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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189503048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-04
- Monat1895-03
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1895
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»er König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. SS. «onta«, 4. «Srz 18SS, MeodS. 48. Jahr,. Da» Rtelarr Tageblatt erscheint jeden Tag Abend« mit Ausnahme der Sonn- und Festtag«. so»i» am Schatt« der latiert. Postaustalteu 1 Mart 25 Pf., durch die Träger srei in« Hau« 1 Mark SO Pf., durch den vrieftrLg« frei in» Hau« 1 Mart »v W. R^oi,« «>nah»i pn Rt MW» de« Ausgabetage« bi« vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck «nd Bala, von Lange« » Winterlich in Riel» — GefchafUftelle: »aftauienstraß« VS. — Für di, Redactton mnnttwmülch: Ha«» GchmWI in >i«k» Im Saale des Hotels zum „Kronprinz" hier sollen Donnerstag, den 7. März 1895, von Vorm. 1v Uhr an, 1 Ladentisch, 2 Regale, 1 Decimalwaage mit Gewichten, 3150 Stck. Cigarren, 130 Päckchen Cigarretten, 1 Anzahl Tabakspfeifen und Cigarrenspitzen, Rauch- und Schnupftabake, Streichhölzer, leere Cigarrenkisten, Schnupftabakdosen u.A. m. gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Riesa, am 4. März 1895. * Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsgerichts. Sekr. Eldam. Vom Reichstage. Gestern wurde die zweite Berathung des Marine» etats beendet. Dem Anträge der Budgetkommission gemäß wurde die Rate zur Herstellung von Torpedobooten in Höhe von 2400000 Mark abgelehnt. Die Forderung für Erneue rung der Maschinen und Kessel der Schiffe der Sachsenklasse wurde nur für zwei Schiffe bewilligt, diejenige zur Vergrö ßerung der Kohlenlager von 650000 auf 400000 herabgesetzt und die Forderung zum Bau eines großen Trockendocks auf der Kieler Werft gestrichen. Sodann wurde der Antrag Müller-Fulda (Ctr.), von der bereits bewilligten ersten Rate für den Bau von Kreuzerschiffen 1200000 Mark durch Anleihe zu decken, angenommen. Der Rest des Etats wurde dcbattelos erledigt. Ls folgte sodann die Berathung des Militäretats. Die Berathung über den Titel „Gehalt der Minister" wird verbunden mit der Berathung des Antrages Auer, die ver bündeten Regierungen mögen einen Gesetzentwurf vorlegen; durch den die Erziehung der Jugend zur Wehrhaftigkeit und die Umwandlung der jetzigen Heeresorganisalion in eine Milizordnung angebahnt wird. Abg. Liebknecht (Soc.) begründet den Antrag Auer und schildert das Milizsystem der Schweiz. Es falle den Sozialdemokraten gar nicht ein, das Land wehrlos machen zu wollen ; sie hätten auch keinen Antrag auf Abrüstung ge stellt. Die französischen Sozialisten würden in der Depu- tirtenkammer bei der Budgetberathung einen ähnlichen Antrag zur Erörterung bringen. Die Sozialdemokraten gäben sich zwar keinen Illusionen hin über das Schicksal ihres An trages; die Fragen müßten aber einmal diskutirt werden. Der sogenannte militärische Geist verbürge keineswegs den Erfolg. Dabei habe aber das Milizsystem den Vorzug er heblich geringerer Kosten. Das Milizsystem sei auch eine Garantie des Friedens; denn da sei alles so voll demokra tischen Geistes, daß ein auswärtiger Krieg einfach unmöglich wäre. Deshalb habe er 1871 empfohlen, nicht Elsaß-Lothrin- gen zu nehmen, sondern Frankreich zu einem Milizsystem