewiesen; Domdechant Schoo in Osnabrück sendet dem genannten Blatte folgendes Dementi: „Zufolge des Artikels: „Nachträgliches zur Osnabrücker Bischofswahl", „Köln. Volksztg." Nr. 375 vom 23. d. M„ erscheint die Annahme berechtigt, das Domcapitel hab« nach der Bischofswahl die Wahlliste mit 'Bezeichnung L«r ge- . strichenvn Namen bekannt gegeben. Das Domkapitel sieht 'sich -veranlaßt, zu erklären, daß es an keiner der Veröffent- s lichungen und Besprechung«», welche über Wahllisten rllck- sicht'lich unserer Bkschofswahl in den Zeitungen sich finden, irgendwie betheiligt ist. Osnabrück, den 27. April 1899." D Erefeld, 3. Mai. (Telegramm.) Die Sammet weber der Firma SchelleckeS <L Co., die bisher noch ausständig waren, haben den Vermittelungsvorschlag der Firma angenommen und werden morgen die Arbeit wieder aufnehmen. Damit ist der Ausstand der Sammetweber, der 20 Wochen gedauert hat, vollständig beendet. td. Weimar, 3. Mai. Dem Vernehmen nach trifft der König von Schweden an diesem Freitag hier zu kurzem Besuch am großherzoglichen Hofe ein. Der Großherzog wird morgen von der Wartburg zur Begrüßung des könig lichen Gastes hier ankommen. (-) Kronberg, 3. Mai. (Telegramm.) Kaiserin Friedrich ist heute früh, aus München kommend, auf Schloß FrievrichShof eingetroffen. D Darmstadt, 3. Mai. (Telegramm.) Die Zweite Kammer genehmigte eine im Zusammenhänge mit dem Erwerb der Hessischen LudwigSbahn gestellte Nach tragsforderung der Regierung und ermächtigte diese, hierfür eine Anleihe von ca. 15 Millionen Mark, verzins lich mit höchstens 4 Procent, aufzunehmen, nachdem der Ver treter der Regierung ausgeführt batte, daß es sich empfehle, statt 3yr Procent mit Rücksicht auf den niedrigen CourSstand 4 Procent vorzusehen, da dies vielleicht vortheilhaft sein werde. Die Annahme erfolgte ohne Debatte. In gleicher Weise wurden 5248 000 für Erweiterungsanlagen der StaajSbahnen bewilligt. Stuttgart, 2. Mai. Der König hat für die von der Studentenschaft der hiesigen Technischen Hochschule zu errichtende Bismarcksäule einen Beitrag gespendet. D Etratzburg, 3. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin trafen '/»10 Uhr Vormittags hier ein und wurden auf dem Bahnhof von dem Statthalter von Elsaß-Lothriogeu Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg und Gemahlin, der Generalität und den Spitzen der Behörden empfangen. DaS Infanterie-Regiment Nr. 132 stellte die Ehrencompagnie, deren Front der Kaiser abschritt. Eine EScadron des Husaren - Regiments Nr. 9 geleitete den Waaenzug nach dem Statthalter-PalaiS» wo der Kaiser daS Frühstück einnahm. Das Kaiserpaar fuhr Nachmittag 1'/, Uhr mittels SonderzugS nach RoSheim ab. An der Fahrt nehmen auch der Statthalter Fürst zu Hohenlohe mit Gemahlin und daS kaiserliche Gefolge Theil. Von Rosheim wird das Kaiserpaar zu Wagen nach dem Odilienberze und nach Besichtigung der Sehens würdigkeiten des St. OdilienklosterS »ach Ober-Ehnheim fahren. Die Rückkehr nach Straßburg wird Abends nach «> Uhr erfolgen. Um 7 Uhr wird im Statthalter-PalaiS ein Diner zu 70 Gedecken stattfinden. Die Stadt ist reich be flaggt, in den Straßen herrscht reges Leben. — Die jüngsten Kinder des Herrscherpaares, Prinz Joachim und Prinzessin Victoria Luise, sind heute Vormittag gleich nach