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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189506172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-17
- Monat1895-06
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1895
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N i eso n tz ssaMaN und Anzeiger Meblatt mß Alyei-n). Telegramm-Adresse „Tageblatt", Ries«. Amtsötalt «"LÄ- der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths z« Riesa. 138. Montag, 17. Juni 18VS, Mendv. 48. Jahr«. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei inS HauS 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei inS HauS 1 Mark 65 Pf. Anzeigen-Annahme für die Nummer deS Ausgabetages bis Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung. Während der Beurlaubung des unterzeichneten Amtshauptmanns vom 16. bis 30. dieses Monats ist die Stellvertretung desselben dem Herrn Regierungsrath Freiherrn von Grube« übertragen worden. Großenhain, am 14. Juni 1895. Die Königliche Amtshauptmannschaft. L 14«. v. Wilucki. O. Die Wiener Krisis. Allzulange hat die Herrlichkeit des Coalitionsministeriums Mndischgrätz nicht gewährt, denn wen» nicht alle Anzeichen trügen, sind seine Tage gezählt. Das Gebäude der Coalition (die Verbindung zwischen den Conservativcn, Polen und Deutsch-Liberalen) kracht in allen Fugen, und man muß es als ein Wunder bezeichnen, daß das seltsame Bündniß zwei Jahre lang hat bestehen können; denn in ihm vereinigen sich die denkbar schroffsten Gegensätze: Liberalismus und Klerika- lismus, Centralismus (Zusammenziehung aller Länder Oester reichs unter die gemeinsame Verwaltung) und Föderalismus (möglichste Selbstständigkeit und Selbstverwaltung aller ein- zelnen Länder). Hat es nun schon die „Wahlreform" schwierig gemacht, daß die drei Parteien sich auf einem gemeinsamen Standpunkt vereinigen konnten, so kommt jetzt die Angelegen heit eines eigenen Gymnasiums für die slowenische Jugend in Cilli (Sieiermark) hinzu, um die Coalition in die Brüche gehen zu lassen. Die Dcutsch-Liberalen haben bei den Wiener Gemeinderathrwahlen so empfindliche Niederlagen erlitten, daß sie um der Existenz ihrer Partei willen gezwungen sind, sich auch einmal energisch zu zeigen und ihren Liberalismus kräftig zu betonen. Ob nun aber gerade die Cilli-Angelegen- heit eine solche ist, daß sich die Partei plötzlich auf ihren Liberalismus besinnen, daß sie alle ihre Kräfte einsetzen und die Coalition darüber in die Brüche gehen lassen muß, das darf bei genauerem Hinsehen doch billig bezweifelt werden. Es handelt sich nach dem Regierungsvorschlage nur darum, an dem bestehenden demschen Gymnasium in Cilli für die unteren Klassen lowenische Parellel-Klassen einzurichten. Die Mehrheit der 7000 Köpfe betragenden Einwohnerschaft CilliS ist allerdings deutsch. Auch die Bevölkerung von ganz Steier mark ist zu zwei Dritteln deutsch und nur zu einem Drittel slowenisch. Nun giebt es aber im Lande acht Gymnasien und drei Realschulen, von welchen elf höheren Schulen nur ein einziges Gymnasium slowenische Parallel-Klassen hat, während die übrigen rein deutsch sind. Da nun Cilli in seiner Umgebung sehr viele Slowenen wohnen hat, die ihre Kinder vie.sach auf das Gymnasium der Stadt schicken, urrd da hierdurch die Mehrheit der Cillier Gymnasiasten slowenisch ist (129 deutsche, 245 slowenische Schüler), so kann man eS den Slowenen nicht verdenken, daß sie slowenische Parallel-Klassen fordern und daß die Regierung dieser For derung zu entsprechen bereit ist. Es ist ja sehr hübsch von den Deutsch-Liberalen, daß sie ihr Deutschthum hochhalten, aber sie dürfen dies doch nicht allzu sehr auf Kosten anderer anstrebender Nationalitäten thuu. Ihre eigene Sprache kann eine Partei (wie dies die Magyaren in Ungarn thun) nur dann den übrigen aufzwingen, wenn sie diese Sprache für die allein herrschende hält und sich mittels dieser Sprache selbst in der Regierung zu erhalten sucht. Unter den Deutsch-Oesterreichern ist diese Anschauung lange die maßgebende gewesen; erst in neuerer Zeit ist sie sehr an Ansehen gesunken. In den Kreisen der Deutschen dämmert allmählig die Einsicht auf, daß diese Zeiten vorüber sind, wo mit dem bloßen Herrschafts-Anspruch etwas erreicht wird. Gerade die Einseitigkeit der Sprachbetonung ist ein Nachtheil für die Deutschen. Während Tschechen, Polen und Slowenen