zu zwingen, das es ihm unmöglich mache, seinen Eroberungsge lüsten und seinem Chauvinismus zu folgen. Die Chauvinisten seien in Frankreich nur eine Minderheit; nur die Antire publikaner, die Bonapartisten und Boulangisten seien Chau vinisten. Das jetzige HrereSsystem lege nicht nur dem Lande, sondern auch dem einzelnen, den Eltern der Soldaten schwere Lasten auf. Neben dem offiziellen Militärbudget gebe es noch ein zweites, nicht offizielles, das von den Eltern und Angehörigen getragen werde, auch von den Köchinnen. (Heiter keit). DaS falle alles beim Milizsystem aus, dasselbe ent- reitze auch nicht den einzelnen seiner Karriere; jeder könne sich in seinem Berufe ungestört entwickeln. Der Schweizer gehe nicht mit Angst, sondern freudig zur Ableistung seiner Dienstpflicht, denn er fühle sich gegen jedes Unrecht von oben geschützt. Bei uns gebe es ein militärisches und rin civiles Volk, und man wisse, daß das militärische höher geschätzt werde. Der demokratische Geist in der ganzen Milizeinrich tung sichere den einzelnen auch vor Uebergriffen seitens seiner Vorgesetzten, und das Beschwerderecht sei völlig gesichert, was man von dem bei uns wohl vorhandenen Beschwerderecht nicht sagen könne. Schläge kämen in der Schweiz gar nicht vor. An der Hand de» in der Schweiz bestehenden Systems wäre es sehr wicht, für Deutschland eine Milizordnung aus zuarbeiten. Aber die Sozialdemokraten gäben sich keinen Illusionen bezüglich des Schicksals diese» Antrages hin. E» werde ein anderer Weg empfohlen: Boguslawski schlage den Staatsstreich vor und die Lösung der sozialen Frage mit dem Schwerte. St.eS habe Angst vor den Sozialdemokraten (Lachen), oder man heuchle. Bei uns brauche man eben ein Heer, das dem Volke fernstehe, um es gegen das Volk ge brauchen zu können ; deshalb ziehe man da- Prätorianerthum groß. (Ohol und Unruhe rechts.) Er bitte um Annahme Les Antrages. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Baumbach (Reich-p.) führt au», die ganze Ten denz der Bestrebungen der Sozialdemokratie nach einem Volksheer habe nur den einen Kern, mit diesem sozialdemo kratischen Volksheer die Macht über die Massen zu erhalten. Der Werth eines Volksheeres sei doch bekannt. Die Bür gerwehr von 1848 sei zuerst voll heiligen Feuers gewesen, aber bald erlosch dasselbe und die Leute kamen kaum zu den Waffen und schlichen sich heimlich davon. AuSgerichtet könnte nur etwas werden mit einer fest und disziplinarisch geschulten Armee. Das furchtbarste, was wir erlebt, sei die entartete Volkswehr in Paris 1871 gewesen, die Kommune. Miliz heere seien nur zur Defensive zu gebrauchen. Der Charakter des Deutschen sei aber ein durchaus offensiver. (Oho! und Zurufe bei den Sozialdemokraten.) 1866 und 1870 seien wir nur durch die Offensive zu unserem Erfolge gekommen. Die Schweiz und Amerika seien ihrer ganzen Lage und Be schaffenheit nach im Stande, mit dem Milizsystem auszu kommen Abg. Rickert (freis. Vrgg ) freut sich, nun endlich ein mal Klarheit über die Projekte der Sozialdemokraten bezüg lich einer Organisation de» Militärs nach ihren Wünschen erlangt zu haben und hofft, daß der Kriegsminister die Ge legenheit nicht werde vorübergehen lassen, um über die Sache sich frei auszusprechen. Er glaube jedenfalls, daß die Ar beiter für dieses System danken werden. Die Berufung des Abgeordneten Liebknecht auf