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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990614016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899061401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899061401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-14
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Morgen-Ausgabe eiWgrr TaMaü »o. Anzeiger >L Druck und Verlag vo» E. Pol» ia Leipzig. 87 Jahrgang. 297 Mittwoch dm 14. Juni 1899. »Iteu.u 0 Ivuvo xek.l./7.SS »Oteu Feuilleton. Di« worgea-Lu-gab« erscheint um '/,? Uhr. hi« Atruh-AuKgab« Wochentag» »m v Uhr. c TL V »v. »o. t-l) a.0 »0. »v. l. 0 t.0 »0. w.6p^8 w-6p-t7 »v. a.0. l.0. Redacttoa und Lrve-ittou: Johannisgage 8. Di« Expedition ist Wochentag» »nnntrrbroche» geöffnet von früh 8 bi» «bend» 7 Uhr. Die Südpol-Forschung und ihre Aufgaben. Bon Professor vr. Erich v. DrygalSki (Berlin). Nachdruck »der »ue,«g verboten. Die Vorstellungen von der geographischen Gestaltung der südlichen Halbkugel haben gegen da» Ende des vorigen Jahr hundert» durch die großen Reisen von I. Cook (1772—75) eine wesentliche Umgestaltung erfahren. Im Alterthume hatte der Chaldäer Seleuko», ein Schüler von Aristarch, um 150 v. Chr., die Lehre von dem Vorhandensein eines großen Südländer, da» Afrika mit Indien verband, dadurch zu begründen gesucht, daß der Indische Ocean scheinbar nicht die Gezeiten zeigte, die ein offene» Weltmeer haben mußte. Diese Annahme erwie» sich bald al» irrig. Trotzdem hat der große Geograph Ptolemäus um 150 n. Chr. die Vorstellung von dem Südlande aus genommen. Ihm sind die Geographen de» Mittelalter» gefolgt; und bi» weit in die Neuzeit hinein ist von dem Südlande die Red« gewesen, da» man bald al» große Insel an die Ostseite de» Feuerland«», bald in den Parisischen Ocean verlegt hat. In der Hoffnung auf Gold und anderen Gewinn sind zahlreiche Expeditionen nach diesem Südlande gerichtet gewesen und haben zur Entdeckung vieler Inselgruppen im Parisischen Ocean ge führt. Look zerstörte diese Vorstellungen rndgiltig, indem er da» Südpolargebiet im ganzen Umkreis« im Meere umfuhr und an drei verschiedenen Stellen einen Vorstoß über den südlichen Polarkreis ausführte. Im Mißmuth darüber, daß er kein nutz bringendes Land fand, schreckte er von ferneren Forschungen südlich seiner Wege ab. So vergingen über 40 Jahre, ehe ein neuer Fortschritt in der Kenntniß des Südpolargebietes erzielt wurde. Es war dann einer russischen Expedition unter Bellings hausen 1819—21 Vorbehalten, das erste Land im Südpolar gebiete zu finden, indem sie Alexander -1. - Land und die Insel Peter I. südwestlich von Amerika entdeckte. Das Land selbst erwie» sich zwar als eisbedeckt und nutzlos. Nach der Reise Bellingshausen'S ist jedoch eine größere Zahl von Handels expeditionen nach dem südlichen Eismeer gerichtet gewesen, die in den 20 er und 60 er Jahren unseres Jahrhunderts einen schwunghaften Fang an Thranthieren und Pelzrobben dortselbst betrieben haben. Diesen hat es auch nicht an geographischen Entdeckungen von Bedeutung gefehlt. Am erfolgreichsten war Capitän Weddel, der im Meere Georg IV. südlich von Amerika bis über den 74. Grad s. Br. vordrang und berichtete, daß er ungehindert noch weiter hätte Vordringen können, wenn die Fangzweckt seines Schiffes es gestattet hätten. Er hatte un gewöhnlich günstige Ei»verhältnisse getroffen, die im Südpolar gebiete starken Schwankungen unterliegen. Einen neuen Anstoß für die Wiederaufnahme der Südpolar forschung und damit zu den wichtigsten dort nach Cook erreichten Resultaten gab die Arbeit von Gauß über den Erdmagnetismus, die 1838 erschien. Gauß wie» darin nach, daß die magnetischen Kräfte, die man in Einzelheiten längst