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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189504293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-29
- Monat1895-04
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1895
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IHM iWWWD»! WM! """-^ Riesaer D Tageblatt und A«rets»r Metlslt >Ä Llycher). LArgKumn-UHreM »»«»«. Amtsbtatt «r. »0 Her Ikönigl. «mtshauptmannschast Großenhain, des KSnigl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa. H S8. Montag, SS. April 18S5, Abends. 48. Jahr, Los jk^> T«< «b«d»^üm>>öswt^d<^SE^ü»^'^tog.. i» M^o und siak am Schalt« d« lall«». Postmchalt« 1 Mark LS Ps„ dmch dl« Lrag«^fnl ing tzau«^ l^MoÄ SO W„ durch dm BWsttg« ftet tu» Hau» 1 Mark SV Pf. Mzeigm«>umh«e für die Rmmmr Lorck «ck l8«Aog »« L«g«r ck «Itttarlkch i» Nkef». — Schchastsstell«: Kastanie» slraß« v». — Mir dA «Sacti» ««mtmorüich: Hera. Schaidt in «lefa. DaS unterzeichnete Amtsgericht hat am 16. April 1895 den Gutsbesitzer Herrn Friedrich August Apitz in Lichtensee als Ortsrichter und am 22. desselben Monats den Gutsbesitzer Herrn Karl Traugott Tchöuitz in Lichtensee als Gerichtsschöppen für diesen Ort in Pflicht genommen. Riesa, am 25. April 1895. Königliches Amtsgericht. Heldner. Brehm. Bekanntmachung. Die Einkommensteuer auf den 1. Termin laufenden Jahres wird den 30. dieses Monats fällig und ist mit der Hälfte des Jahresbetrags baldigst, längstens aber bis . zum 15. Mai a. c. an die hiesige Stadtsteuereinnahme abzuführen. * Riesa, am 29. April 1895. Der Stadtrath. Schwarzenberg, Stdtrth. Rdl. Die Weltlage. Daß der Friede von Schimonoseki ein Zusammengehen von Frankreich, Deutschland und Rußland gezeitigt hat, ist ein unerwarteter Erfolg der Japaner, die die Erschließung Chinas für die moderne Kultur am liebsten für sich ganz allein ausbeuten möchten. — Der Entschluß der deutschen Reicksregierung, an dem Borgehen ihrer östlichen und ihrer westlichen Nachdarmacht theilzunehmen, findet in der Presse Les In- und Auslandes eine sehr verschiedenartige Beur- theilung. Aus denjenigen deutschen Preßstimmen, die an diesem Auftreten Anstoß nehmen, klingt die Befürchtung her aus, die Handelsbeziehungen Deutschlands zu Japan, die weiter entwickelt sind, als diejenigen zu China, könnten darunter leiden. Der etwaige Gewinn, der sich aus der Er schließung Chinas ergeben würde, könnte diese Schädigung nicht auswiegen. Ausgefallen ist allgemein die kühle Zurückhaltung Eng- I lands in der ostasiatrschen Frage. Gerade Englands Inter- e essen scheinen durch den Friedensvertrag am meisten gefähr- i Let; indessen die liberale Regierung in England hat bei , auswärtigen Angelegenheiten nie eine glückliche.Hand gehabt, t und in den letzten Jahren haben sich die Mißerfolge auf s diesem Gebiet geradezu gehäuft. Rian braucht nur an Char- c tum, Siam und den Kongovertrag zu erinnern. Da herrscht j denn wohl eine gewisse Scheu vor, sich in neue Händel ein zulassen. Anderseits wird auch darauf hingewiesen, daß Eng land bei Beginn des Krieges mit seinen Sympathien offen aus Seiten Chinas stand und daß dann mit den fortwähren, den Siegen der Japaner ein auffälliger Umschwung eintrat. Man könnte also jetzt nicht wieder die Stellung wechseln. Außerdem heißt es, daß hinter Japan die Vereinigt. Staaten von Nordamerika ständen und daß diese nicht ohne weiteres dulden würden, den Japanern die Früchte ihrer Siege zu entreißen. Interessant ist, daß auch Spanien sich plötzlich als Groß macht fühlt und in Tokio mitspielen möchte. Es scheint an seinem Cuba noch nicht genug zu haben, wo Martinez Cam pos die Truppenzahl auf 20000 erhöhen will — sicher ein Br weis dafür, daß es sich bei der Bekämpfung des Aufstandes um mehr, als um einen militärischen Spaziergang handelt. Spaniens Interessen an dem Handel in Ostasien sind aller dings erheblich genug; aber im schroffen Mißverhältniß zu seinem Auftreten steht seine militärische und maritime Kraft. Da zudem Nordamerika schon längst ein begehrliches Auge aus Cuba geworfen hat, den dortigen Ausstand aber aus Anstandsrücksichten nicht offen unterstützen darf, obwohl der selbe seinen Annexionsgelüsten dient, so würde es sich die Gelcgknyeit nicht entgehen lassen, Spanien in der ostasiati schen Frage heimlich Schwierigkeiten zu bereiten und das Kabinet in Washington