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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189506148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-14
- Monat1895-06
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1895
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und Anzeiger Meblatt und Äuzeign). Tclegramm-Adresse „Tageblatt", Riesa. Amtsblatt Femsprrchstrlle Nr. 20. -er Königl. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts «nd des Stadtraths zn Riesa 136. Freitag, 14 Juni I8SS, AbendS- 48. Jahrg DaS Riesaer Tageblatt erscheiut jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei inS HauS 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei inS HauS 1 Mark 05 Pf. Anzeigeu-Annahmc siir die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. — TarreSgeschichte. Eine ständige Rubrik in den englischen Blättern bilden jetzt fortgesetzt die Klage» über das siegreiche Bordringen des deutschen Wettbewerbs. Es ist nicht ganz leicht, zwischen den objektiven Thatsachen, worauf die klagesührenden Kreise des englischen Gewcrbelebens sich stütze», und der subjektiven Färbung jener Thalsachen behufs Verfolgung tendenziöser Ziele zu unterscheiden. Wenn man aber aus den bisherigen einschlägigen Veröffentlichungen den Durchschnitt zieht, so stellt sich heraus, daß, sobald das Augenmerk des Lesers nach erledigter Schilderung jeden einzelnen Kalles auf die allge meinen Ursachen des Niederganges der englischen und des Emporkommcns der deutschen industriellen Leistungsfähigkeit gelenkt wird, regelmäßig in mehr oder minder gewundenen und abgeschwächten Motivirungen den übenegmen Eigen schaften der Deutschen, ihrer gediegenen Schul- und technischen Vorbildung, ihrer überlegenen Sprachkenntniß, ihrem bessern Anpassungsvermögen, ihrer größeren geschäftlichen Rührigkeit und Hingabe an die Sache, endlich ihren solideren Lebensge« wohnhciten, ihrer größeren Wirtschaftlichkeit und Zuver lässigkeit die Palme gereicht wird. Man sollte meinen, eine derartige von den verschiedensten Seiten kommende Aner kennung reichte vollständig aus zur Erklärung der von den Engländern beklagten Wendung der Konjunktur zu Deutsch- lands Gunsten, ohne daß sie nöthig hätten, ihr nationalöko- nomisches Gewissen mit Empfehlung von Kampfmaßregeln, welche mrt dem Kreihandelsdogma in so schreiendem Wider spruch stehen, zu belasten. Rationeller wäre es unzweifel haft, wenn die maßgebenden Einfluß auf das englische Ge- werbslebcn übenden Persönlichkeiten und Behörden dahin wirken wollten, daß in dem Nachwuchse der englischen Ge schäftswelt die bei den deutschen Konkurrenten festgestellten Tugenden mehr und konsequenter gepflegt würden als bisher, statt sich in Klagen über „unlauteren Wettbewerb der deut schen Gefängnißarbeit" und ähnlichen aus der Lust gegriffenen Tendenzmärchen zu ergehen, aber dann würde freilich der unmittelbare Erfolg ausbleiben, um den es doch den gegen den deutschen Mitvewerb zu Felde ziehenden Interessenten in erster Linie zu thun ist. Sie bleiben also dabei, vom Standpunkte de« gefährdeten geschäftlichen Profites auf mög lichst rigoroses Fernhalten der ms cts in Qsnmsn^-Artikel vom englischen Markte zu plaidiren. Deutsches Reich. Der Liegeplan der sämmtlichen im Kieler Hafen versammelten Kriegsfahrzeuge hat noch »m letzten Augenblick seitens des Oberkommandos der deutschen Marine wesentliche Abänderungen erhalten. Die nunmehr wohl als endgiltig zu betrachtenden Anordnungen sind derart getroffen, daß die Hauptflaggschiffe sämmtlicher, bei der Kanal feier vertretenen