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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990513012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899051301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899051301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-13
- Monat1899-05
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Morgen-Ausgabe Druck «ud Verlag von L. Polz i» Leipzig- .0. Jahrgang, M Sonnabend den 13. Mai 1899. die jo»«:» L »tte» Fenilletsn l. o. I. u. t o t.1). l.0 Di« Morgen-Ausgab« erscheint um '/,7 Uhr, di» Abend-Ausgabe Wochentag» am 5 Uhr. - »u. »o. »v. »o. -6 -6 « Äsrk 52202S l»0. mus in der Thai nicht mehr die Forderung einer einzelnen englischen Partei bildet, sondern in wachsendem Maße di: Richtung der englischen Politik überhaupt bestimmt. »o. »o. »o. Innahmeschluß für Anzeigen: Abead-AuSgabr: vormittag» 10 Uhr. Marge »-AuSgab«: Nachmittag» »Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde Küher. An»etgeu sind stet» au di« Expedition . zu richte». selten der Rippen in der nächsten Spiralwendung des Blattes mit den Einbuchtungen der nächsten Rippe auf der Innenseite sich decken. Die eigentliche Spitze der Cigarre hrrzuftellen, ist ebenfalls ein kleines Kunststück. Doch wird sowohl das Um rollen des Deckblattes als auch die Formung der Spitze von dem Neger mit spielender Leichtigkeit ausgeführt. Die Handarbeit, welche auch heute noch beibehalten ist, hat selbstredend den größten Einfluß auf die Qualität der Cigarre und es muß namentlich das Deckblatt die ganze Wickel dicht um schließen und zwar so, daß das Ansaugen beim Rauchen zwar das Umblatt dicht an die Einlage preßt, ohne doch dieser die Lockerheit zur Paflage deS Rauches ganz zu nehmen. Auch muß der Arbeiter zur Einlage schon das passendste Tabakblatt aus der Masse wählen, denn nicht jedes Tabakblatt paßt zur Einlage. Das eine ist zu stark, daS andere nicht ganz vom gewünschten Aroma zu der betreffenden Marke, das dritte zu kraus, zu klebrig und gummiartig zähe, das vierte ist wieder zu schwer brennbar u. s. w., kurz, es erfordert auch die Her stellung einer tadellosen Einlage schon einen gewissen Kennerblick und große technische Fertigkeit. Die Cigarre muß im Stande sein, ihr Feuer zu behalten, sobald der Raucher einen Zug gethan, bis er den nächsten thut. Darin besteht der gute Brand der Cigarre. Salpeter wird bei dem echten Havanna tabak nicht verwandt, dieser muß also selbst an sich leicht brennbar sein; Salpeter würde Geschmack und Duft beeinflussen. Ist aber das Deckblatt schwerer brennbar als die Einlage, so würde die Cigarre in hohlem Aschenkegel nach innen brennen und ihr Aussehen sowohl als auch ihr Geschmack würden dadurch leiden. Ist die Einlage schwerer brennbar als das Deckblatt, so brennt diese» letztere zwar schnell fort, aber der schlechte Zug ermüdet die Wangen des Rauchers; die Cigarre brennt mit spitzem Gluth kegel nach außen. Eine tadellose Havanna muß aber möglichst eben wegglimmen. Die Weißheit der Asche und auch die gelben Puncte auf dem Deckblatt sind keine Zeichen von besonderer Güte, denn beide lassen sich jeder anderen Cigarre, die Havanna vielleicht nie gesehen hat, künstlich mittheilen. Nur Aroma und Geschmack sind bei einer echten Havanna das allein Maß gebende. Die angefertigten Cigarren werden nun noch sorgfältig, je nach der RLance ihres Deckblattes, sortirt und in die dazu bestimmten