ihrer An kunft nach CourcellcS weitcrgereist. * Aus Naher», 2. Mai. Der Bauernbundsabgeordneke Eßlinger hat bekanntlich sein Mandat zum Reichstag nieder- gelegt. Dieses Ereigniß ist am Reichstag spurlos vorübergegan- gen und Präsident Graf Ballestrem hat es nüchtern mit den Wort'en verkündet: „Es ist mir eine Zuschrift zugegangen, wonach rer Abgeordnete für den 2. niederbayerischen Wahlkreis, Eßlinger, sein Mantdat niedergelegt hat; es werden die Vorkehrungen für cine Neuwahl getroffen werden." Diese Nüchternheit genügt jedoch den Daiuernbündlern nicht, die „Moosburger Ztg." weiß vielmehr von lebhaften Ovationen zu berichten, die dem scheidenden Eßlinger zu Theil geworden seien. So habe Präsident Äallestrem dem Scheidenden «inen warmenNachruf gewid met, dessen Wortlaut die Zeitung sogar mittheilt. Es ist darin von „einem Verlust, den die Bauernbundbewcgung durch diesen Austritt erleide", die Rede, von „dem wirksamen Eintreten Eßlinger's für landwirthschaftliche Interessen" u. s. w. Mehr Phantasie kann man kaum verlangen. * Straubing, 2. Mai. Die ReichStagSersatzwahl für den zweiten niederdayerischen ReickStagSwahlkrei« (bis- beriger Vertreter Abg. Eßlinger) ist der „Allgem. Ztg." zu- folge auf den 25. Mai anberaumt worden. * München, 2. Mai. Ueber den Aufenthalt der Kaiserin Friedrich in München berichtet die „Allgem. Ztg.": Dir Kaiserin besuchte beute die Ateliers von Gabriel Max, Lenbach, Bartels und Maison, bei welch Letzterem sie den Entwurf de« für Berlin bestimmten Kaiser Friedrich- Denkmals besichtigte; ferner besuchte die Kaiserin noch daS neue Nationalmuseum und die Antiguiialenbaudlung des preußischen HosantiquarS I. Böhler. Nachmittag» 2 Uhr uhr der Prinz-Reg ent im Absteigequartier der Kaiserin, dem „Bayerischen Hof", vor, um ihr einen Besuch abzustatren. Später erschienen auch Prinz und Prinzessin chidwig, Prinz Rupprecht und Prinz Arnulf, sowie die Prinzessinnen Gisela und Therese, um der Kaiserin Besuche abzustalten, die von ihr noch erwidert wurden. Bei Frau Prinzessin Ludwig weilte die Kaiserin längere Zeit. — Die ipobncoiniuission der Bäckergehilfeu vertheilte heute wieder in der Stadt Flugblätter, worin sie die Bäckermeister bekannt gicbt, die die Forderungen bewilligt haben. Es sind dies im Ganzen 2l2. In den nächsten Tagen kommt wiederum ein Flugblatt zur Vertheilunz, in dem die Meister bekannt gegeben werden, die die Gehilfensorderungeu noch nicht be willigt haben. Oesterrcrch-Ungarn. Klerikale Niederlage; Stapellauf. * Innsbruck, 3. Mai. Durch die gestrigen Gemeinde wahlen, bei denen die vereinigten Deutschfortschrittlichen und Deutschnationalen gewählt wurden, verloren die Klerikalen die letzten beiden Mandate im Ge- meindcrathe. (Magdb. Ztg.) * Pola, 3. Mai. (Telegramm.) Der Stapellauf des Torpedokreuzers „Aspern" erfolgte heute im Beisein der Admirale, Stabsofficicre, der Civilbehörden und einer großen Anzahl von Festgästen. Nach der Einweihung des Schiffes nahm der Hasenadmiral Hinke den Tanfact vor. AnSschreitnngen Streikender. * Brünn, 3. Mai. (Telegramm.) In einer hiesigen Spinnerei hatten sich heute Morgen etwa 90 Arbeiter ein gestellt; später zogen viele hundert Ausständige heran und bedrohten die Arbeitenden, worauf nach Intervention des Fabrikbesitzers