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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990530028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899053002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899053002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-30
- Monat1899-05
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unverhoffte, liebenswürdige Entgegenkommen der Excellenz ge schmeichelt waren. Er war noch unterwegs, als der Kammerjunker Graf Gunzen stein angefahren kam. Er suchte sich den Anschein zu geben, als ob ihn lediglich die Sehnsucht, die verehrten Damen wiederzu sehen, aus der Stadt getrieben habe, konnte aber doch eine ge wisse Unruhe nicht ganz verbergen. Jungenhcim betrachtete er mit mißtrauischen Blicken, vielleicht nur deshalb, weil er ihm bei den jungen Damen gefährlich sein könnte, die er sofort wieder darauf musterte, welcher von ihnen er den Preis der Schönheit und Anmuth zuerkennen solle. Die gnädige Frau, die weitab davon geheime Absichten witterte, behandelte ihn etwas über- müthig und erkundigte sich mit allerhand spitzen Bemerkungen nach hochmögenben Persönlichkeiten in der Residenz — lauter Freunden und Freundinnen in der Hofgesellschaft. Besonders liebevoll fragte sie nach dem Wohlsein der Gräfin Zehlendorf und ihrer Lolo, die sich doch wohl noch der beneivenSwerthen Gunst des jungen Herzogs zu erfreuen habe. „Schade, daß das regierende Haus in directer Linie auf seinen zwei Augen steht." „Warum, Mama?" fragte Irmgard. Der Kammerjunker wußte nicht, was er antworten sollte, und Armgard senkte die Augen, da sie ihn in Verlegenheit sah. Jungenheim aber sagte: „Diese zwei Augen sind schwerlich schön genug, bei meiner klugen Schülerin Unheil anzurichten." Als sie dann allein zusammen durch den Park spazirten, wollte Irmgard wissen, weshalb er Lolo seine Schülerin genannt habe. Er erklärte ihr's. „Und sie ist wirklich so klug?" fragte sie. „Wie klug?" „Nun, sie sagten doch . . „Ach so! Ja, eine gewisse Klugheit gehört schon für eine junge Dame in ihrer gesellschaftlichen Stellung dazu, nicht außer Acht zu lassen, daß die Fürsten immer schöne Augen haben — und die traue ich ihr zu." Irmgard sah ihn verwundert an und schwieg darauf eine Weile. Dann sagte sie geärgert: „Sie behandeln mich wie ein Kind. Wissen Sie, Herr Doctor, daß ich das gar nicht hübsch von Ihnen finde?" „Ich wüßte doch nicht . . „Ja, ja! Sie haben nur immer Ihren Spaß mit mir. Ich will aber ernst genommen werden." Jungenhcim zog den Hut. „Darauf haben Sie den besten Anspruch, mein gnädiges Fräulein", antwortete er. „Es ist aber meine Art, am liebsten mit denen zu spaßen, die ich ernst nehme, oder allein mit Ihnen. Ich glaubte, es Ihnen auf den ersten Blick angesehen zu haben, daß ich mir's bei Ihnen wohl sein lassen dürfte." Nun wurde ihr hübsches Gesichtchen wie mit Blut übergossen. „Aber Sie spaßen gern so, daß ich Sie nicht verstehen kann", sagte sie, „und das scheint auch Ihre Absicht zu sein. Als ob Sie sich üvcr meine Einfalt lustig machen wollten." ,-Aber, Cousinchen —" „Es ist doch so. Und Sie bedenken nicht, daß ich aus der Pension komme und von vielen Dingen gar nichts verstehen kann, die Ihnen ja ganz geläufig sein mögen. Ich merke wohl, daß hier etwas vorgeht, wobei Sie die Hand im Spiele haben, und es ist gar nicht blos Neugierde, daß ich darüber doch auch ein wenig unterrichtet sein möchte. Es ist wirklich ein sehr ver drießliches Gefühl, sich so ganz dumm vorkommen zu müssen und mit einem Späßchen abgefunden zu werben, wenn man fragt." „Ja, aber da müßte ich weit ausholen —" „Holen Sie doch auS." „Und ich müßte auch Ihres freundschaftlichen