Kisten in bestimmter Anzahl gelinde hineingepreßt. Die offenen Kisten werden dann in große Trockenschränke ge stellt, deren Thüren man je nach dem FeuchtigkeitSstande der Atmosphäre mehr oder weniger offen hält. Die zum Export nach Europa kommenden echten und besten Havanna» müssen, um weder durch die feuchte Seeluft noch zu gähren, noch auch ihr Aroma zu verlieren, einzeln in luftdichte Glasröhren oder doppeltem Staniolumschlag — oft vorsichtshalber in beide — verpackt werden. Erst diese Art der Emballage, welche natürlich den Preis enorm in die Höhe treibt, sichert dem Raucher den unbezahlbaren und ebenso unbeschreiblichen Genuß der echten Cigarre. Ledactioa rm- Erve-Mo«: Iohan«i»gasse 8. Di« Expedition ist Wocheutag» a»»»t«rbkoch«» grSffnrt vou früh 8 bt» Abend» 7 Uhr. Die Königin der Cigarren. Skizze von Hubert Bünting. Nachdruck verboten. Nachdem der kubanische Krieg die echte Havanna fast zu einer Seltenheit gemacht hatte, winkt jetzt endlich wieder dem Raucher die Aussicht aus diesem höchsten aller Genüsse. Unter einer echten Havannacigarre, einer „kavLna Isxitlnaa", ver stehe ich aber eine solche, welche nicht nur durchweg aus er lesenstem Havannatabak besteht, sondern auch in ihrer Heimath, nämlich der westlichen Partie der Insel Cuba, der Vuelta ^dajv, mittels Handarbeit hergestellt worden ist. Damit soll durchaus nicht gesagt sein, daß unsere europäischen und vor allen Dingen unsere deutschen Cigarrenfabriken nur imitirte Havannas an fertigen und so ihr Publicum betrügen! Aber erstlich wird der allerfeinste Havannatabak überhaupt nicht von Cuba aus geführt, sondern bleibt auf der Insel, und unsere Fabrikanten müssen mit minder feinem, obwohl immer in seiner Art echtem Material arbeiten; zweitens ist es erfahrungsmäßig unmöglich, den besten Tabak ohne jede schädigende Nachgährung über See zu transportiren. Selbst wenn es möglich wäre, den importirten Tabak durch eine Einsaucung wieder auf sein alteS Aroma zu bringen, so würde doch die Herstellung der Cigarren eine minder sorgfältige schon darum sein und sein müssen, weil der europäische Arbeiter dem kubanischen auch heute noch an Geschick in dieser Beziehung erheblich nachsteht und man darf wohl sagen, auch an Gewissenhaftigkeit — und Geschmack. Die Zusammensetzung der Sauce oder des „bSturn" wird aber auf Cuba geheim gehalten; erxo — Havannacigarre und Havannacigarre ist zweierlei. Wir wollen über die „echten" Havannacigarrrn auf Cuba reden. Cuba ist zum Anbau de» Tabak» wie geschaffen, und der westliche Theil, von dem Distrikt Havanna bi» zum Cap Antonio im äußersten Ende der Insel, die schon erwähnte Vuelts ^bajo, bringt unseren feinsten Havannatcbak hervor. Von den auf der ganzen Insel jährlich geernteten ca. 24 Millionen Kilo gramm Tabak entfallen auf diesen Theil allein 7 Millionen Kilogramm Bon diesen wird ein Drittel in Form von Cigarren, rin Drittel in Blättern versandt und ein volles Dritt- tbeil wird auf der Insel selber verraucht, auf welcher eben Alles raucht, Kinder, Männer, Weiber, Greise und Greisinnen. Die Vuelta ^bajo ist ungefähr 12 englische Meilen lang und 7 bi6 8 Meilen breit. Der Boden ist durchweg reich an Kalisalze» und fühlt sich, wenn feucht, fast so schlüpfrig wie Seife an. Tobak aber verlangt einen fetten Boden und ein heiße», trockene» Klima. Beides findet er in der Vuslta^dajo, in deren heißesten Monaten, im Juli und August, eine Temperatur