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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189502072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-02
- Tag1895-02-07
- Monat1895-02
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1895
- Autor
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Uiesaer K Tageblatt Donnerstag, 7. Februar 18SS, Abends 48. Jahr- Das Riejaer Tageblatt erscheint jeden Ta, Abend« mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Viert,ljShrltchrr Brzn^prA» bei Abholung in den «xpedttt-u« in «taja und Sttetzta, d«n AuSpSEMA sowie am Schalter der raijerl. Poftanstalten 1 Mart 2» Ps., durch dir Träger frei in« Hau« I Mark 50 Ps., durch den Brichrilgrr srri in» Hau» I Marl « W. <dvi,«chl»«ch„ pn Ar M»»W» drs Ausgabetage« bi» Bormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Berla, von Langrr » Winterlich dl Riria. — «rschästSttrLr: «attantrnstrnstr v». — Für dir Rrdaetio» «vmu-mllich: Gchmtst d, Asos«. Sonnabend, den 9. Februar 1895, Vorm. 11 Uhr, kommen im Hotel zum „Kronprinz" hier 7 Kinderjackets, 200 Winter- und 63 Stoffmützen und 12 Pelzmüffe gegen sofortige Bezahlung meistbietend zur Versteigerung. Riesa, 5. Februar 1895. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. «ud Anzeiger (SltrtW Lyelrch. Telegr»>mn.U»rrss, HM» eL Id Femlprechste», .r«tebl«t1*. Airs«. V H> R- Ar. >0 der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die Absicht, den Antrag Kanitz im Reichstage sofort einzubringen, ist wiederum aufgegeben worden, weil die Verhandlungen im Staatsrath über d»ese Frage abgewartet werden sollen. Wie man aus parlamentarischen Kreisen mittheilt, ist die Regierung bereit, auf eine Revision der Währungsver hältnisse einzugehen, wenn sich für die beabsichtigte Äenderung eine Mehrheit im öause findet. Diese Bedingung ist ein genügend großes Fragezeichen. Aus Riga wird gemeldet: Eine große Anzahl in Ruß. land bestehender Vereine von Angehörigen des Deutschen Reichs wird dem Firsten Bismarck zu seinem achzigsten Ge burtstage eine gemeinsame Adresse und eine Ehrengabe über reichen. Der Rigaer Verein wird außerdem einen Bismarck fonds stiften, dessen Zinsen zu wohlthätigen Zwecken ver wendet werden sollen. Die „Post" theilt mit: Die von England, Deutschland und Amerika eingesetzte Landkommission für Samoa hat ihre Arbeiten beendet. Die deutschen Ansprüche sind fast durch weg anerkannt worden, während die Hauptforderungen der Engländer und Amerikaner nur in den bescheidensten Grenzen Berücksichtigung erfahren konnten. Das den Deutschen zu gesprochene Terrain ist weit kulturfähiger, als das den Eng ländern und Amerikanern zugefallene Gebiet. Wie ein Berliner Berichterstatter meldet, hat dem Ver nehmen nach daS eingeleitete Ermittelungsverfahren hinsicht lich der vorzeitigen Ankündigung amtlicher Schriftstücke im „Vorwärts" kein Ergebniß gehabt, welches zu einer straf rechtlichen oder wenigstens disciplinarischen Verfolgung eine Grundlage böte. Es hat sich, wie man hört, nicht einmal sicher ieststeUen lassen, an welcher Stelle der Verrat!) erfolgt sein könnte, ob bereits im Schlosse oder Ministerium oder aber in der Druckerei des „Reichsanzeigers". Wie der Be richterstatter weiter mittheilt, ist die Meldung, daß als Ur heber jenes Zettels, welcher parlamentarischen und publizistischen Kreisen den dem Fürsten Hohenlohe angebotene