die Arbeit in der Fabrik völlig ein gestellt wurde. * Brünn, 3. Mai. (Telegramm.) Vor der Fabrik der Wollindustrie-Aktiengesellschaft sammelte sich heute Vormittag eine tausendköpsige Menschenmenge an, die eine drohende Haltung annahm. Als gegen einen Poli zisten ein Stein geworfen wurde, requirirte man eine Escadron Cavallerie, die jedoch nicht einschritt, da die Menge inzwischen durch die Wache zerstreut war. Die Ca vallerie ist wieder in ihre Caserne eingerückt. * Haucustcin (Böhmen), 3. Mai. (Telegramm.) Hundert bei dem Bau der Eisenbahnstrecke Hauenstein-Warda beschäftigte italienische Arbeiter, die die vorgestrigen Streitigkeiten mit deutschen Arbeitern verursacht hatten, wurden von der Unternehmung entlassen. Für ihre sofortige Abreise wurde von der Behörde Vorsorge getroffen. Eine weitere Ruhestörung ist nicht vorgekommen. Frankreich. DreysuShandek. * Paris, 3. Mai. (Telegramm.) Der „Figaro" hält seine gestrigen Mittheilungen über die Aussagen du Paty de Clam's vor der Criminalkammer aufrecht und revidirt sie noch in einzelnen Puncten. Bezüglich der Erklärung du Paty de Clam's, daß er dem General Mercier den von ihm zu den einzelnen Theilen des GebeimactenstückeS verfaßten Commentar übergeben habe, sagt der „Figaro", daß bei dieser Erklärung der Generalstaatsanwalt Manan sich mit heftiger Bewegung erhoben und erklärt habe, daß er sich sofort entfernen werde, sofern nicht über seine For derung berathen werde, Anträge zu stellen dahingehend, daß der Kriegsminister von Mercier den in Frage stehenden Com mentar fordern solle. Der Gerichtshof habe die Forderung deS GeneralstaatSanwaltS bewilligt. Der „Figaro" bemerkt weiter, er habe keinen stenographische» Bericht gegeben, und fügt hinzu, daß die gestrigen Mittheilungen vielleicht etwas umfang reicher gewesen seien, als die Aussagen du Paty de Clam's, daß sie jedoch im Grunde streng richtig seien; sie näherten sich erheblich mehr den von du Paty de Clam gemachten Aussagen, als das Protokoll, das nach Fertigstellung von du Paty de Clam vielsach abgeändert worden sei, so Laß ein CassationSrath im Protokolle verschiedene Auslassungen und Abweichungen, weil sie den Sinn veränderten, hatte hervorheben müssen. * Paris, 3. Mal. (Telegramm.) Dem „Journal" zufolge hat der wegen Spionage verhaftete Decrion vor dem Unter suchungsrichter Flory erklärt, daß ihm Henry den Auftrag rrtheilt habe, ihm die Schriften der Familienangehörigen Dreysus' zu verschaffen. Er habe infolge dieses Auftrags bei dem Schwiegervater Dreysus' einen Einbruch verübt und dann die dort entwendeten Papiere Henry überbracht. Belgien. Deutsche nnd Italiener. * Antwerpen, 3. Mai. (Telegramm.) Vor einigen Tagen hatten die hiesigen deutschen Vereine zu Ehren deS hier im Hafen liegenden italienischen Kreuzers „Liguria" eine Theatervorstellung im Theater Royal ver anstaltet. Gestern gab der Capitän der „Liguria" an Bord des Schiffes ein Diner, zu dem die Civil- und Militär behörden und viele hervorragende Persönlichkeiten geladen waren. DaS Schiff war mit deutschen, belgischen und italienischen Flaggen geschmückt. Während deS DinerS brachte der Capitän einen Trinkspruch auf Deutschland und Belgien auS und verband damit seinen Dank an Belgien und die Stadt Antwerpen für die dem Schiffe