kannte, Gesetzen folgten, di« für den ganzen Erdball gemeinsam bestehen, und daß r» möglich ist, die Größe der Abweichung der Magnetnadel von der wahren Nord- und Südrichtung für alle Orte der Erde anzugeben, wenn sie für einige möglichst gleichmäßig vertheilte Baumann die Insel bereiste, war noch nichts dergleichen geschehen; die 30 Dollars werden bezahlt, die Colonisten befinden sich recht wohl dabei und denken gar nicht daran, selbstständig etwas zu unternehmen. Und wie steht es mit der kommerziellen AuSbeu - t u ng der Insel? Unter den Firmen und Privatleuten, welch« in Fernando Po Handel und Planbagenbau treiben, steht obenan das englische HauS Holt L Co. aus Liverpool. Der nächstgrößte Facto- reien- und Farmenbesitzer ist ein Mulatte, dann kommt ein Engländer und schließlich neben einem portugiesischen Mulatten und der katholischen Mission der ein« oder der andere Spanier i mit kaum nennenSwerthen Betrieben. Man sieht: außer der eng lischen Firma haben die Farbigen in Fernando Po ungewöhn lichen Einfluß aus den Handel gewonnen, während die Spanier «ine recht unbedeutende Roll« spielen. Und was ließe sich aus der Insel herausschlagen! Der Plan tagenbau von Fernando Po ist lukrativer als der der meisten Küstengebiete Westafrikas. Weitaus das wichtigste und erträg lichste Product ist der Cacao, der in den Sechziger Jahren aus Westindien eingeführt wurde, auf dem vulkanischen Boden der Ins«! vortrefflich gedeiht, wenig Arbeitskraft und Pflege er fordert und in Europa doch hoch im Preise steht. Sehr guter Qualität ist ebenfalls der kleinbohnige Fernando Po-Kaffee. Allerdings erfordert der aus Sao Thome eingefllhrte Strauch viel Arbeit, weshalb nur wenig Kaffee angebaut und bis jetzt keiner exportirt wird. Das liegt aber nicht an der Insel, sondern daran, daß noch keine Macht ihrer Herr geworden, die im Stande ist, geordnete Verhältnisse zu schaffen, so daß geldkrästrge Firmen sich, ohne allzuviel RSsico zu laufen, zum Anbau animirt sehen. Zuckerrohr gedeiht ebenfalls vorzüglich und seine Cultur würde in Verbindung mit Rumdrennerei voraussichtlich lohnen. Mit Tabak, Chinin, Vanille u. s. w. sind bisher nur bescheidene Versuche gewacht worden, aber die Schuld daran trägt eben nur -die allgemein« Stanation, welcher die Insel unter der kraftlosen spanischen Herrschaft verfallen ist. Jedenfalls liegt die Zukunft der Insel im Plantagen bau. Ungeheure Striche liegen noch brach, und eS kommt nur darauf an, Arbeitskräfte zu schaffen, da die Urein wohner allzu bedürfnißlos sind, und ohne viel eigene Mühe allev' zum Leben, und zu keinem schlechten Leben Nöthige von Mutter Natur so reichhaltig in den Schooß geschüttet bekommen, daß es schwer halten wird, sie zu Arbeitnehmern in unserem Sinne umzuwandeln. Das Hauptproduct d«r Eingeborenen ist das Palmöl. Dasselbe wird von der Natur in wahrhaft unerschöpflicher Fülle geboten. Nirgends, selbst am oberen Congo nicht, fand Baumann solche Massen von Oelpalmen, wie sie besonders an der Ostküste von Fernando Po in stundenlangen Wäldern die Bergabhänge be decken. Auch mit Palmkernen läßt sich ein erfolgreicher Handel unternehmen, wenn erst einmal die >Jnsel völlig erschlossen sein wird, was für «in« thatkräftige Hand bei der Gutmüthigkeit der Bevölkerung eine sehr leichte Aufgabe wäre. Ein« der großen Factoreien macht sehr gute Geschäfte mit der vortrefflich schmeckenden, unserer Kartoffel ähnelnden Knollen frucht Uams.. Sie bezieht dieselbe von den Eingeborenen für den lächerlichen Preis von einem Löffel Salz für zwei Knollen, befrachtet damit kleine Segelboote und sendet sie nach Kamerun und anderen Plätzen, wo die Kaufleut« stets mit Vergnügen dieses ausgezeichnete Nahrungsmittel ankausen. Jedenfalls hat man«s