von 88 bi» Wie man in Italien über -ie „römische Frage" denkt, zeigt ein offener Brief «ineS Italieners in einem italienischen Blatte an den bayerischen Centrumsabgeordneten, Freiher r n v. Her 1 ling, der im deutschen Reichstag« wieder einmal di« „römische Frage" aufgerollt hatte. Der Brief lautet nach der „Kirch. - Corr." in deutscher Uebersetzung: Ew. Hochwohlgeboren! Ich würde mich nicht mit Ihrer auf dem deutschen Reichstage gehaltenen, die neue Militärvorlage be treffenden Rede beschäftigt haben, wären Ihre Worte nicht hier her nach Italien übertragen und von allen klerikalen Zeitungen besprochen worden, welche glückselig sind über die Entdeckung, daß im deutschen Reichstage noch ein Aufrichtiger zu finden sei, welcher am Glauben an die Existenz „der römischen Frage" fest hält. Uebrigens macht mir diese Offenherzigkeit Vergnügen und ich glaube, daß es allen Italienern, die die Uebersetzung Ihrer Rede gelesen haben, ebenso geht. Ich könnte Sie versichern, daß selbst diejenigen Klerikalen sich darüber amüsiren, welche diese sogenannte „römische Frage" hervorsuchen, um sie durch Beweis gründe aufrecht zu erhalten, die noch ein gut Theil stärker sind als die Ihrigen, geehrter Herr Abgeordneter, welche Sie sich be fleißigten, Ihren Herren Centrumscollegen vorzulegen. Gestatten Sie nun, daß wir einige Ihrer Äußerungen noch einmal zusammen durchgehen — wenn Sie es nicht langweilt — und zwar in einer Uebersetzung eines Ihnen freundlich gesinnten Blattes. Sie beginnen damit, unsere finanziellen Schwierig keiten zu bedauern, und gehen dann zu unseren politischen An gelegenheiten über. Sie sagen: ^Betrachten wir die politischen Angelegenheiten. Meiner Meinung nach, und ich könnte hinzufügen, auch einer gewissen Kenntniß nach, die ich darüber besitz«, würden dieselben sich zum Guten wenden lassen, wenn das officielle Italien sich grund sätzlich und völlig von den revolutionären Elementen trennte, die so großen Antheil an seinen Geschicken getragen haben, — wenn «S möglich würde, daß man sich in Italien auf die konser vativen Elemente stützte, als auf die Beschützer der Ordnung und des Volkswohls, an denen es auch dort nicht fehlt, — wenn es diesen auch dort ermöglicht würde, an dem öffentlichen Wohl des Landes theilzunehmen. — Und sicherlich wäre es die Voraus setzung Aller, daß dadurch eine alte schwere Wunde geheilt würde, an der daS Volk krankt, wenn vor Allem jene Opposition aus gerottet würde, welche nunmehr seit einem Menschenalter das Volk in zwei Theile spaltet — mit einem Wort, wenn man eine gewisse Form fände, die römische Frage zu lösen." Diese Worte sind nur so zu verstehen, daß Sie — und vielleicht vereinigen sich in dieser Idee viele andere Ihrer Centrumscollegen — zuversichtlich glauben, daß, wenn nur die „römische Frage" in einer gewissen Weise ihre Lösung fände, für unS Alles gut würde: die finanziellen Schwierigkeiten verschwin den und die politischen Verhältnisse ausgezeichnete würden. Nun, ich kann Ihnen mittheilen, daß „in einer gewissen Weise" die „römische Frage" seiteinergeraumenZeitgelöstist, ich möchte sagen, seit 1870, kann aber auch zugestehen, seit das Garantiegesetz erlassen worden ist. Und glauben Sie mir, geehrter Herr Centrumsabgeordneter, daß hier in Italien — Sie können die Deutschen fragen, die seit Jahren in Rom leben — kein Edelmann, kein Priester und kein Laie davon überzeugt ist, weder daß wir große