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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189501224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-01
- Tag1895-01-22
- Monat1895-01
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1895
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Riesaer G Tageblatt 48. Jahr-. Dienstag. JA. Januar 18SS, AvendS. 's- 18. und An;eizer Metlstt mV Llyrijer). Kmtsötatt "L^- der König!. Amtshauptmannfchast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. ' Dno biiesaer Lageblalt «icheinl irden Log abends mil Ausmwmr der Lonn-- inid Festtage. MerteljährUcher ÄezugspreiS bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den RuHMihoßM» sowie am Säiaiter der kapert. Poslanstalten 1 Mark 25 Pi., durch die Träger frei ins Haus I Mark 50 PH, durch den BriestrSgrr frei in» Hau« I Mark SS Ps. Auzrige»«nuah«, für dir N»WM deS Ausgabetages bis Bonnittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanirnstrabe KS. — Fist dir Redaktion verantwortlich: Harn». Schmidt in Ries«. Bekanntmachung. Die auf Grund des Gesetzes vom 29. April 1890 beantragte Wahl einer Vertretung der 'Grundstückenzusainmenleguugs-Genossenschaft zu Poppitz bei Riesa, sowie die Beschlußfassung über einige andere damit zusammenhängende Gegenstände sollen unter Leitung eines Beauftragten der unterzeichneten Behörde Donnerstag, den 31. Januar dieses Jahres vorgenommen werden. Die Mitglieder der genannten Genossenschaft werden daher unter Hinweis auf 8 11, ins besondere Absatz 1 und 4 des ungezogenen Gesetzes geladen, zu diesem Zwecke an dem ange gebenen Tage pünktlich Vormittags Vrv Uhr in dem Hennig'schen Gasthofe: „Zur Linde" zu Poppitz persönlich sich einzufinden und des Weiteren gewärtig zu sein., Nicht rechtzeitig Erscheinende werden nach 'Befinden von den Verhandlungen ausgeschloffen. Dresden, am 21. Januar 1895. Königliche Kreishauptmannschaft daselbst, als Generalkommission für Ablösungen und Gemeinheitstheilungey. 103. Schmiedel. Böhme. Ein Volksheer. Bon den Gegnern der deutschen Wehrverfassung ist be kanntlich wiederholt die Schweizer Miliz — als wahres Volksheer — als Muster bezeichnet und zur Nachahmung empfohlen worden. Da kommt denn eine Schrift des schwei zerischen Gencralstabsmajors Fritz Gerlsch gelegen, in der dieser muthige Offizier sich mit großem Freimuth über seine vaterländische Wehr äußert. Major Gertsch erkennt die Fort schritte in der Organisation, im Befestigungswesen, in der Bewaffnung, kurzum, auf den materiellen Gebieten an, be klagt aber den Mangel an kriegerischem Sinn des Volkes, seine Achtungswidrigkeit gegen die militärischen Einrichtungen und Behörden, seine Abneigung gegen die Pflichten dem Vaterlande gegenüber, und in Folge dessen die Disziplin- losigkett in der Armee. Wer in der Schweiz für die berech- i tigten Forderungen des Heeres eintrete, mache sich verhaßt; l wer auf strenge Manuszucht halte, werde in der Pnsfe in I der unflälhigsten Weise angegriffen. Namentlich die finan ziellen Forderungen der letzten Jahre seien zur Propaganda gegen dre Armee und die Regierung ausgenutzt worden. Man spreche von dem Moloch Militarismus, dessen Uner sättlichkeit Alles geopfert würde. So trete der Wehrmann bereits mit dem Gefühl, daß er die Opposition des bürger- lichen Lebens im militärischen fortsetzen müsse, seine Dienst zeit an. Jede Ächtung vor den Behörden, den Einrichtungen, den