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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189502269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-02
- Tag1895-02-26
- Monat1895-02
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1895
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Riesaer G Tageblatt rr«d Anzeiger Wetlav M Lyei-tr). Hmnspmchftel« «r. » Amt-ötatt der König!, «mtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts «nd des StadrrathS z« Ries«. 48. Dienstag, 26 Fevrnar 189S, AdendS. 48. Jahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in den Expeditionen tn Niosa und Gtrehla, d« AetSgahMtO^ sowie am Schalter der taijerl. Postanstalten 1 Mart 25 Ps-, durch dir Träger sre« in« Hau« 1 Mark SO Ps-, durch den Uriesträgrr sret in« Hau» 1 Mark SV ißs. gltttrigewAmtahttw Pu dir Mmn» de« Ausgabetage« bi» Bormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich tn Riesa. — Geschäftsstelle: Kaftanirustraß« VS. — Für di, Redaktion »ernntwortlich: Har» Gchmidt In Rial«. Bekanntmachung. Erbtheilungshalter soll der zum Nachlasse des Baumeisters Christian Ehregott Wolf gehörige Grundbesitz in Riesa im Ganzen oder Einzelnen freihändig verkauft werden. Derselbe besteht 1. aus einem an der lebhaften Bahnhofsstraße gelegenen, bis zum Elbkai hinabreichenden HauS- uud Gartengrundstücke im Taxwerthe von 107 315 Mark, welches, da sich Anschluß an die Gleisanlagen der Elbkaibahn Herstellen läßt, zu industriellen Unternehmungen sehr geeignet erscheint, 2. einem zwischen der Bahnhofs- und der projectirten verlängerten Kastanienstraße gelegenen Baublock von 4 Baustellen im Taxwerthe von 17 403 Mark, 3. einem zwischen der projectirten verlängerten Kastanien- und der Gartenstraße gelegenen Baublock von IO Baustellen im Taxwerthe von 35 319 Mark, 4. zwei Feldparzellen beim neuen Gchlachthof im Taxwerthe von 3030 Mark und 1490 Mark, 5. einer Feldparzelle bei den sog. Siebenruthen im Taxwerthe von 9624 Mark und 6. einer Wiesenparzelle mit Feld am Mergendorfer Wehr im Taxwerthe von 4032 Mark. Nähere Auskunft ertheilt der im Nachlaßgrundstücke unter 1. anzutreffende Geschäfts führer Knoof. Gebote sind bis zum 15. März d. I. bei dem Rechtsanwalt Pernitzsch in Oschatz abzugeben. Riesa, am 20. Februar 1895. Königl. Amtsgericht. Heldner. Französische Verfassungsänderung. Weit mehr, als man öffentlich in Frankreich eingestehen möchte, hat die schmähliche Fahnenflucht Casimir-Periers dem Ansehen Frankreichs im Ausland, besonders in Rußland geschadet. Daß Ministerien in Paris wie Pilze kommen und vergehen, das war eine Thatsache, an die man sich gewöhnt hatte; daß aber auch das Palais des Präsidenten der Republik zu einem Taubenschlage werden würde, das hat man früher nicht für denibar gehalten. Ter Zar hatte Casimir-Perier die höchste Ordens-Aus zeichnung ertheilt, die er zu vergeben hatte . . . wenige Wochen später tritt der Ausgezeichnete in das Privatleben zurück. Man sagt, die stattgehabte auffällige außer der Reihe erfolgte Be förderung des in einein kaukasischen Regiment dienenden Prinzen Napoleon sei als eine Mahnung an Frankreich aufzufassen! Casimir-Perier hat sein Verhalten mit der Versüssung entschuldigt, die dem Präsidenten der Republik zu wenig Rechte, zu wenig Einfluß auf den Ga»g der Politik einräume und es haben sich sogleich Abgeordnete gefunden, die dem gerügten Mangel durch eine Verfassungsänderung abhelfen wollen. Der Senator Wallon, der der „Vater der republikanischen Verfassung" genannt wird, da sie in seiner Formulirung angenommen wurde, hat sich öffentlich gegen eine solche Aenderung ausgesprochen. Er zählte alle Machtbefugnisse des Präsidenten der Republik aus: Entlassung und Ernennung der Minister, Berufung zu allen Staatsämtern, Auflösung der Kammer u. s. w. und rvies nach, daß Herr Casimir-Perier von keiner seiner Befugnisse, sie aus dem Präsidenten einen konstitutionellen König machen, Gebrauch gemacht habe; er habe also nicht das Recht, der Verfassung die Fehler vorzuwerfen, deren er selber schuldig sei. Herr Wallon hat in der Presse allgemeine Zustimmung ge funden und im Anschluß daran wurde vielfach die Ansicht aus gesprochen, daß die Uebelstände, die sich seit Jahren gezeigt haben, nicht sowohl der Verfassung, als vielmehr anderen Um ständen zuzuschreiben