Nationen um die kaiserliche Jacht „Hohen- zollern" zu liege» kommen werden. Wie die „National-Ztg." hört, liegen von der Mehrheit der Bundesregierungen auf die Anfrage wegen der Einbe rufung einer internationalen Währungskonferenz Erwiderungen vor, die zum Theil so lauten, daß die Reichsregierung nicht gerade Widerspruch dagegen zu erheben brauche; aber mrgends macht sich ein wirkliches Verlangen darnach geltend, vielmehr tritt überall die Ueberzeugung hervor, daß kein positives Er- gebniß zu erwarten ist. Eine Anzahl der Bundesregierungen traten als entschiedene Gegner auf. Aus Anlaß des Aachener Prozesses beschäftigt sich die „Köln. Zeitung" in einem längeren Artikel mit ver recht, ltchen Stellung der Presse. Sie klagt über die „Gewohnheit unserer Richter, den Wirkungskreis der Presse thunlichst ein zuschränken, den Begriff der Wahrnehmung berechtigter In teressen thunlichst zu verwischen." Weiter heißt es: „Ei e der wichtigsten Aufgaben der Presse ist die Kritik aller Vor kommnisse des öffentlichen Lebens; sie ist eine bedeutungsvolle Bürgschaft geregelter Ordnung und gediegenen Fortschritts. Fehler und Uebertreibungen lassen sich bei solcher Kritik kaum jemals ganz vermeiden, weil der Redakteur sich auf seine Gewährsmänner verlassen muß; häufig beruhen diese Fehler auf fahrlässiger Prüfung, auf politischer Fehde, ab und zu <wch auf persönlicher Gehässigkeit; sie sind dann entschieden zu bekämpfen und zurückzuweisen, und auch die gediegene Presse hat alles Interesse daran, solchen Ausschreitungen entschieden entgegenzutrrten. Aber sehr häufig und sür den großen Durchschnitt der deutschen Presse müssen wir das Zeugniß ausstcllen und das Zugeständniß verlangen, daß solche be wußte Ausschreitungen und persönliche Gehässigkeiten immer hin Ausnahmen sind, daß sachliche Fehler der Darstellung und verfehlte Urtheile weit mehr auf den SLwierizkciten und Hindernissen beruhen, die sich naturgemäß einer voll- ständigen Beherrschung des ganzen Sachverhalts in allen Einzelfragen durch die Presse cntgegenthürmen. Richtersprüche, welche der Presse in weitgehender Weise den gesetzlichen Schutz versagen, der ihr aus der Pflicht der Vertretung öffentlicher Interessen zufließt, setzen sich mit der Wirklichkeit der Dinge in einen schroffen Gegensatz. Denn das Mandat, öffentliche, nationale und sociale Interessen zu vertreten, strömt der Presse täglich durch tausend Adern und Aederchen zu, so oft die Rechtspflege ihr auch dieses Mandat und seine gesetzlichen Folgen absprechen mag." Der „Berl. Korr." zufolge ist der Polizei-Präsident Windheim zu Stettin zum Polizei-Präsidenten von Berlin ernannt worden. Ucber die Verwendung preußischer Offiziere in Chile schreiben die „Berl. N. N.": „Der Andrang der Bewerber ist außerordentlich groß: über zweihundert Offiziere aller Waffen sollen bis jetzt theils persönlich, theils schriftlich ge meldet haben. Vorläufig beabsichtigte die chilenische Regierung nur fünfzehn deutsche Offiziere — acht der Infanterie, vier der Kavallerie, drei der Artillerie — in Dünst zu nehmen. Wegen des über Erwarten großen Andranges hat General Körner seine Regierung telegraphisch um Verdoppelung jener Zahl ersucht. Bei so überaus großer Auswahl wird Chile auf treffliche Kräfte rechnen können. In nächster Zeit bereits wird im „Mil. W.-Bl." die Veröffentlichung der Namen der zu jenem Zweck mit Aussicht auf Wiedereintritt in die deutsch.