zweier Sprachen mächtig zu werden streben und somit zum Kampf umS Dasein sich immer besser au-rüsten, schließen sich die Deutschen mit ihrer Kenntniß nur einer Sprache in einen engern Kreis ein und vermindern so ihre eigene Leistungsfähigkeit. Aus den Kreisen der Deutschen selbst ist darum in der letzten Zett eine Bewegung erwachsen, die diesem offenbaren Nachtheil abhelfen will. Deutsche in Böhmen find e«, die verlangen, daß die Erlernung beider. Landessprachen an sämmtltchen Mittelschulen obligatorisch gemacht werde, und vor Kurzem erst hat der Schulau-schuß de« mährischen Landtage« den von dem deutschen Abgeordneten Weber bean tragten Gesetzentwurf, betreffend die Einführung der zweiten Landessprache als obligatorischen Lehrgegrnstand, dem Landtage einstimmig zur Annahme empfohlen. Unter den Deutschen selbst also wächst die Ucberzeugung, daß es ihnen Vortheil bringe, wcnn sie ihre Sprach-ÄuSschließlichkeit aufgeben und den Ansprüchen der übrigen Nationalitäten Oesterreichs ein größeres Wohlwollen als bisher bezeugen. — Warum die die Deutsch-Liberalen also gerade die Cilli-Angclegnbeit als Sprungbrett nehmen, um sich von der Koalition zu trennen, ist nicht klar, und wenn sie glauben, durch ein kraftvolles Auftreten ihre alte einflußreiche Stelle im Abgeordnetenhaus« und im Reichsrathe wiederzuerobern, dann sollten sie doch dazu einen andern, passenderen Anlaß wählen. Die Wiener Blätter spiegeln die verwickelte innere Situation wieder. Nach dem „Fremdenblatt" bekunden die Coalitionsparteien Geneigtheit für alle Vorschläge, welche zur Vermeidung der KRsiS führen könnten. Es fehlt auch nicht an Bemühungen, bezüglich der Frage des Gymnasiums zu Cilli noch vor der Abstimmung im Budgetausschusse zu einem Arrangement zu gelangen. Die „Neue Freie Presse" und das „Neue Wiener Tageblatt" halten eine Ministerkrise für unmittelbar bevorstehend. Das „Vaterland" sagt, alles bisher Verlautende sei ohne feste Begründung, es widerspreche der Natur der Verhältnisse oder den geltenden gesetzlichen Be stimmungen. Nur darin herrsche Uebereinstimmung, daß die Regierung jetzt die Initiative ergreifen müsse, um durch ihren Entschluß die obwaltende Verwirrung zu beendigen. Nord - Ostsee - Kanal - Feier. W.D.S. Hamburg, 16. Juni. In den letzten Wochen stand die gesammte journaUstische Welt und ebenso das zeitungslesende Publikum im Zeichen der Feierlichkeiten für die Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals, die in wenigen Tagen hier in Hamburg beginnen werden und bereits morgen den hier zahlreich zusammcngcströmren Journalisten einen Vorgeschmack bieten sollen. Das immer bereite Hamburg will es sich ab:r nicht nehmen lassen, auch bei diesem welt geschichtlichen Ereignisse seine Opferwilligkeit und Gastfreund schaft zu zeigen und daß dies allseitig dankbar anerkannt wird, bedarf kaum der Erwähnung. Währen) morgen die emsige Feder des Journalisten bereits die hier bei dem Zusammensein in „Alstcrlust" und bei dem Besuche der „Alsterinsel", wie beim Anblicke der Probebeleuchtung ge wonnenen Eindrücke, wenn auch erst spät Abends, skizziren und theilweise hinaustreten wird in die weite, weite Welt, veranlaßt uns die heutige Sonntagsruhe zu einem Rückblick auf das Jahr 1887, specsill auf den 3. Juni des g nannten Jahres, auf den Tag, an dem der hoch.'elige Kaiser Wil helm l. den Grundstein zu dem großen Unternehmen legte, das in achtjähriger Bauzeit nunmehr sich vollendet zeigt und nur noch der Schlußsteinlegung harrt, die bekanntlich am 21. Juni durch den Enkel unseres ersten greisen Heldenkaisers vollzogen werden wird. . Ein stürmischer Tag war es, an dem damals der hoch betagte Kaiser sich der wichtigen Aufgabe unterzog und per sönlich in Holtenau den Grundstein legte. Umgeben vom Reichskanzler, von den Mitgliedern des Bundesraths, dem Präsidenten und den Vizepräsidenten des Reichstags, den Chefs und den höheren Beamten der Reichsämter, den Mit gliedern des preußischen Staatsministeriums, den Präsidenten und Vizepräsidenten der beiden Häuser des Landtage-, den Chefs der Behörden der Provinz Schleswig-Holstein, den Mitgliedern des Reichstages, des preußischen Landtages und des Landtages der Provinz Schleswig-Holstein, der Geistlich keit u. s. w., blieb der greise Monarch während der ganzen Dauer der Feier vor dem für ihn erbauten Pavillon stehen und achtete nicht des unfreundlichen