Ersatz seines Gehaltsausfalles vcrrieth, ein untergeordneter Subalterner cutt eckt worbe» sei, unrichtig. Auch Vie Ermittelungen über diese Angelegenheit seien im Sande verlausen, und über widerspruchsvolle Lermuthungen hinsichtlich des Urhebers und des wabrscheinlichen Vermittlers sei man dabei nicht hinansgekommcn. Freiherr v. Stumm ist nach der „K. Z." nach Friedlich ruh gereist, um dem Fürsten Bismarck einen Besuch abzustatten. In der letzten Versammlung der griechischen Staats gläubiger waren an 47>/z Millionen Mark griechischer Staatspapiere vertreten. Ein Redner der sogenannten freien Vereinigung theilte mit, daß letztere den Kaiser um Schutz ihrer Interessen gebeten habe. Gegen das Bankenkonsortium wurden schwere Vorwürfe wegen Einsührung der griechischen Papiere ausgesprochen. Die Ablehnung der Trikupisschen Vorschläge vom 22. Juni 1894 erfolgte einstimmig. In einer Resolution wird das Schutzkomitce ersucht, darauf hm- zuwirken, daß das Deutsche Reich auf einem, der jeweiligen Leistungsfähigkeit Griechenlands entsprechenden Abkommen mit den Gläubigern bestehe. Aus München meldet man der „Voss. Ztg.": Eine sozialdemokritische Versammlung, die am Montag im Orpheum ftattfand, nahm nach einer zweistündigen Rede des Abgeord neten Grillenberger über die Haltung de» Centrums der Umsturzvorlage gegenüber eine Resolution an, die da» Ver halten der „volk-- und freiheit-feindlichen" LentrumSpartei „verurlheilt" und den ,Jampf mit allen erlaubten Mitteln zu deren Unschädlichmachung" ankündigt. Die „Post" dementirt die Nachricht, daß Deutschland neuerdings einer Action der drei Großmächte Großbritannien, Frankreich und Rußland zur möglichsten Beschleunigung der KriedenSverhandlungen zwischen und Japan und Chira sich angeschlossen hätte. Bo« Reichstag. Der Reichstag beschloß gestern die Einstellung de» gegen den sozialdemokratischen Abgeordneten ' Schmidt (Frankfurt) schwebenden Strafverfahrens für die Dauer der Session. — Es folgte sodann die Interpellation der Abg. Hitze (Ztr.) und Genossen, betreffend die gesetzliche Anerkennung der Berufsvereine und die Errichtung von Arbeiterkammern. Abg. Hitze (Ztr.): Wir dürften stolz sein auf unsere Sozialgesetzgebung, müßten ab:r auf dem beschrittenen Wege weitergehen mit derselben Energie und Weisheit, wie bisher. Die BersicherungSgesetze ent sprächen nicht allen Bedürfnissen. Die Arbeiter sollten nicht blos auf die Initiative des Staates und der Arbeitgeber rechnen, sondern auch zur Selbsthilfe veranlaßt werden. Ge setzlich anerkannte Berufsrereine sowie Arbeiterkammern würden in dieser Hinsicht viel Nutzen bringen. Der Reichs kanzler beantwortete die Interpellation dahin, daß diese Frage generell noch nicht im Bundesrathe behandelt worden sei; indessen sei die preußische Regierung, über deren Auf fassung allein zur Zeit Auskunft gegeben werden könne, ent- schloffen, die kaiserlichen Erlasse vom 4. Februar 1890 zur Durchführung zu bringen; eine baldige Vorlage über die gesetzliche Anerkennung der Berussvereine und die Errichtung , von Arbeiterkammern sei nicht möglich, weil die Vorarbeiten ! noch nicht weit genug vorgeschritten seien. Abg. Möller I (natlib.): Unsere sozialpolitische Gesetzgebung und Organi sation werde im Auslande sehr anerkannt. Das Programm des Abg. Hitze aber würde einerseits zur Herrschaft der Par teien führen, welche di > Arbeiter