Vertrauens sicher sein. Könnte ich das?" „Ja, Geheimnisse habe ich gar keine", antwortete sie wie ent schuldigend. Er sah ihr so ganz eigen in die blauen Augen, die tapfer den Blick aushielten. „Man weiß manchmal von seinen eigenen Geheimnissen noch nichts, wenn sie ein Anderer schon errathen hat." „So? Und Sie trauen sich zu. . ." „Wenn Sie immer ganz ehrlich gegen mich sind." „Ich hoffe, das wird mir nicht zu schwer werden",» sagte sie nach kurzem Bedenken, und dann wieder nach einer kleinen Weile: „Wenn ich nur zu Ihrer Schülerin klug genug bin!" Er haschte, dicht an ihre Seite tretend, ihre herabhängende Hand und drückte sie. „Das werden Sie bakd ganz sicher im Ge fühl haben, denke ich", bemerkte er dabei. Irmgard hob ein klein wenig die Schulter, um die Hand sanft fortzuziehen, was doch nicht sogleich gelang. „Das ist gewiß wieder anders gemeint, als gesprochen", schalt sie. „Wie kann man so etwas im Gefühl..." In demselben Augenblick mußte ihr aber wohl vor der Frage bange werden. Sie trat einen Schritt seitab. „Ach, ich rede mit Ihnen gar nicht mehr." Nun ging er aber auf ihre Wünsche ein und sprach von ihrem Vater, von seiner Stellung zum Hofe, von seinen Zukunftsplänen, soweit ihr Verständniß dafür reichen konnte. Sie hörte mit ge spannter Aufmerksamkeit zu und näherte sich ihm wieder mehr und mehr, bis sie «ine Weile Arm an Arm gingen. Nur mitunter warf sie einen Laut des Erstaunens ein; so neu war ihr die Welt, vor der er den Schleier zurllckzog. Das Gefühl der Dankbarkeit regte sich stark in ihr, als ob er ihr eine Wohlthat erwiesen hätte, und ihr Verdruß war groß, als sich nur zu bald der Junker von Gunzenstein und Armgard zu ihnen gesellten. Armgard mochte ihn so dirigirt haben, da er etwas zu dreist die Gelegenheit wahrnahm, ihr unter vier Augen Schmeicheleien zu sagen. Als dann Abends der Freiherr in sehr erregter Stimmung nach Hause kam und Gunzenstein vorfand, blieb,'die Frage nichi aus, was man denn in der Residenz zu dem famosen Artikel ge sagt habe. Der Junker mußte eingestehen, daß er in gewissen Kreisen die Wirkung einer Bombe gehabt habe, die ausgeworfen sei, um eine große Beunruhigung hervorzurufen. Man frage verwundert, was weiter beabsichtigt sein könne. „Sie beweisen wirklich viel Muth", sagte Jttenborn spöttisch, „sich in Horseln blicken zu lassen. Wenn das bei Hofe bekannt würde." Er drohte ihm mit dem Finger. „O, ich fürchte nicht, daß Excellenz in irgend welcher Be ziehung zu dem säubern Journalisten stehen, der sich dieses Stück chen geleistet hat", antwortete Gunzcnstein etwas verlegen. „Am Ende hat man sie abgeschickt", rief der Freiherr lachend, „um sich darüber an Ort und Stelle Gewißheit zu verschaffen!" „ O — was denken Excellenz . . ." „Na, na! Sie dürfen ungenirt die Wahrheit sagen. Machen Sie sich jedenfalls darauf gefaßt, daß man Sie ausforschen wird, wenn man erfahren sollte, daß Sie sich in der Unschuld Ihres Herzens hierher gewagt haben, und sammeln Sie Stoff zu in teressanten Mittheilungen. Ich werde Ihnen nur dankbar sein können, wenn Sie recht indiscret sind. Wahrhaftig, es liegt mir selbst viel daran, daß die erstaunlichen Dinge, die sich hier vor bereiten, ihren Schatten vorauswerfen. Er sprach dann bei Tische mit einer Offenheit über die Be suche, die er soeben gemacht, und über die Gespräche, die geführt worden, daß dem Junker mitunter himmelangst wurde. Der frühere Minister schien ihm rin richtiger Revolutionär geworden zu sein. Die Tante Zehlendorf hatte doch wohl nicht unrecht gehabt, wenn sie meinte, die Sache sei nicht so ganz un schuldig. Jungenheim bat ihn um einen Platz auf seinem Wagen. Er wolle nach der Stadt, um sein Gepäck von der