aufF«rnandoPo noch mit jungfräulichem Boden zu thun, und man kann Baumann nur zustimmen, wenn er sein Buch mit der Hoffnung schließt, daß Fernando Po, welches schon sein erster Entdecker, von d«r tropischen Pracht seiner Natur entzückt, „Hermosa", die Wohlgestaltete, nannte, daß dieses Eiland, welches durch seine Lage an der Hauptlinie westafrikani schen Verkehrs, an der Mündung dreier mächtiger Ströme, des Niger, des Calabar und d«s Kamerun, durch seine vorzüglichen Häfen und sonstigen Wortheilc bestimmt erscheint als Stapelplatz für die Küstenländer zu dienen, daß diese herrliche Insel endlich aus ihrem tausendjährigen Ilrwaldschlummer erwachen und für di« Cultur eine Rolle spielen möge. Wo ist der 'Königssproß, der das schlummernde Dornröschen aufwecken wird? Die Hamburgische Handelskammer hat schon 1883 dem Reichskanzler die Erwerbung des vortrefflichen Hafens von Fer nando Po empfohlen. Er ist heute noch, sammt der ganzen Insel zu haben! Englischen Challenger Expedition unter Nares (1874), ein solcher des deutschen Handelsdampfers Grönland unter Capitän Dall mann (1873/74), sowie verscyiedene Fangexpeditionen am An fänge der neunziger Jahre zu erwähnen. Diese haben die Karten in Einzelheiten berichtigt, weitere Forschungen aber nicht anstellen können. In den letzten Jahren endlich sind zwei kleinere Expeditionen von Belgien und England ausgerüstet worden, die den bestimmten Zweck haben, wissenschaftliche For schungen im Südpolargebiet anzustcllen. Die belgische Ex pedition unter De Gerlache, die 1897 die Heimath verließ, ist jetzt in der Heimkehr begriffen, nachdem sie südwestlich von Amerika die erste Ueberwinterung im Südpolargebiete ausgeführt hat. Hierin liegt die Bedeutung dieser Expedition, und dürfen wir wichtige physische Nachrichten von diesem ersten längeren Auf enthalt in der Antarktis erhoffen. Neue Landentdeckungen hat die Expedition nicht erreicht, wie e» nach den bisherigen Berichten scheint, da sie sich in früher bereit» besuchten Gegenden bewegte Die letzten Nachrichten von der englischen Expedition unter Führung des Norweger» Borchgrevinck lauten dahin, daß sie da» Victorialand erreicht und sich dort zur Ueberwinterung eingerichtet hat. Wenn sich nun heute da» deutsch« Reich und, seinem Vorgänge folgend, mit privaten Mitteln auch England zu großen Unter nehmungen rüsten, die im Jahre 1901 gleichzeitig mit je einem Schiffe von verschiedenen Seiten in das Südpolargebiet vor dringen, dort an festen Stationen überwintern und dann nach etwa zweijähriger Abwesenheit auf anderen Wegen in die Heimath zurückkehren sollen, so geschieht es, um endlich den Schleier von einem Erdraum zu lüften, dessen gänzlich un bekannte Flächen mehr al» doppelt so groß wie Europa sind. ». c Ansahmeschluß für Anzeigen: - Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei de» Filiale» und Annahmestelle» je eine halb« Stunde früher. Amelie« sind stet« a» die Erfeetzttl-I« zu richte». l.o. i.o. «.v. »v. »0. Filialen: Dtt« Ale««'» Eartt». (Alfred Hahn), ÜniversitätSstraße 3 (Paulinum), Lsni» Lösche, Katharinenstr. 14, park, und König-Platz 7. Deutsches Reich. /S Berlin, 13. Juni. (Die Socialdemokraten und Reichstagsersatzwahlen.) Durch die NugiltigkeitSerklä- rung der Wahl des Abgeordneten Lotze ist bekanntlich ini Wahlkreise Pirna eine Ersatzwahl erforderlich geworden. Dem Ausfälle dieser Wahl sehen die Socialdemokraten an scheinend mit großer SiegeSgewißheit entgegen. So schreibt die „Sächsische Arbeiterzeitung": „So wird sich denn wohl Liebermann'« ahnungsvoller SchmerzenSruf bestätigen, daß die Socialdemokratie Aussicht habe, den Wahlkreis Pirna in der Nachwahl zu erobern... . Daß die Socialdemokratie gegründete Aussicht bat auf Eroberung