Reichthümer gewinnen noch unsere inneren politischen Zustände sich ändern würden, auch wenn man dem Papst jenen Streifen Landes zugestände, der vielleicht in Ihren Gedanken aufblitzte, als Sie jene unbestimmten Worte von der Lösung der sogenannten „römischen Frage" aussprachen. Halten Sie eine tüchtige Nachfrage, und Sie werden sich überzeugen, daß diese „römische Frage" gerade dasjenige ist, was die Träume der Italiener, einschließlich der Geistlichkeit, am wenigsten stört. Aber Sie fügen hinzu, daß, nachdem die römische Frage gelöst sei, „die conservativcn Elemente, die Beschützer der Ordnung und des öffentlichen Wohles, Theil haben könnten am öffentlichen Leben". Auch über diesen Vorschlag kann ich Ihnen die tröstliche Ver sicherung geben, daß die konservativen Elemente, die Beschützer der Ordnung, seit geraumer Zeit Theil genommen haben und Theil nehmen — bisweilen fast zu viel — an dem öffentlichen Leben Italiens. Oder glauben Sie, geehrter Herr Abgeordneter, daß Lanza und Minghetti Halsabschneider und Störenfriede der Ordnung seien? Und daß die parlamentarischen Beschlüsse des Jahres 1876 einige Aehnlichkeit mit der französischen Commune gehabt hätten? Und daß heute die Kammer und der Senat eine Vereinigung von Zerstörern, von Beförderern jeder öffentlichen Unordnung, von unversöhnlichen Feinden jeglicher Autorität seien? Sollten Sie jedoch unter „konservativen Elementen" die Geistlichkeit verstehen, so würde ich Ihnen sagen können, daß diele bereits emsig an allen provinziellen und gemeinnützigen Ver waltungen Theil nimmt, und, anstatt zu erhalten, vielmehr die Absicht zeigt, die bestehenden Einrichtungen in Italien zu zer stören. Und schließlich möchte ich hinzufügen, daß, wenn diese Ele mente, welche Sie heroisch Beschützer der Ordnung nennen, nicht in der Kammer sind, der wirkliche Grund dafür der ist, daß sie fürchten, nur drei bis vier Sitze im Llonte citorio zu zählen und einzunehmen — wie die Geistlichen selber zugestehen —, zu wenig also, um für den Papst einen Vertrag zu schließen, ähnlich dem deutschen Centrum. Und nur aus diesem Grunde unterhält der Papst in Italien das „non orpackit". Nach all diesem, geehrter Herr Abgeordneter, erlauben Sie mir, Ihnen zu rathen, daß wenn Sie auf Ihre Beweisgründe zurllckkommen wollen. Sie gut thun, sich vorher bei dem Baron v. Bülow zu informiren, mit welchem Ihre Vereinigung in gutem Einvernehmen steht und der die italienischen Verhältnisse — ohne Beleidigung sei es gesagt — ein wenig besser kennt, als Sie und Ihre Centrumscollegen. Hiermit grüße ich Sie. . . Der „Imperialismus" und die englischen Parteien. LS Bor wenigen Tagen hielt Lord Rosebery im „City Liberal Club" zu London eine Programmrede, die durch die Persönlich keit deS Redner», durch ihren Inhalt und durch die daran ge knüpften Erörterungen von besonderem Interesse für die gegen wärtigen englischen Parteiverhältnisse ist. Allerdings gab Lord Rosebery darin nur den Ansichten eine» gewissen Flügels der liberalen Partei Ausdruck, — eben jene» Flügel», deren Führer er selbst ist; und daß diese Gruppe vorläufig die Partei noch nicht beherrscht, beweist der Umstand, daß der Lord rS mit großem Nachdruck ablehnte, die Führerschaft des Liberalismus wieder in seine Hand zu nehmen. Aber die Rosebery-Gruppe arbeitet unablässig daran, ihren Auffassungen in der Partei zum Siege zu verhelfen; und es ist deshalb sehr interessant, daß