Scharnhorst für seine Ansicht über den Werth des Milizsystems sei gänzlich ungerechtfertigt, desgleichen auch die Berufung auf Jules Roche und dessen Angaben aus den Berichten der Budgetkommission über die Bergleichszahlen hinsichtlich der Armeestärke und der Auf wendungen der einzelnen Völker für ihre Militärmacht. Dis Citation Jules RocheS klinge überhaupt höchst sonderbar im Munde des Abgeordneten Liebknecht, Roche sei doch in seinen Ansichten vollster Bourgeois. In Frankreich wolle man übrigens den Krieg mit Deutschland auf allen Seiten, von der Rechten bis zur Linken, vielleicht mit Ausschluß der So zialisten, sobald man nur die Gewißheit habe, es mit Deutsch land allein zu thun zu haben. Die Zahlenangaben des Ab geordneten Liebknecht über die Schweiz seien veraltet und nicht mehr zutreffend. Außerdem ließen sich die Schweiz und Deutsch.and gar nicht vergleichen, denn die Schweiz habe in den Bergen einen natürlichen Schutz und bedürfe daher weit weniger militärischen Schutz, als das offene Deutschland. Ueber die schweizerischen Truppen heiße es in der Schrift eines Majors im schweizerischen Generalstabe: Unsere Armee ist nicht feldtüchtig, es fehlt ihr an Disziplin. Wenn das in einer solchen Schrift stehe, dann müsse etwas dahinter sein. In der Schweiz klage man auch über Militarismus, Mili- tärhochmuth und Säbelrasselei. Auch in der Schweiz, heiße es in einer anderen Schrift, werde der Soldat geschlagen. Die Kosten des Milizsystems würden sich ganz ungeheuer gestalten. Einer Milizordnung nach dem Herzen des Abge- ordnten Liebknecht könnten wir unsere Kinder nicht anver trauen; sie wären einfach im Ernstfälle Kanonenfutter. Wir halten unsere Armee für gut und wollen für unsere Söhne gern Opfer tragen, deshalb stimmen wir dem Anträge nicht zu. (Beifall.) Abg. v. PodbielSky (kons.) meint, der Abgeordnete Liebknecht habe mit dem Bilde der sozialdemokratischen Zu- kunstSarmee gleichzeitig deren vollkommene Unmöglichkeit dar- gethan. Nur Klarheit über die Sache, dann werden die Massen schon sehen, daß an der Sache gar nichts ist. Redner erörtert die Angelegenheit einer Mobilmachung der für Deutschland nothwendigen Milizarmee von etwa acht Mil lionen Mann. Wo sollten die Uniformen Herkommen? wo die Waffen? wo sollte alle» lagern? wo sollten die Pferde Herkommen? Das seien alles Utopien, die in nichts zerrinnen, sobald man ihnen näher trete. Wenn der Abgeordnete Lieb knecht davon spreche, daß selbst die Köchinnen zu Leistungen für das MUitär herangezogen werden, so meine er, daß wohl auch die Miliz sich für da» ewig Weibliche und Schöne be geistern werde. (Große Heiterkeit.) Allerdings fürchte er, daß dann die Verhältnisse nicht so dauerhaft sein werden (stürmische Heiterkeit); die Miliz werde jedenfalls flatterhafter sein. (Heiterkeit.) Für die deutsche Jugend passe das MÜiz- system nicht. Der schweizerische Wehrmann, wie ihn der Abgeordnete Liebknecht anpreise, sei nirgends zu finden; er sei eben bloß ein Ideal. Warum kämen schweizerische Of- ziere zu uns? Doch nicht, um zu sehen, wie es nicht sein soll, sondern um zu sehen, wie es bei uns ist. Für eine Milizarmee wäre jeder Pfennig zu viel, während er bei einem dtsziplinirten Heere wie dem unseren sehr gut ange wendet sei. Sie wollen uns ein stumpfes Messer geben; wir aber wollen ein scharfes Schwert haben, um jeder Zeit für Deutschlands