des Wahlkreises, be weisen die Zahlen der beiden letzten Wahlen. Ten Sieg werden wir dann feiern mit dem Rufe: Hoch die völker befreiende Socialdemokratie." Es scheint, als ob die Social demokratie sick noch keineswegs mit der Auswahl von Feld geschrei und Parole für den Sieg zu beschäftigen brauche, denn die Wahl von 1898 tbut in gewisser Weise dar, daß die Socialdemokratie im Wahlkreise Pirna in der letzten Zeit im Verhältniß zur Slimmenziffer der bürgerlichen Gegner keine Fortschritte gemacht hat. Bei der NeicbS- tagSwabl vom Jahre 1890 erhielt die Socialdemokratie 3900 Stimmen gegen mehr als 16000 Stimmen der bürger lichen Gegenparteien, im Jahre 1893 erhielt sie 8000 Stimmen gegen 13 000 Stimmen der bürgerlichen Gegenparteien, so daß in dem dreijährigen Zeiträume von 1890—93 die Social demokratie ihre Stimmenzahl mehr als verdoppelt hatte, während die bürgerlichen Parteien einen Verlust von gut 3000 Stimmen zu verzeichnen hatten. Im Jahre 1898 er hielten die Socialdemokraten 10 000 Stimmen, die Anti semiten 11 118 Stimmen, die Fortschrittler 652. In den fünf Jahren von 1893—98 batten also die Socialdemokraten einen viel geringeren Fortschritt, die bürgerlichen Parteien einen viel geringeren Stimmenverlust zu verzeichnen, als in den drei Jahren von 1890—93. Somit ist ein gewisser Stillstand des socialdemokratischen Fortschritts eingetretcn. Es ist natürlich nicht zu bezweifeln, daß die Social demokraten das „ZuchthauSgesetz" und das „Löbtauer Urtheil" gehörig ausbeuten werden, um den Stillstand der sociali- stischen Bewegung im Wahlkreise Pirna zu überwinden, und es wird gerade darum von Interesse sein, zu beobachten, ob dieses Agitationsmaterial seine „Schuldigkeit" tbun wird. — Die Behauptung nationalliberaler Blätter, die Stimm enthaltung der Socialdemokraten im Wahlkreise Emden habe den Sieg deS konservativen Bewerbers berbeigeführt, wird durch die Erklärung de» „Vorwärts" bestätigt, daß die Amtsblatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes nnd Polizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Extra-Vetlagea (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbefSrdrrung 80.—, m«t Postbeförderung 70.—. Strömen bei einem Kriege gegen Westen oder Osten. Gleichzeitig herrsch« aber im Innern deS Lande» nach den Erfahrungen in früheren Kriegen ein gesteigertes Vrrkehr-bedürfniß. Denn der Krieg habe alle wirthschaftlichen Verhältnisse verschoben, und im ganzen Volke, in Industrie und Landwirthschast, werde mit fieberhafter Energie gearbeitet, um die wirthschaftlichen Schwierig keiten zu überwinden und vor Allem unser Heer von mehreren Millionen Streitern mit allen Bedürfnissen zu versorgen. Wenn nun die Eisenbahnen nur eben im Stande seien, den gewöhnlichen Fr i e d e u S v e rke h r zu be wältigen, wenn andererseits die Gruppirung von Personal und Betriebsmitteln, sowie der Fahrplan ausschließlich dem KriegSbedürf- nisse angepaßt sei, wenn ferner die Eisenbahnen längere Zeit während der Mobilmachung und des Aufmarsches der Armee für den Privat- verkehr gesperrt feien, so ergebe sich au- allen diesen Umständen, wie wichtig e- für weite Gebiete sei, den Wasserweg zur Ver fügung zu haben, der unabhängig von den Eisenbahnen aushelfen könne. In dieser Hinsicht werde der Nhein-Elbe- Canal im Kriege «ine hervorragende volk-wtrthschaftliche Bedeutung gewinnen und verhindern, daß Werke der Industrie und Landwirthschast vor dem Stillstand aus Mangel an Betriebsmitteln (Kohlen rc.) bewahrt blieben. Unter Zusammenfassung aller seiner Gründe sagte schließ lich der Vertreter deö GeneralstabeS: er habe „im Auf trage deS Chefs deS GeneralstabeS der Armee die Erklärung abzugeben, daß mit der Ausführung ves Nhein- Elbe-CanalS