bereitete glänzende Aufnahme. Italien. Demission des Cabinets. * Rom, 3.Mai. (Telegramm.) Der heute früh abzuhaltende Minisierrath wird die parlamentarische Lage prüfen und über die einzunehmende Haltung Beschluß fassen. Wie der „Popolo Romano" mittheilt, wird allgemein angenommen, daß der Minister deS Auswärtigen Canevaro seine Ent lassung geben werde, und die» könne, meint das Blatt, sehr wahrscheinlich die Abdankung des ganzen Cabinets herbeiführen. * Rom, 3. Mai. (Telegramm.) Der Minister rath beendete um 11V« klbr seine Sitzungen, hierauf begab sich der Ministerpräsident Pelloux zum König, um ihm Vortrag zu halten. Die vom „Popolo Romano" erwähnten Gerüchte von der Demission deS Ministers Canevaro, bez. deS ge- sammten CabinetS, erhalten sich. * Rom, 3. Mai, 3 Uhr. (Telegramm.) Das Cabinet hat demissionirt. Großbritannien. Cecil Rhode» «der Kaiser Wilhelm, Deutschland und seine afrikanischen Projekte. * London, 2. Mai. Heute sprach Cecil RhodeS vor 2000 Personen im Saale des Cvnnonstreet-Hotels über seine Afrika- Projekte. Er führt« (nach einem Bericht des „Berl. Tag«bl.") u. A. aus: Der Telegraph vurchAfrika war durch befrie digende 'Abschlüsse mit Egypten gesichert. Das Hauptver dienst an dem Zustandekommen trage das freundliche Entgegenkommen des deutschen Volkes und der hohe Charakterdes deutschen Kai - s e r s. Entgegen der sonst in Telegraphendingen beliebten Praxi», hätte Deutschland für die Fortführung d«r Linie «durch Deutsch - Ostasrika die denkbar liberalsten Be dingungen bewilligt. Diese Bemerkungen veran-laßten einen demonstra tiven Beifall der Versammlung, die st ü r « mischappladi^te,sooftd«rNamedesdeut- schen Kaisersgenannt wurde. Rhodes fuhr „humorvoll" fort: „Ich weiß nicht, was für E m p f i nd u n g« n de r Kaiser in der Vergangenheit für uns hatte, als eine gewisse kleine Episode «intrat, bei der es mir heillos schlecht ging, und auch der Kaiser ein Tadelsvotum abgab. Jedenfalls fand ich in ihm «inen weitblickenden, aller klein lichen Erinnerungen baren Mann. Als ich ihn um das Durchgangsrecht für den Telegraphen durch den oon ihm beherrschten Theil Afrikas bat, begegnete er mir mit wunderbarer Liberalität. In meinem eigenen Lande verurtheilte man die Tele- graphenlinie als abenteuerlich. Aber wenn das wahr wäre, so hätte gewiß der deutsche «Kaiser mär nicht seine Unterstützung ge währ t." Der erneute laute Beifall dieser Versammlung von co» «lonialbegeisterten Vertretern des imperialistischen Englands wurde zu einer historischen Kundgebung für Deutschland und den deutschen Kaiser. Um so drastischer war dagegen der Sarkasmus, mit dem Rhodes jetzt die Furcht der britischenRegierungvor Little Engländers geißelte Die Regierung habe früher die Garantie der Obligationen für die Fortführung der Eisenbahn bis zum Tanganyika in Aussicht gestellt. Neuerdings verweigert sie dieselbe. Trotzdem! st derBahnbaugesichert. Gestern lief der erste Eisenbahnzug in Salisbury e i n. Das britische Volk greift ein, wo die Regierung ver sagte. Die Emission für Mashona ist neulich dreimal über zeichnet. Jetzt hätten die Minengesellschaften Geld für die G wandabahn und die Bahn nach den enormen Kohlenfeldern Rhodesiens aufgebracht. Für den Bahnbau bis zum Tanganyika sind 500 000 Pfund von