Pflichten, den Offizieren fehle ihm; überall zeige sich dagegen widerspenstiges Wesen, Ungehorsam, Neigung zur Auflehnung, uns ein großer Theil der Presse nähre geflissent lich diese verderblichen Erscheinungen durch absichtliche Par teinahme gegen die Gesetze des Landes und die militärische Unterordnung. Der Schweizer sei von Natur hart, nicht zimperlich, nicht empfindlich und lasse sich im bürgerlichen Leben täglich eine Behandlung gefallen, die in der Dienstzeit sogleich als Soldatenmißhandlung verlästert werde. Dieser Tnel ser ein dankbares Feld für die Presse, man sammle damit Abonnenten, erziehe aber auch den Wehrmann förmlich zur Widersetzlichkeit, Achtungswidrigkeit, Zimperlichkeit und Auflehnung. Deshalb hätten die Vergehen gegen die Dis ziplin so erschreckend zugenommen, und die Zeit sei gekommen, das Uebel beim richtigen Namen zu nennen. Die schweize rische Armee sei ohne Disziplin. Sie trage zum Theil daran selbst Schuld; die Ursache liege aber auch darin, daß dem Volke das Bewußtsein von der Nothwendigkeit der Disziplin fehle. Er glaube damit übrigens den schweizerischen Offi zieren mchts Neues zu sagen, denn „das wissen wir alle". Genieße die Armee die Sympathie der Bevölkerung, sei der Geist im Heere gut, dann breche die Disziplin sich leicht selber Bahn; verweigere das Land dem Heere seine Zunei- giing, so seien damit die Grundbedingungen sür die Diszi plinlosigkeit schon vorhanden, und es brauche in dem Heere ungewöhnlicher Energie, um trotzdem d°r Disziplin Durch, bruch zu verschaffen, wenn das überhaupt noch möglich sei. „Aus diesem Punkte stehen wir, das Land versagt der Armee seine Achtung, die Armee ist unpopulär. Nicht länger dürfen wir in der Selbsttäuschung verharren; der Armee fehlt die Disziplin, und deshalb ist sie thatsächlich nicht feldtüchtig. Da giebr es nur ein Entweder — Oder. Entweder wir gehen dem Uebel.energisch zu Leibe und rotten es gründlich aus oder wir geben den Kranken auf. Der jetzige Zustand des Hinsiechens ist schlimmer als gänzliches Ende." Wir sind begierig, zu vernehmen, .wie sich zu diesen Darlegungen Bebel und Liebknecht stellen werden, die bekanntlich die Muster miliz der Schweiz bei uns eingeführt sehen wollen. TasrSgeschichte. Deutsch«- Reich. Der bevorstehende Besuch des König« von Württemberg am Berliner Hose anläßlich des kaiserlichen Geburtstages ist ein weiteres erfculiches Anzeichen dafür, daß die Beziehungen der beiden Bundesfürstcn vor- trefflich sind. Hat vor Kurzem wirklich eine Spannung zwischen den Monarchen bestanden, so war sie keineswegs so tiefgehend und ernst, wie die allzeit preußenfeindlichcn schwäbischen Demokraten glauben machen wollten. Jederffalls ist es schon mit Rücksicht auf gewisse ausländische Speku lationen zu begrüßen, daß der nationalgesinnte württem- berzische König auch diese Gelegenheit benützen will, um allem müßigen Gerede durch eine unzweideutige That ein Ende zu bereiten. Das Tagesgespräch in der Berliner politischen Welt bildet seit vorgestern die ungewöhnliche Auszeichnung, die Kaiser Wilhelm durch sein persönliches Erscheinen auf dem Bahnhofe dem bisherigen russischen Botschafter Grafen Schu walow bei dessen Abreise nach Warschau erwiesen hat. Ein derartiger Vorgang ist wohl ohne Beispiel. Kaiser Wilhelm hat allerdings schon wiederholt gezeigt, daß er sich über ver altete Elikettcnrücksichten überall da leicht hinwegsetzt, wo « höhere Gesichtspunkte