seien. Man kam schließlich wieder auf die alte Wahrheit zurück, daß die beste Verfassung nichts nützt, wenn das Volk, dem sie dienen soll, sie nicht richtig anzuwenden versteht. Kein Volk Europas hat binnen hundert Jahren so viel Verfassungsänderungen vorgenommen, wie das französische und doch ist dadurch an den Zuständen im allgemeinen verhältniß- mäßig wenig geändert worden. Republik, Kaiserreich, bour- bouijche und orleanistische Monarchie, wieder Republik, absolu tistisches und liberales Kaiserreich und endlich abermals Repu blik, sie alle mit ihren vielen Verfassungen sind vorüberge- gangcn, und noch ist Frankreich in seinen Rechts- und Wirth- jchafsverhältnissen, seinen Verwaltung^ und Steuer-Zuständen, die doch zusammen den Haupttheil des Lebens und Wirkens eines Volkes ausmachen, wesentlich das Gleiche geblieben, wie es aus deni Sturme der großen Revolution hervorgegangen ist. Die neue Anregung zur Verfassungsänderung hat Goblet gegeben. Er beantragt die Wiedereinführung der Listenwahl, d. h. es soll nicht mehr wie bisher in den einzelnen Wahlbe zirken je ein Deputirter, sondern die Deputirten eines ganzen Departements zusammen auf einer Liste gewählt werden. Der einzelne Wähler hätte also so viele Namen auf seinen Wahl zettel zu schreiben, als sein Departement Deputirte zu wählen Hai. Die kleinsten Listen würden drei bis vier Namen ent halten ; die übrigen Listen steigen bis zu 26 Namen im Nord departement und 42 in der Stadt Paris. Die Listenwahl hat bereits eine lange Geschichte hinter sich. Die Wahlen zur Na tionalversammlung wurden nach dem Listenskrutinium vorge nommen ; da aber immer mehr Republikaner gewählt wurden, führte die Nationalversammlung die Einzelwahl ein und da mit sie nicht leicht abgeschasit werden könnte, machten sie aus derselben einen Theil der Verfassung. 1876, 77 und 81 wurde nach dem Modus der Einzelwahl gewählt. Gambetta suchte das Listenskrutinium wieder einzuführen, starb aber darüber hin. Nach Ferrys Sturz wurde wieder dis Listenwahl ein geführt, aber danach nur einmal gewählt (1885), da Boulanger sich durch diesen Wahlmodus zum „Erwählten der Nation" machen zu können hoffte. Darum führte Constans wieder die Einzelwahlen ein. Mit seinem Antrag will sich Goblet populär machen; aber ob Einzelwahl, ob Listenwahl: die französische Republik wird wohl kaum jemals zum Musterstaat werden, da dieser Republik die ehrlichen Republikaner fehlen. TageSgeschichte. Deutsches Reich. Der Besuch des deutschen Kaisers in England im Sommer d. I. wird sich, wie verschiedene Blätter berichten, auf vierzehn Tage ausdehnen. Der Kaiser langt am Sonnabend, 3. August, von Amsterdam kommend, wo er die Königin-Regentin der Niederlande besucht, auf seiner Jacht „Hohenzollern" in Cowes an, verbringt dort eine Woche und reist am folgenden Sonnabend mit Sonder zug nach Penrrlh zu Lord Lonsdale auf Schloß Lowther. Dort verweilt er mehrere Tage, nimmt an der Haselhuhn jagd Theil, die am 12. August beginnt, und begiebr sich dar auf nach Schottland zum Herzog von Fife, der ihn nach New Mar Lodge zur Hirschjagd in dem berühmten Mar- walde eingeladen hat. Am Abend des 14. August trifft der Kaiser in Aberdeen ein und fährt auf seiner Jacht nach Wilhelmshaven ab. Der Prinz von Wales wird den Kaiser weder nach Schloß Lowther noch nach Schottland begleiten. In der „Volksztg." ist ein amtliches Aktenstück abgedruckt. Es scheint also, als ob jetzt auch die Blätter der bürgerlichen Demokratie dem Beispiel der sozialdemokratischen Presse folgen wollten. Im vorliegenden Falle handelt es sich um einen Erlaß des Kriegsminifteriums an die Intendanturen folgenden Inhalts; 1) Arbeiter, welche für Zwecke der Sozialdemokratie in irgend einer Weise wirken oder sozialdemokratischen Ver bindungen angehören, dürfen in Betrieben der Militär- Verwaltung nicht beschäftigt werden. Solche Personen sind, ohne Angabe von Gründen, sofort zu entlassen, andernfalls ist denselben, ohne Angabe von Gründen, so fort zu kündigen. 2) Liegt der Verdacht vor, daß ein Arbeiter eines Betriebes der Militär-Verwaltung sich an sozialdemokratischen Umtrieben beteiligt oder einer sozial demokratischen Verbindung angehört, so hat sich der Leiter des betreffenden Betriebes in geeigneter Weise — erfor derlichen Falles durch Nachfrage bei der zuständigen Polizei behörde — hierüber Gewißheit zu verschaffen uno zutresfen- den Falls das Weitere nach Ziffer 1 zu veranlassen. 