Gesellschaften gcz'icknet, womit 150 Meilen gebaut werden können. Die restirenven 750 Meilen kosten 3 Millionen Pfund, wovon Beit 500 000, Rhodes 200000 und Andere 500 000 garantiren. Nunmehr veranstaltet die Brchuanalandbahn, die künftig Rhodesia-Bahn beißt, eine Emission von 3 Millionen vierprocentiger Schuld verschreibungen, welche oon der Chartered Company perpetucll garankirt werden. Die Emission ist den Chartered-Äctionären zu pari reservirt. Die Zeichner haben die Option auf die unemittirten 625 000 Chartered Shares. Die Chartered Company selbst brauche kein Geld, denn sie habe zwei Millionen baar in der Casse. Rhodes schloß mit einem Appell an Englands Jugend, durch ernste Arbeit concurrenzfähig in Hande' und Industrie zu bleiben. „LI alle irr Oormarr^" sei heute weit eher eine Empfehlung für Maaren, als das Gegentheil, was er ohne Feindseligkeit den Engländern als Warnung vorhalte. Nicht enden wollender Jubel erschallte, als Rhodes seine Rede beendet hatte. Die Versammlung erklärte einstimmig die Gutheißung der Bahnemissionen. Vor dem Hotel wartete eine tausendköpfige Menge auf die Abfahrt Rhodes', dem sic wie einem siegreichen Fürsten zujubelte. Rhodes hiest dabei eine kurze Ansprache an die Menge. Nach einem Telegramm der „Berl. N. N." äußerte Rhodes noch: In drei Tagen konnte ich mit seinen Ministern zwei Abkommen ab schließen, vermöge deren der transafrikanische Telegraph durch deutsches Gebiet geführt wird. Die Linie geht nach vierzig Jahren in den Besitz der Deutschen über; dafür aber sind sie bereit, unser« Durch gangslinien zum thatsächlichen Kostenpreise zu unterhalten. Das ist deutscherseits ein werthvolles Zugeständniß, wenn man bedenkt, wie sehr in Europa die internationale Tele graphie zu internationaler Erpressung benutzt wird, an der wir Engländer, so weit wir unser Geld in Telegraphen an gelegt haben, uns eifrig betheiligen. (Sehr richtig! D. R.) — Die Zeitdauer bis zur Fertig stellung der Telegraphenlinie veranschlagt Rhodes auf drei Jahre. Wir möchten zu den Rho'ves'schen Umschmeichelungen Kaiser Wilhelm's nur das Eine bemerken: Wenn die englische Regierung, wie notorisch ist, den Plänen Cecil Rhodes' gegenüber sich kühl, ja direkt ablehnend verhält, so hat man in Deutschland alle Ur sache, Rhodes und seinen Projecten mit äußerstem Mißtrauen zu begegnen. Abkommen mit Rußland. * London, 3. Mai. (Telegramm.) Den „Times" zufolge sieht daS englisch-russische Abkommen die Auf rechterhaltung der ausländischen Controle der Nordbahn durch einen englischen Chef-Ingenieur und einen englischen Finanz beamten nur bis Shan-har-kwan vor, und zwar zu dem Zwecke, da« englische Capital, namentlich mit Rücksicht auf die im Zu sammenhänge mit dem Bahnbau erworbenen Minenrechte, sicher zustellen. lieber Shan-hai-kwan hinaus soll die Bahn unter allen Umständen unter chinesischer Controle stehen. DaS Foreclosure-Recht der Concessionäre soll nur auf der bereits bestehenden Bahn nach Shan-hai-kwan Anwendung finden. Das Abkommen enthält keine Bezugnahme auf die Linie von Peking nach Hankau. Spanien. Krtkdenövertrag; Der „Attentäter"; Ci» Zwischenfall. * Madrid, 3. Mai. (Telegramm.) Da« Amtsblatt veröffentlicht den Wortlaut deS in Pari« abgeschloffenen Friedensvertrags. — Der neulich im