der Lande-verth eidigung ein wesent licher Vortheil erwachsen werde." r. r. ». r. i. ». » r. ». ». ). jrLr.vL7 lw0,E AnzeigenPrer- die 6 gespaltene Petttzeile 20 Pfg. Nee la men unter dem RedactionSstrich (4 g» spalten) ÜO/H, vor den Famtliennachkichtra (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Pttls- vcrzeickmtß. Tabellarischer und Ztfferusatz nach höherem Tarif. s s. S. BezvgS-PreiS K» der Hauptexpedition oder den im Stadt- bezirk und de» Vororte» errichtete» AuS« aavestelltN ab geholt: vierteljährlich ^14.50, oei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» SchO. Durch die Poft bezöge» für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 8-—. Direkt« tägliche Kreuzbaudseuduu- 1»» Ausland: monatlich 7.bO. Fernando Po. -o. Obgleich, oder, wie man bei der Natur diplo matischer Gepflogenheiten ebenso gut sagen kann, gerade weil die Nachricht, Deutschland verhandle mit Spanien wegen des Ankauf» der afrikanischen Tropeninsel Fernando Po, der Perle de» Guinea-Golfes, von dem Madrider „Liberal" anscheinend officiö» dementirt worden ist, dürft« e» geboten sein, diese neu« Perspective der deutschen Colonialpolitik nicht aus dem Auge zu lassen. Der „Liberal" will mit echt spanischer Pose glauben machen, die Madrider Re gierung „denke nicht an einen Verkauf der spanischen Be sitzungen". Allein nach dem furchtbaren Fiasko aus Euba und den Philippinen ist die Liquidation des spanischen Colomvlbe- sitzes beschlossen« Sache. Ist doch der Posten eine» Colonial- minist«rS gänzlich gestrichen und ist doch die Schuldenlast de» offensichtkich in der Decadence begriffenen Staates, in dessen Be reich einst die Sonne nicht unterging, eine so ungeheure, daß seine Leiter e» als ein Glück begrüßen müssen, wenn sich Abnehmer für den Rest seiner colonialen Herrlichkeit finden. Was also heute noch aus begreiflichen Rücksichten dementirt wird — auch der Verkauf der spanischen Inseln in Polynesien ist wiederholt dementirt worden — kann morgen schon Thatsache sein und deshalb hat man noch kein Rundreisebillrt nach Utopien genommen, wenn man sich Fernando Po und seine Geschichte etwas näher betrachtet. Nie hat Spanien dieser nicht dlos äußerst fruchtbaren, son dern auch sür den Weltverkehr höchst günstig gelegenen Insel einen besonderen Werth beigemesseu, es hat si« vielmehr in sträf licher Weise vernachlässigt, sich selbst überlassen, ja fast vergessen. Die Portugiesen waren es, die, in dem Bestreben, die Schätze Ostindiens auf dem Seewege zu erreichen, 1472 die größte der Guinea-Inseln entdeckten. Unter portugiesischer Herrschaft hat die Insel niemals eine Bedeutung erlangt. Ende des 18. Jahr hunderts ging sie an Spanien über, aber auch die Madrider Re gierung kümmerte sich so gut wie gar nicht um das werthvolle Ei land. So war «s kein Wunder, daß sich die Engländer allmäh lich aus Fernando Po sestsetzten und ihr langjähriger Einfluß hat der Insel denn auch ihren englischen Charakter gegeben, den sie heute noch trägt. Die in der Hauptstadt Santa Isabel und in ihrer näher«» Umgebung ansässige Bevölkerung der importirten Poto-Neger spricht oder kauderwelscht wenigstens englisch und die wenigen Bube-Neger — so heißt di« Eingeborenen-Bevölke- rung —, welche einer fremden Sprache mächtig sind, können ausnahmslos nur englisch. Gleichwohl haben die spanischen Cortes, im Gegensatz zu der Regierung, die Fernando Po gern für «ine namhafte Summe losgeschlagen hätte, sich nicht zum Verkauf des für Spanien so fragwürdigen Besitzes entschließen können. W«r Spaniens Autorität den Eingeborenen gegenüber war und blieb nur eine rein nominelle. Man begnügte sich damit, einen Gouverneur einzusetzen und eine Jesuiten-Mission als Gegengewicht gegen die englischen