in Betracht kommen. Die dem Grafen Schuwalow zu Theil gewordene Auszeichnung wird gewiß in Petersburg den besten Eindruck gemacht haben. Die Forderungen für die Marine werden jetzt auch auf liberaler Seite als nothwendig anerkannt. So schreibt die „Voss. Ztg.": „Die Forderung der Marineverwaltung bewegt sich durchaus in dem Rahmen des Bauprogramms von 1888, und wer nur einen Blick in dieses Programm, das in seinen Grundzügen die Zustimmung des Reichstages gefunden, in die Liste der Kriegsschiffe geworfen hat, der wird sofort er kennen, daß eine Lücke vorhanden ist, die man wird ausfüllen müssen, wcnn man nicht den Gesamnmverth der Flotte ver mindern will. Wenn man sich lediglich auf den finanziellen Stand- punkr stellt, so mag der Widerstand gegen den Bau geschützter Kreuzer zu erklären sein, wenn man sich auf den Boden des nationalen Gesammtinteresses stellt, so wird die sachliche Prüfung die Entscheidung zu Gunsten der geforderten Neu- bauten ergeben. In der maritimen Fachpresse der ganzen Welt erörtert heute Niemand mehr den Werth von geschützten Kreuzern. Sie bilden nach heurigen Begriffen das Lebens- element jeder Flotte. Im hohen Grade schnellbeweglich, mit Kohlenvocräthen versehen, die ihnen gestatten, Tausende von Meilen zurückzulegen, dabei vortrefflich armirt, auch gegen starke Artillerie geschützt, sind diese Schiffe in jeder Lage zu verwerlhen, gleich unentbehrlich, um die großen Dampfer der Handelsflotte zu cskortiren, um den Weg sür Zufuhren offen zu halten und um bei dem Andampsen von feindlichen See streitkräften aufzuklären, im Gefecht sich auf die schwächsten Punkte der Gegner zu stürzen und um seine Niederlage voll kommen zu machen." Der Wahltermin im Kreise Eschwege - Schmalkalden ist durch neuere Anordnung bis auf Weiteres wieder aufge- schoben worden. Da die Wählerlisten noch nicht ausgelegt sind, ist die Anberaumung der Wahl frühestens Ende Februar zu gewärtigen. In einer am Sonnabend in Charlottenburg bei Berlin abgehallenen Schiffer-Versammlung, welche von etwa 400 Schiffern besucht war, wurde das im Reichstag zur Beralhung angesctzte Schiffergesetz als unannehmbar bezeichnet, weil es dem Schiffer zu Gunsten der Kaufleute nur neue Lasten auf erlege. Eine Resolution, daß da« neue Schiffergesetz nicht geeignet sei, den schon so schwer belasteten Beruf drr Schiffer zu heben, fand schließlich einstimmige Annahme. Der ReichStagSauSschuß zur Vorberathung der „Um sturzvorlage" trat gestern Vormittag zu seiner zweiten Sitzung zusammen. Zur Berathung standen zunächst die neu vorgeschlagenen Fassungen der tzA 111 und 111» des Straf, gesetzbuch«. In der vorigen Sitzung war ein Antrag Spahn angenommen worden, wonach die Regierung ersucht wurde, eine Zusammenstellung der einschlägigen gesetzlichen Be ¬ stimmungen in den europäischen Kulturstaaten und des Ma terials zur Begründung der beantragten Verschärfungen de« geltenden Rechts vorzulegen. In der gestrigen Sitzung er klärte Staatssekretär Nieberding, das «den Mitgliedern des Ausschusses noch heute Abend das Material über die bezüglichen gesetzlichen Bestimmungen der übrigen europäischen Staaten, soweit es bisher zu beschaffen war, zugehen solle, daß die Regierung aber die zweite Forderung nicht.erfüllen könne, sich vielmehr darauf beschränken müsse, im Laufe der Diskussion bei den einzelnen Paragraphen die nöthige Auf klärung zu geben. Geheimer Rath v. Seckendorfs verlas ^"alsdann noch eine Reihe von Zitaten aus sozialdemokratischcn und anarchistischen Preßerzcugnissen, um den Nachweis zu er bringen, wie hi.