3) Die Bestimmungen unter 1 und 2 finden aus die bei der Militär-Verwaltung im Lohnverhältniß stehenden, nicht unter die Klasse der Arbeiter fallenden Personen (Hilfs- techniker, Zeichner, vauaufseher, Hilfsschreiber u. ,. w.) gleichfalls Anwendung. Daß die Heeres-Verwaltung es mit der Fernhaltung sozialdemokratischer Elemente aus ihren Betrieben besonder ernst nehmen muß, ist s lbstverständlich und man kann dem Erlaß nur zustimmen. Aus dem Gange der ersten Berathung der Tabaksteuer* Vorlage glaubt man vielfach den Schluß ziehen zu dürfen, daß die Aussichten für diesen Entwurf günstig seien und daß dessen Annahme wahrscheinlich sei. Diese Auffassung gründet sich namentlich darauf, daß der Abgeordnete Müller-Fulda, der für das Gros der Centrumsfraktion sprach, sich im Ganzes weit freundlicher zu der Vorlage stellte, als dies gegenüber der vorjährigen seitens des Centrumsabgeordneten Fritzen geschehen ist. Wie indessen aus Centrumskreisen ver lautet, ist man dort mit den Ausführungen des Abgeordneten Müller keineswegs einverstanden. Er hatte von der großen Mehrheit der Fraktion den Auftrag erhalten, sich über die Vorlage genau so absprechend zu äußern, wie dies der Ab- geordnete Fritzen im vorigen Jahre gethan hat. ES wird auf einen Mangel an rednerischer Gewandtheit zurückgeführt, wenn er sich dieses Auftrages derart entledigt hat, daß man aus seinen Worten die Geneigtheit seiner Auftraggeber folgern könn e, für die in Einzelheiten abgeänderte Tabaksteuervorlage schließlich zu stimmen. Andererseits wird versichert, daß der Centrumsabgeordnete Schädler, der sich bekanntlich sehr freund lich über die Vorlage geäußert hat, nicht mehr als höchstens 25 Mitglieder seiner Partei hinter sich habe. Berücksichtigt man, daß die Polen, die Sozialdemokraten, die Freisinnigen beider Gruppen, die deutsch-soziale Reformpartei und die süd deutsche Volkspartei geschlossen, ferner mindestens 30 Kon servative beider Richtungen, Nationalliberale und Wilde gegen die Vorlage zu stimmen entschlossen sind, so wird man aller dings zugeben müssen, daß vorläufig die Aussichten der Vor lage noch keineswegs günstig stvd. Allerdings wäre keines wegs ausgeschlossen, daß sich weiterhin aus gewissen Gründen die Zahl „derer um Schädler" noch ganz erheblich vermehren könnte. Augenblicklich aber fehlt es auch hierfür noch an jedem Anhalte. Dem „Berl. Tagebl." wird gemeldet, daß Fürst Bis marck seinen 80. Geburtstag nicht in Friedrichsruh, sondern auf seinem Stammgute Schönhausen verleben werde. Dort wird auch der Kaiser am 1. April zu einem mehrstündigen Besuch eintreffen. In Schönhausen sollen daher bereus Vorbereitungen zum würdigen Empfang des Monarchen, so wie der übrigen Gäste getroffen werden. Die Nachricht be darf noch der Bestätigung. Ueber ein seltenes, aber sehr erfreuliches Compromiß berichtet die „Rh.-Westf. Ztg." aus Iserlohn: Die dusigen Nationalliberalen, Freisinnigen und das Centrum haben sich vereinigt, um den Geburtstag des Altreichskanzlers gemein schaftlich in festlicher Weise zu begehen. Zu dem in Aussicht genommenen Commers stellt die nationalliberale. Partei den Festredner, die Redner für das Kaiserhoch und für das Hoch auf das Vaterland stellen die freisinnige und die Cenirums- partei. „Gewiß ein erhebendes Bild deutscher Brüderlichkeit!' bemerkt erbost die „Franks. Ztg." Vom Reichstage. Gestern theilte der Präsident zu Beginn der Sitzung mit, daß der Abz. Hänichen (dtschsoz. Resp.) sein Mandat niedergelegt hat. Der Abgeord. Richter (frs. Bolksp.) zog seine Interpellation, betreffend die Neuwahl im Wahlkreise Eisenach zurück, nachdem oer StaarSminister von Bötticher erklärt hatte, daß die weimarische Regierung den für die Wahl bestimmten Termin aufgehoben und die Aufstellung von neuen Wählerlisten ver anlaßt habe. — Es folgte die erste Berathung des Finanz- gesetzeS, nach welchem die Matrikularbeiträze und di Ueberweisungen balaneiren, die etwaigen Ueberschüffe zu einem Fonds, der zur Deckung von Fehlbeträgen bestimmt ist un^ 40 Millionen nicht übersteigen darf, gesammelt werden soll, während weitere Ueberschüsse zur Schuldentilgung verwend.!
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