Eisenbahnstation abzuholen, und gedenke mit der Post zuriickzukehren, wenn man ihn noch länger behalten wolle. Der Kammerjunker äußerte sich sehr erfreut über diese Begleitung, fand aber im Stillen den jungen Mann, der bei Tische an Freistnnigkeit den Haushrrrn noch überboten hatte und von dessen Beziehungen zur Presse Abkommen mit der Opposition ermächtigt, daS die Zoll gemeinschaft bis 1903 festsetzte. Dieser mit dem Ablauf der Handelsverträge zusammenfallende Zeitpunkt wurde von der die volle Selbstständigkeit Ungarns im Auge habenden Opposition deshalb gefordert, damit Ungarn für den Fall des Nichtznstandekommens eines neuen Ausgleichs in der Lage sei, seine internationalen Handelsbeziehungen im Jahre 1903 unabhängig von Oesterreich zu regeln. Dadurch, daß die Szell'sche Formel, die doch eine sehr wesentliche Aenderung der Jschler Abmachungen bedeutete, von der Krone genehmigt wurde, ohne daß der andere Vertragstheil, daS Cabinet Thun, um seine Zustimmung befragt worden wäre, entstand die gegenwärtige Verwickelung. Da die Szell'sche Formel offenkundig den Zweck verfolgte, Ungarn für die Zolltrennung bereit zu machen, mußte das Cabinet Thun an ein Gleiches denken. ES erklärte, angesichts eines nur bis 1903 erstreckten Zoll- und HandelsbünbnisseS an der bis 1910 reichenden Bankvereinbarung nicht mehr festbalten zu können. DaS neue Bankabkommen, daS den Polen Badeni und Bilinski durch Banffy abgerungen wurde, räumt nämlich Ungarn die Parität in der gemein samen, jetzt in Wien verwalteten Notenbank ein, so daß Ungarn im Falle der Zolltrennung in der Lage wäre, mit österreichischem Gelde den wirthschaftlichen Krieg mit Oester reich zu führen. Daher verlangte Thun, daß das alte Bank statut einfach bis 1903 verlängert werde. Auf die Frist bis 1903 ging Szell ein, allein er hielt daran fest, daß auch für die verkürzte Frist die neue Bankacte in Kraft zu treten habe. Auch dann würde aber Ungarn durch die Parität in der Bank noch eine starke Waffe gegen Oesterreich im Jahre 1903 gewinnen. Daher die Festigkeit des CabinetS Thun, der bis jetzt eine gleiche Unnachgiebigkeit VeS CabinetS Szell entgegensteht. Ueber die Bnndnitz - Abmachungen zwischen England nnd Portugal wird uns aus Lissabon berichtet: Die Zeitung „NovidadcS" ergänzt ihre früheren Mittheilungen über daö zwischen England und Portugal getroffene Ab kommen dahin, daß sich Portugal verpflichtet habe, in einem besonderen Kriegsfälle, als der wohl nur ein Krieg mit Transvaal gemeint sein kann, 20 000 Manu Hilsstruppen für England zu stellen. Für andere Fälle habe Portugal in seinen festländischen Häfen und auf den Azoren der britischen Flotte Zuflucht und Kohleneinnahme zu gestatten. Thatsächlich hat auch der Colonieminister die sofortige Absendung von mehreren Feldbatterien, 800 Mann Colonialtruppen und 500 Pferden nach Lourenzo MargueS angeordnet, was in den Blättern eifrig besprochen wird. Am meisten bemerkt aber wird, daß das halbamtliche Abendblatt „Correio da noite" zum Geburtstage der Königin Victoria außer einem begeisterten Glückwunschartikel in fettem Drucke den Wortlaut des TrinksprucheS veröffentlichte, den der britische Admiral Dawson auf den ihm zu Ebren ver anstalteten Festmahle ausgebracht hatte. Darin befindet sich die bemerkcnswerthe Stelle: „Ich trinke auf den dauernden Bestand der alten und durch die letzten Tage neugekräf tigten Bundesgenossenschaft zwischen England und Portugal, durch welche die beiden berühmtesten see fahrenden Nationen Europas zu einem unauflöslichen Ganzen verbunden sind." Der Conflict zwischen den gesetzgebenden Körpern Fin- lands und der russischen Centralregierung nimmt nun bestimmtere Formen