Baptisten-Missionare auszu senden, allein die letzteren richteten so gut wie gar nichts aus' und ungefähr dasselbe bekamen die «ingeborenen Bube-Neger von der spanischen Verwaltung zu spüren. Sie gehorchen ihren Dorfältesten und ihrem König, wissen aber in ihrer überwiegen den Mehrzahl noch nichts davon, daß ihr eigentlicher Beherrscher in Madrid sitzt. Es fehlt eben an — Geld und wiederum an Geld. Selbst das Nothwendigste schickt das Mutterland — wir folgen den Ausführungen Baumann'», welcher die Insel 1886 durchstreifte*) — in so langen Zwischenräumen, zeitweilig auch gar nicht, daß die Localregierung fast stets bei den Factoreien Sta. Isabels verschuldet ist. Sogar di« Krujungen, die im Dienste der Re gierung stehen, erhalten ihre Löhnung nur unregelmäßig. Außer englischem Gelbe sind in Sta. Isabel fast nur alte spanische Pe setas im Umlauf, die außerhalb der Insel fast gänzlich werthlos sind, während neues spanisches «Geld so gut wie unbekannt ist. Eine ganz eigentümliche Rolle spielen die officiellen spani schen Colonisten, zwei Familien aus Teneriffa. Sie erhalten 30 Dollars pro Kopf für die einfache Thatsache, das sie Fernando Po bewohnen und die spanische Colonisation „repräsentiren". Diese Summe wird ihnen bis zu der Zeit zugesichert, wo die Regierung Arbeitsmaterialien u. s. w. geschickt haben würde. Als *) „Eine asrikanische Tropeninsel, Fernando Po", von vr. Oskar Baumann, Wien und Olmütz, Verlag von Eduard Hölzel, 1888. Orte ermittelt ist. Diese Entdeckung ist auch sür die praktische Schifffahrt von der höchsten Bedeuiung gewesen, weil sie die Möglichkeit gab, die magnetiscben Karten zu construiren, deren die Schiffe auf dem Meere für die Steuerung nach dem Compaß bedürfen. Auf diese Anregung hin wurd«n um 1840 gleichzeitig drei große Expeditionen in da» Südpolargebiet entsandt, um magnetische Beobachtungen in den höheren Breiten der südlichen Halbkugel zu gewinnen. Es waren dies die Expeditionen der Franzosen unter Dumont d'Urville, der Amerikaner unter Wilkes und vor Allem der Engländer unter I. C. Roß. Diesen Ex peditionen sind die ganzen Erfolge zu verdanken gewesen, auf welchen noch beute die Kenntniß des Südpolargebietes beruht. Die Franzosen und Amerikaner machten wichtige Land entdeckungen südlich von Amerika im Dirk-Gerrits-Archipcl und in Graham-Land, sowie südlich von Australien in der Landreihe, die man heute als WilkeS-Land bezeichnet, und die schon der Entdecker selbst als den Rand eines Continents betrachtete. Roß entdeckte da» große Victorialand und befuhr nach Durchbrechung eine» festen Packei-gürtel» das eirfreie Roßmeer an dessen Ost küste bis über den 78. Grad s. Br. hinaus, woselbst er die gewaltigen nach seinen Schiffen benannten Vulkane Erebus und Terror sah und schließlich durch eine zusammenhängende große Eismauer am weiteren Vordringen gehindert wurde. Diese drei Expeditionen sammelten auch eine Fülle von biologischen, magnetischen und physikalischen Beobachtungen, die noch heute grundlegend sind. Nach 1840 ist ein nennenswerther Fortschritt in der Kenntniß des Südpolargebietes bi- heute nicht mehr erzielt worden. Don dorthin gerichteten Unternehmungen sind rin kurzer Vorstoß der Heeresleitung und Nhein-Elbe-Canal. Ein wichtiges Capitel der Berathungen der Canal commission deS preußischen Abgeordnetenhauses betrifft die Bedeutung deS Canals für die LandeSvertheidigung. Auf Wunsch — was vorweg hervorzuheben ist — conser- vativer Commissionsmitglieder ist die Heeresverwaltung veranlaßt worden, sich über diese Seite der Canalfrage gut achtlich zu äußern. So nahm denn sowohl der Kriegsminister, als der Chef der Eisenbahnadtheilung des Generalstabs, Oberst Budde, Gelegenheit, die erbetene Auskunft in