DER MÜNCHNER PLAKATSTIL Von Prof. Franz Paul Glaß, München, künstlerischer Leiter der internationalen Plakatschau. Münchner Kunst, süddeutsche Kunst, man denkt an Sonne an Heiterkeit und Phantasie. Der Pulsschlag des Lebens eines unverwüstlichen deutschen Volksstammes ist in ihr, alles ist innerlich voll Figur und Lebensbejahung. So auch in der Plakatkunst. Wenn in Norddeutschland die abstrakte, kühle, tektonisch« Gestaltung vorherrscht, so in München Temperament un( Humor, Lebenswärme. Wenn im Norden das Sachplakat, die effektvolle Darstellung der Ware siegte, so in München die figürliche Gestaltung un< i der schlagende Einfall. Schon die ersten Münchner Plakate der neunziger Jahn « bringen diese Note; Stuck, Heine, Bruno Paul zeigen in ihre, Arbeiten eine bewußte Festlegung des Plakatstils, und in Gegensatz zu den Franzosen, eine mehr graphische Einstei lung. Julius Diez und Weißgerber sind in der Folge die wesent liehen Former des Münchner Plakatstils, der durch sie Ru und Namen gewann. Waren die ersten Plakate für Vergnügungslokale, Ausstei lungen und Zeitschriften bestimmt, also dankbare Motive, di der Gestaltung keine unliebsamen Fesseln anlegen, so bringe die Arbeiten Hohlweins erst den starken Kontakt mit de Erfordernissen der kaufmännischen Werbung, seine Plakat sind malerisch, voll Naturnähe, sie sind mit hervorragender Gefühl für Raumaufteilung und Wirkung gestaltet, und di photographische Genauigkeit der Darstellung ist nicht zuleti die Ursache des Welterfolges seiner Kunst. Ihm nahe steht, um eine Nuance mondainer und elegante« der Plakatzeichner J. V. Engelhard. Schnackenbergs jetzt so selten gewordene Arbeiten zeigte den interessanten Versuch, Pariser Einflüsse mit der Münd ner Formung zu verschmelzen.