kann dies sehr wohl dadurch erwir ken, daß es Japan empfiehlt, den europäischen Forderungen gegenüber ein steifes Rückgrat zu bewahren. Stärker noch als Spaniens ist Norwegens Handel an den Vorgängen in Ostasien interessirt und es zeigt sich in diesem Punkte wiederum, daß die norwegische Forderung nach einer eigenen diplomatischen und konsularen Vertretung be rechtigt ist. Schweden hat in Ostasien kein irgendwie gear tetes Interesse und daher sitzt auch nur ein einziger Konsul untergeordneter Art in China, der zugleich die Geschäfte für Japan mitbesorgt. Ein diplomatischer Vertreter der beiden nordischen Bruderreiche ist in Ostasien überhaupt nicht vor handen und dennoch wäre ein solcher gegenwärtig für die Interessen Norwegens sehr erwünscht. Neber das Vorgehen der Großmächte in der ostasiatischeu Frage liegen verschiedene Meldungen vor. Die '„Deutsche Sonntagspost" bringt folgende von W. T. B. weiter ver breitete Mittheilung: „Rach uusern aus bester Quelle kom menden Informationen ist es richtig, daß der erste Anstoß dafür, daß die Mächte sich über ihre Haltung gegenüber dem neuen Zustand in Ostasien verständigen möchten, von Deutsch, land ausgegangen ist. Die Initiative jedoch für die hiernach von den drei Mächten Rußland, Deutschland und Frankreich erzielte Verständigung liegt bei Rußland, weil dieses als die merstinteressirte Macht die nächste dazu ist, welche zu den politischen und wirthschaftlichen Verschiebungen in Ostasien Stellung zu nehmen hat." Dagegen sagt eine Berliner Korrespondenz der „Magdeb. Ztg." folgendes: „Die Mel dung, daß Deutschland das diplomatische Vorgehen gegen Japan angeregt habe, ist nach unseren Informationen nrcht zutreffend. In Japan ist man in keinem Augenblicke im Zweifel darüber gewesen, daß Deutschland, dafer» seine Han- delspolitifchen Interessen unberührt blieben, sich in die ost asiatischen Hänoel und deren Austragung »licht einmischen würde. Erst als die Friedensstipulationen auch durch die geforderten territorialen Entschädigungen unzweifelhaft erken- nen ließen, daß es Japan darauf ankomme, nicht nur einen angemessenen Siegespreis zu erlangen, sondern der japanischen Industrie dauernd die herrschende Steuung in China zu sichern, Hal sich die deutsche Regierung im Interesse der Sicherung des Absatzes, den sich die rührige und energische deutsche Industrie und der deutsche Handel nicht ohne große Opfer in China errungen, dem Proteste der russischen Macht angeschlossen. Aber man geht vielleicht nicht irre, wenn man annimmt, daß gerade durch den Beitritt Deutschlands dieser Protest eine Form erhalten hat, die Japan es ermöglicht, ohne Schädigung seines Ansehens von unhaltbaren Forde rungen zurückzutreten." — Der „Standard" erfährt aus Paris, daß bedeutsame Anzeichen vorhanden seien, daß, wenn Frankreich, Deutschland und Rußland etwas mehr als einen platonischen diplomatischen Protest gegenüber Japan beab. sichtigen sollt n, dieser neue Dreibund in Stücke gehen würde, ehe er zu einem wirklichen Vorgehen schreitet. Die Stim mung gegen die Betheilizung Frankreichs an der Ausübung eines Zwanges auf Japan Hand in Hand mit Deutschland, um zu verhindern, daß China den Gebietstheil abrrikk, den Japan begehrt, soll in Paris rasch um sich greifen. Wenn ern Schuß abgefeuert werde, um den Vertrag von Schimo noseki umzustoßen, werde Frankreich aus dem neuen Drei bund ausscheiden. (?) Jedenfalls erheben in Paris die Re gierunzsgegner immer lauteren Einspruch gegen Frankreichs Vorgehen m Ostasien, der Gedanke des Zusammengehens mit Deutschland ist ihnen unerträglich. So schreibt Körohant im „Soleil": „Vor 25 Jahren hat Deutschland uns Elsaß- Lolhringen genommen, ohne daß irgend ein Einspruch in Europa laut geworden wäre, heute erhebt Deutschland Ein spruch gegen Japans Besitzergreifung von Liaotung. Deutsch, land gievr nilyl zu, daß Macht vor Recht gehe, wenn es sich um mandschurische Gebiete handelt. Die Japaner haben uns nie Böses gerhan, wir haben zu ihnen immer die herz lichsten Beziehungen unterhalten, wir haben sie selbständig die Franzosen des äußersten Osten genannt, und jetzt sollen unsere Kai onen sie gemeinschaftlich mit deutschen Kanonen beschießen?" Im „Gaulois" zeigt Arthur Meyer, Laß in den japanischen Gewässern deutsche Schiffe leicht in die Lage kommen könnten, französischen beizustehen, sie