mürrischen Wetters. Wahrlich, wer hätte es geglaubt, daß der mehr als neunzig, jährige Kaiser damals diese Strapaze ertragen könne?! Und als der kaiserliche Greis an der Landungsstelle mit einer Musikfanfare empfangen wurde und noch immer rüstigen Schrittes zum Pavillon ging und den Befehl zum Beginn l der Feier erthellte, wer hätte ihm die SO Lebensjahre an- 1 gesehen?! In strammer militarisier Haltung, wie man Kaiser Wilhelm I. nicht anders kannte, folgte der Monarch dem Verlaufe der erhebenden Feier, die unt dem Chorgesange aus Psalm 21 (von G. F. Händel): „Der Fürst wird sich freu'» Deiner Macht, o Herr, unendlich froh wird er sein ob Deiner Gnade" ihren Anfang nahm, worauf der Reichskanzler die in den Grundstein zu ver- senkende Urkunde verlas, mit der zugleich das Reichsgesetz, betreffend die Herstellung des Nordostsee-Kanals vom 18. März 1886, das preußische Gesetz, betreffend die Gewährung eines besonderen Beitrages von 50 Millionen Mark ,m Voraus zu den Kosten der Herstellung des Nordostsee-Kanals vom 16. Juli 1886, eine Karte der Linie des Nordostsee. Kanals; dle Baugeschichte desselben und ein vollständiger Satz der Reichsmünzen in den Grundstein gelegt wurden. Die Einlegung aller vorbenannten Gegenstände erfolgte unter "Musikbegleitung und als diese beendigt war, schritt der greise Kaiser zum Grundstein, ergriff die ihm vom Kgl. Bayrischen stimmführenden Bevollmächtigten zum Bundesraih mit einer Ansprache überreichten Kelle und warf von dem bereit ge haltenen Mörtel auf den Stein, worauf das Verschlußstück aufgesetzt wurde und der Kaiser, nach stattgehabter lieber- reichung des Hammers durch den Reichstagspräsidenten, die üblichen drei Hammerschläge vollführte. Nachdem auch die anwesenden Mitglieder der Kaiserlichen und Königlichen Familie, der Reichskanzler und die übrigen zu diesem Acte befohlenen Persönlichkeiten die Hammerschläge vollführt hatten, hielt der amtirende Geistliche die Weiherede, welcher Seine Majestät entblößten Hauptes zuhörte. Es folgte der Chor gesang des Hallelujah aus dem Messias von Händel, nach welchem der Reichskanzler das Hoch auf den Kaiser aus- brachte, in daS die Anwesenden begeistert dreimal einstimmten. Die Musik spielte das „Heil dir im Siegerkranz", die gc- sammte Festoe.sammlung sang den ersten und letzten Vers dieser Hymne und die Feier halte hiermit ihr Ende erreicht. Kaifer Wilhelm I. kehrte auf der „Pommerania" vni Holtenau nach Kiel und von der dortigen Landungsstelle nach dem Schlosse zurück, auf Lessen Zinne früh Morgens die Kaiserliche Standarte gehißt worden war. Während der Rückfahrt suchte man auf der „Pommerania" den greisen Kaiser zu bewegen Angesichts des sich mehrenden Sturmes doch die Kajüte aufzusuchen. Aber der alte Monarch haue auf dieses Zureden nur die kurze abweisende Antwort: „Was würden Meine Matrosen in den Raaen der Kriegsfchisie dazu sagen, wenn Ich mich verstecken würde? Sic wollen ihren Kaiser sehen und Ich will ihnen diese Freude nicht verderben." Und dabei blieb es. Als auch wir zurückkehrten von der erhebenden Feier in Holtenau lenkte sich unser Black vorübergehend auf das Kieler Schloß. Der Sturm war orkanartig geworden und hatte die auf dem Schlosse wehende Kaiserliche Standarte mehrfach zerrissen. Kaiser Wilhelm I. fuhr noch an demselben Tage nach Berlin zurück, erkrankte bald darauf bekanntlich bedenklich, genas aber unter der sorgsamen Pflege der erlauchten Tochter doch noch ein- mal wieder. Dennoch war es der letzte Besuch des greisen Fürsten in Kiel gewesen, eine der letzten großen Tharen feine» reich gesegneten Leben». Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Der Kaiser begab sich gestern Abend mittels Sonderzuges nach München, um dort am Montag den Umbau und die Neuordnung der Schackgallerie zu besichtigen. Die Rückreise nach Potsdam sollte heute Abend von München angetreten werden. Se. Majestät be wahrt da» strengste Jncognito und steigt in der preußischen Gesandtschaft ad. Ein tief einschneidendes Urtheil hat da» Reichsgericht in der Revistonsinstanz gefällt: Der vierte Strafsenat sprach sich dahin aus, daß die Aufforderung zum Boykott al» „grober Unfug" zu bestrafen sei, wenn dadurch eine Beunruhigung de» Publikums herbeigeführt worden sei. Da- bei müsse es al» glrichgilttg erachtet '.werden, daß der Boy-
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