Rosebery den eigentlichen Differenzpunct diesmal in die Mitte seiner Erörterungen gestellt hat. Dieser Differenzpunct ist der „Imperialismus". Lord Rosebery hat ihn sehr milde als einen „ausgedehnteren Patriotismus" definirt (man könnte vielleicht richtiger sagen: ein Patriotismus, der immer nach Ausdehnung verlangt); und er legt Werth darauf, festzustellen, daß diese Form des Patriotismus nicht das Eigenthum einer einzelnen Partei sei. Das ist factisch richtig; wie sich innerhab des Liberalismus Imperialisten, wie z. B. eben Lord Rosebery, finden, so ist der Chef der konservativen Partei und der Re gierung von Hause aus sicherlich kein Mann des Imperialismus, und Chamberlain, das Haupt der Imperialisten, ist ja selbst wieder aus den Reihen der liberalen Partei hervorgegangen. Aber nicht auf diese faktische Feststellung kam es dem Redner an, sondern auf eine principielle Forderung. Denn er verlangt unumwunden, daß die liberale Partei die Idee des Imperialis mus acceptire, und er findet hierin ein starkes Echo bei der „Times", die der liberalen Partei geradezu sagt, daß sie, wenn sie sich reconstituiren will, „formell und rückhaltlos den Imperialismus annehmen muß." Das heißt nicht mehr und nicht weniger als eine völlige Frontveränderung der Partei verlangt. Denn noch basirt sie that- sächlich auf dem Homerule-Princip, — freilich einer so tobten und unfruchtbaren Forderung, daß dir Partei an jenes Schiff in dem Gedichte Jbsen's erinnert, das „eine Leich' an Bord" hat. Gladstone hat hierin dem Liberalismus ein so un glückliches Erbtheil hinterlassen, daß von ihm in diesen Tagen nicht mit Unrecht gesagt worden ist, er sei ein sehr theurer Parteiführer gewesen, weil er die Zinsen vom Capital« selbst bezahlt und so seiner Partei drückende Schulden hinterlassen habe. Diese Schulden der Unpopularität haben die Liberalen noch nicht abbezahlt. Gladstone, der ja allerdings mehrmals in seiner politischen Laufbahn es vermocht hat, das englische Volt für Maßregeln zu begeistern, für die es zunächst gar keine Neigung hatte, hat sich in Bezug auf die Homerule-Frage gründlich geirrt, er hat sie nicht volksthümlich zu machen ver mocht, und die verständigen Gesetze, die seitdem die konservative Regierung zum Schutze und zur Verbesserung der Lage der irischen Pächter erlassen hat, haben natürlich nur dazu bei getragen, das kaum noch künstlich wacherhaltene Interesse für Homerule ganz zu ersticken, lind das ist die „Leich' an Bord" des liberalen Schiffes. An dem unglücklichen Erbe des Partei- »o. L Deutsches Reich. 6. 8. Berlin," 12. Mai. (Vorkonferenz für den internationalen Socialisten-Eongreß in Pari»). Die Macher de» internationalen Socialisten-CongresseS treffen sich zu einer Vorkonferenz am 26. und 27. Mai in Brüssel, wo alle parlamentarischen Führer der Socialdemokratie riWMIaMatt Anzeiger. Ätntsölatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes und Polizei-Amtes -er Stadt Leipzig. Filiale«: ktt» Klemm'» Eorli». (Alke- -«-»), UuivrrsitätSstraß« 3 (Panlinnm), Louis Lösche, Katharinevpr. 