Theater verhaftete Chamon ist heute in Freiheit gesetzt worden. * Zamora, 3. Mai. (Telegramm.) Auf dem Jahr märkte in Movero« wurde gestern eine Spanierin von einem portugiesischen Soldaten insultirt. Der Bruder der Frau erwiderte die Beschimpfung, und eS entstand zwischen Spaniern und Portugiesen ein allgemeiner Streit. Durch die Einmischung anderer Soldaten gelang es, Frieden zu stiften und einen ernsten Csnflict zu ver meiden. E« herrscht über den Vorfall eine große Erregung. Asien. Philippinen * Washington, 3. Mai. (Telegramm.) GeneralOtiS meldet, die Colvnne Lawton'S habe gestern Balinag und die benachbarten Dörfer eingenommen und 1600 Aufständische zerstreut und verfolgt. Die Amerikaner hätten nur 2 Verwundete gehabt, während die Verluste der Auf ständischen mehrere Tobte und eine große Anzahl Verwundeter und Gefangener betragen hätten. * New York, 2. Mai. Die Frage der Entschädigung für die Zerstörung deutschen EigenthumS auf Ilo-Jlo ist dem General OtiS überwiesen worden. Der General wird die Angelegenheit untersuchen und dem KricgSaint Bericht erstatten. Das StaatSamt ist mit der Angelegenheit nicht befaßt. * New Bork, 3. Mai. Marinesekretar Lon g hielt Montag in Boston eine Rede. Er sagte, er wünsche, eS wäre nicht nöthig gewesen, die Philippinen zu nehmen, aber die Ergebnisse deS Kriege« ließen keine Wabl. Der Präsident konnte nichts Andere- lhun, als die Inseln behalten, bis die Ordnung wieder berzestellt worden sei. Der Präsident sei jetzt nicht befugt, sich der Inseln zu entledigen. E« seien Territorien, für die der Congreß die nöthigen Gesetze geben müsse. Die liebe wird als überaus bedeutungsvoll betrachtet, weil sie den festen Entschluß de« Präsidenten audeutet, die Philippinen zu behalten und unter der RegierungSform eines Territoriums zu verwalten. (Mgdb. Ztg.) Amerika. Brasilien. * Rio de Janeiro, 3. Mai. (Telegramm.) Der Congreß ist heute Mittag eröffnet worden. Marine. G Berlin, 3. Mai. (Telegramm.) Der Aviso „Zielen" hat am 2. Mai feinen Ankerplatz bei Horumersiel verlassen und ist eewärts gedampft. — Der Panzer „Frithjoj" ist am 2. Mai zu Treffeufayrten in See gegangen. Posislation bleibt Wilhelms haven. — Die Matrosencompagnie deS II. Seebataillons ist am 1. Mai sormirt. Compagniesührer: Oberleutnant Eggebrecht. Coui- pagnie-Ossiciere: Leutnants v. Eichstedt, Grünewald und Baumann. — Das Wachtschiff „Wega" ist am 2. Mai nach Helgoland in See gegangen und dort augrkommeu. — Das Kanonenboot „Hyäne" ist am 2. Mai nach der Außenjade gegangen. — Das Schulschiff „Grille" ist am 2. Mai mit Flaggenparade in Kiel in Dienst gestellt worden. — DaS Schulschiff „Rhein" ist am 2. Mai von Heiligenhafen in See gegangen. — Der Aviso „Blitz" ist am 2. Mai von Kiel nach Eckernförde in See gegangen. Colomal-Llachrichteu. Lcutsch-Lstafrika. U e b« r e i ne R e i > e i n d i e U l u - guruberge berichtet Oberleutnant Albinus aus Kilossa unter dem 4. März d. I. u. A. Folgendes: Vom Mali, einem Quellflüßchen des Ngeringeri, begann ich den Aufstieg. Ein hier — noch in der Ebene — wohnender Jumbe Simbo, Unterthan Kingo Mkubwa's, hat den Fluß in sehr fleißiger und geschickter Weise zur Berieselung seiner Felder benutzt, wie ich es ähnlich praktischbisher nur in'Uhehegejehen. Leider haltend« auch