- Armee verabschiedeten Offiziere zu erwarten sein. Die Durchführung des Beschlusses der Ministerien des Innern und des Cultus, betreffend die Schließung der Krankenanstalt Mariaberg, soll in folgender Weise erfolgen: 1) soll den Brüdern die selbstständige Annahme und Pflege der Kranken untersagt werden, 2) soll von Staats wegen ein Verwalter ringest tzt werden, der nach eigenem Ermessen über die Verwendung geistlicher oder weltlicher Pfleger entscheiden kann, 3) wird die Provinzialverwaltung demnächst Aerzte nach Mariaberg entsenden, welche bestimmen, ob die von der Provinzialverwaltung dort untergebrachten Kranken und Irren in eine Provinzialanstalt zu verbringen sind. Die Land.sversammlung der sächsischen Sozialdemokratie, die zu beherbergen Döbeln — wie ein Blatt dieser Partei sich ausdrückte — „die Ehre gehabt hat", hat sich mit Mancherlei beschäftigt, aber einen Gegenstand unberührt ge lassen, auf dessen Erörterung man wohl auch in sozialdemo kratischen Kreisen gespannt war. Wir haben vor einiger Zeit auf einen Bericht de- „Vorwärts" hingewiesen, der die Lage und Behandlung der Lagerhalter der sozialdemokratischen Genossenschaften Sachsens in sehr trübem Lichte erscheinen ließ, und auch sonst ist in der Presse die Aufmerksamkeit auf die eigenthümliche Rolle, welche die Sozialdemokratie als Arbeitgeberin diesen Angestellten gegenüber spielt, gelenkt worden. Der „Vorwärts" aber und auch die sächsischen, sonst so vorwitzigen sozialdemokratischen Zeitungen haben den Vor wurf, sie tränken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser, entweder ohne ein Wort der Erwiderung auf sich sitzen lassen oder mit einigen groben Redensarten abfertigen zu können geglaubt. Um so sicherer durfte man erwarten, die Angelegenheit würde auf der LandeSoersaminlung zur Sprache gebracht werden. ES ist dies aber nicht geschehen, obwohl jene Schilderung in den Kreisen von „Genossen" sehr übel ausgenommen worden ist und man kann nicht umhin, dies als recht auffällig zu bezeichnen. Der Umstand, daß auf Veranlassung des Kaisers von einem unserer bedeutendsten Historiker eine populäre Geschichte der großen Zeit von 1870/71 herausgegeben wird, die dazu bestimmt ist, unter möglichst billigen Bedingungen in den Besitz der weitesten Volkskreise überzugehen und auf diese Weise die Erinnerung an die glorreichen Tage aufzusrischen, hat da- sozialdemokratische Zentralorgan, den „Vorwärts", in eine blinde Wuth versetzt. Mit einem unverkennbaren Hinweis auf das zur Erleichterung der Anschaffung auch heft weise zur Ausgabe gelangende Werk ergeht sich der „Vor wärts" in den wüstesten Schimpfereien. Die Ergebnisse von 1870/71 stellt das saubere Blatt direkt auf eine Stufe mit den „Schauerthaten", die in Zehn- und Zwanzigpfennig-Heften zerkleinert mit Erfolg als Kolportageroman ausgeschtachtet werden. Der glorreiche BertheidigungSkamps Deutschlands ist für das Blatt nur „eine Zerfleischung der beiden be deutendsten Kulturvölker des Kontinents auf Geheiß ihrer Fürsten" und die Schilderung dieses Kampfes und der deutschen Waffenthaten gilt dem „Vorwärts" nur als „Kricgs- erinnerungS-Schund", der „bis zum Ekel detaillirt die Ereig nisse von 1870 mordspatriotisch angetüncht" wiedergiebt. Wir halten die deutschen Sozialdemokraten, namentlich die, welche den Krieg von 1870/71 mit durchgefochten haben, sür weit besser, als sie das eigene Parteiorgan hier erscheinen läßt. Herrn Liebknecht aber möchte man wiederholt das Studium der Rede empfehlen, mit der soeben in der französischen Kammer der „Genosse" Millerand der Ereignisse von 1870/71 gedacht hat. Vielleicht lernt er dann noch in seinen alten Tagen sich — schämen. Oesterreich. Recht rabiate und fanatische Leute