an. Die dem sinnländischen Landtag übergebene russische Wehrgesetzvorlage, die auf die Be seitigung des nationalen finnländischen Heerwesens als der wesentlichen Stütze der finnländischcn Selbstständigkeit bin- ziclt, ist nun von zwei parlamentarischen Ausschüssen behandelt worden, dem VerfassungSausschuß, der ihr Verhältnis zur Verfassung klarzustellen hatte, und dem Webrpflicht- ausschuß, der insbesondere die finanziellen und wirthschaft lichen Seiten derselben in Betracht ziehen sollte. Der erstere ver- theidigt in seinem Gutachten zunächst das von Rußland be strittene Recht der finnischen Stände, an der Berathung und Gestaltung des Wedrgesetzcs thcilzunehmen, und erklärt die Mitwirkung der Stände als für die Beruhigung des Landes absolut erforderlich. Der Wehrpflichtausschuß lehnte die kaiserliche Vorlage zwar zum Theil ab, bewilligte jedoch eine Reihe von Acnberungen an der bisherigen Wehrver fassung, die über die von russischer Seite sv oft angezweifelte Loyalität der Finländer Rußland gegenüber und ihre Bereitwilligkeit, die finnische Hceresmacht den Interessen des GesammlreichS nntcrzuorbnen, keinen Zweifel lassen. Zu nächst verzichtete der Ausschuß auf die bisherige Gestaltung der finnischen Reserve-Juslistution, welche sämmtlicben Bewohnern des Großfürstenthums die Leistung der Wehrpflicht innerhalb gewisser AlterSclasscn auferleate; gerade diese Institution wurde nämlich in Rußland bisher als ein Mittel, daS ganze finnische Volk unter Waffen zu halten, mit miß günstigen Augen angesehen. In Uebereinstimmung mit dem russischen Wehrgesetz bat der Ausschuß nuu bestimmt, daß nur ehemalige active Soldaten der Reserve angehören sollen, jedoch unter Beibehaltung der bisher in Finland gütigen Dienstzeit. Ferner hat der Ausschuß anerkannt, daß die Be stimmungen über die Verwendung der finnischen Truppen in KricgSzeiten den veränderten Zeitverhältnisseu nicht mehr entsprechen; er bestimmt daher, daß die finnischen Truppen zwar nach wie vor in erster Linie zur Vertheidigung beS Landes bestimmt sein sollen, falls sie aber hierzu nicht erforderlich find, auch an anderen Puncten dcS Reiches Ver wendung finden können. (Es ist hierbei daran zu erinnern, daß die finnischen Truppen auch bisher von russischen Officieren befehligt waren und russische Commandosprache hatten.) Ferner erhöhte der Ausschuß die Zahl der activen Truppen (bisher 5600 Mann) auf künftig 12 000 Mann. Die in das finnische Staatsrecht eingreifenden Bestimmungen der kaiser lichen Vorlage, insbesondere jede Bestimmung, wonach sinn ländische Soldaten einem russischen Truppentheil zugetheilt werden könnten, wurden dagegen abgelehnt. Wie telegraphisch gemeldet, bat der finnische Landtag gestern die Vorlage des Hcereöausschusscs mit dem Zusatz angenommen, daß die Landwehr nur innerhalb FinlantS, erforderlichen Falls zur Vertheidigung Petersburgs verwendet werden soll und die Unterbreitung einer neuen Vorlage anheinigegeben. Geht die russische Regierung auf die Vorschläge des Webrausschusses nicht ein, so ist damit der Beweis erbracht, daß cS ihr um etwas Anderes zu thun ist, als um eine gerechte Heranziehung Fiulands zu den Bedürfnissen des GesammtreichS. Deutsches Reich. * Berlin, 29. Mai. (Neue Krankenversiche- rungsnovelle.) Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: „Nach den Aeußerungen von Regierungsvertretern gelegentlich der Be- rathungen über das Jnvalidenoersicherungsgesetz kann es nicht Abend-Ausgabe KcipPLcr TagMaü Dienstag den 30. Mai 1899« 15j S 5 S4>. >ll/Ladr. irdotso.) SIS,so SIS,so Die Morgen-Ausgabe erscheint um v,7 Uhr. die Abeild-AnSgabe Wochentags um ö Uhr. >ss — »37 7 IS 27.30 L't, »1t äen »x ck«r panier 2000 3400 318 »35 40 r 464 SSI 188,28 08,30 100,30 «7,20 85O0 80,20 87,SO 78,10 81,75 >,bb). c >o >0 I» 102,— so,— 142 50 10^,58 88,— 31. I0I.V0 136,18 153,— 140,80 28-,. 