in diesem Jahre zahlreich vorhandenen Heuschrecken die Leute hier wie an vielen anderen Stellen vom Reisbau ab. Am 1. Februar erstieg ich in kurzem Marsch die dem Ulugurumafsio hier vorgelagerten Pitpongwe- (Mhongwe-) Hügel und rastete im Dorfe Maka- g i va' s, der vor Kurzem auf der Station gewesen. Ein großer Theil tder zahllosen, oft aus nur zwei bis Drei Hütten bestehenden Dörfer hielt an dem von fast allen Bergbewohnern mit Erfolg geübten Princip des Ausreibens fest und zog sich in Die hohen, schwer zugänglichen Berge zurück. Ich bezog Daher früh auf einem die Umgebung beherrschenden Hügel Lager und sandte nach allen Seiten Boten aus, um die umwohnenden Jamben zum Schauri zu rufen. Einen größeren Herrscher giebt es hier nicht, jeder Haus- oder Dorfbesitzer ist sein eigener Herr und Richter. Bis zum Nachmittag waren etwa 40 Dorfälteste mit Geschenken zur Stelle, nur rin größerer Mann, Mavohola mit Namen, ließ mir sagen, die Europäer wären zu schwächlich, seinen Berg zu ersteigen. Eine Stunde nach Empfang dieser Botschaft war ich bei ihm unD überraschte ihn so vollständig, daß er noch nicht Zeit gehabt hatte, seine Ziegen zu verstecken, was sonst immer der Wakuguru erstes Geschäft ist; auch Madohola selbst erwischte ich noch und nahm ihn mit seinen Ziegen und Schafen mit. Am fol genden Tage ließ ich mein Lager an Derselben Stelle und besuchte in vielstündigem, beschwerlichem Rundgang sämmkliche, auch Die auf den entferntesten Bergen gelegenen Ortschaften, wo der größte Theil der gestern erschienenen Jumben mich erwartete. Weiber und Kinder sah ich nur wenige. Die kahlen Bergabhänge und Thäler sind für Negerculturen erstaunlich fruchtbar, die Mais- und Kornfelder zahllos. Die fruchtbaren Thäler zeugen von dem Fleiß der Bewohner, die kaum ein bebaubares Fleckchen übrig gelassen. Nach der Ernte werden hier zum ersten Male Steuern erhoben werden, was den Leuten schon jetzt bekannt ge geben ist. Für jede Hütte wird ein Sack bei freiwilliger Herbet schaffung, zwei bis Drei «Sack bei Verweigerung der Abgabe ein gezogen werden. Ich halte es in diesem Jahre noch nicht für angezeigt, die L'cute zu zwingen, ihre Steuern auf Der Station selbst abzuliesern, wenn auch dadurch der Verkehr mit Den Serial- behörden gefördert werden und einzelne zutraulicher gemacht würden. Die Allgemeinheit würde sich doch weigern; Strafen würden nothwendig und die Furcht immer größer werden. Ich habe daher bei Simba, dem Eingangs erwähnten Jumben, am Mali und bei Kingo in Mrogoro Magazine errichtet, wo die Steuern abgeliefert werden können. Der Wagen der Station wird dann von Dort die angesammelten Vorräthe abholen. Ich rechne bei oberflächlicher Einschätzung auf 1000 bis 1200 Ctr. Getreide, wobei Voraussetzung bleibt, daß die Heuschrecken die Ernte nicht vernichten. Am 3. bestieg ich den Nyangonga, Tschamdalla uud Songa, besuchte die dort liegenden Dörfer und lagerte, zum Mgeta hinabsteigend, da, wo der Fluß, von Luk- wangule kommend, in vielen kleinen Katarakten zu Thal fällt. Die folgenden Tage waren bestimmt, den Jumben Longwa, dessen Verwandten Kipaira und die Hexenverbrenner Limoio und Kimhanda einzufangen. Die Bestrafung derselben hat einen guten Eindruck gemacht, viele Leut« kamen ins Lager und brachten