sind die ungarischen Kapläne. So hat ein Kaplan in Duna- Szerdahcly aus Zorn darüber, daß dem Justizminister bei seiner Anwesenheit in dem Orte auch von den Katholiken Ovationen gebracht wurden, von der Kanzel herab fürchterlich auf ihn geschimpft und u. «. gesagt, „der Glanz der Fackeln hat den Weg zur Hölle beleuchtet und das Feuer für die jenigen angefacht, welche sich für den liberalen Minister be geistern. Jene nichtswürdigen Herren mögen ihre Kinder beim Schächter taufen lassen und beim Exekutor die Beichte ablegen." — Seinem greisen milderen Pfarrer, der ihm des halb Vorwürfe machte, rief der junge Fanatiker zu: „Du nichtswürdiger sakrilegischer Hund, ich werde Dich sofort ab ohrfeigen." Ein recht liebenswürdiger Mann, dieser Kaplan! Italien. Mit Spannung sah man der ersten Ge- schästSsitzung der neuen Kammer entgegen, da man seitens der Radikalen und Sozialisten auf Skandale gefaßt war. Gleich zu Anfang wurde eine kurze Gedächtnisfeier für den ermordeten Deputirten Grafen Ferrari abgehalten, wobei unter anderen auch Costa namens der Sozialisten den tiefen, aufrichtigsten Schmerz seiner Partei über die Umhat aus drückte. Als sich darauf der frühere Finanzminister und jetzige Vizepräsident Chimirri erhob und die Sozialisten als die moralischen Urheber des Attentats bezeichnete, entstand für einige Augenblicke ein wilder Lärm, und die äußerste Linke schleuderte Chimirri, der sich nicht beirren ließ, Insulte»« wie „Heuchler! Jesuit!" und noch schlimmere zu. Der Rest dcr Sitzung ging ohne neuen Zwischenfall von statten. Balkanstaaten. „Daily Telegraph" bringt eine In formation, wonach die deutsche Regierung dem Sultan deut lich zu verstehen gegeben haben soll, in der Angelegenheit der armenischen Frage dürfe der Sultan nicht auf die Sympathien Deutschlands rechnen. Andere Meldungen be stätigen das. — Die Bulgaren haben mit ihrem Unter- werfungSanerbieten an den Zaren kein Glück. Die nach Petersburg zu entsendende Deputation ist zwar zusammen gestellt; auch die Bischöfe Gregor und Clement, sowie der Sobranje-Präsident Toderow werden ihr angehören. Nach dem jedoch die bezügliche Depesche, die nicht von der Regierung abgesandt war, an der russischen Grenze zurückgewiesen worden ist, «rscheint es zweifelhaft, ob die Deputation überhaupr empfangen werden wird. Schweden-Norwegen. Unmittelbar nach der am Mittwoch erfolgten Ankunft des Königs von Schweden in Christiania wurde ein Ministerrath abgehalten. Dabei em pfahl das jetzige Kabinett dem Könige die Bildung eines KoatitionS-Mlinsteriums. Der König ließ den Führer der Gemäßigten, Jakob Sverdrupp, am Abend zu einer Konferenz zu sich berufen. OertlicheS m«S Sächsische». Riesa, 14. Juni 1895. — Der jetzt in Bischofswerda stattgefundcne BerbandS- tag der sächsischen Gewerbeveretne (s. Nr. 133 des „R. T.") beschäftigte sich u. A. auch noch mit einem Antrag der erz- gebirgischen Vereine, an die königl. sächsische Staatsbahn- Verwaltung das Gesuch zu richten, daß im Bereiche der königl. sächsischen Staatsbahn die Dauer der Rückfahrkarten auf fünf Tage verlängert wirs. Dieser Antrag fand die lebhafteste Unterstützung, ebenso dcr weitere Antrag, allen Personenzügen Wagen 4. Klasse an Wochen- und Sonntagen beizugeben. Beide Anträge wurden mit großer Einigkeit an genommen und wurde der Verbandstag alsdann beauftragt, die Angelegenheit auf dem Instanzenwege erforderlichen Falles bis vor den Landtag zu bringen. Ein dritter Antrag des Vereins, dahingehend, die Erweiterung der Altersgrenze für
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