7»/„ 48',. 10l>t. 1271. «81, 781, n 84 IVI.58 2'/» bündler Bruckmaier, der 7840 Stimmen erhielt. Noch viel kläglicher erscheint der jetzige Wahlsieg dcS Centrums im Vergleich mit weiter zurückliegenden Wahlen. Wir legen gar kein Gewicht darauf, daß im Culturkampfjahre 1874 der Centrumscandidat in dem zu 99 Proc. katholischen Wahl kreise 14 345 Stimmen erhielt. Aber daS ist doch bemerkenS- werth, daß ein Jahrzehnt später immer noch 11 732 klerikale Stimmen gezählt wurden, die bei der Septennatswahl im Jahre 1887 sogar auf 13 728 anschwollen. Mit diesen Zahlen vor Augen, wird man die Schwierigkeiten, die der Bauernbund dem bayerischen Centrum trotz seiner jetzigen Wahlniederlage auch in Zukunft bereiten dürfte, nicht zu gering anschlagen. »ec») vo» v/b» von in ru" 188.— 312,so 157,58 368.80 122.75 143,— 135.40 208.80 281,-- 178,— 179.10 180.75 149,— 234,— 131,25 128.50 136.50 370,— 660.10 353.50 174,70 183,— 333,90 IM,— 122,— 157,— 287,— 164.40 Nedaclion und Expedition: IahanniSgasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochea geöffnet vou früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Ltta Klemm'» So.tim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 3 (Paulinum>. Louis Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und KöntgSplatz?. 340 2ÜI00 30 I42S 2425 14000 77S I 412S 5 — vl — rieckrlvl» 15» keet, »n t»rt> Äußer Diensten. Roman von Ernst Wichert. Nachdruck vcrbct n. Seiner Frau freilich durfte er von diesen Bedenken gerade am wenigsten sprechen. Sie meinte spöttisch, er scheine sich nicht zuzutrauen, was Hunderte von Männern im deutschen Reich für keine zu schwere Aufgabe hielten. Dafür, daß seine Lage als früherer Minister eine besondere sei, schien sie kein Ver- ständniß haben zu wollen. Auf den politischen Theil der Frage ließ sie sich überhaupt nicht ein. Für sie gab es nur die eine Rücksicht, daß er eine tiefe Kränkung zu rächen habe und sich aus einer peinlichen Lage befreien müsse. Alles, was dazu helfe, sei energisch zu ergreifen, und Jungenheim's Vorschlag scheine nicht nur das geeignete Mittel dafür zu bieten, sondern auch darüber hinaus große Aussichten für die Zukunft zu eröffnen. „Vor ausgesetzt, daß es Dir nicht an starkem Willen und geistiger Spannkraft fehlt." Der Freiherr hatte keine gute Nacht. Am andern Morgen aber, als er zum Frühstück kam, trug er den Kopf hoch und äußerte sich so freimüthig, daß Jungenheim an seinem Siege nicht zweifelte. Iduna drückte diesem die Hand und flüsterte ihm zu: „Wir werden den nächsten Winter in Berlin verleben." Ihren Mann behandelte sie etwas gnädiger als sonst, aber doch immer nur mit kühler Herablassung, als habe er sich eine größere Gunst erst noch zu verdienen. Die beiden Herren saßen dann den Vormittag über im Ar beitszimmer des Freiherrn und schrieben eifrig Briefe, die auch sogleich zur Post befördert wurden. Der ganze Feldzugsplan war festgelegt. Jttenborn ließ sich überzeugen, daß sein Ent schluß, sich um das Mandat zu bewerben, sofort publicirt werden müsse. Jungcnheim bat Doctor Pletter um die Aufnahme einer bezüglichen Notiz und verfaßte für die Tageszeitung einen zweiten, noch bissigeren Artikel, der die particularistischen Strömungen im Herzogtum geißelte und den Ritter Georg an kündigte, der den Kampf mit dem Drachen muthig aufnehmen werde. Nach dem Essen kürzte Jttenborn seinen Besuch bei dem Schloßverwalter ab und fuhr nach Marka. Er blieb lange aus; Herr von Blanden hatte ihn aufs Freundlichste bewillkommnet und zu einigen anderen Nachbarn begleitet, die alle durch das 83,80 178,88 283 58 121.75 148 25 278.75 283,80 281.25 218,58 123.18 126.75 88,48 83,75 odvraeN. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Aintes der Ltadt Leipzig. «la. wertk«». nrr. von krokett.- likr^Mr plsr. Bezrists-Prers tn der Hauptexpedition oder den tm Stadt bezirk und den Vororten errichteten AuS- oabestellcn abgeholt: vierteljährlich ^Lt.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus ./s 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzvandiendung in» Ausland: monatlich 7.50. Politische Tagesschau. * Leipzig, 30. Mai. Ueber eine Rede, die der Grotzhcrzog von Vaden dieser Tage bei der Einweihung einer Kirche in Pforzheim gehalten bat, hat der ofsiciöse Telegraph einen in unserem gestrigen Abendblatte mitgetheilten Bericht verbreitet, der augenschein lich lückenhaft, wenn nicht entstellend ist und durch ausführ liche Meldungen badischer Blätter noch nickt ergänzt worden ist. Man wird sich daher in der Beurtheilung der Rede so lange Zurückbaltung auferlegen müssen, bis sie im Wortlaute oder doch wenigstens in einem ausführlichen Auszüge vorliegt. Nur gegen eine voreilige Muthmaßung, die uns in frei sinnigen Blättern begegnet, sei Verwahrung eingelegt. Weil der Großherzog angeblich gesagt hat: es werde vielfach ver sucht, das Verdienst dessen, was geworden sei, Anderen als Kaiser Wilhelm I. zu geben, behauptet daS „Berliner Tage blatt" mit der Feinheit eines diplomatischen Rechercheurs: „Diese Ausführungen des GroßherzogS von Baven sind an scheinend gegen die „Gedanken und Erinnerungen" des Fürsten Bismarck gerichtet." — Dafür spricht in Wirklichkeit vor der Hand gar nichts. ES ist bekannt, daß das Verhältniß zwischen dem Großherzog und dem Fürsten Bismarck je länger um so herzlicher wurde; und da Fürst BiSmarck in seinen „Gedanken und Erinnerungen" seinem verewigten Herrn volle Ge rechtigkeit hat widerfahren lassen, so ist nicht abzusehen, weshalb der Großherzog gegen die „Gedanken" Stellung nehmen sollte. UeberdieS hat der Großherzog zu Anfang diese» Monats in Heidelberg bei der Einweihung des neuen Landgerichts den schönen Satz ausgesprochen, „wie dankbar er es empfinde und welches Glück es für einen Fürsten sei, gut berathen zu sein", nachdem er vorher ihm gespendete Lvbsprüche bescheiden auf den Staatsminifler I)r. Nokk abgelenkt halte. Das war ganz im Sinne Kaiser Wilhelm's I., den der Großherzog gegenüber dem Fürsten Bismarck zu allerletzt wird gerühmt haben wollen. Die RcichStagScrsatzwahl im 2. niederbayerischen Wahl kreise (Straubing) hat, wie bereits im heutigen Morgenblatte berichtet worven, eine Niederlage des Bauernbundes ergeben, dessen Candidat Wieland trotz seiner Eigenschaft als Bundesführer nur 5975 Stimmen erhielt, während sein vom Centrum ausgestellter Gegenkandidat, Echinger, 0068 Stimmen auf sich vereinigte. Nack den Katzbalgereien, die in der letzten Zeit innerhalb des Bauernbundes statt gefunden haben, kann dieses Ergebniß nicht befremden. Fast die Hälfte der Baucrnbündler, die un vorigen Jahre zur Wahl gingen, ist in begreiflicher Mißstimmung über das possenhafte Gebühren ihrer Führer zu Haufe geblieben. Eines glänzenden Sieges kann sich daS Centrum trotzdem nicht rühmen: nicht einmal 100 Stimmen beträgt die Mehrheit für den CenlrumScandidaten, und trotz der Fortschritte, welche die systematische CentrumSagitation gegen den Bauernbund in den letzten Jahren gemacht hat, vermochte das Centrum nur 792 Stimmen mehr aufzubringen, als im vorigen Jahre. Die Winzigkeit deS klerikalen WahlerfvlgeS erhellt aber be sonders dann, wenn man auf die Wahlergebnisse früherer Perioden einen Blick