beherrsche», andererseits zur Beherrschung der Arbeitgeber. Insbesondere sei in der ge setzlichen Bevorzugung der Gewerkvereine kein Segen zu finden. Die Arbeiterversicherung belaste die Industrie sehr bedeutend; wir könnten auf diesem Gebiete nicht ungemeffen ins Weite gehen. Abg. Fischer (Sozd.): Die kaiserlichen Erlasse vom 4. Februar 1890 seien von der Regierung nicht verwirklicht worden, und auch in Zukunft sei keine Verwirk lichung zu erhoffen. Die Regierung habe nur das Interesse der Arbeugeber im Auge. Die Sozialdemokratie glaube weder an die ehrliche Absicht noch an die Fähigkeit der hsrr- s schinden Klassin, die Sozialreform durchzuführen; die bis herigen Maßnahmen seien für sie nur ein Mittel, die Ar- beiter vom wahren Wege abzulenken. Preußischer Handels. Minister Freiherr v. Berlepsch hob hervor, daß eine große Zahl von Srreitigkeitin zwischen Arbeitern und Arbeitgebern auf Veranlassung sozialdemokratischer Agitatoren entstanden sei. Die sozialpolitischen Gesetze erschienen den Sozialdemo kraten nützlich, nicht weil diese Gesetze den Arbeitern zum Wohle gereichten, sondern weil die Sozialdemokratie die ge schaffenen Institutionen zur Stärkung ihrer Agitation miß brauche. Daß in der völligen Verwirklichung der kaiserlichen Erlasse eine Verzögerung eingetreten, sei nicht, wie der Vor redner behauptet habe, dem Umstande zuzwchreiben, daß sich die Regierung in den Dienst der Unternehmer stelle; die Verzögerung erkläre sich vielmehr aus dem Gebot der Vor sicht, nicht ein Gesetz zu machen, ehe es nach der Richtung geprüft sei, ob dadurch nicht etwa die sozialdemokratische Agi tation gekräftigt werde. Abg. v. Kardorff (Reichsp.) sprach sich gegen die Vorschläge der Interpellanten aus, weil da- durch der sozialdemokratischen Agitation Vorschub geleistet werdet, würde. Italien. Bei Campagna (Prov. Salerno) fand ein Zusammenstoß zwischen einer Carabinieri - Patrouille und Raubgesindel statt. Zwei Briganden wurden erschossen, aber auch ein Gensdarm wurde durch einen Schuß in ein Auge schwer verwundet. Gchweiz. Bezüglich der Gerüchte über die angeblich vom Eisenbahndepartement im Bundesrathe eingebrachte Vor- läge, betreffend die Verstaatlichung von Eisenbahnen, erklärt die „Agence tslvgraphique", daß eine solche Vorlage zur Zeit noch nicht bestehe; die diesbezüglichen Arbeiten des De- Parte«»«« seien zwar ztemlich vorgerückt, aber keineswegs abgeschlossen. Der Departementsvorsteher habe über seine Vorschläge und Absichten in der BerstaatlichungSfrage Niemande« gegenüber irgendwelche Mttthrilungen gemacht. Stöcker in Dresden. ):( Wenn auch der Nimbus, welcher den vielgefeierten und oft geschmähten Streiter der christlich-sozialen Partei umgeben, etwas geschwunden ist, so hatte doch der Name dieses Redners noch genug Anziehungskraft, um am Mitt woch Abend den Saal und die Nebenräume des Meinhold'- schen Etablissements lange vor der festgesetzten Zeit zu füllen und Viele mußten wieder umkehren, da die vorhandenen Billets vergriffen waren. Unter den Zuhörern befanden sich viel Damen und es mußte besonders Wunder nehmen, daß eine so große Anzahl älterer Frauen sich für politische »Zeit* fragen interessirten. Der Redner sprach im Anfänge seiner Darlegungen sein Erstaunen aus, daß im vorigen Jahre die Regierung auf einmal ein Gesetz gegen den Umsturz vorgelegt, da doch bei uns Nichts geschehen sei, was derartige