-r ein Vergehen und Verbrechen verherrlicht, werden, ohne daß die Staatsgewalt ein Mittel' habe, hindernd entgegenzutretcn. Abz. Dr. Barth (fr. Bereinig.) findet, daß alle vorgetragenen Zitate durch den Hochy,rralhspara-' graphen bereits getroffen werden. Die Abgeordneten Dr. Enneccerus (nat.), v. Stumm (Rp.) und Hüpeden (dk.) befürworten dagegen die in 8 m vorgeschlagene Ver schärfung; Herrn v. L-rumm geht die Verschärfung noch nicht weit genug, da er aber bezügliche weitergehende Anträge bei der Zusammensetzung des Ausschusses für aussichtslos hält, sicht er davon ab, Anträge zu stellen. Abg. Spahn (Ztr.) beantragt, vor „Gefängnißstrase" einzufügen „Geldstrafe bis zu 2000 Mark." Abg. Lenzmann (fr. V.) will „Geld strafe bis zu 600 Mark" setzen. Geh. Rath o. Secken dorfs bestätigt auf Befragen, daß durchschnittlich jährlich allerdings nicht mehr als dreißig Fälle zur Bestrafung ge- langen auf Grund der 88 HO und m. Abg. Bebel führt aus, daß alles bisher zur Frage beigebrachte Material durch den Hochverraths-Paragraphen völlig getroffen werde; er be zieht sich u. A. auf den Leipziger Hochverrathsorozeß! Uebrigens sei das in Bezug aus Anarchisten vorgelegte Material meistens durch Spitzel geliefert worden. Die Anarchisten seien meist dumme Kerle, die erst gefährlich werden, wenn sie den Spitzeln in die Hände fallen. Auch der berüchtigte Neuß, der notorisch seiner Zeit Mitglied des Londoner Anarchistenklubs „Autonomie" gewesen, bewege sich frei und ungenirt in den Räumen dcS Reichstags als Journalist und sei als solcher zur Feier der Schlußsiemlegung geladen worden. Minister von Köller verurlheiit aufs Entschiedenste die Anstiftung zu Verbrechen durch Spitzel; er werde dafür scrgen, daß derartige Hand lungen immer bestraft werden. Ganz vermeiden aber lasse sich das Spitzelthum nicht. Er kenne Herrn Neuß sehr gut und wisse, was er von ihm zu halten habe, da her p. Rcuß sich lange im Lager der Anarchisten bewegt habe. Indessen sei es ihm doch ganz angenehm gewesen, durch Herrn Reuß recht viel über die anarchistischen Verhältnisse zu erfahren. Abg. v. Buchka (dk.) ist durch das vorgebrachte Material von der Nothwendigkeit der vorgeichlagenen Verschärfungen völlig überzeugt, während Abg. Munckcl (dfr.) wie im Plenum, die ganze Novelle verwirft. Der Zentralvorstand des Evangelischen Bundes erläßt folgende Kundgebung: „Staat und Gesellschaft sind in einem schweren inneren Kamps gegen die drohenden Gefahren des Umsturzes begriffen. In einer solchen Zeit ist es für Alle, welche das Vaterland stellen, heilige Pflicht, den Streit unter einander ruhen zu lassen ; wo er aber nicht vermieden werden kann und darf, ihn doch nicht unnöthig zu verschärfen. Auch wir in unserem Berufe, die deutsch-protestantischen Interessen zu wahren, sind uns dieser Pflicht bewußt. Anders tue ultramoniane Partei, welche, wie im Anlaß der Jubelfeier des 10. November 1883 das Andenken Luther's, so jetzt das allen deutschen Protestanten geheiligte Andenken Gustav Advli's herabzuwürdigen und zu schmähen nicht müde wird. Wir haben kein Wort verloren an jene ultramontane Presse, welche aus solchen Beschimpfungen ein niedrige« Geschäft macht und damit sich selber das Urtheil spricht. Aber wir
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