wirft. Selbst im Jahre 1893, als der Straubinger Wahlkreis zum ersten Mal seit dem Be stehen des Reichstages dem Centrum verloren ging, erhielt der Centrumscandidat über 1000 Stimmen mehr als der jetzige Mandatinhaber: er unterlag mit 7153 Stimmen dem Bauern- Die namhaftesten socialdemokratiscken Führer haben bekanntlich längst die Theorie von der fortschreitenden vcr- clcndnng der Massen zum alten Eisen geworfen, ohne daß darum die socialdemokratische Presse ausbörte, durch Vor führung dcS Gespenstes wachsender Verelendung die Massen agitatorisch zu bearbeiten; auch der „Vorwärts" läßt sich dieses Mittel der Verhetzung nicht entgehen. ES trifft sich deshalb besonders gut, daß das socialdcmokratiscke Central organ in seiner letzten Nummer eine kleine Notiz enthält, die trotz ihrer Kürze die VereleudungStheorie in ungemein drastischer Weise beleuchtet. Sie lautet nämlich: „Der Ruder club Vorwärts" hat sich gegenüber der „Abtei" ein Bootshaus errichtet, das nunmehr in seiner Vollendung einen stattlichen Anblick gewährt. Nicht minder ansprechend ist das Innere deS Hauses. ES birgt außer den 22 aus bestem Material hergestellten Booten, unter denen sich zwei Achter befinden, eine Kegelbahn, sowie verschiedene Lauben und macht durch die Billigkeit der Speisen und Getränke in seiner Kamine den Aufenthalt für die Mitglieder und deren Familien besonders angenehm. Am Donnerstag hält Herr Max Thiele im Clubhause zu Stralau einen Vortrag über daS Rudern, zu welchem Damen und Herren willkommen sind." — Selbstverständlich sind die Mitglieder des Rudcrclubs „Vorwärts" socialdemokratische Angehörige der Arbeiterklasse. Wer wollte sich nicht darüber freuen, daß auch diese ebenso ihre Clubhäuser errichten und in ihnen es sich eben so wohl sein lassen, wie die Bourgeois? Da aber auch die Arbeiter hierzu thatsächlich, wenn gleich nicht all gemein, in der Lage sind, so ist es kein unbilliges Verlangen, wenn man die socialdemokratischen Agitatoren ersucht, bei ihrer Schilderung der socialen Zustände der Gegenwart auch diesen Lichtseiten zu ihrem Rechte zu verhelfen. Das fällt den führenden „Genossen" aber nicht im Mindesten ein. In Oesterreich bestand zur Zeit Badeni'S die hauptsäch, liehe Ausgleichsschwierigkeit darin, daß der auf gleich lautende Beschlüsse der beiden Parlamente angewiesene Ausgleich im Rcichsrath wegen der Obstruktion der Deutschen nicht zur Verhandlung gebracht werden konnte. Diese Schwierigkeit wurde in den Jschler Abmachungen zwischen den Cabineten Thun und Banffy umgangen. Ihnen zu folge sollte der Ausgleich österreichischerseitS auf Grund deS NothverordnungSrechlS und in Ungarn durch die Gesetzgebung erledigt werden. Dem widersetzte sich aber die ungarische Opposition, die in der Abmachung über die Sickerung der Zollgemeinschaft bis 1907 eine Verletzung ungarischer Gesetze erblickte, und da sie zur Obstruktion griff, wurde Banffy von der Krone fallen gelassen und — jetzt rächt sich die Aufgabe Banffy'S — Coloman Szell zu einem 1 Sets» 8 0 4425 5 3175 0 15888 2725 3558 3888 0 4488 6 17388 11808 II688 5 4558 8 8 277S 4588 5 875 0 - — 5 3438 1475 5 2848 0 3418 2388 Anzeigen-Prei- bie 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclameu unter dem Redactionsstrich (»ge spalten) 50-H, vor den Familtennachrichtea (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem PreiS- vrrzeichniß. Tabellarischer und Zifsernsatz nach höherem Laris. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Amrahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eine halbe Stunde frnher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzig. 93. Jahrgang.
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