Maßregeln recht fertigte. In Deutschland könnte der Anarchismus nie die Bedeutung gewinnen wie anderwärts; da die Sozialdemo kratie zu verbreitet sei, und die starke Reichstagsfraktion dieser Partei, sowie die ungehinderte Aussprache im Reichs tage und in der Presse den Ausbruch der anarchistischen Leidenschaften hinderten? Deutschland sei allerdings schlimmer daran als z. B. Rußland, dessen Nihilistenzahl Kundige auf höchstens 20—30 Tausend schätzten, und die aus Gelehrten, Offizieren, Beamten und besonders Juden beständen, denn diese letzteren wären überall zu finden, wo es etwas zu unterwühlen gäbe. Auch in Frankreich hätten sich schreckliche Ereignisse abgespielt, deren Veranstalter aber eine immerhin geringe Zahl Anarchisten seien. Der französische Bürger und Landmann sei friedliebend, lasse sich allerdings leicht von den sozialistischen Ideen fortreißen, deren Träger in den großen Städten ihren Aufenthalt hätten. Bei uns habe die sozialdemokratische Bewegung vor 20 Jahren einen viel ge fährlicheren Charakter gehabt, ohne daß man damals ringe- schritten sei. Zu Lieser Zeit habe die christlich-soziale Partei ihr Banner aufgerollt. Das dann entstandene Sozialisten gesetz hält Redner für einen Fehler. Nach der Aufhebung ,m Jahre 1890 sei die soziale Partei viel besonnener ge worben und dies verdankten wir dieser Aufhebung, die eine große staatsmännische That unseres Kaisers sei, und die Sozialisten wüßten es ihm auch Dank (?) Ein ausländischer hochgestellter Sozialist soll gesagt haben: Kaiser Wilhelm verdirbt uns die Revolution. Trotzdem die Sozialdemokraten auf dem besten Wege gewesen seien, eine friedliche Partei zu werden, sei auf einmal die Kriegserklärung durch Ein bringung der Umsturzvorlage erfolgt. Die Partei sei zwar der Zahl, nicht aber dem Geiste nach gewachsen, das sehe man schon daraus, daß ein Jude, Singer, an der Spitze stünde. Es wäre dies ein Widerspruch mit den Partei prinzipien, denn Singer sei Eapitalist und als Arbeitgeber berüchtigt. Wir löunten allerdings damit zufrieden fern, denn wie bisher jeder Jude seine Partei ruinirt, werde es auch Singer mit der sozialdemokratischen Partei machen, und auf eine Barikade würde derselbe nie steigen. Für uns liege die ungeheure Gefahr darin, daß, nachdem die Juden- presse dem Volke allen moralischen Halt geraubt, es der sozialdemokratischen Presse ein leichtes sei, das unterwühlre Gebäude über den Haufen zu werfen. Redner will die soziale Gesetzgebung weiter ausgebaut wissen, verlangt, das der Arbeitgeber mehr Fühluug mit den Arbeitern nehme, hofft durch eine Umänderung unsre- Wahlgesetzes und cor- porativer Gliederung der Wähler, die nur Candidaten aus ihrer Mitte aufstellen dürften, ein Einbäumen der Sozial, demokratie. Die Noch der «leingewerbtreibenden und die mißliche Lage der Landwirthschaft berührend, verlangte Redner zum Schluß, daß die Regierung sich dem christlich - sozialen Gebiete zuwende und besondeis der Judtnwirthschafl vie Spitze bitte, ermahnt aber, die Treppe von oben herunter zu kehren. Stöcker ist Idealist, er glaubt wie jeder Theoloz, durch Belehrung der Massen und gute» Beispiel von oben- verbunden mit wahrhaft christlicher Nächstenliebe alle« zu erreichen. Ob dies möglich? diese Frage dürfte je nach dem Standpunkte de» Fragesteller» verschieden zu beantworten sein.
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