vollem Umfang zu ertheilen. Der Kriegsminister General v. Goßler sprach nach dem Commissionsbericht seine Freude darüber auS, daß man ihm die Möglichkeit gegeben, den irrtümlichen Aeußerungen entgegenzutreten, wonach der Canal für die LandeSvertheidigung ohne Bedeutung sei. Die Heeres verwaltung habe ein großes Interesse an der Vorlage, und wenn sie dieselbe nicht angeregt habe, so liege dies daran, daß sie bisher anderweitige große und dringende Aus gaben sür Kriegszwecke sicher stellen mußte: Die Eisenbahn sei nach wie vor das HauptcommunicationSmittel, da- namentlich für die Mobilmachung und die rasche Versammlung der Truppen an der Landesgrenze unentbehrlich sei; aber die Leistung der Eisenbahnen habe ihre Grenze; sie müsse durch andere Be- förderungSwege unterstützt werden. Für die Beförderung auf dem Wasserwege kämen, abgesehen von kleineren Truppenabtheilungen, in Betracht: Kranke, Verwundete, Gefangene, Verpflegungsmittel, Munition, Artillerie- und Jngenieurmaterial rc. Ein Blick aus die Karte zeige nun, daß unsere großen, schiffbaren Ströme im Osten und Westen nicht miteinander verbunden sind. Im Osten sei zwar ein planmäßiger Ausbau der Wasserwege bereits angebahnt, von der Elbe auswärts komme aber die frühere politische Zerrissenheit zum Aus- druck, hier trennten die Ströme, statt da» Land zu ver binden. Der geplante Eanal soll nun diese Verbindung Herstellen; dadurch gewinne erst der Rhein seine volle Bedeutung als Oprrationsbasi-, daß er diesen Zubringer unmittelbar von den großen militärischen Depots und Werkstätten im Innern de- Landes erhalte. Im Osten lägen die Verbindungen mit der Weichsel günstiger, aber auch hier sei das Land rechts der Weichsel nicht ausreichend angeschlossen. Eine Verbindung von Graudenz etwa nach Nikolaiken mit Regulirung der Angerapp und Inster zum Anschluß an den Memel sei militärischerseits zu wünschen. Man werde dann eine durchgehende Wasserstraße von Memel bis Saar burg im Elsaß haben. Außerdem würde der gedachte Canal in Ostpreußen einen wichtigen Abschnitt bilden gegen einen russischen Einfall. Der Kriegsminister schloß, er sehe in der Vorlage eine Culturaufgabe von höchster Bedeutung, durch welche die einheitliche Gestaltung der Verkehrswege und hiermit die Vertheidigung des preußischen Staates im Kriegsfälle wesent lich gefördert werde. Oberst Budde, der Cbef der Eisenbahnabtheilung des Generalstab», erachtete die Verbindung des östlichen Wasser- straßennetzeS mit Weser und Rhein als von größtem Vor theil, sowohl für die westliche wie für die östliche LandeSvertheidigung. Der Canal sei ein Zubringer in die erwähnten Operationsbasen an der West- und Ostgrenze. Während die Eisenbahnen durch mehrere Wochen die Mobil - machung und den Aufmarsch der Armee nach festliegenden Plänen bewirkten und durch Gütertransporte nicht in Anspruch genommen werden dürften, könnten gleichzeitig in den Corpsbezirken des VII., X. und IV. Armcecorps alle Heeres- bedürfnisse aus Len militärischen Depots und Werkstätten oder von der Landwirthschast und Industrie aus Land-und Wasserstraßen oder auch auf Querverbindungen, die dem Aufmarsch nicht dienen, mit der Bahn an den Canal herangebracht, in Schiffe verladen und, sei es in die westliche oder östliche Operationsbasis, vorgeführt werden. So fülle sich dort das große Sammelbecken im Rücken des Feldheeres und könne unmittelbar nach beendetem Aufmärsche seine Auf gabe erfüllen. Wäre daS deutsche Reich genöthigt, einem seine Küsten bedrohende» Feinde gegenüberzutreten oder im eigenen Lande mit der Front nach Süden Krieg zu führen, so biete der Canal «ine OperattoaSbasiS, entsprechend den deutschen lonvi». »L r. r.
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