Ehre und zu Deutschlands Schutz ivirksam eintreten zu können. (Beifall rechts.) — Hierauf vertagte das Haus die Berathung auf Montag 1 Uhr. Schluß 5 Uhr. rages-eschtchte. Groß und mannigfach ist die Noth der Zeit ; der Fülle von Elend und der Verschlimmerung der Erwerbsverhält- nisse, welche vielfach auftritt, stellt sich andererseits als hoch erfreuliches Lichtbild aber doch auch wieder eine umfassende Liebesthättgkeit und ein zielbewußtes Eingehen auf die be rechtigten sozialen Forderungen der Gegenwart entgegen. Die zu konstatirende Unterstützung der zahlreichen gemein nützigen Bestrebungen unserer Tage beweist das mit vollster Deutlichkeit. Aus der letzten Zeit ist in dieser Beziehung namentlich der Eifer zu nennen, mit dem man bemüht ist, die Volksgesundheit überall zu fördern, die Freude an der Natur und am Wald zu erhöhen und Volksheilstätten für Lungenkranke und andere Gebrechliche einzurichten. Einer derartigen sozialen Hilfsthätigkeit muß man von Herzen Glück wünschen; immerhin trägt gegenwärtig aber auch schon die Gesetzgebung zur Erleichterung des Looses der ärmeren Klassen in einem achtenSwerthen Umfange bei. Nach dem vorliegenden Geschäftsberichts des Reichsversicherungsamtes wurden im vorigen Jahre 8079600 Mark von der Unfall versicherung an Verletzte und an die Verwandten Getödteter und Verletzter gezahlt. In derselben Zeit sind an 295200 Personen 34400000 Mark Alters- und Invalidenrenten zur Auszahlung gelangt. Eine segensreiche Thätigkeit haben diese Versicherungsanstalten seit einiger Zeit auch noch auf einem anderen Gebiete sozialen NothstandeS entfaltete Sie gaben bisher für den Bau von Arbeiterwohnungen 5741000 Mark als Darlehen, und sie haben gegenwärtig wieder mehr als eine Million für den gleichen Zweck bereit gestellt. Die Wohnungsfrage für die arbeitenden Klaffen in verständiger und gründlicher Weise zu lösen, ist entschieden eine der drän- gendsten Aufgaben der Gegenwart. Die gegenwärtigen Zu stände auf diesem großen Gebiet sind geradezu eine öffent liche Gefahr. — Auch in Oesterreich erinnert man sich jetzt in hohen Kreisen der schlimmen Zustände, die dort auf dem Gebiet der Wohnungsfrage, und vielleicht in einem noch ausgedehnterem Maße als in Deutschland, herrschen. Kaiser Franz Josef hat Anordnungen getroffen, nach denen das Jubelfest seiner fünfzigjährigen Regierung namentlich durch die Errichtung von Wohlfahrtsanstalten gefeiert werden soll. Besonders in dem sich durch schlechte und theuere Arbeiter wohnungen traurig auszeichnenden Wien sollen billige und gesunde Wohnungen für die ärmere Klaffe gebaut werden. Auch ist angeordnet, daß alle einschlägigen Fragen zur Er örterung gelangen und Berwaltungsmaßregeln zur Verbesse rung der WohnungSverhältniffe zu ergreifen sind. Man hofft, daß nach dem Beispiel de» Kaisers die gemeinnützigen Bestrebungen auf diesem Gebiet auch in anderen österreichi schen Gesellschaftskreisen eine ausgiebige Unterstützung finden und somit in Oesterreich die Lösung der Wohnungsfrage mit etwas größerem Nachdruck als bisher in Angriff genommen wird. — In Belgien will man die allgemeine soziale HUfSthätigkett durch ein demnächst zu errichtende« „Arbeit-- amt" unterstützen, welche» alle sich auf da» Arbeitswefen be ziehenden Nachrichten sammeln und verwerthen soll. Da»
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