14, park, «ud KönigSplatz »o. »o. iv. il). t.i> »v. io. l.o. »i). «,0pv8 m.Sp-27 >. o. t. I). l.v Herausnehmen aus dem bStum herabgeht. Nachdem der an der Sonne wieder lufttrocken gemachte Tabak etwa acht Tage in kleinen Ballen, den sogenannten „manooos", in Plamblätter eingehüllt zugebracht und nach geschwitzt hat, nimmt der Fabrikant eine Probe heraus, rollt sich daraus eine primitive Cigarre, zündet sie an und schmeckt sie, da eS ihm für die weltberühmte Güte seiner „voeuorag" oder prima Cigarren gar sehr darauf ankommt, daß der Tabak im richtigen Moment zur Verarbeitung gelange, eine Gewissen haftigkeit, die die „echte" Havannacigarre ihren ersten Rang unter allen Schwestern behaupten läßt. Nach dem Schmecken werden die Ballen oder naanoeos nochmals sortirt und die allerfeinsten Deckblätter herausgezogen, welche keiner weiteren Behandlung unterworfen werden. Das Innere deS nmnooo wird noch mit etwas KSkurn besprenkelt und zur Nachgährung in Kisten gepackt, in welchen das Kraut noch mehr von seinem Nikotingehalte verliert und sich dadurch verbessert. Nach Beendigung auch dieser Procedur beginnt nun die An fertigung der eigentlichen Cigarren in der Fabrik, deren Arbeiter zumeist Neger sind. Wie jede Cigarre, besteht auch die echte Havanna aus einem Quantum Blättern oder der Einlage, welche ihr Inneres ausmacht, einem Blatttheil, der diese Einlage einschließt und Umblatt heißt, und einem Blatttheil, der daS Aeußere der Cigarre bildet, dem Deckblatt. Der Neger ergreift nun zuerst eine Portion Blätter, welche die Einlage bilden soll und ordnet die Blätter sorgfältig, so daß sie möglichst glatt und ungekraust in seiner linken Hand neben einander liegen. Ist da» geschehen, so preßt er zunächst die linke Hand zur Faust zusammen, um die Einlageblätter auf diese Weise fester an einander zu lagern. Dann ergreift er das Umblatt, öffnet die Linke, setzt die Wickelung an und vollendet sie mit der Rechten auf seinem Oberschenkel oder zwischen beiden Handflächen. Um sich die Arbeit zu versüßen, schiebt er sich entweder ein Priemchen au» einem Deckblatt zwischen die Kiefern und spuckt nach rechts und link», oder er zündet sich eine der gefertigten Wickel ohne Weitere» an und hüllt sich in einen Duft, in welchem man Alles eher al» einen Schwarzen vermuthen sollte. Eine besondere Fertigkeit erfordert da» Umrollen de» Deck- blotte». Da» Deckblatt muß sehr sanft und weich sein und die größtmöglichste Biegsamkeit besitzen. Der Arbeiter schneidet e» mit einem kurzen haarscharfen Messer in die Gestalt eine» noch der kurzen Seite zu gezerrten Parallelogramms oder eines breiten an beiden Enden schräg zugestutzten Riemen», dessen Dimensionen der zu rollenden Cigarre entsprechen. Dann legt er da» zu geschnittene Deckblatt so an die Cigarre an, daß beim darauf folgenden spiralförmigen Aufrollen vom Ende nach der Spitze die Rippen de» Blatte» nicht in Ringen gebogen um die Cigarre zu liegen kommen, sondern parallel ihrer Länge nach sich an sie schmiegen. Der weichste Theil des Deckblatt«» wird nach der Spitzt zu gerollt und zwar so, daß di« hervorstrhenden Außen- >a. -a führers, der seine Partei zu einer Höhe geführt hat, hinter der unmittelbar der Abgrund gähnt, an der Unwahrheit, für einen Gedanken zu kämpfen, der nicht lebendig ist, für den nur Officiere, keine Soldaten streiten, krankt die liberale Partei. Aber Gladstone hat dem Liberalismus noch ein zweites, nicht minder unglückliche» Erbe hinterlassen: seine Tradition in der auswärtigen Politik. Seine auswärtige Politik ist ja bereit» bei seinen Lebzeiten von seinen Freunden vieder- holt gemißbilligt worden. In der leidenschaftlichen Abneigung gegen die Türkei, in dem blinden Vertrauen zu Rußland, in der sich selbst schlagenden Halbheit seines Verfahrens