vielleicht zu retten, und er fragt, „wie dann die Soldaten, die in Ost asien Freunde, Verbündete, Waffengesährten, vielleicht zu Dank Verpflichtete geworden seien, in Europa noch Feinde bleiben könnten, ob dieMegierung wohl die möglichen Folgen ihrer Politik bedacht Wbe?" Jedenfalls nimmt gegenwärtig das Hauptinteresse aus dem politischen Schauplatze die weitere Entwickelung der Angelegenheiten in Ostasien in Anspruch und man darf gespannt sein, zu sehen, wie sich der neue Dreibund bewähren wird. TazeSgeschichte. Deutsches Reich. Geg'nüber einer von anderen Blättern übernommenen Mittheilung der „Berliner Börsen- Zeitung" über Rücktrittsabsichten des Reichskanzlers und eine zwischen dem Reichskanzler und dem Minister v. Köller bestehende Kluft wird an unterrichtet Stelle erklärt, das sei eine jener Meldungen, die nur darauf berechnet seien, die Gemülher zu erregen, angeblich Neues und Sensationelles zu bringen und sich den Anschein besonderer Wissenschaft bei zulegen, die aber von Anfang an bis zum Ende erfunden seien. Der Reichskanzler habe nickt die Absicht , des Rück tritts zu erkennen gegeben. Minister v. Köller sei bei der Beralhung der Umsturz-Vorlage weder der Führer der Koilservativcn gewesen, noch habe er Verzleichsverhandlungen zwischen dem Zentrum und den Konservativen inspirirt. Von einer unüberbrückbaren, überhaupt von einer Kluft zwischen dem Fürsten Hohenlohe und dem Minister v. Köller sei ab solut keine Rede. Sämmtlicke Behauptungen jenes Artikels seien vollständig unwahr. Zu dem Vorgehen des Oberpräsidenten gegen die Berliner Stadtverordnetenversammlung bemerkt die „Köln. Ztg": „Jedenfalls wird dem Einspruch durch das Verbot der Re gier» ag ein größerer Wiederhall im ganzen Lande gegeben, als wenn man die Herren im Äothen Hause ruhig hätte protestiren lassen. So wie die Dinge jetzt liegen, kann sich aus dieser Sache eine große städtische Einspruchsbewegung ent wickeln, denn es ist wohl sicher, daß viele Städte der Berliner Einladung zu einer gemeinsamen großen Einspruchsversammlung folgen werden. Damit halten sie sich vollständig in den Grenzen des gesetzlicken Petiiionsrechts. Im Uebrigen mehren sich die Kundgebungen aus allen Kreisen gegen die klerikalisirte Vor lage, insbesondere auch im konservative» Lager. Täglich ver öffentlicht das „Volk" neue Zustimmungserklätungen protestan tischer Geistlicher zu dem Einspruck, den 40 evangelische Pastoren veröffentlicht haben. Die Zahl der Unterschriften dürfte heute wohl schon hundert erreichen. Auch in Biedenkopf trat eine konservative Versammlung entschiede» gegen die Vorlage ein. Sogar im Centrum scheint die Wählerschaft viel weniger als die Vertreter im Reichstage von der Vorzüglichkeit des Werkes der Kommision überzeugt zu sein. Man hört vielfach aus Centrumskrcisen, daß die Haltug der Fraktion auf Bedenken stößt, namentüch in denjenigen Gegenden, in denen die Ccntrums- Wähler ihrem Glaubensbekcnntniß einen starken Tropfen demo kratischen Oels beigemischt haben" Das Urtbeil im Fuchsmühler Proceß wurde vorgestern Vormittag verkündet. Freigesprochcn wurden zwei Angeklagte, vcrurtheilt 143. Wegen Landsriedensbruchs, Forstfrevel, be ziehungsweise Anstiftung erhielt der Bürgermeister 4 Monate 15 Tage Gesängniß, der Gemeindediener und ein weiterer Einwohner je 4 Monate, einer 3 Monate 15 Tage, fünf 3 Monate 10 Tage, fechsundachtzig 3 Monate 8 Tage, vier- unddreißig 3 Monate, zwei 3 Monate 6 Tage, einer 2 Monate, fünf 1 Monat 8 Tage, drei 1 Monat, zwei 3 Wochen, zwei 14 Tage Gesängniß, drei 683 Mk. 67 Pf. Geldstrafe. Die Anklage wegen Auflaufs wurde fallen gelassen. Bei der Straf- auSmess ing wegen Landfriedens! ruchs wurde auf die Vorstrafen nicht Rücksicht genommen, dagegen die große Noth und dre Differenzen mit der Gutsherrschaft in Betracht gezogen. Wer nur an einem Tage draußen war, erhielt das Strafminimum von 3 Monaten; wer beide Tage draußen war, drei Monate acht Tage. Wer mehr als eine Person anstiftete, erhielt drei Monate sechs Tage. Minderjährige erhielten von vierzehn Tagen bis ein Monat acht Tage, je nachdem sie einen oder beide Tage draußen waren. Die drei tzöchstbestraftcn wurden als intellektuelle Führer, wenn auch nicht als Rädelsführer betrachtet. Die Angeklagten nahmen die UrtheilSverkündigung, ruhig hin.
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