Essen, andere versprachen zur Station zu kommen. Flagge und Schutzbrief erhielt nach Keiner, erst müssen sie freiwillig in Kilossa gewesen sein. Nach Bestrafung der oben genannten Jumben kreuzte ich am 8. in den Bergen umher, den Leuten zu zeigen, daß nur die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen-, die friedlich Wohnenden aber geschützt würden. Am 9. stieg ich zur Mdulla Kiva Mgali hinab und ging von dort zu Kingo, wo am 10. und 11. feierliches Schauri stattfand, zu dem 15 Waluguru-Jumben erschienen waren; sie versprachen, von nun an mit der Station in Verkehr zu treten, Steuern zu zahlen und sich aller Gewalt- thätigkeitrn zu enthalten. Der am ersten Tage wegen seiner ge ringen Einschätzung der Bergfteigfähigkeit der Europäer ver haftete Jumbe Madohola erhielt seine Ziegen zurück, er selbst aber einen Monat 'Kette, -weil er auf mehrfache Aufforderung hin zum Schauei nicht erschienen war. Nach Erledigung dieser Angelegenheiten stieg ich bei Vituli östlich Mrogoro, wo viele Missionsangehövige fleißigen Ackerbau treiben, wieder in die Berge und erklomm in stift senkrechtem Anstieg den Lukenge, durchschritt den schönen Urwald, den Herr v. Bruchhausen im Colonialblatt Nr. 21, 1898, beschreibt, und lagerte bei Kin- garo. Der Wald nördlich bei Kingaro ist noch ziemlich unberührt von der Brennwuth der Neger geblieben, ich maß umyestürzie Bäume von 61 Metern. Es ist ausgesprochener Urwald, nur an einzelnen Stellen am Wege findet man zusammengetragene Reiser an ausgehauenen Plätzen; hier treibt der alt« Kingaro, sonst ein sehr verständiger Mann, aber bei den Wakami, die hier die Ost seite der Berge bewohnen, scharf getrennt von den Waluguru, als Regenmacher bekannt, sein Unwesen. Von Kingaro aus besuchte ich Herrn Moritz, der «ine Kaffeepflanzung anlegt, und kletterte eine Stunde ostwärts, einen Pirschweg des Herrn Moritz be nutzend, in dem man selbst bei größter Sonnenhitze durch das dichte Laub der Baumriesen völlig geschützt, in Mütze.marschiren kann, nach Kiroka hinab. Am 17. ging ich nach Kikundi, wo der zur Station versetzte gelernte Jäger, Unterofficier Scharsfenberg, den ich auf dvm Rückmarsch über seine Thätigkeit in Matwiga (Gebiet des Eifenholzbaumes) und im Bezirk instrüiren wollte, mich auf meinen Befehl erwartete. Am 23. traf ich wieder in Kilossa ein. Äus dem Geschäftsverkehr. k Eine Schaustellung eomme il kaut, wie sie Leipzig noch nicht gesehen hat, bietet momentan Herr Franz Flemming, Fahrrad- hnndlung, Tauchaer Straße 1, durch seinen in dem großen Eckschausenster der Firma Aug. Pölich ausgestellten „Styria- Sech-sitzer". Diese- technisch vollkommene, äußerst stabil gebaute Rad, besetzt mit sechs anmutbigen Radlerinnen, macht einen geradezu großartigen Eindruck und läßt auf die bekannte gute Beschaffenheit der „Styria"-Rädrr schließen, die sich denn auch einer allgemeinen Beliebtheit erfreuen. Wie wir in Erfahrung brachten, wiegt der Sechssitzer über 2 Centn», bat eine Uebersrtzung von „148" und ist von Herrn Flemming an einen großen bekannten iächsischen Rennfahrer als Schrittmachermaschine verkauft. DaS Rad ist nur noch bi» heute Abend ausgestellt, worauf wir Interessenten aus drücklich aufmerksam machen wollen.
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