in Egypten lag nicht irgend ein klares Princip einer gesunden englischen Jnteressenpolitik. Ihn regierten nur allgemein humane Vorstellungen, wie zum Beispiel der Gedanke der Gemeinsamkeit aller Christen gegenüber den Ungläubigen. Wenn Lord Palmerston vor dem Krimkriege in der ganzen Gleichgiltigkeit seines frivolen Herzens dem erstaunten Parlamente sagte: ,,^Vs ckrivs into vsr (wir treiben in einen Krieg)", so will die Laune der Geschichte, daß man von seinem Gegenfüßler Gladstone mit einigem Rechte sagen kann: er trieb bald hier, bald dort in eine kriegerische Verwickelung, ohne eS zu wollen, ja wiederholt, ohne es recht zu wissen. Es ist natürlich, daß jeder positive Gedanke, der sich diesem verderblichen und uncontrollirbaren laisser «Iler entgegenstellte, schnell Wurzel schlagen mußte; und wenn dieser Gedanke so gesund und natür lich war, wie der einer engeren Zusammenfassung der lockeren Glieder des britischen Weltreiches, so mußte er bis tief in die Reihen der Anhänger des xrauä olck man hinein Anklang finden. Darauf baute sich dann die Idee des Orsater Lritain auf, die wiederum die Grundlage dessen bildet, was wir heute unter Imperialismus verstehen. Es erhellt aus diesem Rückblicke zunächst, daß dem im perialistischen Gedanken von seinem eigenen Gegner die Wege seit lange so vortrefflich geebnet worden sind, daß es nahezu selbstverständlich ist, wenn er sich heute der weitesten Schichten des englischen BolkeS bemächtigt hat. In Bezug auf die liberale Partei aber ergiebt sich, daß sie zu ihrer Rekonstitution nicht nur, wie die „Times" will, annehmen, sondern auch abwerfen muß. Abwersen die Homerule-Jorderung, annehmen den Ge danken de» Imperialismus. Da» ist ein doppelte» und ein schweres Opfer, und da», was Lord Rosebery in seiner Rede mit einiger Wehmuth den alten Liberalismus nannte, muß dabei in Trümmer gehen. Doch es ist mit Recht bemerkt worden, daß dieser alte Liberalismus heute nichts mehr als ein Schemen ist. Geht es doch dem „alten Conservativismus" nicht besser! Ein genauer Kenner des Lord Salisbury hat einmal von ihm gesagt, für ihn kämen zuerst die Mitglieder der Familie Cecil, dann die anderen Engländer, und erst in einem großen Abstande vermöchten die übrigen Bewohner dieser Erde sein Interesse zu erregen. Und doch hat auch diesen Mann die Woge des Imperialismus mitgeriflen. Sie ist so stark, daß Lord Rosebery zweifellos das Wort der Stunde ausspricht, wenn er sie auffordert, den Imperialismus anzunehmen. Es mag bei der Zähigkeit, mit dem die englischen Parteien an ihren Tra ditionen, den guten wie den üblen, festhalten, noch eine Zeitlang dauern, ehe die Liberalen Lord Rosebery's Rathe folgen und sich um ihn schaaren, wir Deutschen aber werden gut thun, schon jetzt die Thatsache klar ins Auge zu fassen, daß der Jmperialis- Kxtra-Beilage» (gesalzt), nur mit bei Morgen - Ausgabe, ohne Postbefördrrunz 60.—, mit Postbesördrrung 70.—. Bezugs-Preis k der Hauptexpedttton oder den tin Etadt- brjirk und den Vororten errichteten Aus- aaorstellen abgeholt: vierteljährliche 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung tn» Han» 5H0. Durch di« Post bezogen für Drutschland «ud Oesterreich: vtertestäbrlich 6.—. Direkt« tägliche Kreuzbandsenvung tu» Ausland: monatlich 7.50. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem Redactionsstrich lsgs- spalten) 50/H, vor de» Famitiennachrichten (6 gespalten) 40/H. Größere Schrift«» laut ' unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Zifsrrnjatz nach höherem Tarif. on-tv. ». o. »o. V8e,t v. v»«,t 0. -NarN t. v »0. »o. D 76 Grad I'. und im December und Januar, den kühlsten, 7—8 Procent beim Einsaucen, bis auf 2j—3 Procent beim Monaten, eine solche von 78 bis 6V Grad I'. herrscht. Doch wird die Hitze nie zu brennend und dem Tabak schädlich, denn aus die zwei allerdings entsetzlich heißen Stunden von 10 bis 12 Uhr Vormittags folgt Nachmittags stets eine kühlende und feuchte Seebrise. Mit der Anpflanzung deS Tabaks beschäftigen sich fast aus schließlich die Creolen, unter denen es viele steinreiche Pflanzer giebt, und von diesen Pflanzern kaufen dann die Cigarren fabrikanten ihren Tabaksbedarf zumeist persönlich rin, um auf diese Weise für ihr Geld auch wirklich auserlesene gute Waare zu erhalten. Eine Menge Fabrikanten sind gleichzeitig auch Be sitzer von „vetzas" oder Pflanzungen, die sie dann durch Creolen bearbeiten lassen. Aus diesem Grunde ist es für uns Europäer fast unmöglich, das beste Kraut aus erster Hand, also ohne Zwischenprofit, einzukaufen und auszuführen. Die Preise, die die Verkäufer hinterher fordern, sind so exorbitant hohe, daß man lieber zu minder gutem Material greift, welches aber auch immer noch fein genug ist, um den verwöhntesten Geschmack eine» Durchschnittsrauchers zu befriedigen. Für die ersten fünf Sorten Tabak zahlen die Fabrikanten den Pflanzern nureinen Preis, der sich dann bei den übrigen sechs — Havannatabak rangirt nämlich in Cuba in elf Graden — verhältnißmäßig vermindert. Der Hauptindustrieort zur Anfertigung der Havannacigarren ist natürlichHavanna.dieStadt selbst, in welcher eS mehr al» 100 erstklassige Cigarrenfabriken giebt, von denen die ehemals königlich spanische La Houradez ein ganzes Häuser geviert einnimmt und eine der anziehendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt darstellt. Sind die Blätter der Pflanze auf der Plantage geerntet und getrocknet, so werden sie auf elf Haufen, ihrer Güte und Farbe nach, auf» Genaueste sortirt. Die fünf ersten Haufen geben die schönsten Deckblätter, der sechste bis achte die minder guten und die Umblätter, der neunte bi» elfte nur die Einlage. Wa» nun aber die Blätter erst zu dem, ihnen al» „Havannatabak" eigenen charakteristischen Aussehen und vor allen Dingen zu dem köstlichen Aroma verhilft, ist die Procedur der Einsaucung in dem sorgfältig nach seiner genauen Zusammensetzung geheim gehaltenen sogen, „dßtum". Alles, was ich über diese Zauber flüssigkeit tn Erfahrung bringen konnte, war, daß dieselbe au» einem Gemisch von ca. 100 Liter Wasser und 8—10 Kilo feinen Blätterabfall» bestehe. In diese Sauce oder dSwm werden die sogen, „xsvillss", Bündel von 2tz—30 Blättern, gethan und verbleiben in ihr unter gleichzeitiger direkter Einwirkung de» Sonnenschein» volle acht Tage. Während dieser Zeit entwickelt sich eine lebhafte Fermentation und die ganze Masse fängt immer mehr und mehr in einer Weise zu riechen an, die mit dem köstlichen Duft der fertigen Cigarre in einem sonderbaren Gegensätze steht. Gerade diese entsetzlich übelriechende Gährung aber entwickelt das Aroma des Blatte», seine Haltbarkeit und vermindert seinen Nikotingehalt, der durch diesen Proceß von jo»v». d-tt. krO ». ». tt. Ü u. 4 ». z. r. r. r. e«r.v.87: llvo.400 r. r. r. ). UI.L !.
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